Freitag, 12. Juni 2015
Keine Panegyrik
Es hätte gekracht.
Sehr sogar.
Weil es ohnehin eine Plage ist, die Seiten einer Zeitung mit Nachrufen auf Leute füllen zu müssen, die man eigentlich nicht tot sehen will. Niemand schreibt gern Nachrufe, das ist ein elendes Geschäft.
Und es entbindet auch keinen Verbleibenden, das zu tun, was eigentlich nötig wäre: Weiterzumachen.
"Das muss heute noch rein."
"Das geht nicht, wir müssen noch diesen Nachruf bringen."
"..."
"Wirklich."
"Aber dann morgen."
Das ist nicht respektlos gegenüber einem Toten. Der Nachruf ist und bleibt die unerfreulichste Form der Wertschätzung. Keiner will sie wirklich.
Das geht anders besser - indem man sich überlegt, was man tun kann, damit es halbwegs im Sinne des Verstorbenen weiter geht. Nicht als Adept, sondern als weiterdenkendes Individuum. In meinem Fall ist das etwas schwierig, weil ich genau wusste: Wenn ich das jetzt so veröffentliche, dann schaut er an einigen Stellen griesgrämig. Aber das wollte er letztlich so und da, wo ich früher dachte, das wird jetzt haarig, denke ich mir heute, dann sollte so genau so sein, zu verlieren habe ich eh nichts. Ich weiss nicht, ob mir das gelingt. Es fühlt sich nicht mehr so an wie früher. Alles andere wäre aber auch seltsam.
Ich finde es absurd, die Frage Wertschätzung an einer ausbleibenden Panegyrik nach einem Jahr festmachen zu wollen, zugunsten einer Person, die davon nichts, aber auch gar nichts gehalten hat, und Schleimer verachtete. Es gab in einem Blog mal jemanden, der sowas gemacht hat, eine Todestag-Eloge für einen Wissenschaftler und ich weiss noch, wie er damals getobt hat, was das soll und dafür sind Blogs nicht da - bald war dieses Blog dann auch weg vom Fenster.
Was ich sagen will: Echtes Gedenken braucht keine rituell begangenen Tage. Das Trauma ist schon übel genug.
Halten Sie also einfach die Klappe und gehen Sie weiter zu einer famosen FAZ-Autorin und sorgen Sie durch Kommentare dafür, dass der Laden läuft. Man tut, was man kann. Es mag nicht genug sein, aber mit dem Gefühl, genug getan zu haben, wasr man bei ihm ohnehin an der grundfalschen Adresse.
Sehr sogar.
Weil es ohnehin eine Plage ist, die Seiten einer Zeitung mit Nachrufen auf Leute füllen zu müssen, die man eigentlich nicht tot sehen will. Niemand schreibt gern Nachrufe, das ist ein elendes Geschäft.
Und es entbindet auch keinen Verbleibenden, das zu tun, was eigentlich nötig wäre: Weiterzumachen.
"Das muss heute noch rein."
"Das geht nicht, wir müssen noch diesen Nachruf bringen."
"..."
"Wirklich."
"Aber dann morgen."
Das ist nicht respektlos gegenüber einem Toten. Der Nachruf ist und bleibt die unerfreulichste Form der Wertschätzung. Keiner will sie wirklich.
Das geht anders besser - indem man sich überlegt, was man tun kann, damit es halbwegs im Sinne des Verstorbenen weiter geht. Nicht als Adept, sondern als weiterdenkendes Individuum. In meinem Fall ist das etwas schwierig, weil ich genau wusste: Wenn ich das jetzt so veröffentliche, dann schaut er an einigen Stellen griesgrämig. Aber das wollte er letztlich so und da, wo ich früher dachte, das wird jetzt haarig, denke ich mir heute, dann sollte so genau so sein, zu verlieren habe ich eh nichts. Ich weiss nicht, ob mir das gelingt. Es fühlt sich nicht mehr so an wie früher. Alles andere wäre aber auch seltsam.
Ich finde es absurd, die Frage Wertschätzung an einer ausbleibenden Panegyrik nach einem Jahr festmachen zu wollen, zugunsten einer Person, die davon nichts, aber auch gar nichts gehalten hat, und Schleimer verachtete. Es gab in einem Blog mal jemanden, der sowas gemacht hat, eine Todestag-Eloge für einen Wissenschaftler und ich weiss noch, wie er damals getobt hat, was das soll und dafür sind Blogs nicht da - bald war dieses Blog dann auch weg vom Fenster.
Was ich sagen will: Echtes Gedenken braucht keine rituell begangenen Tage. Das Trauma ist schon übel genug.
Halten Sie also einfach die Klappe und gehen Sie weiter zu einer famosen FAZ-Autorin und sorgen Sie durch Kommentare dafür, dass der Laden läuft. Man tut, was man kann. Es mag nicht genug sein, aber mit dem Gefühl, genug getan zu haben, wasr man bei ihm ohnehin an der grundfalschen Adresse.
donalphons, 13:38h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 16. Mai 2015
Norm, Status, Privileg, Gutheit und Offenheit
Unsere Welt neigt dazu, alles zu normieren. Nicht, weil sie böse wäre, sondern weil sie faul ist und kein Interesse hat, sich an Leute anzupassen, von denen man nicht weiss, ob sie morgen noch da sind. Früher lag das an der Pest und heute, im Westen, an unseren unendlichen Optionen. Es lohnt sich nicht für die Welt, sich da anzupassen.
Das versteht man vermutlich nur, wenn man irgendwie anders ist und im Weltgestrüpp nicht aus kann. Schwul sein ist nur eine Geschichte unter vielen. Es muss auch gar nicht immer so schlimm wie eine Behinderung oder eine schwere Krankheit sein. Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse gehört auch dazu, denn vieles davon kann man nicht einfach ablegen. Man wird halt geprägt und macht es so, wie man es kennt. Und vieles, was die Oberschicht automatisch tut, wirkt dann eben schrullig. Und in seiner Gedankenlosigkeit auch massiv provozierend. Andere Schichten haben sich das Unbewegliche bei der Welt und ihrer Unnachgiebigkeit gut abgeschaut.
Und Vermögende kaufen sich dann dafür entweder Raum, wenn sie viel Geld haben, oder eben Ausnahmeregelungen, wenn es nicht ganz so viel ist. Es gibt dann noch immerhalb der Reichen so eine Art Unterschicht. Leute, bei denen es gerade eben so zum guten Leben reicht, aber nicht zur totalen oder auch nur zeitweisen Abschottung. Vermutlich gehöre ich dazu, selbst wenn das von Aussen anders wirken mag und vielleicht sogar angesichts der derben Unterschiede so ist. Ich kann trotzdem nicht tun, was ich will, ich muss meine Privilegien schon bewusst und gezielt einsetzen. Ich kann sie nicht verschwenden. Ich muss mir im Klaren darüber sein.
Das bedeutet auch, dass es um mich herum eine gewisse Grenzschicht gibt, die anders ist. Man muss wissen, was passiert, was sich verändert, was Sinn macht und was man kaum brauchen wird. Immerhin, wir sehen da zumeist eine lange Geschichte und wie schnell sie vergeht - wir haben da sowas wie einen Riecher für das Wesentliche. Da ist so ein automatischer Denkvorgang, der einen fast schon instinktiv dazu bringt, genau so weit zu gehen, wie es sinnvoll ist. Und dann zu schauen, was passiert, wenn sich andere zu weit vor wagen. Man muss ja nicht mit. Man kann auch etwas ausharren. Aber dafür muss man offen sein, lesen, überlegen, reden, debattieren und sich darüber bewusst werden, wie andere das sehen. Ein anderer Standpunkt ist keine Beleidigung, sondern eine Option, eine Alternative oder eine Gefaht. Man muss das kennen. Dann kann man auch mit meinen begrenzten Mitteln gut leben.
Ein wenig versuche ich ja auch zurück zu geben, denn mein Blog bei der FAZ eröffnet Sichtweisen, die auf den ersten Blick vielleicht schrullig sind, aber andere treffen immer wieder auf Leute, die Privilegien haben und so denken, wie wir das tun - da kann es sinnvoll sein, diese Prinzipien zu begreifen. Ich mag es, wenn Leute das lesen und auch hinterfragen. Man wächst daran. Man versteht. Man wird schlauer. Und wenn es jemand anders sieht, tut es praktisch nie jemandem weh.
Tatsächlich ist meine Position so komplex, was die Umgebung angeht, und so einfach, wie ich das sehe, dass ich super damit klar komme und gleichzeitig genau weiss, wie höllisch das für andere wäre. Die Welt macht es anderen einfach, sofern sie die Normen repektieren, ich mache es mir einfach und halte Abstand von dieser Welt. Das macht manchmal vielleicht ein klein wenig einsam, weil manches nicht zusammengehen will, selbst wenn man spürt, dass es unter anderen, weniger komplexen Bedingungen ginge. Und es macht grau. Das System ist nicht so angelegt, dass man so leben und wirklich gut sein kann. Über Gutheit kann ich hier nur lachen, denn natürlich kommen die alten Seidenteppiche von Kinderhänden und natürlich sind die Glasschleifer der Kronleuchter nicht alt geworden, kaum älter als diejenigen, die die iPhones derer schrauben, die sich für gut halten.
Meine Ansicht zum Gutsein ist, dass dessen Grundlage der Ausschluss vieler Erkenntnisse ist. Viele würden sich übergeben, wenn sie erkennen würden, wie nah sie mir vielleicht sein könnten, also grenzen sie sich ab und imaginieren eine ganz andere Welt und sehr andere Sphären. Hauptsache, sie sind gut und sauber und besser als die anderen. Das Feine daran ist: Es kostet nichts, deshalb machen es auch so viele. Das weniger Schöne ist: Gutsein hat inzwischen wirklich was von "unterprivilegiert" oder, noch schlimmer "unterprivilegierter Stichwortgeber" an sich.
Ich mein, ich bin da ganz ehrlich: Natürlich bin ich nicht traurig über die körperliche Fülle der T,. denn darin drückt sich ihre innere Verfasstheit aus und wer es damit aushalten muss - das ist nicht nett, aber gerecht. Ich finde sie gradraus hässlich. Natürlich sollte ich ein wenig mehr Mitleid für die Leute haben, die der M. in Düsseldorf hinterlassen hat und für die armen Schweine, die ihm jetzt bei seiner öffentlich-rechtlichen Speichelleckertei in B. für Kleingeld zuarbeiten müssen, während um sie herum die Stadt reicher wird - aber solange die über mich herziehen, ist es halt so. und ich bin darüber stolz wie zehn nackte Neger. Eine Frau, die prima schreiben kann, macht lieber eine auf Proletin mit Gewaltanspielung, weil sie dafür gefeiert wird? Nur zu. Ich kann das prima mit anschauen und wenn es dann sozial zu hässlich wird, ist es nicht mehr wirklich nötig, davon zu lernen. Ob die schon mal das Wort Altersarmut gehört hat? Die Frage sollen andere beantworten.
So ist das hier. Ich kann, ich muss nicht, aber ich bin wachsam und lasse nichts liegen, ohne es mir angeschaut zu haben. Man muss nehmen, was man kriegen kann, und wenn es nur ein schlechtes Beispiel ist. So komme ich ganz gut durch das Dasein, ohne grosse Mühen und vermutlich sehr viel zufriedener als viele. Ich verzichte auf das Privileg, gut zu sein und freue mich manchmal, wie Leute mit ihrer verbohrten, lernunwilligen Einstellung über die Hürden stolpern, die ich klar sehe. Ich mag kein Elend, aber ich mag es, wenn Leute unterprivilegiert sind, weil sie sich selbst beschränken und weigern, andere Optionen auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
Natürlich ärgert das viele, wenn es öffentlich wird. Warum nicht sie, warum nicht mit ihnen, warum der andere und warum sieht denn keiner, wie gut sie sind...
Naja. Sie sind halt nicht gut. Nur unterprivilegiert und mit einem derben Knick in der Optik und äusserlich nur so mittelschömn, und wenn sie sich da in ihrem engen moralischen Verschlag zu sehr rühren, nicht mehr weltkompatibel. Es liegt nicht an mir, Hauptsache ich muss das nicht teilen, dieses gute Schicksal, wo man keine Mohrenlampe haben darf.
Und deshalb mögen sie die Mille Miglia nicht und die Bonzenviertel und halten sich die Ohren zu, wenn andere vorüber brausen. Aber gut sind sie, und links, und recht haben sie auch und da sitzen sie dann und hoffen, dass mal einer liegen bleibt und sie ihn bis auf die Knochen abnagen können, mit ihren spitzen arischweissen Zähnchen in den verbitterten Mäulern. Die Unterprivilegierten in ihrem Weltverhau.
Das versteht man vermutlich nur, wenn man irgendwie anders ist und im Weltgestrüpp nicht aus kann. Schwul sein ist nur eine Geschichte unter vielen. Es muss auch gar nicht immer so schlimm wie eine Behinderung oder eine schwere Krankheit sein. Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse gehört auch dazu, denn vieles davon kann man nicht einfach ablegen. Man wird halt geprägt und macht es so, wie man es kennt. Und vieles, was die Oberschicht automatisch tut, wirkt dann eben schrullig. Und in seiner Gedankenlosigkeit auch massiv provozierend. Andere Schichten haben sich das Unbewegliche bei der Welt und ihrer Unnachgiebigkeit gut abgeschaut.
Und Vermögende kaufen sich dann dafür entweder Raum, wenn sie viel Geld haben, oder eben Ausnahmeregelungen, wenn es nicht ganz so viel ist. Es gibt dann noch immerhalb der Reichen so eine Art Unterschicht. Leute, bei denen es gerade eben so zum guten Leben reicht, aber nicht zur totalen oder auch nur zeitweisen Abschottung. Vermutlich gehöre ich dazu, selbst wenn das von Aussen anders wirken mag und vielleicht sogar angesichts der derben Unterschiede so ist. Ich kann trotzdem nicht tun, was ich will, ich muss meine Privilegien schon bewusst und gezielt einsetzen. Ich kann sie nicht verschwenden. Ich muss mir im Klaren darüber sein.
Das bedeutet auch, dass es um mich herum eine gewisse Grenzschicht gibt, die anders ist. Man muss wissen, was passiert, was sich verändert, was Sinn macht und was man kaum brauchen wird. Immerhin, wir sehen da zumeist eine lange Geschichte und wie schnell sie vergeht - wir haben da sowas wie einen Riecher für das Wesentliche. Da ist so ein automatischer Denkvorgang, der einen fast schon instinktiv dazu bringt, genau so weit zu gehen, wie es sinnvoll ist. Und dann zu schauen, was passiert, wenn sich andere zu weit vor wagen. Man muss ja nicht mit. Man kann auch etwas ausharren. Aber dafür muss man offen sein, lesen, überlegen, reden, debattieren und sich darüber bewusst werden, wie andere das sehen. Ein anderer Standpunkt ist keine Beleidigung, sondern eine Option, eine Alternative oder eine Gefaht. Man muss das kennen. Dann kann man auch mit meinen begrenzten Mitteln gut leben.
Ein wenig versuche ich ja auch zurück zu geben, denn mein Blog bei der FAZ eröffnet Sichtweisen, die auf den ersten Blick vielleicht schrullig sind, aber andere treffen immer wieder auf Leute, die Privilegien haben und so denken, wie wir das tun - da kann es sinnvoll sein, diese Prinzipien zu begreifen. Ich mag es, wenn Leute das lesen und auch hinterfragen. Man wächst daran. Man versteht. Man wird schlauer. Und wenn es jemand anders sieht, tut es praktisch nie jemandem weh.
Tatsächlich ist meine Position so komplex, was die Umgebung angeht, und so einfach, wie ich das sehe, dass ich super damit klar komme und gleichzeitig genau weiss, wie höllisch das für andere wäre. Die Welt macht es anderen einfach, sofern sie die Normen repektieren, ich mache es mir einfach und halte Abstand von dieser Welt. Das macht manchmal vielleicht ein klein wenig einsam, weil manches nicht zusammengehen will, selbst wenn man spürt, dass es unter anderen, weniger komplexen Bedingungen ginge. Und es macht grau. Das System ist nicht so angelegt, dass man so leben und wirklich gut sein kann. Über Gutheit kann ich hier nur lachen, denn natürlich kommen die alten Seidenteppiche von Kinderhänden und natürlich sind die Glasschleifer der Kronleuchter nicht alt geworden, kaum älter als diejenigen, die die iPhones derer schrauben, die sich für gut halten.
Meine Ansicht zum Gutsein ist, dass dessen Grundlage der Ausschluss vieler Erkenntnisse ist. Viele würden sich übergeben, wenn sie erkennen würden, wie nah sie mir vielleicht sein könnten, also grenzen sie sich ab und imaginieren eine ganz andere Welt und sehr andere Sphären. Hauptsache, sie sind gut und sauber und besser als die anderen. Das Feine daran ist: Es kostet nichts, deshalb machen es auch so viele. Das weniger Schöne ist: Gutsein hat inzwischen wirklich was von "unterprivilegiert" oder, noch schlimmer "unterprivilegierter Stichwortgeber" an sich.
Ich mein, ich bin da ganz ehrlich: Natürlich bin ich nicht traurig über die körperliche Fülle der T,. denn darin drückt sich ihre innere Verfasstheit aus und wer es damit aushalten muss - das ist nicht nett, aber gerecht. Ich finde sie gradraus hässlich. Natürlich sollte ich ein wenig mehr Mitleid für die Leute haben, die der M. in Düsseldorf hinterlassen hat und für die armen Schweine, die ihm jetzt bei seiner öffentlich-rechtlichen Speichelleckertei in B. für Kleingeld zuarbeiten müssen, während um sie herum die Stadt reicher wird - aber solange die über mich herziehen, ist es halt so. und ich bin darüber stolz wie zehn nackte Neger. Eine Frau, die prima schreiben kann, macht lieber eine auf Proletin mit Gewaltanspielung, weil sie dafür gefeiert wird? Nur zu. Ich kann das prima mit anschauen und wenn es dann sozial zu hässlich wird, ist es nicht mehr wirklich nötig, davon zu lernen. Ob die schon mal das Wort Altersarmut gehört hat? Die Frage sollen andere beantworten.
So ist das hier. Ich kann, ich muss nicht, aber ich bin wachsam und lasse nichts liegen, ohne es mir angeschaut zu haben. Man muss nehmen, was man kriegen kann, und wenn es nur ein schlechtes Beispiel ist. So komme ich ganz gut durch das Dasein, ohne grosse Mühen und vermutlich sehr viel zufriedener als viele. Ich verzichte auf das Privileg, gut zu sein und freue mich manchmal, wie Leute mit ihrer verbohrten, lernunwilligen Einstellung über die Hürden stolpern, die ich klar sehe. Ich mag kein Elend, aber ich mag es, wenn Leute unterprivilegiert sind, weil sie sich selbst beschränken und weigern, andere Optionen auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
Natürlich ärgert das viele, wenn es öffentlich wird. Warum nicht sie, warum nicht mit ihnen, warum der andere und warum sieht denn keiner, wie gut sie sind...
Naja. Sie sind halt nicht gut. Nur unterprivilegiert und mit einem derben Knick in der Optik und äusserlich nur so mittelschömn, und wenn sie sich da in ihrem engen moralischen Verschlag zu sehr rühren, nicht mehr weltkompatibel. Es liegt nicht an mir, Hauptsache ich muss das nicht teilen, dieses gute Schicksal, wo man keine Mohrenlampe haben darf.
Und deshalb mögen sie die Mille Miglia nicht und die Bonzenviertel und halten sich die Ohren zu, wenn andere vorüber brausen. Aber gut sind sie, und links, und recht haben sie auch und da sitzen sie dann und hoffen, dass mal einer liegen bleibt und sie ihn bis auf die Knochen abnagen können, mit ihren spitzen arischweissen Zähnchen in den verbitterten Mäulern. Die Unterprivilegierten in ihrem Weltverhau.
donalphons, 21:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 14. Mai 2015
Scamorza
Ich bin zurück in meiner alten Wohnung, räume mein Gepäck ein und als ich wieder in der Küche bin, sitzt eine Katze auf dem Fensterbrett und will herein. Das Fenster ist zweieinhalb Meter über dem Boden, aber sie kommt nicht nur hier herauf, sie balanciert auch auf dem schmalen Brett, hinter dem ein Fliegengitter ist, drückt sich durch ein kleines Loch darin und schaut dann herein, und will etwas.
Und ich habe nichts da.
Ausser Scamorza.
Den nimmt sie aber auch, und weil sie in der Nacht dann den ganzen Käse frisst, nenne ich sie so. Es ist übrigens ein Kater, er ist sehr anschmiegsam und blieb von der Vormieterin zurück. Die ist eine Weile weg. S. kümmert sich ein wenig um ihn, aber er hat wohl instinktiv gefühlt, dass er bei mir das volle Programm bekommt. Punkt Acht am Morgen fahre ich dann auch zum Supermarkt und decke mich mit allem ein, was man so braucht, um aus einem naturnahen Kater einen vorzogenen luxusprinz zu machen.
Grana Padano Trenta Mesi liebt er auch, aber das merke ich erst, als ich den vom Markt mit nach Hause bringe. Meine Räder stehen noch hier, die Stahlplatten am See klappern wie immer, den Uferweg haben sie neu asphaltiert und das Gewucher etwas beschnitten, und die Palazzi zerfallen, wie sie das schon tun, seitdem ich sie kenne.
Dieses Ankommen geht hier immer sehr schnell, die Leute kennen mich ja und manche wissen auch in Italien, was passiert ist, und haben sich schon gewundert, ob das Auswirkungen auf mich hatte: Haben doch manche Likalpolitiker hier sehr deutlich gesagt, dass sie mit dem Bild ihrer Region nach dem Erdbeben nicht zufrieden waren. In Italien hätten solche Ansagen Folgen Aber jetzt bin ich ja wieder da und werde bald auch in die Zona Rossa fahren.
Es ist viel los, zu viel, um gut zu sein, und an den Billigständen drängen sich viel zu viele Leute. Früher wäre es die Anlaufstationen für die Armen und Migranten gewesen, heute sind hier alle. Den Kampf um den grössten Arbeitgeber haben sie in Mantua verloren, und das merkt man sofort. Bei den Preisen zum Pranzo di Lavoro, die unter zehn Euro liegen. Aber immerhin, das Pranzo wendet sich an Lute, die noch Arbeit und Geld haben.
Aber wenn man nicht allzu genau hinschaut und die geschlossenen Geschäfte übersieht, ist eigentlich alles wie immer. Es ist Markt und die Leute kaufen hier ein. Hier und in der Apotheke. In meiner Salumeria jedoch, die am Markttag immer gesteckt voll war, muss ich kaum warten.
Dafür wartet daheim Scamorza auf dem Bett, wo er nicht hin darf, und überlegt dann, ob er lieber Scamorza oder Grana mag.
Und ich habe nichts da.
Ausser Scamorza.
Den nimmt sie aber auch, und weil sie in der Nacht dann den ganzen Käse frisst, nenne ich sie so. Es ist übrigens ein Kater, er ist sehr anschmiegsam und blieb von der Vormieterin zurück. Die ist eine Weile weg. S. kümmert sich ein wenig um ihn, aber er hat wohl instinktiv gefühlt, dass er bei mir das volle Programm bekommt. Punkt Acht am Morgen fahre ich dann auch zum Supermarkt und decke mich mit allem ein, was man so braucht, um aus einem naturnahen Kater einen vorzogenen luxusprinz zu machen.
Grana Padano Trenta Mesi liebt er auch, aber das merke ich erst, als ich den vom Markt mit nach Hause bringe. Meine Räder stehen noch hier, die Stahlplatten am See klappern wie immer, den Uferweg haben sie neu asphaltiert und das Gewucher etwas beschnitten, und die Palazzi zerfallen, wie sie das schon tun, seitdem ich sie kenne.
Dieses Ankommen geht hier immer sehr schnell, die Leute kennen mich ja und manche wissen auch in Italien, was passiert ist, und haben sich schon gewundert, ob das Auswirkungen auf mich hatte: Haben doch manche Likalpolitiker hier sehr deutlich gesagt, dass sie mit dem Bild ihrer Region nach dem Erdbeben nicht zufrieden waren. In Italien hätten solche Ansagen Folgen Aber jetzt bin ich ja wieder da und werde bald auch in die Zona Rossa fahren.
Es ist viel los, zu viel, um gut zu sein, und an den Billigständen drängen sich viel zu viele Leute. Früher wäre es die Anlaufstationen für die Armen und Migranten gewesen, heute sind hier alle. Den Kampf um den grössten Arbeitgeber haben sie in Mantua verloren, und das merkt man sofort. Bei den Preisen zum Pranzo di Lavoro, die unter zehn Euro liegen. Aber immerhin, das Pranzo wendet sich an Lute, die noch Arbeit und Geld haben.
Aber wenn man nicht allzu genau hinschaut und die geschlossenen Geschäfte übersieht, ist eigentlich alles wie immer. Es ist Markt und die Leute kaufen hier ein. Hier und in der Apotheke. In meiner Salumeria jedoch, die am Markttag immer gesteckt voll war, muss ich kaum warten.
Dafür wartet daheim Scamorza auf dem Bett, wo er nicht hin darf, und überlegt dann, ob er lieber Scamorza oder Grana mag.
donalphons, 13:10h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 14. Mai 2015
Mantua
Ich mag eigentlich das Gewohnte. Ich kaufe gern Colnagos, wenn ich sie günstig finde, weil ich weiss, dass sie gut passen. Ich mag silberne Gruppen, die sich schön polieren lassen, und wenn ich dann unterwegs bin, macht es mir nichts aus, immer die gleichen Strecken zu fahren - ich entdecke jedes Mal etwas Neues, denn für Wunder und Überraschungen ist überall genug Platz.
Ich war letztes Jahr allerdings kaum in Mantua. Nur eine Woche, um genau zu sein. so kurz war ich dort seit 2007 nicht mehr und einiges kam da zusammen: Einerseits ein milder Winter, der die Pollensaison auf ein halbes Jehr verteilte und mich nicht nach Italien zwang. Es gab daheim auch viel zu tun. Ich war dort zur Mille Miglia und wollte ein paar Wochen später wieder kommen, aber dann starb Frank Schirrmacher, und es begann eine lange Zeit des Abwartens. einen Tag, auf der Rückreise von der L eroica war ich dort, und was ich sah, war nicht wirklich schön: Mantua hat wirklich schwer gelitten. Im reichen München tanzen die Kinder im Brunnen und dort unten würden sie gern weg.
Zu Beginn der Krise sagte ich, dass sie sich doch umschauen sollten - sie lebten an einem der schönsten Orte der Welt, und so viel war möglich. Kann es wirklich schlimm in einem Ort sein, der gleich drei Geschäfte für feine Schreibwaren hat? Letzten Herbst war nur noch einer davon übrig. Es gibt einen phantastischen Caccioricotta bei Zapperoni - aber Zapperoni gibt es nach fünf Jahrzehnten nicht mehr. Das alles weiss ich, als ich in den absurd teuren Wagen steige, in dem ich mich angesichts der Krise deplatziert fühle, und hinunter fahre. Es wurde auch manches besser, Gianni und Nina, das weiss ich, haben es vom Corte inzwischen zum Agrotourismo gebracht, und Francesca geht es nach der Arbeitslosigkeit prima. Bei Amazon. In Deutschland. Sie ist jung und flexibel und kommt damit klar. Aber brutal ist es für jene, die noch während der Krise Wohnungen auf Kredit gekauft haben: Die kommen da nicht mehr raus. Und Mantua ist aufgrund der Entwicklung momentan eher eine schrumpfende Stadt.
Campagnolo hat seine Produktion übrigens nach Rumänien verlagert. Lauter solche Geschichten weiss und höre ich. Ich kaufe italienische Rennräder, solange sie es noch gibt - was nachkommt, hat einen italienischen Namen auf fernöstlichem Carbon und Alu vom Balkan oder Malaysia oder China - Weltmarkt halt. Die hiesigen Marken gingen pleite und wurden verkauft und kommen als Namen zurück aus Fernost. Nur ich hätte das aus Gründen des ausgleichs gern wirklich aus Italien. Denn das, was sie erleben, haben sie nicht verdient.
Und all das werde ich jetzt wohl zu sehen bekommen. Das wird nicht einfach.
Ich war letztes Jahr allerdings kaum in Mantua. Nur eine Woche, um genau zu sein. so kurz war ich dort seit 2007 nicht mehr und einiges kam da zusammen: Einerseits ein milder Winter, der die Pollensaison auf ein halbes Jehr verteilte und mich nicht nach Italien zwang. Es gab daheim auch viel zu tun. Ich war dort zur Mille Miglia und wollte ein paar Wochen später wieder kommen, aber dann starb Frank Schirrmacher, und es begann eine lange Zeit des Abwartens. einen Tag, auf der Rückreise von der L eroica war ich dort, und was ich sah, war nicht wirklich schön: Mantua hat wirklich schwer gelitten. Im reichen München tanzen die Kinder im Brunnen und dort unten würden sie gern weg.
Zu Beginn der Krise sagte ich, dass sie sich doch umschauen sollten - sie lebten an einem der schönsten Orte der Welt, und so viel war möglich. Kann es wirklich schlimm in einem Ort sein, der gleich drei Geschäfte für feine Schreibwaren hat? Letzten Herbst war nur noch einer davon übrig. Es gibt einen phantastischen Caccioricotta bei Zapperoni - aber Zapperoni gibt es nach fünf Jahrzehnten nicht mehr. Das alles weiss ich, als ich in den absurd teuren Wagen steige, in dem ich mich angesichts der Krise deplatziert fühle, und hinunter fahre. Es wurde auch manches besser, Gianni und Nina, das weiss ich, haben es vom Corte inzwischen zum Agrotourismo gebracht, und Francesca geht es nach der Arbeitslosigkeit prima. Bei Amazon. In Deutschland. Sie ist jung und flexibel und kommt damit klar. Aber brutal ist es für jene, die noch während der Krise Wohnungen auf Kredit gekauft haben: Die kommen da nicht mehr raus. Und Mantua ist aufgrund der Entwicklung momentan eher eine schrumpfende Stadt.
Campagnolo hat seine Produktion übrigens nach Rumänien verlagert. Lauter solche Geschichten weiss und höre ich. Ich kaufe italienische Rennräder, solange sie es noch gibt - was nachkommt, hat einen italienischen Namen auf fernöstlichem Carbon und Alu vom Balkan oder Malaysia oder China - Weltmarkt halt. Die hiesigen Marken gingen pleite und wurden verkauft und kommen als Namen zurück aus Fernost. Nur ich hätte das aus Gründen des ausgleichs gern wirklich aus Italien. Denn das, was sie erleben, haben sie nicht verdient.
Und all das werde ich jetzt wohl zu sehen bekommen. Das wird nicht einfach.
donalphons, 00:28h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 13. Mai 2015
Die Natur der Schwäne
Wer am See wohnt, der weiss natürlich, dass es keine Schwimmvögel gibt. Es gibt nur uterschiedliche Gattungen von flugtauglichen Schwimmratten, und deren grösste, brutalste und gemeinste Form heisst Schwan. Schwäne haben keinen Respekt vor Menschen und fallen sie auch an, wenn ihnen etwas nicht passt. Sie wissen genau, dass sie sich das leisten können, und so geben die Münchnerinnen am Ufer ein nettes Spektakel ab, als sie die verruchte Bestie nach der Anlandung nicht gleich wieder verscheuchen.
Denn in München hält man den Schwan für so etwas wie ein Einhorn mit Federn und nicht für eine Ratte, die gleich beginnen wird, sich über die Tasche her zu machen und dann auch noch die rechte Dame in den Fuss zu beissen, als sie die Tasche wegzieht. wir Einheimische kennen das Viech, sitzen oben in sicherer Entfernung und wissen natürlich, dass das passiert. Das Viech kommt nicht, um Frauen ein Spiegelbild ihrer selbst zu geben, sondern zum plündern. Wir wissen dass und halten den präventiv auf Abstand. Der findet auch so genug, und so bleibt uns mehr.
Der erste richtige Sommertag am See, übrigens, heiss und trocken. Das ist lyrisch genug, wer Käse hat, brauht keinen Schwanengesang. Die Eisheiligen stehen noch aus, aber es ist schon fein, so wie es ist - und der Schwanratz andere belästigt.
Denn in München hält man den Schwan für so etwas wie ein Einhorn mit Federn und nicht für eine Ratte, die gleich beginnen wird, sich über die Tasche her zu machen und dann auch noch die rechte Dame in den Fuss zu beissen, als sie die Tasche wegzieht. wir Einheimische kennen das Viech, sitzen oben in sicherer Entfernung und wissen natürlich, dass das passiert. Das Viech kommt nicht, um Frauen ein Spiegelbild ihrer selbst zu geben, sondern zum plündern. Wir wissen dass und halten den präventiv auf Abstand. Der findet auch so genug, und so bleibt uns mehr.
Der erste richtige Sommertag am See, übrigens, heiss und trocken. Das ist lyrisch genug, wer Käse hat, brauht keinen Schwanengesang. Die Eisheiligen stehen noch aus, aber es ist schon fein, so wie es ist - und der Schwanratz andere belästigt.
donalphons, 00:57h
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Sonntag, 10. Mai 2015
Anders. Aber anders.
Anfang der 90er Jahre entstand in München das Hans-Sachs-Strassenfest der schwulen Szene. Naturgemäss kenne ich es erst seit dem Ende jenes Jahrzehnts intensiv, als ich dann selbst in München die Jungs von Radio Uferlos kennenlernte. Nach Ansicht meiner Freunde aus der Szene hatte es viel von seinem Charme verloren, wobei nicht jede Veränderung schlecht war: Ziel war das Werben um sexuelle Freiheit, und da ist ein Graubereich zwischen Emanzipation und Missbrauch, speziell, sobald es um Minderjährige geht. Ich tue mir mit den aktuellen Regelungen gleichzeitig leicht und schwer - ich würde nicht wollen, dass ein Kind in der Pubertät schon seuelle Beziehungen mit erheblich Älteren pflegt - selbst wenn ich weiss, dass wir eine küstlich verlängerte Kindheit haben, die es so nur heute und nur im Westen gibt.
Pädophile argumentieren oftmals ähnlich und ich denke, die geistige Offenheit und Toleranz, die in der schwulen Szene, sofern man von "der" Szene sprechen kann, herrscht, zieht sie an. Daher traten Aktivisten auch auf diesem Fest auf. Es ist elend schwer, hier über den passenden Ort eine Entscheidung zu treffen, aber meine Sicht der Dinge ist, dass man sich mit ihrem Standpunkt auseinander setzen sollte - ich lese ja auch das Parteiprogramm der CSU im Original, den Twitteraccount einer Spongebobunterhosenverkäuferin aus Berlin und Indymedia. Es bringt wenig, solche Interessensgruppen zu ignorieren, man muss zumindest mal schauen, warum sie was fordern. Wenn solche Leute ein Anliegen haben, mag es auch moralich falsch sein - so sollte man doch darüber reden können, um zu verstehen, was sie wollen. Den früher verbotenen Schwulen ging es ja auch so.
Aber sie sollen das nicht auf diesem Fest machen, meinte die Gründerin des Frauenzentrums KOFRA Anita Heiliger, und trat dagegen Mitte der 90er Jahre in Aktion. KOFRA stammt noch aus den Achziger Jahren und damit der Latzhosenepoche; radikal, autonom und so erfolgreich, dass ich es seit jeher nur als winzigen Laden im Klenzeviertel mit wirren Texten an der Tür kenne, die ich gleichwohl lese. Sexuelle Gewalt ist ein grosses Thema bei KOFRA, und Sex mit Minderjährigen oder Prostitution lehnen sie radikal ab. In der schwulen Szene wiederum sind da die Übergänge zwischen Darkroom und zugesteckten Scheinen fliessend. Und an dem Punkt scheiden sich die Geister so, dass die Feindschaft recht offensichtlich wird: "Pädokriminelle", dieses Wort verwendet Heiliger. Und das wiederum apelliert an schwule Urängste, zum Pädophilen abgestempelt zu werden. Als ob es nicht genug andere Probleme von der AIDS-Hilfe bis zu Alterswohngemeinschaften gibt - nein, KOFRA meint beim Thema Schwulenbewegung auf Töne setzen zu müssen, die auch von der CSU kommen.
Gleichzeitig ist KOFRA recht lang in München vor Ort und hat durchaus Einfluss auf das, was in München als Frauenpolitik gilt: Unterstützung von Alice Schwarzer bei ihren sexfeindlichen Kampagnen zum Beispiel. Auch da wird so eine Art Querfront mit reaktionären Kreisen und Latzhosenpolitikerinnen aus dem Sozialbereich geübt. Es ist nicht leicht, zwischen den Standpunkten von Heiliger und KOFRA zu differenzieren, aber in der schwulen Szene und bei, sagen wir mal, gehobeneren und weniger autonom agierenden Lesben wird Heiliger nicht sehr geschätzt. Einfach, weil die das Bild ihrer Szene prägt und mit Hilfe des Sozialreferats auch nach vorne stellen kann.
Die schwule Szene ist übrigens schon vor dem Aussterben und der moralischen Bankrotterklärung der natürlichen Feinde etwa im kirchlichen Missbrauchsskandal in sich selbst zerkracht, aber sie ist vielschichtig, und man kann sich dort aus dem Weg gehen und anderweitig Spass haben. Eine grösere lesbische Szene gibt es in München nicht - manches läuft bei den Schwulen "so mit", wie früher im Morizz und immer noch bei der Rosa Liste, aber nach meiner Meinung hängt denen ansonsten FOFRA wie ein Klotz am Bein. "Ich bin schwul und da müssen wir was tun", sagen die Männer, "Ich habe eine Partnerin", sagen die Frauen in meinem Bekanntenkreis und das war es dann schon wieder. Lesbentum hat autonom politisch zu sein und wenn es das nicht ist, kann man sich ja anschauen, wie KOFRA gegen Rosa Liste und Hans-Sachs-Strassenfest agitierte.
Wir sehen etwas Ähnlichen natürlich auch gerade beim Netzfeminismus, aber ich will das nur als Hintergrund erwähnt haben, weil Hadmut Danisch bei seinem Besuch bei der grünen Bundestagsfraktion den Eindruck erweckt, die Grünen könnten über ihr Speichellecken bei den krassen Rändern der Bewegung neue Kräfte bei "den Schwulen" einfangen. Der Kern der schwulen Bewegung hat die Schnauze voll von all den Randgruppen, die mal ein Transparent hochgehalten haben und nun denken, ALLE Schwulen müssten sich nun für ihre Forderungen bis zur letzten Patrone einsetzen - auch wenn diese Ränder seit Jahren der Szene vorwerfen, sie seit fett und träge und nur noch an Party interessiert, was ich wiederum als Bayer nach den Jahren mit Uhl und Gauweiler verstehen kann: Nichts hassen die Rechten mehr als glückliche, zufrieden Schwule, die gut integriert und sympathisch sind. Und nicht a soichane Zwiedawuazn und Bissguakn wie das, was die Grünen da einladen.
Denn Genderstudies sind eine relativ neue Wissenschaftsvortäuschung aus der Soziologie, und treffen bei der schwulen Szene auf ein längst gefestigtes Weltbild. Da wehrt man sich mit Händen und Füssen gegen die Vorstellung eines Gender Mainstreamings, das nicht die Toleranz für andere Einstellungen fördert, sondern versucht, Normen abzuschaffen und andere zu zwingen, ihre Ansichten über andere aufzugeben. Wie etwa Lederschwule über Theaterschwule. Da gibt es längst so eine Art schwulen Burgfrieden in unserer Gesellschaft, und von da aus könnte man auch weiter machen - statt dessen kündigen der radikal-lesbische Flügel diesen Frieden auf, und will die Gesellschaft auf ihre Linie bringen. Nach meinem Gefühl wird das noch nicht mal bei den Grünen was. Und ganz sicher nichts bei den Schwulen, die dank Heiliger, Schwarzer und anderen wissen, auf wessen Seite sie da in einen Kampf ziehen sollen, den sie früher vielleicht auch mal probiert haben, bevor sie dann den richtigen Weg über Verständnis und Kompromisse fanden.
Ich privat empfinde die friedliche Emanzipation der Schwulen von der strafrechtlich unterdrückten Minderheit zum selbstbewussten Teil dieser Gesellschaft als eine grössere Geschichte als die Wiedervereinigung. Die Jungs haben das durchgezogen, und sind nicht wie die autonomen Lesben in ihren Büros verschimmelt. Das ist keine berufsbeleidigte Szene, die nach Arbeitsplätzen in der Benachteiligungsopferindustrie sucht. Da mache ich mir wirklich keine Sorgen.
Die Querfront, die da entsteht, kommt eher im Kampf gegen Sex, Porno und Lebensfreude zusammen.
Pädophile argumentieren oftmals ähnlich und ich denke, die geistige Offenheit und Toleranz, die in der schwulen Szene, sofern man von "der" Szene sprechen kann, herrscht, zieht sie an. Daher traten Aktivisten auch auf diesem Fest auf. Es ist elend schwer, hier über den passenden Ort eine Entscheidung zu treffen, aber meine Sicht der Dinge ist, dass man sich mit ihrem Standpunkt auseinander setzen sollte - ich lese ja auch das Parteiprogramm der CSU im Original, den Twitteraccount einer Spongebobunterhosenverkäuferin aus Berlin und Indymedia. Es bringt wenig, solche Interessensgruppen zu ignorieren, man muss zumindest mal schauen, warum sie was fordern. Wenn solche Leute ein Anliegen haben, mag es auch moralich falsch sein - so sollte man doch darüber reden können, um zu verstehen, was sie wollen. Den früher verbotenen Schwulen ging es ja auch so.
Aber sie sollen das nicht auf diesem Fest machen, meinte die Gründerin des Frauenzentrums KOFRA Anita Heiliger, und trat dagegen Mitte der 90er Jahre in Aktion. KOFRA stammt noch aus den Achziger Jahren und damit der Latzhosenepoche; radikal, autonom und so erfolgreich, dass ich es seit jeher nur als winzigen Laden im Klenzeviertel mit wirren Texten an der Tür kenne, die ich gleichwohl lese. Sexuelle Gewalt ist ein grosses Thema bei KOFRA, und Sex mit Minderjährigen oder Prostitution lehnen sie radikal ab. In der schwulen Szene wiederum sind da die Übergänge zwischen Darkroom und zugesteckten Scheinen fliessend. Und an dem Punkt scheiden sich die Geister so, dass die Feindschaft recht offensichtlich wird: "Pädokriminelle", dieses Wort verwendet Heiliger. Und das wiederum apelliert an schwule Urängste, zum Pädophilen abgestempelt zu werden. Als ob es nicht genug andere Probleme von der AIDS-Hilfe bis zu Alterswohngemeinschaften gibt - nein, KOFRA meint beim Thema Schwulenbewegung auf Töne setzen zu müssen, die auch von der CSU kommen.
Gleichzeitig ist KOFRA recht lang in München vor Ort und hat durchaus Einfluss auf das, was in München als Frauenpolitik gilt: Unterstützung von Alice Schwarzer bei ihren sexfeindlichen Kampagnen zum Beispiel. Auch da wird so eine Art Querfront mit reaktionären Kreisen und Latzhosenpolitikerinnen aus dem Sozialbereich geübt. Es ist nicht leicht, zwischen den Standpunkten von Heiliger und KOFRA zu differenzieren, aber in der schwulen Szene und bei, sagen wir mal, gehobeneren und weniger autonom agierenden Lesben wird Heiliger nicht sehr geschätzt. Einfach, weil die das Bild ihrer Szene prägt und mit Hilfe des Sozialreferats auch nach vorne stellen kann.
Die schwule Szene ist übrigens schon vor dem Aussterben und der moralischen Bankrotterklärung der natürlichen Feinde etwa im kirchlichen Missbrauchsskandal in sich selbst zerkracht, aber sie ist vielschichtig, und man kann sich dort aus dem Weg gehen und anderweitig Spass haben. Eine grösere lesbische Szene gibt es in München nicht - manches läuft bei den Schwulen "so mit", wie früher im Morizz und immer noch bei der Rosa Liste, aber nach meiner Meinung hängt denen ansonsten FOFRA wie ein Klotz am Bein. "Ich bin schwul und da müssen wir was tun", sagen die Männer, "Ich habe eine Partnerin", sagen die Frauen in meinem Bekanntenkreis und das war es dann schon wieder. Lesbentum hat autonom politisch zu sein und wenn es das nicht ist, kann man sich ja anschauen, wie KOFRA gegen Rosa Liste und Hans-Sachs-Strassenfest agitierte.
Wir sehen etwas Ähnlichen natürlich auch gerade beim Netzfeminismus, aber ich will das nur als Hintergrund erwähnt haben, weil Hadmut Danisch bei seinem Besuch bei der grünen Bundestagsfraktion den Eindruck erweckt, die Grünen könnten über ihr Speichellecken bei den krassen Rändern der Bewegung neue Kräfte bei "den Schwulen" einfangen. Der Kern der schwulen Bewegung hat die Schnauze voll von all den Randgruppen, die mal ein Transparent hochgehalten haben und nun denken, ALLE Schwulen müssten sich nun für ihre Forderungen bis zur letzten Patrone einsetzen - auch wenn diese Ränder seit Jahren der Szene vorwerfen, sie seit fett und träge und nur noch an Party interessiert, was ich wiederum als Bayer nach den Jahren mit Uhl und Gauweiler verstehen kann: Nichts hassen die Rechten mehr als glückliche, zufrieden Schwule, die gut integriert und sympathisch sind. Und nicht a soichane Zwiedawuazn und Bissguakn wie das, was die Grünen da einladen.
Denn Genderstudies sind eine relativ neue Wissenschaftsvortäuschung aus der Soziologie, und treffen bei der schwulen Szene auf ein längst gefestigtes Weltbild. Da wehrt man sich mit Händen und Füssen gegen die Vorstellung eines Gender Mainstreamings, das nicht die Toleranz für andere Einstellungen fördert, sondern versucht, Normen abzuschaffen und andere zu zwingen, ihre Ansichten über andere aufzugeben. Wie etwa Lederschwule über Theaterschwule. Da gibt es längst so eine Art schwulen Burgfrieden in unserer Gesellschaft, und von da aus könnte man auch weiter machen - statt dessen kündigen der radikal-lesbische Flügel diesen Frieden auf, und will die Gesellschaft auf ihre Linie bringen. Nach meinem Gefühl wird das noch nicht mal bei den Grünen was. Und ganz sicher nichts bei den Schwulen, die dank Heiliger, Schwarzer und anderen wissen, auf wessen Seite sie da in einen Kampf ziehen sollen, den sie früher vielleicht auch mal probiert haben, bevor sie dann den richtigen Weg über Verständnis und Kompromisse fanden.
Ich privat empfinde die friedliche Emanzipation der Schwulen von der strafrechtlich unterdrückten Minderheit zum selbstbewussten Teil dieser Gesellschaft als eine grössere Geschichte als die Wiedervereinigung. Die Jungs haben das durchgezogen, und sind nicht wie die autonomen Lesben in ihren Büros verschimmelt. Das ist keine berufsbeleidigte Szene, die nach Arbeitsplätzen in der Benachteiligungsopferindustrie sucht. Da mache ich mir wirklich keine Sorgen.
Die Querfront, die da entsteht, kommt eher im Kampf gegen Sex, Porno und Lebensfreude zusammen.
donalphons, 20:20h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 30. April 2015
Abend nach dem Tag.
Ich weiss noch, wie ich nach der letzten grossen Alpenrunde auf dem Bauch eingeschlafen bin, die Banane in der Hand und mit dem brennenden Licht über mir. Das war in Kaltern, das war genauso lang und genauso hoch wie as, was jetzt kommt. Der kleine Unterschied zum Kommenden ist nur: Das war Asphalt und kein loser Schotter. Und da, wo ich hinfahre, gibt es mehrere Anstiege wie zum Penegal. Was ich vorher esse, denke ich mir, ist dann nachher nicht in meiner Hand, wenn ich einschlafe.
Ich würde nicht so weit gehen und sagen, das Altern schlimm oder schlecht ist: Es gehört dazu. Es ist brutal, wenn man sich mit gewissen Folgen nicht abfinden kann, und wirklich unschön, wenn man nicht Willens ist, das Nötige zu tun, selbst wenn man könnte.Wir leben nun mal in einer Welt, in der Männern ein Mass an Körperanforderungen vorgelegt wird, das zu erreichen nicht ganz einfach ist, zusammen mit den Anforderung der Arbeit. Da mache ich nicht mit, aber auf der anderen Seite sehe ich auch, dass schon etwas Bewegung wichtig ist. Ich war in der letzten Zeit zu oft zu Besuch in Kliniken. Und da ist so eine Strecke unter diesen Bedingungen schon eine angenehmere Art Richterstuhl, vor den man zu treten hat.
Angst, Unsicherheit, Beklemmung, das alles gehört dazu zum Tag vor der Abreise, denn man weiss es vorher nie und will nicht zu viel sagen, wenn es nachher scheitert. Ich kann einschätzen, was mich da in der Toskana erwartet, und ich weiss, dass es unter guten Bedingungen reichen kann. Schlechte Bedingungen, das wäre eine gänzlich andere Sache. aber so weit denke ich noch nicht. Sorgen macht man sich ohnehin zu viele und jammern kann man danach immer noch. Und gut begründet.
Die Lunge pfeift wegen der Pollen und das Rad läuft, die Reifen sind dick, und der Körper sollte keinesfalls dicker sein. So ist das alles zwischendrin, nichts ist perfekt, aber es geht so halbwegs und wenn sich alle viel Mühe geben, kann es gelingen. Strahlende Helden sehen anders aus, aber die sterben eh früh und meinen Wettlauf zum Tod stelle ich mir sehr gemachlich vor, gerade so, dass er sich vielleicht andere vor mir holt. Auf keine Torte, auf keinen Sonnenuntergang verzichten, und nie zu viele Ritzel vorne und immer genug Zähne hinten. so kommt man jeden Berg hoch und auch jenen anderen Nichtheldenhügel, den man das Leben nennt.
Wohl, so ganz wohl ist mir nicht. Das Gefühl im Magen war schon mal besser und dass es weh tun wird, ist vorher schon klar. Aber es wird Italien sein, und das ist. für sich genommen, ja auch schön.
Ich würde nicht so weit gehen und sagen, das Altern schlimm oder schlecht ist: Es gehört dazu. Es ist brutal, wenn man sich mit gewissen Folgen nicht abfinden kann, und wirklich unschön, wenn man nicht Willens ist, das Nötige zu tun, selbst wenn man könnte.Wir leben nun mal in einer Welt, in der Männern ein Mass an Körperanforderungen vorgelegt wird, das zu erreichen nicht ganz einfach ist, zusammen mit den Anforderung der Arbeit. Da mache ich nicht mit, aber auf der anderen Seite sehe ich auch, dass schon etwas Bewegung wichtig ist. Ich war in der letzten Zeit zu oft zu Besuch in Kliniken. Und da ist so eine Strecke unter diesen Bedingungen schon eine angenehmere Art Richterstuhl, vor den man zu treten hat.
Angst, Unsicherheit, Beklemmung, das alles gehört dazu zum Tag vor der Abreise, denn man weiss es vorher nie und will nicht zu viel sagen, wenn es nachher scheitert. Ich kann einschätzen, was mich da in der Toskana erwartet, und ich weiss, dass es unter guten Bedingungen reichen kann. Schlechte Bedingungen, das wäre eine gänzlich andere Sache. aber so weit denke ich noch nicht. Sorgen macht man sich ohnehin zu viele und jammern kann man danach immer noch. Und gut begründet.
Die Lunge pfeift wegen der Pollen und das Rad läuft, die Reifen sind dick, und der Körper sollte keinesfalls dicker sein. So ist das alles zwischendrin, nichts ist perfekt, aber es geht so halbwegs und wenn sich alle viel Mühe geben, kann es gelingen. Strahlende Helden sehen anders aus, aber die sterben eh früh und meinen Wettlauf zum Tod stelle ich mir sehr gemachlich vor, gerade so, dass er sich vielleicht andere vor mir holt. Auf keine Torte, auf keinen Sonnenuntergang verzichten, und nie zu viele Ritzel vorne und immer genug Zähne hinten. so kommt man jeden Berg hoch und auch jenen anderen Nichtheldenhügel, den man das Leben nennt.
Wohl, so ganz wohl ist mir nicht. Das Gefühl im Magen war schon mal besser und dass es weh tun wird, ist vorher schon klar. Aber es wird Italien sein, und das ist. für sich genommen, ja auch schön.
donalphons, 21:03h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 18. April 2015
Sein Wille
Die Gindelalm sieht man schon von der Autobahn aus; das charakteristische Plateau ist nicht zu verkennen. Und man geht da nicht einfach so hoch: Es sind gut 600 Meter von Hausham zur Spitze. Kommt man von Gmund, kann man davor auf der Neureuth rasten, bevor man die nächsten hundert Meter angeht. Von Hausham aus ist der Anstieg finster, und das folgende Panorama, frei vom Bergwald, wirklich beeindruckend. Nach Süden erhebt sich die Alpenkette vom Wilden Kaiser bis zum Karwendel, nach Norden, ganz klein und unbedeutend, ein grauer, smogvernebelter Strich in der Landschaft, die Stadt, aus der der Selbstmörder hierher kam: München.
Es ist seltsam. Wenn ich da oben bin, fällt alle Last von mir ab. Man sieht doch, wie klein und unbedeutend das da unten alles ist, und man sieht auch so viel was das Leben ausmachen kann. Gerade jetzt im rapide einsetzenden Bergsommer. Es ist alles so unwichtig, neben dem Leben. Das Verbissene, das Hektische, das Abscheuliche, das Menschen ausmachen kann: Hier kann man bei einem Glas Milch und Torte darüber lachen. Die Brunzkacheln, die einen aus der Arbeit verdrängen wollen, das Gschleaf, das sie dafür anheuern: Jenseits des Horizonts. Der Wald tritt zurück, die Seele geht auf: Fast immer gibt es einen anderen Weg. Und wer sich hier hochkämpft, kommt immerhin noch so weit. Da unten sind so viele die das nie mehr erleben werden. Wer hier ist, der hat alle Möglichkeiten, zu sein.
Aber er kam hoch und hat sich hier umgebracht.
Ich begreife nicht was für ein starker Wille im Menschen sein muss, wenn er hier so etwas tut, wo doch alles das Leben verspricht und das Schlimme vergessen lässt. Es ist fraglos ein feiner Ort, schöner als ein Krankenhaus oder was auch immer, einer der schönsten Plätze im Mangfallgebirge, aber auch das hat ihn nicht abgehalten. Den einen trifft hier die Grösse des Daseins wie ein Schlag, er bleibt stehen und sieht die Welt mit anderen Augen, und der andere geht und überlässt seine Hülle der Bergrettung, die nichts mehr retten kann.
Ich habe diese Tage so einiges erlebt, das mich erstaunt hat, und mehr, als andere un oft ich selbst vielleicht in einem Jahr, und ich bin wirklich nicht leicht zu erstaunen. Aber nur das hier hat mich berührt.
Wie kann man nur. An diesem Ort.
Es ist seltsam. Wenn ich da oben bin, fällt alle Last von mir ab. Man sieht doch, wie klein und unbedeutend das da unten alles ist, und man sieht auch so viel was das Leben ausmachen kann. Gerade jetzt im rapide einsetzenden Bergsommer. Es ist alles so unwichtig, neben dem Leben. Das Verbissene, das Hektische, das Abscheuliche, das Menschen ausmachen kann: Hier kann man bei einem Glas Milch und Torte darüber lachen. Die Brunzkacheln, die einen aus der Arbeit verdrängen wollen, das Gschleaf, das sie dafür anheuern: Jenseits des Horizonts. Der Wald tritt zurück, die Seele geht auf: Fast immer gibt es einen anderen Weg. Und wer sich hier hochkämpft, kommt immerhin noch so weit. Da unten sind so viele die das nie mehr erleben werden. Wer hier ist, der hat alle Möglichkeiten, zu sein.
Aber er kam hoch und hat sich hier umgebracht.
Ich begreife nicht was für ein starker Wille im Menschen sein muss, wenn er hier so etwas tut, wo doch alles das Leben verspricht und das Schlimme vergessen lässt. Es ist fraglos ein feiner Ort, schöner als ein Krankenhaus oder was auch immer, einer der schönsten Plätze im Mangfallgebirge, aber auch das hat ihn nicht abgehalten. Den einen trifft hier die Grösse des Daseins wie ein Schlag, er bleibt stehen und sieht die Welt mit anderen Augen, und der andere geht und überlässt seine Hülle der Bergrettung, die nichts mehr retten kann.
Ich habe diese Tage so einiges erlebt, das mich erstaunt hat, und mehr, als andere un oft ich selbst vielleicht in einem Jahr, und ich bin wirklich nicht leicht zu erstaunen. Aber nur das hier hat mich berührt.
Wie kann man nur. An diesem Ort.
donalphons, 01:56h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 17. April 2015
TGV
Aus irgendwelchen Gründen kommt der TGV in Pasing an. Das nimmt etwas den Ruch des Wohllebens aus dem Narrativ heraus, das da lautet: Der Gast kommt mit dem TGV aus Paris und ich fahre rechtzeitig am Tegernsee los, um ihn in München zu holen - so würden schlechte Bücher über bessere Kreise anfangen, gäbe es sie in diesem Land der Ekzem-Autorinnen mit Nazigrossmutter, an der sie leiden. Der Gast kommt also nicht im hässlichen Hauptbahnhof an, sondern im absurden Pasinger Bahnhof. einem über hundert Jahre gewachsenen Geschwür zwischen villen und Norden und einer längst verrammelten Einkaufswüste im Süden.
Wir gehen essen.
Das ist gar nicht mehr so leicht, wenn man das parkplatzlose Schwabing meiden will, selbst wenn es auch dort nicht mehr so leicht mit der Auswahl ist. Und südlich von München gibt es mit dem Morizz die Üblichste aller Adressen schon lang nicht mehr. Das Gärtnerplatzviertel ist zu teuer für all die Mischformen aus Schwul und Freizügig geworden, aber es gibt schon noch weiter südlich das ein oder andere Lokal, das sich gehalten hat. mitsamt Erinnerungen an wüste Nächte und dem wozu Gott vermutlich die Motorhauben anderer Leute Autos erschaffen hat. Man sollte sich an die Marke mit dem Stern halten, die halten das spielend aus. Expertenwissen aus einer fernen Vergangenheit, als das salzige Wasser an den vibrierenden Fenstern des Parkcafes herunterlief.
Es ist spät und unter der Woche und Studium ist heute anders - weniger Geld angesichts der Preise und keine Freisemester, und so altert hier natürlich nach zehn auch das Publikum deutlich. Früher war das noch etwas anders, heute ist es eben so, aber man kennt mich natürlich noch und die Augen des Kelners fragen mich, was wohl aus meiner früheren Begleiterin wurde, mit der ich dauernd hier war - einfach weil das asiatische Essen so gut wie im Morizz war, und man ihr da nichts vormachen konnte. Wir kommen wieder, keine Sorge, lächle ich ihn an, und dann setzen wir uns vor die Glaswand, hinter der die Köche arbeiten. Viel ist nicht mehr zu tun und es gibt Gründe, warum das heute so sittsam abläuft. Ich glaube, an die Nacht, bevor B. nach Berlin ging, erinnern sich hier noch alle.
Es ist ein wenig wie daheim ankommen - und das ist ein Gefühl, das ich in München sonst nur noch in Museen und den verbliebenen Antiquariaten habe. Ich verstehe, dass Menschen Vorbehalte gegen die Stadt haben, denn sobald man sie lieben gelernt hat, stirbt sie auch schon wieder tausend Tode und was sich hält, sind schlechte Japaner und die immer gleichen Modegeschäfte. München hat mich mit seinen damals unbezahlbaren Antiquitätengeschäften und Buchläden, zwischen denen ich wohnte, geboren - heute leiste ich mir das alles, aber sicher nicht in München, wo das Angebot schlecht, sehr schlecht geworden ist. Es gab da hinter der Uni eine Strasse voller kleiner Silberkammern. Heute ist dort ein Studentenladen neben dem anderen, und Juristen klagen über die Berufsaussichten. Wir drückten uns die Nasen platt und flüsterten uns ins Ohr, dass wir dereinst ganze Schränke davon haben würden. Das haben wir. Aber darüber eben auch die Stadt verloren.
Draussen bei mir, wo wir dann durch die funkelnde Stadt und über die schwarze Isar hinauf fahren, ist ein alter Mann zugezogen. Millionärsgentrifizierung halt, es ist billiger und praktischer am Tegernsee zu wohnen, als 200 Quadrateter Altbau in Bogenhausen gegen die Erben zu verteidigen. Er hat sich eingewöhnt, der See macht das sehr leicht, und sieht München jetzt auch eher skeptisch. eine Generation liegt zwischen uns, aber wir verstehen das beide gleich. Es ist vielleicht nicht wirklich schick, Gäste in Pasing vom TGV abzuholen, aber es ist das, was uns bleibt, und in der Nacht hört man nicht den Verkehr, sondern das Bimmeln der ersten Kuhglocken des schwindenden Bergwinters, der gerade die Wiesen frei gemacht hat.
Es ist ganz in Ordnung so. Und die Erinnerungen ziehen mit solange man sie eben braucht.
Wir gehen essen.
Das ist gar nicht mehr so leicht, wenn man das parkplatzlose Schwabing meiden will, selbst wenn es auch dort nicht mehr so leicht mit der Auswahl ist. Und südlich von München gibt es mit dem Morizz die Üblichste aller Adressen schon lang nicht mehr. Das Gärtnerplatzviertel ist zu teuer für all die Mischformen aus Schwul und Freizügig geworden, aber es gibt schon noch weiter südlich das ein oder andere Lokal, das sich gehalten hat. mitsamt Erinnerungen an wüste Nächte und dem wozu Gott vermutlich die Motorhauben anderer Leute Autos erschaffen hat. Man sollte sich an die Marke mit dem Stern halten, die halten das spielend aus. Expertenwissen aus einer fernen Vergangenheit, als das salzige Wasser an den vibrierenden Fenstern des Parkcafes herunterlief.
Es ist spät und unter der Woche und Studium ist heute anders - weniger Geld angesichts der Preise und keine Freisemester, und so altert hier natürlich nach zehn auch das Publikum deutlich. Früher war das noch etwas anders, heute ist es eben so, aber man kennt mich natürlich noch und die Augen des Kelners fragen mich, was wohl aus meiner früheren Begleiterin wurde, mit der ich dauernd hier war - einfach weil das asiatische Essen so gut wie im Morizz war, und man ihr da nichts vormachen konnte. Wir kommen wieder, keine Sorge, lächle ich ihn an, und dann setzen wir uns vor die Glaswand, hinter der die Köche arbeiten. Viel ist nicht mehr zu tun und es gibt Gründe, warum das heute so sittsam abläuft. Ich glaube, an die Nacht, bevor B. nach Berlin ging, erinnern sich hier noch alle.
Es ist ein wenig wie daheim ankommen - und das ist ein Gefühl, das ich in München sonst nur noch in Museen und den verbliebenen Antiquariaten habe. Ich verstehe, dass Menschen Vorbehalte gegen die Stadt haben, denn sobald man sie lieben gelernt hat, stirbt sie auch schon wieder tausend Tode und was sich hält, sind schlechte Japaner und die immer gleichen Modegeschäfte. München hat mich mit seinen damals unbezahlbaren Antiquitätengeschäften und Buchläden, zwischen denen ich wohnte, geboren - heute leiste ich mir das alles, aber sicher nicht in München, wo das Angebot schlecht, sehr schlecht geworden ist. Es gab da hinter der Uni eine Strasse voller kleiner Silberkammern. Heute ist dort ein Studentenladen neben dem anderen, und Juristen klagen über die Berufsaussichten. Wir drückten uns die Nasen platt und flüsterten uns ins Ohr, dass wir dereinst ganze Schränke davon haben würden. Das haben wir. Aber darüber eben auch die Stadt verloren.
Draussen bei mir, wo wir dann durch die funkelnde Stadt und über die schwarze Isar hinauf fahren, ist ein alter Mann zugezogen. Millionärsgentrifizierung halt, es ist billiger und praktischer am Tegernsee zu wohnen, als 200 Quadrateter Altbau in Bogenhausen gegen die Erben zu verteidigen. Er hat sich eingewöhnt, der See macht das sehr leicht, und sieht München jetzt auch eher skeptisch. eine Generation liegt zwischen uns, aber wir verstehen das beide gleich. Es ist vielleicht nicht wirklich schick, Gäste in Pasing vom TGV abzuholen, aber es ist das, was uns bleibt, und in der Nacht hört man nicht den Verkehr, sondern das Bimmeln der ersten Kuhglocken des schwindenden Bergwinters, der gerade die Wiesen frei gemacht hat.
Es ist ganz in Ordnung so. Und die Erinnerungen ziehen mit solange man sie eben braucht.
donalphons, 00:33h
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Mittwoch, 15. April 2015
Gewöhnung
Nach Wochen der Ruhe, ja sogar der Abgeschiedenheit im Tal, in das keine Züge mehr kommen, komme ich nun wieder hinaus, solange es eben geht und der Heuschnupfen sich meldet. Abende, Nächte, Nachmittage bin ich an der Donau oder in München und schlimm ist es nicht, aber auch nicht so, dass ich es dauernd haben müsste. Besonders München und der Umgang der Menschen dort ist gerade etwas - gewöhnungsbedüftig.
Vermutlich merken die das gar nicht, weil das Knappe und Schnelle halt so in den Leuten drin ist. Vermutlich gibt es keine andere Möglichkeit, die Kompexität so eines Gebildes zu organisieren. Was stört, muss weg, was nicht passt, wird umgeformt - solange es nicht dysfunktionale Städte sind, die ihren Aufgaben nicht gerecht werden und beginnen, das Kaputte als Normzustand und das Normale als Luxuszu begreifen begleitet von Verteilungskämpfen. Das gibt es in München nicht, aber der Ton ist mitunter knapp und gar nicht so freundlich. Ich merke das, wenn ich mit meiner langsamen Dorfnettigkeit brutal abgesägt werde:
Guten Tag - keine Reaktion - , entschuldigen Sie wenn ich störe - genervte Blicke treffen mich - könnten Sie mir bitte sagen - was denn, fragen die Augen ruhelos - wo ich denn Abteilung B
DA DRÜBEN LINKS UND DANN DAS SCHILD LESEN
Ah ja vielen Dank, auf Wiedersehen.
Das sagt man halt so, aber von beiden Seiten wird das eher nicht gewünscht. Schwierig, das alles. Nicht dass ich ein Freund der aufgesetzten Freundlichkeit der Call Center wäre, aber ich weiss, dass es anders geht, besonders, wenn die Auskunft gebende Person dann gleich wieder in ihr Handy schaut und damit verdeutlicht, dass sie, städtisch finanziert, durchaus nicht an Überarbeitung stirbt.
Mein Verdacht ist ja schon länger, dass man reiche Regionen nicht mehr nur am Ausmerzen von Werbung erkennt, sondern auch am Anteil derer, die nicht dauernd in ihre Handys schauen. Wer seinen Mitmenschen verbunden ist muss nicht dauernd connected sein, über diese Dialysegeräte der Kommunikation
Vermutlich merken die das gar nicht, weil das Knappe und Schnelle halt so in den Leuten drin ist. Vermutlich gibt es keine andere Möglichkeit, die Kompexität so eines Gebildes zu organisieren. Was stört, muss weg, was nicht passt, wird umgeformt - solange es nicht dysfunktionale Städte sind, die ihren Aufgaben nicht gerecht werden und beginnen, das Kaputte als Normzustand und das Normale als Luxuszu begreifen begleitet von Verteilungskämpfen. Das gibt es in München nicht, aber der Ton ist mitunter knapp und gar nicht so freundlich. Ich merke das, wenn ich mit meiner langsamen Dorfnettigkeit brutal abgesägt werde:
Guten Tag - keine Reaktion - , entschuldigen Sie wenn ich störe - genervte Blicke treffen mich - könnten Sie mir bitte sagen - was denn, fragen die Augen ruhelos - wo ich denn Abteilung B
DA DRÜBEN LINKS UND DANN DAS SCHILD LESEN
Ah ja vielen Dank, auf Wiedersehen.
Das sagt man halt so, aber von beiden Seiten wird das eher nicht gewünscht. Schwierig, das alles. Nicht dass ich ein Freund der aufgesetzten Freundlichkeit der Call Center wäre, aber ich weiss, dass es anders geht, besonders, wenn die Auskunft gebende Person dann gleich wieder in ihr Handy schaut und damit verdeutlicht, dass sie, städtisch finanziert, durchaus nicht an Überarbeitung stirbt.
Mein Verdacht ist ja schon länger, dass man reiche Regionen nicht mehr nur am Ausmerzen von Werbung erkennt, sondern auch am Anteil derer, die nicht dauernd in ihre Handys schauen. Wer seinen Mitmenschen verbunden ist muss nicht dauernd connected sein, über diese Dialysegeräte der Kommunikation
donalphons, 00:53h
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