Samstag, 11. April 2015
Beschaffungsnichtkriminalität
Heissa, was für ein Vergnügen, nicht nur so eine Sexpertin und Gastautorin zu haben, die im Zweifelsfall auch mal übernehmen kann und wirklich kluge Sachen schreibt, sondern auch ein Rad, für das man Ersatzteile im Geschäft bekommt.
Das ist nämlich so eine Veränderung, die mich etwas kirre macht - dass es Dinge, die man früher einfach so im Laden beakm, nicht mehr bekommt. Früher ging man einfach hinein und verlangte etwas. Dann kam die Zeit, da musste man Besonderheiten bestellen. Dann folgte die Phase, in der der Händler vielleicht noch beim befreundeten Grosshändler in die Kiste schauen durfte. Dann kam Ebay. Jetzt gibt es Sammler, und seitdem ist das Hobby nicht nur teuer, sondern auch durch wahre Krisen bei der Ersatzteilversorgung geprägt. Historische Dreifachkurbeln aus der LEroica-Zeit zum Beispiel sind für diese Veranstaltung sinnvoll, aber kaum mehr zu bekommen. Und falls doch, sind sie enorm teuer.
Es sei denn, man findet und nimmt gleich ein ganzes Rad. So wie ich etwa bei der Caritas, ein Motobecane Grand Touring aus Vitus-Rohren aus der Mitte der Achziger Jahre und mir selbst zu gross - aber die Stronglight-Kurbel ist genau die Richtige. Die werde ich demontieren und durch eine alte XT ersetzen, wie auch die Schaltung - das ist zeitlich passend und erlaubt, weil die Schaltung am Raf mal durch etwas Billiges ausgetauscht wurde. Rennlenker habe ich auch noch, also ist das insgesamt nicht nur Beschaffung, sondern auch Nichtkriminalität an einem alten Rad, sondern Aufwertung.
Gut, jetzt kann man fragen, wozu ich ein übergrosses Reiserad mit XT-Komponenten brauche und eine Antwort habe ich auch nicht. Aber ich hatte gute Gründe. Und am Ende ist alles schön und gut. Es fügt sich irgendwie, so wie das Leben es oft tut.
So oft wie hoffentlich möglich.
Das ist nämlich so eine Veränderung, die mich etwas kirre macht - dass es Dinge, die man früher einfach so im Laden beakm, nicht mehr bekommt. Früher ging man einfach hinein und verlangte etwas. Dann kam die Zeit, da musste man Besonderheiten bestellen. Dann folgte die Phase, in der der Händler vielleicht noch beim befreundeten Grosshändler in die Kiste schauen durfte. Dann kam Ebay. Jetzt gibt es Sammler, und seitdem ist das Hobby nicht nur teuer, sondern auch durch wahre Krisen bei der Ersatzteilversorgung geprägt. Historische Dreifachkurbeln aus der LEroica-Zeit zum Beispiel sind für diese Veranstaltung sinnvoll, aber kaum mehr zu bekommen. Und falls doch, sind sie enorm teuer.
Es sei denn, man findet und nimmt gleich ein ganzes Rad. So wie ich etwa bei der Caritas, ein Motobecane Grand Touring aus Vitus-Rohren aus der Mitte der Achziger Jahre und mir selbst zu gross - aber die Stronglight-Kurbel ist genau die Richtige. Die werde ich demontieren und durch eine alte XT ersetzen, wie auch die Schaltung - das ist zeitlich passend und erlaubt, weil die Schaltung am Raf mal durch etwas Billiges ausgetauscht wurde. Rennlenker habe ich auch noch, also ist das insgesamt nicht nur Beschaffung, sondern auch Nichtkriminalität an einem alten Rad, sondern Aufwertung.
Gut, jetzt kann man fragen, wozu ich ein übergrosses Reiserad mit XT-Komponenten brauche und eine Antwort habe ich auch nicht. Aber ich hatte gute Gründe. Und am Ende ist alles schön und gut. Es fügt sich irgendwie, so wie das Leben es oft tut.
So oft wie hoffentlich möglich.
donalphons, 17:04h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 4. April 2015
RRRRRRRRRR
So wird das noch auf dem Dorf gemacht, wenn die Glocken schweigen. Per Handbetrieb. Und sehr viel leiser als das Geläut. Bei mir oben hört man es kaum:
Denn zwischen dem Kirchhof und meiner Wohnung liegt ein Hügel, und der hält das Schnarren ab. Man könnte also so tun, als ginge einen das alles gar nichts an, und die Abwesenheit der Glocken überhört man schnell. Es gibt ein hohes Trachtleraufkommen auf dem Weg nach unten, aber das könnte auch dem Wetter geschuldet sein, könnte man sich ignorierend denken.
Es entkoppelt sich für einen Atheisten auch an solchen hohen Feiertagen leicht. Auch auf dem Land. Das ist schon eine ziemlich feine Sache, und die meiste Zeit seit dem Abmarsch er Römer aus der Provinz Raetia keinesfalls üblich. Wenn ich das doch leise höre, dieses dumpfe Rasseln, dann denke ich nicht an eine Kreuzigung, sondern an die Freiheit, die ich habe, und die ich auch gern noch eine Weile behalten will.
Leider will der Rest, egal ob nun wegen der Rassel zur Kirche eilend oder nicht, einfach mehr Gesetze und höhere Strafen. Die Zeit, da man Gesetze auch mal abschaffte oder liberalisierte, ist vorbei. Das Zeitfenster zwischen den Irrungen der späten Sechziger Jahre und unserer sich verdunkelnden Gegenwart war nicht lang, aber immerhin, zu einer unbeschwerten Jugend hat es gereicht. Das ist mehr als man früher hatte, man muss dankbar sein, und kämpfen, ohne sich dafür kreuzigen zu lassen.
Denn zwischen dem Kirchhof und meiner Wohnung liegt ein Hügel, und der hält das Schnarren ab. Man könnte also so tun, als ginge einen das alles gar nichts an, und die Abwesenheit der Glocken überhört man schnell. Es gibt ein hohes Trachtleraufkommen auf dem Weg nach unten, aber das könnte auch dem Wetter geschuldet sein, könnte man sich ignorierend denken.
Es entkoppelt sich für einen Atheisten auch an solchen hohen Feiertagen leicht. Auch auf dem Land. Das ist schon eine ziemlich feine Sache, und die meiste Zeit seit dem Abmarsch er Römer aus der Provinz Raetia keinesfalls üblich. Wenn ich das doch leise höre, dieses dumpfe Rasseln, dann denke ich nicht an eine Kreuzigung, sondern an die Freiheit, die ich habe, und die ich auch gern noch eine Weile behalten will.
Leider will der Rest, egal ob nun wegen der Rassel zur Kirche eilend oder nicht, einfach mehr Gesetze und höhere Strafen. Die Zeit, da man Gesetze auch mal abschaffte oder liberalisierte, ist vorbei. Das Zeitfenster zwischen den Irrungen der späten Sechziger Jahre und unserer sich verdunkelnden Gegenwart war nicht lang, aber immerhin, zu einer unbeschwerten Jugend hat es gereicht. Das ist mehr als man früher hatte, man muss dankbar sein, und kämpfen, ohne sich dafür kreuzigen zu lassen.
donalphons, 11:28h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 30. März 2015
Denken
Wenn es keine freizügigen Frauen gibt, nur verbissene Biedermeierpastorinnen, dann halt - etwas anderes.
Ich denke momentan viel nach, daher passt das auch. Unter anderem darüber, wann einmal jemand ein Stück über mich macht.
Das ist einer der Gründe, warum ich im Moment nicht gerade nachsichtig bin - nachdenklich schon, aber nachsichtlich nicht.
Ausserdem bin ich erwachsen und wurde es, als ich begriff, dass Ideologie nie so weit gehen sollte, Beziehungen zu ruinieren. Das ist nämlich schon recht nah an der Grenze zum Stalinisus, und ich tue mir mit solchen Leuten wirklich schwer. Sehr, sehr schwer. Wenn sie dann aber Forderungen stellen
denke ich nach und komme meistens zum Schluss, dass es eben ist, wie es ist. Man sollte niemanden halten, der sowas Absurdes wie eine Ideologie über Menschen stellt. Man gewinnt dadurch nichts, und ich hatte das Privileg, Leute kennenzulernen, die erst in den KZs waren, dann in den Wäldern, und dann in den Gefängnissen der Stalinisten. Draussen im Wald war es am besten. Ideologien sind Gefängnisse.
Ich denke gerade sehr viel nach. Und habe jetzt auch das passende Bild dazu.
Ich denke momentan viel nach, daher passt das auch. Unter anderem darüber, wann einmal jemand ein Stück über mich macht.
Das ist einer der Gründe, warum ich im Moment nicht gerade nachsichtig bin - nachdenklich schon, aber nachsichtlich nicht.
Ausserdem bin ich erwachsen und wurde es, als ich begriff, dass Ideologie nie so weit gehen sollte, Beziehungen zu ruinieren. Das ist nämlich schon recht nah an der Grenze zum Stalinisus, und ich tue mir mit solchen Leuten wirklich schwer. Sehr, sehr schwer. Wenn sie dann aber Forderungen stellen
denke ich nach und komme meistens zum Schluss, dass es eben ist, wie es ist. Man sollte niemanden halten, der sowas Absurdes wie eine Ideologie über Menschen stellt. Man gewinnt dadurch nichts, und ich hatte das Privileg, Leute kennenzulernen, die erst in den KZs waren, dann in den Wäldern, und dann in den Gefängnissen der Stalinisten. Draussen im Wald war es am besten. Ideologien sind Gefängnisse.
Ich denke gerade sehr viel nach. Und habe jetzt auch das passende Bild dazu.
donalphons, 15:08h
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Sonntag, 29. März 2015
Designed in Germany
So eine Folge von Katastrophen hat auch einen Vorteil - tiefentspannt, wie ich bin, konnte ich auf der Heimfahrt das Buch von Malte lesen. Erwartet hatte ich ein Buch über Kinder, gelesen habe ich ein Buch über die Politik der Generationen. Kurz gesagt hat Malte in vielem Recht, aber den gewünschten, kollektiven Aufschrei wird er nicht bekommen - weil die Mängel, die er in Berlin sieht, vielerorts auf lokaler Ebene gar nicht existieren. Bei uns zum Beispiel geht ein riesiger Brocken der Gesamtausgaben für die Familienförderung aus. Ergebnis: Haufenweise Nachwuchs in massgeschneiderter Tracht.
Malte und ich, wir sind uns ja nicht ganz unähnlich vom Lebenslauf her. Wir stehen beide für eine gewisse Generation und eine gewisse Haltung, für eine bestimmte Art des Schreibens und eine Vermittlerfunktion zwischen der alten Bundesrepublik und dem, was gerade entsteht. Nur ist Malte halt in Berlin, und inzwischen müssen wir gar keine Mauer mehr bauen: Dieses Land läuft auf drei Ebenen krass auseinaner. Da ist der Süden, das ist vom Main bis zu den Bergen ein eigenes Land. Sauber, wirtschaftsstark, gut versorgt. Dann sind da die Städte des Nordens: Berlin, Leipzig, Hamburg, Köln - viele Menschen mit vielen Problemen, und einer schmalen Oberschicht, die davon abgehoben lebt. Dazwischen dann Land. Manches ist gut, anderes dagegen Pegidaheimat. Und überall starker Tunnelblick - bei mir ist der selbstironisch, aber man gehe besser nicht zum Bäcker und rede mit dem. Oder zum früheren Besitzer des Ghost.
Das ist nämlich so ein Fall, der zu uns kam, dann sehr lange lachte und jetzt halt da ist und bleibt, und immer noch lacht. So Dinge wie hohe Mieten und Lebenshaltungskosten sind dem und seiner Frau egal. Gut, er wohnt jetzt nicht direkt in der Stadt, sondern zehn Kilometer ausserhalb. Aber prima geht es ihm, der Garten ist gross, das Haus passt, und das Rad muss nur weg, weil es ein neues gibt.
Es war erst mal nicht teuer, aber dann hat er es Stück für Stück aufgebessert, wann immer halt was Schönes des Weges kam. Neue Gabel, neues Federelement, neue Bremsen, aberwitzig teure Laufräder, original ist eigentlich nur noch die Kurbel, und dafür habe ich auch einen Ersatz daheim. Gekauft für - weniger als ich pro Beitrag netto bekomme, und gekostet hat es einst das Zehnfache. Aber egal. Hier fliegt alles mögliche raus, wenn die Audi die Gratifikation, also zwei weitere Monatsgehälter verteilt. Einfach so. Gut abgefedert halt.
Es gibt in Anzeigen solche Bilder, die muss man nur anschauen um zu wissen, dass einen genau so eine Geschichte erwartet. Nachlässig aufgenommen und beschrieben, Hauptsache weg. Ich bitte um Nachsicht: Das sind die, die gekommen sind - die, die wissen wie es früher war, haben ihre Kinder ganz anders erzogen, mit einem anderen Selbstverständnis und einer Sparsamkeit, die heute fast absurd wirkt. Natürlich könnte ich auch das Zehnfache ausgeben, allein -es geht nicht. Ich kann das nicht. Nicht, wenn es anders geht. So ist das bei uns. Aber das ist auch die Vergangenheit.
Es ergibt sich die erstaunliche Situation, dass manche wirklich sparen müssen und andere angesichts des Überschusses in euine Art Konsumsparrausch verfallen. Es ist besser, so ein Rad zu kaufen, dessen Laufräder bei Ebay genauso viel kosten würden, als es zur Bank zu bringen, der man hier ohnehin nicht mehr traut. Und dann geht auch noch das Konsumklima nach oben. Mitten in der Eurokrise. Da merkt man, wie die alten Gewissheiten zu Staub zerfallen. Und niemand weiss, wo das hinführt. Nicht nach amerika, dafür ist Deutschland noch zu gut und kompetent. Aber die Gruppen und Klassen verstehen sich nicht mehr.
Ich mag das Unterkomplexe der Räder. da kann man wenig falsch machen, es ist berechenbar und logisch. Aber Maltes Buch ist die Erzählung aus einer sehr fremden und fernen Welt, und das, obwohl Malte eigentlich mitunter schon fast die Gabe des Zweiten Gesichts hat - für seine Welt. Das mag noch Deutschland sein, aber ich lese ja, was die da so über ihr Leben schreiben. Das ist nicht mehr in Relation zueinander. Und vielleicht auch einer der Gründe, warum letztlich die Wirtschaft entscheiden kann, wie sie will: Weil sie der letzte Kitt in einem zerfallenden Land ist.
Malte und ich, wir sind uns ja nicht ganz unähnlich vom Lebenslauf her. Wir stehen beide für eine gewisse Generation und eine gewisse Haltung, für eine bestimmte Art des Schreibens und eine Vermittlerfunktion zwischen der alten Bundesrepublik und dem, was gerade entsteht. Nur ist Malte halt in Berlin, und inzwischen müssen wir gar keine Mauer mehr bauen: Dieses Land läuft auf drei Ebenen krass auseinaner. Da ist der Süden, das ist vom Main bis zu den Bergen ein eigenes Land. Sauber, wirtschaftsstark, gut versorgt. Dann sind da die Städte des Nordens: Berlin, Leipzig, Hamburg, Köln - viele Menschen mit vielen Problemen, und einer schmalen Oberschicht, die davon abgehoben lebt. Dazwischen dann Land. Manches ist gut, anderes dagegen Pegidaheimat. Und überall starker Tunnelblick - bei mir ist der selbstironisch, aber man gehe besser nicht zum Bäcker und rede mit dem. Oder zum früheren Besitzer des Ghost.
Das ist nämlich so ein Fall, der zu uns kam, dann sehr lange lachte und jetzt halt da ist und bleibt, und immer noch lacht. So Dinge wie hohe Mieten und Lebenshaltungskosten sind dem und seiner Frau egal. Gut, er wohnt jetzt nicht direkt in der Stadt, sondern zehn Kilometer ausserhalb. Aber prima geht es ihm, der Garten ist gross, das Haus passt, und das Rad muss nur weg, weil es ein neues gibt.
Es war erst mal nicht teuer, aber dann hat er es Stück für Stück aufgebessert, wann immer halt was Schönes des Weges kam. Neue Gabel, neues Federelement, neue Bremsen, aberwitzig teure Laufräder, original ist eigentlich nur noch die Kurbel, und dafür habe ich auch einen Ersatz daheim. Gekauft für - weniger als ich pro Beitrag netto bekomme, und gekostet hat es einst das Zehnfache. Aber egal. Hier fliegt alles mögliche raus, wenn die Audi die Gratifikation, also zwei weitere Monatsgehälter verteilt. Einfach so. Gut abgefedert halt.
Es gibt in Anzeigen solche Bilder, die muss man nur anschauen um zu wissen, dass einen genau so eine Geschichte erwartet. Nachlässig aufgenommen und beschrieben, Hauptsache weg. Ich bitte um Nachsicht: Das sind die, die gekommen sind - die, die wissen wie es früher war, haben ihre Kinder ganz anders erzogen, mit einem anderen Selbstverständnis und einer Sparsamkeit, die heute fast absurd wirkt. Natürlich könnte ich auch das Zehnfache ausgeben, allein -es geht nicht. Ich kann das nicht. Nicht, wenn es anders geht. So ist das bei uns. Aber das ist auch die Vergangenheit.
Es ergibt sich die erstaunliche Situation, dass manche wirklich sparen müssen und andere angesichts des Überschusses in euine Art Konsumsparrausch verfallen. Es ist besser, so ein Rad zu kaufen, dessen Laufräder bei Ebay genauso viel kosten würden, als es zur Bank zu bringen, der man hier ohnehin nicht mehr traut. Und dann geht auch noch das Konsumklima nach oben. Mitten in der Eurokrise. Da merkt man, wie die alten Gewissheiten zu Staub zerfallen. Und niemand weiss, wo das hinführt. Nicht nach amerika, dafür ist Deutschland noch zu gut und kompetent. Aber die Gruppen und Klassen verstehen sich nicht mehr.
Ich mag das Unterkomplexe der Räder. da kann man wenig falsch machen, es ist berechenbar und logisch. Aber Maltes Buch ist die Erzählung aus einer sehr fremden und fernen Welt, und das, obwohl Malte eigentlich mitunter schon fast die Gabe des Zweiten Gesichts hat - für seine Welt. Das mag noch Deutschland sein, aber ich lese ja, was die da so über ihr Leben schreiben. Das ist nicht mehr in Relation zueinander. Und vielleicht auch einer der Gründe, warum letztlich die Wirtschaft entscheiden kann, wie sie will: Weil sie der letzte Kitt in einem zerfallenden Land ist.
donalphons, 17:52h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 28. März 2015
Sie können mich nicht locken
Wir können Sie wirklich nicht locken?
Wenn ein Er so eine Frage stellt, frage ich mich ja immer, warum sie keine Frau schicken. Vermutlich, weil das Wegkaufen von Autoren oben im Machtgefüge der Verlage entschieden wird, und das machen sie dann auch selbst. Wenn die wüssten, wie marzipanweich ich werde wenn mich der richtige Typ Frau anspricht.
Nein, bedaure.
Ich mein, ich kann direkt unter Blumencron arbeiten. Dafür allein müsste man ja fast schon zahlen.
Ausserdem, Medien sind gerade kein Geschäft, in dem man den Schalmeienklängen anderer Häuser trauen sollte, und die bieten das schöne Geld ja nicht umsonst. Die erwarten auch eine Gegenleistung. Verfügbarkeit und Einbindung in Strukturen. Man bekommt mehr Geld und eine Leine. In letzterem Punkt hat mich Schirrmacher total versaut. Ich weiss gar nicht mehr, wie das ist, auf Bestellung zu schreiben.
"Aber da könnte man doch individuelle Regelungen finden."
In einer grossen Stadt, die weiter nördlich liegt. Alles liegt in diesem Lande weiter nördlich, denn hinter Kreuth ist das Land zuende. Und das ist der andere Punkt, und ich erlebe es jedes Mal, wenn ich mit der Bahn nach Hause fahre, statt mit dem Auto: Dann bin ich nicht auf dem Ring, dann geht es erst ins Umland und dann in die Stadt.
Zugfahren mit der BOB nach München ist gar nicht wie andernorts - die Sitze sind bequem, die Aussicht ist schön, und man nähert sich München über hübsche Dörfer, bevor man über Grünwald und Höllriegelskreuth auch noch die besten Teile der Stadt zu sehen bekommt. Und auch die Siemenswerke sind für einen Arbeitsplatz vorbildlich. Überall wird restauriert, die Stadt ist auch entlang der Bahnlinie sauber und wohlhabend. Die Bürogebäude haben viele Steckdosen, das ist nicht so wie bei mir daheim, und sie sind luftig und es gibt eine IT, die sich um die Rechner kümmert. Um mich aber nicht und dort würde ich eingehen.
Ich halte die grossen Städte nicht mehr aus. Das ist so in etwa wie mit dem Autofahren in der Nacht und dem Durchmachen. Es geht, aber auf Dauer würde es mich ruinieren.
Und dann noch diese monströse Scheusslichkeit.
Nein, man kann da nicht wie auf einen Berg einfach draufhalten und schön ist es. Es ist scheusslich und muss passend beleuchtet und geschnitten werden. Selbst bei schlimmstem Wetter stehen bei uns Leute auf dem Brüclerl und schauen auf den See. Daheim wohne ich in einem Haus, das jedes Jahr tausende Male abgelichtet wird. Hier sind es diese Freakgebäude, die das Stadtbild prägen, und die Menschen darin. Das halte ich nicht aus.
Meinen Perserteppich unter den Füssen will ich, mein Sofa zum Nachdenken, meine Anlage für meine Musik, meine Bücher, meinen Tee, und meine feine Kanne. Keine Flurgespräche. Und gehen, wann es mir passt, und zwar irgendwo hin, wo ich nach maximal zehn minuten irgendwo bin, wo es schön ist, und die Menschen gut mit mir umgehen.
Für solche Leute würde ich auch in grosse Städte fahren, aber lieber wäre es mir, sie zögen zu mir. In die FAZ-Aussenstelle am Tegernsee.
Wenn ein Er so eine Frage stellt, frage ich mich ja immer, warum sie keine Frau schicken. Vermutlich, weil das Wegkaufen von Autoren oben im Machtgefüge der Verlage entschieden wird, und das machen sie dann auch selbst. Wenn die wüssten, wie marzipanweich ich werde wenn mich der richtige Typ Frau anspricht.
Nein, bedaure.
Ich mein, ich kann direkt unter Blumencron arbeiten. Dafür allein müsste man ja fast schon zahlen.
Ausserdem, Medien sind gerade kein Geschäft, in dem man den Schalmeienklängen anderer Häuser trauen sollte, und die bieten das schöne Geld ja nicht umsonst. Die erwarten auch eine Gegenleistung. Verfügbarkeit und Einbindung in Strukturen. Man bekommt mehr Geld und eine Leine. In letzterem Punkt hat mich Schirrmacher total versaut. Ich weiss gar nicht mehr, wie das ist, auf Bestellung zu schreiben.
"Aber da könnte man doch individuelle Regelungen finden."
In einer grossen Stadt, die weiter nördlich liegt. Alles liegt in diesem Lande weiter nördlich, denn hinter Kreuth ist das Land zuende. Und das ist der andere Punkt, und ich erlebe es jedes Mal, wenn ich mit der Bahn nach Hause fahre, statt mit dem Auto: Dann bin ich nicht auf dem Ring, dann geht es erst ins Umland und dann in die Stadt.
Zugfahren mit der BOB nach München ist gar nicht wie andernorts - die Sitze sind bequem, die Aussicht ist schön, und man nähert sich München über hübsche Dörfer, bevor man über Grünwald und Höllriegelskreuth auch noch die besten Teile der Stadt zu sehen bekommt. Und auch die Siemenswerke sind für einen Arbeitsplatz vorbildlich. Überall wird restauriert, die Stadt ist auch entlang der Bahnlinie sauber und wohlhabend. Die Bürogebäude haben viele Steckdosen, das ist nicht so wie bei mir daheim, und sie sind luftig und es gibt eine IT, die sich um die Rechner kümmert. Um mich aber nicht und dort würde ich eingehen.
Ich halte die grossen Städte nicht mehr aus. Das ist so in etwa wie mit dem Autofahren in der Nacht und dem Durchmachen. Es geht, aber auf Dauer würde es mich ruinieren.
Und dann noch diese monströse Scheusslichkeit.
Nein, man kann da nicht wie auf einen Berg einfach draufhalten und schön ist es. Es ist scheusslich und muss passend beleuchtet und geschnitten werden. Selbst bei schlimmstem Wetter stehen bei uns Leute auf dem Brüclerl und schauen auf den See. Daheim wohne ich in einem Haus, das jedes Jahr tausende Male abgelichtet wird. Hier sind es diese Freakgebäude, die das Stadtbild prägen, und die Menschen darin. Das halte ich nicht aus.
Meinen Perserteppich unter den Füssen will ich, mein Sofa zum Nachdenken, meine Anlage für meine Musik, meine Bücher, meinen Tee, und meine feine Kanne. Keine Flurgespräche. Und gehen, wann es mir passt, und zwar irgendwo hin, wo ich nach maximal zehn minuten irgendwo bin, wo es schön ist, und die Menschen gut mit mir umgehen.
Für solche Leute würde ich auch in grosse Städte fahren, aber lieber wäre es mir, sie zögen zu mir. In die FAZ-Aussenstelle am Tegernsee.
donalphons, 23:44h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 18. März 2015
Auf den Achenpass, darüber hinaus und zurück
donalphons, 23:07h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 17. März 2015
Von Abend zu Abend
Zufrieden ins Bett.
Gut gefrühstückt.
Geschenke gekauft und mit der Konditorin geplaudert.
Mich an den kleinen Dingen erfreut, die mir nicht schaden.
Den ersten Segler freudig begrüsst. Sein Boot heisst Liberty.
Apfelstrudel gegessen. Draussen. Mir ein wenig die Zunge verbrannt
Freunden zugewunken, die wieder gefahren sind, Rad genommen und es mal wieder probiert.
Gemerkt, dass es nach einer Woche Japsen wieder recht gut geht.
In die Sonne geblinzelt.
Zu dem Punkt hinaufgekeucht, an dem man den Wendelstein sieht.
Ins Tal gerast.
Kuchen gegessen.
Gur und ohne Röcheln geschlafen. Das Leben ist gut
Gut gefrühstückt.
Geschenke gekauft und mit der Konditorin geplaudert.
Mich an den kleinen Dingen erfreut, die mir nicht schaden.
Den ersten Segler freudig begrüsst. Sein Boot heisst Liberty.
Apfelstrudel gegessen. Draussen. Mir ein wenig die Zunge verbrannt
Freunden zugewunken, die wieder gefahren sind, Rad genommen und es mal wieder probiert.
Gemerkt, dass es nach einer Woche Japsen wieder recht gut geht.
In die Sonne geblinzelt.
Zu dem Punkt hinaufgekeucht, an dem man den Wendelstein sieht.
Ins Tal gerast.
Kuchen gegessen.
Gur und ohne Röcheln geschlafen. Das Leben ist gut
donalphons, 23:02h
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Montag, 16. März 2015
Zynische Spiele
Ich bin nicht wehleidig.
Bei einer chronischen Erkrankung - verharmlosend Heuschnupfen genannt - ist man irgendwann durch mit dem wehleidig sein. Man wird zynisch. Letztes Jahr hatten wir einen perfekten Winter mit langer, wenig intensiver Blütephase von November bis Juni. Da ist die Pollenkonzentration erträglich. Dieses Jahr ist es normal. Unten blüht alles, oben regiert noch der Winter.
Es ist wirklich nur eine Frage von ein paar Höhenmetern, und man kann zynische Spielchen machen, wie etwa: Wie weit komme ich runter, bevor es wieder losgeht. Heuschnupfen ist kein Vergnügen, aber es ist nicht ein Schmerz, der sich sofort einstellt, sondern eine Beklemmung in der Lunge, wie eine leichte Form von Ersticken. Bei der Kanzelkehre - etwa 700 Meter hoch gelegen mit schönem Blick über das Inntal und das Zillertal - geht es los.
Am Tegernsee bin ich hundert Meter weiter oben, vor mir steht ein Gebirge anstelle eines pollenträchtigen Tales, und es ist weiter im Norden. Es sind nur 40 Kilometer, aber wie so oft im Gebirge - die spürt man klimatisch. Zwei, drei Wochen, das lehrt die Erfahrung, wird es am Tegernsee noch sehr gut sein und weitere zwei Wochen erträglich. Da kann man erst mal beruhigt einen Kaiserschmarrn essen und draussen sitzen, bis im Flachland Birke und Hasel fertig sind.
Das ist einer der Gründe, warum die Wohnung am Tegernsee, zumindest für mich, eine der besten Entscheidungen des Lebens war, und wirklich ideal zu meinem Beruf passt - und es beileibe weder billig noch ohne Aufwand, hier zu leben. Natürlich könnte ich woanders mehr arbeiten und mehr verdienen. Und dann drei Monate am Stück komplett ausfallen. Nein, es passt schon so, wie es ist. Und es ist ja auch ganz hübsch hier.
Bei einer chronischen Erkrankung - verharmlosend Heuschnupfen genannt - ist man irgendwann durch mit dem wehleidig sein. Man wird zynisch. Letztes Jahr hatten wir einen perfekten Winter mit langer, wenig intensiver Blütephase von November bis Juni. Da ist die Pollenkonzentration erträglich. Dieses Jahr ist es normal. Unten blüht alles, oben regiert noch der Winter.
Es ist wirklich nur eine Frage von ein paar Höhenmetern, und man kann zynische Spielchen machen, wie etwa: Wie weit komme ich runter, bevor es wieder losgeht. Heuschnupfen ist kein Vergnügen, aber es ist nicht ein Schmerz, der sich sofort einstellt, sondern eine Beklemmung in der Lunge, wie eine leichte Form von Ersticken. Bei der Kanzelkehre - etwa 700 Meter hoch gelegen mit schönem Blick über das Inntal und das Zillertal - geht es los.
Am Tegernsee bin ich hundert Meter weiter oben, vor mir steht ein Gebirge anstelle eines pollenträchtigen Tales, und es ist weiter im Norden. Es sind nur 40 Kilometer, aber wie so oft im Gebirge - die spürt man klimatisch. Zwei, drei Wochen, das lehrt die Erfahrung, wird es am Tegernsee noch sehr gut sein und weitere zwei Wochen erträglich. Da kann man erst mal beruhigt einen Kaiserschmarrn essen und draussen sitzen, bis im Flachland Birke und Hasel fertig sind.
Das ist einer der Gründe, warum die Wohnung am Tegernsee, zumindest für mich, eine der besten Entscheidungen des Lebens war, und wirklich ideal zu meinem Beruf passt - und es beileibe weder billig noch ohne Aufwand, hier zu leben. Natürlich könnte ich woanders mehr arbeiten und mehr verdienen. Und dann drei Monate am Stück komplett ausfallen. Nein, es passt schon so, wie es ist. Und es ist ja auch ganz hübsch hier.
donalphons, 23:47h
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Freitag, 13. März 2015
Tage der Unsicherheit
Es ist alles nicht so einfach im Moment.
Ich bin wie diese Kügelchen, ich würde gern rollen, muss aber verharren, und bin damit nicht wirklich glücklich.
Trainieren müsste ich und abnehmen, atmen und mich auf Berge wuchten, aber im Moment bin ich schon froh, wenn ich die Treppe ohne Hustenanfall hoch komme. Es ist Frühling und er kommt schnell mit seinen Pollen.
Ich werde sicher bei der L Eroica Primavera starten. Aber ob das ein Erfolg wird, oder ein extremes Debakel und Lungenproblem und weichen Waden, wird man sehen müssen.
Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.
Ich bin wie diese Kügelchen, ich würde gern rollen, muss aber verharren, und bin damit nicht wirklich glücklich.
Trainieren müsste ich und abnehmen, atmen und mich auf Berge wuchten, aber im Moment bin ich schon froh, wenn ich die Treppe ohne Hustenanfall hoch komme. Es ist Frühling und er kommt schnell mit seinen Pollen.
Ich werde sicher bei der L Eroica Primavera starten. Aber ob das ein Erfolg wird, oder ein extremes Debakel und Lungenproblem und weichen Waden, wird man sehen müssen.
Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.
donalphons, 23:20h
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Donnerstag, 12. März 2015
Terry - bitte, wie meinten Sie?
Auf eine Person stossen, weil man den Twitteraccount von einem StaSi-Relativierer liest, der einen recht anlasslos als geistigen Brandstifter bezeichnet, ist eine Vorstellung, die sich der Betreffende vielleicht nicht so herausgesucht hätte. und obwohl ich mich regelmässig in einer Buchhandlung befinde, und dortselbst auch gern stöbere, ist mir dessen Name entgangen. Ja, sogar der Umstand, dass jemand, die ich mal kannte, seine Werke höchst schätzte, hat sich damals bei mir nicht niedergeschlagen. Es ist also keine Arroganz, wenn ich hier zugebe, dass ich Terry Prachett nicht kannte. Dabei kenne ich doch sogar Jeremy Clarkson von Top Gear.
Ich entnehme Nachrufen und allgemeiner Trauer, dass der Autor anderen in etwa sowas sein kann, wie der Hitchhikers Guide to the Galaxy, Herr der Ringe oder Harry Potter. Ersteren habe ich gelesen und mochte ihn, aber nicht so, dass ich mein Dasein daran orierntiert hätte, wie etwa bei Voltaire, Mirabeau oder Diderot. Zweiteres habe ich - auch angefangen, aber es wurde mir bald zu dumm. Die Parodie "Herr der Augenringe" fand ich dagegen lustig. Herr der Ringe war mir irgendwie zu schwülstig, und die Verwebung der Geschichten war nichts gegen die Handschriften von Saragossa. Und für Harry Potter, nun, man nehme es mir nicht übel, aber dafür bin ich vermutlich zu alt und zu ernsthaft und so viel Lebenszeit, dass ich sie in gehypte Kinderbücher stecken würde, habe ich in diesem Dasein nicht.
Echte Bildungslücken - wenn man traditionelle Vorstellungen annimmt - habe ich wenige und wenn doch, dann nicht auf kulturellem Bereich, insofern ist das "den muss man doch kennen", das mir entgegenschallt, seltsam. Kaum jemanden hat es berührt, dass Gabriel Garcia Marquez gestorben ist, dessen Hundert Jahre Einsamkeit ich nach dem Abitur in einem Urlaub bei Tempesta verschlungen habe, und nach seinem Tod erneut las und immer noch mochte. Da hat sich wohl etwas getan in der Literaturlandschaft, was weit über Anime und Manga hinausgeht. Ich mag magischen Realismus.
Aber eine Scheibenwelt?
Ja, werden die Fans sagen. das muss man gelesen haben und das ist keine Sache, die mit diesem oder jenem vergleichbar wäre. Aber ich meide zumindest in der Literatur Texte, die heute, in der Gegenwart Kult werden. Das liegt daran, dass ich den Kult des Gegenwärtigen nicht mag. Ich setze mich gern mit den Kirchenvätern auseinander, deren Kult längst zu höhnischem Gelächter zerfallen wäre, gäbe es nicht den IS und Boko Haram, und ich kann stundenlang in ihr verträuntes Gesicht und seine Vorfreude schauen, sehr wohl im Wissen, dass Bustellis Figuren aus Nymphenburg für andere nur Nippes sind. Die Zeit hat abgewaschen, das darum geglaubt und erwartet wurde, nun ist das eben reine Verblendung und reines Verlangen. Das mag ich sehr.
Ich lese, der Autor sei besonders bei den Abseitigen und Anderen beliebt, aber das sagt heute nicht mehr viel. Jede Kultur kokettiert heute mit Abseitigkeit, Nichtnormalität und Ansprache von Minderheiten. Das ist heute keine Kunst mehr, keine Randgruppe und kein Prädikat, sondern nur noch Marketing. Es ist erlösend, etwas zu lesen, das keiner kennt und von dem keiner spricht. Eigentlich bin ich auch lieber in Antiquariaten als in Buchhandlungen. Man muss sich um mich keine Sorgen machen, alles ist gut, ich kenne auch noch die normale Welt und kann gut darin leben.
Aber atmen tue ich an anderen Orten, und gern ohne Begleitung.
Ich entnehme Nachrufen und allgemeiner Trauer, dass der Autor anderen in etwa sowas sein kann, wie der Hitchhikers Guide to the Galaxy, Herr der Ringe oder Harry Potter. Ersteren habe ich gelesen und mochte ihn, aber nicht so, dass ich mein Dasein daran orierntiert hätte, wie etwa bei Voltaire, Mirabeau oder Diderot. Zweiteres habe ich - auch angefangen, aber es wurde mir bald zu dumm. Die Parodie "Herr der Augenringe" fand ich dagegen lustig. Herr der Ringe war mir irgendwie zu schwülstig, und die Verwebung der Geschichten war nichts gegen die Handschriften von Saragossa. Und für Harry Potter, nun, man nehme es mir nicht übel, aber dafür bin ich vermutlich zu alt und zu ernsthaft und so viel Lebenszeit, dass ich sie in gehypte Kinderbücher stecken würde, habe ich in diesem Dasein nicht.
Echte Bildungslücken - wenn man traditionelle Vorstellungen annimmt - habe ich wenige und wenn doch, dann nicht auf kulturellem Bereich, insofern ist das "den muss man doch kennen", das mir entgegenschallt, seltsam. Kaum jemanden hat es berührt, dass Gabriel Garcia Marquez gestorben ist, dessen Hundert Jahre Einsamkeit ich nach dem Abitur in einem Urlaub bei Tempesta verschlungen habe, und nach seinem Tod erneut las und immer noch mochte. Da hat sich wohl etwas getan in der Literaturlandschaft, was weit über Anime und Manga hinausgeht. Ich mag magischen Realismus.
Aber eine Scheibenwelt?
Ja, werden die Fans sagen. das muss man gelesen haben und das ist keine Sache, die mit diesem oder jenem vergleichbar wäre. Aber ich meide zumindest in der Literatur Texte, die heute, in der Gegenwart Kult werden. Das liegt daran, dass ich den Kult des Gegenwärtigen nicht mag. Ich setze mich gern mit den Kirchenvätern auseinander, deren Kult längst zu höhnischem Gelächter zerfallen wäre, gäbe es nicht den IS und Boko Haram, und ich kann stundenlang in ihr verträuntes Gesicht und seine Vorfreude schauen, sehr wohl im Wissen, dass Bustellis Figuren aus Nymphenburg für andere nur Nippes sind. Die Zeit hat abgewaschen, das darum geglaubt und erwartet wurde, nun ist das eben reine Verblendung und reines Verlangen. Das mag ich sehr.
Ich lese, der Autor sei besonders bei den Abseitigen und Anderen beliebt, aber das sagt heute nicht mehr viel. Jede Kultur kokettiert heute mit Abseitigkeit, Nichtnormalität und Ansprache von Minderheiten. Das ist heute keine Kunst mehr, keine Randgruppe und kein Prädikat, sondern nur noch Marketing. Es ist erlösend, etwas zu lesen, das keiner kennt und von dem keiner spricht. Eigentlich bin ich auch lieber in Antiquariaten als in Buchhandlungen. Man muss sich um mich keine Sorgen machen, alles ist gut, ich kenne auch noch die normale Welt und kann gut darin leben.
Aber atmen tue ich an anderen Orten, und gern ohne Begleitung.
donalphons, 17:02h
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