Mittwoch, 4. Februar 2009
Mittag
Ich merke die Veränderung an der Luft, am Himmel und am Stand der Sonne. Es wird Frühling.

(Grossbild)
Selbst wenn der See noch über weite Flächen vereist ist, und die Blässhühner darauf quietschend und wenig erfolgreich um Gleichgewicht ringen. Mehdorn und der Papst sollten natürlich zurücktreten, aber bitte nicht hier in den Ruhestand gehen.

(Grossbild)
Selbst wenn der See noch über weite Flächen vereist ist, und die Blässhühner darauf quietschend und wenig erfolgreich um Gleichgewicht ringen. Mehdorn und der Papst sollten natürlich zurücktreten, aber bitte nicht hier in den Ruhestand gehen.
donalphons, 19:42h
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Depp sucht Botanik
Da war diese Kurve. Und das Eis. Am Ende kam ich durch, nur mit dem falschen Ende voraus. An der Stelle, als der Schnee wieder griffig wurde. Von da an ging es weiter. Was irgendwie wegen der Fahrtrichtung nicht so toll war.

Was ich damit sagen will: Man kann an der Neureuth die Sperrung ignorieren, und über Schleichwege aufsteigen, oben ankommen und zwei Drittel des Strecke auch fahren - aber für den Rest sollte man besser Schlittschuhe nehmen. Gerade, wenn man übernächtigt ist, sollte man vielleicht auf Verbotsschilder achten. Glatt ist gar kein Ausdruck für die Strecke.
No tree was harmed for this experience.

Was ich damit sagen will: Man kann an der Neureuth die Sperrung ignorieren, und über Schleichwege aufsteigen, oben ankommen und zwei Drittel des Strecke auch fahren - aber für den Rest sollte man besser Schlittschuhe nehmen. Gerade, wenn man übernächtigt ist, sollte man vielleicht auf Verbotsschilder achten. Glatt ist gar kein Ausdruck für die Strecke.
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donalphons, 12:54h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 3. Februar 2009
Nur so
darf dieser Tag sein. Hätte man mich gefragt, wie er sein muss, hätte ich gesagt: Der erste Tag des Frühjahrs muss es sein.

Es muss 14 Grad warm sein, ich will im Hemd draussen sitzen und das Kitzeln der Sonne in der Nase spüren.

Da muss Schnee sein und Sonnenspiele, es muss blau und weiss sein, und drüber nochmal blau ohne Grenzen.

Es muss der erste Tag des Frühlings sein. So und nicht anders.

Es muss 14 Grad warm sein, ich will im Hemd draussen sitzen und das Kitzeln der Sonne in der Nase spüren.

Da muss Schnee sein und Sonnenspiele, es muss blau und weiss sein, und drüber nochmal blau ohne Grenzen.

Es muss der erste Tag des Frühlings sein. So und nicht anders.
donalphons, 16:19h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 30. Januar 2009
Auf den Schwingen des Todes
Es ist kein erfreuliches Thema, heute schon gar nicht, aber wie sagte man nicht im Mittelalter so treffend? Im Leben sind wir vom Tod umfangen. Jedenfalls habe ich mir bei der FAZ mal den sozialistischen Tod des finalen Gleichmachertums zur Brust genommen, ihm eine Flasche Kirschgeist gegeben und dann, als er mit seinem Rodel in die Botanik krachte, diese Würdigung seiner Person verfasst (Vorsicht, FAZ-Beitrag).
donalphons, 10:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 29. Januar 2009
Der bezaubernde Berg
Vor fast genau einem Jahr war ich am Tegernsee, habe mir die Wohnung angeschaut und gesagt: Die ist es. Es gibt Entscheidungen, von denen weiss man einfach, dass sie richtig sind. Und obwohl "billig" nicht das richtige Wort für den Kauf war, gab es keinen Augenblick des Bedauerns.

Was mir hier aufgefallen ist: Ich kann besser nachdenken. Besonders, wenn ich den Berg vor dem Haus besteige. Inzwischen kenne ich hier oben jeden Stein und alle Sträucher, es ist immer noch schön, die Luft ist sensationell gut, und besonders in den Tagen nach frischem Schneefall fühle ich mich wie inmitten einer Grisaillemalerei der burgundischen Hofschule um 1410, man lese nach bei "Der Herbst des Mittelalters".
Es ist seltsam, was einem in dieser grandiosen und fremdartigen Welt so alles einfällt. Ich suchte nach einem Ansatz, nach etwas, woran man eine Idee aufhängen konnte, aber es ist nicht so einfach am See, wo man nicht viel wirklich Nachhaltiges erlebt. Die naheliegenden Dinge - Ausrutschen auf dem Eis unter dem Neuschnee, Knochenbruch, Erfrieren - sind nicht so angenehm, aber die Gedanken schweifen, und die Erinnerung...
Das war 2004. Im April. Da hatte ich einen Termin in München, zu dem ich aus Berlin anreiste. Mein Gegenüber war einer der bekanntesten Vertreter der Private Equity Branche. Manche halten ihn für ein Genie, und tatsächlich gehen auf sein Konto einige Husarenstücke, die man bewundern kann, wenn man BWL studiert und hofft, später mal nicht als Sachbearbeiter zu enden. Die Streiche hatten meistens ein dickes Ende für seine Geschäftspartner, aber er verliess die Trümmerfelder ohne jeden Kratzer, um neu zu beginnen und andere Bereiche in Schutt zu legen. Was ich an ihm bewundert habe, war seine Enthaltsamkeit - niemand, der ihn nicht kannte, hätte diesen zurückhaltenden Menschen auf seinem gebraucht bei Ebay gekauften Bürostühlen als das eingeschätzt, was er war - und die Kunst, in einer Welt zu überleben, in der alle anderen zum Sterben verdammt sind. Die Fähigkeit, der eine zu sein, der immer davonkommt, sich den Staub vom Anzug wischt, sich an den Rechner setzt und das nächste Projekt angeht, ohne eine Sekunde der Unsicherheit.
Wir sassen also auf den nicht allzu geschmackvollen Stühlen mit dem zerkratzten Leder und sprachen über GmbH-Gründung in Deutschland, und die Bürokratie und ihre Unzumutbarkeit für Firmen. Warten Sie, sagte er, ich muss Ihnen etwas zeigen. Er stand auf, ging zu einem Aktenschrank, und holte einen Bündel Papiere heraus. Das sei allein schon der Papierwust, den ihm der Staat zumute dafür, dass er nur einen Gärtner auf Minijob-Basis beschäftige. Damit müsse er sich auseinandersetzen. Damit. Und das. Und hiermit auch noch. Jenes müsse er nachweisen. Für einen Minijob. Das auch noch. Das dauere. Und es dauerte auch. Er redete sich in Rage über die Ineffektivität des Systems, das ihn zwinge, sich mit sowas auseinanderzusetzen.

Da war also jemand, den man getrost als Superreichen bezeichnen konnte. Jemand, zu dem man praktisch keinen Zugang bekommt, der drei Schichten Untergebene hat, um mit aufdringlichen Schwätzern und nervenden Kunden umzugehen. Eine Person, die sich perfekt abschirmen kann, aber dann... Da gehen einem so Sachen durch den Kopf. Warum machen sie es nicht einfach auf Rechnung? Warum ein Minijob? Wegen der paar lumpigen Euro? Ich kannte - was nicht schwer war, er hatte es auch gegenüber den Medien nicht verheimlicht - in etwa sein Vermögen: In der halben Stunde, die er wie ein Tier im Käfig durch das Büro lief, verdiente er durch Zinsen auf sein Vermögen mehr, als sein Gärtner im ganzen Jahr.
Am Ende wurden wir wegen eines seiner Untergebenen nicht das, was man als "handelseinig" bezeichnen könnte. In all den Stunden bei ihm habe ich trotzdem so einiges gelernt, und ausserdem fast fünf Jahre später die Idee, an der sich alles andere entwickelt. Es hat sich für mich gelohnt. Ich bin im Zauberwald. Und er vergeudet seine Lebenszeit vielleicht noch immer sinnlos über ein paar Formularen.
(Diesmal habe ich sogar ein Video von einem Teil der Abfahrt. Mal schaun, ob ich es hoch bekomme)
Edit:
Sehr langsames owirutschn, weil der Neuschnee die Strecke sehr ausgebremst hat - man sieht ja, wie die Kufen im Schnee versinken. Allerdings konnte ich wenigstens die Kamera in der linken Hand halten. Wenn ich da normalerweise über dem blanken Eis runterwildschweine, wäre die Filmerei nicht zu empfehlen. Die Strecke ist in etwa der Waldweg auf der Karte.

Was mir hier aufgefallen ist: Ich kann besser nachdenken. Besonders, wenn ich den Berg vor dem Haus besteige. Inzwischen kenne ich hier oben jeden Stein und alle Sträucher, es ist immer noch schön, die Luft ist sensationell gut, und besonders in den Tagen nach frischem Schneefall fühle ich mich wie inmitten einer Grisaillemalerei der burgundischen Hofschule um 1410, man lese nach bei "Der Herbst des Mittelalters".
Es ist seltsam, was einem in dieser grandiosen und fremdartigen Welt so alles einfällt. Ich suchte nach einem Ansatz, nach etwas, woran man eine Idee aufhängen konnte, aber es ist nicht so einfach am See, wo man nicht viel wirklich Nachhaltiges erlebt. Die naheliegenden Dinge - Ausrutschen auf dem Eis unter dem Neuschnee, Knochenbruch, Erfrieren - sind nicht so angenehm, aber die Gedanken schweifen, und die Erinnerung...
Das war 2004. Im April. Da hatte ich einen Termin in München, zu dem ich aus Berlin anreiste. Mein Gegenüber war einer der bekanntesten Vertreter der Private Equity Branche. Manche halten ihn für ein Genie, und tatsächlich gehen auf sein Konto einige Husarenstücke, die man bewundern kann, wenn man BWL studiert und hofft, später mal nicht als Sachbearbeiter zu enden. Die Streiche hatten meistens ein dickes Ende für seine Geschäftspartner, aber er verliess die Trümmerfelder ohne jeden Kratzer, um neu zu beginnen und andere Bereiche in Schutt zu legen. Was ich an ihm bewundert habe, war seine Enthaltsamkeit - niemand, der ihn nicht kannte, hätte diesen zurückhaltenden Menschen auf seinem gebraucht bei Ebay gekauften Bürostühlen als das eingeschätzt, was er war - und die Kunst, in einer Welt zu überleben, in der alle anderen zum Sterben verdammt sind. Die Fähigkeit, der eine zu sein, der immer davonkommt, sich den Staub vom Anzug wischt, sich an den Rechner setzt und das nächste Projekt angeht, ohne eine Sekunde der Unsicherheit.
Wir sassen also auf den nicht allzu geschmackvollen Stühlen mit dem zerkratzten Leder und sprachen über GmbH-Gründung in Deutschland, und die Bürokratie und ihre Unzumutbarkeit für Firmen. Warten Sie, sagte er, ich muss Ihnen etwas zeigen. Er stand auf, ging zu einem Aktenschrank, und holte einen Bündel Papiere heraus. Das sei allein schon der Papierwust, den ihm der Staat zumute dafür, dass er nur einen Gärtner auf Minijob-Basis beschäftige. Damit müsse er sich auseinandersetzen. Damit. Und das. Und hiermit auch noch. Jenes müsse er nachweisen. Für einen Minijob. Das auch noch. Das dauere. Und es dauerte auch. Er redete sich in Rage über die Ineffektivität des Systems, das ihn zwinge, sich mit sowas auseinanderzusetzen.

Da war also jemand, den man getrost als Superreichen bezeichnen konnte. Jemand, zu dem man praktisch keinen Zugang bekommt, der drei Schichten Untergebene hat, um mit aufdringlichen Schwätzern und nervenden Kunden umzugehen. Eine Person, die sich perfekt abschirmen kann, aber dann... Da gehen einem so Sachen durch den Kopf. Warum machen sie es nicht einfach auf Rechnung? Warum ein Minijob? Wegen der paar lumpigen Euro? Ich kannte - was nicht schwer war, er hatte es auch gegenüber den Medien nicht verheimlicht - in etwa sein Vermögen: In der halben Stunde, die er wie ein Tier im Käfig durch das Büro lief, verdiente er durch Zinsen auf sein Vermögen mehr, als sein Gärtner im ganzen Jahr.
Am Ende wurden wir wegen eines seiner Untergebenen nicht das, was man als "handelseinig" bezeichnen könnte. In all den Stunden bei ihm habe ich trotzdem so einiges gelernt, und ausserdem fast fünf Jahre später die Idee, an der sich alles andere entwickelt. Es hat sich für mich gelohnt. Ich bin im Zauberwald. Und er vergeudet seine Lebenszeit vielleicht noch immer sinnlos über ein paar Formularen.
(Diesmal habe ich sogar ein Video von einem Teil der Abfahrt. Mal schaun, ob ich es hoch bekomme)
Edit:
Sehr langsames owirutschn, weil der Neuschnee die Strecke sehr ausgebremst hat - man sieht ja, wie die Kufen im Schnee versinken. Allerdings konnte ich wenigstens die Kamera in der linken Hand halten. Wenn ich da normalerweise über dem blanken Eis runterwildschweine, wäre die Filmerei nicht zu empfehlen. Die Strecke ist in etwa der Waldweg auf der Karte.
donalphons, 20:03h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 26. Januar 2009
Gipfelsturm
donalphons, 21:44h
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Samstag, 24. Januar 2009
Stahleis
Normalerweise habe ich Bilder vom Aufstieg. Aber heute wollte ich nur ankommen. Ankommen bedeutet: Volle Konzentration. Immer. Bei jedem Schritt. Jede Rampe ist ein schräges, stahlhartes Eisfeld. Die Leute tragen ihre Schlitten wieder nach unten, weil es zwischen Bäumen und Stacheldraht fast so gefährlich wie bei Verdun ist. Und mitten im Wald, auf der Alternativstrecke, ist es auch nur teilweise besser. Dafür ist es teilweise der Aufstieg in einen gefrorenen Wassersturz.

Normalerweise habe ich auch Bilder von der Abfahrt. Ich bin gefahren. Aber der Reibungswiderstand der Stahlkufen auf dem Eis ist so gut wie nicht existent. Bevor die Kamera auch nur in die richtige Position gebracht ist, ist die Geschwindigkeit viel zu hoch, um sich auf etwas anderes als das fahren einzulassen. Fahren heisst bremsen. Bremsen heisst allerdings nur die Beschleunigung reduzieren. Das Geräusch der Schuhe auf dem darunter fliegendem Eis ist wie aus einem Horrorfilm. Sobald ich den Rodel anhebe und sich die Kufen hinten ins Eis fräsen, ist es die Tonkulisse einer Autojagd über Pässe, wenn Blech auf Felsen reibt. Das dauert nur Sekunden. Hier sind es lange Minuten, sehr, sehr lange Minuten. Die Kurven nehme ich an den steilsten Stellen, damit die Fliehkraft die Kufen in das Eis drückt. Beim Aufstieg hat es eine Frau ganz aussen probiert, wo die Kurve flach ist. Das war keine gute Idee.
Unten dann das Auto. Einsteigen, anlassen, losfahren. Auf der Strasse ist kein Eis. Aber bei jeder Lenkbewegung schreit das Adrenalin, dass das Eis nicht halten könnte. Es dauert, es dauert bis nach dem Bad, bis die Vision weg ist, was eigentlich geschieht, wenn die Kufen in einer wirklich gefährlichen Kurve nicht mehr greifen. Es war heute verdammt unschön, das fünf Kilometer lange, 8% steile Eisband zwischen den Bäumen. Ankommen ist alles. Und das Geräusch habe ich immer noch in den Ohren.

Normalerweise habe ich auch Bilder von der Abfahrt. Ich bin gefahren. Aber der Reibungswiderstand der Stahlkufen auf dem Eis ist so gut wie nicht existent. Bevor die Kamera auch nur in die richtige Position gebracht ist, ist die Geschwindigkeit viel zu hoch, um sich auf etwas anderes als das fahren einzulassen. Fahren heisst bremsen. Bremsen heisst allerdings nur die Beschleunigung reduzieren. Das Geräusch der Schuhe auf dem darunter fliegendem Eis ist wie aus einem Horrorfilm. Sobald ich den Rodel anhebe und sich die Kufen hinten ins Eis fräsen, ist es die Tonkulisse einer Autojagd über Pässe, wenn Blech auf Felsen reibt. Das dauert nur Sekunden. Hier sind es lange Minuten, sehr, sehr lange Minuten. Die Kurven nehme ich an den steilsten Stellen, damit die Fliehkraft die Kufen in das Eis drückt. Beim Aufstieg hat es eine Frau ganz aussen probiert, wo die Kurve flach ist. Das war keine gute Idee.
Unten dann das Auto. Einsteigen, anlassen, losfahren. Auf der Strasse ist kein Eis. Aber bei jeder Lenkbewegung schreit das Adrenalin, dass das Eis nicht halten könnte. Es dauert, es dauert bis nach dem Bad, bis die Vision weg ist, was eigentlich geschieht, wenn die Kufen in einer wirklich gefährlichen Kurve nicht mehr greifen. Es war heute verdammt unschön, das fünf Kilometer lange, 8% steile Eisband zwischen den Bäumen. Ankommen ist alles. Und das Geräusch habe ich immer noch in den Ohren.
donalphons, 23:03h
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Donnerstag, 22. Januar 2009
In der Hölle der Freundlichkeit.
Es gibt eine gewisse Form der Freundlichkeit, die ich fliehe. Oder besser, zu fliehen versuche. Früher war es nicht so schlimm, damals war niemand so arg entsetzlich freundlich. Durch ein paar ohnehin nicht schöne Entwicklungen jedoch gibt es nun jemanden, der alle unerfreulichen Eigenschaften der Freundlichkeit in sich vereint und als vollkommene Distanzlosigkeit wieder ausspuckt. Anfassen, anquatschen, begleiten, niederlabern, ausquetschen, Ratschläge dümmster Natur geben und bei all der Freundlichkeit immer ein Ziel im Auge haben. ... Zwischen dem Punkten und diesen Worten liegen ein paar Minuten des Ringens, aber, ja, ehrlich, ich gebe es zu, auch wenn ich mich dafür nicht leiden kann - die Person ist das Produkt katholischer Erziehung und südostasiatischer Aufdringlichkeit. Und ich bin machtlos. Machtlos, und wenn es dann endlich vorbei ist, vollkommen geschlaucht. ich stehe vor dem Spiegel, schneide Grimassen und sage Dinge, die ich nie sagen würde.

Die Person wäre nach hiesigen Begriffen in all ihrer Freundlichkeit dreist, unverschämt und indiskret. Sie ist vollkommen gefühllos, was schwache Zeichen angeht, inmer noch gefühllos, wenn man deutliche Hinweise aussendet, und von der gleichen maultierartigen Gefühllosigkeit, wenn man freundlich und bestimmt das Ende ausdrückt. Es spielt keine Rolle, ob es deutsche oder englische Signale sind - letztere müsste er eigentlich besser verstehen. Haustüren bieten da keinen Schutz, er konmt gerne mit. Ich habe einfach keine Methode gelernt, mit so etwas im Rahmen umzugehen. Es gibt keinen zivilisatorisch gerechtfertigten Weg, um schnell und ohne psychische Belastung zu entfliehen. Und ganz ehrlich: Südostasien interessiert mich auch nicht.
Er schafft etwas, das bislang nur eine Japanerin geschafft habe: Dass ich wegen einem Menschen voreingenommen bin. So, wie ich immer etwas bescheuert lächle, wenn ich eine Japanerin sehe - ich will nicht wissen, wie ich aussah, als ich das letzte Mal in Schönbrunn war - formt sich in meiner Vorstellung der südostasiatische Raum zu einer riesigen Menge an überfreundlich-unhöflichen Menschen zusammen, und wenn ich nicht wüsste, dass es nur noch mehr distanzlose Freundlichkeit und Bemühen um den anderen zur Folge hätte, wäre ich schon lange mal explodiert. Weil es aber keine höfliche oder unhöfliche Lösung gibt, trage ich draussen einen Dufflecoat mit Kapuze, und springe schnell über Pfützen, wenn ich ihn sehe. Und denke mir: Freundlichkeit ist nichts. Höflichkeit ist alles.

Die Person wäre nach hiesigen Begriffen in all ihrer Freundlichkeit dreist, unverschämt und indiskret. Sie ist vollkommen gefühllos, was schwache Zeichen angeht, inmer noch gefühllos, wenn man deutliche Hinweise aussendet, und von der gleichen maultierartigen Gefühllosigkeit, wenn man freundlich und bestimmt das Ende ausdrückt. Es spielt keine Rolle, ob es deutsche oder englische Signale sind - letztere müsste er eigentlich besser verstehen. Haustüren bieten da keinen Schutz, er konmt gerne mit. Ich habe einfach keine Methode gelernt, mit so etwas im Rahmen umzugehen. Es gibt keinen zivilisatorisch gerechtfertigten Weg, um schnell und ohne psychische Belastung zu entfliehen. Und ganz ehrlich: Südostasien interessiert mich auch nicht.
Er schafft etwas, das bislang nur eine Japanerin geschafft habe: Dass ich wegen einem Menschen voreingenommen bin. So, wie ich immer etwas bescheuert lächle, wenn ich eine Japanerin sehe - ich will nicht wissen, wie ich aussah, als ich das letzte Mal in Schönbrunn war - formt sich in meiner Vorstellung der südostasiatische Raum zu einer riesigen Menge an überfreundlich-unhöflichen Menschen zusammen, und wenn ich nicht wüsste, dass es nur noch mehr distanzlose Freundlichkeit und Bemühen um den anderen zur Folge hätte, wäre ich schon lange mal explodiert. Weil es aber keine höfliche oder unhöfliche Lösung gibt, trage ich draussen einen Dufflecoat mit Kapuze, und springe schnell über Pfützen, wenn ich ihn sehe. Und denke mir: Freundlichkeit ist nichts. Höflichkeit ist alles.
donalphons, 00:56h
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Donnerstag, 15. Januar 2009
Der Welt verloren
Über verschneite Felder und leere Strassen führt der Weg in die fränkischen Hügel, und im gleissenden Dunst erscheint langsam, schemenhaft die braune Masse von Schloss Weissenstein, erst ein Schatten, eine Verfärbung im Nebel, undefiniert, amorph, dann stofflich und erst aus der Nähe strukturiert, Architektur, Form. Ich fahre in den ersten Hof, stelle den Wagen ab, und betrete durch die kleine Eisenpforte - das grosse Tor ist verschlossen und wird es auch noch bis zum Ende der Winterpause bleiben - den Hof vor dem Schloss. Niemand ist hier.
Ich überquere den weiss verschneiten, fast unberührten Platz, folge vereinzelten Fussspuren im Schnee, die den Wegen zwischen den Rondellen folgen. Die Tore des Marstall sind mit Bretterverschlägen verschlossen, und hinter den Fenstern der Prunkräume sind Holzläden eingebaut. Ein wenig Schnee liegt auf den bemoosten Sandsteinfiguren, ein paar Vögel geben Töne von sich, aus dem wenig gepflegten Wald hinter dem Schloss, verstimmt und leise, aber ich bin hier, auf dieser Bühne glanzvoller Feste des Barocks, das einzige lebende Wesen.
Auf der anderen Seite an den spitzengekrönten Spalieren angekommen, verlasse die umbaute Fläche durch die kleine Eisentür, die sich zur Kastanienallee hin öffnet, und gehe entlang der braunen, bröckelnden Parkmauer die Strasse hinunter. Nach ein paar Schritten verblassen die Säulen, bossierten Steine und Fensterumrahmungen schon wieder in der überfeuchten Luft. Unten, am Cafe, wo ich Kuchen und Torten kaufe für die Termine in Frankfurt, bleibt vom Schloss nicht mehr als ein Schatten, eine Ahnung zwischen Schnee und Nebel.
Die Wärme, die helle Stimme der Verkäuferin, ihr Lachen, als ich ihr sage, dass ich immer auf dem Weg nach Frankfurt hier einkaufe, weil es dort niemanden gibt, der diesen Kuchen so machen könnte, ihre Freundlichkeit, mir eine Kiste für den Transport zu geben, das alles löst sich auf beim Rückweg über die menschenleere Allee, über den verlassenen Schlosshof, vorbei an den stummen Statuen, die den Krieg und die Kunst, die Tugenden und die Götter verherrlichen, und kein Wort verlieren über die Pleite, den Niedergang, den ihr Erbauer mit diesem hellbraunen Steingebirge erlitt, als er sich finanziell übernahm.
Auch die Vögel sind verstummt; das Knirschen des Schnees unter den dünnen Ledersohlen meiner schwarzen Schuhe, das kalte, zischende Atmen sind die einzigen verbliebenen Geräusche, als ich wieder die kleine Pforte öffne, den Wagen erreiche und die Torte verstaue. Mit einem heiseren Bellen springt der Motor an, ich habe lange, zu lange gebraucht, ich habe einen Termin zu halten, und in dem Ort nicht angemessener Eile jagt der Wagen auf die hügelige Landstrasse zurück Richtung Autobahn und Frankfurt, während das Schloss im schmutzig beschlagenen Rückspiegel wie ein kalter Fiebertraum in sich zerfällt, sich auflöst im Nebel, Licht und dem aufgewirbelten Dreck der Strasse, die dorthin führt, wo Menschen sind.
Ich überquere den weiss verschneiten, fast unberührten Platz, folge vereinzelten Fussspuren im Schnee, die den Wegen zwischen den Rondellen folgen. Die Tore des Marstall sind mit Bretterverschlägen verschlossen, und hinter den Fenstern der Prunkräume sind Holzläden eingebaut. Ein wenig Schnee liegt auf den bemoosten Sandsteinfiguren, ein paar Vögel geben Töne von sich, aus dem wenig gepflegten Wald hinter dem Schloss, verstimmt und leise, aber ich bin hier, auf dieser Bühne glanzvoller Feste des Barocks, das einzige lebende Wesen.
Auf der anderen Seite an den spitzengekrönten Spalieren angekommen, verlasse die umbaute Fläche durch die kleine Eisentür, die sich zur Kastanienallee hin öffnet, und gehe entlang der braunen, bröckelnden Parkmauer die Strasse hinunter. Nach ein paar Schritten verblassen die Säulen, bossierten Steine und Fensterumrahmungen schon wieder in der überfeuchten Luft. Unten, am Cafe, wo ich Kuchen und Torten kaufe für die Termine in Frankfurt, bleibt vom Schloss nicht mehr als ein Schatten, eine Ahnung zwischen Schnee und Nebel.
Die Wärme, die helle Stimme der Verkäuferin, ihr Lachen, als ich ihr sage, dass ich immer auf dem Weg nach Frankfurt hier einkaufe, weil es dort niemanden gibt, der diesen Kuchen so machen könnte, ihre Freundlichkeit, mir eine Kiste für den Transport zu geben, das alles löst sich auf beim Rückweg über die menschenleere Allee, über den verlassenen Schlosshof, vorbei an den stummen Statuen, die den Krieg und die Kunst, die Tugenden und die Götter verherrlichen, und kein Wort verlieren über die Pleite, den Niedergang, den ihr Erbauer mit diesem hellbraunen Steingebirge erlitt, als er sich finanziell übernahm.
Auch die Vögel sind verstummt; das Knirschen des Schnees unter den dünnen Ledersohlen meiner schwarzen Schuhe, das kalte, zischende Atmen sind die einzigen verbliebenen Geräusche, als ich wieder die kleine Pforte öffne, den Wagen erreiche und die Torte verstaue. Mit einem heiseren Bellen springt der Motor an, ich habe lange, zu lange gebraucht, ich habe einen Termin zu halten, und in dem Ort nicht angemessener Eile jagt der Wagen auf die hügelige Landstrasse zurück Richtung Autobahn und Frankfurt, während das Schloss im schmutzig beschlagenen Rückspiegel wie ein kalter Fiebertraum in sich zerfällt, sich auflöst im Nebel, Licht und dem aufgewirbelten Dreck der Strasse, die dorthin führt, wo Menschen sind.
donalphons, 10:12h
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Mittwoch, 31. Dezember 2008
Kontinuität im Fortgang
"Champagner, Candelight, Musik und Tanz begleiten das Grand Menü."
Aus dem Sylvesterprogramm eines feinen Rottacher Hotels
Sagen wir mal so: Wenn 2009 wird, wie mein letzter Tag 2008 war, kann es gar nicht schlecht werden, wenn man nicht gerade Banker, Werber, Berufsblogger oder PRler ist, denn die Krise ist da noch nicht eingepreist. Statt dessen wird sein:

Grandiose Aussichten für die, die über den Dingen stehen.

Beste Unterhaltung im Sonnenschein.

Bezahlbare kulinarische Freuden in unbezahlbarem Ambiente.

Einzigartige Gipfelerlebnisse fern der kleinlichen Bedenken.

Grandiose Sonnenuntergänge am See.

Und natürlich immer ein paar Zentimeter Schnee unter den Kufen beim Talwärts fahren, wenn es die anderen beim wilden 09er Ritt in die Botanik nagelt. Rutscht gut - und passt in den Kurven auf.
Aus dem Sylvesterprogramm eines feinen Rottacher Hotels
Sagen wir mal so: Wenn 2009 wird, wie mein letzter Tag 2008 war, kann es gar nicht schlecht werden, wenn man nicht gerade Banker, Werber, Berufsblogger oder PRler ist, denn die Krise ist da noch nicht eingepreist. Statt dessen wird sein:

Grandiose Aussichten für die, die über den Dingen stehen.

Beste Unterhaltung im Sonnenschein.

Bezahlbare kulinarische Freuden in unbezahlbarem Ambiente.

Einzigartige Gipfelerlebnisse fern der kleinlichen Bedenken.

Grandiose Sonnenuntergänge am See.

Und natürlich immer ein paar Zentimeter Schnee unter den Kufen beim Talwärts fahren, wenn es die anderen beim wilden 09er Ritt in die Botanik nagelt. Rutscht gut - und passt in den Kurven auf.
donalphons, 19:43h
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