: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 31. Dezember 2008

Das vielleicht letzte Picnic des Jahres

1100 Meter hoch oben über dem Tegernsee, Sonne, 11 Grad, windstill, Sicht 150 Kilometer, gute Literatur.



Das Blau des Himmels in Technicolorkitsch, kein Laut aus dem Tal, nur ein paar Fesselballone über Gmund.



Über den Berg der Felssturz hinunter zum Ödberg und weiter nach Norden, Gmund noch im feinsten Wetter, dahinter unter dem allgegenwärtigen Dunst und den Abgasen der Städte in der grauen Zone:



(Grossbild)
1 Stuttgart
2 Augsburg
3 Frankfurt
4 München
5 Hamburg
6 Berlin

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Sonntag, 28. Dezember 2008

Bergruhe

Wieder in den Bergen, nach einem kleinen Zwischenhalt beim Antikmarkt Pfaffenhofen, und früh genug für eine kleine Rodeltour in den frühen, viel zu frühen Abend, hinauf über die Dunstschleier auf 1150 Meter, ausruhen, warten, und dann wieder hinunter ins Tal.











Es ist sehr still hier, und vorhin habe ich einfach vergessen, mein Postfach zu öffnen. Vielleicht, wenn ich immer hier wäre, würde ich einfach weniger irgendwas im Internet machen, weniger Nachrichten lesen, weniger Mails beantworten und schreiben, und wie eine um Essen bereicherte und qualitativ minderwertig bebilderte Version des Salzblogs
ausschauen.

Dummerweise muss ich hier am Abend arbeiten. Im Netz. Über das Netz. Und 2009 wird zu wichtig, als dass man davonlaufen und sich davor in einer Hütte in den Bergen verstecken könnte.

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Samstag, 27. Dezember 2008

Es geht uns gut

Es ist gar nicht so schlecht, dass meine vegetarische Marotte daheim und auf dem Markt allgemein bekannt ist. Ich kaufe trotzdem bei Fleischanbietern ein; der Hofladen im Moos zum Beispiel hat ein selbstgebackenes Olivenciabatta, das alles, wirklich alles aussticht, was ich in der Hinsicht aus Italien kenne. Dort, wo ich meine Pilze und den Broccoli kaufe, gäbe es neben anderen ausgefallenen Dingen auch Gänseleberpastete, über die hier erhitzt geredet wird. Doch auch dort kennt man eine - für hiesige Verhältnisse - eigenartige Einstellung zum Fleisch, und folglich wurde mir heute als Präsent nicht die elsässische Innerei, sondern italienische Trüffelbutter mitgegeben. Also, richtige Trüffelbutter. Nicht das aromatisierte Zeug.



Und da haben wir schon das Luxusproblem des guten Essens mitten in der Krise: Trüffel als Pilz sind nämlich auch nicht so meines. Ich mag einen Hauch Trüffel in Ravioli, ich schätze es, wenn man ihn ahnt. Mich hebt es buchstäblich, wenn ich irgendwo beim Essen bin, und nebenan lässt sich ein Parvenü seine Pasta mit Trüffel überreiben, als wäre es Grana Padano der billigeren Sorte. Dazu kommt noch die Erinnerung: In meiner Jugend, nach dem Abitur, rutschte eine Bekannte erst in den Drogenmissbrauch und dann in die Psychosen ab, und dieser auch äusserliche Zerfall wurde von dem leicht fauligen Geruch von Trüffeln begleitet. Das Wissen, dass sich die Trüffelsau bei der Suche eigentlich nach dem Sexualgestank des Ebers orientiert, den sie mit dem Geruch von Trüffeln verwechseln, trägt auch nur begrenzt zu meiner Begeisterung bei - kein Mensch käme auf die Idee, sagen wir mal, Butter am Primärgenital eines männlichen Schweines zu reiben.

Ich bin, das kann man hier sehen, eher ein schlichtes Gemüt, banale frische Pasta mit einer Tomate und ein paar Gewürzen aus meinem Dachgarten ziehe ich im Sommer jedem Edelrestaurant vor, und ich wüsste im Winter wenig, was mir eine grössere Freude bereiten würde, als eine warme, verzwickt süss und sauer schmeckende Kürbistarte mit Schwammerl und Käse, deren Zutaten 2,50 Euro kosten, mithin also ein Zehntel dessen, was für 100 Gramm dieser Butter gezahlt wird. Edle Speisen dagegen verlangen nach komplexen, ein schlichtes Gemüt anstrengende Arrangements, und so kann ich sagen, dass sich italienische Trüffelbutter wirklich sehr gut mit Tete de Moine oder Scamorza ergänzt, wenn man über geschmacksintensive Brezensemmeln verfügt. Vielleicht probiere ich es heute Abend auch mit etwas aus Kartoffeln aus. Ich werde angesichts der wirklich dezenten Verwendung noch lange rumprobieren können, aber wieder einmal merke ich, dass ich die Verfeinerung nach Gusto der Masse nur bis zu einem gewissen Grad ertrage, dann wird es zu viel, dann brauche ich das Bodenständige, die Erde, ein Brett, die Kälte, einen schlichten Frischkäse wie den St. Ceols und ein Stück Kartoffelbrot, oder ein in Käse ersäuftes Gratin.

Ich bin eigenartig, ich weiss. Es gäbe so viel Wein zu trinken und Fleischstücke zu hypen, man könnte sich mit Fischeiern gross tun, ich habe Krebsmesser und Austernzangen aus Silber daheim, aber es geht mir gut, wie es ist, und nur, weil etwas anders schmeckt und mit Leid für das Tier verbunden ist, muss ich es nicht mögen. Generell frage ich mich, was eigentlich exklusiv ist: Der Cretin, der in einem Zelt unter hunderten anderer Hirnloser das Ergebnis einer Sternekantine a la Glotze in sich hineinschaufelt, oder derjenige, der die, seien wir ehrlich, banalen Grundlagen der Mythen kennt und für sich beschliesst, dass er es nicht haben muss.

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Mittwoch, 17. Dezember 2008

Allein bedenkt!

Der Berg ist heute zaubertoll,



und wenn ein Irrlicht Euch die Wege weisen soll



So müßt Ihr's so genau nicht nehmen.


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Montag, 15. Dezember 2008

Fetzen

Man vergisst beim Aufstieg irgendwann die Welt, denn es ist sehr eisig dort oben, man konzentriert sich auf das Wesentliche, Schritt für Schritt, jetzt nur nicht hinfallen, wer fällt, der rutscht sehr weit runter in die Bäume, immer weiter, bis dann die Sonne durchbricht und der Gipfel erscheint.



Die letzten hundert Höhenmeter sind sehr steil, hässlich zu gehen und später noch hässlicher auf dem kaum zu bremsenden Rodel, netterweise ist der Weg zum Tal hin auch mit Stacheldraht gespickt, aber es lohnt sich wegen der Aussicht.



Von da oben aus kann man sehen, dass es morgen wieder schön sein wird. Nur in den Niederungen im Norden wird sich der Nebel halten, der sich in langen Adern entlang der Flüsse Richtung Augsburg zieht. Ich bin morgen ganz sicher nicht in Augsburg.



Ich weiss nicht, ob ich hier sein werde. Vielleicht fahre ich auch woanders hin. Die Strecke hat unter Tags sehr gelitten, hier war eine Münchner Invasion, und die Vereisung der Strecke macht die Abfahrt zusammen mit den Wanderern nicht eben leichter.



Der Rodel ist 30 Jahre alt, wie auch die Bespannung, und langsam reissen die Stoffgurte an der eher schwachen Vernagelung. Dann geht alles recht schnell, es macht ein paar mal Ratsch, und man fährt dann besser auf dem hinteren Holzbock zu Tale. Nicht wirklich angenehm für das Sitzfleisch auf dieser ruppigen Strecke. An das schräge Driften durch die eisglatten Kurven gewöhnt man sich schneller, als an die knallharten Stösse von unten.



Man kann die Fetzen wieder festnageln, und noch ein paar mehr Nägel zur Sicherheit hineinschlagen. Es sieht schlimmer aus, als es ist, und es fühlt sich schlimmer an, als es nach einem heissen Bad sein wird.



Man schwitzt, man stolpert, man ringt um Balance, man schleudert durch Kurven und Angst, Angst hat man auch. Morgen wieder.

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Advent, Advent, ein Rodel rennt

drauf grunzt der Don wie ein wildes Tier
und knallt dann hungrig durch die Tür.



Der Schnee, der Schnee liegt in der Höh',
nach dem Aufstieg ist im Magen Raum
der Don schlachtet schnell den Kuchentraum



Und huckepack in seinem Sack
bringt er den Winterteppich in das Haus
drauf breit´sich dann Dons Gschpusi aus.



Advent, Advent, sein Rodel rennt
heut Nachmittag erneut die Neureuth runter.

Und Nachts, da treibt er es noch bunter.

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Donnerstag, 11. Dezember 2008

11 ungeschriebene Geschichten in Postkartenmotiven

Das Pulver



Der genau richtige Zeitpunkt der Croutons in der Suppe



Vom Einsetzen der Bienenwachskerzen



Jungfernfahrt



Vom Glück, im Dezember draussen frühstücken zu können



Wintersaison



Andere müssen in Paris bei einer Internetkonferenz frieren



Die Abendstunde der Chorherren



Die letzte Fahrt



Auf der Suche nach dem perfekten Rodel



Nur so.


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Mittwoch, 10. Dezember 2008

Im Früheis wir knallen vom Berg, fallera

Das ist ein durchgebogener Hörnerrodel von Bär aus Schwaz. Bär baut heute nur noch Möbel, was sehr schade ist. Zum Glück habe ich eines dieser 30 Jahre alten Eschenmonstren aus gutem Hause. Ich mag solche urzeitlich anmutenden, brutalen Gefährte, auf denen man auch Kanonen oder erlegte Wildschweine ins Tal bringen könnte, runter nach Wildbad Kreuth, wo das hingehört.



Diese Art der Hörnerrodel ist genau das richtige Gerät für einen Rutsch im Morgengrauen, und sollte die Kälte einen noch nicht aufgeweckt haben - die Neigung des Rodels, in schnellen Kurven hinten auszubrechen und dann kontrolliert um die Ecke zu schleudern, macht wach. Garantiert.Wäre schon jemand um halb acht unterwegs, er wäre sicher fasziniert von diesem Fahrstil, den man so auch aus Verfolgungsjagden aus Hollywood kennt.



Leider, leider war es das erstmal mit dem - leider auch nur scheinbar - sorg- und arbeitslosen Leben im Schatten der Berge. Nach der Arbeit am Rechner ruft nun wieder die Arbeit in München und am Haus, und da gibt es keine Berge. Mit etwas Pech ist es sogar ein Abschied für länger, und das, obwohl ich gerade vollkommen dem Davoser Gefühl erlegen bin. Winter ist absolut nicht mein Ding, aber so, wie er jetzt ist, ist er gar nicht so schlecht. Eigentlich ist er sogar grandios.



Ich mein, Essen, auf Berge steigen, Sonne, Licht, runtersausen, lesen und arbeiten in der Wärme mit der Eiseskälte vor dem Fenster - das kann man so lassen. Ich ertappe mich dabei, mein Hiersein mit Gedanken wie "Jede Nacht im Hotel würde in vergleichbaren Räumen 100 Euro kosten, das musst du ausnützen, mit jeder Nacht verdienst du 1oo Euro" zu begründen, was falsch und dumm, aber dennoch nicht wirkungslos ist.

Nun ja. Darf ich einen Tipp geben, für alle, die noch nach Geschenken suchen? Ich würde Ungeübten keinen Rennrodel empfehlen, aber so ein richtiger Hörnerrodel macht auch schön Dampf, ist vielleicht sogar mehr Spass, weil nachher die Bauchmuskeln nicht so arg weh tun und die Kurven schön knallen, und auch, wenn Bär sie nicht mehr baut: Bei Sirch in Böhen im Allgäu bauen sie meine Wildsau als Einsitzer mit dem schönen, bankertauglichen Namen Abyss H11. Sieht aus wie ein Designermöbel, ist aber gar nicht so arg teuer: Unter 200 Euro, hört man. Vielleicht 100 Euro mehr als einen in Osteuropa zusammengeschraubter Billigmüll, und dafür gibt es aus lokalem Holz und von deutschen Arbeitern gebaute Prachtstücke. Was Besseres als Billy-Regale haben sie übrigens auch - wenn das innere Kind genug gedübelt ist und der Mann oder die Frau Platz für Bücher brauchen.

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Sonntag, 7. Dezember 2008

Gestatten

Mein Name ist Hill.



Don Hill.



Und ich habe die Lizenz zum rödeln.

Etwas unglamuröser als das zweite Bild, von dem besser keiner fragen sollte, wie man das macht, wenn da vorne die Kurve ist und man zwei Hände zum mitlenken braucht (kleiner Tipp: Dummheit ist ein Hauptbestandteil, sicher auch ein wenig Ich muss eh bald zum Zahnarzt und ein gutes optimistisches Stück Es ist noch ewig hin bis zur Kurve, mindestens 1,42 Sekunden), etwas unglamuröser ist es zu wissen, wer mich da runter geschlagen hat. 2 Mädchen im Alter um die 6 Jahre. Und das kam so:

Als ich in die Neureuth eingestiegen bin, war 200 Meter vor mir ein Pulk Einheimische, mit meinen Davoser ausstechenden Rennrodeln, einem Hund, und besagten Kindern mit Plastikbobs. Ich kam näher und näher, irgendwann machten sie eine Pause. Kaum war ich vorbei, gingen sie wieder los, die Väterkühe voran und ohne auf den Rest der Blase zu warten. Und die Väterkühe waren verdammt schnell. Jünger als ich, besser trainiert, und laut Aufschrift auf den Jacken Mitglieder in einem Rodelverein. Die Sorte Mensch, denen man auf dem Berg nur ungern davonlaufen möchte. Ich habe es aus falschem sportlichen Ehrgeiz geschafft, aber es war nur unwesentlich klüger und gesundheitsfördernder als das zweite Photo. Oben habe ich dann erst gar nicht lang gewartet, rauf auf den Bock und hinunter mit Gebrüll. Soweit es halt ging, in 20 Zentimeter Neuschnee: Oben wildsaugut, unten immer schlechter.

Da sind einerseits die flachen Stellen, in denen der tiefe Schnee zu sehr bremst. Und die stark bewaldeten Stellen, in denen so wenig Schnee liegt, dass die Kufen durch den Schnee brechen und vom Schotter vollgebremst werden. Die Kufen, der Schlitten, aber nicht der Fahrer - der rutscht dann über das Vorderteil Richtung Schotter. Absteigen und ziehen geht ziemlich auf die Durchschnittsgeschwindigkeit. Ich war schon fast unten, als von hinten Lärm kam: Die beiden Blagen auf ihren Plastikbobs, die so viel Auflagefläche haben, dass sie auch noch über den Tiefschnee und die dünnste Schneelage gleiten. Ganz unten haben sie mich mit einem "Vorsicht" und ohne Abstand zu halten, nun, also, aber immerhin war ich schneller als die Väterkühe. Und musste am Auto auch keine Blagen von irgendwelchen Almwiesen einsammeln. Ich bin Gesamtsieger, könnte man sagen. Und ich bin für ein Verbot von unfairen Kindern und Plastikbobs.

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Samstag, 6. Dezember 2008

Offensichtlich, wenn das Christentum recht hat,

habe ich dieses Jahr eindeutig zu keusch, enthaltsam und freundlich verbracht. Schliesslich sitze ich am Nikolaustag draussen im Sonnenschein.



Manche jedoch werden gern bestätigen, dass sie durch diese kleine Veranstaltung hier Schaden über Schaden erlitten haben, ihr Zahnfleisch vom Zähneknirschen aberodiert ist, ihre Magengeschwüre wuchern wie die Geranien auf den Balkonen des Voralpenlandes, und wer wäre ich, das zu bestreiten? In Sachen Keuschheit kann ich offen sagen, dass ich dieses Jahr mit keiner Bloggerin geschlafen habe, was aber beim winzigen Anteil der Bloggerinnen an der Bevölkerung besser nicht als repräsentativ aufgefasst werden sollte. Da bleibt also nur ein Schluss:



Gott ist tot, der Nikolaus ist eine Erfindung, und mir geht es christengottlos prima.

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