Montag, 24. April 2006
Missgeschick vor dem grossen Regen
Dass ich den Spiegel, den kleinen mit den klassizistischen Bordüren, dringend gebraucht hätte, begriff ich nicht, als ich ihn schon fast genommen hätte, sondern erst, als ich daheim vor dem Wandstück stand, an das er gepasst hätte. Wenn der Regen nicht gekommen wäre, häte ich sogar nochmal vorbeigeschaut. Habe ich aber nicht.
Spiegel sind wundervolle Antiquitäten. Im Prinzip passen sie fast immer, sie sind nützlich, machen Räume hell und weit, und wenn doch nicht mehr passen, findet sich immer jemand, den man damit beglücken kann. Und die Restaurierung ist meist nicht weiter problematisch. Ganz im Gegensatz zu Möbeln.

Stühle zum Beispiel sind hart. Im Originalzustand ist der Bezug und das Polster meist am Ende. So auch beim Exemplar links. Dass es dennoch seinen Weg in den Stadtpalast gefunden hat, verdankt es der Form, die nah am zweiten Stuhl ist, dessen Pimpung hier bereits Thema war. Die Zargen sind gleich geschwungen, die Lehne ist ähnlich, wenngleich qualitativ bei weitem nicht so herausragend wie beim Gegenstück. Die gedrechselten Beine muss man mögen, das Furnier ist dagegen unstrittig schön, und statisch betrachtet fehlt nichts - kein Wackeln, keine losen Verbindungen, und ein gebrochenes Bein wurde sauber wiederhergestellt. Ein paar Wurmlöcher, ein paar Macken dürfen schon sein bei einem späten Biedermeierstuhl, der mit 20 Euro nicht teuer war. Noch ein Brocken Arbeit. Als stünden in den nächsten Monaten nicht 16 weitere Räume an. So langsam verstehe ich, wieso dieses Haus vor 100 Jahren vier Dienstboten hatte.
Spiegel sind wundervolle Antiquitäten. Im Prinzip passen sie fast immer, sie sind nützlich, machen Räume hell und weit, und wenn doch nicht mehr passen, findet sich immer jemand, den man damit beglücken kann. Und die Restaurierung ist meist nicht weiter problematisch. Ganz im Gegensatz zu Möbeln.

Stühle zum Beispiel sind hart. Im Originalzustand ist der Bezug und das Polster meist am Ende. So auch beim Exemplar links. Dass es dennoch seinen Weg in den Stadtpalast gefunden hat, verdankt es der Form, die nah am zweiten Stuhl ist, dessen Pimpung hier bereits Thema war. Die Zargen sind gleich geschwungen, die Lehne ist ähnlich, wenngleich qualitativ bei weitem nicht so herausragend wie beim Gegenstück. Die gedrechselten Beine muss man mögen, das Furnier ist dagegen unstrittig schön, und statisch betrachtet fehlt nichts - kein Wackeln, keine losen Verbindungen, und ein gebrochenes Bein wurde sauber wiederhergestellt. Ein paar Wurmlöcher, ein paar Macken dürfen schon sein bei einem späten Biedermeierstuhl, der mit 20 Euro nicht teuer war. Noch ein Brocken Arbeit. Als stünden in den nächsten Monaten nicht 16 weitere Räume an. So langsam verstehe ich, wieso dieses Haus vor 100 Jahren vier Dienstboten hatte.
donalphons, 01:31h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 17. April 2006
I simply buy what I like
ist der Ausspruch eines Bekannten aus England, den es wegen seiner beruflichen und religiös-ethnischen Tätigkeiten viel durch Europa treibt. Wir hatten ein Interview an einem Samstag Abend südlich von München, danach unterhielten wir uns ein wenig, unter anderem über das Interieur des Schlosses, und dann kam irgendwann die Frage von ihm, ob es hier in der Nähe denn Fairs gäbe, wo man sowas kaufen könne - ein schlichtes Demilune aus Kirschholz, das wäre was. Die "Fair" gab es, 50 Kilometer weiter westlich, in Salzburg, und so verschwanden wir am nächsten Morgen heimlich aus dem Schloss, kurvten durch das Voralpenland, und erreichten bald diese vom Katholizismus niedergerückte, paradiesisch schöne, vergiftete Stadt an der Salzach, die noch jeder grosse Bewohner angewidert verlassen hat, von Mozart über Herzl bis Zweig. Dort erwarb er zwei Portraits - die er nicht brauchen konnte - einen alpenländischen Tisch - der garantiert nicht in seine Londoner Wohnung passte - ein paar Fayencen - they don´t fit with Imari, what do you think, Don - und noch eine Monstranz - gee, I could use it as a etrog box. Jedenfalls, ein Demilune war nicht dabei.
Auf der Heimfahrt überlegte er Strategien zur Umgehung seiner Gattin und erklärte mir, dass es letztlich eben sein Schicksal sei, das zu kaufen, was ihm gefalle, und nicht das, was zusammen passe. Und als ich gestern aus Pfaffenhofen nach Hause kam, wo ich hingefahren bin, um einen kleinen Tisch zu kaufen, da dachte ich wieder an ihn. Weil ich keinen Tisch gefunden hatte.

Sondern eine wirklich "unusual, rare", weisse Cloisonnéedose. Ich bin bei diesen Objekten immer etwas skeptisch, wenn sie weiss sind, das ist nicht wirklich mein Geschmack, aber die ist ausgesprochen fein und alt. Und sie hat eine Geschichte. Desweiteren ein Stich von Daniel Deuchar nach einem Gemälde der Schule von Fountainbleu. Regelmässige Leser kennen meine Sucht nach allem, was mit Manierismus zu tun hat. Und ein Bild von der alten Heimat eines Teilclans: Ein grosser Stich von Arbois in der Franche-Comte, etwa 1780. Nachdem im anderen Raum schon vier weitere Spiegel irgendwie keinen Platz mehr haben, noch ein recht erblindeter Biedermeierspiegel. Komisch, man steht davor, erhandelt ihn und vergisst völlig, dass man ihn nicht braucht. Liegt wohl an dem fein gemaserten Mahagoni.
Gut, die Dose kann ich als Teetrinker durchaus für eine gröbere Sorte gebrauchen. Der Rest würde mich vor Probleme stellen, hätte sich da in der Familie nicht vor kurzem etwas getan. Zugrunde liegt eine lange, die Öffentlichkeit nicht betreffende Geschichte, aber im Ergebnis werde ich wohl 2 Stockwerke weiter unten eine Wohnung bekommen. 85 m², 3 Zimmer, Küche, Bad. Mit ganz viel Wand für viele Bilder. Es muss sein. Denn sonst wird das hier oben bald etwas eng.
Auf der Heimfahrt überlegte er Strategien zur Umgehung seiner Gattin und erklärte mir, dass es letztlich eben sein Schicksal sei, das zu kaufen, was ihm gefalle, und nicht das, was zusammen passe. Und als ich gestern aus Pfaffenhofen nach Hause kam, wo ich hingefahren bin, um einen kleinen Tisch zu kaufen, da dachte ich wieder an ihn. Weil ich keinen Tisch gefunden hatte.

Sondern eine wirklich "unusual, rare", weisse Cloisonnéedose. Ich bin bei diesen Objekten immer etwas skeptisch, wenn sie weiss sind, das ist nicht wirklich mein Geschmack, aber die ist ausgesprochen fein und alt. Und sie hat eine Geschichte. Desweiteren ein Stich von Daniel Deuchar nach einem Gemälde der Schule von Fountainbleu. Regelmässige Leser kennen meine Sucht nach allem, was mit Manierismus zu tun hat. Und ein Bild von der alten Heimat eines Teilclans: Ein grosser Stich von Arbois in der Franche-Comte, etwa 1780. Nachdem im anderen Raum schon vier weitere Spiegel irgendwie keinen Platz mehr haben, noch ein recht erblindeter Biedermeierspiegel. Komisch, man steht davor, erhandelt ihn und vergisst völlig, dass man ihn nicht braucht. Liegt wohl an dem fein gemaserten Mahagoni.
Gut, die Dose kann ich als Teetrinker durchaus für eine gröbere Sorte gebrauchen. Der Rest würde mich vor Probleme stellen, hätte sich da in der Familie nicht vor kurzem etwas getan. Zugrunde liegt eine lange, die Öffentlichkeit nicht betreffende Geschichte, aber im Ergebnis werde ich wohl 2 Stockwerke weiter unten eine Wohnung bekommen. 85 m², 3 Zimmer, Küche, Bad. Mit ganz viel Wand für viele Bilder. Es muss sein. Denn sonst wird das hier oben bald etwas eng.
donalphons, 16:22h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 7. April 2006
Trouvaillen umtopfen
Es gibt einen neuen Raum, gewissermassen die Bibliothek und gleichzeitig das Zimmer, in das ich gehen kann, wenn Gäste kommen. Und es gibt Dinge, die der Berliner als ein solcher nicht mehr mag, die ich gerne annehme und hier, 500 Kilometer der südlichen Sonne näher, zu neuen Ehren kommen lasse.

Wobei, die kleine Tänzerin - die könnte demnächst der zweitgeborenen meiner Eltern zum Opfer fallen. Man wird sehen. Aber was kümmert einen das, wenn die Sonne in die neuen 15 m² scheint, der Thinkpad beim ersten Eintrag in diesem Raum leise summt, der Frühling anbricht und die Dielen unter den Schritten sanft knacken. Oder wenn man es mit 120 Quadratmetern zu tun hat, die von Mietnomaden runtergewirtschaftet wurden, nachdem man selbst vor 8 Jahren zwei Monate geschuftet hat, alles wieder in ordentlichen Zustand zu versetzen. Dann hilft allenfalls die Erinnerung an Berlin und der Gedanke, dass es dort sicher noch weitaus schlimmer sein würde.

Wobei, die kleine Tänzerin - die könnte demnächst der zweitgeborenen meiner Eltern zum Opfer fallen. Man wird sehen. Aber was kümmert einen das, wenn die Sonne in die neuen 15 m² scheint, der Thinkpad beim ersten Eintrag in diesem Raum leise summt, der Frühling anbricht und die Dielen unter den Schritten sanft knacken. Oder wenn man es mit 120 Quadratmetern zu tun hat, die von Mietnomaden runtergewirtschaftet wurden, nachdem man selbst vor 8 Jahren zwei Monate geschuftet hat, alles wieder in ordentlichen Zustand zu versetzen. Dann hilft allenfalls die Erinnerung an Berlin und der Gedanke, dass es dort sicher noch weitaus schlimmer sein würde.
donalphons, 18:37h
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Montag, 3. April 2006
Trouvaillen - Heute, im Problembezirk Neukölln
Lesen Sie die Reportage:
Neukölln. Der Skandalkiez. Rebellen ohne Markt decken auf: Gewalt, Unterdrückung, Bling Bling, Sex, Missbrauch von Minderjährigen. Integrationsversagen. Europas Scheitern angesichts der multikriminellen Machenschaften.
Heute in der Flughafenstrasse, Neukölln. Über die gebrochenen Platten des Bürgersteiges ziehen johlende Türkenkinder mit ihrem Fussball. Sowas. Abschieben, am besten. Über die Strasse gleitet die silberne Barchetta, das Sondereinsatzfahrzeug von "Rebelllen ohne Markt", der bayerischen Putztruppe mit CSU-gestähltem Bewusstsein für das Versagen von Rotgrün. Der Wagen hält an, und Don Alphonso steigt mit seiner Assistentin aus.
Gemeinsam betreten sie den Shop eines gewissen Herrn K. K. ist bekannt dafür, dass er von der Todesrate in Berlins gewalttätigstem Kiez profitiert - er handelt mit dem Nachlass der Toten, die hier Tag für Tag anfallen. Entschlossen reisst Don die Glastür auf und tritt energisch auf K. zu. Der versucht es mit Freundlichkeit, doch Don hat längst begriffen, was hier läuft.
Denn an der Wand hängt ein Bild, das beweist, wie hier in Neukölln die Werte des christliche Abendland mit Füssen getreten werden. Unsere Moral gilt hier auf den dreckigen Strassen des Migrantenslums nichts mehr. Ein missratenes Geschöpf hat die Szene festgehalten, die beweist, dass der Glaube der Gutachselschweisser, den braunen Puppen und der üblichen Neoconazis an den Krieg der Kulturen in unseren Städten richtig ist. Denn in einem geschmacklosen Goldrahmen zeigt sich die moralische Verrottung, die in diesem Bezirk an der Tagesordnung ist.
Wir sehen links einen älteren Rädelsführer der Homeboys in der typisch aufdringlich aggressiven Streetwear des Bezirks. Er trägt Rot - die Farbe der berüchtigten kriminellen Bloods. Ihm zugeordnet ist eine sog. Mutter aus diesem Kiez der verlorenen sozialen Verantwortung, die ihre Haare integrationsfeindlich mit einer Perücke verdeckt. Sie kümmert sich nicht um ihr Kind, das sich um sie bemüht, sondern beschäftigt sich lieber mit aufputschenden Drogen in der Goldtasse, die sie gerade als Schutzgeld dem kleinen schwarzafrikanischen Strassendieb abnimmt. Im Hintergrund macht sich ein blaugekleideter Crisp an eine "Bitch" heran, die in der zweiten Generation noch weiter zurückgeblieben ist - man sieht es an ihrem Schleier.

Schlimm: Diese Szene gilt in den typischen Geschäften der Flughafenstrasse als völlig normal. Zivilcourage gegen dieses Multikulti-Geschwür? Fehlanzeige. Im Gegenteil: Händler wie K. nehmen für derartige Propaganda eines verkommenen Lebensstils auch noch hohe Beträge.
Es ist an der Zeit, dass die Politik endlich handelt und Schluss macht mit den Neuköllner Zuständen. Die rot-rote Regierung wird erklären müssen, wie sie es zulassen kann, dass mit derartigen Ölgemälden des Schreckens aus Deutschlands Problembezirk Nummer 1 auch noch Handel getrieben wird.
Und damit schalten wir um zu den üblichenxenophoben, denkfaulen Abschiebungsbeihelfern in den Medien und ihren aufgebauschten Lügen von Neukölln aufrechten Journalisten, die der Welt wahrheitsgemäss verkünden, wie furchtbar dieses Neukölln doch ist.
Neukölln. Der Skandalkiez. Rebellen ohne Markt decken auf: Gewalt, Unterdrückung, Bling Bling, Sex, Missbrauch von Minderjährigen. Integrationsversagen. Europas Scheitern angesichts der multikriminellen Machenschaften.
Heute in der Flughafenstrasse, Neukölln. Über die gebrochenen Platten des Bürgersteiges ziehen johlende Türkenkinder mit ihrem Fussball. Sowas. Abschieben, am besten. Über die Strasse gleitet die silberne Barchetta, das Sondereinsatzfahrzeug von "Rebelllen ohne Markt", der bayerischen Putztruppe mit CSU-gestähltem Bewusstsein für das Versagen von Rotgrün. Der Wagen hält an, und Don Alphonso steigt mit seiner Assistentin aus.
Gemeinsam betreten sie den Shop eines gewissen Herrn K. K. ist bekannt dafür, dass er von der Todesrate in Berlins gewalttätigstem Kiez profitiert - er handelt mit dem Nachlass der Toten, die hier Tag für Tag anfallen. Entschlossen reisst Don die Glastür auf und tritt energisch auf K. zu. Der versucht es mit Freundlichkeit, doch Don hat längst begriffen, was hier läuft.
Denn an der Wand hängt ein Bild, das beweist, wie hier in Neukölln die Werte des christliche Abendland mit Füssen getreten werden. Unsere Moral gilt hier auf den dreckigen Strassen des Migrantenslums nichts mehr. Ein missratenes Geschöpf hat die Szene festgehalten, die beweist, dass der Glaube der Gutachselschweisser, den braunen Puppen und der üblichen Neoconazis an den Krieg der Kulturen in unseren Städten richtig ist. Denn in einem geschmacklosen Goldrahmen zeigt sich die moralische Verrottung, die in diesem Bezirk an der Tagesordnung ist.
Wir sehen links einen älteren Rädelsführer der Homeboys in der typisch aufdringlich aggressiven Streetwear des Bezirks. Er trägt Rot - die Farbe der berüchtigten kriminellen Bloods. Ihm zugeordnet ist eine sog. Mutter aus diesem Kiez der verlorenen sozialen Verantwortung, die ihre Haare integrationsfeindlich mit einer Perücke verdeckt. Sie kümmert sich nicht um ihr Kind, das sich um sie bemüht, sondern beschäftigt sich lieber mit aufputschenden Drogen in der Goldtasse, die sie gerade als Schutzgeld dem kleinen schwarzafrikanischen Strassendieb abnimmt. Im Hintergrund macht sich ein blaugekleideter Crisp an eine "Bitch" heran, die in der zweiten Generation noch weiter zurückgeblieben ist - man sieht es an ihrem Schleier.

Schlimm: Diese Szene gilt in den typischen Geschäften der Flughafenstrasse als völlig normal. Zivilcourage gegen dieses Multikulti-Geschwür? Fehlanzeige. Im Gegenteil: Händler wie K. nehmen für derartige Propaganda eines verkommenen Lebensstils auch noch hohe Beträge.
Es ist an der Zeit, dass die Politik endlich handelt und Schluss macht mit den Neuköllner Zuständen. Die rot-rote Regierung wird erklären müssen, wie sie es zulassen kann, dass mit derartigen Ölgemälden des Schreckens aus Deutschlands Problembezirk Nummer 1 auch noch Handel getrieben wird.
Und damit schalten wir um zu den üblichen
donalphons, 23:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 21. März 2006
Die Globalisierung des Imari Porzellans
ohne die Globalisierung des Geschmacks - eine kleine Abhandlung über den Welthandel, Raub, Produkt- und andere Piraterie, drittklassige Produkte sowie die unveränderliche Dummheit der Menschen - also dem einzigen Produkt, das nicht gehandelt werden muss, weil es überall in grossen Mengen gedeiht.
7 Jahre lang, von 1592–1598, versucht das kriegerische Japan, auf dem asiatischen Festland Fuss zu fassen. Ziel der Expansion ist Korea, wo es nach anfänglichen Erfolgen bald zu einem blutiger Guerillakrieg gegen die schlecht versorgten Invasoren kommt. Das bergige Land erweist sich als schwer zu kontrollieren, und als auch noch das China der Ming-Dynastie Korea unterstützt, geben die Japaner auf - allerdings nicht ohne vorher den technologischen Vorsprung der Koreaner hemmungslos zu kopieren und die Wissensträger nach Japan zu verschleppen.
Die Japaner interessieren sich dabei besonders für die hochentwickelte Töpferei. In Korea wurde zwei besondere Formen der Keramik entwickelt, das schreiend bunte Satsuma mit aufgesetzten Figuren, und ein mit aufwendigen Ornamenten in Blau, Rot, Grün und Gold bemaltes Porzellan, das es den Japanern sehr angetan hatte. Dieses Porzellan kam in Japan eine Weile in Mode, ohne dabei wirklich als erstklassig zu gelten. Ein Nippes, mehr nicht. Es wäre vielleicht bald wieder vergessen worden, hätte sich 1630 nicht die Vereinigte Ostindische Kompanie auf einer Insel vor Nagasaki festgesetzt, um Handel mit dem ansonsten abgeschlossenen Edo-Königreich zu führen. Und eben jene Holländer, bei denen daheim gerade die Formenpracht des Barock wucherte, waren von diesem bunten Porzellan begeistert.
Denn in Europa gab es nichts vergleichbares. Das bunte Porzellan war der fehlende Stein in einem luxuriösen Stilpuzzle, das im Manierismus Wände, Möbel und Bilder überwuchert hatte, aber in der Keramik noch keinen Ausdruck gefunden hatte. Dieses Porzellan hatte von Anfang an die genau richtige Formen- und Farbenpracht, um das europäische Manko stilsicher zu beheben, und die Holländer begannen sofort mit dem Export der Stücke, die nach dem japanischen Versandhafen Imari benannt wurden.

Bestes europäisches Silber gegen minderwertigen japanischen Kitsch - das war ein Geschäft, dem auch das isolierte Japan nicht widerstehen konnte. Um Imari herum entstanden eine Reihe von Töpfersiedlungen, die ausschliesslich für den Export nach Europa produzierten. Selbst, als in Japan niemand mehr das aufdringliche, wenig sauber bemalte Zeug sehen konnte, verharrte die Produktion in den Formen, die Japan schon in Korea geklaut hatte. Hauptsache, die Langnasen zahlten und blieben ansonsten aus Japan draussen.
Aber schon damals erwiesen sich abgeschottete Märkte als wenig sinnvoll. Aus Sicht des chinesischen Festlandes war das eher dicke, schlecht gebrannte Imari Porzellan mit seinem völlig veralteten Formenschatz noch inferiorer als in Japan. Aber China war vergleichsweise offen für europäische Händler, und die dortigen Keramikproduzenten, die seit Jahrhunderten weissblaue Ware für Europa herstellten, begriffen im 18. Jahrhundert, dass sie das Imari Porzellan problemlos kopieren konnten. Schon bald hatte das billige Imari aus China den japanischen Markt mit billigeren Preisen, grösseren Mengen und einem besseren Standort 1000 Meilen näher an Europa überholt.
Das war das ein schwerer Schlag für den japanischen Hafen Imari, aber nicht für das Porzellan, das in Europa eine beständige Karriere durch alle Stilepochen mitmachte. Imari findet sich auf den Prunkstilleben des frühen 17. Jahrhunderts, es wurde am Hof Ludwigs XIV begehrt, es ist bei Watteau auf den Gemälden zu sehen, und blieb auch im Biedermeier und im viktorianischen Zeitalter das bestimmende Produkt aus Fernasien. In China brannte man stoisch Imari als Zeug für die Europäer als reine Exportware immer weiter, denn daheim wäre Imari im 18. und 19. Jahrhundert so unverkäuflich gewesen wie bei uns heutigentags Eiche Rustikal.
Allein, der Markt interessiert sich nicht für Geschmack, sondern nur für Geld. Europas merkantilistisch eingestellte Fürstenhäuser sahen das schöne amerikanische Silber nach Osten fliessen, und versuchten, Imari daheim herzustellen. Das mündete in die Erfindung des europäischen Porzellans, das zu Beginn vor allem Imari zu kopieren versuchte. Meissen, Limoge, Nymphenburg sind nur die bekanntesten Vertreter einer Zunft, die ihren Aufstieg der Produktpiraterie an drittklassigem Kitsch verdanken, der zu diesem Zeitpunkt bereits schon zweimal aus Korea und Japan vorgeklaut war. Es mag die Asiaten getröstet haben, dass die Europäer dumm genug waren zu glauben, damit ein Stück echter asiatischer Lebenskultur eingeführt zu haben.
Da aber die Dummen weder zeitlich noch örtlich begrenzt sind, hat die Geschichte ein Nachspiel. Mit dem Ende der chinesischen Qing-Dynastie 1911 und den beginnenden Bürgerkriegen, sowie dem Ersten Weltkrieg und der anbrechenden industriellen Moderne geht auch die chinesische Produktion von Imari Porzellan zu Ende. Danach folgt ein für Asien extrem unglückliches Jahrhundert von Krieg, Unterdrückung, Diktaturen und Vernichtung aller kulturellen Traditionen. Japan wird zwangseuropäisiert, China unter der Kulturrevolution untergepflügt, Koreas Elite wird ausgelöscht, Thailand verkommt zum globalen Bordell, und die Hochkultur der Khmer wird auf den Killing Fields erschlagen. Die rasend schnelle digitale Moderne in Fernasien ist eine direkte Folge der Vernichtung der Vergangenheit, eine Suche nach neuer Identität auf der geistig-moralischen Tabula Rasa.
Ohne Geschichte und Herkunft in einer plattgemachten Gesellschaft, beginnen die neuen Eliten mit der Suche nach Werten und Traditionen. Das ist nichts zwingend Positives, ganz im Gegenteil; meist gleicht es den peinlichen Legitimationsversuchen mittelalterlicher Europäer, die partout von Hektor, Achill, Romulus oder Cäsar abstammen wollten. Und jeden Preis bezahlten, wenn man ihnen die passenden "Beweise" herbeischaffte. Die gleiche Suche findet gerade in den wirtschaftlich boomenden Riesenstädten Chinas und Koreas statt. Dort will eine neue Oberschicht weg vom Staub der Flussebenen, aus der Opa kam, wg von den Verbrechen der Kulturrevolution, an denen sich der Vater beteiligte. Man will wieder eine vorzeigbare Geschichte haben, schön bunt soll sie sein, sehr chinesisch aussehen, alt natürlich, um Tradition vorzutäuschen, und vorzeigbar.
Und so werden die Asiatika-Auktionen in Europa gerade leergekauft von Händlern, die verrückt nach dem Imari Porzellan sind. Der billige Dreck des Rokoko erlebt eine ungeahnte Renaissance, denn nichts erscheint in Schanghai, Shenzen und Peking chinesischer als grobe Keramik, die wenig dezenten Gold und Farbenpracht von Wohlstand und Luxus kündet - ganz im Gegensatz zu den wirklich guten, aber schlichten Stücken mit blauer Bemalung. Imari ist so "echt" wie ein heute in China produzierter Bierkrug mit Neuschwanstein drauf - aber es ist Zeichen einer altneuen Identität in der aufsteigenden Boomregion. Imari drückt für Chinesen, Japaner und Koreaner ein Asien aus, das es genauso wenig gegeben hat wie das erfundene Asien der Aufklärung, und das gerade durch seine Nichtexistenz zur Auffüllung mit Mythen taugt.
Wir Europäer in den Auktionsräumen können darüber nur lächeln, auch wenn es mitunter weh tut, wenn telefonisch die besten Stücke weggesteigert werden, und Imari für uns nicht mehr bezahlbar ist. Der globalisierte Handel geht aufgrund der Nachfrage in die andere Richting, können wir festhalten, und mit den Achseln zucken. Und dabei einen entscheidenden Fehler machen: Denn in unserer eigenen Dummheit übersehen wir, dass es nicht Europas in Amerika geklautes Silber ist, das durch den Handel zurückkommt, sondern das Geld, das wir für den Import unserer billigen Handies, der Digicams, wackligen Gericomlaptops oder der Bauteile des iPods nach China überweisen.
Man kann jetzt darüber diskutieren, wer dümmer ist: Ein Asiate, der Jahrhunderte alten billigen Kitsch für seine Identität hält, oder der Europäer, der mit neuem asiatischen Dreck seine Identität neu erfindet. Globalisierung rulez.
7 Jahre lang, von 1592–1598, versucht das kriegerische Japan, auf dem asiatischen Festland Fuss zu fassen. Ziel der Expansion ist Korea, wo es nach anfänglichen Erfolgen bald zu einem blutiger Guerillakrieg gegen die schlecht versorgten Invasoren kommt. Das bergige Land erweist sich als schwer zu kontrollieren, und als auch noch das China der Ming-Dynastie Korea unterstützt, geben die Japaner auf - allerdings nicht ohne vorher den technologischen Vorsprung der Koreaner hemmungslos zu kopieren und die Wissensträger nach Japan zu verschleppen.
Die Japaner interessieren sich dabei besonders für die hochentwickelte Töpferei. In Korea wurde zwei besondere Formen der Keramik entwickelt, das schreiend bunte Satsuma mit aufgesetzten Figuren, und ein mit aufwendigen Ornamenten in Blau, Rot, Grün und Gold bemaltes Porzellan, das es den Japanern sehr angetan hatte. Dieses Porzellan kam in Japan eine Weile in Mode, ohne dabei wirklich als erstklassig zu gelten. Ein Nippes, mehr nicht. Es wäre vielleicht bald wieder vergessen worden, hätte sich 1630 nicht die Vereinigte Ostindische Kompanie auf einer Insel vor Nagasaki festgesetzt, um Handel mit dem ansonsten abgeschlossenen Edo-Königreich zu führen. Und eben jene Holländer, bei denen daheim gerade die Formenpracht des Barock wucherte, waren von diesem bunten Porzellan begeistert.
Denn in Europa gab es nichts vergleichbares. Das bunte Porzellan war der fehlende Stein in einem luxuriösen Stilpuzzle, das im Manierismus Wände, Möbel und Bilder überwuchert hatte, aber in der Keramik noch keinen Ausdruck gefunden hatte. Dieses Porzellan hatte von Anfang an die genau richtige Formen- und Farbenpracht, um das europäische Manko stilsicher zu beheben, und die Holländer begannen sofort mit dem Export der Stücke, die nach dem japanischen Versandhafen Imari benannt wurden.

Bestes europäisches Silber gegen minderwertigen japanischen Kitsch - das war ein Geschäft, dem auch das isolierte Japan nicht widerstehen konnte. Um Imari herum entstanden eine Reihe von Töpfersiedlungen, die ausschliesslich für den Export nach Europa produzierten. Selbst, als in Japan niemand mehr das aufdringliche, wenig sauber bemalte Zeug sehen konnte, verharrte die Produktion in den Formen, die Japan schon in Korea geklaut hatte. Hauptsache, die Langnasen zahlten und blieben ansonsten aus Japan draussen.
Aber schon damals erwiesen sich abgeschottete Märkte als wenig sinnvoll. Aus Sicht des chinesischen Festlandes war das eher dicke, schlecht gebrannte Imari Porzellan mit seinem völlig veralteten Formenschatz noch inferiorer als in Japan. Aber China war vergleichsweise offen für europäische Händler, und die dortigen Keramikproduzenten, die seit Jahrhunderten weissblaue Ware für Europa herstellten, begriffen im 18. Jahrhundert, dass sie das Imari Porzellan problemlos kopieren konnten. Schon bald hatte das billige Imari aus China den japanischen Markt mit billigeren Preisen, grösseren Mengen und einem besseren Standort 1000 Meilen näher an Europa überholt.
Das war das ein schwerer Schlag für den japanischen Hafen Imari, aber nicht für das Porzellan, das in Europa eine beständige Karriere durch alle Stilepochen mitmachte. Imari findet sich auf den Prunkstilleben des frühen 17. Jahrhunderts, es wurde am Hof Ludwigs XIV begehrt, es ist bei Watteau auf den Gemälden zu sehen, und blieb auch im Biedermeier und im viktorianischen Zeitalter das bestimmende Produkt aus Fernasien. In China brannte man stoisch Imari als Zeug für die Europäer als reine Exportware immer weiter, denn daheim wäre Imari im 18. und 19. Jahrhundert so unverkäuflich gewesen wie bei uns heutigentags Eiche Rustikal.
Allein, der Markt interessiert sich nicht für Geschmack, sondern nur für Geld. Europas merkantilistisch eingestellte Fürstenhäuser sahen das schöne amerikanische Silber nach Osten fliessen, und versuchten, Imari daheim herzustellen. Das mündete in die Erfindung des europäischen Porzellans, das zu Beginn vor allem Imari zu kopieren versuchte. Meissen, Limoge, Nymphenburg sind nur die bekanntesten Vertreter einer Zunft, die ihren Aufstieg der Produktpiraterie an drittklassigem Kitsch verdanken, der zu diesem Zeitpunkt bereits schon zweimal aus Korea und Japan vorgeklaut war. Es mag die Asiaten getröstet haben, dass die Europäer dumm genug waren zu glauben, damit ein Stück echter asiatischer Lebenskultur eingeführt zu haben.
Da aber die Dummen weder zeitlich noch örtlich begrenzt sind, hat die Geschichte ein Nachspiel. Mit dem Ende der chinesischen Qing-Dynastie 1911 und den beginnenden Bürgerkriegen, sowie dem Ersten Weltkrieg und der anbrechenden industriellen Moderne geht auch die chinesische Produktion von Imari Porzellan zu Ende. Danach folgt ein für Asien extrem unglückliches Jahrhundert von Krieg, Unterdrückung, Diktaturen und Vernichtung aller kulturellen Traditionen. Japan wird zwangseuropäisiert, China unter der Kulturrevolution untergepflügt, Koreas Elite wird ausgelöscht, Thailand verkommt zum globalen Bordell, und die Hochkultur der Khmer wird auf den Killing Fields erschlagen. Die rasend schnelle digitale Moderne in Fernasien ist eine direkte Folge der Vernichtung der Vergangenheit, eine Suche nach neuer Identität auf der geistig-moralischen Tabula Rasa.
Ohne Geschichte und Herkunft in einer plattgemachten Gesellschaft, beginnen die neuen Eliten mit der Suche nach Werten und Traditionen. Das ist nichts zwingend Positives, ganz im Gegenteil; meist gleicht es den peinlichen Legitimationsversuchen mittelalterlicher Europäer, die partout von Hektor, Achill, Romulus oder Cäsar abstammen wollten. Und jeden Preis bezahlten, wenn man ihnen die passenden "Beweise" herbeischaffte. Die gleiche Suche findet gerade in den wirtschaftlich boomenden Riesenstädten Chinas und Koreas statt. Dort will eine neue Oberschicht weg vom Staub der Flussebenen, aus der Opa kam, wg von den Verbrechen der Kulturrevolution, an denen sich der Vater beteiligte. Man will wieder eine vorzeigbare Geschichte haben, schön bunt soll sie sein, sehr chinesisch aussehen, alt natürlich, um Tradition vorzutäuschen, und vorzeigbar.
Und so werden die Asiatika-Auktionen in Europa gerade leergekauft von Händlern, die verrückt nach dem Imari Porzellan sind. Der billige Dreck des Rokoko erlebt eine ungeahnte Renaissance, denn nichts erscheint in Schanghai, Shenzen und Peking chinesischer als grobe Keramik, die wenig dezenten Gold und Farbenpracht von Wohlstand und Luxus kündet - ganz im Gegensatz zu den wirklich guten, aber schlichten Stücken mit blauer Bemalung. Imari ist so "echt" wie ein heute in China produzierter Bierkrug mit Neuschwanstein drauf - aber es ist Zeichen einer altneuen Identität in der aufsteigenden Boomregion. Imari drückt für Chinesen, Japaner und Koreaner ein Asien aus, das es genauso wenig gegeben hat wie das erfundene Asien der Aufklärung, und das gerade durch seine Nichtexistenz zur Auffüllung mit Mythen taugt.
Wir Europäer in den Auktionsräumen können darüber nur lächeln, auch wenn es mitunter weh tut, wenn telefonisch die besten Stücke weggesteigert werden, und Imari für uns nicht mehr bezahlbar ist. Der globalisierte Handel geht aufgrund der Nachfrage in die andere Richting, können wir festhalten, und mit den Achseln zucken. Und dabei einen entscheidenden Fehler machen: Denn in unserer eigenen Dummheit übersehen wir, dass es nicht Europas in Amerika geklautes Silber ist, das durch den Handel zurückkommt, sondern das Geld, das wir für den Import unserer billigen Handies, der Digicams, wackligen Gericomlaptops oder der Bauteile des iPods nach China überweisen.
Man kann jetzt darüber diskutieren, wer dümmer ist: Ein Asiate, der Jahrhunderte alten billigen Kitsch für seine Identität hält, oder der Europäer, der mit neuem asiatischen Dreck seine Identität neu erfindet. Globalisierung rulez.
donalphons, 12:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 10. März 2006
Qual der Wahl
Was nehme ich nur? Ich brauche mindestens 6 Rosetten, und Kehlstuck und Deckenleisten für drei Räume, 32, 22 und 16 m².
Rosetten nehme ich die für die Gänge und die für den grossen Raum, und die (in kleiner) für die kleinen Räume.
Aber dann wird es schon schwieriger. Für den kehlstuck vielleicht diese Renaissanceform, wegen der die Maler fluchen werden, oder die hier mit leichtem Rautenmuster, a la maniera? Oder doch etwas ganz schlichtes?
Ironischerweise ist es leichter, den üppigen Stuck zusammenzufügen, als schlichten Stuck. Vorsprünge und Krater verbergen die Übergange besser als gerade Flächen. Auch, das wird alles noch sehr schwierig heute Nachmittag.
Rosetten nehme ich die für die Gänge und die für den grossen Raum, und die (in kleiner) für die kleinen Räume.
Aber dann wird es schon schwieriger. Für den kehlstuck vielleicht diese Renaissanceform, wegen der die Maler fluchen werden, oder die hier mit leichtem Rautenmuster, a la maniera? Oder doch etwas ganz schlichtes?
Ironischerweise ist es leichter, den üppigen Stuck zusammenzufügen, als schlichten Stuck. Vorsprünge und Krater verbergen die Übergange besser als gerade Flächen. Auch, das wird alles noch sehr schwierig heute Nachmittag.
donalphons, 13:24h
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Donnerstag, 9. März 2006
Puzzle mit 950 Teilen,
davon sind knapp 700 schon verbaut. Und beim Rest hilft nur beten, dass beim Transport aus Berlin und der langen Lagerung im Keller nichts verloren gegangen ist.

Wenn es fertig ist, ist es dann der grosse Bruder von dem hier. Und er kommt in das Piano Nobile, also den ersten Stock.
Heute morgen, als die Handwerker mit der Badewanne kamen, gab es mal wieder eines dieser unerklärlichen Ereignisse. Die Wohnung im ersten Stock, in der der prominente Kriegsverbrecher starb, war von innen verriegelt. Es ist nicht möglich, die Tür von aussen zu verriegeln; der Riegel ist ein dicker Eisenbolzen, der sich wegen aller alten Farbschichten kaum bewegen lässt. Es ist auch nicht möglich, die Wohnung zu anders als durch diese Tür zu verlassen, seitdem die zweite Tür, die sogenannte Geistertür zugemauert wurde. Das ist die Tür, aus der angeblich die weisse Frau erscheint, wenn es wieder einen Toten im Haus gibt. Die Büroleiterin im Nebenhaus, der drei Chefs nacheinander in 10 Jahren weggestorben sind, allesamt gesunde Männer im besten Alter und unglaublich rapidem Zerfall, glaubt fest an die weisse Frau.
Man könnte jetzt darüber spekulieren, ob es die ermordete Bäckerstochter ist, deren Grabstein im Keller steht, oder aber die Opfer der jesuitischen Verbrecher, die hier Mord und Folter rechtfertigt haben. Oder eine der vier Typhusschwestern aus dem 4. Stock, die mitsamt ihrem Vater 1872 nach wenigen Tagen alle tot aufgefunden wurden, ohne dass sie einen Laut von sich gegeben hätten - 16, 17, 19 und 21 Jahre waren sie alt, die Älteste hätte im Sommer heiraten sollen.
Wir, die Hausbesitzer, haben von der Erscheinung nichts zu befürchten, in diesem Clan stirbt man nicht vor 90 Jahren, auch wenn meine Mutter als Jugendliche noch so viel Angst vor der weissen Frau hatte, dass sie meinen Grossvater aufgeweckt hat, wenn sie Nachts die Toilette aufsuchte. Mein Grossvater musste dann vor der Tür Jägerlieder pfeifen, um zu beweisen, dass er immer noch da war. Und draussen nicht die weisse Frau wartete. Mein Grossvater war ein lustiger Vogel, er hörte manchmal zu pfeifen auf und röchelte ein wenig, oder begrüsste die weisse Frau und erzählte ihr, dass seine Tochter da hinter der Türe sei.
Wie auch immer, der Riegel war zu. Wir mussten das vergitterte Fenster zum Bad aufbrechen, um so einzusteigen. Alle Fenster waren verriegelt. Es gibt einfach keine rationale Erklärung, warum die Tür verriegelt war. Aber man gewöhnt sich an alles, in so einem Haus.

Wenn es fertig ist, ist es dann der grosse Bruder von dem hier. Und er kommt in das Piano Nobile, also den ersten Stock.
Heute morgen, als die Handwerker mit der Badewanne kamen, gab es mal wieder eines dieser unerklärlichen Ereignisse. Die Wohnung im ersten Stock, in der der prominente Kriegsverbrecher starb, war von innen verriegelt. Es ist nicht möglich, die Tür von aussen zu verriegeln; der Riegel ist ein dicker Eisenbolzen, der sich wegen aller alten Farbschichten kaum bewegen lässt. Es ist auch nicht möglich, die Wohnung zu anders als durch diese Tür zu verlassen, seitdem die zweite Tür, die sogenannte Geistertür zugemauert wurde. Das ist die Tür, aus der angeblich die weisse Frau erscheint, wenn es wieder einen Toten im Haus gibt. Die Büroleiterin im Nebenhaus, der drei Chefs nacheinander in 10 Jahren weggestorben sind, allesamt gesunde Männer im besten Alter und unglaublich rapidem Zerfall, glaubt fest an die weisse Frau.
Man könnte jetzt darüber spekulieren, ob es die ermordete Bäckerstochter ist, deren Grabstein im Keller steht, oder aber die Opfer der jesuitischen Verbrecher, die hier Mord und Folter rechtfertigt haben. Oder eine der vier Typhusschwestern aus dem 4. Stock, die mitsamt ihrem Vater 1872 nach wenigen Tagen alle tot aufgefunden wurden, ohne dass sie einen Laut von sich gegeben hätten - 16, 17, 19 und 21 Jahre waren sie alt, die Älteste hätte im Sommer heiraten sollen.
Wir, die Hausbesitzer, haben von der Erscheinung nichts zu befürchten, in diesem Clan stirbt man nicht vor 90 Jahren, auch wenn meine Mutter als Jugendliche noch so viel Angst vor der weissen Frau hatte, dass sie meinen Grossvater aufgeweckt hat, wenn sie Nachts die Toilette aufsuchte. Mein Grossvater musste dann vor der Tür Jägerlieder pfeifen, um zu beweisen, dass er immer noch da war. Und draussen nicht die weisse Frau wartete. Mein Grossvater war ein lustiger Vogel, er hörte manchmal zu pfeifen auf und röchelte ein wenig, oder begrüsste die weisse Frau und erzählte ihr, dass seine Tochter da hinter der Türe sei.
Wie auch immer, der Riegel war zu. Wir mussten das vergitterte Fenster zum Bad aufbrechen, um so einzusteigen. Alle Fenster waren verriegelt. Es gibt einfach keine rationale Erklärung, warum die Tür verriegelt war. Aber man gewöhnt sich an alles, in so einem Haus.
donalphons, 15:54h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 26. Februar 2006
Die Wespe und die Globalisierung des Niedergangs
Unter irgendeinem schlecht gehüteten Dach hat sich die Wespe im Nest verkrochen und wartet schlafend darauf, dass die letzte Kältewelle vorübergeht. Im grauen Papier verborgen, schläft sie und träumt vom Frühling, von der warmen Luft, durch die sie gelbschwarz sausen wird, durch die engen Gassen der Altstadt, hinauf zu den Dächern und dann zur Dachterasse, wo der Mensch seine Köstlichkeiten abgestellt hat, die nur auf den Tiefflugangriff der Wespe warten. Sie wird elegant dem gewedelten Halblederband ausweichen, und sich hineinstürzen in den Käse, das Brot, die Tomaten oder den Salat. Träumt sie.
So bekommt sie natürlich nichts mit von der Globalisierung und ihren Folgen und Zufällen. Um es kurz zu machen: Die Wespe muss sich ein anderes Fressen beschaffen, auf meiner Dachterasse wird nichts zu holen sein. Warum? Weil die amerikanischen Immobilienpreise an der Ostküste bei New York auf Rekordniveau sind. Die Immobilienpreise befeuern die Wirtschaft - einerseits. Andererseits bedeutet das für alle Nichtbesitzer, dass sie mit steigenden Mieten rechnen müssen. Oder umgekehrt: Wenn sie nicht mehr für Mieten oder den Kauf ausgeben können, müssen sie eben kleinere Wohnungen nehmen.
Kleinere Wohnungen bedeuten einen klaren Bruch in der Tradition der Mittelklasse in Neuengland. Bislang wuchs der Wohnraum stetig an, jetzt ist plötzlich Schluss damit. Der Raum muss ökonomisch genutzt werden, obwohl mit immer grösseren Fernsehern und vielen technischen Geräten der Platz weniger wird. Und dann erben sie auch noch das alte Zeug ihrer Verwandten. Darunter ist die verschwenderische Fülle der silver plated Hollowware, des versilberten Tischzierats, der nach dem zweiten Weltkrieg bis in die 70er Jahre eines der wichtigsten Mittel zur Repräsentation des Familienvermögens war. Angepasst an englische Vorbilder, aber viel grösser und üppiger, stapelten sich glänzende Terrinen, Warmhalter und Tabletts in Küchen, die man heute in Zeiten der Mikrowelle kaum mehr nutzt.
Und so kommt es, dass in Amerika die Mittel zur Repräsentation nicht mehr geschätzt werden, und im Überfluss vorhanden sind. Bei den Auktionen in Swedesboro/New Jersey gehen die Stücke, die Erben eingeliefert haben, nicht mal mehr zum Limit weg, und so wird der Stolz des Mittelstandes in Neuengland billigst in Kisten verpackt und nach Europa geschickt, wo man es noch unter die Leute bringen kann, und landet dort im Spätwinter auf einem Flohmarkt in Pfaffenhofen.

Schalen, Anrichten, Kerzenhalter, Saucieren, Preise für Golfturniere, Tabletts, Warmhalter, Brotkörbe und Butterdosen, grosse Namen wie Towle, Oneida, F. M. Rogers, Sheridan, Lunt Silversmiths, WM Rogers und E. & J. Bass, übereinandergeworfen, teils noch in Kisten, auseinandergerissen und durchwühlt und doch liegen gelassen. Hier, im letzten Schneegestöber des Jahres, endet die Odyssee des globalisierten Niedergangs der Bürgerlichkeit. Denn an dieser Stelle betrete ich die Bühne, und obwohl ich auch keinen Platz mehr habe, fällt mir beim Betrachten der diversen Sevierschalen mit ihren Deckeln ein, dass es trotz allem Sommer werden wird, und beim Essen auf der Dachterasse diese Stücke ganz vorzügliche Dienste erweisen könnten - gegen Auskühlen der Speisen, und gegen Insekten. Aussuchen, verhandeln und den lachhaft niedrigen Preis bezahlen sind eins, das Putzen hingegen nimmt den halben Nachmittag in Anspruch.

Und so endet, was mit der Immobilienblase in den USA beginnt, mit einem bösen Erwachen der Wespe. Und vielleicht auch derer, die bald vor wertlosen Immobilien sitzen, in einem Haufen veralteter Gadgets, und ohne irgendeinen Gegenstand, der seinen Wert durch die Jahrhunderte hält.
So bekommt sie natürlich nichts mit von der Globalisierung und ihren Folgen und Zufällen. Um es kurz zu machen: Die Wespe muss sich ein anderes Fressen beschaffen, auf meiner Dachterasse wird nichts zu holen sein. Warum? Weil die amerikanischen Immobilienpreise an der Ostküste bei New York auf Rekordniveau sind. Die Immobilienpreise befeuern die Wirtschaft - einerseits. Andererseits bedeutet das für alle Nichtbesitzer, dass sie mit steigenden Mieten rechnen müssen. Oder umgekehrt: Wenn sie nicht mehr für Mieten oder den Kauf ausgeben können, müssen sie eben kleinere Wohnungen nehmen.
Kleinere Wohnungen bedeuten einen klaren Bruch in der Tradition der Mittelklasse in Neuengland. Bislang wuchs der Wohnraum stetig an, jetzt ist plötzlich Schluss damit. Der Raum muss ökonomisch genutzt werden, obwohl mit immer grösseren Fernsehern und vielen technischen Geräten der Platz weniger wird. Und dann erben sie auch noch das alte Zeug ihrer Verwandten. Darunter ist die verschwenderische Fülle der silver plated Hollowware, des versilberten Tischzierats, der nach dem zweiten Weltkrieg bis in die 70er Jahre eines der wichtigsten Mittel zur Repräsentation des Familienvermögens war. Angepasst an englische Vorbilder, aber viel grösser und üppiger, stapelten sich glänzende Terrinen, Warmhalter und Tabletts in Küchen, die man heute in Zeiten der Mikrowelle kaum mehr nutzt.
Und so kommt es, dass in Amerika die Mittel zur Repräsentation nicht mehr geschätzt werden, und im Überfluss vorhanden sind. Bei den Auktionen in Swedesboro/New Jersey gehen die Stücke, die Erben eingeliefert haben, nicht mal mehr zum Limit weg, und so wird der Stolz des Mittelstandes in Neuengland billigst in Kisten verpackt und nach Europa geschickt, wo man es noch unter die Leute bringen kann, und landet dort im Spätwinter auf einem Flohmarkt in Pfaffenhofen.

Schalen, Anrichten, Kerzenhalter, Saucieren, Preise für Golfturniere, Tabletts, Warmhalter, Brotkörbe und Butterdosen, grosse Namen wie Towle, Oneida, F. M. Rogers, Sheridan, Lunt Silversmiths, WM Rogers und E. & J. Bass, übereinandergeworfen, teils noch in Kisten, auseinandergerissen und durchwühlt und doch liegen gelassen. Hier, im letzten Schneegestöber des Jahres, endet die Odyssee des globalisierten Niedergangs der Bürgerlichkeit. Denn an dieser Stelle betrete ich die Bühne, und obwohl ich auch keinen Platz mehr habe, fällt mir beim Betrachten der diversen Sevierschalen mit ihren Deckeln ein, dass es trotz allem Sommer werden wird, und beim Essen auf der Dachterasse diese Stücke ganz vorzügliche Dienste erweisen könnten - gegen Auskühlen der Speisen, und gegen Insekten. Aussuchen, verhandeln und den lachhaft niedrigen Preis bezahlen sind eins, das Putzen hingegen nimmt den halben Nachmittag in Anspruch.

Und so endet, was mit der Immobilienblase in den USA beginnt, mit einem bösen Erwachen der Wespe. Und vielleicht auch derer, die bald vor wertlosen Immobilien sitzen, in einem Haufen veralteter Gadgets, und ohne irgendeinen Gegenstand, der seinen Wert durch die Jahrhunderte hält.
donalphons, 23:16h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 19. Februar 2006
Der Satz, bei dem ich nicht wiederstehen kann.
Don Alphonso: Was kosten denn die exquisiten Biedermeier Gewürzstreuer aus geschliffenem Glas de oidn Glosflascherl?
Verkäufer: 20.
Don Alphonsos Frau Mama (forte): Nein, hör auf, nicht schon wieder, wo soll das nur alles hin, das brauchst du doch nicht (usf.).
Don Alphonso (kleinlaut): Hm.
Verkäufer: Also 15 von mir aus. Für 15 bekommen´s bei Ikea noch nicht mal Pressglasflascherl.
Don Alphonso (in dem das Gift der Ikea-Erwähnung nach Bruchteilen einer Sekunde gewirkt hat: OK, nehm ich.

Don Alphonsos Frau Mama (später im Auto): Ich versteh wirklich nicht warum du sowas kaufst, so eine Verschwendung, du hast doch sowieso keinen Platz mehr und Empfänge, dass du Biedermeier Gewürzstreuer brauchst, gibst du auch nicht, also ich könnte sowas ja schon brauchen wenn der Konzertverein....
Verkäufer: 20.
Don Alphonsos Frau Mama (forte): Nein, hör auf, nicht schon wieder, wo soll das nur alles hin, das brauchst du doch nicht (usf.).
Don Alphonso (kleinlaut): Hm.
Verkäufer: Also 15 von mir aus. Für 15 bekommen´s bei Ikea noch nicht mal Pressglasflascherl.
Don Alphonso (in dem das Gift der Ikea-Erwähnung nach Bruchteilen einer Sekunde gewirkt hat: OK, nehm ich.

Don Alphonsos Frau Mama (später im Auto): Ich versteh wirklich nicht warum du sowas kaufst, so eine Verschwendung, du hast doch sowieso keinen Platz mehr und Empfänge, dass du Biedermeier Gewürzstreuer brauchst, gibst du auch nicht, also ich könnte sowas ja schon brauchen wenn der Konzertverein....
donalphons, 16:58h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 14. Februar 2006
Für die bibliophilen Kostbarkeiten
bietet sich so ein Schrank durchaus an. 15 Euro, im Herzen Bayerns.
donalphons, 12:54h
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