Do it da 1820 Style from Vienna

Yo, da haben wir für 35 Euro etwas vom Möbelschrotttplatz geholt, was auf den ersten Blick furchtbar aussieht. Aber wir wissen, es ist Biedermeier, es ist geflammtes Wurzelnussfurnier, der 24k-Goldüberzug unter den Furnieren, und die Schäden bekommen wir auch wieder hin.



Mannmannmann, der Stoff. Echt cheapo. Da hat sich jemand krass dran vergangen. Und dann die grüne Kordel, echter Schottenlook, das Gegenteil vom Highend-Luxus, das das Stück früher war. Die Klammern wie aus dem Horrorfilm "Der kleine Puppenladen und die Achse des Üblen". Schauen wir mal, was drunter kommt.



Hey, komplett neu gemachte Federn, aber auch schon locker 50 Jahre alt und platt wie ein Web2.0Evangelist nach der dritten Nase Koks, das ist nicht gut. Und das Leinen ist überall gerissen. Kein Wunder, dass das Ding als Lowrider daherkommt.



Ey fucking shit man, da hat es den Weissbezug aber voll zerdrückt, kein Wunder, dass die Federn beim Draufsitzen voll durchknallen. Ain´t no fun, mit so einem soften Teil bringt man keine Chick zum Bleiben, nein nein. Da muss was getan werden.



Boah ey, was ist DAS? Mann, ich frage: WAS IST DAS? nur drei poplige Lagen Polsterung? Hey, da kann man noch nicht mal einen Donut mit einpacken. Und drunter, fuck you know, hat jemand einfach einen alten Stuhlrahmen aufgenagelt. Und das bei unserem 24-Karat-Biedermeier-Luxus-Gestell. Ich fass es nicht.



Ok. Ok. Das gibt mir den Rest, Leute, das ist oberhart, hinten ist einfach noch eine Leiste aufgeschraubt, mit Kreuzschrauben. Krass brutal. Wenn ich das wieder rausmache, wird es nochmal blutig für das arme Edelteil. Also lasse ich es drin. Der nächste in 60 Jahren kann es sich ja nochmal überlegen.



Yo, da ist zwar was Neues draufgekommen, aber die alten Nägel sind noch drinnen. Und Fäden vom alten, roten Bezug. Und viele andere Löcher. Hat ziemlich was mitgemacht, unser Pimploungechair, aber jetzt wird alles gut.



Denn die Federn kann man mit Aufhängung ausbauen und wieder straff machen. Einfach die Nägel mit einem ordentlichen Butterflymesser hoch kicken und die seitlichen Ketten lösen, und schon kommen die 16 Kupferfedern raus.



Die werden jetzt passend gebogen, damit die Sitzfläche gerade wie ein Highway im Mittelwesten wird. Kein Durchsitzen mehr wie auf der Klobrille, sondern echtes Caddyfeeling.



Dann wird das Gestell wieder aufgenagelt, und zwar so, dass es die Federn ordentlich nach oben drückt. Das sind locker 5 Zentimeter mehr Federweg als früher. Platz ist dafür auf dem Rahmen genug.



Jetzt das neue Sackleinen. Gute Qualität und doppelt gelegt, damit es auch Jahrzehnte hält. Und dann das Ganze ordentlich rundum tackern, Ratatatatatak, geht ab wie ne Uzi ich schwör.



Ok, Leute, aber wir brauchen noch mehr, damit das nachher richtig smooth wird und unsere Gang keine Federn in den Arsch bekommen. Deshalb pimpen wir extra viel Füllwolle in die Seiten und immer noch ordentlich was oben drauf. Und tackern das auch am Rahmen fest. Sieht aus wie ein englischer Lordrichter, und ist genauso soft wie ein Abmahnschwein in der Birne.



Und da wird jetzt nicht die Keule, sondern das alte Polster drübergezogen, damit das auch alles die nächsten Jahre in Form bleibt. Nichts wegwerfen, das Zeug kann man immer noch brauchen. Und dann wieder die Tackeruzi, diesmal auf die Oberseite der Zargen.



Denn auf die Seitenflächen kommt der Weissbezug. Hey, Hölle, der ist jetzt gnadenlos fest und zieht die Pampe krass runter, aber das ist genau richtig so, denn dadurch wird das Polster richtig fest und griffig, wie ein knackiger Hintern.



Dann wird der Bezugstoff erst mal vorne und hinten provisorisch festgetackert und zugeschnitten. dabei immer auf die Ausrchtung achten. Danach wird der Stoff an der Kante nach hinten umgelegt, und an den Seite oberhalb des Furniers angetackert. Anschliessend wird unser endgeiles Wurzelholz mit Goldin-Politur auf Glanz gebracht, und um die getackerten Stoffränder kommt ein dunkelgrünes Satinband, an den hinteren Kanten genagelt und ansonsten geklebt. Und dann:



WOHOOOOOOOOOO!

So pimpt man Stühle. Und das nächste Mal: Pimp my Louis Philippe Mirror.

Mittwoch, 30. November 2005, 22:49, von donalphons | |comment

 
Gratulation
zu dem Auge, das Juwel zu erkennen und das Geschick, es in neuem Glanz leuchten zu lassen.
Unsere Kadeder-Stühle werden wir wohl nicht selbst reparieren können, da muss ein Flecht-Fachmann ran.
Du hast nicht noch zufällig eine Anleitung für Pimp up my Jugendstil-Aufsatzvitrine?

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Krass!
Ich hab zwar nicht vor Stühle zu pimpen, aber an welchen Dealer würde man sich denn für die ganzen Furniture Parts wenden?

Ich gebe zu ist sicher ne dämliche Frage, aber ich hab von so was ja nun überhaupt keinen Plan.

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Wow!

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