Freitag, 22. September 2006
Veranstaltungshinweis
Diesen Sonntag ist der berüchtigte Antikmarkt in Pfaffenhofen, das Wetter ist phantastisch, und ich komme mit dem Kombi, um all die Beute einzuladen - wer Lust hat, kann sich gern bei mir melden. Ich bringe dann auch Zwetschgendatschi mit.
donalphons, 15:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 11. September 2006
Heritage I
Nein, der ist nicht zu verkaufen! Da war ein Bild drin, aber das haben wir vorhin schon verkauft, Sie sehen ja, der ist beschädigt, den schmeisse ich nachher dann weg, den will ja keiner, so wie der ausschaut.

Sie wollen den? Ein Euro? Ja, gut, wenn Sie wirklich meinen, nehm ich. Naja, vielleicht können Sie ja noch was draus machen. Wo der her ist? Den hat schon meine Urgrossmutter zusammen mit dem Bild gehabt, der ist also schon über 100 Jahre alt. Aber sowas hat man heute ja nicht mehr. Also, viel Glück beim herrichten, danke, servus.

Sie wollen den? Ein Euro? Ja, gut, wenn Sie wirklich meinen, nehm ich. Naja, vielleicht können Sie ja noch was draus machen. Wo der her ist? Den hat schon meine Urgrossmutter zusammen mit dem Bild gehabt, der ist also schon über 100 Jahre alt. Aber sowas hat man heute ja nicht mehr. Also, viel Glück beim herrichten, danke, servus.
donalphons, 13:07h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 21. August 2006
Was ich wollte
war ein französischer Schreibtisch. Wenn möglich, aus der Zeit der französischen Revolution, vom Übergang zwischen Klassizismus und Empire, dass man sich vorstellen kann, dass darauf ein Danton geschrieben hat, ein frivoler Roman verfasst oder ein Anschlag auf Napoleon schriftlich verabredet wurde. Mit einer Marmorplatte, die im Sommer kühl ist und bei der es keine Rolle spielt, wenn man mal den Tee verschüttet. Ein Tisch, schwer und solide, der fest steht in der Wohnung und Heimat symbolisiert und die Ruhe, die man an so einer schweren Steinplatte wohl zwangsläufig bekommt. Mit Säulenbeinen, die eine schwere Last tragen, und dennoch elegant sind. Mahagoni immer gerne, und dazu fein ziselierte Bronzebeschläge. Ein Stück, wie man es in Auktionskatalogen sieht, mit der Beschreibung "A fine Empire Bureau Plat with Marble Top, 4.500-6.000 $".
Weil sowas selten ist und mitsamt Reise zur Auktion und 20% Aufgeld jenseits meiner finanziellen Mittel, fand ich mich mit der Idee ab, einen englischen Schreibtisch zu kaufen. Im Januar fand ich einen in rötlichem Mahagoni, um 1850, mit drop leafs bei Antik Du Kanti in Berlin, war mit dem Roadster unterwegs, und als ich bald darauf mit dem Audi kam, war er schon weg. Im Prinzip fluchte ich jeden Morgen beim Aufstehen wegen dieses Schreibtisches, bis ich dann missmutig und eher in Gedanken an meine Liebste einen Tisch kaufte, der auf dem Photo wie eine Stilkopie eines Regencyschreibtischs aussah, mit Lederfläche, gespreizten Beinen und Löwenfüssen aus Bronze mit Rollen. Es erwies sich als keine Stilkopie, sondern als altes Original, daneben stand noch ein Sofa Table, den ich auch nahm - und das alles für die Hälfte des ohnehin günstigen Preises, den Du Kanti verlangt hat. Alles prima, dachte ich, das Schicksal ist mein Freund. Bis heute morgen um 11, als ich auf dem Flohmarkt einen Händler aus Frankreich kennenlernte.

Ich veranstalte deshalb die grosse Blogmarketing-Spendenaktion "Jeder Leser 1 Euro" Ich habe definitiv keinen Platz mehr dafür. Und er ist auch nicht ganz billig, wenngleich alles andere als teuer für so ein Stück, mit Verhandeln unter 1000 Euro. Sollte jemand anderes sowieso mal ins Elsass fahren und schon immer von einem Empireschreibtisch geträumt haben: Ich habe die Adresse und die Nummer. Und gebe sie auf Anfrage heraus, auch wenn es weh tut.
Weil sowas selten ist und mitsamt Reise zur Auktion und 20% Aufgeld jenseits meiner finanziellen Mittel, fand ich mich mit der Idee ab, einen englischen Schreibtisch zu kaufen. Im Januar fand ich einen in rötlichem Mahagoni, um 1850, mit drop leafs bei Antik Du Kanti in Berlin, war mit dem Roadster unterwegs, und als ich bald darauf mit dem Audi kam, war er schon weg. Im Prinzip fluchte ich jeden Morgen beim Aufstehen wegen dieses Schreibtisches, bis ich dann missmutig und eher in Gedanken an meine Liebste einen Tisch kaufte, der auf dem Photo wie eine Stilkopie eines Regencyschreibtischs aussah, mit Lederfläche, gespreizten Beinen und Löwenfüssen aus Bronze mit Rollen. Es erwies sich als keine Stilkopie, sondern als altes Original, daneben stand noch ein Sofa Table, den ich auch nahm - und das alles für die Hälfte des ohnehin günstigen Preises, den Du Kanti verlangt hat. Alles prima, dachte ich, das Schicksal ist mein Freund. Bis heute morgen um 11, als ich auf dem Flohmarkt einen Händler aus Frankreich kennenlernte.

donalphons, 01:42h
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Mittwoch, 9. August 2006
Das ist er.
Der restaurierungsbedürftige Spiegel, der auf dem Dachboden war. Hätte ich ihn beim Photographieren etwas gedreht, hätte man darin verzerrt gesehen, was hinter mir stand.

Das Loch in der Rückseite, das früher überklebt war, ein Versteck, keine Frage. Ich habe nicht hineingeschaut, bevor ich ihn meiner kleinen Schwester gab, damit ihre Haushaltshilfe ihn zu P. bringen würde.

Eine Koinzidenz? Zufall? Ich jedenfalls kenne schon die ganze Geschichte, denn er steht in einem Testament, und ich bin zwar in gewisser Weise Erbe und Nachfahre, aber kein Teil eines Spiels. Glaube ich.
Edit: Jedes dieser Onlinespiele für einen Werbekunden ist ein Wettrennen. Zum einem gibt es die, die dem Ziel des Spiels hinterherjagen, und zum anderen diejenigen, deren Ziel der Auftraggeber ist, nützliche Idioten und schädliche Denker. Das eigentliche Wettrennen läuft zwischen den Auftraggebern und ihren Jägern; sind die Jäger schneller als die Gejagten, fliegt die virtuelle Realität des Spiels auf, dann hat sich das Ganze mit dem Viraleffekt erledigt, es steigen nicht mehr Tausende von Blogger darauf ein und rätseln rum, bis ein Ergebnis kommt und zwischendrin schon die Medien über den neuesten Hype berichten, der dann die Agentur und die Kunden toll dastehen lässt.
Im Falle der gestorbenen Helena Stavros und ihres Spiegels ist eshöchstwahrscheinlich die Agentur VM-People, http://www.vm-people.de/de/ die das ausgedacht und veranstaltet hat. Pech gehabt, Jungs, Tarnung ist bei so einem Spiel alles. Und Eure Tarnung war mies.

Das Loch in der Rückseite, das früher überklebt war, ein Versteck, keine Frage. Ich habe nicht hineingeschaut, bevor ich ihn meiner kleinen Schwester gab, damit ihre Haushaltshilfe ihn zu P. bringen würde.

Eine Koinzidenz? Zufall? Ich jedenfalls kenne schon die ganze Geschichte, denn er steht in einem Testament, und ich bin zwar in gewisser Weise Erbe und Nachfahre, aber kein Teil eines Spiels. Glaube ich.
Edit: Jedes dieser Onlinespiele für einen Werbekunden ist ein Wettrennen. Zum einem gibt es die, die dem Ziel des Spiels hinterherjagen, und zum anderen diejenigen, deren Ziel der Auftraggeber ist, nützliche Idioten und schädliche Denker. Das eigentliche Wettrennen läuft zwischen den Auftraggebern und ihren Jägern; sind die Jäger schneller als die Gejagten, fliegt die virtuelle Realität des Spiels auf, dann hat sich das Ganze mit dem Viraleffekt erledigt, es steigen nicht mehr Tausende von Blogger darauf ein und rätseln rum, bis ein Ergebnis kommt und zwischendrin schon die Medien über den neuesten Hype berichten, der dann die Agentur und die Kunden toll dastehen lässt.
Im Falle der gestorbenen Helena Stavros und ihres Spiegels ist es
donalphons, 21:33h
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Freitag, 28. Juli 2006
Die wirklich wichtige Frage des Tages
Obwohl in den nächsten Tagen ein paar wichtige Entscheidungen anstehen - mache ich noch mehr in lukrativen Haifischtransporten, suche ich eine alte DCT-Meldung, um zu beweisen, wie ein Ex-Boss von einer Springertochter die eigene Firma angeschwärzt hat, und wann kommt der nächste Urlaub - dreht sich momentan alles nur um ein prekäres Problem, das mit einer Lücke zu tun hat, die sich zwischen Spiegel und Boden auftut. Ich wollte da eine schmale Rokokokommode haben, aber jetzt ist eben eine niedrige Biedermeiervitrine draus geworden. Wobei sie immerhin so gross ist, dass sie nicht in den Wagen meines Herrn Papa gepasst hat.
So ein Transport durch die Stadt wäre kein Problem, nur war diese Vitrine leider in München, wo ich erst gar nicht suche, weil man hier nie was findet. Dachte ich, aber ich hatte unrecht. Ich schalte beim Kaufen ja grundsätzlich das Hirn aus, dann macht es erst richtig Spass ohne jede Reue und die Frage, wo man das noch hintun soll. Das Problem tauchte erst auf, als ich dann vor dem Auto stand und das Teil auf den Dachträger wuchten wollte. Denn just zu diesem Zeitpunkt begann der Regen, und zu mir gesellte sich ein Herr, der fragte: "Wo haben Sie denn die her?" "Von da hinten, vom Grossvater dieses jungen Herren", gab ich zurück und wies auf den Halbwüchsigen, der mir beim Schleppen geholfen hatte.
""Hm", sagte der Herr, sah sich die Vitrine und die spektakuläre Flammenmaserung des Nussholzes an, drehte am kleinen Bronzegriff der Tür und strich mit dem Finger über den Perlstab. "Und was hat es gekostet?" fragte er. "85" sagte ich. Er zog seine Brieftasche heraus, reichte mir eine Visitenkarte und sagte, falls ich Interesse hätte, sie zu verkaufen, solle ich ihn anrufen. Dem Halbwüchsigen entglitt etwas das Gesicht, aber hey, so ist das Leben, manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Ich wuchtete die Vitrine dann also allein auf den Wagen, und packte sie in die vorsichtigerweise mitgebrachte Malerfolie. Und fuhr los.
Von Freimann bis in die Maxvorstadt, wo ich jetzt bin, sind es 6 Kilometer, und jeder einzelne Meter war voller Angst und Panik. Zwischendrin, kurz vor dem mittleren Ring sah das väterliche, todesseriöse Manager-Monstrum aus wie Priscilla, die Königin der Wüste, als Mitzi mit riesiger weisser weit über die Wüste wehender Schleppe auf dem Dach sitzt. Letztlich habe ich die flatternden Teile in die Türen eingeklemmt, und was dann noch muckte, wurde in die Fenster gezwickt. Da bin ich jetzt. Und die Frage lautet:
Fahre ich ohne die Plane 100 Kilometer und riskiere, die Vitrine dem Regen auszusetzen? Oder fahre ich als Priscilla II möglicherweise in eine bayerische Verkehrskontrolle bei Pfaffenhofen? Oder verkaufe ich das Ding an den Händler mit der Visitenkarte, dessen Geschäft hier ganz in der Nähe ist?
Schwierig. Variante II wäre sicher die bloggischte Löung, aber...
So ein Transport durch die Stadt wäre kein Problem, nur war diese Vitrine leider in München, wo ich erst gar nicht suche, weil man hier nie was findet. Dachte ich, aber ich hatte unrecht. Ich schalte beim Kaufen ja grundsätzlich das Hirn aus, dann macht es erst richtig Spass ohne jede Reue und die Frage, wo man das noch hintun soll. Das Problem tauchte erst auf, als ich dann vor dem Auto stand und das Teil auf den Dachträger wuchten wollte. Denn just zu diesem Zeitpunkt begann der Regen, und zu mir gesellte sich ein Herr, der fragte: "Wo haben Sie denn die her?" "Von da hinten, vom Grossvater dieses jungen Herren", gab ich zurück und wies auf den Halbwüchsigen, der mir beim Schleppen geholfen hatte.
""Hm", sagte der Herr, sah sich die Vitrine und die spektakuläre Flammenmaserung des Nussholzes an, drehte am kleinen Bronzegriff der Tür und strich mit dem Finger über den Perlstab. "Und was hat es gekostet?" fragte er. "85" sagte ich. Er zog seine Brieftasche heraus, reichte mir eine Visitenkarte und sagte, falls ich Interesse hätte, sie zu verkaufen, solle ich ihn anrufen. Dem Halbwüchsigen entglitt etwas das Gesicht, aber hey, so ist das Leben, manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Ich wuchtete die Vitrine dann also allein auf den Wagen, und packte sie in die vorsichtigerweise mitgebrachte Malerfolie. Und fuhr los.
Von Freimann bis in die Maxvorstadt, wo ich jetzt bin, sind es 6 Kilometer, und jeder einzelne Meter war voller Angst und Panik. Zwischendrin, kurz vor dem mittleren Ring sah das väterliche, todesseriöse Manager-Monstrum aus wie Priscilla, die Königin der Wüste, als Mitzi mit riesiger weisser weit über die Wüste wehender Schleppe auf dem Dach sitzt. Letztlich habe ich die flatternden Teile in die Türen eingeklemmt, und was dann noch muckte, wurde in die Fenster gezwickt. Da bin ich jetzt. Und die Frage lautet:
Fahre ich ohne die Plane 100 Kilometer und riskiere, die Vitrine dem Regen auszusetzen? Oder fahre ich als Priscilla II möglicherweise in eine bayerische Verkehrskontrolle bei Pfaffenhofen? Oder verkaufe ich das Ding an den Händler mit der Visitenkarte, dessen Geschäft hier ganz in der Nähe ist?
Schwierig. Variante II wäre sicher die bloggischte Löung, aber...
donalphons, 16:44h
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Dienstag, 25. Juli 2006
Souvenirs
Manchmal lohnt es sich, auch in die Kisten am Boden zu schauen. Gerade, wenn man sich schon für einen Sessel entschieden hat und jetzt noch ein Kompensationsgeschäft machen will. Desto mehr man nimmt, desto billiger wird es. Und ganz hinten, ganz klein in einem Goldrahmen, sind zwei Kupferstiche des Manierismus, bukolische Szenen, gerade mal sieben Zentimeter breit, mit einem kräftigen Passepartout und hinten mit einem Lilienpapier überzogen. Aus einem Nachlass, wo auch der Sessel herkommt, sagt der Händler, aber mehr weiss er auch nicht, vergessen ist also die Geschchte und deshalb ein guter Grund, eine neue dazu zu erfinden.

Denn hinten gibt ein goldener Aufkleber Auskunft über die Erwerbung vor ein paar Jahrzehnten: Ein gewisser Riccardo Panatta, Betreiber eines Fine Arts Shops in der Via Sistina 19 in Rom hat die Bilder verkauft.
Das Internet verrät nichts über ihzn und sein Geschäft, das es vermutlich schon lange nicht mehr gibt, also erfinde ich ihn als freundlichen, älteren Herren, der auch im Hochsommer Anzug trägt und meist auch eine Wollweste über seinem nicht ganz kleinen Bauch. Signore Panatta also hat sein Geschäft, einen schmalen, langen, mit Bildern vollgehängten Raum und dahinter eine kleine Rahmenwerkstatt in der Via Sistina, einem der besten Viertel der römischen Altstadt, nur ein paar Minuten jeweils vom Vatikan und von den Palästen der Barberini entfernt, wo sich die Touristen im Sommer entlangwälzen, wenn die Römer längst dem sumpfigen Atem der Stadt Richtung Meer entflohen sind. Signore Panattas Schaufenster ist nicht gross, aber ausgestellt ist etwas für jeden besseren Geldbeutel von Aigner bis Louis Vuitton, vom kleinen Stich des 19. Jahrhunderts mit einer Vedute der Piazza del Populo bis zu einem fast schwarzen Portrait einer verruchten Marchesa des späten 16. Jahrhunderts, deren ausschweifender Lebenswandel auch durch die grimmigsten Folgen des tridentinischen Konzils nicht im mindesten berührt wurde.
An deutsche Kundschaft denkt Signore Panatta nicht allzu oft; die Deutschen der 70er Jahre sind eher sparsam, seine besten Kunden sind Amerikaner und Briten auf der Grand Tour, die sich hier mit kamintauglichen Bildern eindecken. Oder auch Franzosen, die haben einen Sinn dafür. Deshalb die englische Aufschrift und das Papier mit den Lilien, da ist für alle etwas dabei. Seine Geschäfte gehen gut, er hat eben etwas Besseres als all die billigen Souvenirs, die gefälschten Rolex oder die verschrumpelten Gipsbüsten, die in den Seitenstrassen weiter unten verkauft werden. Er öffnet von 9 bis 12 und von 16 bis 19 Uhr, das reicht ihm, und am Abend besucht er ältere Damen dessen, was vor Mussolini die bessere Gesellschaft war und bietet ihnen ein paar zehntausend Lire für einen Band aus der Familienbibliothek, oder etwas mehr für eine Mappe mit Stichen, die seit Jahrzehnten keiner mehr angeschaut hat. manchmal muss er lange warten, bis er zum Zuge kommt, oft über den Tod der dame hinaus, wenn ihre Erben dann den über Jahrhunderte zusammengerafften Besitz verschleudern und froh sind, für den Plunder von ihm einen Scheck zu bekommen, den er schwungvoll mit seinem Namen Panatta signiert. In seinem Laden sortiert er dann die Bilder, räumt sie ein einen alten Schrank mit vielen Fächern und weiss immer, wenn Kundschaft kommt, wo er die passenden Schätze verstaut hat.
Die beiden kleinen Stiche im aus dem frühen 17. Jahrhundert hat er aber gleich in die schlichten Goldrahmen getan, denn das ist ideal für die Laufkundschaft, die etwas Besonderes mitbringen will, aber nichts Sperriges, was man einen heissen Tag mühsam über das holprige Pflaster der Stadt schleppen muss. Tatsächlich kommt eines Tages ein Ehepaar herein, typisch deutsch, sie haben etwas im Schaufenster entdeckt, was ihm aber zu teuer ist. Sie will sich dennoch etwas umschauen und entdeckt diese beiden Bilder, eines mit Hügeln und ein anderes mit Meer, zwei Orte, die ihr besser gefallen würden als dieses marode, laute, obszöne Rom mit seinen unverschämten Kellnern und miserablen Weinen, und deshalb will sie diese Bilder instinktiv haben, um sich an die schönste Zeit des Urlaubs zu erinnern, denn Kirchen und Steine und Trümmer hat sie wirklich genug gesehen. Ihr Mann findet den Preis immer noch viel zu hoch, aber mit inbegriffen, hofft er, ist ein Ende ihrer etwas gestressten Laune, und lieber gibt er hier 300.000 Lire für zwei Bilder aus, als sich ihre gereizte Stimmung den Rest des Tages anzutun, um dann noch ein paar Fetzen kaufen zu müssen, die sie nie tragen wird. Sie ist es zufrieden, und als sie mit ihren SL 280 wieder in der deutschen Vorstadt ankommen, gebräunt und letztlich doch erholt, hängt sie die Bilder über ihren Schreibtisch und denkt oft an den netten Signore Panatta und sein schmales Geschäft in der Via Sistina, das nach altem Holz und Pergament gerochen hat, und einen Moment erahnt sie dann auch wieder den mit Pinienduft geschwängerten Wind, der vom Meer hinauf in die Hügel um den Lago Trasimeno zieht.
Als sie und ihr Mann dann tot sind, ist es den Erben egal, das bekommt alles der bestellte Händler, das Haus wird verkauft und das Geld unter der Verwandtchaft aufgeteilt. Die Geschichten sind vergessen, aber das alles ist nicht weiter schlimm, solange nur jemand die Kisten auf dem Boden durchsucht und die Geschichten neu erfindet, weiterschreibt, und in 100 oder 200 Jahren werden andere kommen, die sich ihre eigenen Gedanken zu den goldenen Aufklebern von Signore Panatta, seinem Lilienpapier und den wahrlich nicht bescheidenen 150.000 Lire machen werden, die er hinten mit einem Bleistift vermerkt hat.

Denn hinten gibt ein goldener Aufkleber Auskunft über die Erwerbung vor ein paar Jahrzehnten: Ein gewisser Riccardo Panatta, Betreiber eines Fine Arts Shops in der Via Sistina 19 in Rom hat die Bilder verkauft.
Das Internet verrät nichts über ihzn und sein Geschäft, das es vermutlich schon lange nicht mehr gibt, also erfinde ich ihn als freundlichen, älteren Herren, der auch im Hochsommer Anzug trägt und meist auch eine Wollweste über seinem nicht ganz kleinen Bauch. Signore Panatta also hat sein Geschäft, einen schmalen, langen, mit Bildern vollgehängten Raum und dahinter eine kleine Rahmenwerkstatt in der Via Sistina, einem der besten Viertel der römischen Altstadt, nur ein paar Minuten jeweils vom Vatikan und von den Palästen der Barberini entfernt, wo sich die Touristen im Sommer entlangwälzen, wenn die Römer längst dem sumpfigen Atem der Stadt Richtung Meer entflohen sind. Signore Panattas Schaufenster ist nicht gross, aber ausgestellt ist etwas für jeden besseren Geldbeutel von Aigner bis Louis Vuitton, vom kleinen Stich des 19. Jahrhunderts mit einer Vedute der Piazza del Populo bis zu einem fast schwarzen Portrait einer verruchten Marchesa des späten 16. Jahrhunderts, deren ausschweifender Lebenswandel auch durch die grimmigsten Folgen des tridentinischen Konzils nicht im mindesten berührt wurde.
An deutsche Kundschaft denkt Signore Panatta nicht allzu oft; die Deutschen der 70er Jahre sind eher sparsam, seine besten Kunden sind Amerikaner und Briten auf der Grand Tour, die sich hier mit kamintauglichen Bildern eindecken. Oder auch Franzosen, die haben einen Sinn dafür. Deshalb die englische Aufschrift und das Papier mit den Lilien, da ist für alle etwas dabei. Seine Geschäfte gehen gut, er hat eben etwas Besseres als all die billigen Souvenirs, die gefälschten Rolex oder die verschrumpelten Gipsbüsten, die in den Seitenstrassen weiter unten verkauft werden. Er öffnet von 9 bis 12 und von 16 bis 19 Uhr, das reicht ihm, und am Abend besucht er ältere Damen dessen, was vor Mussolini die bessere Gesellschaft war und bietet ihnen ein paar zehntausend Lire für einen Band aus der Familienbibliothek, oder etwas mehr für eine Mappe mit Stichen, die seit Jahrzehnten keiner mehr angeschaut hat. manchmal muss er lange warten, bis er zum Zuge kommt, oft über den Tod der dame hinaus, wenn ihre Erben dann den über Jahrhunderte zusammengerafften Besitz verschleudern und froh sind, für den Plunder von ihm einen Scheck zu bekommen, den er schwungvoll mit seinem Namen Panatta signiert. In seinem Laden sortiert er dann die Bilder, räumt sie ein einen alten Schrank mit vielen Fächern und weiss immer, wenn Kundschaft kommt, wo er die passenden Schätze verstaut hat.
Die beiden kleinen Stiche im aus dem frühen 17. Jahrhundert hat er aber gleich in die schlichten Goldrahmen getan, denn das ist ideal für die Laufkundschaft, die etwas Besonderes mitbringen will, aber nichts Sperriges, was man einen heissen Tag mühsam über das holprige Pflaster der Stadt schleppen muss. Tatsächlich kommt eines Tages ein Ehepaar herein, typisch deutsch, sie haben etwas im Schaufenster entdeckt, was ihm aber zu teuer ist. Sie will sich dennoch etwas umschauen und entdeckt diese beiden Bilder, eines mit Hügeln und ein anderes mit Meer, zwei Orte, die ihr besser gefallen würden als dieses marode, laute, obszöne Rom mit seinen unverschämten Kellnern und miserablen Weinen, und deshalb will sie diese Bilder instinktiv haben, um sich an die schönste Zeit des Urlaubs zu erinnern, denn Kirchen und Steine und Trümmer hat sie wirklich genug gesehen. Ihr Mann findet den Preis immer noch viel zu hoch, aber mit inbegriffen, hofft er, ist ein Ende ihrer etwas gestressten Laune, und lieber gibt er hier 300.000 Lire für zwei Bilder aus, als sich ihre gereizte Stimmung den Rest des Tages anzutun, um dann noch ein paar Fetzen kaufen zu müssen, die sie nie tragen wird. Sie ist es zufrieden, und als sie mit ihren SL 280 wieder in der deutschen Vorstadt ankommen, gebräunt und letztlich doch erholt, hängt sie die Bilder über ihren Schreibtisch und denkt oft an den netten Signore Panatta und sein schmales Geschäft in der Via Sistina, das nach altem Holz und Pergament gerochen hat, und einen Moment erahnt sie dann auch wieder den mit Pinienduft geschwängerten Wind, der vom Meer hinauf in die Hügel um den Lago Trasimeno zieht.
Als sie und ihr Mann dann tot sind, ist es den Erben egal, das bekommt alles der bestellte Händler, das Haus wird verkauft und das Geld unter der Verwandtchaft aufgeteilt. Die Geschichten sind vergessen, aber das alles ist nicht weiter schlimm, solange nur jemand die Kisten auf dem Boden durchsucht und die Geschichten neu erfindet, weiterschreibt, und in 100 oder 200 Jahren werden andere kommen, die sich ihre eigenen Gedanken zu den goldenen Aufklebern von Signore Panatta, seinem Lilienpapier und den wahrlich nicht bescheidenen 150.000 Lire machen werden, die er hinten mit einem Bleistift vermerkt hat.
donalphons, 11:51h
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Sonntag, 9. Juli 2006
Kanonen der Aufklärung
Eines der Fächer, das in diesem meinem Haus gelehrt wurde, war die Astrologie. Gerade zu seiner Bauzeit um 1600 nahm diese Wissenschaft einen Aufschwung und setzte, zuerst als Bastard, die Astronomie in die Welt, die nach ein paar hundert Jahren und einigen Ketzerverbrennungen die Astrologie als Wissenschaft ablöste, genauso wie die Chemie das Goldmachen verdrängte - Scharlatane wanderten deshalb in andere Bereiche ab und finden sich heute beim Online Business Development der letzten Bastion der Unaufgeklärtheit, den Medien.
Schräg gegenüber jedenfalls wurden die Sonnenflecken entdeckt, die Strasse runter schliffen Optiker mit die ersten Fernrohre, die dem geozentrischen Weltbild den Garaus machen würden, und genauso, wie ich ein gewisses Faible für alte Bücher der mir verhassten Gesellschaft Jesu habe, wollte ich schon immer mal ein altes Fernrohr besitzen, aus goldglänzender, alter Bronze und ohne Mechanik für die Brennweite, das man zusammenschieben muss, um die Schärfe einzustellen, mit einem Deckel vorne und eine kleinen Klappe hinten, denn die Fernrohre brechen Horizonte auf, es sind die alten Kanonen der Aufklärung. Dummerweise hat der Gang der Geschichte vielen alten Stücken den Garaus bereitet, und was noch da ist, ist unsagbar teuer, denn meinen Wunsch teilen noch andere - vermutlich so ziemlich jeder Augenarzt, zum Beispiel. Keine Ahnung, wo dieser Berufsstand heute morgen war, er war jedenfalls nicht auf dem Antikmarkt nahe der trägen, müden Donau.

Es ist genauso, wie ich es immer haben wollte, die Linsen sind sauber, das Metall vom vielen Benutzen wunderbar patiniert, und über all die modernen, in Managerkreisen als Gimmick gehandelten Fernstecher mit eingebauter Digicam kann ich nur mokant lächeln. Und würde man mir ohnehin nicht alle üblen kleinen Geschichten dieser Provinz zutragen, so könnte ich Nachts durch die Gassen ziehen und schauen, was unter Dächern passiert, die bis jetzt vieles meinem Blick, aber wenig meiner Kenntnis entziehen konnten. In Essen, Berlin, Düsseldorf und München, wo man das Glas der hohen Häuser verspiegelt, wäre es sinnlos - aber ich muss nicht hineinschauen, um zu wissen, welche Idioten dort am Werk sind. Für Sonnenflecken braucht man ein Fernrohr, für das Auskundschaften der Idioten genügt heute das Lesen ihrer geschwätzigen Blogs. Man wird vielleicht genauso gehasst wie früher unter den Jesuiten, wenn man nicht an das alleinseeligmachende Web2.0 glaubt, aber nicht mehr verbrannt. Das ist fraglos ein Fortschritt.
Schräg gegenüber jedenfalls wurden die Sonnenflecken entdeckt, die Strasse runter schliffen Optiker mit die ersten Fernrohre, die dem geozentrischen Weltbild den Garaus machen würden, und genauso, wie ich ein gewisses Faible für alte Bücher der mir verhassten Gesellschaft Jesu habe, wollte ich schon immer mal ein altes Fernrohr besitzen, aus goldglänzender, alter Bronze und ohne Mechanik für die Brennweite, das man zusammenschieben muss, um die Schärfe einzustellen, mit einem Deckel vorne und eine kleinen Klappe hinten, denn die Fernrohre brechen Horizonte auf, es sind die alten Kanonen der Aufklärung. Dummerweise hat der Gang der Geschichte vielen alten Stücken den Garaus bereitet, und was noch da ist, ist unsagbar teuer, denn meinen Wunsch teilen noch andere - vermutlich so ziemlich jeder Augenarzt, zum Beispiel. Keine Ahnung, wo dieser Berufsstand heute morgen war, er war jedenfalls nicht auf dem Antikmarkt nahe der trägen, müden Donau.

Es ist genauso, wie ich es immer haben wollte, die Linsen sind sauber, das Metall vom vielen Benutzen wunderbar patiniert, und über all die modernen, in Managerkreisen als Gimmick gehandelten Fernstecher mit eingebauter Digicam kann ich nur mokant lächeln. Und würde man mir ohnehin nicht alle üblen kleinen Geschichten dieser Provinz zutragen, so könnte ich Nachts durch die Gassen ziehen und schauen, was unter Dächern passiert, die bis jetzt vieles meinem Blick, aber wenig meiner Kenntnis entziehen konnten. In Essen, Berlin, Düsseldorf und München, wo man das Glas der hohen Häuser verspiegelt, wäre es sinnlos - aber ich muss nicht hineinschauen, um zu wissen, welche Idioten dort am Werk sind. Für Sonnenflecken braucht man ein Fernrohr, für das Auskundschaften der Idioten genügt heute das Lesen ihrer geschwätzigen Blogs. Man wird vielleicht genauso gehasst wie früher unter den Jesuiten, wenn man nicht an das alleinseeligmachende Web2.0 glaubt, aber nicht mehr verbrannt. Das ist fraglos ein Fortschritt.
donalphons, 20:22h
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Mittwoch, 14. Juni 2006
Es gibt noch Wolken
Ein paar. Ganz leichte, schleierartig wie ein feines Nachthemd, durch das man viel erkennt.

Und plötzlich diese Farben, die irgendwie an sattes Fleisch in einem blauweissen Pyjama erinnern. Was es allerdings auf der Dachterasse nicht gibt. Bedauerlich.

Und plötzlich diese Farben, die irgendwie an sattes Fleisch in einem blauweissen Pyjama erinnern. Was es allerdings auf der Dachterasse nicht gibt. Bedauerlich.
donalphons, 22:19h
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Dienstag, 13. Juni 2006
Grüne Fensterläden
am besten in einem dunklen Moosgrün, vielleicht aber auch in zartem Nilgrün der 20er Jahre, verschlossen und in sich gekehrt wegen der Hitze des Tages

sind das passende Exterieur für diese wirklich famose Geschichte von Madame Modeste.

sind das passende Exterieur für diese wirklich famose Geschichte von Madame Modeste.
donalphons, 20:42h
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Montag, 5. Juni 2006
Gräten, Gas, Glitter, ein Genick und HWV 289
Der dritte Satz des Konzerts in g-Moll für kleine Orgel und Orchester op. 4/1 von G. F. Händel, das Allegro, ist der Höhepunkt eines per so schon grandiosen Werkes. Orchester und Orgel treiben es sehr wild miteinander, sie jagen sich, begaffen einander gierig, fallen übereinander her, befriedigen sich gegenseitig in allen nur denkbaren Stellungen, nichts wird ausgelassen, der unbedingte Wille treibt sie durch vertrackte Melodien und Motive. Wenn das Asam Collegium dann noch in einem historischen Raum die historische Aufführungspraxis berücksichtigt, also schnell und druckvoll spielt, ist es ein perfekter Hörgenuss. Wenn nicht gerade Andreas Mutter hereinkommt, zu spät natürlich, aber perfekt schwarz gestylt für den vorhergehenden Kirchenbesuch, und sich nickend an mir vorbeidrängt.
Vom Eingang kommt weiterer Lärm, ich sehe die Ursache nur von hinten, gross, grausam blond und ein langer Hals unter den perfekt fallenden Haaren, der Kopf dreht sich weg von mir, aber der Hals reicht mir, es ist Andrea. Sie dreht sich weg, weil sie ihre Tochter mitgeschleift hat, die, perfekt hergerichtet in pink und Zöpfchen, erkennbar die Schnauze voll hat von dieser Morgengestaltung in irgendwelchen Kirchen, die niemand als Kind leiden kann. Sie zieht eine Schnute, schaut Andrea missmutig an, und als die Ermahnung vorbei ist, fängt sie an, auf die Melodie einen kindischen Walzer zu tanzen. Als Andrea das Balg aus der Kirche schleift, ist der Gesichtsausdruck von Andreas Mutter ähnlich verzerrt wie die Gesichter der stürzenden Engel über der Orgel.

Auf das Allegro folgt das leicht enttäuschende Adagio, mit etwas postkoitaler Trauer, ich drehe den Kof hinauf zu den schwarzen Engeln, und einer sieht mich. Na, meint der kratzt sich das Kraushaar, come sta? Va bene. Mann, keine Probleme? Echt nicht? Hast Du gesehen? Sie war allein. Ohlala, das ist doch ganz was Neues, ihr Mann hat sie doch immer so behütet, und jetzt ist sie hier, mit Tochter, also ist er auch nicht zu Hause, was mag das bedeuten? Vielleicht hat er ja aufgehört, von ihrem Nacken - er schwingt sich von der Decke, fliegt herunter und drängelt sich zwischen mich und Andreas Mutter, die ihn erahnt und ein Jucken in der Nase empfindet - an diesem langen Hals herumzuspielen, 7 Jahre ist die Hochzeit her, als Du so rüde abgesagt hast, 7 Jahre ist eine lange Zeit, vielleicht lässt sich ja was machen zwischen Dir und ihrem langen Hals, sie ist ja prima erhalten und tut auch was dafür.
Er lächelt mich schief an, ich lächle schief zurück. Weisst Du, sage ich, ich habe ja immer gesagt: Nie was mit verheirateten Müttern, nie im Seminar, nie was mit Blondinen, und wir beide wissen, dass es nicht geklappt hat mit den Vorsätzen, bis zum nächsten Mal. Auch gab es einen Fall einer verheirateten blonden Mutter im Seminar und noch dazu auf Exkursion und es blieb keinem verborgen, aber - nicht Andrea. Der Hals ist wunderbar, aber der spiessige Rest ist nicht mal einen Schatten auf der Seele wert, die ich ohnehin nicht habe. Hast Du gesehen, wie sie ihre Tochter zurechtzüchtet? Nein, danke, da bleibe ich lieber bei...
Der Engel tappst genervt auf der Kirchenbank herum, sinkt tiefer, spreizt obszön die Beine und rammt seinen spitze grosse Zehenkralle Andreas Mutter in die Wade, die sich dort heftig kratzt. Wie... wäre es sonst mit was Feurigem? Was richtig Heisses? Ich hätte da... Ich habe da, unterbreche ich ihn

etwas richtig Heisses. Vier gierige Flammen, die sich verzehren, und ein dunkles, heisses Loch, in das ich ganz schön was reinschieben kann, das stundenlang heiss bleibt und bis 250 geht. Wollte ich schon immer haben. Besser als nur elektrifizierendes Gefummel. Gib Dir also keine Mühe.
Diablo, sagt der Leibhaftige, das nenne ich einen Mann. Aber trotzdem, wie wäre es mit so einer netten Brünetten? Das magst Du doch, jung, zierlich, formvollendet, wenn Du die Rücken, na... Naja, sage ich, ich habe gerade vorher auf Brünett gelegen, auch hier aus dem Donautal,

ganz wunderbare Gräten waren das, ein wenig hart, aber ich bin ordentlich rangegangen, da hat was geheult, und danach war sie wie durchgepustet, Du ahnst es nicht, obwohl, doch, Du kennst das ja, also es war so richtig versaut - und in sein spitzes Ohr geflüstert - mit dem Staub-sau-ger.
DU SCHWEIN, ruft er aus, mitten in einen Moment der andächtigen Stille im Adagio, und ich schaue weg, damit keiner auf die Idee kommt, dass ich ihn kenne. Aber die Spiesser sind ergriffen genug, um gar nicht auf ihn zu achten, der insistiert: Ich gebe Dir Sex, dass Du innen weissglühend sein wirst, und es wird ganz einfach gehen, glaub mir, schau, da vorne ist die junge Baumbichler von der Getränkemarktdynastie, die ist zu haben für ein Schnipsen! Du meinst so richtig gleissend, heize ich ihn an, so Licht wie tausend Sonnen und achtfach, dass alles funkelt und glänzt, oder? Ja! JA! grölt er, und ich sage:

Hab ich aber auch schon. Und zwar wann immer ich will. Ein, aus, ich bin der Herrscher, ich bin da oben drauf, und, mit Verlaub, das geht auch ohne Dich. Es ist nämlich so, werde ich vertraulich, ich darf das ja, denn wir kennen uns schon lang, ich habe heute meine neue Wohnung bekommen, meine neue Lotterhöhle, einen echten Sündenpfuhl an der Stelle, wo früher sich die Jesuiten kasteiten und ihren Schachsinn schrieben, da bin ich jetzt, und ich will verdammt sein, wenn ich für alles weitere Deine Hilfe bräuchte. Und jetzt will ich in Ruhe den 5. Satz hören.
Pah, sagt der Böse, piekst Andreas Mutter die Kralle in die Nase, so dass sie im elegischen Moment, da die Orgel verklingt, niesen muss, und flattert an die Decke, wobei der Flügelschlag von den Spiessern für Klatschen gehalten wird, weshalb sie peinlicherweise vor dem abschliessenden Andante pflichtschuldig daneben klatschen. So ist das, am Sonntag Vormittag in der grossen Gesellschaft der kleinen Provinzstadt.
Vom Eingang kommt weiterer Lärm, ich sehe die Ursache nur von hinten, gross, grausam blond und ein langer Hals unter den perfekt fallenden Haaren, der Kopf dreht sich weg von mir, aber der Hals reicht mir, es ist Andrea. Sie dreht sich weg, weil sie ihre Tochter mitgeschleift hat, die, perfekt hergerichtet in pink und Zöpfchen, erkennbar die Schnauze voll hat von dieser Morgengestaltung in irgendwelchen Kirchen, die niemand als Kind leiden kann. Sie zieht eine Schnute, schaut Andrea missmutig an, und als die Ermahnung vorbei ist, fängt sie an, auf die Melodie einen kindischen Walzer zu tanzen. Als Andrea das Balg aus der Kirche schleift, ist der Gesichtsausdruck von Andreas Mutter ähnlich verzerrt wie die Gesichter der stürzenden Engel über der Orgel.

Auf das Allegro folgt das leicht enttäuschende Adagio, mit etwas postkoitaler Trauer, ich drehe den Kof hinauf zu den schwarzen Engeln, und einer sieht mich. Na, meint der kratzt sich das Kraushaar, come sta? Va bene. Mann, keine Probleme? Echt nicht? Hast Du gesehen? Sie war allein. Ohlala, das ist doch ganz was Neues, ihr Mann hat sie doch immer so behütet, und jetzt ist sie hier, mit Tochter, also ist er auch nicht zu Hause, was mag das bedeuten? Vielleicht hat er ja aufgehört, von ihrem Nacken - er schwingt sich von der Decke, fliegt herunter und drängelt sich zwischen mich und Andreas Mutter, die ihn erahnt und ein Jucken in der Nase empfindet - an diesem langen Hals herumzuspielen, 7 Jahre ist die Hochzeit her, als Du so rüde abgesagt hast, 7 Jahre ist eine lange Zeit, vielleicht lässt sich ja was machen zwischen Dir und ihrem langen Hals, sie ist ja prima erhalten und tut auch was dafür.
Er lächelt mich schief an, ich lächle schief zurück. Weisst Du, sage ich, ich habe ja immer gesagt: Nie was mit verheirateten Müttern, nie im Seminar, nie was mit Blondinen, und wir beide wissen, dass es nicht geklappt hat mit den Vorsätzen, bis zum nächsten Mal. Auch gab es einen Fall einer verheirateten blonden Mutter im Seminar und noch dazu auf Exkursion und es blieb keinem verborgen, aber - nicht Andrea. Der Hals ist wunderbar, aber der spiessige Rest ist nicht mal einen Schatten auf der Seele wert, die ich ohnehin nicht habe. Hast Du gesehen, wie sie ihre Tochter zurechtzüchtet? Nein, danke, da bleibe ich lieber bei...
Der Engel tappst genervt auf der Kirchenbank herum, sinkt tiefer, spreizt obszön die Beine und rammt seinen spitze grosse Zehenkralle Andreas Mutter in die Wade, die sich dort heftig kratzt. Wie... wäre es sonst mit was Feurigem? Was richtig Heisses? Ich hätte da... Ich habe da, unterbreche ich ihn

etwas richtig Heisses. Vier gierige Flammen, die sich verzehren, und ein dunkles, heisses Loch, in das ich ganz schön was reinschieben kann, das stundenlang heiss bleibt und bis 250 geht. Wollte ich schon immer haben. Besser als nur elektrifizierendes Gefummel. Gib Dir also keine Mühe.
Diablo, sagt der Leibhaftige, das nenne ich einen Mann. Aber trotzdem, wie wäre es mit so einer netten Brünetten? Das magst Du doch, jung, zierlich, formvollendet, wenn Du die Rücken, na... Naja, sage ich, ich habe gerade vorher auf Brünett gelegen, auch hier aus dem Donautal,

ganz wunderbare Gräten waren das, ein wenig hart, aber ich bin ordentlich rangegangen, da hat was geheult, und danach war sie wie durchgepustet, Du ahnst es nicht, obwohl, doch, Du kennst das ja, also es war so richtig versaut - und in sein spitzes Ohr geflüstert - mit dem Staub-sau-ger.
DU SCHWEIN, ruft er aus, mitten in einen Moment der andächtigen Stille im Adagio, und ich schaue weg, damit keiner auf die Idee kommt, dass ich ihn kenne. Aber die Spiesser sind ergriffen genug, um gar nicht auf ihn zu achten, der insistiert: Ich gebe Dir Sex, dass Du innen weissglühend sein wirst, und es wird ganz einfach gehen, glaub mir, schau, da vorne ist die junge Baumbichler von der Getränkemarktdynastie, die ist zu haben für ein Schnipsen! Du meinst so richtig gleissend, heize ich ihn an, so Licht wie tausend Sonnen und achtfach, dass alles funkelt und glänzt, oder? Ja! JA! grölt er, und ich sage:

Hab ich aber auch schon. Und zwar wann immer ich will. Ein, aus, ich bin der Herrscher, ich bin da oben drauf, und, mit Verlaub, das geht auch ohne Dich. Es ist nämlich so, werde ich vertraulich, ich darf das ja, denn wir kennen uns schon lang, ich habe heute meine neue Wohnung bekommen, meine neue Lotterhöhle, einen echten Sündenpfuhl an der Stelle, wo früher sich die Jesuiten kasteiten und ihren Schachsinn schrieben, da bin ich jetzt, und ich will verdammt sein, wenn ich für alles weitere Deine Hilfe bräuchte. Und jetzt will ich in Ruhe den 5. Satz hören.
Pah, sagt der Böse, piekst Andreas Mutter die Kralle in die Nase, so dass sie im elegischen Moment, da die Orgel verklingt, niesen muss, und flattert an die Decke, wobei der Flügelschlag von den Spiessern für Klatschen gehalten wird, weshalb sie peinlicherweise vor dem abschliessenden Andante pflichtschuldig daneben klatschen. So ist das, am Sonntag Vormittag in der grossen Gesellschaft der kleinen Provinzstadt.
donalphons, 01:18h
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