: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 25. November 2006

Real Life 24.11.06 - Echte Arbeit

Es sind diesmal drei Ster, und das Wetter ist prächtig. Letztes Jahr hatte es geschneit, es war bitterkalt und windig, aber in diesem Rekordnovember, der schon fast wieder Frühling ist und vielleicht das baldige Absaufen von Bremen, Hamburg und anderen niedrigen Gebieten ankündigt, ist das Holzschlichten eine Freude. Die eine Hälfte leichte Fichte, die andere schweres Buchenholz.



Wäre da nicht die Sache mit der Schubkarre. Denn deren Reifen ist nach einem Jahr platt. Du suchst nach einer passenden Pumpe, fragst Frau Mama, die hinter dem Haus mit Frau B. über Belanglosigkeiten redet, die weiss auch nichts von einer passenden Gerätschaft, aber Frau B. meint, dass ihr auto- und motorradverrückter Sohn so etwas haben muss. Sie wackelt über den weiten Apfelgarten in den Schuppen, erklärt dir überflüssigerweise genau, wie das Ding funktioniert - denn vor dem Tod des Seniors wird der Junior immer der unerfahrene Junior bleiben - du bedankst dich und machst dich an die Arbeit.

Es sind schöne Stücke, gerade, fest, nicht verdreckt oder nass, und nach ein paar Fuhren gelingt das Anschlichten wieder mühelos, Scheit auf Scheit findet seinen Platz und stabilisiert die Reihe entlang des viel zu grossen Hauses. Nur manches Aststück wehrt sich, und da hilft nur die Axt. Du stellst das Scheit auf den Bock, holst aus und schlägst das Eisen in das Holz. Aststücke sind verfluchte Hunde, sie wehren sich, aber es hilft ihnen alles nichts, Schlag um Schlag dringt das Beil tiefer ein, du denkst an Berlin und an ein paar verantwortungslose Mistkerle und ihre Kumpane, drehst die Axt um und benutzt die Wucht des Holzes, damit es sich selbst immer weiter in das Eisen treibt. Wenn Du Wut hast, sagte deine Grossmutter, geh raus und hau Holz, das hilft, und recht hatte sie, irgendwann quietscht der Brocken, ein, zweimal, und dann bricht er auseinander. Wenn immer noch Wut da ist - auch kein Problem, so ein Aststück quer durchzuhauen, ist genau das richtige für angesammelte Energien.

Um vier musst du fertig sein, denn um halb fünf kommt dann Frau G. zu Besuch, du musst noch duschen und dich ordentlich anziehen, denn auf das grobe Holz folgt das feine Porzellan, auf die zupackenden Hände der abgespreizte kleine Finger, der hier nie aufgehört hat, selbstverständliches Verhalten der besseren Kreise zu sein. Man tut das nicht extra, es ist so. Und es ist wie immer zu viel Kuchen da, den du mitnimmst und nachher, beim Bloggen nebenbei verzehren wirst.

Frau G. lässt sich lang und breit über dieses Internet da aus, das so gefährlich ist mit diesen Waffenseiten und Mörderspielen, von Porno und Belästigung ganz zu schweigen, wie sie aus der Glotze weiss. Was denn die jungen Leute da den ganzen Tag da drin so machen, du müsstest das doch erklären können, du seist doch so einer, der da viel macht, hat sie gehört. Was du tust, sagst du, und dann fällt es dir ein, es sind mitunter nicht wirklich schöne Dinge, und eigentlich müsstest du sagen, du tust dreckige Stalkerschweine umnieten, Nazipropagandisten in die Ecke drücken, bis sie quietschen, PRoleten den Tag versauen, Material suchen, um die Bande hochgehen zu lassen, Informanten befragen und jeden Tag eine neue Kugel in den Lauf tun, um dann wieder einen von denen wegzuknipsen, besser als ein Spiel ist das.

Du erzählst lieber etwas von den angenehmen Menschen, die dort verkehren, von den Freunden, die dich dann besuchen kommen, von der Fähigkeit des Netzes, die Augen zu öffnen und die Welt neu zu entdecken, nackte Frauen oder Gewalt siehst du da draussen nie, es gibt immer weite Bereiche, die völlig frei von all dem sind, was das - nun selbst nicht gerade zimperliche - Fernsehen so zeigt. Morde etwa wie am Freitag Abend üblich gibt es bei dir nicht.

Du sagst artig Auf Wiedersehen, schwingst dich auf dein Rennrad und bist bald wieder ist der Stadt vor der Kiste, und mit nach Harz und Buchenholz riechenden Händen killst du den Abschaum in den Kommentaren der Blogbar. Beim Tee denkst du mit gespreiztem Finger darüber nach, wie du den Stalkerschweinen am besten mit dem Herzeigen des Schlachterbeils das Wochenende zur Hölle machst, denn das Netz muss schöner werden, damit das, was du Frau G. versprochen hast, ein wenig mehr stimmt, und sie sich vielleicht auch ohne Risiko irgendwann auf diese Welt einlassen kann.

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