: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 7. Mai 2008

Empfehlung heute - Das Treiben der Nachbarn

Ich habe natürlich auch keine Ahnung von Kricket, aber ich finde diesen Text darüber bei Intelligent Life sehr ansprechend. Ich glaube, ich muss gleich noch eine Teekanne bestellen.

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Et ego in

Es sollte sein, wie letztes Jahr: Morgen zum letzten Mal auf den Wochenmarkt, dann die Garderobe passend erweitern, Tags darauf die Reisebegleitung abholen, packen, und dann die übliche Route über den Jaufenpass nach Meran und weiter an den Gardasee, über Landstrassen und Nebenstrecken, und als erstes Ziel Verona ansteuern. Es wird etwas anders: Zwischenstopp am Tegernsee, dann nach Italien, zum arbeiten, davor und danach etwas rumgondeln, auch nach Verona.

Ich war letztes Jahr oft in Verona, es ist für mich die italienische Stadt, die neben Mantua und Piacenza eine Region umschreibt, wo ich fast am liebsten leben würde, übertrumpft nur noch von einer einzigen anderen Region. Ich werde auch dieses Jahr wieder nach verona fahren, aber mit einem wirklich schlechten Gefühl im Bauch. Ein Grossteil meiner Berichte wurde in einem Callshop abgeschickt, mit einer äusserst sympathischen Dame aus Afrika am Schalter, die sich wirklich um meine Blogs verdient gemacht hat, und mir androhte, zukünftig zur Verbesserung meines Italienisch auf Englisch zu verzichten. Sie ist mit einem Stimmorgan gesegnet, das die Wände wackeln liess. Und ich hoffe, dass sie noch da ist.



Denn schon letztes Jahr fühlte sie sich eher unwohl. Letzte Woche nun haben in der Innenstadt fünf Neonazis einen Passanten zu Tode geprügelt, der ihnen keine Zigarette anbieten wollte. Verona ist inzwischen zu einem braunen Schandfleck geworden, zu einem Politically Incorrect Oberitaliens, aller Versuche diverser lokaler Gruppen zum Trotz, sowas wie ein Gefühl für eine offene Stadt zu vermitteln. Und bitte, es ist kein Problem, das mit Ostdeutschland vegleichbar wäre: Verona hat neben Venedig die stärkste aller Traditionen als Handelsstadt, her stiessen seit jeher Kulturen zusammen, und der Reichtum der Stadt liegt genau darin begründet.

Trotzdem ist hier die Lega Nord zusammen mit etlichen anderen, unschönen politischen Auswüchsen am Drücker. Letztes Jahr wurde Flavio Tosi Bürgermeister, der landesweit mit einer unsäglichen Ernennung zweier Faschisten als Vertreter für das Zentrum der Resistanca bekannt wurde. Dass er als Saubermann auftreten will, während der gewöhnliche Veroneser bis ins Industriegebiet Industriegebiet zu den ausländischen Sexarbeiterinnen fährt, gegen die sein gewähltes Stadtoberhaupt vorgeht, ist nur ein weiterer Anlass, von Verona abzurücken. Das betrifft auch andere: Formal ist sogar das Essen auf öffentlichen Plätzen verboten.

Und dazu noch das neu-alte Regime mit Figuren, die vollkommen unerträglich sind, und für Nazis, Faschisten und Leute wie Tisi die Bahn frei machen werden. Es ist nicht leicht, dort einfach mal so wegen des Spasses hinzufahren. ich fahre dorthin, weil mein Heuschnupfen erträglich ist, und ich ausserdem den Job habe, über die Mille Miglia zu schreiben. Ich mag Verona. Aber ich werde gerade nicht wirklich gern dort sein. Es ist noch nicht so wie die USA, in die ich angesichts von Hinrichtungen und Folter nicht reise, aber auch nicht mehr so unbeschwert wie letztes Jahr.

Brescia ist übrigens auch keine Lösung: Dort regiert Berlusconis Schmierentruppe, wenigstens ist in Mantua noch Fiorenza Brioni an der Macht. Mantua. Ich sollte diesmal vielleicht Mantua den Vorzug geben.

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