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Montag, 26. Mai 2008
Der Stolz der Natur oder auch
Die ganze Welt eine Freakshow.
Man kann auch als bekannter Blogger überleben, wenn man am Tag nur eine halbe Stunde Zugang zum Netz hat. Man konzentriert sich auf das Abschicken von Texten und Bildern, beantwortet ein paar Kommentare und lässt die anderen die anderen mit ihren absurden Ideen von der Professionalisierung der Blogosphäre einfach ein paar Tage arme Schlucker sein. Das rächt sich, wenn man ihnen dann wieder ein, zwei Tage voll ausgesetzt ist, es ist nicht leicht, sowas dann wieder ernsthaft zu begegnen, ohne jeden Beitrag mit ROFL zu überschreiben.
Auch andere Realitäten drängen sich unschön wieder in die angenehm gedämpfte Erinnerung. Italienische Kuriositätenmärkte sind hübsch leer und überteuert, man kommt erst gar nicht in Versuchung, sich mit weiterem Gut zu belasten, und zudem muss man sich auch nicht allzu sehr über die Mentalität der Besitzer wundern. In Pfaffenhofen nun ist das etwas anders:
Da röhrt der Hirsch ob der Einfälle meiner Landesbrüder, was man so alles mit Hirchgeweih machen kann. Ich schwöre: So viel war von dem Zeug noch nie da, das ist erst im letzten Jahr aufgekommen, ungefähr zeitgleich mit der auf Stafan Niggemeiers unfreiwillig, wenngleich auch erfreulich werbefreien Blog zu findende Behauptung, die Professionalisierung der Blogosphäre stünde, wie auch Sascha Lobo das verkündet habe, bevor. Der Kasten mit all seinen Protuberanzen erinnert mich stark an die Blogs dieser Leute, mit Grimmepreisbapperl für die beste Mauschelarbeit mit ihren Geschäftspartnern und Jurykollegen, und das komische Jägerlatein, das die im Glauben sprechen, irgendwie Teil von was Neuem und nicht einem sehr, sehr alten Gewerbe zu sein.
Ja, es gebricht dem Menschen nicht an Ideen, was man aus der Natur machen kann, wie man die freie Wildbahn verhunzt für das Ablegen des eigenen fetten Arsches. Seitdem solche Sitze in den Häusern amerikanischer Neureicher beliebt sind, tauchen sie auch bei uns auf und warten vielleicht auf den ein oder anderen kommenden Internetmillionär auf der Suche nach einem Stück Männlichkeit, das sich so am Schreibtisch nicht ausleben lässt, vielleicht gar späterals Staublutscher irgendwelcher politischer Gremien, bis jemandem auffällt, dass die Steuerunterlagen gefälscht und der Beweis getwittert wurde.
Das hier, das erinnert mich an Spreeblick, Nerdcore und andere modische Freunde rebellischer Haltungen. Vielleicht ist dem ein oder anderen noch das Verkünden diverser Töde geläufig, von Print, Jamba und Musikindustrie, die heute allesamt dort werben dürfen - oder dürften, Konjunktiv ist die Grundsubstanz aller Berliner Ironie wenn es nicht klappt, werben wäre schön, würden sie doch nur, ach, bittebitte, nur wollen - wo nicht mehr gazellengleich über die Abgründe unserer Konsumgesellschaft gesprungen wird, sondern still an den dunklen Waldeshängen nahe der Grenzen chinesischer Diktaturen geäst wird. Ohne Bocksprünge braucht man keine Beine, aber durchaus etwas, woran man das hängen kann, was man mal als Überzeugung präsentierte. Synergien nutzen, Baby!
Heute geht alles. Wasser predigen und der next08 billigen Wein saufen ist Mashup, als aufgeblasener bayernpopanz nicht genehme Bundespräsidentinnen verhindern gilt als Politik, Märkte sind auch nach der neuesten Blase noch weise und wenn wir schon unsere Japanschwerter aus chinesischer Staatsfälscherwerkstatt in die Bude stellen, dann bitte zumindest mit eigenen, nachwachsenden Rohstoffen versehen. Der Irrsinn bricht sich Bahn in meine Welt des Alten und Gebrauchten, ganz ruhig bleiben, es ist nur der Absturz, nach zwei, drei Tagen kommt einem das alles wieder normal vor, so normal fast, wie die sich fühlen, und der Rest macht die Blogbar aus, surreal ist aus der Mode, gehe in deinen Garten und ziehe dabei nichts vom webbasierten Schnorrertum der anderen ein, beschneide die Rosen oder kaufe dir zumindest ein paar chinesische Teller aus dem 19. Jahrhundert, deren Maler vermutlich opiumsüchtig waren, aber nicht so durchgeknallt, dass man es am Ergebnis merkt.
Geh weiter. Eigentlich suchst du noch einen alten Lederkoffer, denjenigen, der für dein Gepäck noch fehlt, mit dem du morgen wieder fahren könntest, wenn nur die Herrschaften aus der Konzernzentrale überweisen, aber du findest nichts, der eine Koffer ist zu kaputt und zerfetzt wie die Blogosphäre, das Futter schimmelt und das schwere Leder ist rissig geworden, und der Besitzer der massiven Ledertasche möchte nicht verhandeln, er hat Prinzipien und einen Preis, und Hochachtung ist das einzige, womit seine Standhaftigkeit zu belohnen ist. Weiter dann, zurück zum Wagen, aber da stehen sie, zwei Lampen wie die, die in Verona im Lampenladen mit ein paar hundert Euro zu teuer gewesen wären:
Früher, im XVIII. Jahrhundert, standen auf solchen Säulenstümpfen Heiligenfiguren, aber die Aufklärung oder auch nur ein gieriger Händler haben sie getrennt, und die Stümpfe mit ihrer weissgoldenen Fassung zu Lampen umgestaltet. Das passiert in den besten Familien, bittschön, Ingwertöpfe aus Imariporzellan erdulden dieses Schicksal, oder auch Hirschgeweihe, und ich suche doch noch dringend zwei kleine Beistelllampen für den hinteren Tisch am Tegernsee, wenn der Tag vorbei ist und nichts mehr auf dem Berg vor dem Gartenzaun an die Kühe erinnert, die dort leicht surreal Blumen wegfressen und Meter für Meter vor sich hinbimmeln, in einer Ruhe, die den Stolz, den herrischen und unnachsichtigen Stolz einer Natur erahnen lässt, die uns alle, die wir uns daran vergehen, bitte eher bald als später als geschmacklose, hörnerverschandelnde, egovermarktende, für Schönheit unempfängliche Pickel hinwegfegt vom Antlitz dieser Erde.
Man kann auch als bekannter Blogger überleben, wenn man am Tag nur eine halbe Stunde Zugang zum Netz hat. Man konzentriert sich auf das Abschicken von Texten und Bildern, beantwortet ein paar Kommentare und lässt die anderen die anderen mit ihren absurden Ideen von der Professionalisierung der Blogosphäre einfach ein paar Tage arme Schlucker sein. Das rächt sich, wenn man ihnen dann wieder ein, zwei Tage voll ausgesetzt ist, es ist nicht leicht, sowas dann wieder ernsthaft zu begegnen, ohne jeden Beitrag mit ROFL zu überschreiben.
Auch andere Realitäten drängen sich unschön wieder in die angenehm gedämpfte Erinnerung. Italienische Kuriositätenmärkte sind hübsch leer und überteuert, man kommt erst gar nicht in Versuchung, sich mit weiterem Gut zu belasten, und zudem muss man sich auch nicht allzu sehr über die Mentalität der Besitzer wundern. In Pfaffenhofen nun ist das etwas anders:
Da röhrt der Hirsch ob der Einfälle meiner Landesbrüder, was man so alles mit Hirchgeweih machen kann. Ich schwöre: So viel war von dem Zeug noch nie da, das ist erst im letzten Jahr aufgekommen, ungefähr zeitgleich mit der auf Stafan Niggemeiers unfreiwillig, wenngleich auch erfreulich werbefreien Blog zu findende Behauptung, die Professionalisierung der Blogosphäre stünde, wie auch Sascha Lobo das verkündet habe, bevor. Der Kasten mit all seinen Protuberanzen erinnert mich stark an die Blogs dieser Leute, mit Grimmepreisbapperl für die beste Mauschelarbeit mit ihren Geschäftspartnern und Jurykollegen, und das komische Jägerlatein, das die im Glauben sprechen, irgendwie Teil von was Neuem und nicht einem sehr, sehr alten Gewerbe zu sein.
Ja, es gebricht dem Menschen nicht an Ideen, was man aus der Natur machen kann, wie man die freie Wildbahn verhunzt für das Ablegen des eigenen fetten Arsches. Seitdem solche Sitze in den Häusern amerikanischer Neureicher beliebt sind, tauchen sie auch bei uns auf und warten vielleicht auf den ein oder anderen kommenden Internetmillionär auf der Suche nach einem Stück Männlichkeit, das sich so am Schreibtisch nicht ausleben lässt, vielleicht gar späterals Staublutscher irgendwelcher politischer Gremien, bis jemandem auffällt, dass die Steuerunterlagen gefälscht und der Beweis getwittert wurde.
Das hier, das erinnert mich an Spreeblick, Nerdcore und andere modische Freunde rebellischer Haltungen. Vielleicht ist dem ein oder anderen noch das Verkünden diverser Töde geläufig, von Print, Jamba und Musikindustrie, die heute allesamt dort werben dürfen - oder dürften, Konjunktiv ist die Grundsubstanz aller Berliner Ironie wenn es nicht klappt, werben wäre schön, würden sie doch nur, ach, bittebitte, nur wollen - wo nicht mehr gazellengleich über die Abgründe unserer Konsumgesellschaft gesprungen wird, sondern still an den dunklen Waldeshängen nahe der Grenzen chinesischer Diktaturen geäst wird. Ohne Bocksprünge braucht man keine Beine, aber durchaus etwas, woran man das hängen kann, was man mal als Überzeugung präsentierte. Synergien nutzen, Baby!
Heute geht alles. Wasser predigen und der next08 billigen Wein saufen ist Mashup, als aufgeblasener bayernpopanz nicht genehme Bundespräsidentinnen verhindern gilt als Politik, Märkte sind auch nach der neuesten Blase noch weise und wenn wir schon unsere Japanschwerter aus chinesischer Staatsfälscherwerkstatt in die Bude stellen, dann bitte zumindest mit eigenen, nachwachsenden Rohstoffen versehen. Der Irrsinn bricht sich Bahn in meine Welt des Alten und Gebrauchten, ganz ruhig bleiben, es ist nur der Absturz, nach zwei, drei Tagen kommt einem das alles wieder normal vor, so normal fast, wie die sich fühlen, und der Rest macht die Blogbar aus, surreal ist aus der Mode, gehe in deinen Garten und ziehe dabei nichts vom webbasierten Schnorrertum der anderen ein, beschneide die Rosen oder kaufe dir zumindest ein paar chinesische Teller aus dem 19. Jahrhundert, deren Maler vermutlich opiumsüchtig waren, aber nicht so durchgeknallt, dass man es am Ergebnis merkt.
Geh weiter. Eigentlich suchst du noch einen alten Lederkoffer, denjenigen, der für dein Gepäck noch fehlt, mit dem du morgen wieder fahren könntest, wenn nur die Herrschaften aus der Konzernzentrale überweisen, aber du findest nichts, der eine Koffer ist zu kaputt und zerfetzt wie die Blogosphäre, das Futter schimmelt und das schwere Leder ist rissig geworden, und der Besitzer der massiven Ledertasche möchte nicht verhandeln, er hat Prinzipien und einen Preis, und Hochachtung ist das einzige, womit seine Standhaftigkeit zu belohnen ist. Weiter dann, zurück zum Wagen, aber da stehen sie, zwei Lampen wie die, die in Verona im Lampenladen mit ein paar hundert Euro zu teuer gewesen wären:
Früher, im XVIII. Jahrhundert, standen auf solchen Säulenstümpfen Heiligenfiguren, aber die Aufklärung oder auch nur ein gieriger Händler haben sie getrennt, und die Stümpfe mit ihrer weissgoldenen Fassung zu Lampen umgestaltet. Das passiert in den besten Familien, bittschön, Ingwertöpfe aus Imariporzellan erdulden dieses Schicksal, oder auch Hirschgeweihe, und ich suche doch noch dringend zwei kleine Beistelllampen für den hinteren Tisch am Tegernsee, wenn der Tag vorbei ist und nichts mehr auf dem Berg vor dem Gartenzaun an die Kühe erinnert, die dort leicht surreal Blumen wegfressen und Meter für Meter vor sich hinbimmeln, in einer Ruhe, die den Stolz, den herrischen und unnachsichtigen Stolz einer Natur erahnen lässt, die uns alle, die wir uns daran vergehen, bitte eher bald als später als geschmacklose, hörnerverschandelnde, egovermarktende, für Schönheit unempfängliche Pickel hinwegfegt vom Antlitz dieser Erde.
donalphons, 01:52h
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