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Mittwoch, 25. Mai 2011
Offenlegung
Ich war wirklich dort. Was ich beschreibe, habe ich nicht nur gesehen, sondern auch abgelichtet. Es wird keine Spiegeleinleitung, in der das reflektiert wird, was andere erzählen. Ich kann es beweisen. Meine Einleitung beschreibt mein Erleben, und ganz ehrlich: Wenn ich etwas nicht erlebe, dann will ich auch nicht darüber schreiben. Oder so darüber schreiben, dass es erkennbar Literatur ist, und kein Borderline.
"Eine halb gerauchte, zerdrückte Zigarette liegt in einem Aschenbecher. Der Aschenbecher ist blendend weiss, mit Goldrand, und mit nur zwei Einkerbungen für Rauchwaren; keine Frage, er ist ein exklusiver Aschenbecher. Er steht auf einer vom reichen Alter patinierten, üppigen und sorgfältig bepflanzten Steinbalustrade. Vor ihm plätschern dezent die Wellen des Comer Sees, auf dem sich historische Schnellboote aus Mahagoni tummeln. Hinter ihm breitet sich eine grosszügige Terrasse aus, mit Stühlen, Sonnenschirmen, gut angezogenen Menschen, diskreten Kellnern in weissen Jacken, und als Abschluss einem Hotel mit dem Namen Villa d'Este. Auf dem Rasen und den Einfahrten stehen Fahrzeuge von Rolls Royce, mal in schwarz und mal in metallicblau. Ein Mann führt seine schlanke, blonde Frau spazieren, die ihre Kellybag aus rosa Straussenleder spazieren führt. Bald wird ein Herr mit weisser Jacke kommen, den Aschenbecher einsammeln, die Zigarette wegwerfen, und den Aschenbecher wieder ausspülen. Sollte er aber eine Macke haben, wird er ausgetauscht. Es gibt hier keine schadhaften Aschenbecher. Hier ist die Villa d'Este in Cernobbio, das Kronjuwel der Lombardei. Es kann so für diese reiche Region Oberitaliens stehen, wie der Königssee als Symbol für Bayern gelten kann. Wenn man den Postkarten glaube mag."
"Eine halb gerauchte, zerdrückte Zigarette liegt in einem Aschenbecher. Der Aschenbecher ist blendend weiss, mit Goldrand, und mit nur zwei Einkerbungen für Rauchwaren; keine Frage, er ist ein exklusiver Aschenbecher. Er steht auf einer vom reichen Alter patinierten, üppigen und sorgfältig bepflanzten Steinbalustrade. Vor ihm plätschern dezent die Wellen des Comer Sees, auf dem sich historische Schnellboote aus Mahagoni tummeln. Hinter ihm breitet sich eine grosszügige Terrasse aus, mit Stühlen, Sonnenschirmen, gut angezogenen Menschen, diskreten Kellnern in weissen Jacken, und als Abschluss einem Hotel mit dem Namen Villa d'Este. Auf dem Rasen und den Einfahrten stehen Fahrzeuge von Rolls Royce, mal in schwarz und mal in metallicblau. Ein Mann führt seine schlanke, blonde Frau spazieren, die ihre Kellybag aus rosa Straussenleder spazieren führt. Bald wird ein Herr mit weisser Jacke kommen, den Aschenbecher einsammeln, die Zigarette wegwerfen, und den Aschenbecher wieder ausspülen. Sollte er aber eine Macke haben, wird er ausgetauscht. Es gibt hier keine schadhaften Aschenbecher. Hier ist die Villa d'Este in Cernobbio, das Kronjuwel der Lombardei. Es kann so für diese reiche Region Oberitaliens stehen, wie der Königssee als Symbol für Bayern gelten kann. Wenn man den Postkarten glaube mag."
donalphons, 12:55h
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Es geht so nicht weiter
Daheim tropft ein Wasserhahn, und ausserdem muss ich einen Restaurierungsauftrag abschicken. Dazu noch ein paar kleinere Probleme; eine Mieterin findet ihr Rad nicht. Ein Kaminkehrer will Einlass. Jemand stellt sein Auto auf meinen Parkplatz. Die Ordnung bröckelt, wenn nicht jemand da ist und sie stützt. Und ich werde bald da sein.
Wenn man nur zwei Wochen Urlaub macht, zählt man zu Beginn schon die Tage, und gewöhnt sich kaum an den Zustand des Dortseins. Ich bin jetzt über 6 Wochen hier, da denkt man in anderen Dimensionen, wie etwa: Heute ist es zu heiss zum radeln, mache ich wann anders. Irgendwann. Vielleicht nicht morgen, man wird schon sehen. Die strenge Ordnung des Lebens schmilzt zu einem Klumpen der Nachlässigkeit zusammen und brennt sich durch die Hülle der Prinzipien, zumal mein Job hier darin besteht, nichts zu tun und darüber zu schreiben. Gäbe es dazu eine Auslandszulage, hätte ich überhaupt keinen Anlass mehr, etwas an meiner Lage zu ändern.
Wobei, 6 Wochen Italien hat natürlich auch gewisse Gewöhnungseffekte. Routinen. Das muss nicht schlecht sein, das Verleben der Mittagspause in der Bat Venezia mit der Zeitung etwa, das könnte zur Gewohnheit werden, würden da mehr so schöne Geschichten wie die von Paul Ingendaay oder von Sophie drinstehen. Man möchte verwöhnt werden, weniger belehrt, und bei aller Redlichkeit meiner Versuche: Ich kann mich einfach für vieles nicht begeistern. Ob es da nur mir so geht? Andere deutsche Touristen, durchaus älter übrigens, lesen gar nichts, wenn sie dort einkehren. Linsen noch nicht mal auf mein Blatt.
Ich war in einem Trüffelwäldchen. Ich war bei einem Rahmenbauer. Ich war in weniger Kirchen als sonst (noch nicht mal in der Albertikirche, Schande über mich) und fürchte, ich habe so viel gemacht, wie ich in drei Wochen unter normalen Bedingungen gemacht hätte. Wie erkläre ich, dass es für mich nicht weniger sensationell ist, Feinkostgeschäfte zu besichtigen und mit dem Colnago über die Kopfsteinpflaster zu radeln? Das seltsame Gefühl, hier kaum Bekannte zu haben, wird dadurch betäubt, zumal: Manche kamen hier vorbei. Ein Kommen und Gehen. Gelesen habe ich auch, Lampedusas Briefe, aber nicht viel: Lampedusa schreibt von Reisen aus Italien weg, aber ich bin ja dort.
(Gewesen). Ich fürchte, es wird länger dauern, bis ich zurückkomme, vermutlich nehme ich sogar wieder das Rad mit, denn es lohnt sich nicht, es so lange stehen zu lassen. Gepäckgrenzen gibt es diesmal nicht, ich fahre allein, und was andere vergessen haben, passt in eine Tasche. Daheim, höre ich, bleiben manche am Boden und eine Seuche breitet sich aus. Ich muss noch einen grossen Beitrag über die Seuche dieses Landes schreiben, die da Berlusconi heisst, und dann fahre ich. Langsam. Ohne Eile. Die Berge hinauf und zurück an die Donau. Es war sehr schön hier. Fast Drittwohnsitz. 2012 sicher wieder. Nur zur Miete natürlich; es geht schon, der Besitz einer Wohnung ist hier wirklich nicht so wichtig. Und die schönen Objekte sind immer noch unbezahlbar.
Wenn man nur zwei Wochen Urlaub macht, zählt man zu Beginn schon die Tage, und gewöhnt sich kaum an den Zustand des Dortseins. Ich bin jetzt über 6 Wochen hier, da denkt man in anderen Dimensionen, wie etwa: Heute ist es zu heiss zum radeln, mache ich wann anders. Irgendwann. Vielleicht nicht morgen, man wird schon sehen. Die strenge Ordnung des Lebens schmilzt zu einem Klumpen der Nachlässigkeit zusammen und brennt sich durch die Hülle der Prinzipien, zumal mein Job hier darin besteht, nichts zu tun und darüber zu schreiben. Gäbe es dazu eine Auslandszulage, hätte ich überhaupt keinen Anlass mehr, etwas an meiner Lage zu ändern.
Wobei, 6 Wochen Italien hat natürlich auch gewisse Gewöhnungseffekte. Routinen. Das muss nicht schlecht sein, das Verleben der Mittagspause in der Bat Venezia mit der Zeitung etwa, das könnte zur Gewohnheit werden, würden da mehr so schöne Geschichten wie die von Paul Ingendaay oder von Sophie drinstehen. Man möchte verwöhnt werden, weniger belehrt, und bei aller Redlichkeit meiner Versuche: Ich kann mich einfach für vieles nicht begeistern. Ob es da nur mir so geht? Andere deutsche Touristen, durchaus älter übrigens, lesen gar nichts, wenn sie dort einkehren. Linsen noch nicht mal auf mein Blatt.
Ich war in einem Trüffelwäldchen. Ich war bei einem Rahmenbauer. Ich war in weniger Kirchen als sonst (noch nicht mal in der Albertikirche, Schande über mich) und fürchte, ich habe so viel gemacht, wie ich in drei Wochen unter normalen Bedingungen gemacht hätte. Wie erkläre ich, dass es für mich nicht weniger sensationell ist, Feinkostgeschäfte zu besichtigen und mit dem Colnago über die Kopfsteinpflaster zu radeln? Das seltsame Gefühl, hier kaum Bekannte zu haben, wird dadurch betäubt, zumal: Manche kamen hier vorbei. Ein Kommen und Gehen. Gelesen habe ich auch, Lampedusas Briefe, aber nicht viel: Lampedusa schreibt von Reisen aus Italien weg, aber ich bin ja dort.
(Gewesen). Ich fürchte, es wird länger dauern, bis ich zurückkomme, vermutlich nehme ich sogar wieder das Rad mit, denn es lohnt sich nicht, es so lange stehen zu lassen. Gepäckgrenzen gibt es diesmal nicht, ich fahre allein, und was andere vergessen haben, passt in eine Tasche. Daheim, höre ich, bleiben manche am Boden und eine Seuche breitet sich aus. Ich muss noch einen grossen Beitrag über die Seuche dieses Landes schreiben, die da Berlusconi heisst, und dann fahre ich. Langsam. Ohne Eile. Die Berge hinauf und zurück an die Donau. Es war sehr schön hier. Fast Drittwohnsitz. 2012 sicher wieder. Nur zur Miete natürlich; es geht schon, der Besitz einer Wohnung ist hier wirklich nicht so wichtig. Und die schönen Objekte sind immer noch unbezahlbar.
donalphons, 12:43h
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