: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 1. Dezember 2012

1 von 1 Million dummen Arten zu sterben

Ihr kennt das: Einer Eurer Bergkameraden ist abgestürzt, und nun steht Ihr an seinem Grab und denkt Euch: Wer wird der nächste sein? Wird man uns überhaupt in den Gletscherspalten finden? Werden wir vorher wenigstens auf dem Gipfel Spinatknödel bekommen? Und warum ist er nicht unten bei seinen Marzipanschnecken und dem warmen Tee geblieben?







Nun, der Nächste wird fraglos derjenige sein, der der nächste ist, keinesfalls, das weiss ich sicher, der Übernächste, der kommt erst danach. Bei den Gletscherspalten müsst Ihr Euch beeilen, und was den Tegernsee angeht, kommt Ihr eine ganze Eiszeit zu spät. Oben an der Neureuth war zu, also selbst etwas bringen. Und warum ich da hoch bin - nun, ich wollte den grünen Hüpfer ausprobieren.







Um den grünen Hüpfer muss man sich mehr Sorgen als um mich machen; der wurde 1999 geboren, nach Sendling geliefert, und hat seitdem allenfalls Waldautobahnen an der Isar gesehen. Meistens jedoch nur seinen warmen Keller im Westend. So etwas wie Regen nur selten und Schnee gar nie nicht. Das könnte nun so weitergehen, bis das Aluminium fault und die Federelemente zerbröseln. Tut es aber nicht. Und gleich als dritte Ausfahrt unter dem neuen Besitzer auf einen verschneiten Berg - nun, da gibt es keine Garantie für gar nichts.







Der grüne Hüpfer hüpft eigentlich nicht, dazu ist er viel zu schwer, aber für ein vollgefedertes Rad aus dem letzten Jahrtausend (wie das klingt! Gefährlich und wagemutig.) zieht es ordentlich seine Spur durch den Schnee. Weiter oben wird dann das Eis unter den Reifen bersten. Nach der dritten Kurve bin ich eingefahren, bleibe sitzen, zerre nicht am Lenker, und so trete ich den Berg hoch, und nicht in die Federung. Doch man kann mit so einem Rad auf den Berg. Egal was die Magazine behaupten.







Unten könnte man noch nicht rodeln, weil kein Schnee auf dem Weg liegt. In der Mitte kann man noch nicht rodeln, weil sich Eisplatten - man sollte sie sich merken - mit Geröll mischen. Und oben kann man nicht rodeln, weil der Schnee noch nicht eingewalzt ist. Man kann nicht rodeln. Einige schauen mich auch seltsam an, als könnte man hier auch nicht radeln. Wer zum Teufel ist so bescheuert, an einem bitterkalten, wolkenverhangenen Tag über Stein, Eis und Schnee... nun, Ihr kennt die Antwort. Aber wie immer lohnt es sich. Für die Blätter im Schnee, für die überdachten Wege, und die eisigen Stacheln, die der Raureif an den Ästen hinterlassen hat.







Oben ist alles dicht. Keine Aussicht auf die Alpen oder den See. Für einen Moment ahnt man die Sonne, die über den Wolken scheinen muss, dann wird alles wieder grau. Man bleibt nicht lange, wo es doch auch keine Spinatknödel gibt. Man fährt hinunter und singt dabei "dumb ways to die, there are million dumb ways to die". Und steigt vom grünen Hüpfer, wenn die Eisplatten kommen. Dass es mich ausgerechnet beim Absteigen gelegt hat - mei. "Stieg aus Sicherheitsbedenken vom Rad, das dann wegrutschte." Dumb, very dumb indeed. Bleibe ich halt noch einen Tag und schaue, wie sich das mit dem Daumen entwickelt. Aber der grüne Hüpfer hat es gut mitgemacht.

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