: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 15. Dezember 2012

Liebe, Fürsorge und Zuneigung

Es ist nun diese Zeit, da man sich Gedanken macht um das, was da kommen wird, und was man den Menschen Gutes tun möchte. Das können Kleinigkeiten sein, wie echte Bienenwachskerzen, die für Besucher ein vielleicht noch etwas wärmeres Licht machen - seie wir ehrlich, die Stearinkerze ist die Energiesparlampe unter den Kerzen. (Übrigens, dass ausgerechnet das Büro des Berliner Finanzsenators ausbrannte, weil dort niemand sich bemüssigt sah, am Abend den Adventskranz zu löschen... ich sage jetzt nichts.)



Es ist die Zeit, da das grosse Vorbestellen beginnt, und man sich stets sagt, dieses und jenes könnte man auch noch nehmen, schliesslich kommt der ein oder andere vielleicht später auch noch vorbei und wenn man jene trifft, dann hätte man gern eine Kleinigkeit unterhalb eines venezianischen Spiegels, oder eines Gemäldes; so etwas ist immer nicht ganz leicht zu verschenken, aber etwas zum essen, das geht, hier zumindest, immer.



Selbst jene, die man nicht kennt, die nur auf der Strasse vorbeieilen, sollten einen warmen Gruss erhalten, wenn sie hoch schauen und durch das Fenster den Stuck und die Kristalle sehen; da reichen dann auch normale Kerzen, immerhin wurden wir uns nicht vorgestellt. Ich meine aber, dass so ein hübscher Schein die Seelen aufhellt und überlegen lässt, ob man zur Krönung des Abends wirklich noch Drogen nimmt, vor die Haustür kotzt und einem Auto die Tür eintritt. Allgemein sollte man netter miteinander umgehen, und ich mache gern den Anfang.



Natürlich schaue ich auch nach, wenn draussen jemand entsetzt schreit, denn dunkel ist die Nacht und ich will nicht, dass jemand Schlimmes erleidet. Ich öffne also das Fenster und schaue, ob da nur wieder jemand entdeckt hat, dass sein Mobiltelefon beim Tanzen gebrochen ist, oder eine andere Katastrophe droht - aber heute Nacht ist alles ganz anders, die Nüchternen und Betrunkenen fallen zusammen, denn es herrscht Blitzeis. Am Morgen, so lautet meine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht, müsste ich die Strasse räumen, aber ich bin ja nicht so: Es ist 2:33 Uhr, ich ziehe massives Schuhwerk an, gehe hinunter und befreie Hof und Bürgersteig vom Eis.



Um 2:47 kommen dann, sich aneinander festklammernd, Betrunkene auf der anderen Strassenseite daher. Das ist dumm, denn dorthin wird der Regen gepeitscht, und dort ist es auch stets kälter, glatter und gefährlicher. Also rufe ich ihnen zu, sie sollten vielleicht hier herüber kommen, hier wäre schon Salz und Streumaterial und der Eishacker im Einsatz, ja sogar bis zur Kreuzung und zum Nachbarn hätte ich mein fürsorgliches Werk getan. Sie betrachten das als Beleidigung, grölen zurück und schliddern weiter. Der erste rutscht aus, reisst den zweiten zuneigend mit, dessen Gesäss mit einem, ich würde sagen, knochenzermalmenden Ton aufschlägt, und ohne Halt stürzt der Dritte auf ihn, der ihm fürsorglich einen weichen Landeplatz bietet. Der Zweite kann nicht mehr gehen, läuft weiss an, und kriecht nach einer Pause auf allen Vieren weiter, bis ihn seine Kumpane dann hochziehen und weiterrutschen. Ob ich einen Krankenwagen rufen soll, frage ich, aber sie schreien mir Verwünschungen zu und bleiben weiterhin auf der falschen Seite. Als ich die Tpr schliesse, wieder die typischen Flüche der Fallenden.

Nun ja. Vielleicht nutze ich meine Zeit in Zukunft doch besser mit Staubwischen und dem Verfassen von Grusskarten.

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Suhrkamp ist zwar nur ein Verlag,

aber auch eine Form des Widerstandes und recht wichtig in Regionen, in denen die Aufklärung etwas länger brauchte, schreibe ich in der FAZ.

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