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Samstag, 12. Januar 2019
Eigene Wege ohne Dramen
Man darf das Bürgerradio nicht pauschal schlecht reden. Mir wurde da zwar nichts beigebracht - man wurde als Autodidakt behandelt und schaute sich dort ganz sicher nichts ab, sondern orientierte sich an Besseren - aber gelernt hat man trotzdem.
Vor allem: Sich nie auf andere verlassen. Wenn man das tut, kommt bei Strukturen ohne echte Pflichten meistens ganz schnell der Moment, da man ausgenutzt, für dumm verkauft und letztendlich hintergangen wird. Es passiert, weil es für die Ausnutzenden keine ernsthaften Folgen hat, solange sie ideologisch nicht aus der Reihe tanzen, ähnlich momentan wie bei Boris Palmer und den Grünen: Solche Strukturen brauchen immer Leute, es bilden sich Seilschaften, die Fleissigen arbeiten und die Faulen kommen um 5 Minuten vor 6 noch auf die Idee, ein altes Telefoninterview mit Linkskameraden zu bringen. Qualität spielt keine Rolle, man versteht schnell, warum die DDR nicht funktionieren konnte. Und weil immer Geld fehlt, werden die, die welches haben, als Melkkühe gesehen. Und mit schlechtestem Material ausgestattet, weil es ein natürliches Privileg der Armen ist, das Beste zu behalten. Es ist letztlich billiger, sich selbst etwas zu beschaffen, als sich mit anderen um die begrenzten Ressourcen zu streiten. Boris Palmer hat da einfach das Glück, mit Tübingen seine eigenen Ressourcen zu haben. Ich musste sie kaufen.
Natürlich wird so etwas dann auch nicht gern gesehen, denn der Besitzer eigener Materialien ist weniger erpressbar und abhängig. Wer eigene Technik hat, kann nicht über Studiozeiten kontrolliert werden. Man kann nicht, wenn man etwas nicht will, seine Freunde vom autonomen Projekt einen Tag lang die Mischpulte blockieren lassen. Der Sozialismus hat bei der Frage der Produktionsmittel absolut recht: Wer die hat, entscheidet. Und nirgendwo war es mehr wahr als in den Zeiten, da der eine die Sendelizenz hatte, und der andere nicht. Die günstiger werdende Technik war da ein Ausgleich, aber wirklich machtlos wurden die Besitztumswahrer der linken Szene erst mit den Sendemöglichkeiten des Internets. Und weil der Kanal heute Youtube heisst, und nicht mehr UKW, und weil das Nichtlineare im Kommen ist und die Technik heute für 400 Euro zu haben ist, wenn man halbwegs geschickt einkauft, werden die Bürgerfunker auch nie wieder bestimmen können, was alternativ sein darf, und was nicht. 1998 wäre es undenkbar gewesen, mal gebrauchte 10 Studiomikrofone zu bestellen und auszuprobieren. Heute gibt es gebrauchte Röhrenmikrofone für unter 100 Euro.
Was sich dagegen verstärkt hat, ist das Thema "verbrannte Frauen". Beim Bürgerfunk waren einige Anfang 50, die in anderen Sendern und Verlagen gearbeitet hatten, und in jeder Hinsicht ein Vielfaches an Erfahrung der abgedrehten Linksspasten mitbrachten, die hier die Mikrofone ohne Schutz bespuckten. Die Frauen waren hier, weil sie sich im Beruf aufgearbeitet hatten, und nicht mehr mit dem Druck klargekommen sind. Alkohol und Drogen spielten da, wie so oft im Journalismus, auch eine Rolle, aber so generell wurden sie in diesem Metier und dem Zwang, etwas Gutes zu liefern, einfach nicht fertig. Da hatten wir also blutige Amateure, teils desinteressieert und teilweise ehrgeizig, die erst einmal anfangen mussten, und Cracks, die in Wirklichkeit die Organisation und die Abläufe bestimmten - aber von den eigentlichen Machthabern wie Dreck behandelt wurden. Ich wurde, wie sich das gehört, von Frauen erzogen, was Patriarchat ist, lernte ich erst im Bürgerfunk kennen. Ich kenne solche Missbrauchs-Beziehungen - aus genau diesem Kontext, und ich bin daher auch nicht erstaunt, dass die schlimmsten Geschichten über Männer im Internet im Kontext mit Progressiven auftauchen. Feminismus hin oder her, bei der Linken sammelt sich einfach ein Publikum an, das unter Verweis auf das Grosse und Wichtige im Kleinen und Privaten jede Sauerei zu tun bereit ist. Und was eignet sich da besser als eine Frau, die mit den alten Strukturen nicht mehr auskommt und die neuen Strukturen nicht schon wieder verlieren will?
Sie hassen mich, aber ihre Psychosen bekommen - und bekamen sie damals - von den linientreuen "Guten". Ich war dort nur ein Jahr, mit schnell nachlassender Begeisterung, und mit dem Anwachsen der Technik schwand das Interesse, sich hier weiter unterzuordnen. Ich arbeite lieber allein, ich weiss, was ich kann, und ich brauche keine Stützen. Ich bedaure Leute wie Sanczny, die mich blockieren und melden und trotzdem offensichtlich zwanghaft lesen und mit Nonmentions bedenken, und all die anderen, die ihre Verzweiflung dort als Möchtegerndiskriminierte zur Schau stellen, und um Kauf bei ihren Wishlists bitten. Sie tun es, so wie es die Damen bei uns damals vermutlich auch getan hätten, einfach weil sie es brauchen - Geld ist immer der limitierende Faktor. Sie tun es, weil das Leben sich ansonsten einfach nicht wie geplant entwickelt, und eine Rückkehr in alte Strukturen auch nicht möglich ist. Vor 20 Jahren waren das eher noch Ausnahmen in Folge der Bildungsliberalisierung von 1968. Heute sind das ziemlich viele, denen ein Abitur und ein Master in Philosophie nicht weiter hilft, und wie das einmal ausgeht, will ich lieber gar nicht wissen. Reisst Euch zusammen, hätte ich damals gern geschrien, ihr könnt was und müsst hier nicht die Depression in ein anderes Licht tauchen. Heute frage ich mich, ob die Nachfolgerinnen wirklich etwas können und wenn ja, ob das Tun irgendetwas an ihrer Lage ändern würde. Vermutlich nicht. Eigene Technik erlaubt nicht nur autonomes Arbeiten, sondern auch ein Leben ohne Dramen anderer Leute. Bei manchen lohnt es sich wirklich, Hilfe anzubieten. Aber bei anderen... geht man besser eigene Wege.
Edit: Passend dazu eine Ze.tt-Autorin: https://twitter.com/immerwiederEva/status/1084752080362004481
Vor allem: Sich nie auf andere verlassen. Wenn man das tut, kommt bei Strukturen ohne echte Pflichten meistens ganz schnell der Moment, da man ausgenutzt, für dumm verkauft und letztendlich hintergangen wird. Es passiert, weil es für die Ausnutzenden keine ernsthaften Folgen hat, solange sie ideologisch nicht aus der Reihe tanzen, ähnlich momentan wie bei Boris Palmer und den Grünen: Solche Strukturen brauchen immer Leute, es bilden sich Seilschaften, die Fleissigen arbeiten und die Faulen kommen um 5 Minuten vor 6 noch auf die Idee, ein altes Telefoninterview mit Linkskameraden zu bringen. Qualität spielt keine Rolle, man versteht schnell, warum die DDR nicht funktionieren konnte. Und weil immer Geld fehlt, werden die, die welches haben, als Melkkühe gesehen. Und mit schlechtestem Material ausgestattet, weil es ein natürliches Privileg der Armen ist, das Beste zu behalten. Es ist letztlich billiger, sich selbst etwas zu beschaffen, als sich mit anderen um die begrenzten Ressourcen zu streiten. Boris Palmer hat da einfach das Glück, mit Tübingen seine eigenen Ressourcen zu haben. Ich musste sie kaufen.
Natürlich wird so etwas dann auch nicht gern gesehen, denn der Besitzer eigener Materialien ist weniger erpressbar und abhängig. Wer eigene Technik hat, kann nicht über Studiozeiten kontrolliert werden. Man kann nicht, wenn man etwas nicht will, seine Freunde vom autonomen Projekt einen Tag lang die Mischpulte blockieren lassen. Der Sozialismus hat bei der Frage der Produktionsmittel absolut recht: Wer die hat, entscheidet. Und nirgendwo war es mehr wahr als in den Zeiten, da der eine die Sendelizenz hatte, und der andere nicht. Die günstiger werdende Technik war da ein Ausgleich, aber wirklich machtlos wurden die Besitztumswahrer der linken Szene erst mit den Sendemöglichkeiten des Internets. Und weil der Kanal heute Youtube heisst, und nicht mehr UKW, und weil das Nichtlineare im Kommen ist und die Technik heute für 400 Euro zu haben ist, wenn man halbwegs geschickt einkauft, werden die Bürgerfunker auch nie wieder bestimmen können, was alternativ sein darf, und was nicht. 1998 wäre es undenkbar gewesen, mal gebrauchte 10 Studiomikrofone zu bestellen und auszuprobieren. Heute gibt es gebrauchte Röhrenmikrofone für unter 100 Euro.
Was sich dagegen verstärkt hat, ist das Thema "verbrannte Frauen". Beim Bürgerfunk waren einige Anfang 50, die in anderen Sendern und Verlagen gearbeitet hatten, und in jeder Hinsicht ein Vielfaches an Erfahrung der abgedrehten Linksspasten mitbrachten, die hier die Mikrofone ohne Schutz bespuckten. Die Frauen waren hier, weil sie sich im Beruf aufgearbeitet hatten, und nicht mehr mit dem Druck klargekommen sind. Alkohol und Drogen spielten da, wie so oft im Journalismus, auch eine Rolle, aber so generell wurden sie in diesem Metier und dem Zwang, etwas Gutes zu liefern, einfach nicht fertig. Da hatten wir also blutige Amateure, teils desinteressieert und teilweise ehrgeizig, die erst einmal anfangen mussten, und Cracks, die in Wirklichkeit die Organisation und die Abläufe bestimmten - aber von den eigentlichen Machthabern wie Dreck behandelt wurden. Ich wurde, wie sich das gehört, von Frauen erzogen, was Patriarchat ist, lernte ich erst im Bürgerfunk kennen. Ich kenne solche Missbrauchs-Beziehungen - aus genau diesem Kontext, und ich bin daher auch nicht erstaunt, dass die schlimmsten Geschichten über Männer im Internet im Kontext mit Progressiven auftauchen. Feminismus hin oder her, bei der Linken sammelt sich einfach ein Publikum an, das unter Verweis auf das Grosse und Wichtige im Kleinen und Privaten jede Sauerei zu tun bereit ist. Und was eignet sich da besser als eine Frau, die mit den alten Strukturen nicht mehr auskommt und die neuen Strukturen nicht schon wieder verlieren will?
Sie hassen mich, aber ihre Psychosen bekommen - und bekamen sie damals - von den linientreuen "Guten". Ich war dort nur ein Jahr, mit schnell nachlassender Begeisterung, und mit dem Anwachsen der Technik schwand das Interesse, sich hier weiter unterzuordnen. Ich arbeite lieber allein, ich weiss, was ich kann, und ich brauche keine Stützen. Ich bedaure Leute wie Sanczny, die mich blockieren und melden und trotzdem offensichtlich zwanghaft lesen und mit Nonmentions bedenken, und all die anderen, die ihre Verzweiflung dort als Möchtegerndiskriminierte zur Schau stellen, und um Kauf bei ihren Wishlists bitten. Sie tun es, so wie es die Damen bei uns damals vermutlich auch getan hätten, einfach weil sie es brauchen - Geld ist immer der limitierende Faktor. Sie tun es, weil das Leben sich ansonsten einfach nicht wie geplant entwickelt, und eine Rückkehr in alte Strukturen auch nicht möglich ist. Vor 20 Jahren waren das eher noch Ausnahmen in Folge der Bildungsliberalisierung von 1968. Heute sind das ziemlich viele, denen ein Abitur und ein Master in Philosophie nicht weiter hilft, und wie das einmal ausgeht, will ich lieber gar nicht wissen. Reisst Euch zusammen, hätte ich damals gern geschrien, ihr könnt was und müsst hier nicht die Depression in ein anderes Licht tauchen. Heute frage ich mich, ob die Nachfolgerinnen wirklich etwas können und wenn ja, ob das Tun irgendetwas an ihrer Lage ändern würde. Vermutlich nicht. Eigene Technik erlaubt nicht nur autonomes Arbeiten, sondern auch ein Leben ohne Dramen anderer Leute. Bei manchen lohnt es sich wirklich, Hilfe anzubieten. Aber bei anderen... geht man besser eigene Wege.
Edit: Passend dazu eine Ze.tt-Autorin: https://twitter.com/immerwiederEva/status/1084752080362004481
donalphons, 17:17h
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