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Montag, 4. August 2008
Nachtrag zum Leonhardstein
Zusätzlich das Gesamtpanorama vom Tegernsee bis zum Rofan über dem Achensee in Österreich.

Grossbild 1200 Pixel

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donalphons, 01:56h
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Der schwarze Weg
"Schwarze Bergwege sind schwierige Bergwege, sie sind lückenlos markiert, schmal, ganz oder zum Teil sehr steil angelegt, oft ausgesetzt und können bei schlechtem Wetter gefährlich sein. Diese Bergwege können auch längere versicherte Kletterpassagen aufweisen (das sind Stellen, die nur mit Gebrauch der Hände überwunden werden können) und sollten daher nur von absolut trittsicheren, konditionsstarken, absolut schwindelfreien, alpin erfahrenen Bergsteigern mit einer den Anforderungen des Weges entsprechenden Bergausrüstung begangen werden"

Wenn man vom Affenfelsen Rottach Richtung Schurkenstaat Österreich fährt, kommt man durch Kreuth. Links ist der schwarze Schlamm der CSU im Tal, rechts ein markanter, spitzer Berg, genannt der Leonhardstein, und mit 1461 Metern gar nicht mal so arg hoch.

Es ist eigentlich kein Berg, sonder ein Riff aus der Zeit, als sich hier noch ein Urmeer ausbreitete. Spätere Gletscher haben seine Form nicht beeinträchtigen können, und die letzten dreihunter Höhenmeter sind der schwarze Weg.

Das war heute für mich die Grenze, ich war nahe dran an der Aufgabe. Auf dem Hügel gleich rechts vom Gipfel ist die Neureuthalm, die 500 Höhenmeter über meiner Wohnung liegt. Es sind nur hundert Höhenmeter mehr auf den Leonhardstein. Aber kein Meter gleicht dem Waldboden weiter unten im Tegernseer Tal. Nur abgeschliffener Fels, Wurzeln, lose Steine, und alles ist noch glitschig und feucht.

Oben ist nur nackter Fels, eine sehr kleine Fläche und ein Abgrund hinunter nach Kreuth. Sonst nichts, keine Hütte, keine Kapelle. Es ist exrem einsam hier oben. Das alles sieht nachher sehr viel entspannter aus, als es tatsächlich war. Man merkt bei solchen Touren, was einem die restliche Welt teils gegen gutes Geld auszureden versucht: Dass man älter wird.

Warum man das macht, wenn man auch unten am See sitzen könnte, ohne Mühen und Rutschgefahr? Ich weiss es auch nicht. Der Berg ruft, sagt man, ich wollte da schon lang mal hoch, nur um dann zu sehen, dass da hinten von links nach rechts auch noch der Rofan ist, und der Unnütz, das Zugspitzmassiv und viele andere Berge, die noch etwas höher sind.
Aber meistens nicht so verdammt schwarz.

Wenn man vom Affenfelsen Rottach Richtung Schurkenstaat Österreich fährt, kommt man durch Kreuth. Links ist der schwarze Schlamm der CSU im Tal, rechts ein markanter, spitzer Berg, genannt der Leonhardstein, und mit 1461 Metern gar nicht mal so arg hoch.

Es ist eigentlich kein Berg, sonder ein Riff aus der Zeit, als sich hier noch ein Urmeer ausbreitete. Spätere Gletscher haben seine Form nicht beeinträchtigen können, und die letzten dreihunter Höhenmeter sind der schwarze Weg.

Das war heute für mich die Grenze, ich war nahe dran an der Aufgabe. Auf dem Hügel gleich rechts vom Gipfel ist die Neureuthalm, die 500 Höhenmeter über meiner Wohnung liegt. Es sind nur hundert Höhenmeter mehr auf den Leonhardstein. Aber kein Meter gleicht dem Waldboden weiter unten im Tegernseer Tal. Nur abgeschliffener Fels, Wurzeln, lose Steine, und alles ist noch glitschig und feucht.

Oben ist nur nackter Fels, eine sehr kleine Fläche und ein Abgrund hinunter nach Kreuth. Sonst nichts, keine Hütte, keine Kapelle. Es ist exrem einsam hier oben. Das alles sieht nachher sehr viel entspannter aus, als es tatsächlich war. Man merkt bei solchen Touren, was einem die restliche Welt teils gegen gutes Geld auszureden versucht: Dass man älter wird.

Warum man das macht, wenn man auch unten am See sitzen könnte, ohne Mühen und Rutschgefahr? Ich weiss es auch nicht. Der Berg ruft, sagt man, ich wollte da schon lang mal hoch, nur um dann zu sehen, dass da hinten von links nach rechts auch noch der Rofan ist, und der Unnütz, das Zugspitzmassiv und viele andere Berge, die noch etwas höher sind.
Aber meistens nicht so verdammt schwarz.
donalphons, 03:33h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 2. August 2008
Real Life 2.8.2008 - Der Windhund
Der Windhund lässt sich gelangweilt von seinem ebenfalls leicht ennuierten Herrchen anbinden. Da drinnen in der Bäckerei gibt es ohnehin nichts, was so einen Windhund interessieren könnte. Nichts rennt, nichts ist fressbar. Tegernseer Bäckereien sind so ziemlich genau der Lebensraum, für die Windhunde absolut nicht geschaffen sind. Oder doch?
Bei genauerer Betrachtung wimmelt es hier von Windhunden. Einer ist auf dem sandfarbenen Poloshirt des Herrchens, ein anderer auf der sandfarbenen Jeans, und auf den sandfarbenen Schuhe ist auch ein kleines Windhundbapperl. Nur die Uhr, eine grosse, tonneauförmige Chronoswiss mit vielen Komplikationen trägt keinen Windhund. Die Hand tätschelt den Hund, der hechelt und gähnt dann die Sonne an.
Drinnen stehen zwei Kinder und kaufen die Abteilung Schmalzgebackenes und Blätterteig leer. Das Mädchen trägt fast durchgehend halbwegs dezent Lacoste und eine Rolex, nur die Schuhe sind von einer anderen Marke, der Junge zeigt im Sinne von BlingBling einen grossen, roten Markenschriftzug auf dem blauweiss gestreiften Poloshirt und schafft es vor lauter Aufregung ob des üppigen Angebots nicht, das Händi aus seiner fuchtelnden Hand in Sicherheit zu bringen. Irgendwann ist eine grosse Tüte sehr voll, die Verkäuferin rechnet zusammen - 15 Euro 90 - das Mädchen reisst die Tür auf und schreit:
OPA WIR BRAUCHEN GELD
Opa kommt rein, fragt, ob sie auch etwas für ihn gekauft haben, was sie aber verneeen und nach draussen schlüpfen, wo sie dem gelangweilten Windhund vergeblich ein Schokocroissant unter die lange Nase halten, und dann selber in sich hineinstopfen. Opa kauft derweilen noch was für sich, zahlt mit einem 100-Euro-Schein und geht nach draussen, um die übernächste Generation am See zu bespassen.

Du kaufst ein und sagst dir, dass du absolut kein Recht hast, über diese Leute irgendwie zu urteilen; schliesslich gibt es genug Billigfirmen, die unter unsagbaren Bedingungen bei den chinesischen Mördern produzieren lassen; hier ist es weitgehend anders - gut, der Junge braucht noch etwas Bewusstsein und Reife, bis er irgendwann statt zu den Chinoamerikanern zu Kiton oder in der Freizeit zu Trussardi greift und damit indirekt auch noch moderne Kunst in Mailand unterstützt - und die Verkäuferinnen in solchen Geschäften werden auch anders behandelt als eine Kassiererin der üblichen Ramschverticker. Lieber so, als dieser Typ, den du erlebt hast, als du dein Konto für den Umzug hierher geräumt hast - da war dieser alte, runtergeschlampte Mann vor dir beim Kundenberater, aus dessen Plastiktüte dieses und jenes Ungeniessbare eines Billigschlonzers hervorlugte und der ein paar Hunderttausend von den Aktien zu den Rohstofffonds rüberschob. Du solltest dir dieses komische "so will ich nie werden"-Gefühl aufheben für die, bei denen es sich wirklich lohnt.
Dann musst du auch nicht gross darüber nachdenken, warum du eigentlich mit deiner alten Longines Admiral und dem frisch gekauften Louis-Ferraud-Poloshirt so arg viel anders bist, und ob du dich nicht auch gefreut hast, wenn deine Eltern aus Italien etwas mit dem Windhund mitgebracht haben.
Bei genauerer Betrachtung wimmelt es hier von Windhunden. Einer ist auf dem sandfarbenen Poloshirt des Herrchens, ein anderer auf der sandfarbenen Jeans, und auf den sandfarbenen Schuhe ist auch ein kleines Windhundbapperl. Nur die Uhr, eine grosse, tonneauförmige Chronoswiss mit vielen Komplikationen trägt keinen Windhund. Die Hand tätschelt den Hund, der hechelt und gähnt dann die Sonne an.
Drinnen stehen zwei Kinder und kaufen die Abteilung Schmalzgebackenes und Blätterteig leer. Das Mädchen trägt fast durchgehend halbwegs dezent Lacoste und eine Rolex, nur die Schuhe sind von einer anderen Marke, der Junge zeigt im Sinne von BlingBling einen grossen, roten Markenschriftzug auf dem blauweiss gestreiften Poloshirt und schafft es vor lauter Aufregung ob des üppigen Angebots nicht, das Händi aus seiner fuchtelnden Hand in Sicherheit zu bringen. Irgendwann ist eine grosse Tüte sehr voll, die Verkäuferin rechnet zusammen - 15 Euro 90 - das Mädchen reisst die Tür auf und schreit:
OPA WIR BRAUCHEN GELD
Opa kommt rein, fragt, ob sie auch etwas für ihn gekauft haben, was sie aber verneeen und nach draussen schlüpfen, wo sie dem gelangweilten Windhund vergeblich ein Schokocroissant unter die lange Nase halten, und dann selber in sich hineinstopfen. Opa kauft derweilen noch was für sich, zahlt mit einem 100-Euro-Schein und geht nach draussen, um die übernächste Generation am See zu bespassen.

Du kaufst ein und sagst dir, dass du absolut kein Recht hast, über diese Leute irgendwie zu urteilen; schliesslich gibt es genug Billigfirmen, die unter unsagbaren Bedingungen bei den chinesischen Mördern produzieren lassen; hier ist es weitgehend anders - gut, der Junge braucht noch etwas Bewusstsein und Reife, bis er irgendwann statt zu den Chinoamerikanern zu Kiton oder in der Freizeit zu Trussardi greift und damit indirekt auch noch moderne Kunst in Mailand unterstützt - und die Verkäuferinnen in solchen Geschäften werden auch anders behandelt als eine Kassiererin der üblichen Ramschverticker. Lieber so, als dieser Typ, den du erlebt hast, als du dein Konto für den Umzug hierher geräumt hast - da war dieser alte, runtergeschlampte Mann vor dir beim Kundenberater, aus dessen Plastiktüte dieses und jenes Ungeniessbare eines Billigschlonzers hervorlugte und der ein paar Hunderttausend von den Aktien zu den Rohstofffonds rüberschob. Du solltest dir dieses komische "so will ich nie werden"-Gefühl aufheben für die, bei denen es sich wirklich lohnt.
Dann musst du auch nicht gross darüber nachdenken, warum du eigentlich mit deiner alten Longines Admiral und dem frisch gekauften Louis-Ferraud-Poloshirt so arg viel anders bist, und ob du dich nicht auch gefreut hast, wenn deine Eltern aus Italien etwas mit dem Windhund mitgebracht haben.
donalphons, 17:53h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 1. August 2008
Kaltenbrunn und das Ende der CSU
Letzten Montag war ich mit meinen Eltern auf dem gerade durch das Bayerische Verfassungsgericht geretteten Gut Kaltenbrunn. Kaltenbrunn, ich sage es gleich, ist für Nichtbayern eine harte Nummer. Nicht nur, dass es als Mustergut von den bayerischen Königen gegründet und erhalten wurde und somit der erträumte Inbegriff des bayerischen Landlebens war. Sondern weil Kaltenbrunn bis heute reinstes Bayern in einem Masse ist, das hart an den übelsten Klischees entlangstreift.

Das beginnt mit der lebensgrossen, idealisierten Statue von König Ludwig am Eingang, setzt sich über die Bayernfahne des herzoglichen Brauhauses fort, zieht sich durch die Räumlichkeiten mit ihren Dielenböden und Bauernmöbeln, verläuft über den gesteckt vollen Biergarten, wo man bei Massen und Würsten unter Kastanien zusammensitzt, weitet sich zum Blick über das Tegernseer Tal und die Berge, hinter denen in einem finsteren Wald das schwarze Herz der CSU Wildbad Kreuth verborgen ist. Nirgendwo ist Bayern bayerischer, nirgendwo könnte man die Einheit von Staatspartei und Staatsvolk besser greifen als an diesem Fleckerl bayerischem Paradies, wo sich der Bayer mit seinesgleichem trifft und

die CSU Scheisse findet.
Man kommt hier schnell ins Gespräch, man hockt lange zusammen, während draussen auf dem Parkplatz Cayenne und Z4 sich mit S-Klasse und A6 langweilen. Und da hört man plötzlich Dinge, die gar nicht mehr zu dem passen, was die CSU will. Kaltenbrunn selbst, das der Schörghuber-Gruppe gehört und unter Abriss grosser Teile zu einem Luxushotel hätte umgebaut werden sollen, mit Unterstützung der CSU natürlich, ist da nur der Aufhänger. Aber allein schon diese Pleite vor gericht, die allerorten hämisch kolportiert wird: Da ist kaum einer, der sich nicht den Aufenthalt in so einem Hotel leisten könnte. Sie wollen es trotzdem so, wie es ist. Und nicht die globale Wellness-Seligkeit, die die CSU als Zukunft des Tourismus erachtet. Das hier ist Blut vom Blute und Fleisch vom Fleische der Staatspartei; wer hier ist, ist das Ideal der CSU, der macht Urlaub in der bayerischten aller Ecken - und würde hier oben gewählt werden, käme die CSU auf weniger als 10%.
Und weil man gleich dabei ist, schenkt man nach. Arbeitszeitverlängerung für die Beamten. Verschleuderte Privatisierungserlöse. Die mehr als unglückliche Rolle des Freistaates beim Verkauf der Bayernwerke, die jetzt in den Augen des Staatsvolkes das schwäbische E.ON-Diktat zur Folge hat. Das Ende der Hypo und der Vereinsbank, früher zwei grundsolide bayerische Vorzeigefirmen, heute ein Spielball globaler Finanzinteressen. Die Staatspartei hat dem Volk so viel weggenommen und es in die Unsicherheiten entlassen, da hilft auch das bisserl Pendlerpauschale nicht weiter. Als ob das einen Cayennepiloten drucken würde.
Und dann ist da noch das achtstufige Gymnasium, mit dem der Nachwuchsbayer fit gemacht werden soll für den Weltmarkt. Blödsinn. Unsere Nachbarn haben zwei Töchter, die jetzt in der 5. und 6. sind, und beide beutelt´s sauber durch die Schulaufgaben. Gymnasium in Bayern war früher schon hart, aber jetzt hat man die Schrauben nochmal angezogen. Und die Nachhilfe kann und will sich auch nicht jeder leisten. Über die einseitige Selektion der Reichen, die das zur Folge hat, sind auch die nicht wirklich Armen hier oben nicht froh. Denn auch die schauen sich ihr Bayernland an und finden, dass vieles besser sein könnte. Weniger fortschrittlich, weniger zerrissen, dafür wieder mehr bayerisch, weniger angespannt wie dem Stoiber sein Gschau, sondern mehr gemütlich wie dem Strauss seine Wampn.
Die CSU verliert an allen Fronten: Die Altstadtbewohner wählen die Freien Wähler, die Besserverdienenden die FDP, die Milchbauern machen ihren eigenen Verband und die Mütter gehen zu den Grünen, weil sie eine andere Schulpolitik wollen. Viele bleiben daheim beim Wählen. Selbst hier im rabenschwarzen Gmund hat die CSU schon keine Mehrheit mehr. Im Arsche der Staatspartei stecken nur noch die Subventionsabzocker, die Lobbyisten, die Profiteure des Systems und weiteste Teile des Staatsfunks. Aber das ändert nichts an der Stimmung hier oben auf dem bayerischten aller bayerischen Flecken. Die CSU wird in den nächsten Jahren bitter erfahren, dass sie nicht mehr für dieses Land steht, das sie selbst so verändert hat, dass es gelernt hat, die CSU zu hassen. Die Leute hätten gern wieder ihr Bayern zurück, und nicht die neobarocken Fassadenmalereien der Oberen. Der CSU bleibt nur die taktische Hoffnung, dass man sie hier wählt, um der "ostdeitschn Schnoin in Berlin in d´Suppn zu brundsn".
Aber das ist ganz schön arm, und Franz Josef unselig wird auch nicht mehr wiederkommen.

Das beginnt mit der lebensgrossen, idealisierten Statue von König Ludwig am Eingang, setzt sich über die Bayernfahne des herzoglichen Brauhauses fort, zieht sich durch die Räumlichkeiten mit ihren Dielenböden und Bauernmöbeln, verläuft über den gesteckt vollen Biergarten, wo man bei Massen und Würsten unter Kastanien zusammensitzt, weitet sich zum Blick über das Tegernseer Tal und die Berge, hinter denen in einem finsteren Wald das schwarze Herz der CSU Wildbad Kreuth verborgen ist. Nirgendwo ist Bayern bayerischer, nirgendwo könnte man die Einheit von Staatspartei und Staatsvolk besser greifen als an diesem Fleckerl bayerischem Paradies, wo sich der Bayer mit seinesgleichem trifft und

die CSU Scheisse findet.
Man kommt hier schnell ins Gespräch, man hockt lange zusammen, während draussen auf dem Parkplatz Cayenne und Z4 sich mit S-Klasse und A6 langweilen. Und da hört man plötzlich Dinge, die gar nicht mehr zu dem passen, was die CSU will. Kaltenbrunn selbst, das der Schörghuber-Gruppe gehört und unter Abriss grosser Teile zu einem Luxushotel hätte umgebaut werden sollen, mit Unterstützung der CSU natürlich, ist da nur der Aufhänger. Aber allein schon diese Pleite vor gericht, die allerorten hämisch kolportiert wird: Da ist kaum einer, der sich nicht den Aufenthalt in so einem Hotel leisten könnte. Sie wollen es trotzdem so, wie es ist. Und nicht die globale Wellness-Seligkeit, die die CSU als Zukunft des Tourismus erachtet. Das hier ist Blut vom Blute und Fleisch vom Fleische der Staatspartei; wer hier ist, ist das Ideal der CSU, der macht Urlaub in der bayerischten aller Ecken - und würde hier oben gewählt werden, käme die CSU auf weniger als 10%.
Und weil man gleich dabei ist, schenkt man nach. Arbeitszeitverlängerung für die Beamten. Verschleuderte Privatisierungserlöse. Die mehr als unglückliche Rolle des Freistaates beim Verkauf der Bayernwerke, die jetzt in den Augen des Staatsvolkes das schwäbische E.ON-Diktat zur Folge hat. Das Ende der Hypo und der Vereinsbank, früher zwei grundsolide bayerische Vorzeigefirmen, heute ein Spielball globaler Finanzinteressen. Die Staatspartei hat dem Volk so viel weggenommen und es in die Unsicherheiten entlassen, da hilft auch das bisserl Pendlerpauschale nicht weiter. Als ob das einen Cayennepiloten drucken würde.
Und dann ist da noch das achtstufige Gymnasium, mit dem der Nachwuchsbayer fit gemacht werden soll für den Weltmarkt. Blödsinn. Unsere Nachbarn haben zwei Töchter, die jetzt in der 5. und 6. sind, und beide beutelt´s sauber durch die Schulaufgaben. Gymnasium in Bayern war früher schon hart, aber jetzt hat man die Schrauben nochmal angezogen. Und die Nachhilfe kann und will sich auch nicht jeder leisten. Über die einseitige Selektion der Reichen, die das zur Folge hat, sind auch die nicht wirklich Armen hier oben nicht froh. Denn auch die schauen sich ihr Bayernland an und finden, dass vieles besser sein könnte. Weniger fortschrittlich, weniger zerrissen, dafür wieder mehr bayerisch, weniger angespannt wie dem Stoiber sein Gschau, sondern mehr gemütlich wie dem Strauss seine Wampn.
Die CSU verliert an allen Fronten: Die Altstadtbewohner wählen die Freien Wähler, die Besserverdienenden die FDP, die Milchbauern machen ihren eigenen Verband und die Mütter gehen zu den Grünen, weil sie eine andere Schulpolitik wollen. Viele bleiben daheim beim Wählen. Selbst hier im rabenschwarzen Gmund hat die CSU schon keine Mehrheit mehr. Im Arsche der Staatspartei stecken nur noch die Subventionsabzocker, die Lobbyisten, die Profiteure des Systems und weiteste Teile des Staatsfunks. Aber das ändert nichts an der Stimmung hier oben auf dem bayerischten aller bayerischen Flecken. Die CSU wird in den nächsten Jahren bitter erfahren, dass sie nicht mehr für dieses Land steht, das sie selbst so verändert hat, dass es gelernt hat, die CSU zu hassen. Die Leute hätten gern wieder ihr Bayern zurück, und nicht die neobarocken Fassadenmalereien der Oberen. Der CSU bleibt nur die taktische Hoffnung, dass man sie hier wählt, um der "ostdeitschn Schnoin in Berlin in d´Suppn zu brundsn".
Aber das ist ganz schön arm, und Franz Josef unselig wird auch nicht mehr wiederkommen.
donalphons, 18:41h
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Empfehlung heute - Noch mehr Gärten
Die Alm, ohne Strom und Internet, wird eine der letzten Bastionen der Zeitung sein. Zu hell ist auch das Licht bis zum Abend für den Bildschirm, und in der Nacht würde das Licht Stechinsekten anziehen.

Bekanntlich gibt es hier oben, wohin ich mittlerweile ohne Muskelkater in 1:20 Stunden gelange, almtypisch keine Sünde und auch keine Niedertracht, mit der sich das wiedergehrte Alte Europa beschäftigt. Und auch den Affenfelsen Rottach ist weit, weit unten.

Hier ist und bleibt es schön. Das Bayreuther Pestspeibhaus, die bittere, antisemitische keifende, hässliche Tante unter den Opernhäusern hat es dagegen überschwemmt. Vielleicht gibt es morgen ja noch mehr Unwetter. Oder gar ausnahmsweise eine echte Schlammlawine am grünen Hügel, braun und stinkend.

Bekanntlich gibt es hier oben, wohin ich mittlerweile ohne Muskelkater in 1:20 Stunden gelange, almtypisch keine Sünde und auch keine Niedertracht, mit der sich das wiedergehrte Alte Europa beschäftigt. Und auch den Affenfelsen Rottach ist weit, weit unten.

Hier ist und bleibt es schön. Das Bayreuther Pestspeibhaus, die bittere, antisemitische keifende, hässliche Tante unter den Opernhäusern hat es dagegen überschwemmt. Vielleicht gibt es morgen ja noch mehr Unwetter. Oder gar ausnahmsweise eine echte Schlammlawine am grünen Hügel, braun und stinkend.
donalphons, 06:00h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 31. Juli 2008
Bavarian Teatime
So gegen drei Uhr werde ich meistens müde, müde, immer müder, bis ich dann irgendwann aufstehe, in die Küche gehe und die in der Regel zweite grosse Kanne des Tages mit Tee bereite. Manchmal, wenn ich zu lang gearbeitet habe und noch in der Morgendämmerung fragwürdige Geschäftsberichte oder auch gute Romane lese, stimmt meine innere Uhr nicht mehr. Dann greife ich zu spät zum tee, bekomme mein Teein zu spät, und hänge folglich den halben Abend müde und faul durch. Und deshalb ist es gut, dass ich jetzt einen Teewecker habe, der mich jeden Tag um 16.15 Uhr darauf hinweist, dass es nun an der Zeit ist. Der Teewecker ist ganz einfach und besteht aus 18.000m² Weidefläche, einem Dutzend Miesbacher Fleckviecher und deren untrüglichem Sinn, dass es nun nach einem Tag des Fressens an der Zeit für die Melkerei ist.

Dann nämlich geht das Gemuhe los, von dem man sonst tagsüber kaum etwas hört, sie verlassen die saftigen Gräser, gehen zum Tankwagen, saufen noch ein paar Schluck und warten, bis endlich der Bauer kommt, um mit ihnen hoch in den Stall zu gehen. Das alles ist ein ziemliches Spektakel, das man nicht überhören oder übersehen kann, und es zeigt an, dass es nun definitiv auch die Zeit für den Tee ist.

Und natürlich eine kleine Stärkung, bevor es als Abendspaziergang auf den - kleinen - Berg geht. Morgen fangen in Bayern die Ferien an, dann wird es ziemlich voll da oben, und so habe ich den Gipfel nochmal für mich allein. Oder ich weiche in die wilden Bergregionen des Gipfelkaisers Mek aus.

Dann nämlich geht das Gemuhe los, von dem man sonst tagsüber kaum etwas hört, sie verlassen die saftigen Gräser, gehen zum Tankwagen, saufen noch ein paar Schluck und warten, bis endlich der Bauer kommt, um mit ihnen hoch in den Stall zu gehen. Das alles ist ein ziemliches Spektakel, das man nicht überhören oder übersehen kann, und es zeigt an, dass es nun definitiv auch die Zeit für den Tee ist.

Und natürlich eine kleine Stärkung, bevor es als Abendspaziergang auf den - kleinen - Berg geht. Morgen fangen in Bayern die Ferien an, dann wird es ziemlich voll da oben, und so habe ich den Gipfel nochmal für mich allein. Oder ich weiche in die wilden Bergregionen des Gipfelkaisers Mek aus.
donalphons, 19:36h
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Sometimes you kick
someteimes you get kicked: Der Rausschmiss von Parteischädlingen wie Clement war mehr als überfällig. Karrieristen wie er oder Sarrazin, all das Supidupilustig-Gesocks, das dort unterkriecht, werden jederzeit andernorts mit offenen Armen angenommen - bei jedem Feind der sozialdemokratischen Werte, bei der Atomlobby oder sonstigen Scheckbuchausfüllern. Wenn die SPD überleben will, dann nur so.
donalphons, 13:54h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 30. Juli 2008
Im Biergarten
Frau Dr. v. R. steht, angetan in schwarzen Dalmatinerpunkten auf Weiss, beginnend bei den Schuhen bis zum leichten Sommerhut vor mir und überlegt. Drei Torten müssen reichen, aber welche? Apfelmandel ist klar, Käsemandarine auch. Vielleicht probieren Sie mal die Kirschmandel und die Birnenbaiser, versuche ich mich als Ratgeber, und Frau Dr. v. R. kann sich nicht entscheiden. Letztlich nimmt sie dann jeweils eine halbe Torte und verspricht, sich nochmal zu melden, falls das nicht reichen sollte. 3 Torten, das sind ungefähr 30 Stück Kuchen. Nicht schlecht für ein Familienfest im kleinen Rahmen. Ich fühle mich danach mit meinen kleinen schmutzigen, schmalzgebackenen Wünschen, bei deren extensiver Erwähnung die Leser sofort ein halbes Kilo zunehmen würden, geradezu bescheiden.

Dabei ist dies einer der Tage, an denen die Lust am Essen nicht allzu gross ist; auch der Tee schmeckt nicht und die Vorstellung, in dieser Hitze den Austausch von Erbmaterial bis zur Gummigrenze durchzuführen, wenn alles glitschig klebt und die Luft voller Dunst ist, auch diese Vorstellung mag mir nicht behagen. Es sind diese tage, an denen sich ein Mobiltelefon doch lohnt; man setzt sich unter einen Schirm in den nächsten Biergarten, ruft jemanden an und freut sich über jede Brise in den Gassen der Altstadt, während die Kurse des zweiten Heiratsmarktes besprochen werden. ich bin der festen Überzeugung, dass dieser real existierende Sommer eine fiese Sau ist: Er macht Frauen schöner und das Vergnügen mit ihnen weitgehend unmöglich; allein am See ginge vielleicht was, woraufhin Susi von sich aus klarstellt, dass sie dieses Wochenende ganz sicher nicht kommt.

Irgendwann ist die schlimmste Hitze vorbei, die ersten SSV-Käufer treiben wieder durch die Gassen, und oben an der Schule, wo sie heute das Ende des Jahres feiern, erklingt das übliche Repertoire solcher Veranstaltungen. Schülerbands. Hoffnungen, aus denen hoffentlich nicht allzuviel wird, in Zeiten des Internets sind Musikmacher noch gearschter als Journalisten. Ein Job mit sicheren Ferien und Urlaubsgeld ist eher was, dann können sie auch mit dem letzten Pausengong in den Süden starten, wenn sie ihre eigenen Kinder in die selbe Schule stecken. Alles wiederholt sich, das Girl von Ipanema werden sie auch in 20 Jahren noch singen, und dazu brennt die Sonne herunter auf die, die bleiben müssen und die, die blöd genug waren, den Bergsee zu verlassen.

Dabei ist dies einer der Tage, an denen die Lust am Essen nicht allzu gross ist; auch der Tee schmeckt nicht und die Vorstellung, in dieser Hitze den Austausch von Erbmaterial bis zur Gummigrenze durchzuführen, wenn alles glitschig klebt und die Luft voller Dunst ist, auch diese Vorstellung mag mir nicht behagen. Es sind diese tage, an denen sich ein Mobiltelefon doch lohnt; man setzt sich unter einen Schirm in den nächsten Biergarten, ruft jemanden an und freut sich über jede Brise in den Gassen der Altstadt, während die Kurse des zweiten Heiratsmarktes besprochen werden. ich bin der festen Überzeugung, dass dieser real existierende Sommer eine fiese Sau ist: Er macht Frauen schöner und das Vergnügen mit ihnen weitgehend unmöglich; allein am See ginge vielleicht was, woraufhin Susi von sich aus klarstellt, dass sie dieses Wochenende ganz sicher nicht kommt.

Irgendwann ist die schlimmste Hitze vorbei, die ersten SSV-Käufer treiben wieder durch die Gassen, und oben an der Schule, wo sie heute das Ende des Jahres feiern, erklingt das übliche Repertoire solcher Veranstaltungen. Schülerbands. Hoffnungen, aus denen hoffentlich nicht allzuviel wird, in Zeiten des Internets sind Musikmacher noch gearschter als Journalisten. Ein Job mit sicheren Ferien und Urlaubsgeld ist eher was, dann können sie auch mit dem letzten Pausengong in den Süden starten, wenn sie ihre eigenen Kinder in die selbe Schule stecken. Alles wiederholt sich, das Girl von Ipanema werden sie auch in 20 Jahren noch singen, und dazu brennt die Sonne herunter auf die, die bleiben müssen und die, die blöd genug waren, den Bergsee zu verlassen.
donalphons, 23:25h
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Empfehlung heute - Thomas terminiert Mobile 3.0
Ich finde das nicht im Mindesten überraschend. Unser Mitgefühl gilt allen (3? 4? oder gar 5?) ehrlich und sauber arbeitenden Holtzbrinck- und Burdajournalisten, die mit ihrem Tun helfen mussten, so einen HandyTV-Mist unter Beteiligung von Paulus Neef mitzufinanzieren.
Wir haben jetzt 2008. Seit nunmehr 11 Jahren höre ich die Geschichte vom kostenpflichtigen Fussballtor auf dem Handy und den erwarteten Milliardengewinnen, bei W@p, UMTS, DAB, DVB-H und wie sie alle hiessen; das hat jetzt in hoffentlich weniger als 11 Jahren sein Ende. Die Dummen sterben nie aus, aber diese speziellen Dummen machen vielleicht eine Ausnahme.
Wir haben jetzt 2008. Seit nunmehr 11 Jahren höre ich die Geschichte vom kostenpflichtigen Fussballtor auf dem Handy und den erwarteten Milliardengewinnen, bei W@p, UMTS, DAB, DVB-H und wie sie alle hiessen; das hat jetzt in hoffentlich weniger als 11 Jahren sein Ende. Die Dummen sterben nie aus, aber diese speziellen Dummen machen vielleicht eine Ausnahme.
donalphons, 19:04h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 30. Juli 2008
Empfehlung heute - Alte Häuser
Eine Bekannte, die um mein Faible für alte Häuser wusste, zeigte mir Bilder vom abgewohnten, aber immer noch mit grosser Geste entworfenen und früher mit bester Gesellschaft erfüllten Haus ihrer Grossmutter. Die Erben hatten sich entschlossen, diesen 80 Jahre alten Stammsitz zu verkaufen, und das Geld haben sie dann sicher angelegt, während das grosse Grundstück in viele kleine Parzellen zerlegt wurde. Ich habe mir nichts vorzuwerfen; was man über die Enkelin tun kann, habe ich getan, und vermutlich wäre es auch nicht anders gegangen - nicht mit der Einstellung, mit der dieser Erbfall gemanaged wurde. Ich weiss, wie so etwas kommt. Und die ökonomische Familiengeschichte der letzten 150 Jahre hat die Erkenntnis in meine Gene geprügelt, dass Immobilien das erste ist, was man kauft, und das letzte, was man verkauft. Nicht nur, weil man dann überlegen kann, welcher Sonnenuntergang an welchem Ort grandioser ist - diesmal, finde ich, gewinnt die heutige Provinz gegen den vorgestrigen Tegernsee.

Banken, die damit ein langfristiges Geschäft machen, sagen einem, dass man sich breit aufstellen soll: Ein Drittel Aktien, ein Drittel festverzinsliche, bombensichere Papiere und ein Drittel Immobilien. Genau diesen Banken könnte man heute so einiges erzählen: Im Vereinigten Königreich gab es für den Einzelhandel trotz enormer Rabatte den schlechtesten Monat seit 25 Jahren. Die Folgen der Kaufzurückhaltung sehen heuze in Amerika so aus, dass mit Mervinn´s eine grosse Kette für Kleiderläden und mit Bennigan's eine der grössten Restaurantketten pleite sind. Ford und General Motors weisen ihre Händler an, an wenig solvente Kunden keine Kreditkäufe mehr zu vermitteln, und Chrysler wurde von der Ratingagentur Fitch auf das Niveau eines korrupten Drittweltlandes zurückgestuft, knapp über der Pleite. Nur die gerade mit quasi einem Blankoscheck des Staates geretteten Kreditfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac können lachen: Auch weiterhin ist es ihnen erlaubt, bei amerikanischen Abgeordneten Lobbyarbeit mit Spenden, die in Europa unter Bestechung laufen würde, zu leisten. Genau den Abgeordneten, die bald wieder wntscheiden müssen, ob sie für diese Klitschen die Notenpresse anwerfen oder die Bürger des Landes zur Kasse bitten. Wer den Untergang des Ostblocks erlebt hat, weiss, dass es nicht gut gehen kann und wird. Ganz sicher nicht mit dem Mühlstein eines 500.000.000.000 Dollar schweren Staatsdefizits um den Hals, den ein durchgeknallter Völkerrechtsverletzer mit zwei katastrophal geführten Kriegen verantwortet.

Also: Omas Haus ist etwas abgelegen? Prima! dann braucht die Krise vielleicht etwas länger, um dorthin zu finden. Ihr altes Rad ist noch da? Behalten! Oma hatte einen grossen Garten? Vielleicht finden sich irgenwo alte Fenster, um ein paar Gewächshäuser anzulegen, und ein paar Bretter für einen Hühnerverschlag. Vielleicht ist es auch gar nicht nötig, vielleicht schafft man es hier wirklich, sich abzukoppeln und eine Weile wieder strikte Nationalökonomie und Binnenmarktwirtschaft zu fahren - solange zumindest, bis man aus anderen Regionen wieder Finanzprodukte erhält, die nicht mehr hochgiftiger Müll sind. danach kann man mit Omas Haus immer noch etwas anfangen. Mehr jedenfalls als mit allem, was auch heute noch von Banken als Anlagen empfohlen wird.

Banken, die damit ein langfristiges Geschäft machen, sagen einem, dass man sich breit aufstellen soll: Ein Drittel Aktien, ein Drittel festverzinsliche, bombensichere Papiere und ein Drittel Immobilien. Genau diesen Banken könnte man heute so einiges erzählen: Im Vereinigten Königreich gab es für den Einzelhandel trotz enormer Rabatte den schlechtesten Monat seit 25 Jahren. Die Folgen der Kaufzurückhaltung sehen heuze in Amerika so aus, dass mit Mervinn´s eine grosse Kette für Kleiderläden und mit Bennigan's eine der grössten Restaurantketten pleite sind. Ford und General Motors weisen ihre Händler an, an wenig solvente Kunden keine Kreditkäufe mehr zu vermitteln, und Chrysler wurde von der Ratingagentur Fitch auf das Niveau eines korrupten Drittweltlandes zurückgestuft, knapp über der Pleite. Nur die gerade mit quasi einem Blankoscheck des Staates geretteten Kreditfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac können lachen: Auch weiterhin ist es ihnen erlaubt, bei amerikanischen Abgeordneten Lobbyarbeit mit Spenden, die in Europa unter Bestechung laufen würde, zu leisten. Genau den Abgeordneten, die bald wieder wntscheiden müssen, ob sie für diese Klitschen die Notenpresse anwerfen oder die Bürger des Landes zur Kasse bitten. Wer den Untergang des Ostblocks erlebt hat, weiss, dass es nicht gut gehen kann und wird. Ganz sicher nicht mit dem Mühlstein eines 500.000.000.000 Dollar schweren Staatsdefizits um den Hals, den ein durchgeknallter Völkerrechtsverletzer mit zwei katastrophal geführten Kriegen verantwortet.

Also: Omas Haus ist etwas abgelegen? Prima! dann braucht die Krise vielleicht etwas länger, um dorthin zu finden. Ihr altes Rad ist noch da? Behalten! Oma hatte einen grossen Garten? Vielleicht finden sich irgenwo alte Fenster, um ein paar Gewächshäuser anzulegen, und ein paar Bretter für einen Hühnerverschlag. Vielleicht ist es auch gar nicht nötig, vielleicht schafft man es hier wirklich, sich abzukoppeln und eine Weile wieder strikte Nationalökonomie und Binnenmarktwirtschaft zu fahren - solange zumindest, bis man aus anderen Regionen wieder Finanzprodukte erhält, die nicht mehr hochgiftiger Müll sind. danach kann man mit Omas Haus immer noch etwas anfangen. Mehr jedenfalls als mit allem, was auch heute noch von Banken als Anlagen empfohlen wird.
donalphons, 01:48h
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180 Grad
Wie ich dann unten erfahren habe, erwartete man mich dringlich in München, aber ich hatte natürlich das Handy nicht dabei. Ich hatte es noch nicht mal am See. Und der Akku ist wohl auch leer. Da kann man nichts machen. Und er Abstieg hätte ohnehin zu lange gedauert, noch dazu, wenn man das Nickerchen - siehe ganz rechts - mit einrechnet.

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Man sollte sich sowas wie da oben eben nicht von sowas wie da drüben vermiesen lassen. Nachdem man aber aufhören soll, wenn es am schönsten ist - war´s das erst mal mit dem See. Für mindestens drei Tage.

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Man sollte sich sowas wie da oben eben nicht von sowas wie da drüben vermiesen lassen. Nachdem man aber aufhören soll, wenn es am schönsten ist - war´s das erst mal mit dem See. Für mindestens drei Tage.
donalphons, 19:06h
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Sturmwarnung
Jetzt schon seit drei Tagen jeden Abend. Und diesmal sogar Wolken.

Und natürlich kein Sturm. Statt dessen wieder Badewetter. Man mag gar nicht mehr an Stürme glauben. Bis sie dann tatsächlich kommen, so brutal und unerbittlich, wie sie nur in den Bergen sind. Wie beispielsweise heute Nacht am Idiot´s Trail über dem Merrill Lynch Abyss, wo es dem Staatsfonds von Singapur und den Kuwaitis und ganz vielen abschreibungsbetroffenen Banken nass reingeht.

Und natürlich kein Sturm. Statt dessen wieder Badewetter. Man mag gar nicht mehr an Stürme glauben. Bis sie dann tatsächlich kommen, so brutal und unerbittlich, wie sie nur in den Bergen sind. Wie beispielsweise heute Nacht am Idiot´s Trail über dem Merrill Lynch Abyss, wo es dem Staatsfonds von Singapur und den Kuwaitis und ganz vielen abschreibungsbetroffenen Banken nass reingeht.
donalphons, 04:21h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 29. Juli 2008
Der Teufel und das Grübeln
Man kann mit wenigen Worten sehr viel ausdrücken. Nehmen wir nur mal den ersten Satz in "Der Teufel auf den Hügeln" von Cesare Pavese: "Wir waren noch sehr jung." Dieser Satz fängt den gesamten Roman ein, eine Gruppe junger Leute in einer späteren, davon abgehobenen Zeit betrachtet, die eine tiefere Erkenntnis dessen erlaubt, was unwiederbringlich vorbei ist. Und der zweite Satz macht das Geschehen schon sehr viel deutlicher, umreisst ein schnelles Leben ohne Rast und Ruhe: "In jenem Jahr habe ich wohl kaum geschlafen." Die Jugend des 20. Jahrhunderts war in vielen Erlebnissen unabhängig von Land und Dekade, aber es steht in einem Buch, und damit ist auch grob das soziale, unverkennbare Umfeld beschrieben: Die da nicht viel schlafen werden, sind jung, gierig, gebildet, und leben qua Herkunft in einer gewissen Sicherheit.
Man kann diese spezifische Sicherheit kaufen und sich zu eigen machen, indem man das Buch erwirbt, und man wird es kaum bereuhen, wenn man Ähnliches erlebt hat. Wie schon gesagt: Die Orte haben andere Namen, die unerfüllte Sehnsucht, die den Schlaf vertreibt, ist so alt wie die menschliche Dummheit, zu der jede Generation ihr eigenes Schärflein beiträgt. Dieses spezifische Versagen ist vergleichbar mit dem Sturz bei einer Wanderung; glücklich, wer es dabei belässt und den Umstieg auf das Automobil später nicht nutzt, das Unheil in grossem Stil zu perpetuieren. Mitunter jedoch geraten auch Unschuldige unter die Räder, und gerade eben macht es den Eindruck, als wäre Bulldozer ausser Kontrolle, der dem Phänomen "Mittelschicht", wie wir es kennen, mit einer handfesten globalen Krise den Garaus machte. Und da hilft dann auch Cesare Pavese nur für ein paar Stunden beim Vergessen.

Das Problem in diesen Zeiten ist, dass Regeln ihre Gültigkeit verlieren. "Die Torheiten der Armen darfst du begehen, die der Reichen dagegen niemals", gibt der Vater des Erzählers seinem Sprössling mit auf den Weg durch die eben jene reichen Kreise erreichenden Wirrnisse. Das kleine Problem jedoch ist, dass die Torheiten der Armen keinen Markt haben. Wer sein Geld bei 9live vertut, Benzin durch eine zu grosse Karre pumpt, um Fluppen zu holen oder meint, dass billigstes Essen in grossen Mengen mittelfristig folgenlos bleibt, zahlt allenfalls damit, in unerfreulichen Lebensumständen zu verharren, die in der Krise kaum besser werden. Die Torheiten der Reichen dagegen, der Luxus, die Verschwendung, das Überflüssige, sie alle manifestieren sich in Gütern, die stets wiederum andere Reiche ansprechen werden, die auch so sein wollen. Die Torheiten der Armen lassen nichts zurück, die Torheiten der Reichen dagegen ziehen auch nach Jahrhunderten den Neid und die Gier des Publikums an - wer es nicht glaubt, besichtige einfach mal einen italienischen Palast, eine Kuriositätenkabinett oder eine Bildergalerie. Man sieht es den Relikten nicht an, wer sich dafür wie ruiniert hat; heute jedoch ist man ihm dankbar für dieses Treiben.
Es steht ausser Frage, dass Silber eigentlich wertlos ist; ein in grossen Mengen vorhandenes Metall, das viel Reinigung verlangt; dass es trotzdem teuer ist und die Arbeit an ihm als Kunst gewertet wird, was Eisenschmieden und Zinngiessern so nicht zugestanden wird, verdeutlicht noch die Torheit, mit der sich diese unsere Welt dem Material zugesteht, abgesegnet durch den Kurs unserer unfehlbaren - es sei denn, sie versagen - Börsen. Um es zu erwerben, behelfe man sich folgender Torheit; man kaufe das Material nicht als Barren oder Münzen, sondern so, dass man es nebenbei täglich verwenden kann; das ist dann die Rendite, der Anschein eines guten Lebens, selbst wenn draussen die Welt in Schutt und Asche fällt. Auch kann der Gedanke "Aber ich habe ja noch" sehr hilfreich gegen Panik sein, und weil nicht jeder so denkt - oder vielleicht gar schon zum Verkauf gezwungen ist, wie der Besitzer der Salzstreuer in den USA wohl war - findet sich mitunter auch die feine Gelegenheit, das alles, durchschnittlich gerechnet, zum Materialpreis zu erwerben.
Töricht? Aber sicher. Selbstbetrug? Auch. Lauter Dinge, von denen Anleger in Aktien zwecks Altersvorsorge dachten, dass sie nie davon betroffen sein könnten. Kein Analystenbericht klang je so irrational, wie Silber tatsächlich ist. Glücklicherwweise ist sich die Welt in dieser Irrationalität einig, wohinggegen Aktien mitunter doch auf Vernunft in Form von Kursziel Null treffen. Warum moderiert eigentlich der Laberkopf noch bei den öffentlich-rechtlichen Zwangsanstalten, der sein Gesicht für den Börsengang von Air Berlin hergab?
Man kann diese spezifische Sicherheit kaufen und sich zu eigen machen, indem man das Buch erwirbt, und man wird es kaum bereuhen, wenn man Ähnliches erlebt hat. Wie schon gesagt: Die Orte haben andere Namen, die unerfüllte Sehnsucht, die den Schlaf vertreibt, ist so alt wie die menschliche Dummheit, zu der jede Generation ihr eigenes Schärflein beiträgt. Dieses spezifische Versagen ist vergleichbar mit dem Sturz bei einer Wanderung; glücklich, wer es dabei belässt und den Umstieg auf das Automobil später nicht nutzt, das Unheil in grossem Stil zu perpetuieren. Mitunter jedoch geraten auch Unschuldige unter die Räder, und gerade eben macht es den Eindruck, als wäre Bulldozer ausser Kontrolle, der dem Phänomen "Mittelschicht", wie wir es kennen, mit einer handfesten globalen Krise den Garaus machte. Und da hilft dann auch Cesare Pavese nur für ein paar Stunden beim Vergessen.

Das Problem in diesen Zeiten ist, dass Regeln ihre Gültigkeit verlieren. "Die Torheiten der Armen darfst du begehen, die der Reichen dagegen niemals", gibt der Vater des Erzählers seinem Sprössling mit auf den Weg durch die eben jene reichen Kreise erreichenden Wirrnisse. Das kleine Problem jedoch ist, dass die Torheiten der Armen keinen Markt haben. Wer sein Geld bei 9live vertut, Benzin durch eine zu grosse Karre pumpt, um Fluppen zu holen oder meint, dass billigstes Essen in grossen Mengen mittelfristig folgenlos bleibt, zahlt allenfalls damit, in unerfreulichen Lebensumständen zu verharren, die in der Krise kaum besser werden. Die Torheiten der Reichen dagegen, der Luxus, die Verschwendung, das Überflüssige, sie alle manifestieren sich in Gütern, die stets wiederum andere Reiche ansprechen werden, die auch so sein wollen. Die Torheiten der Armen lassen nichts zurück, die Torheiten der Reichen dagegen ziehen auch nach Jahrhunderten den Neid und die Gier des Publikums an - wer es nicht glaubt, besichtige einfach mal einen italienischen Palast, eine Kuriositätenkabinett oder eine Bildergalerie. Man sieht es den Relikten nicht an, wer sich dafür wie ruiniert hat; heute jedoch ist man ihm dankbar für dieses Treiben.
Es steht ausser Frage, dass Silber eigentlich wertlos ist; ein in grossen Mengen vorhandenes Metall, das viel Reinigung verlangt; dass es trotzdem teuer ist und die Arbeit an ihm als Kunst gewertet wird, was Eisenschmieden und Zinngiessern so nicht zugestanden wird, verdeutlicht noch die Torheit, mit der sich diese unsere Welt dem Material zugesteht, abgesegnet durch den Kurs unserer unfehlbaren - es sei denn, sie versagen - Börsen. Um es zu erwerben, behelfe man sich folgender Torheit; man kaufe das Material nicht als Barren oder Münzen, sondern so, dass man es nebenbei täglich verwenden kann; das ist dann die Rendite, der Anschein eines guten Lebens, selbst wenn draussen die Welt in Schutt und Asche fällt. Auch kann der Gedanke "Aber ich habe ja noch" sehr hilfreich gegen Panik sein, und weil nicht jeder so denkt - oder vielleicht gar schon zum Verkauf gezwungen ist, wie der Besitzer der Salzstreuer in den USA wohl war - findet sich mitunter auch die feine Gelegenheit, das alles, durchschnittlich gerechnet, zum Materialpreis zu erwerben.
Töricht? Aber sicher. Selbstbetrug? Auch. Lauter Dinge, von denen Anleger in Aktien zwecks Altersvorsorge dachten, dass sie nie davon betroffen sein könnten. Kein Analystenbericht klang je so irrational, wie Silber tatsächlich ist. Glücklicherwweise ist sich die Welt in dieser Irrationalität einig, wohinggegen Aktien mitunter doch auf Vernunft in Form von Kursziel Null treffen. Warum moderiert eigentlich der Laberkopf noch bei den öffentlich-rechtlichen Zwangsanstalten, der sein Gesicht für den Börsengang von Air Berlin hergab?
donalphons, 01:14h
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Montag sind die Münchner weg
Gestern sprach mich auf dem Rückweg vom Berg ein Autofahrer an, ob ich, Zitat, Eingeborener wäre. Er sagte wirklich "Eingeborener" und suchte ein Zimmer. Ersteres ist eine Unverschämtheit, zweiteres dagegen verständlich.

Denn am Montag, wen die meisten Tagesausflügler weg sind, ist es auch am Strand wieder schön. Am Tegernsee. Ihr wisst schon, die übliche Immobilienwerbung. Dort wohnen, wo sich andere Profiblogger keinen Urlaub leisten können. Im Schatten sitzen dann zwei ältere Herren und telefonieren mit ihren Bankberatern, nein, wirklich, sie holen es nachher ab, ja, und verkaufen, so schnell wie möglich.

Denn am Montag, wen die meisten Tagesausflügler weg sind, ist es auch am Strand wieder schön. Am Tegernsee. Ihr wisst schon, die übliche Immobilienwerbung. Dort wohnen, wo sich andere Profiblogger keinen Urlaub leisten können. Im Schatten sitzen dann zwei ältere Herren und telefonieren mit ihren Bankberatern, nein, wirklich, sie holen es nachher ab, ja, und verkaufen, so schnell wie möglich.
donalphons, 14:55h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 28. Juli 2008
Der Berg und du.
Mein Onkel war Direktor eines Gymnasiums, das alpine Leistungssportler hervorbrachte, wie mein Gymnasium Ingenieure. Also sehr viele, sehr gute Leistungssportler. Es liegt inmitten einer Skiregion, und die Kinder können dort fast schon Hänge runterrasen, bevor sie laufen können. Man ist nicht an so einer Schule, wenn einem Berge nichts geben. Und man hat keine Neffen, um mit ihnen, sagen wir mal, Feldhockey zu spielen. Folglich hatte ich schon im zarten Alter von 6 Jahren Kinderrennski von Erbacher, einen blauen Helm mit weissen Sternen und intensive Erfahrungen im Durchbrechen von Liftschlangen mit Hilfe der Schwerkraft. Rennfahra Biberl, nennt man das in alpinen Regionen. Und weil ich um die Zeit auch Heuschnupfen der übelsten Sorte bekam, war ich auch im Sommer in den Bergen, und kletterte die Berge hinauf, die ich im Winter auf eine Art hinabfuhr, die ich meinen Kindern allerstricktestens verbieten würde, wie auch der Versuch, mit der Zeitfahrmaschine Nachts um 4 die Leopoldstrasse runterzufahren - ohne zu bremsen, egal was da kommt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wie auch immer, es ist nach dem Worten meines Onkels so: Entweder schafft man den Berg, oder der Berg schafft einen. Prinzipiell, selbst wenn man auf die Schnauze fliegt, in den Stacheldraht der Weiden greift oder sich an der Wurzeln die Sehnen zerrt, ist es dem Berg eigentlich egal. Der Berg ist, wie er ist, er ist schon sehr lange da, und er wird auch noch da sein, wenn man zu seinen Füssen verfault. Der Berg ist nie dein Freund, aber man darf ihn auch nicht als Feind ausmachen. Aber für mich, der ich etwas komplexer und verkopfter bin als die Bergfexe aus der Schule meines Onkels, ist der Berg dennoch sowas wie ein Freund, auf seine wurschtige und gleichzeitig gefährliche, nie verzeihende Art: Denn er ist extrem einfach und gleichzeitig komplex. Kein Meter ist identisch, man muss immer überlegen, wo man den Fuss hinsetzt, wenn man über die Grate und Bäume aufsteigt, statt den mit Steckerlgeher verseuchten Fussweg zu nehmen. Wenn man erst spät losgeht, um den Berg für sich zu haben, muss man schnell sein, um es wieder nach unten zu schaffen, man muss sich bei der Hatz über weichen Waldboden und rutschige Steine voll konzentrieren und genau in den Körper hineinfühlen, und alles nur wegen dieser simplen, die ganze Existenz während dieser Stunden vereinfachenden Formel: Entweder du schaffst den Berg, oder der Berg schafft dich.

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Man sagt hier im Netz oft, andere sollten dann und wann mal rausgehen an die frische Luft. Ich versuche es mal andersrum: Der Berg ist eine Erfahrung, die einen voll beansprucht und auf die Körperlichkeit, das eigentliche Sein zurückwirft, das so intensiv zu erfahren bei vielen anderen Beschäftigungen nicht möglich ist. Schon gar nicht vor dem Kasten, den jeder gerade Lesende hier vor sich hat. Das mehr oder weniger gelangweilte Klicken mit der Maus ist eine ganz andere Tätigkeit, als sich in einen steilen Grat zu verbeissen, oder sich gerade noch soweit unter Kontrolle zu bringen, dass aus dem Sprung über die Felsen kein Unglück entsteht. Das ist nicht weiter tragisch, man muss das nicht immer haben, aber hin und wieder rückt so ein bezwungener Berg die persönlichen Dimensionen zurecht. Das erklärt vielleicht auch, warum viele oben erst mal nur sitzen und nichts sagen. Man muss das erst mal verdauen, die eigene Nichtigkeit angesichts der Masse, die ein Berg darstellt.
Danach ist es gar nicht so schlecht, sich dem Netz vorsichtig zu nähern. Ich fremdel da wieder gerade etwas. Nach den Stunden am Berg muss man sich erst mal wieder einfühlen in das, was manche Menschen darin tun und treiben. Das mag durchaus funktionieren, für sich genommen, mehr oder weniger, je nach der Einstellung von denen, die das toll finden, aber

Wie auch immer, es ist nach dem Worten meines Onkels so: Entweder schafft man den Berg, oder der Berg schafft einen. Prinzipiell, selbst wenn man auf die Schnauze fliegt, in den Stacheldraht der Weiden greift oder sich an der Wurzeln die Sehnen zerrt, ist es dem Berg eigentlich egal. Der Berg ist, wie er ist, er ist schon sehr lange da, und er wird auch noch da sein, wenn man zu seinen Füssen verfault. Der Berg ist nie dein Freund, aber man darf ihn auch nicht als Feind ausmachen. Aber für mich, der ich etwas komplexer und verkopfter bin als die Bergfexe aus der Schule meines Onkels, ist der Berg dennoch sowas wie ein Freund, auf seine wurschtige und gleichzeitig gefährliche, nie verzeihende Art: Denn er ist extrem einfach und gleichzeitig komplex. Kein Meter ist identisch, man muss immer überlegen, wo man den Fuss hinsetzt, wenn man über die Grate und Bäume aufsteigt, statt den mit Steckerlgeher verseuchten Fussweg zu nehmen. Wenn man erst spät losgeht, um den Berg für sich zu haben, muss man schnell sein, um es wieder nach unten zu schaffen, man muss sich bei der Hatz über weichen Waldboden und rutschige Steine voll konzentrieren und genau in den Körper hineinfühlen, und alles nur wegen dieser simplen, die ganze Existenz während dieser Stunden vereinfachenden Formel: Entweder du schaffst den Berg, oder der Berg schafft dich.

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Man sagt hier im Netz oft, andere sollten dann und wann mal rausgehen an die frische Luft. Ich versuche es mal andersrum: Der Berg ist eine Erfahrung, die einen voll beansprucht und auf die Körperlichkeit, das eigentliche Sein zurückwirft, das so intensiv zu erfahren bei vielen anderen Beschäftigungen nicht möglich ist. Schon gar nicht vor dem Kasten, den jeder gerade Lesende hier vor sich hat. Das mehr oder weniger gelangweilte Klicken mit der Maus ist eine ganz andere Tätigkeit, als sich in einen steilen Grat zu verbeissen, oder sich gerade noch soweit unter Kontrolle zu bringen, dass aus dem Sprung über die Felsen kein Unglück entsteht. Das ist nicht weiter tragisch, man muss das nicht immer haben, aber hin und wieder rückt so ein bezwungener Berg die persönlichen Dimensionen zurecht. Das erklärt vielleicht auch, warum viele oben erst mal nur sitzen und nichts sagen. Man muss das erst mal verdauen, die eigene Nichtigkeit angesichts der Masse, die ein Berg darstellt.
Danach ist es gar nicht so schlecht, sich dem Netz vorsichtig zu nähern. Ich fremdel da wieder gerade etwas. Nach den Stunden am Berg muss man sich erst mal wieder einfühlen in das, was manche Menschen darin tun und treiben. Das mag durchaus funktionieren, für sich genommen, mehr oder weniger, je nach der Einstellung von denen, die das toll finden, aber

donalphons, 01:51h
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Empfehlung heute - Cat Content kann jeder
Dieser kleine Geselle hat mich zwischen 1050 und 1150 Meter Höhe begleitet.

Man kann sich danach leichter wieder an das Internet gewöhnen, wenn man spannende Blogs wie Hightatras entdeckt.

Man kann sich danach leichter wieder an das Internet gewöhnen, wenn man spannende Blogs wie Hightatras entdeckt.
donalphons, 00:51h
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