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Freitag, 28. August 2009
Abend am See
Es ist die Insektenplage an den anderen bayerischen Seen, die die Münchner in Scharen an den Tegernsee treibt. Aus irgendwelchen Gründen ist das Problem hier kaum vorhanden, aber dafür haben wir jetzt hier die Tagestouristen.

Gut und gerne anderthalb Jahre zu spät kommen Fragen an die Einheimischen wie "Kennen Sie eine gute Wohnung hier am See" oder "Wo ist denn eine gute und günstige Lage". Die Krise hat den Münchner Immobilienmarkt in seiner untren Hälfte komplett dicht gemacht, weil jeder dorthin geht. Also sucht man jetzt etwas ausserhalb, aber mit guter Ansbindung und mehr Sozialprestige als, sagen wir mal, Fürstenfeldbruck. Nur eben anderthalb Jahre zu spät.

Am Abend fahren sie dann zurück in den Stau, aber glücklicherweise nur nach München und nicht nach Spanien oder London, und man kann allein am See sitzen und zuschauen, wie es dunkel wird. Irgendwo brennt ein Lagerfeuer, ein Hund wird gelüftet, ein paar Jugendliche von hier sitzen am Wasser, und die Münchner sind weit weg. Die Berliner auch, die was von einem wollen - Fragen stellen, für ein gewisses niederes Organ.

Ich habe mir das heute bei der Anfahrt gedacht: Ich möchte eigentlich weder in einem Land leben, in dem Berlin die Hauptstadt ist, noch in einem Land, in dem sich die Medien in einer Stadt wie Berlin abspielen. Die Verstrichung der Szene passiert in einer Stadt wie Berlin zwangsläufig, weil die Menschen billig und die Sozialkontrolle gleich null ist. Schon zu meiner Zeit gab es kaum Grenzen zwischen PR und Schreiberei, und entsprechend misstrauisch bin ich dann auch, wenn jwmand in der Mail trötet, er sässe im Hauptstadtbüro. Das klingt für mich so seriös wie Angebote für Schwanzmelkmaschinen und vernachlässigte russische Hausfrauen.

Und da gibt es Besseres, wenn gerade Halbmond und somit keinerlei erotische Ausstrahlung des Himmels vorhanden ist. Es wird also dunkel, ich probiere 8 Sekunden Belichtungszeit aus, und als es wirklich Nacht ist, lege ich mich auf den Liegestuhl und schaue die Sterne in der klaren Bergnacht an. Es ist Sommer. Es könnte ewig so weiter gehen.

Gut und gerne anderthalb Jahre zu spät kommen Fragen an die Einheimischen wie "Kennen Sie eine gute Wohnung hier am See" oder "Wo ist denn eine gute und günstige Lage". Die Krise hat den Münchner Immobilienmarkt in seiner untren Hälfte komplett dicht gemacht, weil jeder dorthin geht. Also sucht man jetzt etwas ausserhalb, aber mit guter Ansbindung und mehr Sozialprestige als, sagen wir mal, Fürstenfeldbruck. Nur eben anderthalb Jahre zu spät.

Am Abend fahren sie dann zurück in den Stau, aber glücklicherweise nur nach München und nicht nach Spanien oder London, und man kann allein am See sitzen und zuschauen, wie es dunkel wird. Irgendwo brennt ein Lagerfeuer, ein Hund wird gelüftet, ein paar Jugendliche von hier sitzen am Wasser, und die Münchner sind weit weg. Die Berliner auch, die was von einem wollen - Fragen stellen, für ein gewisses niederes Organ.

Ich habe mir das heute bei der Anfahrt gedacht: Ich möchte eigentlich weder in einem Land leben, in dem Berlin die Hauptstadt ist, noch in einem Land, in dem sich die Medien in einer Stadt wie Berlin abspielen. Die Verstrichung der Szene passiert in einer Stadt wie Berlin zwangsläufig, weil die Menschen billig und die Sozialkontrolle gleich null ist. Schon zu meiner Zeit gab es kaum Grenzen zwischen PR und Schreiberei, und entsprechend misstrauisch bin ich dann auch, wenn jwmand in der Mail trötet, er sässe im Hauptstadtbüro. Das klingt für mich so seriös wie Angebote für Schwanzmelkmaschinen und vernachlässigte russische Hausfrauen.

Und da gibt es Besseres, wenn gerade Halbmond und somit keinerlei erotische Ausstrahlung des Himmels vorhanden ist. Es wird also dunkel, ich probiere 8 Sekunden Belichtungszeit aus, und als es wirklich Nacht ist, lege ich mich auf den Liegestuhl und schaue die Sterne in der klaren Bergnacht an. Es ist Sommer. Es könnte ewig so weiter gehen.
donalphons, 01:52h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 27. August 2009
Punktgenau
Die Tarte ist noch ca. 40 Grad warm, und die Gäste treffen ein. Pünktlich natürlich.

Ein perfektet Tag, nach dem etwas holprigen Gestern. Sollte ich je ein Buch über meine besseren Kreise schreiben, hiesse es "Unter Kronleuchtern. Die Kanten der besseren Kreise".

Nun aber zur grossen Privilegiendebatte. In die FAZ.

Ein perfektet Tag, nach dem etwas holprigen Gestern. Sollte ich je ein Buch über meine besseren Kreise schreiben, hiesse es "Unter Kronleuchtern. Die Kanten der besseren Kreise".

Nun aber zur grossen Privilegiendebatte. In die FAZ.
donalphons, 01:51h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 26. August 2009
Es dauert etwas
sagt mein Schrauber. Das macht nichts, sage ich, ich bin vermutlich ohnehin nicht da. Wir besprechen die Probleme, und dann tragen wir die Ersatzteile hinein. Der Schrauber hat sie schon einmal vor der Schrottpresse gerettet, er wird es wieder tun, und am Ende wird sie besser aussehen, als ich sie bekommen habe: Ich habe auch eine neue Fahrertür.

Ich bin also vor allem mit dem Fahrrad unterwegs, aber mehr brauche ich auch nicht, ich wohne in der Stadt, alles ist in der Nähe, ich habe meinen Wochenmarkt und meine Lieferanten, und mag es auch nur der Baggersee sein: Er ist nahe. In diesem Sommer wurden die Feste übrigens aufgrund der unsicheren Witterung stark reduziert, und im Moment sind ohnehin noch alle in Urlaub. Es postkartet aus Italien, aus den Bergen und Spanien (1 mal Barcelona). Es postkartet nicht mehr aus Thailand, Australien oder Südafrika.

Irgendwie macht sich auch der Glaube breit, in dieser kleinen, begrenzten und nicht klugen Welt, dass die Bedrohung vorüber ist. Es spricht zwar alles dagegen, und wenn man das Bemühen der Staaten, die Schulden der Banken und Bonzen zu übernehmen rausrechnet, versteht man auch schnell warum. FT Alphaville hatte heute eine eindrucksvolle Untersuchung über die Verwicklung amerikanischer Banken im nächsten Krisensektor der Gewerbeimmobilien. Im ersten Moment wirkt es nicht so schlimm, wenn Banken 20% ihrer ausstehenden Kredite in dem Sektor haben. Aber wenn man weiss, dass das Eigenkapital der Banken bei 10 bis 15% liegt, sehr viele dieser Kredite dieses und nächstes Jahr eine Anschlussfinanzierung brauchen und man mit kräftigen Wertverlusten rechnen muss - sieht das ganz nach der nächsten Runde in der Bankenrettung aus. Oder Bilanzfälschung. Beides ändert nichts am fundamentalen Problem: Dem Abstieg der USA zum Schwellenland.

Dass nun Bernanke nicht der nigerianische, sondern amerikanische Zentralbankchef bleibt, passt da gut ins Bild. Dieses ganze System rund um Obama ist ein eintiger Zoo von Medizinmännern, Regentänzern und Amulettverkäufern, das einzige Produkt ist der Aberglaube, und ich wette, dass trotz einfachster Fundamentaldaten - Häuser kosten das 15-fache der Jahresmiete - der nächste Immobilienboom bald ausgerufen wird. In den USA kann man schliesslich 8000 Dollar Steuerersparnis bekommen, wenn man zum ersten Mal ein Haus kauft. "Zum ersten Mal" bedeutet übrigens "zum ersten Mal seit 4 Jahren". Diese Steuerersparnis wird als Eigenkapital in die Kreditfinanzierung des Kaufs eingebracht. Da sollte man nicht arbeitslos werden. Das wird auch nicht unbegrenzt gut gehen. Willkommen in der nächsten Blase.
Ach so, und: Das britische Pfund rauscht wieder in die Tiefe. Komisch, wo die gerade das Ende der Rezession ausgerufen haben.

Ich bin also vor allem mit dem Fahrrad unterwegs, aber mehr brauche ich auch nicht, ich wohne in der Stadt, alles ist in der Nähe, ich habe meinen Wochenmarkt und meine Lieferanten, und mag es auch nur der Baggersee sein: Er ist nahe. In diesem Sommer wurden die Feste übrigens aufgrund der unsicheren Witterung stark reduziert, und im Moment sind ohnehin noch alle in Urlaub. Es postkartet aus Italien, aus den Bergen und Spanien (1 mal Barcelona). Es postkartet nicht mehr aus Thailand, Australien oder Südafrika.

Irgendwie macht sich auch der Glaube breit, in dieser kleinen, begrenzten und nicht klugen Welt, dass die Bedrohung vorüber ist. Es spricht zwar alles dagegen, und wenn man das Bemühen der Staaten, die Schulden der Banken und Bonzen zu übernehmen rausrechnet, versteht man auch schnell warum. FT Alphaville hatte heute eine eindrucksvolle Untersuchung über die Verwicklung amerikanischer Banken im nächsten Krisensektor der Gewerbeimmobilien. Im ersten Moment wirkt es nicht so schlimm, wenn Banken 20% ihrer ausstehenden Kredite in dem Sektor haben. Aber wenn man weiss, dass das Eigenkapital der Banken bei 10 bis 15% liegt, sehr viele dieser Kredite dieses und nächstes Jahr eine Anschlussfinanzierung brauchen und man mit kräftigen Wertverlusten rechnen muss - sieht das ganz nach der nächsten Runde in der Bankenrettung aus. Oder Bilanzfälschung. Beides ändert nichts am fundamentalen Problem: Dem Abstieg der USA zum Schwellenland.

Dass nun Bernanke nicht der nigerianische, sondern amerikanische Zentralbankchef bleibt, passt da gut ins Bild. Dieses ganze System rund um Obama ist ein eintiger Zoo von Medizinmännern, Regentänzern und Amulettverkäufern, das einzige Produkt ist der Aberglaube, und ich wette, dass trotz einfachster Fundamentaldaten - Häuser kosten das 15-fache der Jahresmiete - der nächste Immobilienboom bald ausgerufen wird. In den USA kann man schliesslich 8000 Dollar Steuerersparnis bekommen, wenn man zum ersten Mal ein Haus kauft. "Zum ersten Mal" bedeutet übrigens "zum ersten Mal seit 4 Jahren". Diese Steuerersparnis wird als Eigenkapital in die Kreditfinanzierung des Kaufs eingebracht. Da sollte man nicht arbeitslos werden. Das wird auch nicht unbegrenzt gut gehen. Willkommen in der nächsten Blase.
Ach so, und: Das britische Pfund rauscht wieder in die Tiefe. Komisch, wo die gerade das Ende der Rezession ausgerufen haben.
donalphons, 01:55h
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Typisch deutsch!
Sobald jemand es wagt, Stil und Sitte zu zeigen, wird er - oder sie - gleich von den Medien und Neidern niedergemacht. Dabei hat die Bundeskanzlerin historisch betrachtet jedes Recht, dem Chef der Deutschen Bank die Aufwartung zu machen. Das sage ich, und werfe den anderen in der FAZ den Fehdehandschuh hin.
donalphons, 12:19h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 24. August 2009
Des einen Mannes Verlust
ist des anderen Mannes Gewinn, sagten die Briten in einer Epoche, die noch keine Derivate, CDOs und chinesischen Billigdreck oder deutsche Klingeltonbetrüger kannte, und die bei solchen Geschäften üblichen Wertverschiebungen von Qualität zu Müll. Da lobe ich mir den ehrlichen Flohmarkt; eben jenen, den ich vor vier Wochen aufgrund einer motorisierten Unpässlichkeit aufzusuchen leider nicht in der Lage war. So ein ausgefallener Tag belastet dann wochenlang das Konto mit viel zu üppigen Zahlen, und ausserdem war ich diesmal mit dem grossen Wagen unterwegs. Ich hob ab. So einiges. Und kaufte. Auch so einiges. Das übliche sowieso:

Momentan sind Gäste da, und da merkte ich, dass ich nach nur vier Tagen gezwungen wäre, die Rotation der Frühstücksmesser von Neuem zu starten, oder auf Versilbertes auszuweichen - das darf natürlich nicht sein. Ein Tortenmesser kann man immer, ach was, öfters als immer brauchen. Und die Gabel ist schwer und wäre reichlich teuer, aber der Verkäufer hatte eine Waage dabei und verkaufte sie zum Materialpreis. Vor zwei Jahren hätte man dafür 30 Euro oder mehr bezahlt, aber, so der Mann, inzwischen merke man die Krise. Bevor er es aber einschmelze, verkaufe er es so. Zu der Gabel, die ein Geschenk des Prinzregenten an einen Leutnant Roesch ist, wird noch einiges zu sagen sein, aber während ich noch überlegte, sah ich einen Stich von Riva am Gardasee. Oder auch: Riva in Tirol, wie darunter stand.

Denn Riva war mal in Tirol, genauer in Welschtirol. 1850 ist der Stich entstanden, da war noch sehr viel Italien sehr österreichisch, und Riva sollte es auch bis 1918 bleiben - weshalb Riva und das dahinter gelegene Arco auch zwei der hübschesten k.u.k.-Kurorte waren, und wäre ich nicht gerade auf dem Flohmarkt gewesen, wie gern wäre ich gerade dort. Aber solche Grüsse des 19. Jahrhunderts, hübsch gerahmt zumal, sind teuer, pardon, was kostet der Stich? Welcher? Na der auf dem Berg anderer Stiche. Ach so, alle gleich viel. 5 Euro das Stück? Und wenn man mehr nimmt, gibt es Rabatt? Mit Rahmen. Von den römischen Veduten über die kolorierten Pflanzen bis zu den Ansichten deutscher Schlösser. Höhö. Chrchr. Oh, auch ein paar chinesische Handelsschiffe auf dem gelben Fluss, für die Küche neben die Imarisammlung. Schönes Wetter heute.

Der Grund für dieses Geschäft: Des einen Mannes Gewinn... hinten standen noch die Preise der Galerie drauf, die sich nicht der Preisgestaltung des Marktes angepasst hatte. Eine Galerie in einem westdeutschen Kurstädtchen. Und die Preise waren durchaus anspruchsvoll... ist des anderen Mannes Verlust.
Das war am anderen Ende des Flohmarktes von jenem Ort gesehen, wo mein Auto stand. Und noch drei Reihen zu laufen. Also liess ich die Beute - Sie verkaufen das auch sicher nicht weiter, ja? Prima! - für die teilweise Gestaltung der 30 noch kahlen Gangmeter zurück und suchte weiter. Wie fein, dachte ich, wäre es jetzt, einen grossen Koffer zu finden, bestens erhalten, aus den 30er Jahren, am besten in ausgefallenem Schweinsleder und mit den Verschlüssen, die auch Hermes und andere in Frankreich verwendeten, mit absolut sauberem Innenleben und am besten für nicht allzu viel Geld - neu würde es mich bankrottieren, aber so ein feines Original, um die Bilder zum Auto zu schleppen - und das Silber, und die barocke Kasel, die gerade noch erstanden wurde, und die Bücher, und das Aquarell - so ein wirklich grosser, extrem schicker Reisekoffer, der wäre schon was. Mit präszisen Nähten und Lederkappen an den Ecken, und Messingnieten, die glänzen, als wäre der Koffer nie auf ihnen abgestellt worden. In etwa so einer, wie da vorne steht.

Und dessen Besitzer meint, seine Frau würde ihn umbringen, wenn er den wieder mitbringe, denn sie habe ihn gezwungen, einen Teil seiner Ledersammlung aufzulösen. Da hilft man natürlich gerne.
Und so wurde es ein netter Vormittag in Pfaffenhofen, und dann kamen die Gäste nach, und es wurde auch ein netter Tag, alles in allem.

Momentan sind Gäste da, und da merkte ich, dass ich nach nur vier Tagen gezwungen wäre, die Rotation der Frühstücksmesser von Neuem zu starten, oder auf Versilbertes auszuweichen - das darf natürlich nicht sein. Ein Tortenmesser kann man immer, ach was, öfters als immer brauchen. Und die Gabel ist schwer und wäre reichlich teuer, aber der Verkäufer hatte eine Waage dabei und verkaufte sie zum Materialpreis. Vor zwei Jahren hätte man dafür 30 Euro oder mehr bezahlt, aber, so der Mann, inzwischen merke man die Krise. Bevor er es aber einschmelze, verkaufe er es so. Zu der Gabel, die ein Geschenk des Prinzregenten an einen Leutnant Roesch ist, wird noch einiges zu sagen sein, aber während ich noch überlegte, sah ich einen Stich von Riva am Gardasee. Oder auch: Riva in Tirol, wie darunter stand.

Denn Riva war mal in Tirol, genauer in Welschtirol. 1850 ist der Stich entstanden, da war noch sehr viel Italien sehr österreichisch, und Riva sollte es auch bis 1918 bleiben - weshalb Riva und das dahinter gelegene Arco auch zwei der hübschesten k.u.k.-Kurorte waren, und wäre ich nicht gerade auf dem Flohmarkt gewesen, wie gern wäre ich gerade dort. Aber solche Grüsse des 19. Jahrhunderts, hübsch gerahmt zumal, sind teuer, pardon, was kostet der Stich? Welcher? Na der auf dem Berg anderer Stiche. Ach so, alle gleich viel. 5 Euro das Stück? Und wenn man mehr nimmt, gibt es Rabatt? Mit Rahmen. Von den römischen Veduten über die kolorierten Pflanzen bis zu den Ansichten deutscher Schlösser. Höhö. Chrchr. Oh, auch ein paar chinesische Handelsschiffe auf dem gelben Fluss, für die Küche neben die Imarisammlung. Schönes Wetter heute.

Der Grund für dieses Geschäft: Des einen Mannes Gewinn... hinten standen noch die Preise der Galerie drauf, die sich nicht der Preisgestaltung des Marktes angepasst hatte. Eine Galerie in einem westdeutschen Kurstädtchen. Und die Preise waren durchaus anspruchsvoll... ist des anderen Mannes Verlust.
Das war am anderen Ende des Flohmarktes von jenem Ort gesehen, wo mein Auto stand. Und noch drei Reihen zu laufen. Also liess ich die Beute - Sie verkaufen das auch sicher nicht weiter, ja? Prima! - für die teilweise Gestaltung der 30 noch kahlen Gangmeter zurück und suchte weiter. Wie fein, dachte ich, wäre es jetzt, einen grossen Koffer zu finden, bestens erhalten, aus den 30er Jahren, am besten in ausgefallenem Schweinsleder und mit den Verschlüssen, die auch Hermes und andere in Frankreich verwendeten, mit absolut sauberem Innenleben und am besten für nicht allzu viel Geld - neu würde es mich bankrottieren, aber so ein feines Original, um die Bilder zum Auto zu schleppen - und das Silber, und die barocke Kasel, die gerade noch erstanden wurde, und die Bücher, und das Aquarell - so ein wirklich grosser, extrem schicker Reisekoffer, der wäre schon was. Mit präszisen Nähten und Lederkappen an den Ecken, und Messingnieten, die glänzen, als wäre der Koffer nie auf ihnen abgestellt worden. In etwa so einer, wie da vorne steht.

Und dessen Besitzer meint, seine Frau würde ihn umbringen, wenn er den wieder mitbringe, denn sie habe ihn gezwungen, einen Teil seiner Ledersammlung aufzulösen. Da hilft man natürlich gerne.
Und so wurde es ein netter Vormittag in Pfaffenhofen, und dann kamen die Gäste nach, und es wurde auch ein netter Tag, alles in allem.
donalphons, 19:01h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 23. August 2009
Die Trauben der reichen Leute
Was ich an Magazinen, die sich angeblich an Vermögende richten, so verabscheue, ist die Ignoranz angesichts des real existierenden Reichtums. Da geht es nämlich so gut wie nie um dicke Autos und teure Uhren, der Alltag sucht sich die Bestätigung und die Dominanz seiner Werte ganz woanders. Zum Beispiel bei den Weintrauben auf den Früchtekörben. Dargelegt in der FAZ.
donalphons, 10:19h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 22. August 2009
Rüstzeug für die zweite Jahreshälfte
Die angeblich beendete Krise scheint sich bei bester gesundheit zu befinden; jedenfalls wurden gestern Abend amerikanischer Ortszeit wieder vier Banken geschlossen, und darunter auch ein Brocken mit geschätzten 3 Milliarden Verluste für den Bankensicherungsfonds. Aber keine Sorge, es sind ja nur US-Peseten und keine ernste Währung.
Jedenfalls gibt es jetzt bei Calculated Risk eine neue Todesliste mit knapp 40o Problembanken, bei denen die Grossproblembanken, die die miserablen Papiere in ihren Portfolios weglügen und hilfreich bewerten dürfen, noch gar nicht dabei sind.
Aber ansonsten: Alles super! Dummerweise sind momentan keine guten Silberkannen im Angebot, aber morgen ist Flohmarkt in Pfaffenhofen.
Jedenfalls gibt es jetzt bei Calculated Risk eine neue Todesliste mit knapp 40o Problembanken, bei denen die Grossproblembanken, die die miserablen Papiere in ihren Portfolios weglügen und hilfreich bewerten dürfen, noch gar nicht dabei sind.
Aber ansonsten: Alles super! Dummerweise sind momentan keine guten Silberkannen im Angebot, aber morgen ist Flohmarkt in Pfaffenhofen.
donalphons, 21:15h
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Samstag, 22. August 2009
Fledermausiaden
Also summe ich über den eingelegten Pilzen
"Mein schönes grosses Vogelhaus,
es ist ganz nahe hier,
die Vögel fliegen ein und aus
und finden Freiquartier
Drum lad' ich Sie ganz höflich ein,
Verehrtester, ich bitt',
Dort auch mein werter Gast zu sein,
spaziern's gefälligst mit!"
trage auf, zünde an, fülle ein, schlichte zu Bergen, rücke herum und bin froh, einen massiven mahagonitisch zu haben, den man grenzenlos belasten kann.

So isst man sich durch den Abend und die Nacht, die Gäste rollen wieder in die Gästewohnung, und ein klein wenig zumindest ist der Schein der grossen Zeit und der Gesellschaften wieder da. Und räume ich dann ab, summe ich:
"Ich lade gern mir Gäste ein.
Man lebt bei mir recht fein.
Man unterhält sich wie man mag.
Oft bis zum hellen Tag! "
Denn hier kommt keiner mit weniger als 2 Kilo mehr raus, als er herein kam. Darf ich noch etwas...?
Übrigens fragten mich die Gäste, was ich tue, wenn die Glühlampe wirklich ausstirbt. Nun - ich horte. 100 habe ich schon für die Kronleuchter. Ein hübscher Nachruf findet sich dazu in der FAZ von Andrea Diener:
"Mein schönes grosses Vogelhaus,
es ist ganz nahe hier,
die Vögel fliegen ein und aus
und finden Freiquartier
Drum lad' ich Sie ganz höflich ein,
Verehrtester, ich bitt',
Dort auch mein werter Gast zu sein,
spaziern's gefälligst mit!"
trage auf, zünde an, fülle ein, schlichte zu Bergen, rücke herum und bin froh, einen massiven mahagonitisch zu haben, den man grenzenlos belasten kann.

So isst man sich durch den Abend und die Nacht, die Gäste rollen wieder in die Gästewohnung, und ein klein wenig zumindest ist der Schein der grossen Zeit und der Gesellschaften wieder da. Und räume ich dann ab, summe ich:
"Ich lade gern mir Gäste ein.
Man lebt bei mir recht fein.
Man unterhält sich wie man mag.
Oft bis zum hellen Tag! "
Denn hier kommt keiner mit weniger als 2 Kilo mehr raus, als er herein kam. Darf ich noch etwas...?
Übrigens fragten mich die Gäste, was ich tue, wenn die Glühlampe wirklich ausstirbt. Nun - ich horte. 100 habe ich schon für die Kronleuchter. Ein hübscher Nachruf findet sich dazu in der FAZ von Andrea Diener:
donalphons, 01:42h
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Heftiges zum Wochenende
Ich kann es gar nicht oft genug sagen: Lest FT Alphaville. FT Alphaville ist das, was in der New Economy Fuckedcompany und Dotcomtod war. Heute:
Einmal eine Untersuchung zu Spanien, die für den Euroraum fatale Konsequenzen vorhersagt, und zum Schluss kommt, dass die spanischen Banken ihre Verluste wegfälschen. (Komplett hier. Schwerer Stoff, aber unbedingt lesenswert)
Und dann zur Frage, inweiweit die Subprimekrise zur Krise der besseren Kredite geworden ist - da sieht es nämlich so aus, als würde sich das Problem unbemerkt von Aktienmärkten, Politikern und vielen Medien weit in die amerikanische Mittelschicht hineinfressen.
Zusammenfassend: Das gigantische Schuldengebäude ist weiterhin am Wanken und Bröckeln, aber den neue Anstrich hält noch, wenn man nur den Krempel von FTD und Handelsblatt liest. In Spanien stecken, nebenbei gesagt, auch noch genug deutsche Banken mit drin.
[edit: Apropos deutsche Banken - bei der HSH Nordbank ist eine halbe Milliarde Verlust aufgelaufen. Wie schön, dass die Krise vorbei ist!)
Einmal eine Untersuchung zu Spanien, die für den Euroraum fatale Konsequenzen vorhersagt, und zum Schluss kommt, dass die spanischen Banken ihre Verluste wegfälschen. (Komplett hier. Schwerer Stoff, aber unbedingt lesenswert)
Und dann zur Frage, inweiweit die Subprimekrise zur Krise der besseren Kredite geworden ist - da sieht es nämlich so aus, als würde sich das Problem unbemerkt von Aktienmärkten, Politikern und vielen Medien weit in die amerikanische Mittelschicht hineinfressen.
Zusammenfassend: Das gigantische Schuldengebäude ist weiterhin am Wanken und Bröckeln, aber den neue Anstrich hält noch, wenn man nur den Krempel von FTD und Handelsblatt liest. In Spanien stecken, nebenbei gesagt, auch noch genug deutsche Banken mit drin.
[edit: Apropos deutsche Banken - bei der HSH Nordbank ist eine halbe Milliarde Verlust aufgelaufen. Wie schön, dass die Krise vorbei ist!)
donalphons, 13:46h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 21. August 2009
Luxusprobleme
Ich muss mal wieder arbeiten. Nicht nur bloggen, was sich immer komisch anfühlt, denn normalerweise ist Bloggen Entspannung, und ich sitze dann oft da und sage mir: Jetzt tu mal wieder was. Und dann fällt mir ein: Moment, ich tu ja schon was. Jetzt aber heisst es: Wieder kreativ arbeiten. Ideen entwickeln, was schön ist, und Berechnungen anstellen, was ich verabscheue. Der Moment, da man vom Wert einer Sache umsteigt auf die Bezahlung.
Und es hat nichts mit diesen "Kommen Sie zu uns, machen Sie ein seminar, was wollen Sie"-Offerten zu tun, die ich nicht mal mehr beantworte, weil ich immer den Eindruck habe, mit all dem dazugehörigen Klimbim vom Flug bis zur Rechnung und dem "Da ist jetzt Kostenstelle Blabla zuständig aber die wissen das auch nicht so genau ich red mal mit" nur mein Leben an Idioten vergeude. Es hat auch nichts mit diesen Mails zu tun, die mit "Eigentlich finden wir Blogs immer noch blöd, aber trotzdem stinkt er uns, dass die FAZ Sie gekauft hat und wir sehen nun mal absolut nicht ein, dass die etwas haben, das wir zwar nicht selbst entwickeln können, aber hey, wir wissen: Jeder ist käuflich" anfangen. Angeblich ist ja gerade Medienkrise, aber das äussert sich wohl so, dass man sich unten verschlankt und oben neue Trottel zum Verheizen sucht.
Es ist einfach das Problem, etwas zu tun, was mir ideologisch wichtig ist, und das dann mit so etwas Profanem wie Finanzierung in Einklang zu bringen. Und obendrein: Eingebunden und abhängig zu sein, und Teile des Prozesses aus der Hand zu geben.

Dazu die Hitze, und ich bin froh, wenn ich die kühlen, dicken Mauern am Abend doch verlassen kann, um heim zu fahren und ein wenig Datschi zu machen. Die nächsten Tage ist Besuch da. Andere Gedanken, andere Themen
Und es hat nichts mit diesen "Kommen Sie zu uns, machen Sie ein seminar, was wollen Sie"-Offerten zu tun, die ich nicht mal mehr beantworte, weil ich immer den Eindruck habe, mit all dem dazugehörigen Klimbim vom Flug bis zur Rechnung und dem "Da ist jetzt Kostenstelle Blabla zuständig aber die wissen das auch nicht so genau ich red mal mit" nur mein Leben an Idioten vergeude. Es hat auch nichts mit diesen Mails zu tun, die mit "Eigentlich finden wir Blogs immer noch blöd, aber trotzdem stinkt er uns, dass die FAZ Sie gekauft hat und wir sehen nun mal absolut nicht ein, dass die etwas haben, das wir zwar nicht selbst entwickeln können, aber hey, wir wissen: Jeder ist käuflich" anfangen. Angeblich ist ja gerade Medienkrise, aber das äussert sich wohl so, dass man sich unten verschlankt und oben neue Trottel zum Verheizen sucht.
Es ist einfach das Problem, etwas zu tun, was mir ideologisch wichtig ist, und das dann mit so etwas Profanem wie Finanzierung in Einklang zu bringen. Und obendrein: Eingebunden und abhängig zu sein, und Teile des Prozesses aus der Hand zu geben.

Dazu die Hitze, und ich bin froh, wenn ich die kühlen, dicken Mauern am Abend doch verlassen kann, um heim zu fahren und ein wenig Datschi zu machen. Die nächsten Tage ist Besuch da. Andere Gedanken, andere Themen
donalphons, 01:52h
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Visalia ist ein elendes Kaff
Vielleicht hat es mir deshalb nicht viel ausgemacht, dort, in der kalifornischen Zentralebene, auf das Geld meiner Eltern zu warten. Immerhin gab es hinter meinem Motel einen Sammler alter US-Autos, mit dem ich über meinen Oldsmobile Delta 88 ins Gespäch kam, und der mir seinen Hof mit Dutzenden verrosteten und überwuchernden Wägen zeigte.
Es war Sommer, und ich war pleite. Und alles nur, weil mein Mitfahrer Nasenbluten hatte, und unsere Travellerchecks gerade mal für die Operation ausreichten. Insofern, jetzt, verspätet nach 2 Jahrzehnten, die Frage: Warum sind wir nicht ein wenig unamerikanischer? In der FAZ.

Dazu noch andere Stützen der Gesellschaft vom amerikanischen Steinhaufen bis zum alteuropäischen Peripteros.
Es war Sommer, und ich war pleite. Und alles nur, weil mein Mitfahrer Nasenbluten hatte, und unsere Travellerchecks gerade mal für die Operation ausreichten. Insofern, jetzt, verspätet nach 2 Jahrzehnten, die Frage: Warum sind wir nicht ein wenig unamerikanischer? In der FAZ.

Dazu noch andere Stützen der Gesellschaft vom amerikanischen Steinhaufen bis zum alteuropäischen Peripteros.
donalphons, 20:12h
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