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Samstag, 21. November 2009
Was die FDP mit der CSU in den Hotelbetten treibt
Das hier ist einer der Beiträge, die ich gerne lesen würde, die aber keiner schreibt: Die Linke, weil ihr der Sachverstand fehlt, und die Braungelbe Brühe, weil sie es zwar wissen, aber es keinesfalls laut sagen können.
Es ist ziemlich klar erkennbar, warum die CSU die Mehrwertsteuer für Hotels gesenkt werden möchte - in Bayern liegt der Umsatz mit Reisenden direkt bei 25 Milliarden Euro, und daran hängen auch noch andere Wirtschaftszweige, Baugewerbe, Entsorgung, Landwirtschaft. Der Einbruch bei den Übernachtungszahlen im letzten Jahr tut natürlich weh, und die CSU war schon immer die erste Partei, die jeden Grundsatz über Bord warf, wenn es denn opportun erschien. Und mit dem Hinweis, dass die Ösis ja auch weniger Steuern zahlen, kann man in Bayern durchaus Wahlen gewinnen - Hauptsache, die Troler haben den Schaden. Aber die FDP?

Die FDP behauptet von sich, gegen Subventionen zu sein. Natürlich ist eine Steuersenkung für Hotels eine Subvention, und deshalb argumentiert die FDP mit der Marktwirtschaft, denn in anderen Ländern sei die Steuer auch niedriger, und so wäre der Wettbewerb verzerrt - da müsse man nachziehen. Die logische Frage aber wäre: Wenn das so ist, warum macht man das nicht auch in anderen Bereichen? Warum senkt man nicht durchgehend die Mehrwertsteuer? Warum nur Hotels - und warum liegen gerade die der FDP so am Herzen? So viele FDP-wählende Hotelbesitzer, sollte man meinen, gibt es auch nicht.
Und da irrt man. Es gibt sie, und es sind viele, und sie wählen häufig die Besserverdienendenpartei. Denn das Hotelgewerbe wird längst nicht mehr von kleinen Pensionen und Mittelständlern betrieben. Das grosse Geschäft läuft nach dem gleichen System wie alle anderen Transaktionen mit Geschäftsimmobilien ab. Sprich, man hat einen Immobilienfonds, einen Vertrieb, Investoren und Objekte, die an Hotelbetreiber vermietet werden. Solche Fonds gehen in aller Regel von einer positiven Geschäftsentwicklung aus: Die Rendite soll in den späteren Jahren nach hohen Anfangsverlusten steigen. Ziemlich viel Krempel, den solche Fonds Mitte der Neunziger bis Anfang des Jahrzehnts entwickelt haben, hat die aktuelle Krise einfach nicht kommen sehen und entsprechend nicht eingeplant. Kommen die Hotelbetreiber jetzt in Zahlungsengpässe, ist es aufgrund der enormen Kosten eines Betreiberwechsels ziemlich normal, dass die Betreiber Mietminderungen durchsetzen können - denn in der Krise ist es schwer, solche Immobilien wieder an den Mann zu bringen, wenn es durch die vielen derartig investierenden Fonds ohnehin schon einen übersättigten Markt gibt.
Niedrigere Mieten aber ändern nichts daran, dass die Fremdfinanzierung solcher Fonds weiterhin die üblichen Zinsen verlangt. Die Einnahmen sinken, die Ausgaben bleiben gleich. Oder, was in diesem Sektor angesichts der Neufinanzierung von abgelaufenen Krediten auch nicht selten ist: Nachdem durch die Miete eines derartigen Objekts auch der Immobilienwert berechnet wird, kann es sein, dass bei der versuchten neuen Kreditaufnahme die benötigte Summe höher als der Wert der Immobilie ist. Dann müssen die Anleger mitunter nachschiessen. Oder der Fonds muss in den schlechten Markt hinein Immobilien verkaufen, um liquide Mittel zu haben. Wie man es dreht und wendet: Die Banken sind bei diesem Spiel mit ihren Sicherheiten auf der besseren Seite. Aber die Investoren sind im Feuer. Schenkt man den Hotelbetreibers aber eine Milliarde, können die grösseren Häuser noch eine Weile länger ihren Verpflichtungen für die Fonds nachkommen.
Dann gibt es zwar keine billigeren Übernachtungspreise, aber die FDP sorgt dafür, dass das besserverdienende Klientel mit entsprechenden, momentan hochriskant gewordenen Investitionen hoffen kann, dass ihre Geldanlagen bis zum Ende der Krise durchhalten. An dieser Milliarde für die Hotelbetreiber hängt eben nicht nur der Job der osteuropäischen Putzfrau, sondern auch viele Millarden, die bei den Fonds in den Büchern stehen. Aber nur solange die Zahlungen kommen. Wenn nicht, verlieren die Anleger wirklich viel Geld. Und vielleicht auch das Vertrauen in die FDP.
Es ist ziemlich klar erkennbar, warum die CSU die Mehrwertsteuer für Hotels gesenkt werden möchte - in Bayern liegt der Umsatz mit Reisenden direkt bei 25 Milliarden Euro, und daran hängen auch noch andere Wirtschaftszweige, Baugewerbe, Entsorgung, Landwirtschaft. Der Einbruch bei den Übernachtungszahlen im letzten Jahr tut natürlich weh, und die CSU war schon immer die erste Partei, die jeden Grundsatz über Bord warf, wenn es denn opportun erschien. Und mit dem Hinweis, dass die Ösis ja auch weniger Steuern zahlen, kann man in Bayern durchaus Wahlen gewinnen - Hauptsache, die Troler haben den Schaden. Aber die FDP?

Die FDP behauptet von sich, gegen Subventionen zu sein. Natürlich ist eine Steuersenkung für Hotels eine Subvention, und deshalb argumentiert die FDP mit der Marktwirtschaft, denn in anderen Ländern sei die Steuer auch niedriger, und so wäre der Wettbewerb verzerrt - da müsse man nachziehen. Die logische Frage aber wäre: Wenn das so ist, warum macht man das nicht auch in anderen Bereichen? Warum senkt man nicht durchgehend die Mehrwertsteuer? Warum nur Hotels - und warum liegen gerade die der FDP so am Herzen? So viele FDP-wählende Hotelbesitzer, sollte man meinen, gibt es auch nicht.
Und da irrt man. Es gibt sie, und es sind viele, und sie wählen häufig die Besserverdienendenpartei. Denn das Hotelgewerbe wird längst nicht mehr von kleinen Pensionen und Mittelständlern betrieben. Das grosse Geschäft läuft nach dem gleichen System wie alle anderen Transaktionen mit Geschäftsimmobilien ab. Sprich, man hat einen Immobilienfonds, einen Vertrieb, Investoren und Objekte, die an Hotelbetreiber vermietet werden. Solche Fonds gehen in aller Regel von einer positiven Geschäftsentwicklung aus: Die Rendite soll in den späteren Jahren nach hohen Anfangsverlusten steigen. Ziemlich viel Krempel, den solche Fonds Mitte der Neunziger bis Anfang des Jahrzehnts entwickelt haben, hat die aktuelle Krise einfach nicht kommen sehen und entsprechend nicht eingeplant. Kommen die Hotelbetreiber jetzt in Zahlungsengpässe, ist es aufgrund der enormen Kosten eines Betreiberwechsels ziemlich normal, dass die Betreiber Mietminderungen durchsetzen können - denn in der Krise ist es schwer, solche Immobilien wieder an den Mann zu bringen, wenn es durch die vielen derartig investierenden Fonds ohnehin schon einen übersättigten Markt gibt.
Niedrigere Mieten aber ändern nichts daran, dass die Fremdfinanzierung solcher Fonds weiterhin die üblichen Zinsen verlangt. Die Einnahmen sinken, die Ausgaben bleiben gleich. Oder, was in diesem Sektor angesichts der Neufinanzierung von abgelaufenen Krediten auch nicht selten ist: Nachdem durch die Miete eines derartigen Objekts auch der Immobilienwert berechnet wird, kann es sein, dass bei der versuchten neuen Kreditaufnahme die benötigte Summe höher als der Wert der Immobilie ist. Dann müssen die Anleger mitunter nachschiessen. Oder der Fonds muss in den schlechten Markt hinein Immobilien verkaufen, um liquide Mittel zu haben. Wie man es dreht und wendet: Die Banken sind bei diesem Spiel mit ihren Sicherheiten auf der besseren Seite. Aber die Investoren sind im Feuer. Schenkt man den Hotelbetreibers aber eine Milliarde, können die grösseren Häuser noch eine Weile länger ihren Verpflichtungen für die Fonds nachkommen.
Dann gibt es zwar keine billigeren Übernachtungspreise, aber die FDP sorgt dafür, dass das besserverdienende Klientel mit entsprechenden, momentan hochriskant gewordenen Investitionen hoffen kann, dass ihre Geldanlagen bis zum Ende der Krise durchhalten. An dieser Milliarde für die Hotelbetreiber hängt eben nicht nur der Job der osteuropäischen Putzfrau, sondern auch viele Millarden, die bei den Fonds in den Büchern stehen. Aber nur solange die Zahlungen kommen. Wenn nicht, verlieren die Anleger wirklich viel Geld. Und vielleicht auch das Vertrauen in die FDP.
donalphons, 00:01h
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Offizielle Stellungnahme
1. Nein, bedaure, ich weiss nicht, warum das Projekt Blogjournalisten.de abgeschaltet wurde.
2. Ich werde keinen Verriss schreiben, weil ich den Versuch durchaus ehrenwert fand - wenn offensichtlich der ein oder andere darauf wartet, Pech gehabt.
3. Ausserdem bin ich seit Jahren aus diesem Umfeld draussen. Entsprechende Anfragen könnte ich also nicht mal beantworten, selbst wenn ich sie beantworten wollte, was ich aber auch nicht wollen würde.
2. Ich werde keinen Verriss schreiben, weil ich den Versuch durchaus ehrenwert fand - wenn offensichtlich der ein oder andere darauf wartet, Pech gehabt.
3. Ausserdem bin ich seit Jahren aus diesem Umfeld draussen. Entsprechende Anfragen könnte ich also nicht mal beantworten, selbst wenn ich sie beantworten wollte, was ich aber auch nicht wollen würde.
donalphons, 17:34h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 19. November 2009
Und dann sass ich noch ein paar Stunden am See
Wie lang genau, weiss ich nicht, denn meine Uhr ist stehen geblieben. das passiert mir manchmal. Dann ziehe ich sie wieder auf. So wichtig ist das nicht.

Zumindest nicht für mich. Was mich dann immer wieder überrascht sind Leute - aus meinem Beruf, aus meiner Schicht - die diese Stunden in einem atemlosen Chaos erleben, und überhaupt nicht mehr wissen, wie sie das alles innerhalb der beschleunigten Zeit ihres Daseins bewältigen sollen. "Wie war Dein Tag" ist dann stets eine Frage, die man mir nicht stellen sollte, aber bei den Stützen der Gesellschaft kann ich, indiskret wie immer, über diese Gleichzeitigkeit der so unterschiedlich Zeitlosen mitsamt der dafür nötigen Internetsachen durchaus mal reden.
Es kann ja nicht jeder so arschig sein und twittern, dass er 5 Minuten nach einem tödlichen Unglück am Ort vorbeispazierte und nun mit der Geschichte um einen Platz in seiner Gossenzeitung bettelt.

Zumindest nicht für mich. Was mich dann immer wieder überrascht sind Leute - aus meinem Beruf, aus meiner Schicht - die diese Stunden in einem atemlosen Chaos erleben, und überhaupt nicht mehr wissen, wie sie das alles innerhalb der beschleunigten Zeit ihres Daseins bewältigen sollen. "Wie war Dein Tag" ist dann stets eine Frage, die man mir nicht stellen sollte, aber bei den Stützen der Gesellschaft kann ich, indiskret wie immer, über diese Gleichzeitigkeit der so unterschiedlich Zeitlosen mitsamt der dafür nötigen Internetsachen durchaus mal reden.
Es kann ja nicht jeder so arschig sein und twittern, dass er 5 Minuten nach einem tödlichen Unglück am Ort vorbeispazierte und nun mit der Geschichte um einen Platz in seiner Gossenzeitung bettelt.
donalphons, 23:58h
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Gesellschaftliche Anlässe
Sie kommen näher. Es wird noch etwas dauern, bis sie verstanden habe, wer ich bin und was ich tue, aber so langsam sickert es zwischen den Kalkschichten durch, dass es auch irgendwo erreichbar ist, wenn es im Internet steht. Die kleine, dumme Stadt an der Donau hat immerhin 5 Jahre gebraucht, bis weiter oben manche tuschelten; am See wird es vielleicht nicht ganz so lang dauern. Sie kommen jedenfalls näher. Kann sein, dass sie mich bald mal fragen, ob ich nicht was Netteres schreiben könnte, wo es doch so schön ist. Und ausserdem ist jetzt dann doch hier und da dieses und jenes. Das wäre doch sicher ein feines Thema.

Und was soll ich sagen? Ich hätte nicht mal was zum Anziehen am See. Alles, was dunkel und offiziell ist, hängt an der Donau und muss extra mitgebracht werden, von den Schuhen bis zur Krawattennadel. Was bisher kam, war nicht böse gemeint, und es wird sicher auch nicht böse werden, eher von der Art, dass man die Gelegenheit am Schopfe packen kann. Die Domestizierung läuft hier in Ermangelung anderer Druckmittel - was soll man schon bei jemandem machen, der nur zeitweise da und nicht finanziell hörig ist - auf die allerfreundlichste Art und Weise ab. Lernen Sie das schöne Kreuth von seiner schönsten Seite kennen. Machen Sie sich keine Gedanken, im Anzug wären Sie in der Tenne ohnehin nicht passend - kaufen Sie doch Tracht, gleich hinter der Grenze ist ein Massschneider, da geht man gerne hin, und braun steht Ihnen doch so gut.
Dem Schrecken des Leonharditanzes entronnen - leider, leider einen Tag zu spät angereist, was machen die das auch an einem Freitag - geht es nun aber vermehrt in Schossräume und Hallen, und das alles zu guten Zwecken. Und wenn man drei Einladungen ausschlägt, beleidigt man die Wohltäter; mit Frau S., die noch vom alten Schlag ist, sollte man da nicht spassen. Ausserdem steht da noch eine Feier bei ihr selbst an, auch da wird das Tragen einer Krawatte stillschweigend vorausgesetzt. Hinterfragung lohnt bei Oberbekleidungsdynastien in der Sache nicht. Ausserdem ist es ja lustig zu erfahren, wer sich in München dieses Jahr aus Kitzbühel verabschiedet hat, und welche Ausreden dafür kolportiert werden. Man sagt das so einfach, Crash bei Gewerbeimmobilien. Ganze Zahnarztfamilien haben darauf ihr Vermögen verwettet. Ansonsten verlief die Wirtschaftskrise vergleichsweise glimpflich, aber die Angst bleibt. Vielleicht ist man deshalb gerade so nett miteinander, ohne dass man Gegeneinladungen erwarten würde.

Wäre ich in Berlin, hätte ich schon längst den Druck verspürt, ein neues Notebook zu kaufen, wäre ich in Hamburg, besässe ich sicher Gummistiefel, in Portugal würde ich vielleicht eine teure Geliebte, oder ein paar Katzen aushalten, und am See bin ich eben genötigt, jene Wanderkleider zu kaufen, die man zur Besteigung von Schlosstreppen und Leebergvillen braucht. Du kannst das, ätzte Iris, ja auch bei Hochzeiten und Taufen tragen. Das aber dauert noch etwas, denn die Heiratssaison ist definitiv vorbei. Wer jetzt noch keinen Gatten hat, muss sich eben auf dem freien Markt bedienen. Und die Einführung, so viel ist klar, wird man am See gern übernehmen. Sollte es hier in den nächsten Wochen zu nett werden, zähle man einfach die verfügbaren Apothekerstöchter rund um den See nach. Fehlt eine, lade man mich nach Berlin ein, dann passt alles wieder.

Und was soll ich sagen? Ich hätte nicht mal was zum Anziehen am See. Alles, was dunkel und offiziell ist, hängt an der Donau und muss extra mitgebracht werden, von den Schuhen bis zur Krawattennadel. Was bisher kam, war nicht böse gemeint, und es wird sicher auch nicht böse werden, eher von der Art, dass man die Gelegenheit am Schopfe packen kann. Die Domestizierung läuft hier in Ermangelung anderer Druckmittel - was soll man schon bei jemandem machen, der nur zeitweise da und nicht finanziell hörig ist - auf die allerfreundlichste Art und Weise ab. Lernen Sie das schöne Kreuth von seiner schönsten Seite kennen. Machen Sie sich keine Gedanken, im Anzug wären Sie in der Tenne ohnehin nicht passend - kaufen Sie doch Tracht, gleich hinter der Grenze ist ein Massschneider, da geht man gerne hin, und braun steht Ihnen doch so gut.
Dem Schrecken des Leonharditanzes entronnen - leider, leider einen Tag zu spät angereist, was machen die das auch an einem Freitag - geht es nun aber vermehrt in Schossräume und Hallen, und das alles zu guten Zwecken. Und wenn man drei Einladungen ausschlägt, beleidigt man die Wohltäter; mit Frau S., die noch vom alten Schlag ist, sollte man da nicht spassen. Ausserdem steht da noch eine Feier bei ihr selbst an, auch da wird das Tragen einer Krawatte stillschweigend vorausgesetzt. Hinterfragung lohnt bei Oberbekleidungsdynastien in der Sache nicht. Ausserdem ist es ja lustig zu erfahren, wer sich in München dieses Jahr aus Kitzbühel verabschiedet hat, und welche Ausreden dafür kolportiert werden. Man sagt das so einfach, Crash bei Gewerbeimmobilien. Ganze Zahnarztfamilien haben darauf ihr Vermögen verwettet. Ansonsten verlief die Wirtschaftskrise vergleichsweise glimpflich, aber die Angst bleibt. Vielleicht ist man deshalb gerade so nett miteinander, ohne dass man Gegeneinladungen erwarten würde.

Wäre ich in Berlin, hätte ich schon längst den Druck verspürt, ein neues Notebook zu kaufen, wäre ich in Hamburg, besässe ich sicher Gummistiefel, in Portugal würde ich vielleicht eine teure Geliebte, oder ein paar Katzen aushalten, und am See bin ich eben genötigt, jene Wanderkleider zu kaufen, die man zur Besteigung von Schlosstreppen und Leebergvillen braucht. Du kannst das, ätzte Iris, ja auch bei Hochzeiten und Taufen tragen. Das aber dauert noch etwas, denn die Heiratssaison ist definitiv vorbei. Wer jetzt noch keinen Gatten hat, muss sich eben auf dem freien Markt bedienen. Und die Einführung, so viel ist klar, wird man am See gern übernehmen. Sollte es hier in den nächsten Wochen zu nett werden, zähle man einfach die verfügbaren Apothekerstöchter rund um den See nach. Fehlt eine, lade man mich nach Berlin ein, dann passt alles wieder.
donalphons, 23:39h
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Ich mag bezahlte Inhalte.
Ich habe auch kein Problem mit dem Leistungsschutzrecht - vielleicht ist es ja schon mal aufgefallen, dass ich auf eigene Texte und Gedanken setze und mir mein Zeug nicht aus dem Netz zusammenklaue. Insofern sehe ich an der Blogbar in den neuen Entwicklungen der Medienwelt auch eher eine Chance denn eine Gefahr. Denn was ist schlimmdaran, wenn Springer seinen Dreck nur noch an jene Zeitgenossen verkauft, die dafür zahlen?
donalphons, 12:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 18. November 2009
Der Amüsierte
Es gibt vier Gründe zu glauben, dass Druckerzeugnisse tot sind:
1. Man ist ein mittelalter Berliner Berufsjugendlicher und versucht, deutschem Werber- und Verlegerpack Beratung zu verkaufen
2. Man ist ein ignoranter Volldepp, der jeden Schmarrn nachplappert.
3. Man ist Verleger und entsprechend von Arschkriechern umgeben, die betriebsblind machen und einem einreden, dass auch Dreck im Internet Geld bringt, wenn man Google und den Lesern die Rechnung schickt.
4. Man war länger nicht mehr in einer Bahnhofsbuchhandlung.

Modemagazine sind nun wirklich nicht mein Ding, aber The Amuser macht mit einem Gedicht auf, und auch ansonsten alles anders. Exzellentes Papier, zweisprachig englisch/französisch und damit global lesbar, opulente Photostrecken, die man auch geniessen kann, wenn einen die Kleider oder modernes Design nicht interessieren. Kluge Texte, Kunst, sehr, sehr grosse Bilder, alles Dinge, die man in dieser Qualität im Internet nicht machen kann. Vermutlich machen sie deshalb auch nichts im Internet. Ein Gesamtkunstwerk und nicht nur ein Magazin. Aber so etwas bekommen deutsche Verleger nicht hin, die machen lieber eine Freitag oder die Springergosse in kleinem Format. Weil Medienleute in Deutschland meistens so klein und piefig sind denken, wie ihre eigene Herkunft ist.
1. Man ist ein mittelalter Berliner Berufsjugendlicher und versucht, deutschem Werber- und Verlegerpack Beratung zu verkaufen
2. Man ist ein ignoranter Volldepp, der jeden Schmarrn nachplappert.
3. Man ist Verleger und entsprechend von Arschkriechern umgeben, die betriebsblind machen und einem einreden, dass auch Dreck im Internet Geld bringt, wenn man Google und den Lesern die Rechnung schickt.
4. Man war länger nicht mehr in einer Bahnhofsbuchhandlung.

Modemagazine sind nun wirklich nicht mein Ding, aber The Amuser macht mit einem Gedicht auf, und auch ansonsten alles anders. Exzellentes Papier, zweisprachig englisch/französisch und damit global lesbar, opulente Photostrecken, die man auch geniessen kann, wenn einen die Kleider oder modernes Design nicht interessieren. Kluge Texte, Kunst, sehr, sehr grosse Bilder, alles Dinge, die man in dieser Qualität im Internet nicht machen kann. Vermutlich machen sie deshalb auch nichts im Internet. Ein Gesamtkunstwerk und nicht nur ein Magazin. Aber so etwas bekommen deutsche Verleger nicht hin, die machen lieber eine Freitag oder die Springergosse in kleinem Format. Weil Medienleute in Deutschland meistens so klein und piefig sind denken, wie ihre eigene Herkunft ist.
donalphons, 09:53h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 17. November 2009
Rottach im Nebel
Man muss vielleicht vorausschicken, dass wir am See jetzt wieder allerbestes Wetter haben, ein Traum, echtes Kaiserwetter, um den alten Begriff zu bemühen:

Aber so war es am Sonntag nicht, als ich auf die dumme Idee kam, in Rottach einen Spaziergang zu unternehmen. Immerhin war es so deprimierend, dass mir dabei die Idee zu einem Beitrag über die Mittlebenskrise in Kreisen kam, die dergleichen eigentlich nicht kennen sollten. Zu lesen in der FAZ.

Aber so war es am Sonntag nicht, als ich auf die dumme Idee kam, in Rottach einen Spaziergang zu unternehmen. Immerhin war es so deprimierend, dass mir dabei die Idee zu einem Beitrag über die Mittlebenskrise in Kreisen kam, die dergleichen eigentlich nicht kennen sollten. Zu lesen in der FAZ.
donalphons, 14:44h
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In der grossen Stadt
Ich war am Sonntag in Rottach, und es war etwas viel. Das gefühl, hier nicht hinzugehören. Die Ahnung, dass es darauf trotzdem hinauslaufen wird, weil man in meiner Lage kaum andere Alternativen hat, und die Fremde, das Andere zum drin Leben auch nichts Gutes wäre. Es wird auf eine kleine Stadt im Süden hinauslaufen, Meran, Riva, Arco, Verona, Mantua. Ich kann und werde nicht nach Bochum, in den Kongo oder Israel gehen. Ich kann aber auch nicht zurück nach München. Obwohl ich dorthin zurück könnte.
Ich könnte dorthin zurück, weil ich dort eine Wohnung habe, und die beste aller Mieterinnen aufgrund persönlicher Veränderungen nach über drei Jahren auszieht. Meine Nachbarn dort machen es so; die kommen ein paar Mal im Jahr nach München, vor allem zu den Opernfestspielen, und sparen sich so das Hotel. den Rest des Jahres steht sie leer, aber wenn man erst mal drei Wohnungen bewohnt, ist das ohnehin praktisch überall so. Es wäre eigentlich ideal zum Ausgehen, um mal eine Nacht zu bleiben, oder ein paar Tage Ausstellungen zu besuchen. Allein: Ich könnte es nicht.
München geht mir extrem aufs Gemüt. Ich fahre in den Bergen nicht gerade langsam, ich mag schnell gefahrene Serpentinen und befinde mich dann, all den Herausforderungen zum Trotz, in einer Hochstimmung. München ist auch anstrengend. Viel anstrengender als italienische Städte, nur Rom kann da noch mithalten. Und es nervt. Man kann nicht am Abend nach München fahren, ohne an der Isar nicht aufgeladen zu sein. Der Münchner Autofahrer ist über weite Strecken immer noch das charakterlose Arschloch, das er immer war. Die Stadt ist nicht hässlich, aber wenn man vom Tegernsee kommt, mit Bergen und Almen gegenüber und Kühen als nachbarn und Pferden hinter dem Haus, ist man fast peinlich berührt, der jungen Frau, die sich für die Wohnung interessiert, die Aussicht als "schön" zu beschreiben. Sie ist für Münchner Innenstadtverhältnisse weit überdurchschnittlich, hell, weit, ja sogar mit Bäumen vor dem Fenster. Aber absolut gesehen immer noch scheusslich. In der kleinen, dummen Stadt an der Donau sieht man Baudenkmäler, am Tegernsee den Hirschberg und die Neureuth. Und Sonne den ganzen Tag.

In München gibt es keinen richtigen Sonnenuntergang, irgendwann verschwindet die Sonne hinter einem Haus. Die Maxvorstadt ist mir über die Jahre fremd geworden, nur die Raser sind noch da, alles andere wurde zwei, dreimal umgepflügt. Es gibt mehr Museen gegenüber und weniger Antiquariate hinten, die Lokale kann man fast nicht auseinander halten, und man muss schon etwas jünger sein, um die fraglos vorhandenen Vorzüge der Region voll nutzen zu können. Die neue Mieterin macht den Eindruck, als würde sie perfekt in die Umgebung reinpassen, und genau das erklärt auch mein Problem: München ist auch in seinen schöneren Ecken nichts für Leute, die vergessen und in Ruhe leben wollen. Das geht vielleicht in Schlafstädten, in Moosach oder Gräfelfing, aber dort würde ich auch nicht sein wollen.

Ich hoffe, die junge Frau nimmt die Wohnung, denn sie passt dort hinein, und mein Vermieterblut sagt mir ohne Kontoauszüge und andere Demütigungen, dass sie die Richtige ist. Genau das aber macht München schon von Beginn an so hässlich: Dass man hier normalerweise sofort zur Ader gelassen wird durch den Makler, dass Vermieter süchtig sind nach Nachweisen von Vermögen und Erfolg, dass man ünerall zu spüren bekommt, dass man vorne mit dabei sein muss, um etwas zu erlangen. Genauso fahren sie dann auch Auto. Es ist nicht immer so, November ist auch in München besonders schlimm, aber sollte ich es wirklich mal brauchen, kann ich in einer halben Stunde hinfahren. Mit der Haltung jedoch bin ich recht einsam; erstaunlicherweise kann man am Tegernsee immer noch billiger als in der Maxvorstadt mieten. Alle wollen dorthin. Ich früher auch. Aber heute bin ich froh, wenn ich wieder am See bin, ohne dass mir jemand ein Loch ins Auto geparkt hat, und es am Bahnhof beim Erwerb von "The Amuser" bei ein paar schrägen Blicken durch die Hasenbergljugend bleibt.

Ich könnte dorthin zurück, weil ich dort eine Wohnung habe, und die beste aller Mieterinnen aufgrund persönlicher Veränderungen nach über drei Jahren auszieht. Meine Nachbarn dort machen es so; die kommen ein paar Mal im Jahr nach München, vor allem zu den Opernfestspielen, und sparen sich so das Hotel. den Rest des Jahres steht sie leer, aber wenn man erst mal drei Wohnungen bewohnt, ist das ohnehin praktisch überall so. Es wäre eigentlich ideal zum Ausgehen, um mal eine Nacht zu bleiben, oder ein paar Tage Ausstellungen zu besuchen. Allein: Ich könnte es nicht.

München geht mir extrem aufs Gemüt. Ich fahre in den Bergen nicht gerade langsam, ich mag schnell gefahrene Serpentinen und befinde mich dann, all den Herausforderungen zum Trotz, in einer Hochstimmung. München ist auch anstrengend. Viel anstrengender als italienische Städte, nur Rom kann da noch mithalten. Und es nervt. Man kann nicht am Abend nach München fahren, ohne an der Isar nicht aufgeladen zu sein. Der Münchner Autofahrer ist über weite Strecken immer noch das charakterlose Arschloch, das er immer war. Die Stadt ist nicht hässlich, aber wenn man vom Tegernsee kommt, mit Bergen und Almen gegenüber und Kühen als nachbarn und Pferden hinter dem Haus, ist man fast peinlich berührt, der jungen Frau, die sich für die Wohnung interessiert, die Aussicht als "schön" zu beschreiben. Sie ist für Münchner Innenstadtverhältnisse weit überdurchschnittlich, hell, weit, ja sogar mit Bäumen vor dem Fenster. Aber absolut gesehen immer noch scheusslich. In der kleinen, dummen Stadt an der Donau sieht man Baudenkmäler, am Tegernsee den Hirschberg und die Neureuth. Und Sonne den ganzen Tag.

In München gibt es keinen richtigen Sonnenuntergang, irgendwann verschwindet die Sonne hinter einem Haus. Die Maxvorstadt ist mir über die Jahre fremd geworden, nur die Raser sind noch da, alles andere wurde zwei, dreimal umgepflügt. Es gibt mehr Museen gegenüber und weniger Antiquariate hinten, die Lokale kann man fast nicht auseinander halten, und man muss schon etwas jünger sein, um die fraglos vorhandenen Vorzüge der Region voll nutzen zu können. Die neue Mieterin macht den Eindruck, als würde sie perfekt in die Umgebung reinpassen, und genau das erklärt auch mein Problem: München ist auch in seinen schöneren Ecken nichts für Leute, die vergessen und in Ruhe leben wollen. Das geht vielleicht in Schlafstädten, in Moosach oder Gräfelfing, aber dort würde ich auch nicht sein wollen.

Ich hoffe, die junge Frau nimmt die Wohnung, denn sie passt dort hinein, und mein Vermieterblut sagt mir ohne Kontoauszüge und andere Demütigungen, dass sie die Richtige ist. Genau das aber macht München schon von Beginn an so hässlich: Dass man hier normalerweise sofort zur Ader gelassen wird durch den Makler, dass Vermieter süchtig sind nach Nachweisen von Vermögen und Erfolg, dass man ünerall zu spüren bekommt, dass man vorne mit dabei sein muss, um etwas zu erlangen. Genauso fahren sie dann auch Auto. Es ist nicht immer so, November ist auch in München besonders schlimm, aber sollte ich es wirklich mal brauchen, kann ich in einer halben Stunde hinfahren. Mit der Haltung jedoch bin ich recht einsam; erstaunlicherweise kann man am Tegernsee immer noch billiger als in der Maxvorstadt mieten. Alle wollen dorthin. Ich früher auch. Aber heute bin ich froh, wenn ich wieder am See bin, ohne dass mir jemand ein Loch ins Auto geparkt hat, und es am Bahnhof beim Erwerb von "The Amuser" bei ein paar schrägen Blicken durch die Hasenbergljugend bleibt.
donalphons, 11:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 16. November 2009
Beste Lage im November
Die kleinen Hundehütten rechts im Bild am See - 5500 Euro der Quadratmeter. Liegt in Tegernsee. Was man dazu wissen muss: Laut bayerischer Verfassung ist der Zugang zum See frei zu halten. Darüber streitet man sich gerade in Tegernsee. Es kann also sein, dass irgendwann Touristenscharen in fünf Meter Abstand zur Terrasse vorbeigehen. Ist aber schon eingepreist

Die Hoffnung, dass die Aussicht wenig Spass am Vorbeigehen macht, dürfte vergebens sein, denn das Hotel gegenüber, das gerade aussieht wie der Leipziger Flughafen während eines Umbaus, ist weit genug entfernt. Man muss schon etwas näher gehen, um dieses exklusive Ding zu sehen. Übernachtungen ab 248 Euro. Wenn erst mal Schnee liegt, wird alles besser.

Für die paar Stunden, da Rottach nicht im Schatten der Berge liegt. Ich weiss schon, warum ich an einen Ort gezogen bin, dessen Gemarkung "Am Sonnenhang" heisst. Und nicht Rottach.

Die Hoffnung, dass die Aussicht wenig Spass am Vorbeigehen macht, dürfte vergebens sein, denn das Hotel gegenüber, das gerade aussieht wie der Leipziger Flughafen während eines Umbaus, ist weit genug entfernt. Man muss schon etwas näher gehen, um dieses exklusive Ding zu sehen. Übernachtungen ab 248 Euro. Wenn erst mal Schnee liegt, wird alles besser.

Für die paar Stunden, da Rottach nicht im Schatten der Berge liegt. Ich weiss schon, warum ich an einen Ort gezogen bin, dessen Gemarkung "Am Sonnenhang" heisst. Und nicht Rottach.
donalphons, 00:07h
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Heisses Thema
Ich denke, deutsche Medien täten sich mit dem Internet sehr viel leichter, wenn sie erprobte Strategien der Blogs adaptieren würden. Nachdem es aber nicht so leicht ist, die Verlage zu überzeugen, bin ich heute selbst aktiv geworden, und habe in der FAZ einen Cat Content Beitrag verfasst.

Mit Holz, Garten, Familie und Apfelstrudel - ich sehe also dem Hochschnellen der Klickzahlen gelassen und selbstbewusst entgegen.

Mit Holz, Garten, Familie und Apfelstrudel - ich sehe also dem Hochschnellen der Klickzahlen gelassen und selbstbewusst entgegen.
donalphons, 14:13h
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Samstag, 14. November 2009
Vorwintersport
Ich bemerke die Änderung der Jahreszeit schon beim Packen für meine kleinen Wochenendreisen. Meine grosse, alte Reisetasche reicht im Sommer spielend für ein Paar Schuhe, ein paar Hemden, Wäsche, eine Hose und zwei Jacken. Im Winter werden die Jacken und Schuhe schwerer, der ein oder andere Pulli muss mit, und ein paar Bücher dürfen für die langen Abende auch nicht fehlen. Prompt ist die Tasche voll bis unter den Rand.

Das allerdings ist nicht mehr als weise Vorsorge, denn mit dem versprochenen Föhn in den Bergen ist es wie mit Godot: Man kann auf ihn warten, aber wenn er nicht gleich kommt, kann es länger dauern. Dann steht man draussen und fragt sich, warum man nicht gleich noch ein paar Schals mitgenommen hat, ein paar Bücher mehr und warme Winterdecken - die sind noch daheim, wo sie gut liegen. Derweilen liegt schiefergrau der See im Tal, und die Brise steift föhnlos von den eisigen Höhen herab.

Ja, es wird Winter, und im Keller träumen schon die Rodel von einer Handvoll Schnee unter den Kufen, um darauf erst gen Berg gezogen und danach ins Tal gerast zu werden. In zwei Wochen ist hier das, was sie "Winter Opening" nennen, aber da ist auch ein kleines Problem: Mag Rodeln auch eine dieser wunderbaren alten Sportarten sein, für die man keinen Lift und keine Karte, keinen Strom und vor allem keine Menschenansammlungen zu erdulden braucht, wie etwa beim Skifahren - so ist es doch nicht aller Gäste Sache, durch verwinkelte Kurven immer entlang des Abflugs in die wunderbare Botanik am See die Kufen in das Eis zu graben. Und ich gebe zu: Rodeln ist, wenn es richtig gemacht wird, ein Sport für harte Männer, mit allem, was Männern Spass macht, und nicht zuletzt auch der Möglichkeit, nette Tegernseerinnen ganz in Weiss in Arztpraxen kennenzulernen, wenn man aus dem Koma erwacht. Besucherinnen sind für solche Reize nicht immer empfänglich. Aber:

Trotz globaler Erwärmung ist der Sylvensteinspeicher hoch genug gelegen, um dortselbst in grosser Bergeinsamkeit vor grandioser Kulisse einen anderen Retrosport zu betreiben. Vor dem See geht es links ab zu den Skigebieten am Achensee, wo sich der Münchner mit Strohrum betrinkt und nicht auf die Idee kommt, hier zu stören. Und so kann man hier oben Schlittschuh laufen, über endlose Kilometer immer an den Ufern entlang. So man Schlittschuhe hat. Und das ist nicht so einfach, denn kaum eine Besucherin hat dergleichen noch in Zeiten der globalen Erwärmung, und auch, wenn ich genug Rodelkapazitäten für sieben Leute hätte - Schlittschuhe in allen Grössen kann ich kaum anschaffen. Wäre da nicht heute Flohmarkt am Tegernsee gewesen:

Früher war Eislaufen noch ganz anders, da hatte man ja nichts, und hätte sich wegen ein paar Tagen Sport keinesfalls neue Schuhe mit Kufen dran beschafft. Dafür hatte man weitaus bessere Schuhe als das, was heute so verklebt wird, und konnte bedenkenlos Kufen dranschrauben, wie man das eigentlich schon seit der letzten grossen Eiszeit getan hat. Dann aber kam das Wirtschaftswunder und die Konsumgesellschaft und so konnte jeder seine eigenen Schlittschuhe haben, und sich auf dem Weg vom Auto zum Eis stolpernd das Genick brechen, oder aber die Zehen abfrieren, wenn er die normalen Schuhe am Eis deponierte, was wiederum die Leute dazu brachte, zu lauter Popmusik in kleinen Eissporthallen Runden zu drehen und dabei Werbung anzuschauen. Alte Schittschuhe zum Schrauben an die Schuhe dagegen sind in der Grösse individuell anpassbar, und sehr schnell auf dem Eis mit einem kleinen Schlüssel zu befestigen. Und wie es der Zufall haben wollte, war da diese Frau, deren Grossvater alte Schlittschuhe gesammelt hatte. Und zwar nie benutzte Exemplare in der Originalverpackung. Leicht angerostet, aber immer noch scharf geschliffen.

An anderer Stelle hatte sich dann auch noch ein Schal gut 40 Jahre in der Originalverpackung erhalten. Man kennt das: Zu Weihnachten verschenkt, in den Schrank getan und seitdem nicht mehr angeschaut, der gute Wollschal mit Seide, die Erben tragen dann das Werk eines bekannten Münchner Traditionshauses so verpackt, wie es verschenkt wurde, auf den Flohmarkt und nehmen zwei Euro dafür. Oben um den Hals also der Schal, unten an den Füssen das Rennmodell "Flitzer" von Hudora - denn ich habe noch gute, genähte Stiefel aus schwarzem Leder, an die jene torpedobootförmigen Renneisen passen - und an den Händen feinste Handschuhe aus meiner Sammlung historischer Peccaryschweine, hier vermählt mit dunklem Ziegenleder an der Innenseite.

Warum eigentlich gibt es heute solche Handschuhe nicht mehr? Und für die Damen gibt es lange, feine Eisprinzessinnenhandschuhe. Eigentlich viel zu schade für den Sport und gedacht für den Auftritt im Ballsaal, aber wer ko, der ko, wie man in Bayern so schön sagt, und ausserdem stelle ich mir die Tage dort oben gar nicht kalt vor, sondern warm im gleissenden Höhenlicht. Und im grossen, erstarrten Eissaal der Berggeister sollte man ohnehin nicht schlecht angezogen erscheinen. Allein, in karierter Merinowolle, und ohne die neueste Popmusik in ständiger Gefahr, von einem überaktiven Balg umgenietet zu werden.
Rodeln macht natürlich mehr Spass. Aber man ist als Gastgeber dazu verpflichtet, die Gäste zu bespassen, und sie nicht gegen ihren Willen im Wald zu versenken.

Das allerdings ist nicht mehr als weise Vorsorge, denn mit dem versprochenen Föhn in den Bergen ist es wie mit Godot: Man kann auf ihn warten, aber wenn er nicht gleich kommt, kann es länger dauern. Dann steht man draussen und fragt sich, warum man nicht gleich noch ein paar Schals mitgenommen hat, ein paar Bücher mehr und warme Winterdecken - die sind noch daheim, wo sie gut liegen. Derweilen liegt schiefergrau der See im Tal, und die Brise steift föhnlos von den eisigen Höhen herab.

Ja, es wird Winter, und im Keller träumen schon die Rodel von einer Handvoll Schnee unter den Kufen, um darauf erst gen Berg gezogen und danach ins Tal gerast zu werden. In zwei Wochen ist hier das, was sie "Winter Opening" nennen, aber da ist auch ein kleines Problem: Mag Rodeln auch eine dieser wunderbaren alten Sportarten sein, für die man keinen Lift und keine Karte, keinen Strom und vor allem keine Menschenansammlungen zu erdulden braucht, wie etwa beim Skifahren - so ist es doch nicht aller Gäste Sache, durch verwinkelte Kurven immer entlang des Abflugs in die wunderbare Botanik am See die Kufen in das Eis zu graben. Und ich gebe zu: Rodeln ist, wenn es richtig gemacht wird, ein Sport für harte Männer, mit allem, was Männern Spass macht, und nicht zuletzt auch der Möglichkeit, nette Tegernseerinnen ganz in Weiss in Arztpraxen kennenzulernen, wenn man aus dem Koma erwacht. Besucherinnen sind für solche Reize nicht immer empfänglich. Aber:

Trotz globaler Erwärmung ist der Sylvensteinspeicher hoch genug gelegen, um dortselbst in grosser Bergeinsamkeit vor grandioser Kulisse einen anderen Retrosport zu betreiben. Vor dem See geht es links ab zu den Skigebieten am Achensee, wo sich der Münchner mit Strohrum betrinkt und nicht auf die Idee kommt, hier zu stören. Und so kann man hier oben Schlittschuh laufen, über endlose Kilometer immer an den Ufern entlang. So man Schlittschuhe hat. Und das ist nicht so einfach, denn kaum eine Besucherin hat dergleichen noch in Zeiten der globalen Erwärmung, und auch, wenn ich genug Rodelkapazitäten für sieben Leute hätte - Schlittschuhe in allen Grössen kann ich kaum anschaffen. Wäre da nicht heute Flohmarkt am Tegernsee gewesen:

Früher war Eislaufen noch ganz anders, da hatte man ja nichts, und hätte sich wegen ein paar Tagen Sport keinesfalls neue Schuhe mit Kufen dran beschafft. Dafür hatte man weitaus bessere Schuhe als das, was heute so verklebt wird, und konnte bedenkenlos Kufen dranschrauben, wie man das eigentlich schon seit der letzten grossen Eiszeit getan hat. Dann aber kam das Wirtschaftswunder und die Konsumgesellschaft und so konnte jeder seine eigenen Schlittschuhe haben, und sich auf dem Weg vom Auto zum Eis stolpernd das Genick brechen, oder aber die Zehen abfrieren, wenn er die normalen Schuhe am Eis deponierte, was wiederum die Leute dazu brachte, zu lauter Popmusik in kleinen Eissporthallen Runden zu drehen und dabei Werbung anzuschauen. Alte Schittschuhe zum Schrauben an die Schuhe dagegen sind in der Grösse individuell anpassbar, und sehr schnell auf dem Eis mit einem kleinen Schlüssel zu befestigen. Und wie es der Zufall haben wollte, war da diese Frau, deren Grossvater alte Schlittschuhe gesammelt hatte. Und zwar nie benutzte Exemplare in der Originalverpackung. Leicht angerostet, aber immer noch scharf geschliffen.

An anderer Stelle hatte sich dann auch noch ein Schal gut 40 Jahre in der Originalverpackung erhalten. Man kennt das: Zu Weihnachten verschenkt, in den Schrank getan und seitdem nicht mehr angeschaut, der gute Wollschal mit Seide, die Erben tragen dann das Werk eines bekannten Münchner Traditionshauses so verpackt, wie es verschenkt wurde, auf den Flohmarkt und nehmen zwei Euro dafür. Oben um den Hals also der Schal, unten an den Füssen das Rennmodell "Flitzer" von Hudora - denn ich habe noch gute, genähte Stiefel aus schwarzem Leder, an die jene torpedobootförmigen Renneisen passen - und an den Händen feinste Handschuhe aus meiner Sammlung historischer Peccaryschweine, hier vermählt mit dunklem Ziegenleder an der Innenseite.

Warum eigentlich gibt es heute solche Handschuhe nicht mehr? Und für die Damen gibt es lange, feine Eisprinzessinnenhandschuhe. Eigentlich viel zu schade für den Sport und gedacht für den Auftritt im Ballsaal, aber wer ko, der ko, wie man in Bayern so schön sagt, und ausserdem stelle ich mir die Tage dort oben gar nicht kalt vor, sondern warm im gleissenden Höhenlicht. Und im grossen, erstarrten Eissaal der Berggeister sollte man ohnehin nicht schlecht angezogen erscheinen. Allein, in karierter Merinowolle, und ohne die neueste Popmusik in ständiger Gefahr, von einem überaktiven Balg umgenietet zu werden.
Rodeln macht natürlich mehr Spass. Aber man ist als Gastgeber dazu verpflichtet, die Gäste zu bespassen, und sie nicht gegen ihren Willen im Wald zu versenken.
donalphons, 14:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 13. November 2009
Ich fahre an den See,
und Ihr, liebe Leser, fahrt mit Frau Damenwahl, einem Container und einem wirklich grandiosen Beitrag durch das dunkle Herz des Kongo.
donalphons, 00:19h
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Andere Arbeit
Mitunter bin ich ganz froh, wenn ich mal eine Weile etwas tun kann, das nichts mit Internet/Computer zu tun hat. Computer ist nicht so schlimm, denn da tue ich was rein, sprich, ich baue mir eine kleine, angenehme Welt zusammen. Internet ist gerade etwas, also, wie soll ich sagen, sollte ich mal berühmt sein und sterben, dann möchte ich wenigstens die Gelegenheit haben, ein paar von den elenden Aasgeiern der Medien mitzunehmen, die momentan nichts besseres zu tun haben, als sich am Tod anderer Leute durch was auch immern zu ergötzen.

Aber ich habe ja auch etwas anderes zu tun, wie jedes Jahr, während drinnen in der Küche der Apfelstrudel entsteht (ganz für mich allein!), und immerhin hat sich die Süddeutsche Zeitung auch mal durchgerungen, online was anderes als Games, Klickstrecken und anderen Dreck der Medienwelt zu fabrizieren.

Aber ich habe ja auch etwas anderes zu tun, wie jedes Jahr, während drinnen in der Küche der Apfelstrudel entsteht (ganz für mich allein!), und immerhin hat sich die Süddeutsche Zeitung auch mal durchgerungen, online was anderes als Games, Klickstrecken und anderen Dreck der Medienwelt zu fabrizieren.
donalphons, 10:57h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 11. November 2009
Winterzeit ist Schlachtzeit
Manche tragen geschlachtete Robben. Aber dann müssen sie damit leben, dass ich sie verbal eben auch schlachte. Ich bin da nicht eben tolerant, sondern gerne vorurteilsbehaftet. In der FAZ.
donalphons, 16:42h
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Monoliner Modergeruch
Alles prima, kein Grund zur Beunruhigung, nur ein Monoliner, der eventuell bald kein Geld mehr hat, aber das ist alles kein Problem, Ben Bernanke, Timothy Geithner und Barak Obama, die drei Reiter der Postabpokalypse, werden auch das Problem lösen. Man kann für jeden realen Verlust ja einfach Geld nachdrucken. Und damit schön weiter die Versicherung für Banken mit riskanten Papieren bezahlen. Dann verdienen die Banken auch weiterhin Geld, müssen nichts abschreiben, und alles andere ist das Problem des Staates. Aber die Wirtschaftskrise ist damit vorbei! Und die Staatskrise wird dann sicher auch nicht kommen, wenn erst mal die Wirtschaft wieder läuft. Oder auch nicht.
donalphons, 11:56h
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