Der Amüsierte

Es gibt vier Gründe zu glauben, dass Druckerzeugnisse tot sind:

1. Man ist ein mittelalter Berliner Berufsjugendlicher und versucht, deutschem Werber- und Verlegerpack Beratung zu verkaufen

2. Man ist ein ignoranter Volldepp, der jeden Schmarrn nachplappert.

3. Man ist Verleger und entsprechend von Arschkriechern umgeben, die betriebsblind machen und einem einreden, dass auch Dreck im Internet Geld bringt, wenn man Google und den Lesern die Rechnung schickt.

4. Man war länger nicht mehr in einer Bahnhofsbuchhandlung.



Modemagazine sind nun wirklich nicht mein Ding, aber The Amuser macht mit einem Gedicht auf, und auch ansonsten alles anders. Exzellentes Papier, zweisprachig englisch/französisch und damit global lesbar, opulente Photostrecken, die man auch geniessen kann, wenn einen die Kleider oder modernes Design nicht interessieren. Kluge Texte, Kunst, sehr, sehr grosse Bilder, alles Dinge, die man in dieser Qualität im Internet nicht machen kann. Vermutlich machen sie deshalb auch nichts im Internet. Ein Gesamtkunstwerk und nicht nur ein Magazin. Aber so etwas bekommen deutsche Verleger nicht hin, die machen lieber eine Freitag oder die Springergosse in kleinem Format. Weil Medienleute in Deutschland meistens so klein und piefig sind denken, wie ihre eigene Herkunft ist.

Mittwoch, 18. November 2009, 09:53, von donalphons | |comment

 
Hrm aber haben es so Magazine nicht immer ein wenig leichter? Ich kenne einige Leute, die sich eben, ich nenne das alles mal unscharf , "Design Magazine" kaufen, weil sie sich gerne einmal andere Eindrücke und teilweise auch Inspirationen verschaffen wollen. Und da will man eben auch nicht am Rechner sitzen, sondern bequem und entspannt lesen/blättern.

Da tuen sich z.B. Musikmagazine deutlich schwerer.
Etwas näher dran an meiner Branche sieht es dann noch düsterer aus: IT-Magazine oder sogar Games Magazine sind ja einfach nur noch traurig.

Da gibt es dann höchstens noch mal Magazine, wie das Informatik Spektrum, wo ich dann auch mal etwas anderes erfahre, als die üblichen Nachrichten, die ich eh schon im Netz gelesen habe. Das ist dann aber auch wieder nix für die breite Masse, wer mag da schon Berichte über Algorithmen zur Findung von Ölvorkommen lesen.

Ansonsten fällt mir bei IT-Magazinen keines ein, dass mir das Geld wert wäre und bei Games Magazinen höchstens die GEE, die ja wenigstens versuchen, mal was anderes zu machen. Scheint des Verkaufszahlen aber nicht gerade zuträglich zu sein. Ist aber wohl auch mehr ein Problem der Zielgruppe, das gebe ich gerne zu :-)

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Sehr aufschlussreich auch, wenn man sich die beiden directeurs Luca Marotta und Luigi di Donna ansieht!

Haben sie das Magazin vorgestern in der Hof-und Residenzstadt erworben??

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... in der Blogbar hat Herr Zobel vor einiger Zeit auf den (die?) "Lettre International" hingewiesen, der zwar auch einen Internetauftritt hat, in dem man aber nur das Inhaltsverzeichnis einsehen und einige Artikel anlesen kann. Es geht da um eine Mischung von Politik und Kultur, meist in Essayform. Wuerde vermuten, dass auch dieses Magazin nicht am Hungertuch nagt, und mir wuerden noch eine ganze Reihe einfallen, bei denen das ebenfalls nicht der Fall sein duerfte.

Ein spezifisches Thema, Besonderheiten wie ein professionell gemachter Fototeil, ein gewisser Exklusivitaetsanspruch, ein nicht allzu grosses, ueberschaubares Stammpublikum (vielleicht sogar eine Art von Hermès-Verknappungsstrategie) sind wohl nicht die unwichtigsten Voraussetzungen dafuer, dass es funktioniert. Ich habe frueher die FAZ auch deshalb gern gelesen, weil von ihr ein bestimmter Geruch ausging, der mich ein wenig versoehnlich stimmte, wenn sich mir aus anderen Gruenden die Haare straeubten.

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Lettre International
@teutoberecht: Das LI ist eine großartige Zeitschrift, doch genau deshalb nagt es am Hungertuch! Und so geht es vermutlich 2/3 der Kulturzeitschriften, die ohne Idealismus, unbezahlte Praktikanten und fehlender Entlohnung ihrer Beiträger nicht mehr existieren würden. Etliche der fremdsprachigen Ausgaben von LI wurden aus finanziellen Gründen wieder eingestellt. Winzige Redaktion, die unerbittlich auf Qualität achtet, kaum Werbung, ein schrumpfendes Publikum (weil man lesen können muss), sehr teuer -- hätten sie nicht den Sarrazin-Scoop gehabt, wäre das Magazin außerhalb interessierter Kreise immer noch unbekannt. Und auch der hilft nur bedingt. Dass der S. seitenweise mehr gesagt hat als später in der Hetzpresse verhandelt ist ja an vielen vorbei gegangen. Soweit ich mich erinnere hat DA in seinem Faz-Blog auch nur auf die beknackten Äußerungen Bezug genommen.

Print ist gewiss nicht tot. Aber macht euch nichts vor, guter Print hat nur ganz selten das Geld seiner Produktion eingefahren. "Früher" gab's Mäzene, Fürsten, Bischöfe, im 19. Jhd. haben ein paar von ihren Büchern, von Zeitschriften eher selten, leben können, aber schon im 20. Jhd. ging's abwärts. Ohne Querfinanzierung, den akademischen Bereich, die Kultursubventionen wäre heute vieles an intelligenten Magazinen oder Zeitschriften (Merkur, DVJs, Neue Rundschau usf.) nicht mehr da bzw. hätten wir nur den (meist) kurzlebigen Modeschrott mit seinen beliebigen, wenn auch manchmal (nur) netten Bilderstrecken.

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"Ein Gesamtkunstwerk und nicht ein Magazin."

Genau da ist wohl der Unterschied. Wer sich als Künstler auffasst, wird einen ganz anderen Anspruch an sich und seine Mitarbeiter haben, als ein "normaler" Journalist.
Ist denn viel Werbung im "The Amuser" oder kann man das Heft wirklich genießen?

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ich liebe gute Modemagazine, aber leider gibt es in Deutschland nahezu keine (und das liegt nun leider nicht nur an irgendwelchen Verlegern, wohl auch am Mangel an geeigneten Lesern)...der erste Eindruck macht neugierig und lässt mich wohl heute oder morgen den Umweg über den Hauptbahnhof in Kauf nehmen.

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1. Es gibt für fast jeden Geschmack Modemagazine
2. Jede Herkunft ist klein und piefig
3. Guter Geschmack schadet nicht
4. Print schrumpft

Nebenbei, mich stößt das Titelbild ab. Was soll das sein? Eine kurzberockte Ballerina mit Polizeihelm? Mode??

;-)

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Der Zweck des Tuns
Hallo Don !

Der Zweck hinter dem Lesen bestimmt imho das Medium.

Will ich mich mit einem Thema mit Lust und Liebe beschäftigen, bleibt die Zeitschrift und das Buch die erste Wahl. Z.B. "Mare" oder "Brandeins" sowie diverse "special-interest"-magazine wie z.B. "Image-hifi" seien hier genannt; Modemagazine sind für mich weniger von Interesse :-) !
Schon das haptische im Umgang mit einem Buch/gut gemachten Magazin ist etwas eigenes, das ich nicht vermissen möchte

Beruflich notwendige Informnationen werden jedoch mehr und mehr aus Datenbanken abgerufen; dennoch wird das Fachbuch noch lange bestehen bleiben, einfach weil es über die Fakten hinaus auch oft Denkanstösse liefert. Fachschriften, die früher gebunden wurden, werden aber mehr und mehr durch DVDs ersetzt und die Zeitung nach einiger Zeit entsorgt.

Für die schnelle Information, tages- bzw. mittlerweile stunden aktuell- sehe ich à la longue keine Chance mehr für Printmedien.

Gescheit gedrucktes gibt es noch lang !

Der Föhn ist doch etwas wunderbares...

Gruss vom Chiemsee,
Desillusionierter

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Das verhält sich wie mit mir bekannten Dienstleistern, deren einziges Internetangebot in der Möglichkeit besteht, Ihnen emails an die auf den Namen lautende Domain zu schicken.

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Wenn Magazine wie dieses das Druckerzeugnis retten sollen, dann.

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Rede mal mit einem Bahnhofsbuchhändler ...

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In einer guten Museumsbuchhandlung (in Hamburg etwa die der Deichtorhallen) zeigt sich übrigens, dass der deutsche Zeitschriftenmarkt weit besser ist als sein Ruf. Ob sich mit den dort erhältlichen Titel Geld verdienen lässt, ist allerdings die Frage.

(Ich sag mal: Nein.)

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