: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 10. September 2010

Der Rausschmiss eines schlechten Arbeiters

Hätte ein normaler Arbeitnehmer in seiner Arbeitszeit für ein Buch recherchiert und dabei seine Stelle benutzt, um Informationen zu beschaffen, und damit auch noch einen Mitarbeiter betraut, der das auf Kosten des Arbeitgebers für ihn macht, und wäre das Buch dann ein rassistisches Machwerk, in dem die gezielte, eugenische Förderung von Vermehrung ohnehin schon reicherer, einheimischer und gebildeter Menschen als Lösung für eine angebliche Verblödung gefordert wird - hätte man ihn meistens vermutlich sowas von rausgeschmissen, dass man ihm nachträglich auch noch jede Menge Ärger in Sachen Nachzahlung gemacht hätte. Schliesslich ist ein Arbeitgeber in aller Regel nicht dazu da, den persönlichen finanziellen Gewinn aus einem Buchgeschäft zu finanzieren, das dem Ansehen des Arbeitgebers schadet. In einer Welt, in der Menschen wegen Centbeträgen gekündigt werden kann, wäre alles andere als ein Rausschmiss nicht weniger als gerade mal so lala gerecht.



Statt dessen rückt die von ihrem Vorstand dergestalt für sein Vorhaben ausgenutzte Bundesbank von ihrer Meinung ab, dass das Buch von Sarrazin eine üble Nummer war, und verzichtet auf einen Rausschmiss - und dafür geht er selbst. Wie schade. Man hätte dieser Person wirklich eines der arbeitsrechtlichen Verfahren an den Hals gewünscht, die andere für sehr viel weniger erdulden müssen, um sich dann, wenn sie am Ende nicht nur arbeitslos, sondern auch schwer vermittelbar sind, auch noch die Unsäglichkeiten dieser Person anhören zu müssen. Man hätte Sarrazin die beruflichen Hosen runter lassen sollen, alles schön säuberlich aufarbeiten, damit man sieht, was dieser Mann als Staatsdiener so alles geleistet hat - für die Bank, für den Staat, für sich selbst und seine wirren Thesen und deren Profit. Man darf davon ausgehen, dass bei der Bundesbank dann aber eine gewisse Angst vor weiterer Rufschädigung da war - auch wenn man die Frage, wie jemand 400 Seiten neben seinem normalen Spitzenjob in weniger als einem Jahr niederschreiben kann, ohnehin jetzt schon stellen kann.



Aber so ist es nun mal mit den Klügeren - sie haben den Zugang und die Möglichkeit, andere zu diskriminieren, und sich selbst dabei immer noch irgendwie aus der Schlinge zu ziehen. Sarrazin hat jetzt vernutlich genug Optionen für andere Tätigkeiten, irgendeine Stiftung wird dem Genteilungsforschungsamateur schon ein Zimmerchen mit Sekretärin geben, oder eine konservative Firma aus dem Bereich Sicherheitstechnik, und man darf sich sicher sein, dass man von ihm in der neuen Position noch so einiges hören wird, wenn die ganz bestimmten Medien ihn nicht vielleicht doch lieber, da er nun durch ist, hegemannisieren und so tun, als wären sie ihm nicht sonstwo reingekrochen.



Es sind diese unappetitlichen Geschichten aus den Eliten dieses Landes, bei denen ich immer froh bin, wenn ich sie wieder vergessen kann. Solche Leute rauben mir den Schlaf, und sie sind der Grund, warum ich immer wieder eingehende Anfragen zu "Hintergrundgesprächen" und "kleinen Kreisen" ablehne: Ich traue denen allen nicht. Ich kenne das alles zu gut. Ich brauche nicht noch mehr Erfahrungen aus kleinen, verfilzten Käffern, die immer gleich sind, egal ob sie Pfaffenhofen oder Berlin heissen. Nur gegenüber den wahren Blöden, den deutschen Verführbaren, die sich ausplündern und verarschen und verdrecken und ruinieren lassen, von Bankster-, Atommüll- und Sickolobby (lest die PDFs!) und ihren Mietsklavenpolitikern, die so ein Pack wählen und sich nur wirklich aufregen, wenn man ihre Dumpfheit anregt, für die habe ich auch kein Mitgefühl mehr.

... link (20 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 9. September 2010

Alte Männer und Kisteninhalte

Sehr guter Text von Don Dahlmann, übrigens. Ich denke, dass es vor allem die ungeliebte Erkenntnis ist, dass Bloggen wie jedes echte Schreiben Zeit braucht, die den Prozess der Blogeinstellung mitunter so schwierig und unangenehm macht. Der Übergang vom langsamen Blog zum schnellen Twitter oder zur "Timeline" ist wie vom Buch zur Morning Show im Radio, und ab und an ahnt mancher, was er da verliert. Anderen ist es egal, weil Schreiben saugt volle Kanne ey.

Hier ist gerade viel los, ohne dass es wirklich interessant und spannend wäre: Mieterwechsel, Familiendinge, Freundschaftliches, gesundheitliche Problembehandlung durch Ignoranz und anderes, das nicht ins Blog gehört. Oder anders, es ist nicht langweilig, es sieht nur so aus. Allerdings ist da noch die anstehende Reise Richtung Italien, die ihre Schatten voraus und mich um 25 Jahre zurück wirft. Denn das Rennen, an dem ich teilzunehmen gedenke, ist zwar für Oldtimer, aber zu meiner bitteren Erkenntnis muss ich sagen, dass diese Oldtimer die Träume meiner Jugend waren. Sprich, wenn die Räder veraltet sind, dann bin ich...



Es ist vielleicht in dieser Hinsicht gar nicht so gut, das alte Zeug immer aufzuheben. Bei den Fahhrädern wurde eines, das erste, einem Bekannten gestohlen, dem ich es dummerweise geliehen hatte. Immer, wenn ich ein hellblaues KTM mit gelber Schrift sehe, zuckt es mich. Ich habe zwei Bianchis verunfallt, und von einem sind die Reste noch im Keller, und vier Räder habe ich an andere weitergegeben, zwei davon fahren noch, zwei andere hängen an Wänden. Der Rest, und es sind mehr als 2, ist noch da. Nur die letzten 10 Jahre fehlen in der Sammlung, aber ich bin ohnehin der Meinung, dass sich seitdem nicht mehr so arg viel getan hat. Bei meinem Saronni für die l'Eroica hatte ich erst den Eindruck, dass es Äonen weg von den anderen Rädern ist, aber erstaunlicherweise lag das vor allem an den originalen und sehr dünnen Reifen.

Inzwischen stellt sich wieder das Gefühl einer Vertrautheit ein, das wenig angenehm ist, wenn man sich überlet, wie alt die Kiste ist, auf der man sitzt. Man kann damit umgehen, weil man es gelernt hat. Heutige Jugendliche wären vermutlich völlig von den schwergängigen Bremsen und den seltsamen Schalthebeln überfordert. Das ist kein Vorteil des Alters, denn diese Maschinen existieren kaum mehr. Auf ein Rennrad aus den 80ern kommen bei Ebay 50 aus den darauffolgenden Jahrzehnten. Man hat eine Geschichte, deren Grundlagen verschwinden.



Inzwischen suche ich immer noch meine alten Rennradschuhe von Detto Pietro. Die sind noch handgenäht aus Leder mit vielen Löchern und Schnürsenkeln, und leider irgendwo in der Garage meiner Eltern verschwunden. Weggeworfen, steht zu befürchten. Und anderweitig in der Art nicht mehr zu beschaffen, ausser bei sündhaft teuren Spezialanbietern, die mit dem Retrotrend gute Geschäfte machen. Was ich allerdings anderweitig und unter anderen Voraussetzungen entdeckt habe, sind meine alten Adidas Merckx, von denen ich auch dachte, dass sie beim Umzug nach Berlin verschwunden sind. Mit denen hat es eine besondere Bewandtnis, wenn man sie mal neben all die todschicken Hipsterturnschuhe hält, wie jene, die Trickers für den Preis von weit über 100 Billigdönernn "in englischer Handarbeit nach alten Mustern" produziert.



Da hat man plötzlich mit einem dreissig Jahre alten Schuh die modernen jungen Leute wieder am Schlawittchen, und vor allem: Die suchen händeringend nach den Originalen, deren potthässliche Neuschöpfungen auch wieder zu bekommen sind. Obwohl damals die Adidas schon doppelt so teuer wie die Detto Pietro waren - 179 DM war 1988 nicht wenig Geld - fand ich die italienischen Schuhe ohne Plastikeinsätze sehr viel besser. Aber wenn es dabei bleiben sollte, und ich mit den Adidasschuhen starten muss, ist es so auch nicht schlimm. Manchmal hat es eben doch seine Vorteile, wenn man alt ist und Kisten voller Zeug hat, das man nicht wegwirft.

Darüber habe ich im Netz noch etwas anderes gefunden, was mich sehr erfreut - dieses Bild von Merckx und anderen Mitte der 80er Jahre (und zum Glück in Schwarzweiss, in Farbe wäre es schlimm): Mir geht es um den Herrn in der Mitte meit dem sagenhaften Leibchen eines Küchenherstellers, und hier wiederum um die wirklich schicken und ansonsten gar nicht so sportüblichen Socken. Als Kind der 80er Jahre habe ich eine enorme Aversion gegen kurze weisse Sportsocken, ich trug immer nur dunkle, lange Socken, und ich werde das auch nicht ändern. Mit dem Bild habe ich ein historisch korrektes Beispiel für diese meine Haltung auch im Sport. Die passenden Socken habe ich, die Trikots kommen hoffentloch morgen, fehlen also nur noch Knickerbocker.

Und ein paar hundert Trainingskilometer, damit ich nicht mehr ganz so alt und gebrechlich daherkomme, und schneller trete, als andere junge Leute in grossen Städten, die sie nie verlassen, im Bus twittern.

... link (24 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 7. September 2010

Das Elend der Konservativen

Irgendwo bin ich ja auch konservativ, ja, nachgerade reaktionär. Ich hätte beispielsweise nichts gegen ein Alkoholverbot bis zum 21. Lebensjahr, und auch mit saftigen Geldstrafen für nächtliche Ruhestörung könnte ich etwas anfangen - solange es nicht die daran schuldigen Wirte betrifft, für die gibt es vor der Stadt die Donau. Macht es wie 1453.

Trotzdem sehe ich in der Integrationsdebatte für die Konservativen wenig Sinn. Mein Gemüsehändler türkischer Herkunft macht Wahlwerbung für die CSU, weil die für Ordnung und Bürokratieabbau sind. Und auf der anderen Seite lese ich ab und an die kranken Rülpser von PI und Kreuz.net und denke mir: Das alles fliegt uns bald um die Ohren. Das ist nicht mehr eine Haltung, das ist am Ende.

Und genau darüber habe ich auch in der FAZ geschrieben, weil Toleranz muss auch sein, und das sage ich lieber heute, bevor ich übermorgen Sicherheitsverwahrung für Kippenwegwerfer verlange.

... link (28 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 6. September 2010

Ungebetenes

Beim Verlassen des Hauses sah ich plötzlich den Herbst, und er war rotbraun und bereit, sich weiter auszudehnen. Ich hätte ihn abreissen können, aber es hätte nichts gebracht. Da ist er nun.



Die Zweitkatze, ihrerseits von neu zugezogenen Gänsen bei den Nachbarn genervt - eindlich mal grosse Vögel zum jagen, und dann sind sie nicht nur riesig, sondern auch grösser und lassen sich nichts gefallen, und zu viert sind sie ausserdem - übt schon mal das Verstecken vor dem Regen.



Ich bin, das sage ich ehrlich, sehr angewidert von dem Schmierentheater rund um die Atomkraft und dem Erfolg der Lobby gegen das gemeinschaftliche Interesse des Staates. Ich wünsche denen nicht den Tod, aber ein langes Leben ohne Freude. Und allen, die diese käufliche Bande ins Amt gewählt haben, einen schönen, auf mehr als 12 Jahre sicheren Arbeitsplatz in einer Endlagerstätte.



Wo diese Regierung auch hingehört. Und bitte dickes Metall für die Fässer nehmen.

... link (7 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 5. September 2010

Torten für andere, Probleme für mich.

Die Katze hat es gut: Gelenkig genug, um auf den Küchentisch zu springen, schlank genug, um sich über die Tortenreste her zu machen, geschickt genug, es so zu tun, dass man es erst merkt, wenn es schon zu spät ist. So geht das, könnte man meinen. So muss man es machen.



Ich dagegen bin auf Diät (keine Torte, vorerst), ungelenkig (habe mich vorgestern erst wieder verrissen), und das einzige, was ich gerade wirklich bemerke, sind allergröbste Computerprobleme. Inzwischen lösche ich keine SD-Karten mehr, das ist wenigstens einigermassen sicher. Unsicher bin ich dagegen auf einem alten Rad, das ich demnächst über Schotter fahren soll:



Längst habe ich mich nämlich an Bremsschalthebel und Klickpedale gewöhnt. Am Anfang der Klickpedalnutzung bin ich an Ampeln umgekippt, weil ich versuchte, den Fuss nach hinten zu ziehen. Heute kippe ich fast um, weil ich versuche, das Bein, wie bei Klickpedalen nötig, zu verdrehen. Dabei habe ich auch gemerkt, dass die eigentlich für Italien vorgesehenen Sportschuhe viel zu dick für die grazilen Pedale sind. Wie man früher eigentlich auf 20mm breiten und mit 9 Bar aufgepumpten Dackelschneidern fahren konnte, verstehe ich heute im Abstand von einer Dekade auf 23 mm breiten Reifen auch nicht mehr. Es mögen nur 4, 5 Millimeter mehr Federung sein, aber die machen schon einen enormen Unterschied, wenn sonst jede Ritze im Teer durch den Körper an die Stelle der verletzten Rippen läuft.



Fehlen also noch breitere Reifen und etwas Putzen und die Aufkleber und eine historisch korrekte Flasche und eine Lenkertasche aus Leder von der Art wie ich Depp sie in der Schweiz nicht gekauft habe und passende Schuhe, denn die alten, heute von der Form her wieder enorm beliebten von Detto Pietro sind offensichtlich einer heimischen Wegwerforgie zum Opfer gefallen. Mein Schuhmacher in Verona wäre vielleicht eine Lösung, aber da muss ich ohnehin auf dem Weg zum grossen Rennen von Gaiola vorbei.

... link (19 Kommentare)   ... comment


Das Schöne am Bloggen ist

dass man vielleicht mal etwas braucht, was auf die Schnelle nicht zu beschaffen ist, aber jemand weiss, wie man es schnell und unkompliziert doch hinbekommt.



Dafür, dass ich mit einem voll fahrtüchtigen Rad angefangen habe, steckt jetzt schon eine Menge Arbeit drin.

... link (14 Kommentare)   ... comment


Rasse und Erbe

Es gibt so Beiträge, die wollen nicht richtig zusammenfliessen, und deshalb muss man sie immer wieder kneten. Heute Nacht habe ich lang geknetet, und am Ende kam dann heraus, warum das mit der Züchtung einer klugen Rasse für einen absonderlichen Kerl und seine judengenteilenden Kreise nichts wird. Manchmal frage ich mich bei dem Kerl ohnehin, ob das nicht alles Ausdruck einer kleinbürgerlichen Möchtegernigkeit und Hass auf das eigene marode Leben ist.

Hoffentlich haut ihn die SPD endlich raus, nicht zum Aushalten, dieser Typ.

... link (24 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 3. September 2010

Ich kenne den Falk Strascheg

Sehr netter Mann, aber mitunter mit etwas komischen Leuten in seiner Umgebung; ich hatte da mal erstaunliche Erfahrungen mit dem "Finanzbuchverlag". Die Allerkomischten wollten hier bei Blogger.de eine professioonelle Plattform für das Entrepreneurship-Center von Strascheg einrichten. Man sollte ja glauben, dass die Stiftung eines der erfolgreichsten Venture Kapitalisten genug Geld hat, ein eigenes Blog zu betreiben, aber sie wollten es unbedingt hier machen - und sind rausgeflogen, wie es hier nun die Regel ist.

Das ist das eine. Das andere aber ist die Reaktion, und die ist wirklich unter aller Sau - keine Ahnung, was das für Leute sind, aber diese dort kommentierende "Ellen Maier" würde ich nicht beschäftigen wollen, so wegen angemessener öffentlicher Kommunikationsfähigkeit:

Herr "ichichich",
Ich habe Sie gestern nach meiner ausführlichen Erklärung, dass wir ein An-Institut der Fachhochschule München sind und KEINERLEI KOMMERZIELLE ZWECKE VERFOLGEN darum gebeten,mit mir über meinen geschäftlichen Account in Kontakt zu treten. Und was machen Sie stattdessen???? Sie löschen unseren Blog. Diese Handlung wird Konsequenzen nach sich ziehen - Sie und die Betreiber von blogger.de hören in der nächsten Woche von unseren Anwälten, zumal auch Ihr Internetauftritt unter rechtlichen Aspekten gesehen erhebliche Ängel aufweist (angefangen von einem mangelnden und verbindlichen Impressum! Sollten Sie sich doch entscheiden, den Rechtsweg zu umgehen, dann wissen Sie ja, wie Sie mit mir direkt in Kontakt treten können. Ellen Maier


"Ausraster" ist da noch eine dezente Umschreibung. Ganz erszaunlich, wenn man sich das mal anschaut (http://www.sce-web.de/ellenmaier.html): Ich denke, für jemanden, die Kommunikation und Coaching macht, eine erstaunliche Einlassung, wie aus den Hochzeiten der New Economy.

... link (19 Kommentare)   ... comment


Siena im Herbst

Nun also offiziell: Im Oktober fahre ich nicht nur zur l'Eroica, sondern auch gleich noch mit, zumindest die zweitkleinste Runde mit 75 Kilometern. Und das nicht nur zwecks der Gaudi, sondern um das Leid und die Lust in der Toskana auch zu beschreiben. Unmittelbar danach in dann auch schon die Buchmesse, und da bin ich froh, wenn ich davor noch einmal frische und vom Betrieb nicht verpestete Luft einatmen muss. Nummer 2xxx werde ich sein, denn die Website sagt:

Thanks Porcamadonnahaving send us the enrollment form.

See you in Gaiole the next 3 October!




Ich bin ganz froh, dass man nicht gleich auch das alte Gefährt benennen musste, das einen dort über die Berge tragen soll. Es ist aufgrund der Bastelleidenschaft vieler Radler so gut wie unmöglich, ein gutes Rennrad in einem guten Zustand ohne Veränderungen zu finden, gerade wenn sie aus Zeiten stammen, da dieses Land noch nicht so reich war. In den 60ern und 70ern etwa hätte kaum jemand mal probeweise ein Rennrad gekauft und dann nach 500 Kilometer wieder eingemottet. Man hat das früher wieder verkauft, oder zum Stadtrad kastriert, aber immer irgendwie genutzt und zu Schanden gefahren. Weil man es sich einfach nicht leisten konnte. Die typischen, ungenutzten Oparennräder kommen frühestens aus den 90er Jahren, meist aber erst aus der letzten Dekade. Ausserdem war Rennradfahren damals absolut nicht trendig, und die wirklich guten Maschinen, die um 1990 herum 5000 Mark kosteten, für den Normalverbraucher so unbezahlbar wie heute ein Carbonrenner für 7000 Euro - soviel zur nicht nur gefühlten Inflation. Was davon in den letzten zwei Jahren auf den Markt kam, wurde oft genug von japanischen Sammlern weggekauft, die mitunter ein Vielfaches der Originalpreise zahlen, oder durch Fixiedeppen ruiniert. Ich habe gestern mal geschaut, was in einem vernünftigen Preisrahmen für gute Räder aus der Zeit vor 1985 geht: Fast nichts. Und die alten Radlgeschäfte, die so etwas noch im Lager haben könnten, sich auch längst ausgestorben, ausser vielleicht in Gmund, da ist noch einer.



Ich habe aber so um 1997 herum in München bei einem Gebrauchtradlmarkt mal ein "erneuertes Rad" gekauft. Die Basis ist ein sauber gelöteter Stahlrahmen in Rot, der dunkelgrau überlackiert wurde. Vom Hersteller hat sich nichts erhalten, und er ist mir auch etwas zu gross, aber es kostete nur 50 Mark und damit weniger als die neu montierten Klickpedale, die daran hingen. Die Komponenten einer alten Shimano 600 EX Gruppe kann man genau auf 1984 datieren, und es ist über weite Strecken original: Sehr frühe MA40 Felgen von Mavic, originale Bremsgummis, originale BIB REeifen mit damals schon 23 mm Breite. Nicht mehr original waren der Lenker, der Vorbau, die Bremshebel, die Sattelstütze und der Sattel; hier hat der Vorbesitzer brutal modernisiert. Ich habe eigentlich alle Teile, die geändert werden müssen, in alt und gut und vor allem italienisch herumliegen - nur die Bremsgriffe, die fehlen.



Kann sein, dass es deshalb doch ein nicht ganz billiger Spass wird, das Rad wieder in seinen Ursprungszustand zurück zu versetzen. Rahmenaufkleber kosten um die 60 Dollar und brauchen 2 Wochen bis zu mir, und die Bremsgriffe gibt es bei Halsabschneidern für ähnliche Preise. Es ist nicht so, dass ich es mir nicht leisten könnte: Aber irgendwie sehe ich nicht ein, dass ich Sammlerpreise bezahlen soll, nur weil ich ein paar alte Bremsgriffe brauche. Ich denke, ich werde heute Nachmittag nochmal meine alten Teilekisten durchsu... Ha! Da fällt mir was ein! Die hier müssten bei meinen Eltern noch im Keller liegen, wenn sie nicht Wegwerferitis bekommen haben.



Bleibt noch die Frage nach dem Hersteller. Den verschliffenen Microfusionsmuffen und den doppelkonischen Sitzstreben zufolge war es ein Qualitätsproduzent. Bianchi hatte ich zuerst in Verdacht, aber die hatten damals andere Gabelköpfe. Inzwischen habe ich einige "Saronnis" mit ganz ähnlichen Muffen, Bremsstegen und Gabeln gesehen; das war eine "Billigmarke" von Colnago in den späten 70er und frühen 80er Jahren, mit der man die Popularität des Rennfahrers ausnutzen wollte. Man sollte Colnago da nicht zu sehr loben; Gerüchten zufolge wurden die billigeren Rahmen ausser Haus, böse Zungen sagen sogar, im Gefängnis geschweisst. Die Aufkleber gäbe es wieder, und nun stellt sich die Frage: Lassen oder nochmal investieren? Zumindest würde auch die neue Farbe zur damaligen Erscheinung der Räder passen. Oder klebe ich FAZ.net-Aufkleber dran?

Und was mache ich, wenn ich es fertig habe und mir aus einem Schrotthaufen das Gios Compact Super Record entgegenspringt, das ich eigentlich gerne hätte?

... link (16 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 2. September 2010

Tritt fassen

So langsam geht es wieder. Die wirklich unsinnigen Gedanken aufgrund des Sturzes sind aus dem Kopf verschwunden, der blanke Irrsinn macht andernorts Station, und nun bewegen mich wieder rationale Überlegungen, mein Leben betreffend. So etwa: Wurde mir nicht Genesung gewunschen? Will man mich nicht wieder durch das Leben hopsen sehen? Und diese Woche Bettruhe, die man mir angeraten hat - galt die ab dem Arztbesuch oder ab dem Sturz, und wenn ab dem Sturz - dann müsste sie Woche doch von Donnerstag bis Mittwoch gehen, weil am Donnerstag ja die nächste Woche angeht. Das alles zusammengenommen lässt nur einen einzigen vernünftige Schlussfolgerung zu:



Und was soll ich sagen: Wenn ich gewisse Verrenkungen nicht mache und am Lenker immer schön oben greife, geht es sogar, zumindest für eineinhalb nicht allzu schnelle Stunden. Sachte sachte leise leise, zitti zitti, piano piano, non facciamo confusione bei dem Hausarzt, der auf dem Weg seine Praxis hat und das nicht sehen muss, schliesslich brauche ich keine Nachhilfe in Mathematik. Ausserdem, so denke ich, hat er "eine Woche" gesagt, weil ihm ohnehin klar ist, dass ich nach fünf Tagen wieder flügge bin. Hätte es nur "fünf Tage" gesagt... so muss das gewesen sein.



Ausserdem brauche ich Training. Mir geht da nämlich eine Idee im Kopf herum, die... wie ist, frage ich mich, eigentlich das Wetter so im Oktober, Anfang Oktober, genauer gesagt, in der Toskana?

Es ist nicht so, dass ich einen Anlass suche, meinen Fuhrpark zu erweitern, das nötige Material dafür, lange vor Baujahr 1987, habe ich selber aus Zweitbesitz. Es ist einfach so eine Idee, bis Montag habe ich noch Zeit, mir das zu überlegen, an den richtigen Stellen vorzutragen und an anderen zu verschweigen, schliesslich ist man mitunter ja noch immer der Meinung, ich sollte langsam auf den Rollator umsteigen, und nicht mehr Rennrad fahren, und schon gar keine Schrottkiste aus den 30er Jahren auf Schotter... nun, man wird sehen, es ist nur ein Vielleicht.



Etliche andere Unwägbarkeiten spielen leider auch mit hinein, fern meiner Möglichkeit, sie zu beeinflussen, aber man wird sehen. Immerhin ist auch nach 10, 15, 20 und 25 Kilometer kein Problem aufgetreten, das mich zum Umkehren zwingen würde. Nur in der Nacht, da möchte ich nicht fahren müssen, mit der noch immer leicht eingeschränkten Beweglichkeit und den Händen fern der Bremshebel. Das ist ja eher was für Geniesser, das Radeln, so wie ich es betreibe, wir wollen ja niemanden besiegen oder abledern oder sonstwie, und den Mountainbiker, naja, der war halt wirklich langsam.

Die Tage, das merkt man, wenn man oft draussen ist, werden kurz, empfindlich kurz. Es herbstelt vernehmlich. Kein Wunder, wenn ich überlege, ob ich im Oktober...

Man wird sehen.

... link (33 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 1. September 2010

Geschichte einer Entfremdung

Google war zu Beginn toll. Das war so, als hätte jemand in einem verqualmten Raum das Fenster aufgemacht. Ich verliess Altavista und kehrte nie mehr zurück (gibt es das überhaupt noch?)

Google Mail war und ist eine gute Mailplattform. Das heisst, früher war sie einzigartig und hat alle anderen in die Knie gezwungen, heute ist sie immer noch gut. Gut im Sinne von "benutzerfreundlich". Weniger gut in Sachen "Wissen über andere". Aber vermutlich auch nicht mieser als andere Anbieter, und um Längen besser als Yahoo und Microsoft.

Aber diese schlanke Lösung wurde mehr und mehr überfrachtet. Der Weg ist klar, Google möchte mit Telefon, Buzz, Kurzmitteilungen die umfassende Kommunikationszentrale werden. Das ist noch nachvollziehbar, weil Google eine Software hinstellt, und der Mensch den Inhalt.

Aber jetzt kommt Google Priority Mail, und dieses System wiederum lernt nicht nur vom Nutzer, was ihm wichtig ist, es liefert ihm auch entsprechend die Mails zu. Es übernimmt menschliche Entscheidungen, es gewichtet und wird zum determinierenden Faktor. Der Mensch übergibt seine Individualität an den Rechner. Das ist ein Paradigmenwechsel, und gäbe es dafür nicht eine Zielgruppe der Internetjunkies, der Google damit massiv den Lebenszeweck simuliert, könnte man einfach sagen: Wer zum Teufel ist so dumm, das zu nutzen? Google verspricht mehr Effizienz bei der Bewältigung des Mailansturms, aber wäre die richtige Lösung nicht: Einfach weniger im Internet sein?

Aber in einer Welt, wo ein paar mediengeile Awarenessstricher auch anderer Leute Häuser gegen deren erklärten Willen dem Datenmissbrauch zugänglich machen, sollte man sich nicht mehr über allzu viel wundern. Jedenfalls habe ich mir den neuen Dienst von Google bei der FAZ und seine Zielgruppe mal zur Brust genommen. Auf meinen Brief von Streetview zur Verpixelung meines Hauses warte ich übrigens noch immer. Entweder ersäuft Google in Anträgen, oder sie spielen auf Zeit. So oder so kein nettes Verhalten.

... link (24 Kommentare)   ... comment