: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 31. August 2010

Das Ende des freien Willens

Ich glaube, was ich jetzt bräuchte, um mich auszukurieren, wäre eine harte, lange Radltour im Sonnenschein, damit sich im Körper alles wieder setzt. Aber das Wetter ist nicht danach, und dunkel meine ich mich erinnern zu können, dass der Arzt das nicht ganz so angeraten hat. Überhaupt, gerade wird mir sehr viel geraten, so dass ich fast von einer Entmündigung meiner Person im fortgeschrittenen Alter sprechen möchte. In der FAZ.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Das Dürfen und das Müssen

Ich habe mich ja lang gefragt, wer in der deutschen Medienlandschaft so bescheuert ist und einen Michael Seemann, bekannt durch ein hingefuxeltes Blog bei der FAZ, etliche Urheberreechtsverletzungen und schlussendlich einen vergeigten Shitstorm gegen die FAZ, als er deshalb rausflog, nochmal die Tore öffnen wurde. Im Verdacht hatte ich Carty.ionfo, aber das ist kein Medium, sondern eine Lagerstätte für pseudojournalistischen Sondermüll. Ich hatte aufgrund einer - sagen wir es so, durchaus überraschenden - Annäherung wenig erbaulicher Personen einen gewissen Verdacht, dass man einer Heise-Publikation so etwas bald würde nachsagen können. Gestern nun sass ich in Erlangen bei den Poetentagen auf dem Podium, wohin ich mich wider besseres Wissen geschleppt hatte, und, um es kurz zu machen: Die Heimfahrt war kein Spass mehr. Aber die Veranstaltung war sehr amüsant, und der Raum...



Da ging es dann um Fragen, wie man mit der neuen Kommunikation im Internet und dem verteilten Lesen so vieler unterschiedlicher Texte umgeht. Ich bin da, offen gesagt, zwischen den Welten: Einerseits als Blogger, der die Kommunikation für den wichtigsten Aspekt seiner Arbeit hält. Und andererseits als Autor und Leser, der kein TV und Radio mehr nutzt, sondern jenseits des Internets die Bücher. Ich kann das alles in mir vereinen, da sind keine Widersprüche - aber das sieht nicht jeder so.

Auch heute bin ich noch ein wenig ratlos ob der Geringschätzung, die dem Diskurs als Lesemittel entgegen schlägt. Ich bin erstaunt über die Haltung, ein Journalist müsse nach der Rezension nicht mit seinen Lesern und Kunden reden. Diese alte Sender-Empfänger-Ideologie. das Oben-Unten-Schema, das "Wir wissen es besser". Ich will das gar nicht prinzipiell bestreiten, man kann eine Zeitung nicht als Forum ins Internet übertragen, aber ich sehe eine Verpflichtung für beste Inhalte und beste Diskurse. Wer sich nicht darum kümmert, wird mittelfristig feststellen, dass es leicht ist, einen guten Text zu schreiben, aber schwer, einen guten Diskurs zu begleiten. Und die Frage, wo die Leute hingehen, zu denen, die zu ihnen reden oder zu jenen, die mit ihnen reden, ist nicht schwer zu beantworten. Man kann es auch bleiben lassen, aber klug ist das vermutlich nicht.

Aber gross, immer noch zu gross ist die Angst, sich darauf einzulassen, vermischt mit der langen Erfahrung, dass man auch ihne solche Ideen veröffentlichen kann. Man mag keine Trolle und kann sich nicht vorstellen, mit Menschen zu reden, die keinen echten Namen verwenden. Ich glaube nicht, dass man die Energie hat, sich auf das "Communitymanagement" freiwillig einzulassen, denn dazu fehlt die Erfahrung, daraus erwächst Unsicherheit und Ablehnung. Ich jedoch denke, gerade für das Lesen muss der Diskurs sein: Denn wenn ich nachher über etwas rede, lese ich anders, als wenn meine Meinung nachher keinen juckt. Ich tendiere zur Meinung, dass der kommentierende Leser der beste Leser ist, den man haben kann. Aber dazu darf man sich keinesfalls als totalitäres Stück Basta hinstellen und sagen: Interessiert mich einen Dreck, was Ihr denkt, Ihr werdet sowieso von der Entwicklung, von meiner Haltung gleichgeschaltet.

Auf dem Podium war auch Jens Jessen von der Zeit, der dort das Feuilleton leitet. In nämlichen Organ lässt man, wie ich zu spät gesehen habe, Seemann wieder schreiben. Schön blöd, aber noch blöder für mich, denn der neueste "Ihr werdet vom Internet assimiliert und habt keine Chance"-Rülpser wäre eine feine Sache gewesen, um das mit dem Internet mal zu erklären, und was dort genauso falsch läuft, wie im Print. Um zu zeigen, dass wir nicht über Online oder Offline sprechen, sondern über Menschenbilder. Da gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, mit dem Leuten umzugehen, man kann versuchen, ihnen genau das zu erlauben und zu ermöglichen, was sie tun wollen, und ihne dabei nicht das Gefühl geben, sie seien der Dreck, auf dem die immer Recht habende Journaille oder der Mob der Berliner Billigdönerfresser in ihre tolle Zukunft marschieren.

Was ich am Internet so ujnglaublich mag,. was ich daran so liebe, ist die Kann-Option. Jeder kann. Niemand soll irgendwas müssen. Ich habe kein Problem mit Pornoangeboten, Goldbugs und SM-Foren, solange die Leute können und nicht müssen, oder niemand anderen zu irgendwas zu zwingen. Die Devise des Internets ist in meinen Augen das "Du darfst" und nicht ein "Du musst" oder ein"Es bleibt Dir nichts anderes übrig". Es ist einer der grossen Webfehler des Netzes, dass es nicht durchgängig ein Opt-In-Internet ist, sondern bestenfalls zu einem Opt-Out-Internet gemacht wird, ein Ort ohne Vergessen und mit steigendem Misstrauen. Vieles von dem, was ich mit aufgebaut habe, funktionierte als "Mach mit, wenn Du magst", und nicht als "Du bist so oder so dabei". Es ist ganz erstaunlich, wie genau das Pack, das den umfassenden Tod der "Holzmedien" ausruft und sich über schwindende Abozahlen freut, weil es das Internet nach vorne bringt, das sie beherrschen, sich nun bei einem Holzmedium tummeln und dort die neue Unfreiheit des Netzes mit sich selbst als Nutzniesser ausrufen.

Insofern sehe ich die Fronten gar nicht zwischen Online und Print, oder zwischen Lesen und Teilnehmen, sondern zwischen Können und Müssen. Mich widert der Lesebefehl genauso an, wie der Mitmachbefehl, dieses "Wer nicht dabei ist und das nicht so sieht und meine Bedingungen nicht akzeptiert, der wird eben im Internet gestript/ist kein Bildungsbürger und kann nicht mitreden." Arroganzstinkendes Fäuleton mit braunen Hirnbrocken. Zwischen Dürfen und Gezwungen werden. Zwischen Freiheit und Totalitarismus. Natürlich darf die Zeit den Rauswurf der FAZ aufessen. Vom nur vermuteten Gegensatz zwischen Online und Print abgehoben, passt sowas wie der Seemann gar nicht so schlecht zu Leuten wie Iris Radisch und ihrer Bastahaltung.

Aber ich denke nicht, dass beides Bestand haben wird.

Edit: Noch mehr Betriebsunannehmlichkeiten finden sich hier aufgespiesst.

... link (26 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 29. August 2010

Ich sage:

Alle braunen Cretins teilen mehr als nur ein bestimmtes Gen.

... link (72 Kommentare)   ... comment


Real Life 28.08.2010: Rekonvaleszenz

Heute nach dem Konzert so: Herr Porcamadonna, sie brauchen eine Frau, die auf Sie aufpasst. Die A. soll mit ihnen gleich in die Apotheke gehen. Sie sollten es mal mit einem Tanzkurs probieren, die I. fängt jetzt auch wieder an. Also, das haben Sie in Ihrem Alter doch gar nicht nötig, und Sie sehen ja, wie es endet.

Gestern dagegen schon:











Ich glaube, ich bin zu schnell für Kuppeleien und gedenke es auch weiterhin zu bleiben.

... link (10 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 29. August 2010

Nummer 865 von 2000

Eltern tendieren ja zu der höchst freudlosen Überzeugung, dass ein Mensch immer nur auf einem Rad sein kann, und mehr als eines deshalb überflüssig ist. Abgesehen davon, dass es nicht stimmt - bei einem Crash in grösserer Gruppe kann man auch auf 4 und mehr Rädern sein - übersehen sie natürlich die unterschiedlichen Einsatzzwecke. Eine Zeitfahrmaschine für die Ebene ist kein Rad für die Alpen, ein Stadtrad ist kein MTB. Eltern sagen, dass man fahren soll, was man hat, und Söhne schauen neídig auf all die tollen Räder, für denen ihnen das Geld fehlt. 1987 stand ich desöfteren vor den Schaufenstern des alteingesessenen, aufgeblasenen und teuren Radgeschäfts in der Innenstadt, und schaute mir die wirklich teuren Rennräder an. Heute klingen Preise wie 1000 Euro für einen Rahmen nicht mehr schlimm, aber 1987 waren 2000 Mark sehr viel Geld, wenn man gerade mit dem Abitur fertig und am Beginn des Studiums nicht mit Geldverdienen beschäftigt war. 2000 Mark reichten zudem nicht mal für den Knaller der Saison, von dem das Geschäft 6 Exemplare in Italien bestellt hatte: Der Florentiner Rahmenbauer Daccordi feierte mit einem Jubiläumsrahmen seine 50 Jahre im Geschäft. Vom äusseren Eindruck her mit Anspielungen an die Vergangenheit, mit verchromten Muffen und einer speziellen Lackierung, mit enorm viel Chrom und perfekter Verarbeitung. Nur 2o00 davon gab es weltweit, und eine Nummer war im Tretlagergehäuse eingestanzt. Der Daccodi 50 Anni spielte 1987 in einer ganz anderen Liga als unsere selbst zusammengebauten Rennkisten. Die waren gut aus der Not heraus. Daccordis waren gut, weil sie nicht auf Kosten achteten.



Natürlich waren die Räder bald weg. Gekauft wurden sie von Leuten, die nicht lange nach den besten Komponenten suchen mussten, sondern einfach eine Gruppe verbauen liessen. Sie sagten ihre Wünsche, der Laden baute auf. Niemand machte sich die Hände schmutzig. Da gingen sie hin, die Daccordis, in die eine Richtung, wir in die andere, und wenn wir im Altmühltal fuhren, dachten wir oft, dass ein dunkles Rad eines Entgegenkommenden vielleicht eines sein könnte. Aber sie waren es nicht. 23 Jahre lang habe ich kein Daccordi 50 Anni mehr gesehen, aber seitdem jede Menge Schrott und Müll. Ein ganzer Berg von Müll etwa wartet hinter einem grossen Radladen auf einen Käufer, der ein paar Euro für schadhafte Räder bezahlt. Und zwischendrin war das:



Eines der sechs Daccordis von 1987. Zu klein für mich, auch nicht mit den von mir bevorzugten Teilen aufgebaut, aber billig und vollkommen unberüht. Zwischen den Ritzeln nur ein wenig Staub, kein Öl auf der Kette, keine Schrammen im Umwerfer, kein Abrieb auf den Felgen: Die Bremsklötze beweisen, dass nie jemand damit bremste. Der Damensattel weist darauf hin, dass es für eine Frau aufgebaut wurde. Oder für einen Mann, der dachte, seine Frau würde sich darüber freuen, wenn sie das Beste bekäme, was damals zu kaufen war. Dem war offensichtlich nicht so.



Auch nach heutigen Massstäben ist der Daccordi 50 Anni inmer noch ein grandioser Rahmen. Etwas schwer vielleicht, aber von einer handwerklichen Könnerschaft, die heute kaum mehr anzutreffen ist. Es sind besonders die Details, die Muffen, der Chrom, die Gravuren, das rohrschonende Silberlot, die die Qualität des Rahmens ausmachen. Mein Colnago Titanio ist toll, aber dagegen grobschlächtig und schlampig. Man kann gemuffte Stahlrahmen anders, aber nicht besser bauen. Und nach all den Jahren ist es immer noch ein Rad, bei dem man zugreifen muss, wenn sich diese Gelegenheit bietet. Es ist nicht nur der Jugendtraum. Es ist auch der Umstand, dass es neu ist. Nie benutzt. Dass es nicht verschwunden ist, sondern nur 23 Jahre gewartet hat, um mir unbenutzt und ladenneu, nur ein wenig verstaubt vielleicht, in die Hände zu fallen.



Es ist nicht irgendein Daccordi, es ist genau das von vor 23 Jahren: Unter dem Sattel klebt noch der Preis und der Name der Firma. Viel zu teuer, wie immer. Aber auch ohne Preis hätte ich es gewusst, denn die Montagequalität war so mies, wie man es von der Firma gewohnt war. Der Steuersatz war viel zu stramm angezogen, die Laufräder zu weich eingespannt, die Kette nicht richtig gekürzt, und die Kurbel nicht hart genug aufgezogen. Der Erbe der Firma wollte dann das Geschäft ganz gross machen, schloss den Laden in der Innenstadt und zog in eine riesige Halle vor der Stadt, die sich nicht rentierte. Und dann machte er pleite. Das Daccordi jedoch ging an eine Dame, die damit nichts anfangen konnte. So viel Geld. So viel sinnlose Verschwendung. So viel Elend im Überfluss. Nummer 865 von 2000 machte es nichts aus, es wartete 23 Jahre lang. Dann landete es auf dem Schrotthaufen als Kommisionsware, und ich brauchte eine Sattelklemme zu 4,95, und musste dort zufällig schnell vorbei. Warf ein beiläufiges Auge auf den Schrotthaufen und sah es hervorblinken.



Es ist nicht so, dass ich die Dinge suche. Die Dinge suchen mich. Nummer 865 ist zu klein, viel zu klein für mich, aber gerade richtig für meine Liebste. Und hätten mich meine Eltern beim Heimtransport mit noch einem Rad gesehen und gesagt, man könne nur auf einem sitzen - dann hätte ich geantwortet, dass sie wie immer recht haben, aber es gibt ja auch noch andere Hintern. Und inzwischen kann ich es mir leisten.

... link (17 Kommentare)   ... comment


Jetzt tanzen alle Puppen

und ich habe die Ehre, bei "Deus Ex Machina" den ersten Stargast zu präsentieren:

Ansichten eines Codierknechts

Über Sonnen, Zahlen und Geschlechtsverkehr.

... link (0 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 28. August 2010

Es gibt kein AKW am Tegernsee

Hätte ich heute, wie eigentlich geplant, mein Seminar gehalten, und wäre ich nicht nur marode auf dem Sofa gelegen, wo mich am Morgen dann die Putzfrau vorfand und sich vermutlich ihren Teil dachte, dann hätte ich gesagt: Kinder, hätte ich gesagt, es bloggt sich leichter, wenn man weniger denkt. Bei manchen klingt das dann beschissen, das sind betriebsdeformierte Journalisten und andere von irgendwelchen Presseschulen verblödete Hungerleider, und wenn es bei Euch so ist - dann schreibt besser DPA-Meldungen ab und macht Klickstrecken, aber kein Blog. Dann hätte ich ihnen ein paar abschreckende Beispiele gezeigt. Es ist ja nicht so, dass manche Versager es für Bloggen halten, wenn sie wie SPONschleimer TV-Gossenlachnummern kopieren oder zwei Agenturmeldungen mit Anmerkungen versehen oder Parteientwürfe in ihr Blog einstellen, so dass ich mir auf die Zähne beissen muss, wenn ich eigentlich gern 5 verkopfte neue Blogs des SZ-Magazins kollegial als Hirnfick bezeichnen möchte.

Aber dank meiner suboptimalen Fahrkünste (eine Bewohnerin im Haus, ca. 75 Jahre alt, sagte: Was? Da hinten? Da fahren wir auch immer, da ist noch NIE jemand runtergefallen) geht das jetzt alles nicht, und schlimmer: Auch mein Kopf denkt weniger.



Was ich erst gemerkt habe, als ich den Notartikel für die FAZ heute nochmal durchgelesen habe. Da könnte man wirklich sehr viel falsch verstehen, so wie ich da auf den Formulierungen ausgerutscht bin, immer dann, wenn es zufällig um CSU und Atomenergiefreunde geht. Weniger denken ist gut, aber nicht denken ist schlecht. Dabei geht es wirklich nicht um Kritik an den Herrschern des Landes in Banken und Industrie und auch nicht um Nachtreten gegen ihre Mietsklaven im Reichstag, sondern nur darum, dass dahinten zwischen Ringberg und Blaubergen kein AKW steht, obwohl es hinpassen würde.

... link (11 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 27. August 2010

Tagesprogramm

Der Arzt meint, dass man jung ist, wenn man sich am Tag danach besser fühlt, und alt, wenn es schlechter geht. Gestern hatte ich das Gefühl, von einem Panzer überrollt zu sein. Heute ist es nur noch ein LKW, morgen vielleicht sogar nur ein Opel. Ich bin also eher noch jung, aber die Leichtigkeit bei den Bewegungen ist dahin. Ausserdem bekomme ich voin der Sonne Kopfschmerzen.



Ausserdem auf dem Tagesprogramm: Absagen, Verschiebungen, Vertröstungen. Alles sehr ärgerlich. wenn ich mich schoin mal nach Norden aufmache und mich an den Gedanken gewöhnt habe, möchte ich das auch durchziehen. Nur ein Punkt bleibt auf der Planung - er ist ganz zuletzt und problemlos mit dem Zug zu erreichen. Es könnte ein schöner Tag sein, aber das meiste verschlafe, vertrödle, vergucke ich.

In der Nähe von Nürnberg stünde ein Basso Astra aus Columbus EL zum Verkauf, eines der unerschweinglichen Traumräder meiner aktiven Zeit in Magenta und Pink und sehr italienisch, für weniger als 1/10 des damaligen Preises, von rund 7000 Mark, aber das lasse ich besser. Erst mal. ich habe genug mit anderen Patienten zu tun, zu allererst mit mir selbst.

... link (0 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 26. August 2010

Endlich Urlaub!

Eigentlich sollte es hier noch eine Weile still sein, schliesslich wollte ich zu ganz anderen Dingen an den See fahren und Spass haben, bevor die grosse, faktisach stark netzreduzierte Rundreise durch das Land zu den Vorträgen nach Bonn und anderswo über Internet, Internet, Internet beginnt. An den See bin ich dann auch gefahren. Mit dem Bergradl. Erst mal runter an den Strand.



Dann zum Konditor und in unseren brandneuen Dorfladen, und danach wieder zurück in meine Wohnung, wo ich ausgeschlafen habe. Schliesslich brauchte ich etwas Urlaub auch wegen der ungesunden Arbeitszeiten spät in den Nächten. Dann noch eine kleine abendliche Runde ins Mangfalltal, über Wiesen, Wälder und Feldwege, so schön kann Oberbayern sein, die richtigen Berge muss man ja nicht gleich am ersten Nachmittag machen.



Ich kenne den Weg und weiss um die gegen das Gefälle eingezogenen Regenabläufe, und den ersten überwand ich ohne Probleme. Beim zweiten Exemplar schlug es mir den Lenker aus der rechten Hand, und das Vorderrad drehte mir das andere Lenkerende zum Oberkörper, den es in luftige Höhen zog. Um es positiv zu sagen: Den Helm hat es schlimmer erwischt, und das rechte Knie fühlt sich noch recht heil an. Ebenso wie der dritte Zeh am rechten Fuss, mit dem ich das hier schreibe. Wirklich schlimm, meint Onkel Doktor, ist nur die Sache mit den Rippen, das wird eine Weile weh tun, wo der Lenker war, aber machen kann man da nichts, ausser ausruhen, ein Guter hält es aus und um einen Schlechten ist es nicht schad. Weit verreisen kommt auch wegen diverser anderer Folgen nicht in Frage, und einer von der Sorte Kollegen, die auch noch halbbtot in die Arbeit rennen, wollte ich sowieso nie werden.

Wohlmeinende Leser werden nun vielleicht sagen, ich sollte doch die Kisten verkaufen und wieder Tortenprogramm machen, da kippt man nur wegen Verfettung um, wenn die Muskeln nicht mehr tragen, und das Fett fängt einen weich auf, und was soll ich sagen? Ich habe tatsächlich, gewissermassen vorgreifend, mein gelbes Battaglin an einen Freund verkauft! Eine gefährliche Rennsemmel weniger.



Dass ich das Geld dafür allerdings gleich wieder in ein schlecht erhaltenes und restaurierungsbedürftiges Trek OCLV steckte, das an den Laufrädern hing, die ich haben wollte, sollte man unter dem Gesichtspunkt des in weiser, an den Regenrinnen dann leider fehlender Voraussicht beschafften Ablenkungsprogramms daheim sehen. Ich habe ja keinen Fernseher für die Ablenkung, und schrauben kann ich auch mit den letzten drei Zähnen.

... link (68 Kommentare)   ... comment


Totalverlust durch Bildung

Es gibt gewisse Arten der Bildung, die ich ebenso wenig mag wie die Dummheit, weil sie weitgehend deckungsgleich ist. Dieses "wie wir ja alle wissen, ist es ja ohnehin längst geklärt, dass der nur vielen Idioten vollkommen unbekannte, aber von meiner Kollegin hochgeschriebene Sprechreimsänger Dagobert D. Düdelhoff den endgültigen Berlinroman geschrieben hat." Der Hegemannismus. Ich denke mir immer, dass diese Bildung4Dünkel am Ende mit dem Hirntod ebenso verschwindet wie alles, was uns die Abgründe von Spiegel Onschleim gebracht hat. Das ist nun mal so. Allerdings geht auch jede andere Bildung verloren, und da muss man schon mal fragen, ob eine Patek nicht die bessere Art der Vermögensverwaltung ist, wenn Bildung schon als Investment gilt. In der FAZ.

... link (4 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 25. August 2010

Spätsommerkrisen

Ooopsie - na, wer hätte das gedacht, weigert sich die Krise doch, einfach so vorbei zu sein und aus toxischen Papieren wieder Werte werden zu lassen. Generell habe ich auch nichts gegen Preistreiberei in Sachen Silber, aber wenn die Finanzenesotherikerabteilung der FAZ schon Silberspinner zu Wort kommen lässt, sagt das nicht nur was über die Qualität deren Ratschläge, sondern auch die generelle Lage der Wirtschaft aus. Trotzdem stand ich heute lange, lange am Bahndamm, erst ein Autozug nach Norden, dann ein Zulieferteilzug nach Süden, dann wieder ein Autozug nach Norden, irgendwo kann es sich jemand leisten, Vorstadtbewohner oder Firma, also ist alles bestens, hier zumindest.



Vergessen vermutlich all die Sprüche, der Osten werde sich durch die Krise dem Westen angleichen , oder ein Paradigmenwechsel stünde bevor. Sollte der noch kommen, weg von Statussymbolen und grossen Autos, hat er eine Menge Weg zu gehen. Prinzipiell stimmt es natürlich: Die Aussichten für noch mehr Mobilität sind eher nicht gut. Aber auf einen Radler sehe ich an diesem windigen Sommertag auf Kurzstrecke 30, 40 Autos. Wie überall. Würde man die Menschen fragen, was sie aus der Krise gelernt haben, wäre die Antwort vermutlich: Welche Krise? Selbst wenn ihre Steuern immer noch und auf Jahre und Jahrzehnte in das Debakel der Banken und der kriminellen Wirtschaft fliessen werden.

Und war da nicht noch was mit der Bayern LB und der Hypo Alpe Adria? Unsere sauberen bayerischen Politiker, die von den Kärntnern unter Jörg Haider getäuscht wurden... da gibt es jetzt eine lustige Sache, aus der Zeit nach dem Verkauf der HAA an die Bayern: Verdacht auf Geldwäsche für einen mutmasslichen Mafia-Paten. Das war dann schon unter dem Ministerpräsidenten Beckstein. Dem Mann, der immer so hart gegen Drogenhändler vorgehen wollte. Ich glaube nicht, dass der wusste, was die Tochterbank der Landesbank da getan hat, aber es ist schon eine hübsche Ironie, wer da alles Kunde bei unserem höchstanständigen Staat ist, und wohin all das Geld geflossen ist.

Wozu braucht eigentlich eine Staatsbank nochmal Konten in Liechtenstein, auf denen dann andere geschützt Gelder anlegen können, deren Verbleib den Staat sehr interessiert? Das sind so die Fragen, die mir in den Sinn kommen. Aber sonst geht alles seinen gewohnten Gang, und mit jedem Autozug wird die Lage besser.

... link (6 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 23. August 2010

Hebungen und Senkungen

Ich bin den Rest der Woche ziemlich viel unterwegs, mal nach Süden, dann nach Norden, dann auch mal zwischendrin, mit serh unterschiedlichen Anfo0rderungen und Aufgaben: Ein Workshop, ein Podium, Besprechungen, Familie und sogar Landwirtschaft - was angesichts der kommenden nächsten Krise aus den USA und England vielleicht nicht der dümmste Punkt ist.

Bei einigen dieser Veranstaltungen muss man lange Listen mit den Wünschen und Bedürfnissen ausfüllen, als da sind bevorzugte Reiseart (Auto), warum nicht Zug (weil man von mir gute Laune erwartet), benötigte Hilfsmittel (Viagra?) und Vorlieben beim Essen. Genauer: Vegetarisch oder nicht. Nun heisst vegtarisch nicht, dass ich es deshalb mag, auch bei Gemüse sind enorm viele Dinge dabei, die ich eher fragwürdig finde: Blaukraut und generell Kraut, Rüben und Linsen, Blumenkohl und Mais, um nur einiges zu nennen. Einmal war ich bei einem Kongress als einziger Vegetarier eingeladen, und es gab für mich Blumenkohl- und Rübenpflanzerl mit Kraut, man kann sich das Ergebnis vorstellen. Dass ich Kartoffeln auch noch kritisch gegenüber stehe, macht die Sache nicht leichter. Trotzdem bin ich jemand, der kein Fleisch isst, denn bei Fleisch hebt es mich.



Ein Ziel nun ist exakt jene Region, in der ich das vorletzte Mal absolut nichts, nicht mal einen Salat auf einer Speisekarte fand, was ich hätte essen können. Es war nicht Bayern (auch das Letzte mal nicht, das war in Frankreich), es war im Rheinland, an einem verregneten Novembertag, und ich hatte Grippe und Ärger wegen zwischenmenschlichen Indifferenzen. Ich denke, das wird diesmal nicht so schlimm, aber präventiv habe ich schon in der FAZ mal an meinen Argumentationen geübt, sollte mich ein ungnädiges Schicksal erneut in jenen Rheinort verrschlagen, wo sogar der Salat mit Presssack angereichert war.

Man weiss ja nie, bei denen da im Norden. Die Woche drauf bin ich wieder im sicheren Bayern.

... link (3 Kommentare)   ... comment