: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 6. März 2011

Immer wenn Gaddafi

von der Bekämpfung internationaler Terroristen spricht, kommt er mir fast so bizarr wie G. W. Bush und Richard Perle vor. Nur als Tipp für weitere Ansprachen: "An End to Evil" sollte es auch in arabischer Übersetzung geben.

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Das Ende des Winters

Letztes Jahr war der Winter lang, aber sehr schön. Dieses Jahr war er kürzer, in gewisser Weise auch härter und weitaus weniger strahlend schön. Mir ist durchaus klar, dass Bewohner anderer Landesteile als Verhöhnung auffassen mögen, aber hier in den Bergen war es so. Es war immer noch nett, keine Frage, aber kein Traumwinter mehr. Letztes Jahr war es schön für ein paar Leute, die jeden Tag auf den Berg konnten, der Rest blieb im Nebel - dieses Jahr war es ausgeglichener. Letztes Jahr war es schade, als es vorbei war; dieses Jahr ist es halt vorbei.



Den unter den Eiskaskaden strömt schon wieder das Wasser zu Tal, die Bäume in der Sonne sind schneefrei, und überall reckt sich Grün aus dem oben immer noch recht dicken Schnee. Die Kraft des Winters ist schon lange gebrochen, er klamert sich noch fest an Wurzeln und Herzen, und oben ist es im Ostwind richtig kalt; aber es braucht nur eine Sonnenwoche, um das Tal vom Eis zu befreien. Der Putsch des Wetters liegt in der Luft, die Berge wirken so nah.



Bergab ist es zunehmend gefährlich. Ohnehin bin ich fast der letzte verbliebene Rodler, die Hälfte der Strtecke ist eigentlich unfahrbar, viel zu riskant, in jeder engeren Kurve bricht das Heck auf den Eisplatten mit einem bösen Knirschen aus, und es bleibt nur die Hoffnung, dass dahinter das Eis noch intakt ist. Sollte dort der Boden herausschauen, ist ein Überschlag unvermeidlich. Langsam, denke ich, habe ich für dieses Jahr das Schicksal oft genug versucht.



Vor dem zweiten Weidegitter ist 15 Meter lang der blanke Boden durch das Eis gebrochen, da ist kein Schnee und kein gleitender Belag mehr. Auf dem Weidigitter rutscht es sich noch gut, wenngleich auch mit Funken; die 15 Meter davor sind das Problem. Fährt man langsam hinein, reisst einen die Bremswirkung fast vom Rodel, lässt man es aber über die 300 Meter richtig krachen, reicht die Geschwindigkeit aus, um über das Geröll zu fegen. Je schneller, desto weniger Geschwindigkeitsverlust. Danach ist die nächste enge und aufgrund des Belages auch gefährlichste Kurve, für die man stark bremsen sollte, gar nicht so leicht auf blankem Eis, und direkt dahinter nochmal 10 Meter Kies, den man idealerweise frontal angehen sollte. Da muss alles stimmen, wenn es nicht in der Katastrophe enden soll. Es hat auch alles gestimmt.

Aber jetzt ist es auch gut so.

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Donnerstag, 3. März 2011

Dieb geht, Ungebildeter kommt.

Hätte niccht gedacht, dass ich so schnell anfange, den Guttenberg zu vermissen. Aber Innenminister Friedrich wirft die Frage auf, ob man lieber von einem gerissenen Betrüger oder von einem mangelgebildeten Prallhans regiert werden möchte:

"Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt."

Zuerst mal git es jede Menge Tatsachen, die sich nicht aus der Geschichte heraus belegen lassen. Alles, was neu und nicht Geschichte ist, zum Beispiel. Der Buchdruck, das Internet, dieser Ministerdarsteller da in Berlin: Alles war vor der Entstehung geschichtlich nicht belegbar. Noch übler sieht es mit "der Historie" aus, mit der Friedrich da angibt: "Historie" ist nämlich nicht im Mindesten "die Geschichte", für die er sie hält, der mühevollste Lateiner, sondern "eine Geschichte". Man kann sagen, dass sich etwas historisch nicht begründen lässt. Oder dass die Geschichte es bislang nicht kennt. Aber die Historie der Langobarden von Paulus Diaconus kennt zwar jede Menge Volldeppen, aber nicht den Herrn Friedlich. Enorm viele Historien kennen enorm vieles nicht, weil sie in aller Regel nur spezielle Bereiche betrachten. Bildungshubern allein ist schon peinlich, aber dann noch so saublöd Unverstandenes nachplappern, dass alle merken, wie wenig Ahnung der hat - ich will nicht von ungebilderen Quatschköpfen regiert werden. Versteht man das in Berlin?

Besonders nicht, wenn die dann auch noch Wortdreck wie "christlich-jüdisch-abendländische Kultur" absondern. Mal abgesehen davon, dass jüdisch-christlich in etwa so denkbar wie trockennass oder dummklug oder friedrichgebildet ist - ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass das Judentum auch einen morgenländischen Zweig hat, genennt "sephardisch". Aber vermutlich kennt Friedrich nur den Blödsinn, den der Dobrindt ihm zum Auswendiglernen vorlegt.

Na dann. Das kann ja heiter werden. Morgen: Netzsperren und Abschaffung von Wikis. Übrigens ist Friedrich auch Dt. jur.. Augsburg. Kann da mal bitte einer nachgoogeln?

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Donnerstag, 3. März 2011

Leichen nochmal hervorkramen

Man kann so und so zurücktreten, bei manchen jedenfalls stimmt einfach alles, und bei anderen nichts - ich bin froh, wenn ich einfach im Gegensatz zu Haider et. al. durchkomme. In der FAZ.

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Wettlauf mit der Sonne

Die Sonne geht schneller hinter den Bergen unter, als ich den Berg hinaufsteigen kann. Es kommt also darauf an, unten den richtigen Moment für das Essen zu erwischen.



Damit man rechtzeitig am Berg einsteigen kann. Klingt banal, aber bei meinem Zeitgefühl ist es das nicht.







Es gibt da ein Stück des Weges, das man hinter dem Berg hochlaufen muss. Es dauert mit dem Rodel etwa eine halbe Stunde, und da kann man nur vermuten, ob man es noch rechtzeitig schafft. Sicher kann man erst sein, wenn man durch den Wald auf eine Lichtung kommt, die Bäume rötlich im Licht erglühen. Dann weiss man, hinter der Hütte wartet die Sonne.









Unten im Tal dann Briefe von Lampedusa von seinen Reisen, ganz ohne Eile und Anstrengung.



Es war ein guter Wettlauf.

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Mittwoch, 2. März 2011

Ich kann nicht lange am See bleiben.

Mitgenommen hatte ich die kleine Reisetasche nur auf Verdacht, zu viel ist daheim noch zu tun, beinahe hätte ich sogar auf einen Rechner verzichtet, aber dann obsiegte die Vorsicht, und tatsächlich: Am Ende des Tages zeigte sich die Möglichkeit, zumindest etwas am See zu bleiben.



Der sich übrigens nur in der bitterkalten Nacht wolkenfrei zeigte; am nächsten Tag blieb es dank Ostwind scheusslich, aber es trieben auch Wolkenfetzen aus dem nahen Salzburger Land i. Balkan herüber. Die Idee einer ersten Radtour um den See war damit hinfällig, aber vielleicht, dachte ich, hat der Winter ja noch die Bergeshöhen im Griff. Die Wallbergbahn jedoch vermeldet, die Rodelstrecke sei wegen Vereisung gesperrt. Die Neureuth dagegen liegt mit dem unteren Einstieg genau auf Eiseshöhe.



Unten ist e tatsächlich eisig, in einer Art, dass man sich wünscht, man hätte einen anderen Rodel dabei. Man weiss ja nie, wie es dort oben ist, und deshalb habe ich einen alten Rodel genommen, mit dem man bedenkenlos auch über Kies fegen kann. In den eisigen Passagen wäre ein Rodel mit scharfen Kanten besser. Weiter oben liegt dann zu meiner Überraschung Neuschnee, der übel niedergetreten ist. Auch hier wäre ein anderer Rodel von Vorteil.



Von Vorteil wäre es auch, wenn die Neureuth 100 Meter höher und damit in der Sonne wäre. So ist es ein Aufstieg mit der Ahnung, dass da oben blauer Himmel sein muss; allein, oben angekommen, ist alles grau und neblig. Schemenhaft liegt unten der See, eine Horde Rentner rüstiger Bauart fällt aus der Berghütte, es ist laut, kalt und grau, und von Osten kommen graue Fetzen.



Schnell und ohne Bedauern verlasse ich den Gipfel, und mache mich an die Abfahrt. Es gibt keinen einzigen Meter, der wirklich gut wäre, ganz oben ist es zu ausgetreten, darunter sehr holprig und gegen Ende zu gefährlich eisig. Man merkt, wie schnell der Rodel in den Kurven an seine Grenzen stösst, und eine Vollbremsung wäre wenig erbaulich. Zum Glück ist die Strecke - wetterbedingt - frei.



Aber sie ist, auch wenn einen nur ein paar Millimeter Eis vom Kies und Schotter trennen, durchgehend befahrbar. Nur unten hat der Frühling ein paar Meter abgeknabbert, und in den kommenden Tagen wird er sich weiter nach oben fressen, Meter für Meter, durch Schnee und Eis hinab zur schlafenden Natur.



In den Wäldern ist nur noch wenig Weiss, da hat sich der Griff des Winters schon gelockert. Der Weg fehlt noch. 2, drei Wochen wird es noch dauern, bis hier alles vorbei ist. Das sollte man nutzen.

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Schwarzer Tag für Deutschland! 2 Minister weg!

Guttenberg zurückgetreten! Westerwelle hat sich totgelacht!

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Drei Ausrufezeichen

"Unsinn!"

"Abstrus!"

"Solche Stürme hält man aus!"

Und mein Redenvorschlag: zum RücKTritt.

"Die Bunderwehr braucht bei ihren schwierigen Aufgaben den vollen Rückhalt der Bevölkerung und der Medien. In mühevollster Kleinstarbeit habe ich mich neben meinen Pflichten als Vater einer jungen Familie stets darum beüht, das Ansehen der Truppe hoch zu halten. Jetzt, da versucht wird, der Bundeswehr durch Angriffe wegen einiger Zitatfehler zu schaden, stehe ich selbstverstänbdlich und mit grösster Hingabe zu meiner Pflicht, den Soldatinnen und Soldaten in ihrer schwierigen Lage beizustehen, und Schaden von ihnen zu nehmen. Ich habe deshalb freiwillig - ich betone freiwillig - die Kanzlerin gebeten, mir ein paar Jahre Urlaub zur Reorganisation meiner zukünftigen Pflichten zu gewähren, und mir solange den Stuhl im Kanzleramt warm zu halten."

Nachfragen werden nicht zugelassen.

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Dienstag, 1. März 2011

Früher

Zu Beginn mochte ich das Cafe Puck nicht besonders; es hatte eine zu hohe BWLer- und Juristenquote, um meinen Ansprüchen an gutes Publikum zu genügen. Aber nach 20 Jahren ist es zusammen mit seinen Gästen und Möbeln ziemlich alt geworden. Inzwischen kommen auch Leute her, die sich wirklich alle Qualitätszeitungen nehmen, die Feuilletons lesen und darüber Kaffee trinken. Früher wäre das undenkbar gewesen.



Angenehm auch: Die Karte hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht geändert. Diue heisse Zitrone ist, wie sie war, der Teller "50 Jahre Israel" ist auch 63 Jahre nach der Staatsgründung immer noch so wie in der Frühzeit der New Economy. Längst ist das Cafe Puck so etwas wie ein Teil meiner Geschichte geworden, nur junge Leute gehen heute woanders hin. Das macht mir allerdings nichts; deren moderne Cafes sind mir zu neu und gleichförmig. Ein paar Dinge sind geblieben, wie sie waren, aber sogar das moderne Antiquariat in der Amalienstrasse hat jetzt neue - und heterosexuelle - Besitzer. Und hinter der Uni schliesst das viertletzte Antiquariat für Bücher aus der Zeit vor 1850.



Derweilen wird jetzt eine tiefe Wunde geschlossen: weit nach hinten werden sie bauen, ganz vorne Studenten, dazwischen, oben der Luxus und nach hinten hinaus wieder Studenten, die nur drei Jahre da sind und deshalb die Steigerung der Miete gleich zu Beginn zahlen werden. Die Maxvorstadt war einmal meine Heimat - jedesmal bin ich jetzt froh, wieder an den Tegernsee oder an die Donau fahren zu können. Ab und an kommen ja so Ideen auf, man könnte die Wohnung doch einfach nicht mehr vermieten, um ein Familienstandbein in München zu haben, aber ich brauche das nicht. Reinfahren, Cafe besuchen, Bücher kaufen und wieder fahren reicht. Heute in 42 Minuten an den Tegernsee.

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Sonntag, 27. Februar 2011

Creme de la Fett

Ich weiss nicht, wer sich sochle Sauereien ausdenkt, aber mein Käsehändler meint, dass ich das mal probieren sollte, mit 70% Fett i. Tr..



Nun ist Fett zwar ein Geschmacksverstärker, aber dazu muss auch etwas da sein, das man verstätken kann. Das ist dann der kleine Rest. Insgesamt schmeckt er fast leicht und cremig - eine hinterhältige Angelegenheit. Da muss man etwas dagegen tun.



Man will ja in diesem Jahr noch einige sportliche Leistungen erbringen.

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Die Stadt der Schmerzen

Die meisten meiner Bekannten sind vollkommen normale Leute, die sich für Hausbau interessieren, Nachrichten in der Zeitung lesen, Bücher kaufen und vorhaben, eine Familie zu gründen, wenn sie es nicht schon getan haben. Wenn ich mich ihnen gegenüber sehr zurücknehme, passe ich gerade noch so in das Werteschema hinein; wobei mir zugute gehalten wird, dass ich mich sehr bemühe. Wir haben unter Gleichaltrigen eine Art Abmachung: Ich werde nicht zu deutlich, was meine Haltung zur Brüllaffenzucht angeht. Und sie versuchen nicht, ihre Idealvorstellungen mit der verbalen Brechstange durchzusetzen. Das gleiche gilt für Zuwanderung, soziale Leistungen, Modepolitiker und historiche Entwicklungen: Wir reden miteinander, nicht gegeneinander. Nicht alle sind natürlich so, aber in Bayern kann man nicht leben, ohne konservative Bekannte zu haben. Und so hält man sich Optionen offen für später, falls die Traumehe doch eine Scheidung wird. Oder ein Star der Konservativen als Müllkomet zur Erde stürzt.

Diese Bekannten haben gerade mehr oder weniger schwer zu knabbern. Dass Kohl keine Lichtgestalt war, hat sich mittlerweile weitgehend herumgesprochen. Für Berlusconi oder Haider hatte hier noch nie jemand allzu viel übrig. Guttenberg hat geteilt und war, nach meiner Beobachtung, eher kein Phänomen der Gebildeten. Sarrazin war da in Teilen schon eher gefährlich; gerade in der Frage, wie man Eliten züchtet - da hat er wirklich etwas vorgeschlagen, was so manchem bei uns im KOpf herum ging. Und alle diese Vorbilder und Ikonen haben gerade schlimme Zeiten in der öffentlichen Darstellung, die zumindest die Gebildeten zwingt, ein wenig in sich zu gehen. Das mag ich an ihnen: Dass sie nicht komplett verbohrt, sondern im Gegensatz zu früher durchaus in der Lage sind, Idealvorstellungen von Idolen zu lösen.

Insofern mag man vom leicht melancholischen Anflug in meinem neuen Beitrag bei der FAZ überrascht sein - aber so fein ich diesen Zug privat sehe, so sehr glaube ich auch, dass es wenig gegen das Schicksal und seine neuen, noch kommenden Günstlinge helfen wird.

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Samstag, 26. Februar 2011

Nicht in den Google Cache schauen!

Denn im Cache der BZ ist der Beitrag noch zu sehen, der im Umfeld des betroffenen Politikers (keine Namen bitte) per Anwalt wieder aus dem Internet vertrieben wird. Ich finde auch, dass so etwas im Netz nichts verloren und mit den Eltern absolut nichts zu tun hat.

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Sch...piegel halt die Fresse

Möchte an dieser Stelle nochmal an die Spacken aus Hamburg erinnerten, die da ergeben mit gespreizten Qualitätsbeinen titelten: "Paarlauf ins Kanzleramt, Die fabelhaften Guttenbergs". Möchte auch erinnerlich machen das Hinhalten aller findbaren Löcher weiland beim CSU-Parteitag und in Kreuth, als man diese Perrson fast schon aufforderte, jetzt endlich den lahmen Seehofer wegzuputschen. Zudem ist es mein Begehr, zu verweisen auf das dauernde Gerede der letzten Wochen, dass diese Person die einzige Alternative zu Merkel wäre, gingen die Wahlen gründlich schief. Und möchte auch sagen: Die Bild ist zwar das Allerletzte, aber in der Unendlichkeit von dort bis zu dem, was man als Journalismus besonders im Fall dieser Perrson bezeichnen kann, ist der Abstand von Spiegl zu Bild nur in ein paar Metern zu messen. Und von SPON zu Bild reicht auch ein Schulzollstock. Einer von der Art, den man früher benutzt hat, um miesen Schülern die Hände blaublütig zu schlagen. Denke, wir verstehen uns.

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Schöne Tradition

Es gibt in der Kulturgeschichte die Theorie, dass frühe, agrarische Kulturen sehr klar zwischen Sommer- und Wintertätigkeiten unterschieden haben. Nehmen wir nur mal das Beispiel Sex: Es war durchaus sinnvoll, das im Winter zu betreiben; draussen war eh nichts zu tun, drinnen wurde es dabei warm, und die Kinder kamen zu einer Zeit auf die Welt, da die Leute gerade mit der Ernte fertig, satt und gut bevorratet waren. Ähnlich auch das Handwerk: Das Schleifen eines Steinbeils ist eine langwierige Sache, das macht man besser, wenn viel Zeit bleibt, und wenn ohnehin das Holzhacken ansteht. In den winterlichen Strick- und Häkelarbeiten mancher Bekannter, oder Mütter von Bekannten, steckt noch etwas von dieser alten Zeitaufteilung drin.

Nur - ich kann nicht stricken.

Also habe ich die Tradition in diesem Winter anders ausgelebt, denn wenn ich auch mit Nadel und Faden ein Versager bin - mit dem Inbus und dem Kurbelabzieher kenne ich mich aus. Man kann es durchaus als Abwechslungsarbeit von der Schreiberei betrachten, das Faggin Piemonte, dessen Rahmenrest ich praktisch kostenlos zu der daran verbauten Dura Ace Kurbel erstand .





Das gestern zum ersten Mal auf die bitter kalte 30-km-Runde hoch auf die Juraanhöhen gelbknallen durfte. Faggin ist eine dieser kleinen, langsam aussterbenden Edelschmieden in Italien, die den Trend zu Aluminium vor 10 Jahren noch mitgehen konnten, aber mit Carbon mehr und mehr Probleme bekommen. Weil man Italianita nicht messen kann, Gewicht aber durchaus.



Grossbild. 1380 Gramm wiegt der Rahmen, 400 mehr als die leichtesten Carbonversionen aus Fernost. 2000 war das extrem leicht, 2011 ist es veraltet. Man sieht es an den Details, dass Faggin das Gewicht nicht so arg wichtig war; das aufgelegte Firmenzeichen mit den Sternen etwa, das Blechschild auf den Steuerrohr, die Gravuren, die verschliffenen Schweissnähte: Handwerklich prima gemacht und technisch sinnlos. Der Plastikfunktionalismus hat im Fahrradbau gewonnen; unten, weil es billig ist und oben, weil es leichter ist. Kein Mensch will heute noch Alu.





Ich schon. Beispielsweise wegen des natürlich längst ausgestorbenen Cinellilenkers, der mit dem Vorbeu verschweisst ist, und den man in den Tagen von Cipollini haben musste. Sieht eben so ausgefallen aus, wie es sinnlos ist, zumal an kalten Tagen, wenn das Metall durch den Fahrtwind auskühlt. Aber eigentlich ist es ja nur eine Ablenkung von der Arbeit gewesen, eine Grille, eine Deckchenhäkelei in Metall. Es lag hier noch viel Zeug rum, das ich an den Rahmen bauen konnte, und das Schrauben macht den Kopf frei.





Wenn man dann so schraubt, und draussen fällt der Schnee, denkt man, wie es wäre, wenn es warm wird, und man wieder... andere saufen sich den Winter schön, rauchen sich die Lunge kaputt oder versuchen, mit Kinderkriegen ihre Beziehung zu retten. Jeder braucht etwas Hoffnung und Ablenkung, und immer nur Internet, Lesen und Musik kann es auch nicht sein.

Ausserdem bin ich zu fett geworden.

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Donnerstag, 24. Februar 2011

Beim Radfahren denken

Ich war ja immer schlecht in Mathe, und das rächt sich jetzt. Bitterlich.



Zu gerne wüsste ich nämlich, wie die Wahrscheinlichkeit ansteigt, einen Mitarbeiter der Bildzeitung umzunieten, wenn man sich dem Loch annähert, aus dem die kriechen. Also, jetzt mal rein statistisch-zufällig betrachtet. Weil ich heute bei meinen Eltern, wo keinerlei verkommene Gestalten wohnen, gerade noch ein Auto derbremst habe. Und ich finde schon, dass, wenn so etwas passiert, ein weiches Einschlagsgebiet besser wäre. Colnago SLX gegen Mercedes SLK - schlecht. Colnago SLX gegen Bild SLIME - vermutlich besser.

Ach, hätte ich in Stochastik nur besser aufgepasst.

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...ihr Herz ist ein finsteres Loch

Marie Antoinette ist noch gar nicht da, da kommt mir schon die nächste Liebschaft in den Sinn, diesmal aus Österreich, wo sie auf den Verkauf wartet:



Männer. Zu keiner Treue und Beständigkeit fähig. Aber was soll ich tun, ich muss sie besitzen, koste es, was es wolle (und ich mir leisten kann).

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