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Donnerstag, 9. August 2012

Im Schatten des Goldes

Ich habe auch noch einen Tiefgaragenplatz, aber in Zeiten wie diesen lasse ich die Barchetta gern draussen unter dem Mirabellenbaum stehen. Ich finde das schön, ein kleines, offenes Auto unter den kleinen, goldenen Früchten, süsser als 1000 Sonnen.



Ab Dürnbach, hat mir jemand besagt, der nicht von hier kommt, bekämen die Menschen gar nicht mehr mit, was in der Welt los ist. In Spanien verschliessen Supermärkte ihre Müllcontainer, angeblich, weil sich Menschen mit abgelaufenen Nahrungsmitteln gefährden. Als ob sie vom Hungern gesund werden könnten. So weit sind wir also. Ich halte das teilweise durchaus für Kalkül: Wenn die einen erst mal hungern und die anderen genug Angst vor ihnen haben, nimmt man auch gern eine Währungsreform in Kauf. Und genau das wird kommen.

Was natürlich auch eine Art Vermögenssteuer ist, von der aber keiner etwas hat. Die andere Idee der Gewerkschaften, denen ich es nicht verzeihe, dass sie für die dritte Startbahn in München waren - blöde Speichellecker des Grosskapitals - der Gewerkschaften also, mit einer Vermögenssteuer umzufairteilen und damit anderen Grossdreckschwachsinnsprojekte zu finanzieren, diese Idee mache ich in der FAZ rund.

Bei Rechten ist Dummheit nur natürlich, aber bei Linken erwarte ich mir einfach mehr Intelligenz.

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La Malcontenta

Ob es mir nicht etwas einsam ist, will man daheim wissen. Heute ist Mittwoch, es wäre eigentlich Wochenmarkt und viel Getratsche, aber ich bin nicht da, sondern immer noch - und mittlerweile auch unentschuldigt, da verlängert - am See.





Dieses Jahr ist es etwas anders als sonst; zwar liege ich immer noch wie ein Raubritter an den Verkehrswegen von Nord nach Süden, noch immer machen Reisende hier Rast, aber recht viel mehr hat sich einfach nicht ergeben. Sei es, dass ich nicht geplant habe - planen ist im Moment etwas schwierig, schon morgen kann es vorbei sein - sei es, dass andere Entscheidungen treffen, die nicht mehr in diese kleine Welt aus Grün und Blau passen wollen. Oh, bitte, ich verstehe das, nach dem 5. Mal will man vielleicht doch wieder etwas anderes sehen, es ist das Privileg jener, die immer frei entscheiden können, das Beste zu tun.





Es treibt sie dann woanders hin, und ich muss mich nicht entschuldigen, dass der See zu kalt ist. Für mich ist er ideal, es ist nicht zu warm, man kann hier den ganzen Vormittag liegen und bräunen, ohne dass es heiss und Schwimmen unvermeidlich wäre. Ich mag den See anschauen. Andere würden jetzt vielleicht anfangen zu überlegen, ob es wirklich so eine gute Idee war, hierher zu kommen. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber ist stehe nicht unter Rechtfertigungdruck und unter Zwang, Alternativen zu suchen.





Kurz, ich bin nicht einsam, ich bin ziemlich frei in meinen Entscheidungen. Ich kann mich hemmungslos benehmen, ich muss nicht Wünsche erkennen und erfüllen, und wenn es an anderen Orten schöner ist, dann nur zu: Die Berge sind voll mit Ferienwohnungen, die ausgereizt wurden, man darf sich nicht zwingen. Ich lade gerne ein, aber das Hinterherlaufen, das habe ich mir abgewöhnt. Daheim finden sie, ich sei nach dem Erdbeben ein klein wenig anders geworden - mag sein, vermutlich, weil es mir in seiner Respektlosigkeit durchaus gefallen hat. So ein Erdbeben ist kein Kaffeekränzchen, es stellt fundamentale Fragen, und hält nicht nicht mit Geschmolle und Zickigkeiten auf. Und man selbst verfällt schnell in eine Na-und-wenn-schon-Haltung. Ich habe Lager gesehen, und die Zelte der Obdachlosen bei den Bächen: Das macht ein wenig taub für Luxusprobleme. Nicht für immer, aber im Moment schon noch.





Nach meiner bescheidenen Meinung hat das auch etwas mit generellen Veränderungen des Verhaltens von Menschen zu tun, und dem Umtergang des Parameters "Zufriedenhait" im Sinne von Bestand. Zufrieden ist man oft nicht mehr mit dem, das ist und bleibt, sondern dem, was sich noch ergeben kann. Sie ist eine Art Wette auf die Zukunft geworden, ein Gefühlsterminkontrakt, und verlangt deshalb dauernde Anstrengung und Leistung. Und natürlich auch persönliche Opfer und Enttäuschungen, die gerne auf Dritte abgewälzt werden. Es gibt so viele Möglichkeiten, es gibt so viele Zwänge, sich zu entscheiden, das Zwischenmenschliche tritt dabei auch gerne mal zurück, und dass wir so hohe Scheidungsquoten zusammen mit dem Marktliberalismus bekommen haben, ist in meinem Augen auch kein Zufall.





Dass bei all den zu nutzenden Möglichkeiten die gelebte Realität, die man sich zurechtstöpseln muss (http://marue23.tumblr.com/post/28839555744/ausbeutungsmaschine-journalismus, rolleye), wenig erbaulich aussieht, gehört wohl auch dazu: Um so mehr engagiert man sich für die Ausgestaltung einer erfolgreichen Zukunft. Die dann, man denke an schmierende Ghettogören aus Berlin, an andere geht, die zeitgleich auch sowas machen und nicht so schlampig rüberkommen. Ich schaue mir das von grosser Entferung an, die geplatzen Träume und das mitunter sehr, sehr kleine, verbitterte G'schau, wenn es nicht laufen will und keiner da ist, der jetzt einen Plan B oder einen Job oder einen Kontakt oder ein Mandat hat. Immer diese Nützlichkeitserwägungen. Es ist narürlich nicht nutzbringend, hier zu sein.



Und es ist gut, unterwegs kein Netz und generell kein social Network zu haben, um nicht dauernd das zu lesen, was der Bernie dazu schreibt:

http://burnster.de/2012/07/30/meine-generation/

So san's. Woanderst. Nein, ich bin nicht einsam, es ist immer noch zu viel Internet da. Der Seemann winselt immer noch, weil sie sein Blog bei der FAZ gelöscht haben. Hätte man früher, hätte er nicht, Optionen gibt es immer, aber auch wirklich gute Chancen werden vertan, und dann sind sie halt woanders, wo es auch nicht optimal ist. Hier ist es, zumindest für mich - perfekt.

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Mittwoch, 8. August 2012

Bradelurlaub

Wenn es schön ist, möchte man sich natürlich auf den Sattel schwingen und über die Wiesen fliegen.







Aber wenn es nach ein paar weniger schönen Tagen wieder schön ist, möchte man natürlich auch die Zeit am Waser verbingen und einfach nur schauen, in die blaue, klare Luft und auf das technicolorkitschige Wasser.







Die Lösung sieht so aus, dass ich ein wenig unten am Strand sitze, bis sich der Ouls beruhigt habe. Und dann fahre ich meine kleine, wüste Bergrunde, hinauf auf die Moräne, hinunter nach Gmung, hoch auf den Osterberg, hinab nach Seeglas und zurück, und dann schaue ich wieder. Pro Runde 100 Höhenmeter. Bis ich nicht mehr die kleinsten Gänge brauche.







Denn ich habe Ziele jenseits des Sees und der Berge, die gerade ohnehin wegen der Unwetter und der Sturzbachfluten nicht begehbar sind. Ich habe nachgeschaut, wie das mit Meran ist, und ob ich nicht doch vielleicht mit dem Rad hinfahren könnte, eventuell, wenn ich nur weit genug komme und ein wenig härter trainiere. Ein Tag bis Pfons, zweiter Tag bis meran mit Jaufenpass, dritter Tag jeden verfügbaren Trauben- und Apfelstrudel probieren.







Und deshalb schinde ich Höhenmeter, bis es weh tut. Aber das ist gar nicht so schlimm, wenn die Aussicht und das Wetter erträglich sind. Dann, am blauen See, frage ich mich auch schnell: Warum überhaupt weg? Oben, an meinem Stellplatz, werden die Marillen gerade reif. Ich könnte auch Marillenkuchen backen. Auch das ist eine Leistung. Es muss nicht immer der Jaufenpass sein. Wenn ich nicht die Bilder sehe.

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Dienstag, 7. August 2012

Gestern so im Gewitter:

"Der erfahrene Bergbewohner dagegen weiss, dass Gewitter kommen und gehen, und das Unschöne eher die langanhaltenden Niederschläge sind."

Heute so im langanhaltenden Niederschlag:

[...]

(Bilder werden noch nachgetragen, wenn ich die Karte wiederfinde)

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Pardon

Die letzten drei Tage bin ich schwer an lese- und radlastigem Privatleben ohne Netzlust erkrankt, ich trage das aber brav nach.

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Montag, 6. August 2012

Tage der Blogunpässlichkeit 3

Ja, sicher, mal wieder ein Gewitter, und das kommt in den Bergen aufgrund der Nähe zu den Wolken immer besonders heftig. So etwas entsteht im Flachland, und trifft dann auf die Alpenkette, und dann ist man besser unten.



Aber auch besser nicht auf den Hauptstrassen auf dem Tal, denn die sind voll mit Flüchtlingen. So stelle ich mir ein wenig den Krieg vor. alle wollen weg, nach Hause, in Sicherheit, während der Einheimische halt nach Hause radelt. So ein Gewitter - man ist es gewöhnt in den Bergen.



Für die Besucher ist es natürlich nicht so schön, die freuen sich auf das Wochenende, und dann geht es so böse aus. Sie haben es sich anders vorgestellt. Sie haben sich diese schicken Strohhüte gekauft und auf die Linie geachtet, und den Blitzen ist das alles egal, wenn sie die Sonnensucher zum Bahnhof scheuchen.



Der erfahrene Bergbewohner dagegen weiss, dass Gewitter kommen und gehen, und das Unschöne eher die langanhaltenden Niederschläge sind. Der Bewohner geht heim und wartet ab, und wenn dann alle Münchner zuhause sind, geht er auf den Hügel, und schaut zum wieder blau erstrahlenden See.



Es ist dann so klar, die Sicht ist so gut, vielleicht wird es morgen wieder schön, die Hoffmung bleibt länger, als dass einen jemand von hier vertreiben könnte. Man muss einfach abwarten können. Abwarten und das Beste daraus machen. Essen gehen. Es ist ja noch etwas Zeit, hier in den Bergen.



Danach dann die Milchstrasse, langgestreckt über dem Firmament. Sieht man das eine nicht, sieht man das andere. Es hat schon alles seine Richtigkeit. Und dass zwei Waldfeste ausgefallen sind: Also, ich kann damit leben.

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Sonntag, 5. August 2012

Tage der Blogunpässlichkeit 2

Eine beliebte Bauernregel am Tegernsee lautet:

Spuid in Gmund di Musi auf,
gibt's a Gwitta no om drauf.

Was letztlich dann bedeutet, dass die Blaskapellentage in Gmund noch kein überlaufenes Waldfest sind, und obendrein stets ein überdachtes Ausweichquartier zur Verfügung steht. Trotzdem torkelte mir schon zu recht früher Stunde ein betrunkener Münchner entgegen und fragte, wo hier ein Waldfest sei (Auflösung: einen Tag später und auf der ganz anderen Seite vom See, auf dem Affenfelsen Rottach und bei den Fettabsaugern in Bad Wiessee, so ein Pech aber auch.)



Im Strandbad, wo es jetzt wieder einen Kiosk und damit Infrastruktur für Fremde gibt, war obendrein am Nachmittag Grillfest. Zwei Gelegenheiten auf einmal. So etwas zieht schlechtes Wetter magisch an, und ich weiss ja nicht, aber wenn man so etwas ahnt, sollte man eventuell zum Kinderwagen mit Kotflügeln greifen. sonst wird die Flucht nach Hause über den nassen Feldweg eine Sauerei, und zwar eine sehr grosse, von unten her.



Die Sache hat natürlich einen Vorteil: Sie reduziert schlagartig das Besucheraufkommen, und so kann man ungestört daheim verweilen. So brutal und hemmungslos so ein Berggewitter ist. so schnell zieht es auch wieder ab. Hier bei uns sind die Terrassen aus guten Gründen weit überdacht, da hält man alles aus. Blitze, Hagel, ausgiebige Frühstücke, für die man in Erwartung weiterer Schauer doch lieber Überbackenes bereitet, das dann im Sonnenschein - na sowas - serviert wird.

Hod's an Minchna gscheid vawahd
weas'D wiada vo da Sunn dabaazd.



Irgendeinen Vorteil muss man als Opfer des Wochenendtourismus ja haben. Weniger hilfreich jedoch ist es, wenn man sich mit seinem Refugium in der Presse für Neureiche, Mänätschmäntdödel und Nutzwertpestilenz findet: Wir haben hier eh nichts mehr zu verkaufen. Wir brauchen hier kein Journalismusgesindel, das den Hype um den See weiter anheizt. Man vertraue mir: Man lebt hier gut, wenn man damit leben kann, ansonsten aber ist das die Hölle auf Erden, und das nächste Gewitter ist immer um die Ecke.



Am Schliersee, da gibt es noch etwas, und wer schlau ist, der schaut sich in

Also, mir ist gerade eingefallen, dass man in Essen sicher noch tolle Wohnungen kaufen kann. Ganz ohne besoffene, waldfestsuchende Münchner.

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Samstag, 4. August 2012

Tage der Blogunpässlichkeit 1

Erheiternd die Vorstellung, wie Stalkerabschaum Yast2000 und andere Hasser ständig neu laden und nichts Neues finden. Müssen sie sich halt einen neuen Lebensinhalt suchen: Mit der Eisenkuchengabel in die Steckdose langen zum Beispiel. Ich dagegen habe bessere Optionen zum Versenken der Gabel, diesen Käsekuchen nämlich:



Und zwar mit Frischkäse, also wirklich frischem Frischkäse von exakt den Kühen vor meiner Terrasse, weil die Bäckerei wiederum die ganz kurzen Verwandtschaftswege geht. Es schmeckt nach 120% Fett im Trockengewicht. Und sehr nach Kuhmilch.



Erfreulicherweise kann ich dennoch den Lenker am Lemond um 5 Millimeter nach unten schrauben, und 1 Zentimeter mehr wäre auch möglich gewesen (kein Wunder nach 10 Kilo Gewichtsverlust seit dem Winter). Normalerweise sagt man ja, dass der Lenker einem im Alter den Weg in den Himmel weise, weil er immer weiter nach Oben, zum Jenseits hin verstellt wird. Hoffen wir mal, dass die Vertiefung nur etwas mit dem regenerierten Körper und der Sportlichkeit, und nichts mit der Hölle zu tun hat.



Dann damit ganz sportlich die Nägel kaufen fahren. Klingt banal. weil der Laden gerade mal einen Kilometer entfernt ist - aber er liegt auf dem anderen Hochufer des Mangfalltales. Sprich, es geht 60 Meter hinunter, hinauf, hinunter, hinauf, mit bis zu soliden 16% - danach fühlen sich nicht nur die Bilder genagelt.



Aber ich wollte ja in die Berge. Hic Alpes, hic japso.

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Freitag, 3. August 2012

Ungleichheit am Wasser

Über den Strand - den am See und den weniger schönen an der weniger schönen Isar im weniger schönen München - habe ich übrigens auch in der FAZ geschrieben. Und wie erwartet hat sich keiner darüber beschwert, dass ich über Münchner herzog. Den Münchner Saubär darf man nämlich beraunzen, aber der Berliner Dönerfresser mit Müllspur, der ist sakrosankt.

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Badeurlaub 2012

In Monaco, so wurde mir dort erzählt, gibt es die Tradition des Neujahrsschwimmens: Am öffentlichen Strand, einer unförmigen Kiesbucht vor Hochhäusern, so romantisch wie eine Schottergrube in Frankfurt, geht man dann ins Wasser. Und der Fürst geht voran. Einmal im Jahr muss das sein, dann hat man es hinter sich.





Und, warst Du jetzt endlich mal beim Baden, fragen die daheim Bleibenden die ganze Zeit. Nein. Natürlich nicht. Ich mag den Tegernsee nicht, weil er ein See ist, sondern weil aus dem Wasser die Berge aufragen. Ohne Berge wäre mir der See ziemlich gleichgültig. Baden und Schwimmen nämloch sind so gar nicht meine Idealvorstellungen von einem Bergaufenthalt. Aber damit die lieben Seelen ihre Ruhe haben, bin ich dann doch an den Strand.





Richtig lang. Zum erholen. Sommerfrische. Datschi. Buch. Decke. Und mehrere Meter Abstand zu plärrenden Kindern. Wenn ein Auto nah vorbeirast, ist das zwar gefählich und laut, aber schnell wieder vorbei. ich lese gerade eine Bildanalyse über della Francesca, da ist so ein dauerlautes Kind schlimmer. Vor meinem Gewissen, das noch etzwas abnehmen möchte, begründe ich das alles mit Regeneration nach den Anstrenungen der letzten Tage. Das geht nur in Ruhe. Vermutlich macht die zunehmende Hitze und die leicht stickige Luft die Kinder stumm. Im Flachland soll es schlimm sein, hier ist das kommende Gewitter nur eine Ahnung.





Ach so: Und der EZB-Chef Draghu darf sein Programm zum Umbau seines Hauses zur italienischen Gelddruckmaschine doch nicht voll durchziehen, und muss sich ein wenig bremsen. Die fehlgeleitete Kassiererin aus der Uckermark muss ja noch eine Wahl überstehen, solange werden sie Instrumente entwickeln, und dann gehen wir alle baden, wie es die Hummer nun mal so tun, die man den Bankstern so gerne serviert. Solange spielen wir das unterhaltsame Spiel wem man viel nehmen soll, den Reichen, den Migranten, den Erben, aber keinesfalls den Cretins der Märkten, die die Banken sind, die einen vorne terrorisieren und hinten schmieren. Die deztsche banl schickt 2000 Mitarbeiter auf die Schlachtbank? Oh Gott, der Standort! Vielleicht doch die mehrwertsteuer, ausgenommen für Hoteliers, Apotheken, Steuerberater und andere Meistbietende? Zur Ablenkung folgt ein knallblaues Grossbild:





Ja, so ist das. Die Börsen stürzen ab und steigen wieder hoch, das ist ganz wichtig, das entscheidet alles, auch wenn es nur das Geld des Anlegergesocks ist. Wobei man das auch nicht sagen darf: Es ist ja auch das Geld der Lebensversicherungen, der kapitalgedeckten Altersvorsorge, der gesamte Nichteigenhandel, also alle, die ihr Geld lieber den Banken geben, statt sich hier niederzulassen. Irgendwie, scheint es, bin ich hier gerade der einzige Profiteueur. Gleich noch ein Stück Datschi. Und morgen tue ich dann wieder ao, als würde ich auf dem Rennrad Heldentaten vollbringen. Nach dem Ende der Badesaison 2012.

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Donnerstag, 2. August 2012

Auf dem falschen Ritzel

Als ich für die Zeit am See gepackt habe, waren zwei Ereignisse absehbar. Ich würde Bilder umhängen müssen. Und ich würde einen Pass erradeln.







Pässe sind bei uns nicht ganz selten, im nahen Umfeld befinden sich der Achenpass, der Weg hoch zur Grindelalm, der Tatzelwurm, und der Spitzingseesattel. Der Achenpass ist läppisch, der Tatzelwurm ist für den Nachmittag zu weit weg, die Grindelalm kenne ich schon, und der Weg zum Spitzingsee führt durch eine reizvolle Landschaft, die sogenannte Haglandschaft mit ihren langen Baumreihen, und über kleine Bäche, deren Brücken gerade neu gebaut werden.







Halbtrockenen Füsses drübersteigen, die Böschung hochklettern, ein paar Stacheldrähte überwinden, Betreten der Baustelle verboten, aber sicher, aber man muss sich schon über die Umwege wundern, die man für zumutbar hält. Insgesamt sind es 50 Kilometer, wenn man alles zusammenrechnet, und das ist nicht ganz wenig für einen alten Mann. Zumal es hier nie eben ist.







Noch läuft es gut, doch in der schrumpfenden Ferne stehen die Berge, und ich ahne, dass ein 25er Ritzel hinten zusammen mit einem 39er Kettenblatt vorne als kleinste Übersetzung vielleicht ähnlich klug ist wie das, womit ich mich auf der L'Eroica abquälte. Und das war nicht wirklich klug.







Aber davor ist der Schliersee, und das ist eigentlich auch ein hübsches Ziel, man könnte nämlich anhalten und einkehren, oder baden, oder schifferlfahren. Dieser Schliersee - wer den Tegernsee schon für rustikal hält, sollte mal hierher kommen. Das ist wie ein 60er-Jahre-Museum. Ein lebendiger Lustfilm mit Erhard und man wartet nur darauf, dass irgendwo jemand mit Tolle und E-Gitarre deutsche Bergschlager singt.







Aber es hilft nichts, es muss weiter gehen: Vorbei an Fischbach und am Gasthof Sachs in Neuhaus (man merke sich den Namen) und am Masmeiermuseum, wo gerade eine Bognerausstellung läuft. Das alles gibt es noch. Hier. Vor der Abzweigung hoch zum Sattel.







Und das 25er ist tatsächlich viel zu klein. 28 wäre nett gewesen. Im Keller stand ein Müsing mit 1:1-Übersetzung. Ich hätte sogar die Laufräder nehmen können, das hätte gepasst. Habe ich aber nicht. Also täusche ich vor, dass ich für das Photographieren anhalte. Ein Wunder, dass ich nicht umfalle. Unten funkelt der Schliersee.







In weniger als 15 Minuten ist hier einer raufgefahren, meldet eine Sadistenwebseite im Internet. Ich frage mich, was schlimmer ist: Die Zeitenangeberei oder das 25er hinten. Ausserdem steht noch ein Pinarello im Keller, mit Kompaktkurbel und 34 Zähnen vorn und 28 hinten. Was einem halt so einfällt, in den gefühlt vielleicht letzten Momenten des Lebens. Oben in den Bergen ist noch Sonne, hier unten wird es langsam finster im Wald. Irgendwann ist auch die letzte Rampe zu Ende, und dann ist man eben oben, zwischen zwei Bergen. wo man sich beim Bergsteigen noch weiter arbeiten würde. Aber für heute reicht es.







Der andere Weg würde hinunter zum Spitzingsee führen, und dann hintenrum nach Rottach, aber dafür ist es zu spät. Die nächsten 5 Kilometer fahre ich nicht. Ich falle wie ein nasser Sack ins Tal. Unten, nach 4 Minuten, bin ich strohtrocken gepfiffen. Ein Wort noch zu diesem Viner: Tolle Kiste. Schöne Verarbeitung. Aber bei Tempo 80 eine echte Sau, wehe, man lenkt zu stark. Wer so ein Viner Pro Race aus Columbus Air Plane findet, sagen wir mal, der Rahmen für 150 mit Gabel: Kaufen. Und vorsichtig in den Kurven sein, das Ding übersteuert heftig. Besser nicht mal lenken, sondern die Kurve nur denken, das reicht schon.







Und dann nach Hause, in den Sonnenuntergang und die Dämmerung, und zuletzt auch in den Mondschein. 28 wären nett gewesen, aber ich habe es auch so überlebt. Daheim schlachte ich ein Glas Marmelade und bin dann so überzuckert, dass ich noch einen Beitrag für die FAZ schreibe. Über das faule Liegen am Strand, das ich nicht mache.

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Überleben in einem vollkommen nichtkompetativen Umfeld

Es ist eigentlich gar nicht so schwer.

Man überlegt sich, was in etwa zum Medium passen würde, bürste das etwas gegen den Strich, damit es nicht langweilig ist, schreibe charmant für die Leser und schmiere nicht nur auf den letzten Drücker runter, wenn man Geld braucht. Man sollte halt mitarbeiten und ein wenig schauen, was sonst in der Welt und im Medium los ist, und die Sache sinnvoll und locker ergänzen.

Dann ist die Sache mit dem professionellen Bloggen gar kein Problem, wie es auch kein Problem ist, nach dem Essen Käse und Trauben anzubieten. Oder beim Strandurlaub mal eine Schifferlfahrt. Oder eine pittoreske Wolke am blauen Himmel.



So mache ich das, so machen es auch andere, und so läuft das auch in anderen Sprachräumen bestens. Das geht ohne Druck und ohne Zwang, und es wird einem, wenn es gut läuft, überhaupt nicht reingeredet. Natürlich ist da auch nicht viel mit Betreuung, aber das ist nun mal so in diesem Job: Das ist kein Stipendium, sondern eigenverantwortliche Arbeit. Ärgerlich wird es erst dann, wenn Leute mal bewusst, mal lässig grobe Schnitzer machen, und sich auch sonst nicht bemühen. Wozu auch. Sie sind ja jetzt die grossen Autoren bei Medium XY, sie haben da ein Blog, sie sind herausgehoben, sie bekommen Geld, und jetzt sagen sie mal dieser Welt, was man in dieser Position alles tun kann. Ist ja so ne Art Urlaub für immer. Qualitätskriterien sind jetzt nicht mehr so wichtig, da man es so weit geschafft hat.

Kein Medium kann dauerhaft so eine Haltung ertragen, und ich denke, das ist auch der Grund, warum so viele Blogversuche in Deutschland eingeschlafen sind, ja, vielleicht auch, warum die Huffington Post bei Deutschland Bauchgrimmen hat: Journalisten haben keine rechte Lust zum Bloggen. Social Media Experten denken immer nur in Geld und Aufwand, und normale Blogger neigen dazu, hier die Hängematte zu erkennen. So weit, so schlecht, für das Überleben heisst das aber nur: Man muss besser als das Subniveau sein.

Irgendwie, nach all diesen Fällen und dem postprofessionellen Bloggen habe ich ein klein wenig den Eindruck, dass da manche trotzdem noch etwas ändern wollen: Dann wird nämlich plötzlich der Elan an den Tag gelegt, der vorher gefehlt hat. Als ginge es darum, den Medien die Bloggerei generell zu verleiden. Als wäre das Ziel, den Eindruck zu hinterlassen, dass man generell besser die Finger von dem Pack lässt.

Und dann winseln sie wieder. Weil niemand ihr Zeug bringen will. Und wie dumm und böse und selbstzerstörerisch doch diese Medien sind, die nicht sehen, was sich im Netz verändert. Ich habe bislang kein einziges Blog von einem sog. Experten gesehen, das irgendwie prima läuft. Ich sehe nur viel Blabla vorher, viel Arroganz dazwischen und keinerlei Einsicht danach. Lauter Eigenschaften, die nicht gerade Lust auf mehr machen. Aber das ist vermutlich auch nicht das Ziel, wenn man am Schluss nochmal Ärger verursachen will.

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