: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 14. Februar 2013

Ein perfekter Tag auf 24+3 Bildern

Freizügigkeit



Wohltaten



Schönes Wetter



Frühstück



Arbeit



Unabhängigkeit



Angenehme Menschen



Beständigkeit



Zeit



Licht



Weite



Struktur



Liebe



Blau



Spass



Himmel



Ahnung



Zärtlichkeit



Ankommen



Freiheit



Italien



Fernsicht



Kuchen und Tee



Staunen



Ewigkeit



Feuer



Erlösung



Leben. Alles andere ist nur Existenz.

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Mittwoch, 13. Februar 2013

Fastenspeise

Es gibt immer einen, der sich denkt: Das kann es doch noch nicht gewesen sein. Und einen anderen, der denkt: Oh bitte, das muss es jetzt gewesen sein. Es sei denn, der Zweite denkt gar: Hoffentlich kommt da nicht mehr allzu viel. Oder auch noch: Naja, das ist so wenig, da habe ich eh keine Chancen - und rodeln geht. Das habe ich dann auch gemacht, als ich einen erfahrungsmässig viel zu geringen Betrag eingegeben habe. Ich nehme das hin und wieder auch leicht, ich verliere oft, und auf einmal mehr oder weniger kommt es auch nicht an. Man kann nichts tun, ausser warten. Man darf nicht sein Herz an Dinge erschenken, die einem anderen gehören werden. Wenn ich daheim bleibe, mache ich es übrigens so, dass ich eine Minute vor Ablauf mein Limit eingebe und mich dann auf meine Hände setze, das geht fast immer gut, und ich bewahre Haltung, auch wenn ich dann meistens in den letzten 3 Sekunden untergepflügt werde. Aber so ist das nun mal. Tragik, Komik, das alles liegt nur eine Wimpernschlag auseinander.





Am Faschingsdienstag habe ich dann bei dem Mann angerufen, der zuerst dachte, dass es das nicht gewesen sein kann, und danach viellicht hoffte, der Anruf würde nicht kommen. Denn mein hoffnungsloses Limit lag bei marktunüblichen 176% dessen, was es letztlich dann gekostet hat - vielleicht war gerade der grosse Faschingsball der Zahnärzte, oder Fasching ist einfach nicht die Zeit für Fastenspeisen. Im Übrigen finde ich es durchaus in Ordnung, in so einer Situation mit einer Mischung aus Herablassung (da ist keine Signatur auf dem Bild) und leichter Unzufriedenheit (das nächste Bild geht wieder zu Neumeister) empfangen zu werden; mich würde so etwas auch sauer wie eine Essiggurke aufstossen. Vielleicht lag es aber auch an den Bildern? Daran, dass der Rahmen beim Verkäufer zurückblieb, weil er dafür andere Verwendung hatte? Für mich ist das nicht so schlimm, ich muss mich deshalb nicht betrinken, der "Original"rahmen aus dem 19. Jahrhundert war ohnehin zu breit und zu auffällig. So ist das eben. Nach einem erfolgreichen Bietergefecht bei Hampel, wenn man zu spät realisiert, wie hoch das Aufgeld ist, und innerlich verblutet, umkreisen einen rührend die immer sehr blonden Hostessen und bekunden den Respekt vor dem Sieger. Hier wissen nun beide Seiten: Das war enormes Pech für einen und der andere sollte da keine zusätzlichen Kekse erwarten. Ich kann das verstehen. Der Preis war unverschämt, aber ich habe ihn nicht gemacht.





Es passt - ohne Rahmen - gerade mal so in die Barchetta, dass ich schräg sitzend noch an den Schalthebel komme, und sogar den Scheibenwischer bedienen kann (es gab Fälle, da war ich froh, dass es nicht regnete). Es ist schon recht gross und eine Herausforderung bei der Suche nach einem Platz. Und es ist für mich atypisch, denn es ist mit toten Meerestieren, was ich ansonsten nicht mag; allerdings gefallen mit Krabben und Langusten, so als Tiere, durchaus, und es sieht nicht so scheusslich wie ein toter Fisch oder ein erschossener Hase aus. Gekauft habe ich es übrigens auch nicht wegen der Seladonflasche im Hintergrund oder der Messingschale mit den Kundschafter und der Weintraube aus dem gelobten Land, und auch nicht wegen des frühen (und die Chose auf 1700/20 datierenden) goldgrundigen Pseudoimari mit dem Amor drauf. Sondern wegen der Bücher.





Nichts signiert, sagte der Verkäufer. Das ist halt so eine Sache, wenn die Leute an der falschen Stelle suchen. Rechts unten, links unten, die üblichen Orte halt. Bei Stillleben ist das etwas anders, da muss man bedenken, dass der Maler seinen Namen auch versteckt haben könnte; manche setzen sogar ein Selbstportrait in die Lichtreflektion. Beachtenswert sind also Metallgegenstände, die manchmal Inschriften tragen, Wappen auf Keramik und besonders alles, worauf geschrieben werden kann. Und deshalb kann ich hier zu diesem Tag der Trauer und Fastenspeisen auch bemerken, dass es wenigstens unleserlich ist, was da an der Glosse des aufgeschlagenenen Buches steht. Aber mit wtwas Vergleichen könnte man vermutlich auch da herausbekommen, wer so etwas gern gemacht hat, und in seiner Werkstatt Spezialisten für solche Meerestiere hatte. Aber es muss auch nicht sein. Zuerst mal begründe ich das lediglich mit dem Aschermittwoch und dem Umstand, dass man da besser keine Krapfen mehr zeigen sollte.

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Dienstag, 12. Februar 2013

Die Maske

Und dann wendet sich alles noch etwas weiter zum Schlechteren, nur für eine Stunde reicht das Licht wirklich aus, und die Sonne kommt durch. So ein See kann bei schlechtem Wetter, wenn man ohnehin zu wenig geschlafen hat, auf das Gemüt schlagen. Da ist keine Weite mehr, die ablenken könnte, nur noch ein Grau mit Goldahnung, das kalt wie eine Kröte auf den Betrachter zurückblickt.





Zum Ende vom Fasching sollen wir ja alle unsere Masken heben, und es gibt da dieses Märchen von der alten Frau, die immer an diesem Tag in die Berge ging, um allein zu sein. Einmal kam der Teufel ihres Weges, und sie schlossen eine Wette: Wenn der Teufel beim Kartenspiel verlieren würde, dann würde er ihr sein wahres Gesicht zeigen. Die Alte betrog ihn beim Spiel, und der Teufel entwich ihr lachend, nachdem er seine Maske nur ein klein wenig angehoben hatte. Dann wurde es Mitternacht, und die alte Frau hob auch ihre Maske an, und darunter war der Teufel.





Manche sagen, ich hätte 2012 ziemlich die Maske fallen lassen, und was unter dem freundlichen, korrekten Menschen zum Vorschein kam, habe ihnen allenfalls so mittelgut bis gar nicht gefallen. Für sie war es eine brutale Erfahrung, für mich dagegen eigentlich nur eine zwingende Notwendigkeit, ein unvermeidliches Aufräumen lange mitgeschleppter Probleme, die nur Kraft und Zeit kosten, und im Gegenzug nichts bringen. Ich bin ziemlich schlecht darin geworden, anderer Leute Probleme zu meinen eigenen zu machen. Das führt zur amüsanten Situation, dass jene, die immer gerne nahmen, nun den Eindruck haben, ich würde ihnen etwas vorenthalten. Sicher, gern geschehen. Ich habe nicht wirklich viel davon, Leute aus einem pomadigen Dasein in eine Form zu heben, in der sie so mittelprächtig erträglich sind. Sie denken, es ist schade, dass es so ist. Als wäre "es" etwas, das einfach so passiert. Als müsste man Leute, die alles nehmen, auch noch sonderlich hätscheln und ihre Neurosen und Minderwertigkeitskomplexe füttern. Ich bin abgestumpft, wenn ich lese, dass Menschen mit Drogenkonsum Probleme mit dem Leben und der Finanzierung haben. Und der Selbstverwirklichungstrip unter Nutzung aller Nettigkeit anderer Menschen und dummer Systeme kotzt mich auch an. Als da wäre ein blogweit bekannter Schlechtzahler in Berlin, der seine Beiträge und seine Firma so machen kann, weil es unter anderem eine Mitarbeiterin durch Arbeitsamtzuschüsse quersubventionieren kann.





Kein Verständnis. Kein Verständnis für Leute, die sich daran hochziehen, wenn andere sich betroffen fühlen, mit Schlitzern und den "Oh guckt mal ich hab Suizid probiert"-Angebern; das sind so Sachen, die schockieren einen sicher noch mit 20 nach einer schönen Jugend, aber heute teile ich die Welt in Leute ein, die den Schnee vor ihrem Haus räumen und jene, die sich über das Glatteis beschweren; man komme also bitte nicht zu mir, wenn sich das ganze Leben als eine Kette von Rutschereien darstellt, da habe ich schon genug, um die ich mich kümmern muss. Man kann nicht alle retten und schon gar nicht jene, die einen runterziehen wollen, weil sie einen Hau haben. Armut finde ich nicht schön, aber eure selbstinszenierte Kaputtness kotzt mich an. Vielleicht könnte ich etwas tun, aber ich lasse es dann doch öfters bleiben; da ist einfach zu viel anderes, das mir wichtig ist. Und das mache ich dann, aber nach Möglichkeit immer, ohne dabei anderen zur Last zu fallen.

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Montag, 11. Februar 2013

Tage des Mietschocks

Ich lese das so, wie ich PR-Nachrichten über die Nützlichkeit von Gentechnik lese: Mit dem Gefühl, dass mich das alles nur peripher betrifft und ich schon weiss, wie man dem Problem aus dem Weg geht. Sicher, man hat viel Stress mit Wohnungen, aber dafür hat man keinen Stress damit, sich eventuell eine Wohnung nicht mehr leisten zu können. Und ziemlich viele junge Leute wissen heute nicht, ob man sie morgen noch brauchen wird - da ist das schon auch ungemütlich.







Über Nacht ist das Wetter schlechter geworden, eine variable Wolkenschicht beendet das satte Blau, aber weil es morgen noch schlechter sein wird, geht es auch heute gleich wieder auf den Berg. Ausserdem sind erheblich weniger Leute unterwegs: Der Münchner feiert dann doch lieber in seiner Stadt, statt sich hier Frostbeulen zu holen, mit denen man dann als Amundsen oder Shackelton auftreten könnte. Ja, bescheiden und sparsam sind wir hier in den Bergen.







Aber der Ordner, in dem hier alle Bilder liegen, heisst nun mal "Bergwinter" und solange Winter ist, bin ich dann auch auf den Bergen. Es hält schlank und fit und man darf nebenbei trotzdem eigentlich alles essen, worauf man Lust hat, denn 500 Höhenmeter im Eis und Schnee mit 15 Kilo Rodel hinten dran ist wie 800 Meter im Sommer. Das schafft so ein normaler Stadtbewohner kaum, auch nicht im Fitnessstudio, und ganz ehrlich: Die Aussicht und die Luft, das alles ist da auch nicht so gut. Und trotzdem teuer.







Es gibt also viele Gründe, in der Stadt schockiert, verärgert, genervt und wenig zufrieden zu sein. Hier ist es mehr die gefühllose Hand, die das Leben erschwert, denn es pfeift ein eisiger Wind von den Blaubergen herüber, und hinten türmen sich schon die Schneeberge: Da wird das Ablichten zur schmerzvollen Erfahrung, wenn dann noch der Fahrtwind danach über den Körper tobt.







Aber, wie gesagt: Alles besser als der Mietschock, Hier schickt keiner jedes Jahr eine neue Mietpreiserhöhung, mein Eigenbedarf ist mein Eigenbedarf, und bald bin ich wieder in München: Dann weiss ich wieder, was ich hier habe. Schock nur, wenn so ein alter Mann die Kurve nicht kriegt, mich beinahe umnietet und kurz vor dem Abgrund zu Stehen kommt.

Ich tue etwas für die Popularität des Sports. Ich würde auch gern etwas dazu beitragen, dass es gesund bleibt. Fahrt also vorsichtig. Der Berg kennt kein Erbarmen.

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Sonntag, 10. Februar 2013

Logistik am Berg und an der Torte

Es ist nicht mehr ganz so wie früher, mit all dem Sport: Damals hätte man einfach zu Kaffee und Kuchen eingeladen, fertig. Vielleicht auch noch die Katze mit dazu geholt. Man wäre am Strand entlag gelaufen, um etwas Bewegung zu haben, und hätte vielleicht noch ein weiteres Cafe aufgesucht. So war das früher, als der Tegernsee noch wirklich schick und St. Moritz zu weit entfernt war. Und Pralinen hätte man mitgebracht.







Heute ist es wieder schick, aber vor das Herumsitzen hat die Gegenwart die Bewegung gestellt, und die wiederum stellt einen vor ganz neue, den Vorfahren unbekannte Herausforderungen. Die Logistikherausforderung ist nicht mehr, für 10 Leute zu decken, sondern für vier Personen die Rodel an die Strecke zu bringen. Denn dort gibt es - schönes Wetter, Fasching, Wochenende - nur einen völlig überfüllten Parkplatz. Besteck für 12 Leute wäre hier, Porzellan auch, aber die neue Beweglichkeit verlangt eine Umgehung des von Münchnern verursachten Chaos. Also bringe ich die Rodel vorher an die Strecke. Und danach zeigt sich dann, warum es gut ist, fünf Bergräder am See zu haben. Die nachkommenden Münchner suchen panisch nach einem Parkplatz. Und wir radeln hin und sind eher auf dem Berg.







Und man muss auch ehrlich sagen: Nur unten am See oder in der Wohnung sitzen, das wäre eine Verschwendung. Denn die Sonne meint es gut mit uns, und ich fühle, wie ich langsam durch die dünne Höhenluft angeröstet werde. Wäre da oben nicht dieser fiese, kalte Wind über den überfüllten Tischen: Man könnte es hier gut länger und bis zum Sonnenuntergang aushalten.







Statt dessen geht es bergab, nach einer kurzen und von Skrupeln geprägten Einweisung. Das sind keine Kinderschlitten und und die 400 Höhenmeter sind auch kein Bahndamm, und ich schicke da völlige Neulinge hinunter, aber andererseits: Das ist Darwin und ausserdem gibt es nur eine Art, das zu lernen, indem man es macht und ansonsten früh genug bremst. Eigentlich macht man das alles intuitiv richtig. Ich fahre also voran, die anderen rutschen hinterhet, und am Ende sind alle unten, ohne Sturz, botanische Studien oder Holzfällarbeiten mit Knochen, Holz und Stahl gegen Stämme.







(Links auf dem Weg zwei Besucher. Postprifaschismus total!)

Ja, es ist eine neue Welt, in der wir leben, aber wenigstens ist das alles noch so zu bewältigen, dass es Spass macht. Wie das wäre, ginge es um Skifahren oder Snowboarden oder noch komplexere Sportarten - Lifte, Skipässe. lange Anfahrten - will ich gar nicht wissen. So, wie es ist, mit einer kleinen Gruppe vom See auf den Berg und dann zurück zum Teetisch: Das ist anders als vor 40 Jahren, aber auch kein Problem. Somdern angenehm. Kein Stress.





Und nachdem das Kampfgewicht mit Torten auf das richtige Niveau gebracht wurde, könnte man am kommenden Samstag ja beim grossen Preisrodeln vom Hirschberg mitmachen. Wenn nicht die Startnummernausgabe um 7,30 Uhr wäre. Es gibt immer noch Logistik, die ich nie im Leben packe.

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Geschäftliches

Die nächste Wohnung ist fertig, 29 m² München absolute Bestlage, ab sofort - allerdings nicht meine, ich kümmere mich nur drum. Trau keinem Makler!



Trau dem Blogger.

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Samstag, 9. Februar 2013

Ausweitung der Tage

Meine Freunde haben inzwischen so etwas wie einen Lagerkollen; sie verlassen das Haus in der Finsternis, es umfängt sie das künstliche Licht, und dann gehen sie in Finsternis wieder heim in die künstliche Beleuchtung. Ich dagegen entwickle gegenüber dem Winter so eine Art Stockholm-Syndrom: Er ist nicht schön. Aber er gefällt mir.







Meiner generellen Neigung zur Trödelei ist der Winter natürlich nicht zuträglich, kaum hat man gefrühstückt und ein paar zwingend nötige Tätigkeiten verrichtet, ist der Tag schon wieder vorbei. Aber dann trotze ich der Natur eben noch ein paar Stunden ab und mache mich in der Dämmerung auf den Weg, denn ich habe Licht am Rodel und eigentlich mag ich es ja, wenn am Berg nicht gar so viel los ist. Wenn ich komme, sind die meisten, so sie überhaupt da waren, schon wieder an der Abfahrt.







Für 165 Euro, so sagt mir eine Einladung, könnte ich auch etwas ganz anderes machen und mir im Haus der Bayerischen (!) Wirtschaft etwas über Going Global - wie ziehen wir Geschäfte in Lateinamerika auf - anhören. Samba, Rio, Karneval, davon wird mir geschrieben, weil: Die Globalisierung rollt trotz aller Niederlagen weiter, und gerade in meinem Beruf muss ich mir doch die Chancen in den Emerging Markets offen halten. Manchmal wünsche ich mir, man würde nach all den Pleiten und Fehleinschätzungen ein wenig klüger werden, und etwas nachdenken, bevor man sich schon wieder bei Finger Food mit Leuten trifft, die heisse Luft in Grosspackungen anbieten. Es ändern sich einige Worte, der Rest bleibt von der new Economy über die Photovoltaik bis heute, da man über den Atlantik blickt. Man möchte mehr von einer Welt, von der nicht mehr da ist; mir jedoch reicht der immer gleiche Berg und der nie gleiche Blick in die Landschaft.







Ich komme gerade noch rechtzeitig oben an, das Licht reicht gerade eben für ein paar schöne Aufnahmen, und dann warte ich, bis es wirklich finster ist. Es wird hier nicht "jetzt schon" einfach dunkel, es kommt die Dämmerung mit ihrem ganz eigenen Charme und einer Kälte, die einen irgendwann wissen lässt: Jetzt ist der Tag wirklich vorbei. Jetzt kannst Du gehen.







Wie gesagt, meine Freunde packen das alles nicht mehr und werden depressiv, man wünscht sich ein Ende und nach Italien fliehen geht auch nicht, denn die Schneewolken terrorisieren das land bis zur Meeresküste. Man muss das Beste daraus machen, dann muss man auch nicht in der Fremde scheitern. Und trotzdem, ich merke es jedes Mal, wenn ich hier oben bin: Der Tag gewinnt langsam wieder die Oberhand. Diese Gewissheit macht das Leben leichter.

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Freitag, 8. Februar 2013

Import - Export

Man muss sich die Leute immer genau anschauen. Ich kenne zum Beispiel eine Journalistin aus dem katholischen Niederbayern, die über Jahre hinweg von sein Seidl-Stiftung gefördert wurde. Sie kam nach München, hat sich das Leben dort angeschaut, und sich im Grossen und Ganzen doch sehr entwickelt, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. Da, wo ich es krachen lassen wollte, hat sie sich halt den Gegebenheiten angepasst, und da, wo es nicht nötig war, ist sie halt eine vom Land geblieben - mir ging und geht es auch nicht anders.



So eine Stadt mit 20% Ausländern und gefühlt 95% nicht dort Geborenen ist halt ganz schlecht im Angebot einer dörflichen Heimatstruktur, die einen aufnehmen kann. Das erleben auch die Südtiroler, die es hier in Mengen herverschlägt, und die das Netzwerk nur nutzen, bis sie unter eine Norddeutsche oder Kölnerin geraten. Es ist hier einfach nicht praktikabel, das Schwulenviertel zu meiden, wenn es doch das Ausgehviertel ist, und wer hier eine Schnute zieht, weil die Frau die Frau und der Mann den Mann küsst, ist bald recht einsam. München im mittleren Ring ist halt was ganz anderes als ein Kaff. Damit muss man leben lernen. Oder man wird hier nicht glücklich und geht besser wieder heim.



Seit ein paar Tagen schaue ich mir jetzt eine andere Nachwuchsjournalistin an. Sie ist auch in München und auch bei der besagten Stiftung und auch aus Niederbayern, aber immer noch eien 110%ige Bankerlrutscherin, wie man hier abfällig zu Betschwestern sagt. Bilder mit pinkfarbenem Dirndl und Oktoberfestexzesse wechseln sich ab mit Beschwörungen des einzig richtigen Lebensstiles fern aller Bedenken, dass sie sich bei ihrem pseudokonservativen Leben zwischen Wildbad Kreuth und Wandtattoo auch nur im Herauspicken genehmer Moralbrocken ergeht. Und das alles wird derartig bierernst und verbohrt und unironisch vorgetragen, dass ich ihr genau sagen könnte, warum es nichts mit dem Übertritt in die Medien wurde und beim Studium bleibt: Uncharmant verbohrt geht momentan nicht, und die Stelle für den unterschichtigen Rechtsausleger ist deutschlandweit schon verbrodersteihfleischgarthauert, noch blöder muss es nicht sein. Die Welt wartet einfach nicht aud 20somethimgs aus Niederbayern, die ihr erklären, warum die CSU die Rettung der Welt bedeutet. Auch nicht, wenn sie für sich den Flair einer Weltstadt reklamieren.



Da ist also eine Schraube locker.

Bei meiner Mieterin, das muss noch in dieser an sich schönen und eigentlich den Menschen verbessernden Stadt gemacht werden. Es ist auch noch mehr zu tun, zum Beispiel etwas zu besorgen, und auf dem Rückweg komme ich an dem Maserati vorbei, der im Titel meiner Abrechnung mit der Exzellenz steht; jener Exzellenz, die auch diese Möchtegernjournalistin auszeichnet, wenn sie immer wieder die sie lesende Bruchteilwelt wissen lässt, wie toll sie jenes Ereignis und jene Begegnung dargestellt hätte. Aus Niederbayern über München zu den Reichen und Mächtigen der Welt. Solche Leute gab es auch bei uns in der Schule, aber das ist 25 Jahre her, der Strauss lebte noch und nie hätten sie geglaubt, dass sie mal alleinerziehende Mütter werden, trotz BWL in Passau.



Draufgekommen bin ich übrigens über eine abfällige Bemerkung in meine Richtung einer anderen Dame aus einem ähnlichen, verschwipschwägerten Verein. Die Sorte, die gern Kalif anstelle des Kalifen und bei der FAZ an meiner Stelle wären. Natürlich sind sie der Auffassung, dass sie viel besser passen würden, zum Markenkern und "politischen DNA" - ohne Gentechnik geht heute gar nichts mehr - der Zeitung. Ich weiss nicht, ob es stimmt, ich weiss nur, dass ich mir so eine Seilschaft ebenso wenig heraushängen lassen würde wie den Umstand, dass ich bis heute die Inhalte meiner abgedrehten Nerdfächer immer noch nachlerne, ohne dass ich darüber gross reden würde. Bildung ist wichtig, aber sie ist besser keine Dampfwalze, um andere unterzupflügen: Davon haben mich diese Fächer im normalen Leben geheilt, und ich werde den Teufel tun und glauben, dass man damit beruflich Leser langweilen und verschrecken kann. Kein Mensch liet einen, weil man bei so einer Stiftungsklitsche oder bei einem berühmten Trottelfessor war.



Aber das Material dafür bekomme ich nun mal nur in München, und allein deshalb ist es wichtig, mindestens einmal im Monat dort zu sein und die Antiquariate zu besuchen. Ich hänge in manchen Bereichen immer noch am Tropf dieser Stadt, und so fremd sie mir heute ist, so fremd ist mir auch das Buchangebot am Tegernsee. Das Dorf ist nett, aber das Abseitige, das Andere, das Anregende, das wächst nun mal - bayerisch betrachtet - vor allem in München nach, selbst wenn in meinen Augen manches typisch hirnbefreite FCBPRDienstleistungskarriereoktoberfestding schwer erträglich ist. Es ist mir vollkommen unbegreiflich, wie man sich gerade als Journalist den anderen Möglichkeiten verschliessen kann, wenn sie schon mal da sind. Statt dessen mieten sie später vielleicht mal ein Haus in Neuaubing oder Weyarn und setzen einen Säulenportikus davor und kaufen jede Saison ein neues Rad in den Modefarben.



München ist übrigens auch gut, um Räder an den See zu bringen, denn bei uns wird so etwas nicht kaputt missbraucht und dann für ein paar Euro vertickt, bei uns wird das genutzt und gefahren. Der Gegensatz zwischen See und Stadt ist ja kein absoluter, unter der Woche nehme ich den Münchnern die Buchgelegenheiten und Konzertkarten weg und am Wochenende parken sie meinen See zu. Da ist es angenehm, wenn sie ihre Räder abgeben und ich daraus etwas baue, das Gäste benutzen können, wenn es sich wieder von der Autobahn bis nach Rottach staut; unter anderem mit dieser verbiesterten Dame, die gar nicht versteht, warum man sie in Wildbad hinein lässt und nicht an meiner Stelle Karriere machen lässt. Wo es ihr ihre Ausbilder doch versprochen haben. Aber irgendwann kommt sie dann schon in eine PR-Abteilung und betreut den Twitterfeed des FCB oder die Reservierungen für Firmen in einem Zelt bei dem Fest, auf das angeblich ganz München wartet, abgesehen von der Million, die dann lieber eigentlich woanders wären. Da passt sie dann auch hin. Ich mag sie nicht, aber besoffene Australier finden pinkfarbene Dirndl sicher toll.

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Donnerstag, 7. Februar 2013

Pendeln

ist etwas, das ich sonst nur aus Erzählungen kenne, aber wenn ich es schon selbst einmal machen muss - und Spass ist das wirklich nicht - dann erzähle ich darüber eben eine Geschichte in der FAZ. Mit diesem unpassenden Bild, wie es aussieht, wenn man nicht pendelt.



Ich hasse pendeln. Wobei, manchmal ist das Pendeln ja gar nicht so schlimm, verglichen mit dem Umstand, in was für abstossende Kotzfressen manche ihren Erzählungen zufolge in den Büros dann schauen müssen. Da hört man wirklich üble Sachen.

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