Fastenspeise

Es gibt immer einen, der sich denkt: Das kann es doch noch nicht gewesen sein. Und einen anderen, der denkt: Oh bitte, das muss es jetzt gewesen sein. Es sei denn, der Zweite denkt gar: Hoffentlich kommt da nicht mehr allzu viel. Oder auch noch: Naja, das ist so wenig, da habe ich eh keine Chancen - und rodeln geht. Das habe ich dann auch gemacht, als ich einen erfahrungsmässig viel zu geringen Betrag eingegeben habe. Ich nehme das hin und wieder auch leicht, ich verliere oft, und auf einmal mehr oder weniger kommt es auch nicht an. Man kann nichts tun, ausser warten. Man darf nicht sein Herz an Dinge erschenken, die einem anderen gehören werden. Wenn ich daheim bleibe, mache ich es übrigens so, dass ich eine Minute vor Ablauf mein Limit eingebe und mich dann auf meine Hände setze, das geht fast immer gut, und ich bewahre Haltung, auch wenn ich dann meistens in den letzten 3 Sekunden untergepflügt werde. Aber so ist das nun mal. Tragik, Komik, das alles liegt nur eine Wimpernschlag auseinander.





Am Faschingsdienstag habe ich dann bei dem Mann angerufen, der zuerst dachte, dass es das nicht gewesen sein kann, und danach viellicht hoffte, der Anruf würde nicht kommen. Denn mein hoffnungsloses Limit lag bei marktunüblichen 176% dessen, was es letztlich dann gekostet hat - vielleicht war gerade der grosse Faschingsball der Zahnärzte, oder Fasching ist einfach nicht die Zeit für Fastenspeisen. Im Übrigen finde ich es durchaus in Ordnung, in so einer Situation mit einer Mischung aus Herablassung (da ist keine Signatur auf dem Bild) und leichter Unzufriedenheit (das nächste Bild geht wieder zu Neumeister) empfangen zu werden; mich würde so etwas auch sauer wie eine Essiggurke aufstossen. Vielleicht lag es aber auch an den Bildern? Daran, dass der Rahmen beim Verkäufer zurückblieb, weil er dafür andere Verwendung hatte? Für mich ist das nicht so schlimm, ich muss mich deshalb nicht betrinken, der "Original"rahmen aus dem 19. Jahrhundert war ohnehin zu breit und zu auffällig. So ist das eben. Nach einem erfolgreichen Bietergefecht bei Hampel, wenn man zu spät realisiert, wie hoch das Aufgeld ist, und innerlich verblutet, umkreisen einen rührend die immer sehr blonden Hostessen und bekunden den Respekt vor dem Sieger. Hier wissen nun beide Seiten: Das war enormes Pech für einen und der andere sollte da keine zusätzlichen Kekse erwarten. Ich kann das verstehen. Der Preis war unverschämt, aber ich habe ihn nicht gemacht.





Es passt - ohne Rahmen - gerade mal so in die Barchetta, dass ich schräg sitzend noch an den Schalthebel komme, und sogar den Scheibenwischer bedienen kann (es gab Fälle, da war ich froh, dass es nicht regnete). Es ist schon recht gross und eine Herausforderung bei der Suche nach einem Platz. Und es ist für mich atypisch, denn es ist mit toten Meerestieren, was ich ansonsten nicht mag; allerdings gefallen mit Krabben und Langusten, so als Tiere, durchaus, und es sieht nicht so scheusslich wie ein toter Fisch oder ein erschossener Hase aus. Gekauft habe ich es übrigens auch nicht wegen der Seladonflasche im Hintergrund oder der Messingschale mit den Kundschafter und der Weintraube aus dem gelobten Land, und auch nicht wegen des frühen (und die Chose auf 1700/20 datierenden) goldgrundigen Pseudoimari mit dem Amor drauf. Sondern wegen der Bücher.





Nichts signiert, sagte der Verkäufer. Das ist halt so eine Sache, wenn die Leute an der falschen Stelle suchen. Rechts unten, links unten, die üblichen Orte halt. Bei Stillleben ist das etwas anders, da muss man bedenken, dass der Maler seinen Namen auch versteckt haben könnte; manche setzen sogar ein Selbstportrait in die Lichtreflektion. Beachtenswert sind also Metallgegenstände, die manchmal Inschriften tragen, Wappen auf Keramik und besonders alles, worauf geschrieben werden kann. Und deshalb kann ich hier zu diesem Tag der Trauer und Fastenspeisen auch bemerken, dass es wenigstens unleserlich ist, was da an der Glosse des aufgeschlagenenen Buches steht. Aber mit wtwas Vergleichen könnte man vermutlich auch da herausbekommen, wer so etwas gern gemacht hat, und in seiner Werkstatt Spezialisten für solche Meerestiere hatte. Aber es muss auch nicht sein. Zuerst mal begründe ich das lediglich mit dem Aschermittwoch und dem Umstand, dass man da besser keine Krapfen mehr zeigen sollte.

Mittwoch, 13. Februar 2013, 20:01, von donalphons | |comment

 
meine gratulation zur beute. glück kann man auch dann haben, wenn extrem sperrige gegenstände in extrem abgelegenen weltgegenden angeboten werden. die verkäufer machten mehr gewinn, wenn sie sie auf flohmärkten anböten - aber wer schleppt schon riesige spiegel in massiven holzrahmen; auch die flohmarktbesucher haben nicht immer einen grossen lieferwagen dabei.
wie sie sagten, die preise hat man nicht selbst gemacht.

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die ersten Zeilen passen auch sehr gut auf Schnee und Winter
Es wäre doch schön, wenn der Frühling endlich käme, statt der Kaltluft aus Rußland am Mittwoch.

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