: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 13. Juni 2013

Kalorien, von der Weide auf den Teller

Ihr müsst jetzt ganz stark sein und wenn Ihr in Städten lebt, kann es hilfreich sein, ein Nutellaglas neben den Rechner zu stellen, selbst wenn das nie so fluffig weich sein kann, wie so eine frische Dampfnudel, in Vanillesosse eräuft und mit Honig geteert und mit Puderzucker gefedert. Denkt Euch einfach die Luft der nahen Berge dazu. Und Sonne.





Recht viel romantischer als in Kloster Reutberg geht es eigentlich nicht. Ich glaube, wenn ich einen traditionellen Film über Bayern drehen müsste, würde ich hier anfangen, denn einerseits ist Reutberg immer irgendwie noch München, und auf der anderen Seite wendet es der Stadt den Rücken zu, und schiebt seinen alten, kastanienbestandenen Biergarten wie eine Loge über eines der schönsten Panoramen der Voralpen, vom Wendelstein bis zu Benediktenwand, und in der Mitte ist das Tölzer Tal und öffnet die Sicht bis zum Alpenhauptkamm. Dahinter Italien. Kurz, es ist schön hier.





Nun ist diese Kombination - zusammen mit der einfachen Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus München - eigentlich eine Garantie für Berliner Verhältnisse, also nachlassende Qualität, schlechte Bedienung und Starberger Preise, aber ich bin hier schon seit Jahrzehnten, und beschweren konnte ich mich noch nie. Ich glaube, das liegt an der genossenschaftlichen Brauerei und dem Umstand, dass die Mitglieder dann halt auch hier essen. Dann ist es eben nicht nur ein Renditeobjekt, sondern eher eine Liebhaberei. Man bekommt hier zwar kein Bier ausser dem, das hier gebraut wird, aber sonst eigentlich alles. Halt nein, man bekommt natürlich auch keine kleinen Portionen. Man kann kleine Portionen bestellen, aber das ist dann immer noch nicht klein. Hierher gehe ich gerne, um Gäste aus dem Norden zu schockieren, und ja, sie wickeln es einem auch noch ein. Man wird hier nicht mager. Dafür gibt es dann Frankfurter Gastronomen.





Kurz, man muss angesichts der Leistung schon etwas schräg drauf sein, um hier sein eigenes Essen mitzubringen. Und weil sich alles ändert und man hier nicht in den Entwicklungen der Gegenwart absaufen will, so wie andere Onlineauftritte gerede gegen die Offensive der Süddeutschen Zeitung unter Plöchinger übelst ins HIntertreffen gelangen, gibt es auch genug vegetarische Gerichte. Nur für Veganer wird es eng, ausservielleicht einen Fetzenrausch auf nüchternem Magen. Aber die werden dem hier ohnehin nur wenig abgewinnen können. Obwohl man vielleicht auch über ein paar Augenblicke der Milch- und Eitoleranz reden könnte: Schliesslich sind die Genossenschaftler Bauern und wiederum, soweit es geht, auch Lieferanten der Gaststätte. Man kann hier sowieso mehr oder weniger voraussetzen, dass verkocht wird, was aus der Region kommt. Dahinter ist zur Verdauung auch noch ein Pfad zu einem seltenen Hochmoorsee; recht viel mehr Bio geht eigentlich nicht.





Ansonsten war ich etwas unvorsichtig, un habe zu wenig mitgenommen. Eigentlich wollte ich ja nur kurz den Briefkasten ausleeren und mit einem Gast auf der Durchreise eine Nacht bleiben, aber nachdem der Gast auch nächste Woche wieder kommt, dachte ich mir, es ist vielleicht gar nicht so dumm, erst mal hier zu bleiben. Dabei habe ich natürlich nichts, aber das ist nicht so schlimm und obendrein ist da auf dem Weg von Reutberg nach Gmund auch noch diese Konditorei und so werde ich wohl nicht entsetzlich verhungern. Torte, jeden Tag, versprochen.

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Es gibt in Bayern

Recht, Gesetz und sicher auch Gerechtigkeit.

Und dann gibt es den Justizskandal Mollath, die dafür zuständige Justiz und die damit verbundenen Institutionen.

Und das eine hat mit dem anderen nur insofern etwas zu tun, dass es in seiner schärfsten Form auf die Schuldigen des Justizskandals Mollaths angewandt werden sollte.

Das sind diese Momente, da schämt man sich für dieses Land.

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Mittwoch, 12. Juni 2013

Zum ersten Mal richtig auf dem Sunn mit falschen Gedanken

Ich werde den Eindruck nicht los, ich kann mich des Verdachts nicht erwehren, es peitscht geradezu auf mich ein, dass es im sog. Netzfeminismus (wirkungsloses Twittern statt Tun) einen Kausalzusammenhang zwischen einem schlechten Körperlichkeitsgefühl und dem lauten Vertreten von ermüdenden Positionen gibt. So nach dem Motto: Schatz, findest Du mich zu dick? Nein. Können wir dann über das generische Femininum reden? Und so generell habe ich auch die leichte Ahnung. dass das passiv-agressive Unwohlsein auch etwas damit zu tun hat, dass man auf Ablehnung stösst. An der feministischen Theorie kann es nicht liegen, die finden alle Mittwitterinnen richtig, also muss es etwas anderes sein und wenn da schon welche rumlaufen, die ein solidarisches Kussenthalten von heterosexuellen Paaren verlangen, kann es auch nicht verwundern, wenn diese Suche nach Problemen irgendwo beim Körper ankommt, zusammen mit der Schuldsuche bei einem System der Rape Society, die Frauen in Medien und Werbung mit Rollen vergewaltigt, denen sie zu entsprechen haben, und dann leiden sie und werden damit nicht fertig und schmeissen jetzt ihre Waagen auf die Strasse.





Ich war letztes Jahr aufgrund der Umstände - phasenweise extrem viel Arbeit und eine Reihe wenig erbaulicher Entwicklungen zusammen mit miesem Wetter - tatsächlich zu einem gewissen Zeitpunkt zu dick. Zu dick ist für mich "Probleme haben, eine Strecke mit dem kleinsten Gang zu bewältigen". Das liegt einerseits an meinen Anlagen - mit Allergien ist die Luftaufnahme nicht so leicht -, an den Medikamenten - Antiallergika schwemmen auf - und eben an einer suboptimalen Lebensführung, die den Tagesablauf zu sehr fragmentierte. Eine Waage zum Ausdemfensterwerfen habe ich gar nicht, aber dafür eben Rennräder, und dann habe ich so lange Sport getrieben, dass ich oben in Attenzell nicht vom Stangerl gefallen bin, und immer noch 9 kleinere Gänge am Radl hatte, die ich nicht benutzte. Wenn das geht, finde ich, dann passt das. und zwar ohne dass ich durch die Lande ziehe und mich beschwere, dass der Profiradsport noch ganz andere Körperformen fordert. Die 9 bleibenden Gänge sind mein Polster, das andere ist das Wissen, wie manche ex-supersportliche Altersgenossen aus meiner Schule heute drauf sind. Wenn mich einer überholt, dann ist das eben so. Wenn ich weniger lang brauche, dann ist das eben auch so. Wenn ich danach schnell einschlafe, bin ich halt weg und nehme ab und wenn ich um 3 aufwache, koche ich noch ohne Reue. Mir geht es gut. Manchen gefalle ich und anderen nicht, das ist halt so und ich komme schon klar damit.





Das hat natürlich dieses Blog ein wenig in Mitleidenschaft gezogen, ich gebe es zu, es ging weg von Automobilen und hin zum Velozipeden, aber 2012 wäre es auch ohne das so geworden oder eben gar nicht, denn das Rad war halt das, was verbloggenswert blieb, der Rest war öfters nicht gar so toll. Nur war es mit dem Körper keine gesellschaftliche Theorie, und kein Gejammer von Körperidealen bis zum Generve mit Fettakzeptanz, und danach war es auch hoffentlich nur eine Sammlung schöner Bilder von Unterwegs, die ich heute gerade nicht liefern kann, weil das Wetter 2013 in etwa so wie das Jahr 2012 als Ganzes gewesen ist. Man muss es halt tun und das Beste daraus machen, man muss den Spass finden und ausnutzen, dann tut es auch nicht weh und wenn ich jetzt sehe, wie manche den Osterberg anstarren - wie das jüngste Gericht nämlich - dann fühle ich mich verdammt attraktiv, weil ich da auch hochkomme. Einhändig. Und dabei 4 Stücke Torte auf dem Rad balanciere.





Man darf sich nicht selbst bekämpfen.

Das sagt sich natürlich leicht, wenn man nicht Berge an Selbsthass und Minderwertigkeitsgefühlen mit sich rumschleppt, die mehr als ein paar Gramm Fett wiegen, und natürlich weiss ich auch, wie sinnlos es ist, solchen übersensiblen Frustbolzen ausreden zu wollen, dass sie diese Gefühle nicht haben brauchen - denn das Bewusstsein, an etwas zu kranken, was gar nicht sein müsste, macht sie noch kränker.

Da kann man nichts machen. Egal wie es läuft, man verliert, und zwar, weil es denen gut geht, wenn sie sehen, dass andere dann auch leiden. Und ich muss ganz offen sagen, dass ich für solche Spiele etwas zu alt und zu erfahren bin. Sie reden also über Gründe, maximal körperlich betroffen zu sein. Da hilft kein Waagenrausschmiss, würde ich sagen.





An Tagen wie heute ist es kalt, regnerisch und enorm dreckig und es ist gar nicht so einfach, in dieser Landschaft, die vieles von Flandern 1917 hat, den Spass zu entdecken, wenn man ein wenig an sich arbeitet. Aber es geht. Es bringt dagegen nichts, sich von einem Kilo zu befreien, wenn der Druck bleibt, und man sich mit Kleidergrösse 42 so über das Gewicht aufregt, wie man sich dann mit 38 über jemanden empört, der hier nicht das generische Femimimininum verwendet. Ich begrüsse, sogar wenn sie vom Hysteriker-und Anschwärzportal Kleinerdrei kommt, jede Bewegung, die den Körper- und Schönheitsidealen die Luft rauslässt, weil das alles nur Moden sind, denen man in einer freien Gesellschaft nicht entsprechen muss. Es sollte halt irgendwie gesund sein, dass man einen Berg hochkommt, ohne dass die Knie versagen oder die Energie nicht aus dem Körperfett gewonnen werden kann, weil nichts da ist.

Aber was immer es ist, es klingt bei denen immer nach Problemen, Ärger und Beleidigtsein, und was kann da eine Waage dafür?

Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass es mir völlig egal ist, ob ich in den Augen solcher Leute irgendwie attraktiv bin. Bloss nicht. Bleibt bitte in Berlin und geht Postprifaschisten ficken.

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Nach diesem Beitrag

werden sie mich trotz Kulturbeflissenheit nicht mehr in die USA lassen, aber da will ich schon lange nicht mehr hin. Und wenn Ihr wissen wollt, wie das mit den Trackern, Pisanello und dem Abschlachten der Rechtspersonen ist, lest ihn in der FAZ oder im Kommentarblog.

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Montag, 10. Juni 2013

Real Life 10.06.13 - NAVIGARE NON NECESSE EST

Draussen weitet sich schon wieder die Donau in einen reissenden, alles verschlingenden Fluss, vom Himmel stürzen Wassermassen und leider ist es nicht genug, dass es dann diese Woche die Brut der Stadtschlosserbauer in die Nordsee schwappt und dort verklappt. Drinnen ist es warm, denn ich habe die Heizung wieder angemacht. Und Susi erzählt, dass einer ihrer Onkel nun aus Altersgründen sein Segelboot verkaufen möchte. Ganz billig sei es, oben Holz und unten weiss, und dazu bräuchte er jetzt jemanden mit Meer- oder wenigstens Seeamschluss. So eine kleine Jolle, nur 5,70 Meter lang oder so, genug für zwei oder drei und einen sonnigen Tag.



Das stellt man sich ja immer so romantisch vor, aber der Vater der P. hat es damals geschafft, mit dem an Deutlichkeit nicht mangelnden Befehlston an Deck vom Familien- zum Einhandsegler zu werden, insofern kann die Angelegenheit manchmal so romantisch nicht sein, gebe ich zu bedenken, und auch Iris hat so ihre Erfahrungen gemacht, sagt sie, und findet, dass man die Zeit, bis so ein Boot dann endlich mal schwimmt, anderweitig besser verbringen kann.Susi ist ein klein wenig enttäuscht, war ich es doch, der immer meinte, ja, am Tegernsee, da sei so wenig Wind, da könnte man nicht surfen und da wäre so ein Segelboot vielleicht keine schlechte Sache. Fein wäre es für sie gewesen, wenn sie, nachdem sie sich selbst nur mit Mühe und viel Ärger nur zeitweise an meist eher untaugliche Männer bringt, nun wenigstens das alte Segelboot an einen Mann gebracht hätte. Aber ich könnte das noch nicht mal transportieren.



Ausserdem habe ich im Internet gesehen, wie schnell der für mich in Frage kommende Segelclub in Gmund gerade selbst abgesoffen ist, die Bilder sind gleich neben den nicht minder schrecklichen Photos aus dem Vereinsheim, der sehr nach Verein aussieht. Es war angenehm zu wissen, dass ich auf dem Berg wohne und, wenn ich wieder komme, alles so sein wird wie immer. Sonne, Wiesen, Kühe. Die Segler jedoch hatten in den Regnstürmen hektische Tage, die Boote zu bergen und irgendwohin zu bringen, wo sie nicht verloren gehen, und das wiederum sind so die Geschichten, die man nicht bedenkt, wenn es um die Anschaffung so eines Kahnes geht. Und obendrein, meine Erfahrungen mit der Idee, eine kleine Jolle zu kaufen, waren damenlicherseits eher so durchwachsen: Die Zeiten, wo Segeln auf einer 5,70m-Jolle zwischen Gmund und Bad Wiessee als Privileg galten, sind auch schon etwas länger vorbei. Irgendwie scheinen die entsprechenden TV-Sendungen über vermögende Menschen die Massstäbe etwas verschoben zu haben, und ob so ein Liegeplatz mitamt seinen Kosten die Demütigung, die man damit erfährt, wert ist, weiss ich nicht. Nein, es gibt hier einfach keinen Segelclub wie in Monaco. Ich war dort und bin hier und finde das gar nicht schlimm. Aber die Ansprüche der anderen steigen schneller als meine Möglichkeiten.



Ich werfe deshalb testweise ein, dass ich demnächst an den Tegernsee reisen und endlich versuchen, mein Faltboot aufzubauen, und schaue sehr genau hin, ob da ein Funkeln in den Augen meiner Gäste ist. Ist es nicht. Wirklich nicht. Nichts. Genauso hätte ich sagen können, ich fahre zum Kuhfladensammeln nach Matrei. Würde man die Begeisterung vervielfachen, wäre sie immer noch überschaubar. Und es ist nun mal so, dass ich hier einerseits keine Frau kenne, die sich einmal an Bord einer 25-MeterYacht hätte verführen lassen können, und andererseits auch nicht den Eindruck habe, dass Abschleifen und Lackieren und Kosten für neue Segel und Abdeckungen, die dann zwangsweise woanders Ausgaben verhindern, einer prestigeträchtigen Beziehung geholfen hätten. Kurz, der Sexfaktor so einen Bootes ist klein und am See sehe ich eigentlich immer nur einsame Männer, die so wirken, als würden sie überlegen, wie tief ihre Frau mit einem Anker um den Hals sinken mag und wie lange sie unten bleibt.



Es sieht natürlich, aus der Ferne, hübsch aus, und bei den hiesigen Winden muss man gar nicht erst anfangen, von Geschwindigkeitsräuschen auf einem Brett zu träumen, das man natürlich sehr viel einfacher aufbauen, transportieren und lagern könnte - in der Garage nämlich, wo es sogar einen Aufzug gäbe. Aber wenn ich schon da bin, habe ich auch so schon genug zu tun, und obendrein reicht es vielleicht sogar schon, ab und zu den Wunsch durchscheinen zu lassen, dass so ein Boot fein wäre - man liebt ja Hoffnung und Erwartung um so mehr, je scheusslicher nachher die Umsetzung wäre, da ist so ein Boot auch nicht anders als das Stadtschloss, BER oder die Elbphilharmonie, die jetzt jene Klassikfreunde bezahlen sollen, die darin eigentlich staatlich unterstützte Konzerte sehen möchten. Segeln loben und Berge besteigen, das kostet nichts und wirkt dennoch sexy, hoffe ich.

Ich frage ihn, ob er mit dem Preis runtergeht, sagt Susi, und lügt mich dreist an, sie würde dann auch kommen und mir das ganze auch beibringen, was sie seit 30 Jahren selbst nicht mehr getan hat.

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Sonntag, 9. Juni 2013

Die erste grosse Runde

Es ist eigentlich unvorstellbar, aber doch: Zum eigentlichen Zweck eines Rennrades, vergleichsweise weite Strecken jenseits der 50 Kilometer zurückzulegen, komme ich dieses Jahr erst jetzt. Vielleicht sollte ich mal überlegen, ob es Sinn macht, so viele Rennräder vorzuhalten, die man hierzulande nur 4 Monate mit etwas Glück nutzen kann und statt dessen mehr Gemälde - ups, ich muss los, sonst komme ich nicht mehr in die Kirche. Am Abend gibt es dort nämlich eine Aufführung mit Amateurgesang, an der ich nicht teilnehmen möchte.







So klar ist die Luft über dem immer noch sumpfigen Boden, dass kein Zweifel sein kann: Das schöne Wetter neigt sich schon wieder dem Ende zu. Aber was soll's, man wird vom Verteidigungsminister angelogen und vom amerikanischen Präsidenten und der SPD-Kanzlerkandidatenversager lässt sich von einem Bild-Mann vertreten: Die Lüge und ihre Bemalung ist das Geschäft der Gegenwart, und nicht irgendwelche Wahrheiten. Normalerweise sage ich, dass die Werbung seit Goebbels gerissener, aber nicht besser wurde, man sollte das vielleicht auf andere Berufa ausdehnen und so langsam habe ich den Eindruck, dass unser einziger Schutz diese unfassbare Inkompetenz ist, mit der sich solche Figuren auf die Menschheit loslassen. Wer heute einem Politikersarg folgt, tut das mehr so wie bei Ludwig XIV.







So eine naja, sagen wir mal Halbwahrheit ist übrigens auch der Spruch, dass das Wetter nicht über die Donau zieht. Sprich, was an Gewittern, Regen und Hagel südlich der Donau zu sehen ist, bleibt auch dort, in aller Regel. Regeln haben natürlich Ausnahmen und der Tag der Ausnahme ist dieser Sonntag. Vom Radeln her ist es überhaupt kein Problem, ich fahre alles, was ich letztes Jahr um diese Zeit auf dem kleinen Kettenblatt erkrochen habe, jetzt zügig mit dem grossen Kettenblatt hoch und irgendwie habe ich es in Italien geschafft, in Form zu bleiben. Aber diese Wolken sagen, dass es besser wäre, die Heimreise anzutreten. Bevor es kommt.







Aber auch die Klugen müssen irgendwann sterben und ausserdem ist es nur Wasser und ganz selten Strom, also fliegt das brandneue gefahrene und dennoch eigentlich schon 9 Monate alte Fondriest über Höhen und Täler. Muss man sich mal vorstellen: So ein Rad, und in 9 Monaten keine Gelegenheit, es richtg weit auszufahren. Was für eine Verschwendung, aber dann komme ich an und eigentlich mag ich ja Verschwendung, sehr sogar.







An diesem Abend kaufe ich dann nicht noch ein Rad, aber sehr wohl noch zwei Gemälde, weil ich ja wieder gesehen habe, wie man das alles pompös machen kann, und da ist es bei mir noch weit, weit hin, und bis ich mit der Galerie fertig bin, wird es länger als 9 Monate dauern. Aber Räder habe ich jetzt wirklich genug, solange ich nicht am Gardasee eine bestimmte Strasse lang fahre, wo hübsche Gebrauchte Lügen erzählen, von funkelnden Speichen im Sonnenlicht.

Das ist Deutschland. Da kauft man sich besser Stuck und Kronleuchter fürs Bad, denn das braucht man. Dringend. Auf dem Heimweg waren nämlich 20 Kilometer eher feucht, um es höflich zu sagen.

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Samstag, 8. Juni 2013

Ich hatte kein Telephon

Vielleicht an die 6 Monate nicht. Mein Altes habe ich im Herbst im Hof verloren, um es nach Wochen wieder zu finden, dann auf des Heck meines Wagens gelegt und ich könnte schwören, dass ich es dann auch hineiu getan habe, aber da war es nicht. Ein grosser Verlust ist es nicht, es war gut und gern 10 Jahre alt und hatte einen damals ultrateuren Farbbildschirm, für den ich nichts bezahlt habe. Erst zur Mille Miglia habe ich es ersetzt, natürlich wieder Prepaid und mit Minimalfunktionen, und ich schalte es auch gern und häufig aus. Es reicht, wenn ich erreiche, meine Errreichbarkeit liegt mir nicht sonderlich am Herzen. Anfragen nach meiner neuen Nummer ignoriere ich gerne, die wird sich schon im Laufe der Monate verbreiten. Ausserdem weiss ich sie nicht auswendig. Das alles ist für mich nicht wichtig genug gewesen. Wichtig ist, dass ein Ofen warm macht, die Flut nicht kommt, und die Sonne wieder scheint, un nach der Flut Hoffnung gibt.







Nun weiss natürlich der Telekommunikationsanbieter dauernd, wo ich bin, und kann meine Route nachvollziehen. Und die Polizei, das weiss man aus Sachsen, fragt so etwas lässig ab. Meine Runde führt über verschlafene Dörfer und Nebenstrassen, auf denen es vermutlich wenig Kameras gibt, und hätte ich noch ein Navi dabei, dann könnte meine Krankenkasse auch einen Eindruck von meiner körperlichen Fitness bekommen, wenn sie die Daten hätte. Natürlich habe ich nichts zu verbergen ausser **********, *********, ****** und den Plan, den ********** zu ********** und 23 *******, die ich im Speicher verstecke, aber ich frage mich natürlich schon, was es die angeht. Und schalte unterwegs das Telephon aus, denn ich bin ja unterwegs und will nicht reden. manchmal vergesse ich es auch daheim, da vermerkt dann das bewegungsprofil, dass ich fett daheim gesessen bin, auch wenn das nicht stimmt.







In meinem Browser läuft natürlich Ghostery (ein Besuch beim besonders verseuchten Welt.de und man hat den grössten Abschaum des Netzes identifiziert), und mein Browser ist auch nicht von Google, Apple oder Microsoft. Dazu kommt, dass es bei uns im Haus mehrere WLANs und IPs gibt, und da wird auch schon mal zufällig gewechselt; das hier zum Beispiel schreibe ich über die IP eines Mieters.Für den Anfang nicht schlecht, aber alles in allem würde ich gern so online frei sein, wie ich das auf dem Rennrad bin - einfach, weil es keinen was angeht, was ich wann, wo und mit wem tue. Teilweise habe ich auch meine Kamera mit falschen Daten gefüttert, damit die EXIFs nicht stimmen. Und mein Blog ist zudem nicht immer linear, was die Verfolgung meines Lebens nicht erschwert, aber sehr wohl die sichere Zuweisung. Ich will auch kein Auto, das zur Firma telefoniert, und ganz sicher werde ich mir kein Rad mit Betriebssystem kaufen, sondern hübsch mechanisch bleiben. Überhaupt, Mechanik bekommt in Zeiten wie diesen einen besonderen Charme. während es mir bei Vorstellungen wie Cloud Computing, elektronischen Depots oder gar Währungen und das komplett netzgesteuerte Haus den Magen umdreht. Und ja, es gefällt mir, dass meine geliebte Pen nicht nur analog aussieht, sondern mit alanogen Objektiven auch nur noch begrenzt Informationen liefert. Je weniger Ansätze zum Ausforschen, desto besser.







Man wird sie uns natürlich zu nehmen versuchen. dazu trägt die positive Aufladung des Begriffes "Verbindung" bei, als hiessen nicht so auch Zusammenrottung von rechtsradikalen Kreisen mit Hackfressen (meines Erachtens sollte man übrigens Journaille zwingen, die Mitgliedschaft in solchen Zirkeln offen zu legen). Bei jedem WLAN, bei jedem Sendemasten ist ein wenig Misstrauen angebracht, und man sollte sich vielleicht fragen: Muss das sein? Brauche ich das wirklich? Oder geht es nicht darum, das Analoge wieder auszuweiten, auf Kosten des Digitalen, und die Idee des "Always on" und des "Echtzeitnetzes" zurückzudrängen?

Es sind nicht nur 30 Kilometer auf dem Rad, es sind auch 30 Kilometer fern jeder Kontrollmöglichkeit. Vor 30 Jahren wäre das Leben genau umgekehrt gewesen, da hätte man schon irgendwo hinfahren müssen, um kontrolliert zu werden, und es kann nicht der richtige Weg sein. Als Vorteil des Schengenabkommens hiess es noch, man werde die Grenzkontrollen aufheben, und eine Scheierfahndung erlauben. Jetzt wollen sie wieder kontrollieren UND die Schleierfahnung behalten. Alle Macht geht nicht vom Volke aus, sondern von den Systemen, von denen auch die Gefahr kommt. Und von unserer Bereitschaft, denen durch Faulheit und Vergessen in die Hände zu arbeiten.

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Samstag, 8. Juni 2013

NStAsi

Ich denke, man kann schon jetzt die Regentschaft Obamas so zusammenfassen: Statt Giantanamo zu schliessen, hat er die ganze Welt ein klein wenig zu Guantanamo werden lassen. Und wenn so ein Präsident glaubt, dass man mit einem System wie Prism die Lage gut unter Kontrolle hat, dann ist er ebenso paranoid wie die Kranken, die sich das ausgedacht und mitgewirkt haben. Mein persönliches Gefühl ist, dass jene Informationen, die jetzt kursieren, eine interne Propaganda für dieses Projekt sind und man vielleicht den ein oder anderen Komplex formschön dazuerfunden hat, um die Sache besser aussehen zu lassen. Wäre diese Welt spionagethrillergerecht, könnte man jetzt zur Bestätigung abwarten, bis der Chef der NSA zufällig tot in seiner Wohnung gefunden wird, aber auch das kann man vermutlich ausschliessen. Und was unser eigenes Regime angeht, so wette ich erkleckliche Summen darauf, dass man es mit der Zusage, es an den Informationen zu beteiligen, für denn Gegenwert eines benutzten Kondoms kaufen kann.







Wenn ich solche Verbündete habe, brauche ich eigentlich keine Feinde mehr. Und vielleicht finden diese Verbündeten beim Schnorcheln in Deutschland ja auch das ein oder andere, mit dem man hier einen Politikdarsteller noch mehr zum Zäpfchen machen kann, und dann ist da nichts mit der Kohl'schen Methode, mit der er seine Stasi-Unterlagen hat verschwinden lassen, damit wir hier nicht alles über die langen Jahre seiner Schwarzgeldherrschaft erfahren. Warum sollte eine Weltsupermacht, die finanziell und ökonomisch zum Schwellenland herabgesunken ist, zur Beeinflussung nicht die Mittel nützen, die sie noch haben - zumal wir ja von Wikileaks wissen, wie informationsgeil sie in Sachen Politik sind?







Die "Nationale Sicherheit" ist der "jüdische Mitbürger" des neuen Jahrtausends - der Offenbahrungseid der braunschwarzen Ohnebürger, die verbale Fassade vor dem Immer weiter mit dem Rassismus und den totalitären Vorstellungen des Regimes, aus dem sie sich gerettet haben. Natürlich ist eine totalüberwachte Nation total sicher, aber auch der Grund, warum man nach der Verfassung das Recht hat, aufzustehen und sich dagegen zu wehren. Und wenn so etwas einfach an die Staatsverbrecher in den USA outgesourced wird, ändert das gar nichts an den generellen Möglichkeiten dieser Drecksbande, die - nachdem das Programm zwar nach aussen gerichtet wird, aber auch in den USA eingesetzt wird - einfach keine Hemmungen haben. Solange es nicht um heimische Schusswaffen und Amokläufer geht, natürlich. Die lauwarme Reaktion unseres Regimes, dessn Volk datenschutzrechtich ein zweites Loch in den Hintern gemacht wird, spricht Bände über die transatlantische Kumpanei der Unterdrücker und Überwachungsfreaks. Man findet, Google weicht etwas aus? Der eigentliche Skandal ist dieses Regime in Berlin.







Wenn Russland oder China (wobei eher Russland, in China sind die ökonomischen Interessen viel zu gross) so etwas tun und damit auffliegen würde, wäre sicher mehr los, und gegen Nordkorea oder den Iran könnte man damit vielleicht sogar einen Krieg anzetteln. Aber wenn man einen Freund erwischt, der seit Jahren die Postfächer ausräumt, dann war das eben ein Freund und in Zukunft kann er schauen, wo er bleibt. Man kann nur hoffen, dass andere europäische Länder - England nehme ich da aus, bei jeder Sauerei ganz vorne mit dabei und so vermutlich auch hier - über die EU mehr Druck machen, wenn, wie zu hoffen ist, der Guardian weiterhin seinem Namen alle Ehre macht und das Dreckspack ausräuchert. Eine Freiheit von der StaSi ist wenig wert, wenn sie durch die Unfreiheit der NStAsi ersetzt wird.







Jetzt wäre eigentlich die Stunde der deutschen Telcos, und der Chavez lacht sicher im Grab. Nutzen wird es den Piraten vermutlich weniger, die ihre Sexgeschichten familiär in Berlin im Amt halten, dort einen weiteren psychisch eher fragwürdigen Obermobber als Fraktionschef wählen können, der ja auch vorbeischlafmitarbeiterbelastet ist, und die die faule Ratte Frederick Ponader ganz wie die Grossen jetzt auf Staatskosten in einem Parlament alimentieren, nach all dem, was er angerichtet hat. Bei solchen Gegnern braucht man sich über die Dreistigkeit der Amerikaner nicht zu wundern. Opposition, das ist der Guardian, da braucht man keine Piraten.

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Donnerstag, 6. Juni 2013

Bedaure, Passau

Während noch der neueste Beitrag über Flutgaffer in der diesmal wieder javascripttoten FAilZ und an einem Ort grösster Codefreuden online steht, ist es hier - unter Auslassung des sog. Frühjahrs - endlich Sommer. Und weil es so viel geregnet hat, sind auch die Pollen weg. Kurz: Das Leben geht weiter!







Aber, werden die Helfer in Passau fragen, so schnell geht das wieder? Sachsen, Thüringen und Ostbayern kämpfen noch, und hier wird wieder entlang des Flusses geradelt, als sei nie etwas passiert? Kein Innehalten und Begreifen, dass es vorbei ist und man noch einmal davon kam? Die Antwort ist wohl eher: Nein. Überhaupt nicht. Man kann nichts tun, es ist vorbei, und jeden Tag, den man sinnlos mit Grübeln vergeudet, hilft niemandem. Die Lust ist nicht pietätlos, sie ist einfach da, und die Vorstellung, dass die Menschen danach wie wild einkaufen, Urlaube buchen und sich paaren, ist auch nicht falsch. Es ist vorbei. Es geht weiter. Und die Sonne scheint.







An Tagen wie diesen habe ich auch Achtung vor CSU-Wählern, die Semmeln machen und helfen, Läden auszuräumen, so dumm ihre sonstigen Einlassungen auch sein mögen. Aber ich habe mein Packerl in Italien getragen und diesmal drunten bei den Kirchen am Fluss, ich bin durch die Sumpfwege so nah ran, wie man konnte und nicht durfte, ich habe es auch gerochen und gesehen, und nun möchte ich wieder mein Privileg in Anspruch nehmen, und einfach nur sein. Über Wiesen und Felder zu gleiten, das Sirren der Speichen zu hören und die warme Luft zu spüren. Es war ja icht nur nass, es war auch kalt, und man muss nehmen, was man kriegen kann. Es fäht einem keiner mehr Freude frei Haus vor die Tür. Der Sommer ist kurz genug. Daheim habe ich dann gleich wieder ein Gemälde gekauft. Wer weiss schon, was nächste Woche sein wird.







Das Wasser ist weg. Was bleibt, sind zu hoch liegende Badeplattformen, der Schlamm im See, und viele, viele Mücken über den sumpfigen Wiesen. da nicht hin! Auf die Anhöhen, wo der Fluss nie war, und das Vergessen neben dem Getreide gedeiht, das ist der Weg. Man sollte sich jetzt freuen, die nächste Flut kommt noch früh genug.

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Es gibt natürlich auch bei mir so Tage,

wie etwa gestern, als ich hier zufällig wieder auf die alte Opeldebatte stiess, die vermutlich der Urgrund ist, warum kommerzielles Bloggen in Deutschland für die Werbeindustrie nicht attraktiv wirkt: War es wirklich richtig, so auf die draufzugehen? Wäre es anders nicht besser gewesen?

Aber im Nachhinein muss ich sagen, dass es da nicht die Falschen getroffen hat. Und wenn jetzt manche Autotester als, grosse modo, Randfiguren und Kleingeldabgreifer erzählen, wie sie früher andere drangsaliert haben, dann kann ich nur sagen:

Tja.

Die Hölle, das sind die anderen.

Wir hattem ein paar wirklich kranke Sadisten als Lehrer, deshalb sind bei mir die Erinnerungen an die Gegenschüler vielleicht relativ nicht ganz so schlecht, aber durchaus so und von denen gab es noch mehr - nur wurden die später oft ordentliche Leute. Das erstaunliche ist, dass jene beiden, um die es hier geht, so im persönlichen Umgang eher wie Leute wirken, die es selbst nicht leicht haben, sich irgendwo einzufügen. Aber das kennt man ja auch aus Mad Max Teil 1, wo der Bandenführer ausgerechnet den Schwächsten seiner Gruppe dazu bringt, das Schlimmste zu tun. Aussenseiter, die plötzlich dabei sein wollen und sich beweisen müssen, sind die Schlimmsten - und später sind sie auch dankbar, wenn ihnen jemand einen Opel hinstellt, oder einen Kübelwagen.

Ich habe aus der Schulzeit bis zum glücklichen Klassenwechsel in der 10. mitgenommen, dass ich halt ein wenig anders bin als die Masse, ich kann damit umgehen, und einen hat bei mir jeder frei.

Dann bin ich dran.

Und die anderen werden den Rest ihrer Blogtage damit zubringen, unter den Tischen der Autofirmen nach Krümeln zu suchen.

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Donnerstag, 6. Juni 2013

Katastrophen im Vergleich

Dass das Erdbeben schlimmer als die Flut ist, erkennt man schon daran, dass sich Menschen in der Flut weigern, die Häuser zu verlassen. Das macht beim Erdbeben niemand, es überkommt einen ab Richterstärke 4 ein derartig heftiges Übelkeitsgefühl angesichts von schwankender Architektur, dass man sofort rausrennt.

In San Benedetto war das so, plötzlich bildeten sich auf den Kaffeetassen kleine Wellen, und alle schwiegen und hielten die Luft an, bereit, nach draussen zu stürzen. In einem Ort - ich erzähle das erst jetzt, es ist ein Jahr her und damit verjährt - habe ich gesehen, wie Orangensaftkartons aus den Regalen gefallen sind, und dann sind alle raus raus raus man denkt da gar nichts anderes mehr, und der Geruch von aufgeplatztem Orangensaft bleibt im Kopf wie der Umstand, dass ich nicht vergesse, welche Schuhe es waren, die dann so geklebt haben.



Nun ist es ein Jahr später, ich sitze auf dem an sich sicheren Hochufer der Altstadt, und dennoch ist hier so viel Wasser im Boden, dass die Mauern im Erdgeschoss feucht sind. Die eigentliche Front ist aber draussen im Westviertel, wo der Fluss den grossen See einfach aufgefressen hat, und die Karpfen auf den Wiesen schwimmen, und damit das Eck, über das ich beu der FAZ so oft schreibe. Aber das alles weiss man, man kann damit rechnen, und die Flut lässt einem Zeit, das Richtige zu tun und nur Kämpfe zu führen, die man gewinnt. Verliert man ein Auto oder ein Haus, so behält man doch das Leben. Es geht nur um ein paar Meter Höhenunterschied, und man hat genug Zeit, sie zu überwinden, wenn man klug ist. Die Flut ist sowas wie eine Horde Besoffener nach dem Fussballspiel, man weiss, dass sie kommen und Schäden anrichten, und kann vorher unten die Tür ganz sicher zusperren und das Telefon aufladen, um die Polizei zu rufen. Es gibt eine Phase der Verunsicherung davor und eine Phase des Aufräumens danach.

Beim Erdbeben gibt es keine Vorwarnung. Auf dem Weg nach Mirandola dachte ich mir, na, da ist die Strasse aber schlecht, bis ich begriff; Die Strasse ist glatt. Unter mir bricht eine Scholle an der Naht zwischen den Kontinenten weg, Man ahnt es vorher einfach nicht. Ich habe die Sandgeysiere gesehen, die in Kellern und Garagen Hügel hinterliessen, und die man für unvorstellbar hält - so ein friedliches Land, wie soll da aus der Erde Sand spritzen? Man kann sich das alles nicht vorstellen, bis man es gesehen hat, und dann hofft man eben, dass es nicht gerade passiert, wenn man durch die Theaterruine von Quingentole steigt. Man gewöhnt sich an ein gewisses Grundrütteln und dennoch, die Wochen in Italien sind von der Erinnerung her so frisch, als wäre es heute gewesen. Ich würde das nicht als "Kick" bezeichnen und man sieht zu viel Schlimmes, als dass man es irgendwie als "positiv" empfinden könnte. Man geht rein und tut, was zu tun ist, aber es dauert Wochen und Monate, bis man damit wirklich fertig ist. Ich habe danach monatelang keine Konzerte mehr besuchen können. Das ist kein Treffen mit einem grölenden Mob, das ist das Wissen, dass da draussen ein Serienmörder herumläuft, und niemand kann sagen, wo und wie er zuschlägt, und wen es trifft.



Man kann eine Flut rationalisieren, man kann Ursachen suchen und Lehren ziehen. Eine Flut ist begreiflich. Sie gibt einem einen Eindruck von der arg begrenzten Grösse des Menschen. Sie ist ein Knacks für das Selbstbewusstsein und eine Aufforderung, sich nicht zu überschätzen.

Das Erdbeben ist nichts davon. Es ist masslos, es hat keine Relation, man kann nichts tun oder lernen oder verhindern oder begreiten. Es setzt einen auf Null.Man hat dort nicht umsonst ein Jahr abgewartet, ein ganzes Jahr, bis man mit den grossen Restaurierungen begonnen hat. Die Flut wird man längst vergessen habem, wenn das Erdbeben immer noch Folgen hat.

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