: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 22. Juli 2013

Veganti

Der Mensch hat von Anbeginn an gehungert. Nicht immer, aber doch recht oft. In der Frühzeit, vor der Entdeckung des Ackerbaus, war es noch relativ gut, denn der Mensch war selten, anfällig, klein in seiner Population und allgemein gefährdet, weshalb auf wenige Menschen relativ viel Nahrung kam. Ausserdem war der Mensch nicht wählerisch. Mit dem Ackerbau und der Viehzucht und den damit einhergehenden Problemen - Missernsten, Seuchen, kriegerische Auseinandersetzungen, Gier, soziale Schichten und Unterdrückung - wurde der Hunger dann aber für die meisten Menschen ein ständiger Begleiter. Gerade in unseren Breiten gab es zu Nichterntezeiten häufig Versorgungsprobleme, und dass wirklich niemand mehr verhungern muss, ist auch nur gut 60 Jahre her - und da berücksichtige ich das Verbrechen Hartz IV noch nicht einmal. Entsprechend dominant war das Thema Nahrung durch alle Zeiten, und es wäre sicher nicht richtig anzunehmen, dass das keine Spuren in uns hinterlassen hat. Der Mensch reagiert, wenn es um Essen geht, nicht gerade rational. Sondern instintiv. Wir sind so. Das kann man nicht einfach ausschalten.





Es ist ja schon schwer genug, neue Marotten wie "Ich fahre mal kurz einen Kilometer mit dem Auto zum See" zu hinterfragen. Und bei wirklich tief sitzenden Voreinstellungen, die von Generationen der Nachkriegszeit aufgebaut wurden, ist das nochmals erheblich schwerer. Man bekommt Menschen nur schlecht mit Vorwürfen zu neuen Einstellungen, auch wenn es eigentlich richtig wäre: Das Modeessen Sushi zum Beispiel ist ein wenig schönes Beispiel, wie global ein Trend verschwenderischer Städter unter einer Vortäuschung von "gesundem Essen" den Planeten kippt. Gegen das, was beim Fischfang an Lebewesen sinnlos vernichtet wird, weil der Beifang nicht verkäuflich ist, ist jede Tierzucht an Land noch moralisch gut. Aber das Japanzeug gilt als gesund und manche sagen gar, sie wären ja schon fast Vegetarier, weil sie sich aus dem Pazifik Fisch servieren lassen. Das kann man denen auch kaum ausreden. Sollte man auch nicht, denn so macht man sich keine Freunde, es hilft vielleicht eher, Alternativen aufzuzeigen. Dogmatik hilft halt nicht weiter, wenn eine Einstellung so unbeugsam tief sitzt. Die wollen das. Man kann es ihnen nicht wegnehmen, indem man an die Vernunft appelliert. Denn kein Klebeschinkenskandal hat dafür gesorgt, dass TK-Pizzen aussterben. Und wenn man sieht, was in Supermärkten an Unterstützungsmassnahmen für Fleisch läuft, könnte man fast verzweifeln. Fleisch ist nicht so billig, es wird so billig quersubventioniert und hochgesprizt. Deshalb kaufe ich nicht in Supermärkten, aber ich rede da auch keinem rein.





Im Übrigen habe ich auch Achtung für Veganer, auch wenn ich das nicht schaffe.

Und im Übrigen vertrage ich Milchprodukte und Eier ohne Probleme, ich habe einen Magen wie aus Edelstahl.

Und ich kaufe ja auch nicht ein Pfund geschmackbefreiten Frischkäse und schmiere ihn dick auf das Brot, sondern sehr intensiv schmeckende Spezialitäten, von denen man nicht viel braucht.

Und ich achte auch, wo immer ich bin, auf die Herkunft, was bei uns im Tal recht einfach ist, weil die Kühe, die bei mir vor der Terrasse auf der Weide stehen, auch jene sind, deren Milch nachher in der Käserei ausschliesslich verarbeitet wird. Mit dem Elend in Norddeutschland komme ich nicht in Kontakt.

Und man merkt schon, dass ich hier selbst in einer Verteidigungshaltung bin, denn das erste Opfer der Veganer ist nicht die asoziale bayerische Drecksau, die sich die in Osteuropa mit wachstumshormonen aufgespritzte Schweinshaxe aus dem Discounter reinschiebt und sich über 10 gesparte Cent freut, oder der Kunde norddeutscher Mordfabriken, oder der gewöhnliche Sushiperverse, sondern, zumindest habe ich den Eindruck, der nächste Verwandte: Der achtsame Vegetarier.





Es ist mir, wenn ich die Debatten im Netz sehe, vollkommen unklar, wie man ausgerechnet die Front gegen jene eröffnen muss, die ohnehin schon verstehen, dass die Ernährungsgewohnheiten der Nachkriegszeit fragwürdig sind. Der Endsieg ist hier sicher nicht mit dem Vergrätzen derer errungen, die sich unwohl fühlen, wenn sie einen Tiertransporter auf der Autobahn sehen.Und natürlich ist es für Veganer nicht ganz einfach, ein normales Sozialleben zu führen, wenn die Gastronomie nicht wirklich auf sie eingestellt ist. Das kann manchmal ärgerlich sein, keine Frage. Das Oberland ist nicht Berlin, und dass das Insistieren auf vegane Gerichte vielleicht nicht überall gut ankommt: ist halt so. Trotzdem gibt man sich ja Mühe, es gibt Verständnis, ja auch Anerkennung, mitunter - aber das ist keine Einladung zu einem Vortrag, was Milch mit meinem Körper macht. Überhaupt, mitunter kommt mir das alles wie eine Verschwörungstheorie vor, ein geschlossenes Weltbild, wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Und das ist nicht nur ungemütlich, sondern auch nicht gerade sympathisch.

Und wenn man das nicht will, ist man nicht verganerfeindlich, sondern vielleicht auch nur etwas angewidert von einem Netz, in dem alles sofort von den Allerreinsten und den Ideologen in Besitz genommen wird. Ich finde es gut, wenn Menschen bewusst leben und Tiere schonen. Aber bitte auch Menschen. Gerade in derartig irrationalen Bereichen, in denen man behutsam sein sollte, und nicht laut und nicht engstirnig und schon gar nicht eine Berliner Pitatenluftnummer auf der Suche nach der nächsten Möglichkeit, sich moralisch als "besser" zu positionieren. Ich bin nicht feindlich, ich habe nur etwas gegen Indoktrination.

... link (16 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 21. Juli 2013

Mein Leben als Pick-Up-Artist (Dreck-und-Schweiss-Content)

Die Idee war, einfach im Söllbachtal ein paar Kilomter zu fahren, vielleicht hoch zum Bauer in der Au, was eine hübsche. leicht erreichbare, mit gutem Essen gesegnete Alm ist, die zudem den Vorteil einer gewissen Höhe und damit Kühle aufweisen kann. So war das geplant, so haben wir das auch gemacht. Und als wir dann da über den Masskrügen mit dem Johannesbeerschorle sassen und überlegten, wie es weitergehen sollte, sagten wir uns: Naja, der Hirschberg steht gleich daneben und es sind von hier aus nur zwei Stunden: Wie schwer wird das schon sein?







Und der Umstand, dass sich der Weg hoch dann als gesperrt erwies, wegen angeblicher Bauarbeiten: Pah! Es ist Sonntag! Da arbeitet ohnehin keiner. Also vorbei an der Absperrung, der Zugang zum Wald ist schliesslich in der Verfassung garantiert, und dann los. Oben sieht man schon den Gipfel, wie schwer kann es sein? Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Gemeinerweise ist dann auf dem Weg ein Haufen Baumreste, aber daran kommt man schon vorbei. 30 Meter weiter haben sie das nochmal gemacht. Da klettern wir halt drüber, Rad hochheben, kein Problem. Nach 30 Metern die nächste Barrikade, Rad heben, in der Sonne über die Bäume klettern, Rad runterheben, weiter, zumindest 30 Meter, und natürlich fragt man sich beim nächsten Pick-up des Rades, auf brüchigen Ästen über dem Abgrund balancierend, ob man nicht besser umkehrt. Aber dann müsste an nochmal über diese Barrikaden und wie schwer kann das schon noch werden? Also weiter. Bis eine Barrikade nach weiteren Barrikaden kommt, die etwas grösser ist. 200 Meter lang nämlich, wie uns das Paar erzählt, das von der anderen Seite kommend, den abgeholzten Abhang mit den Rädern durchstiegen hat. Und dachte, dahinter könnte man fahren. Wir sind also nicht ganz allein mit der Fehleinschätzung - aber ob es wirklich fast 200 unpassierbare Meter vor uns sind? Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.







(Wir nennen es Klein-Verdun)

Sagen wir es einmal so: Wenn man für 200 Meter Rad hochheben - und es sind nicht gerade Leichtbauten - eine Stunde braucht, kann man sich danach alle Ambitionen auf einen guten Schnitt sparen. Im Prinzip geht das so: Der eine klettert voran, und klammert sich an einer Wurzel fest. Der andere schiebt ihm die Räder über Stock und Stein entgegen. Und wenn sie oben sind und sicher liegen, klettert er hinterher.Und dann widerholt sich das. Oft. Lustig ist es nicht, aber ich sage mir, dass auch solche 200 Meter irgendwann vorbei sind, oder das Leben ist vorbei, oder man kommt durch und nach 1, 2 Wochen lacht man darüber und ist froh, dass es kein Bild gibt, als man zwischendrin abgerutscht und bis zum Becken in Baumabfällen versunken ist. Es ist nicht wirklich ein Sport für Leute, die einen Sinn für Sauberkeit und Ordnung haben, es ist eine Sauerei und man braucht auch das sture Hirn einer Wildsau, um sich bis zum Ende der Baustelle durchzukämpfen.







Wo sich dann der Weg so verengt, dass man auch nicht fahren kann. Zumal es ja auch noch sehr steil und wurzelig ist. Irgendwann gibt ein Schuh den Geist auf, eine Klammer muss entfernt werden, und ein neues Fussbett aus Blättern hilft fürs erste. Ich danke meinem Onkel und meinem Vater, mit denen ich als Kind genug derartige Katastrophentouren gemacht habe, und denen ich neben solchen Fähigkeiten der Schnellreparatur auch Sprüche wie "So schwer kann das nicht sein" und "es gibt nur einen Weg das herauszufinden" verdanke, und dann geht es weiter mit dem Radhochheben. Oder wir bleiben sitzen, und bewundern das frühlingshafte Grün des Bergwaldes, denn auf Geschwindigkeit kommt es nicht mehr an. Statt dessen geht es nur noch um das Ankommen, und statt glaich wieder abzufahren, schieben wir nach dem gelungenen Durchsteigen nochmal hoch und gehen dann weiter, bis zur schönen Aussicht. 1500 Meter hoch sind wir, die letzten 200 zum Gipfel machen wir später irgendwann.







Innerlich lache ich hysterisch, als oben ein Münchner GTI ankommt und zwei Menschen mit sauberer Kleidung entsteigen, die wissen wollen, wo es hir zum Hirschberghaus geht: Da gibt es zwei Wege, und auf keinem sollte man mit dem Auto fahren oder Stöckelschuhen gehen. Der eine hat Steinschlag im Sommer und der andere Lawinen im Winter. Das hier ist Gebirge, das ist Kampf, und wenn es nicht die Elemente sind, dann sind es die Bauarbeiter. Kein Hirschberghaus für GTI-Fahrer. Wir rauschen den Berg hinunter, halten an der Quelle, holen das beste Getränk der Welt in diesem Moment, und kommen dann irgendwann, ein paar Stunden zu spät, wieder am See an.

So ist das. Und es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Ausserdem muss man sagen, dass Radheben auch die Reifen schont. Es macht schon Sinn, wie es ist.

... link (13 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 20. Juli 2013

Fern von Bunzlau

Ein neues Trikot wäre nicht schlecht; ich hatte geglaubt, da wäre noch Ersatz hier, aber ich habe mich geirrt. Nur eine Winterjacke findet sich, aber in der würde man sterben. Mittelfritig also wäre s nicht schlecht, einen Zukauf zu tätigen, schliesslich bin ich noch länger hier und auch, wenn ich es wasche: Ein Trikot ist bei der Hitze einfach zu wenigt. In Schaftlach, hinter ein paar Hügeln, ist ein Geschäft, und dorthin lenke ich das wenig zurückhaltende Plastikrad.







Aber es sieht nicht so aus, als könnte ich mich bald über die Preise aufregen, die heute für Lycrahemden ausgegeben werden: Der Laden ist geschlossen. Neue Fenster, rufen mir die Polen zu, die sich vor dem Laden niedergelassen haben. Das Heck eines Busses steht offen, zwei sitzen drin und drei andere haben die Campingstühle ausgepackt, es gibt Bier und Essen aus Stamiolpapier, und dann fragen sie mich, ob es nicht zu heiss zum Radeln ist. Aus der Nähe von Bunzlau kommen sie, aber da ist es schlcht weil die Eisenfabrik schliesst, angeworben hat sie ein Bauunternehmer, der gerade keine Leute zur Verfügung hat und nimmt, was er kriegen kann. Seit drei Monaten sind sie ununterbrochen hier und arbeiten, arbeiten, arbeiten. Es gibt viel zu tun im Oberland, aber wenige, die hier leben und solche Arbeiten verrichten würden: Also kommen sie aus dem Osten und helfen mit, damit die günstigen Kredite für Deutsche nicht ungenutzt verüber gehen. Ja, sagt einer, früher war er in London, aber London ist kabuuht so wie Bunzlau und auch weiter im Osten sei nichts mehr. Aber Deutschland sei prima, so viel Arbeit, das gefällt ihnen. Und natürlich: Das Land.







Früher war das nicht anders, da stellte man in Italien im Sommer die Bauerbaiten ein, und die Bautrupps gingen über die Alpen, um dort in den viel zu kurzen Sommern mitzuhelfen. Heute kommen jedoch die italiensichen Akademiker; keine Woche vergeht, da nicht irgendeine Firma Unterkunft für jene sucht, die vor La Crisi über die Berge flüchten. Und weiter unten kaufen sich die Saudis in den neuen Gesundheitsprojekten ein: So ist das in Zeiten der Umwälzung, eine kleine Völkerwanderung findet statt. Früher haben die Italiener übrigens nicht selten dann hier geheiratet, was dazu führt, dass manchmal italienische Namen auftauchen. Und überhaupt ist eines der schmutzigen Geheimnisse des Oberlandes die Zuwanderung von Österreichern, besonders aus dem Zillertal, in die besonders urig erscheinenden Höhenlagen dieser Region. Da ging nämlich kein Bayer hoch. Aber die Tiroler kamen und nahmen das Berghüttengeschäft gern.







Es geht also voran im Oberland. Alte Höfe werden restauriert, Kuhställe werden zu Wohnungen, einer baut hier sogar ein Fertighaus, und viellicht sollte ich mich ja beim Einheimischenprogramm bewerben: Bei uns bekommen ärmere Leute, zu denen ich fraglos gehöre, jetzt mal relativ betrachtet, bald Baugrund zum halben Preis. Aber dann müsste ich auch bauen, und ich mag doch keinen Neubau.Lassen wir es also, wie es ist, und den Polen ihr Essen vor dem Werk, das sie vollbracht haben. Es ist eine Region mit Frieden und Wohlstand, und das ist in Zeiten wie diesen auch mal nicht schlecht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, so rein optisch hätte ich die Polen nicht von den Bayern unterscheiden können.

... link (5 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 19. Juli 2013

Oben wartet nichts

Zu heiss am Tag, zu spät der Aufbruch, das Zeitfenster, das man jetzt nutzen kann, ist klein und schweisstreibend.







Niemand zwingt mich dazu, am Tag erscheint es mir, wenn ich unten liege und hinaufschaue, auch seltsam unwahrscheinlich, dass ich da hoch fahren werde. Warum, es ist doch auch unten schön.







Aber dann kommt der Bergruf und der Drang, es endlich anzugehen, etwas zu tun, das man nicht tun kann, wenn man nicht hier ist. Es sind einsame Stunden hier oben, gar nicht voll, man ist mit sich und den Gedanken meist allein, und wenn man jemanden sieht







ist er auch gleich wieder weg.

Oben bin ich schon wieder der Letzte und der einzige, der das sieht. Vielleicht ist es auch genau das, das Alleinsein und das Wissen, dass es allen anderen fremd ist. Dass sie es nicht kennen, Das ist etwas wie der Tod: Nur die Toten wissen (vielleicht), wie das ist.







Ich rolle dann ganz langsam hinunter, nachdem ich die Tür der kapelle geschlossen habe. Ich denke nach Möglichkeit nicht oft an den Tod, aber wenn es durch den finsteren Wald geht, ist das keine ganz schlechte Sache.Oben wartet zwar nichts, aber es wäre auch schön, wenn unterwegs nichts lauern würde.

... link (5 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 19. Juli 2013

Mit Lamprohiza splendidula durch den Liebesberg

Ich weiss gar nicht, wie oft ich eigentlich in den letzten Jahren schon auf die Neureuth gestiegen, gefahren oder vor dem Rodel gekeucht bin; es muss oft gewesen sein und was am Anfang eine rechte Schinderei war, ist inzwischen ein Abendspaziergang. Gut 6 Stunden habe ich das erste Mal gebraucht, würde ich es jetzt darauf anlegen, könnte ich in anderthalb Stunden von der Haustür auf den Gipfel und zurück fahren. Aber wer will das schon?







Es ist viel zu schön hier. Die Früchte werden langsam reif, die Kirschen kann man schon essen, die Äpfel werden auch kommen, die Kälber veranstalten Wettrennen, und für das Abhetzen ist es auch noch viel zu warm. Ich bin deshalb spät losgefahren, fast zu spät, gerade so, dass ich es noch im letzten Licht nach oben schaffe.







Was mir dennoch gelingt, zum ersten Mal überhaupt, ist es, die Steilkurven zu durchfahren. Die sind wirklich fies, weil sie über 20% Steigung haben, und davor und danach ist es auch nicht besser. Es ist so steil, dass das Hinterrad gerade nicht wegrutscht, wenn man sauber tritt. Da habe ich bislang immer geschoben, aber mich Meter um Meter Richtung Kurvenscheitel vorgearbeitet. Jetzt also komme ich durch und wenn ich doch halte, dann nur wegen der Bilder.







Und oben bin ich dann eine halbe Stunde geblieben, bis ich mir dachte: Ich habe kein Licht dabei, der Bergwald ist finster, es wird wirklich Zeit, sich von er Aussicht zu lösen und hinter zu -ja, wohl eher bremsen denn fahren, denn auch, wenn ich alle Kurven in der Finternis kenne, ist es viel zu gefährlich, um es einfach laufen zu lassen. Manche würden sich vielleicht dadurch um den Rausch der Geschwindigkeit betrogen fühlen.







Aber es wurde eine fantastische Zeit dort unten im Wald, denn dort waren die Glühwürmchen. Nicht nur ein paar, sondern Tausende. Ich habe so viele noch nie auf einen Fleck gesehen, der ganze Bergwald sa aus, als wäre Weihnachten und das Lametta würde an den Ästen funkeln. Und dann rollte ich gebremst durch dieses Lichermeer, und fragte mich, wie das wohl sein mag, wenn man in so einer wunderbaren Abendluft ein Leuchtkäfer ist, und alles, was man sieht, sind Gelegenheiten zum Sex. Egal wohin man sich wendet, wohin man auch immer im Bergwald fliegt: Alle wollen Sex und zeigen es. Was auch immer da funkelt, ist zu habem. Man muss nur hinfliegen, oder warten. Jeder Topf findet seinen Deckel. Alles ganz unkompliziert. Freie Auswahl. Niemand muss warten oder erklären oder seufzen. Links, rechts, über mir, vor mir in der Dunkelheit und sich hinter mir nicht mehr um den Radler kümmernd: Alle wollen nur eines. Und sie kriegen es. Der ganze Berg ist eine einzige Orgie, ein Bachanal, ein Reigen der Lüste.

Das war sehr romantisch.

Man geht besser allein auf den Berg, mit Frauen kommt man nur auf dumme Gedanken.

... link (2 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 18. Juli 2013

Die nächste Stufe

Es erwartet hoffentlich niemand, dass ich bei diesem Wetter ins Ennstal fahre und mich dort an eine Strasse stelle, um alte Autos abzulichten. Das wäre zwar jetzt, aber ich habe beschlossen, Urlaub zu haben. So richtig. Von allem und fast jedem.





Allerdings übe ich mit der Kamera ein wenig an den Möwen, um in Form zu bleiben. Möwen sind nicht leicht im Flug zu erwischen, und das verlangt volle Konzentration, denn ihre akrobatischen Manöver sind erratisch und unvorhersehbar. Sie sind viel schwerer als Autos zu erwischen.





Ja, sicher, das hätte schöne Bilder im Ennstal gegeben. Die Silvretta Classic habe ich sogar schon vor zwei Wochen versäumt, ohne dass ich überhaupt daran gedacht hätte. Aber Mantua. Im Herbst. Wie immer. Da bin ich dann wieder dabei. 20. September.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Ich musste es einfach tun

Sie kaufen zum Beispiel. Sie ist im Original von Albert Gräfle, einem der besten Biedermeierportraitisten, und das hier wiederum ist eine Kopie seines freizügigsten Gemäldes. Wenn solche Frauen mich so anschauen, winde ich mich wie ein Wurm am Haken, möchte sofort 10 Kilo abnehmen, und zum Glück trägt heute keine Frau mehr in dieer verschwenderischen Fülle Perlenketten in den Haaren, sonst würde ich mich verraten und verkaufen. Ich würde dankbar sein, dass so eher die Kokotten schauen, die nur mein Geld wollten, und weniger diejenigen, die heiraten wollen, wobei, ich kannte da wo war ich ach so. Zum Glück für mich gibt es das alles nur noch auf Leinwand und Kupferplatte in Öl.



Die Bilder von Alfred Gräfle sind mit dafür verantwortlich, dass man das Biedermeier nicht allein als Epoche der Unterdrückung, der brutalen Regimes und der Terrorstaaten wahrnimmt. Frauen wie diese hier wurden zu Hunderten in Neapel ermoret, man hat die ganze liberalen bügerlichen Kreise und Oberschichten ausgerottet, ohne Rücksicht auf Stand und Unschuld, nur weil sie zu Zeiten der französischen Revolution die Menschenrechte begrüssten. Es gab entsetzliche Massaker durch von der Kirche bezahlte Mordbanden an den Carbonari, und so schön der Husar auf dem Dach, eines meiner absoluten Lieblingsbücher, auch ist, so abartig gemein und brutal war diese Epoche zu jenen, die nur Dinge erreichen wollten, die wir als selbstverständlich erachten. Und um die zu kämpfen wir gerade vergessen.

Und dann kommt der Uhl. Der Obersicherheitsfanatiker, der scharfrechte Problemfall im KVR, und sagt wegen der NSA: Die Idylle des Biedermeier ist vorbei. Ja klar wenn man Spitzweg nicht enschlüsseln kann und ohnehin ein Fan von Metternich und anderen Massenmördern und Unterdrückern der Weltgeschichte ist, dann war das Biedermeier lieblich, und dann sieht man auch nicht die Parallelen zwischen Prism und der Reaktion des Biedermeier mit seinen Geheimgerichten und ausgehebelten Menschenrechten.

Und dann habe ich heute Nacht einen Beitrag im Kommentarblog geschrieben und dann noch eine Stunde mit dem sich totladenden Javascript gekämpft, bis der Beitrag auch bei der FAZ stand.

Ich möchte nicht von dieser bildungsfernen Olchokratie da regiert werden.

... link (23 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 17. Juli 2013

Ein Boot fährt vorbei

und hat eine Piratenflagge gehisst. Das macht hier sogar die bayerische Seenschifffahrt, was einiges über den Niedergang von Symbolen aussagt. Früher Rübe abhacken, heute nur noch Touristen übersetzen, von A nach B und dafür so viel kassieren, dass ich, seitdem ich hier wohne, diesen Dienst kein einziges Mal in Anspruch genommen habe, und stattdessen lieber Torte kaufen ging.



Aber damit drängt sich unerfreulich auch die Frage in meinen ansonsten Ruhe und Erholung suchenden Kopf, was ich denn nun mit meinen Stimmen machen soll. Persönlich bin ich ja der Meinung, dass CSDUCSUSPD, was Bürgerrechte angeht, gnadenlos unwählbar sind, die FDP gar mit ihrer Vorliebe für Datenschutz für Steuerkriminelle sogar noch mehr, weil sie zudem dreckige Heuchler sind, womit es also schon vergleichsweise eng wird. Vor allem, weil ich keine Partei wählen möchte, die diese lobbyfreundliche Politiksimulation dieses abscheulichen Aldikasserierinnenelends in Berlin weiter fördert - damit sind dann auch die Grünen eher unsichere Kantonisten.



Bliebe also die Linke, die ich nun nicht gerade als Bürgerrechtspartei erachten würde, und die Piraten, wenn ich denn eine Chance haben wollte, dass eine der Parteien in den Bundestag kommen soll. Aber auch, wenn inzwischen Ponader, Schramm und Lauer inzwischen weg sind, kommen mir beim Gedanken an diese Partei sofort wieder diese Gesichter in den Sinn, so wie ich bei der SPD immer an die beleidigte, mürrische Visage von Steinbrück denken muss und dass er lieber Sparkassendirektor wäre und gar nicht versteht, wieso die blöden Wähler ihn nicht Kanzler werden lassen.



Und dann ist da noch der Umstand, dass dieser wenig ansprechende Lauer noch durch den nun wirklich nicht politikfähigen Höffimnghof als Chef der leider, leider tonangebenenden Berliner Piratenfraktion ersetzt wurde. Da sind leider noch immer diese vollkommen kindischen Streitereien und diese unsägliche Kommunikationsunkultur, weil jeder immer meint, er könnte seinen Ärger sofort ins Netz blasen. Da ist mein Eindruck, dass sie überhaupt nichts gelernt haben und jetzt, da es unverdientermassen wieder aufwärts geht, niemand den möglichen Wählern danken will, sondern alle den Eindruck haben, das würde sich so gehören.Sie haben ein ganz wichtiges Thema in Händen, für das sie eigentlich täglich den Beweis antreten, dass sie dafür nicht geeignet sind. Und wie die SPD mit Sarrazin werden sie auch offensichtlich mit Ponader nicht fertig, der mit seiner Erkenntnisresistenz die Verkörperung des gesamten Piratenelends ist.



Ich hätte immer noch gerne eine CCC-Partei. Eine Partei mit Ziel und Vision und Kompetenz für das ganz grosse Thema, die sich nicht von Sozialirren, Egotröten, Genderbescheuerten und Postprivaschisten kapern lässt, sondern solche Auswüchse möglichst klein hält. Man kann viel über die Pest der Uckermark schimpfen, aber dass sie gerade so agieren kann, liegt leider auch daran, dass sie vor den Piraten keine Angst mehr haben muss. Die Angst bleibt beim Wähler, der nicht weiss, ob er nicht etwas wählt, das sich dann wieder nur um innere Rangeleien und äusserliche Dummheiten dreht. Weil die nach all den Niederlagen und dem Niedergang noch immer nicht begriffen haben, dass es gar nichts bringt, bei Twitter zu schreiben, man fände die eigenen kandidaten gut. Jedesmal, wenn ich mir diese Partei vorstelle, kommt mir diese überhebliche Ponadervisage in den Sinn. Das ist, wenn man so will, der beste Mann der NSA in diesem Land gewesen. Und das macht es sogar in Zeiten wie diesen so rasend schwer, auch nur daran zu denken, diesen Haufen da mit einer Stimme zu bekohnen, die er nicht verdient hat, solange da nicht rigoros aufgeräumt wird.

... link (16 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 15. Juli 2013

Dableiben

Eine der schönsten Sachen an Zweitwohnsitzen ist, dass man zwar nur für 3 Tage packen muss, aber trotzdem dann so gut wie unbegrenzt da bleiben kann, wenn es die Laune so will



Also nicht Tage bis zur Abreise zählen und Sorgen haben, dass Kleidung, Geld, Vorräte nicht reichen könnten. Man ist einfach da, ergänzt das Nötige und schaut, wie sich alles so entwickelt, Wetter, Wassertemperatur, Arbeitsstau, der immer länger und länger wird, aber Hauptsache Kaiserschmarrn.



Ausserdem spare ich hier als Gegner von Onlinebanking auch viel Geld: Ich kann hier nur schlecht überweisen, also überlege ich es mir dreimal, ob ich etwas wirklich brauche. Das ist angesichts der mutigen Entscheidung dr letzten Woche und angesichts dessen, was noch in meiner Planung ist, keine ganz schlechte Entscheidung.



Überhaupt ist die einzige echte Anschaffung, die ich hier mache, eine zweite Badehose, denn für ein paar Stunden bin ich jetzt immer am See, unter dem Schatten der Bäume, ohne jede Verbindung, und lese weg, was sich so angesammelt hat, triviales Zeug und Kunstgeschichte, Klassiker der erotischen Literatur und Ausgedrucktes. Überhaupt, am See sieht man wirklich nicht viel Elektrokrempel, vermutlich ist das in den Augen der Staatsterroristen der Geheimdienste eher ein weisser Fleck auf ihren Landkarten, im Windschatten von München.



Meine Lieblingsverschwörungstheorie ist übrigns, dass die Drosselkom uns drosselt, damit wir nicht mehr so viel Unwichtiges tun und die Staatsterroristen dann weniger Aufwand treiben müssen, um uns zu überwachen. Ich wünschte, mein kleiner, feiner, regionaler Anbieter käme bald an den Tegernsee, dann könnte ich die Telekom hier auch verlassen - der ich keinen Zentimeter weit über den Weg traue.

... link (2 Kommentare)   ... comment