: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 17. November 2016

1964

war ich noch nicht geboren und es war auch nicht absehbar, dass es dazu kommen sollte. aber auch vieles andere war nicht absehbar. Zum Beispiel, dass es Menschen geben könnte, die freiwillig in alten Häusern leben, wo doch jetzt so viele schöne, neue Blocks entstehen. Hätte man beispielsweise 1964 einen Stadtpalast mit Hinterhaus gehabt und hätte man das alles verkauft: Dann hätte man sich sogar einen Bungalow leisten können. So wie in Amerika. Mit flachem Dach! Und eine neue Einrichtung mit Furnier und einen Opel hätte es auch noch gegeben.

Dummerweise jedoch hätte man dafür den Stadtpalast alleine besitzen müssen, was aber manchmal bei Erbteilungen nicht der Fall ist. In dem Fall hätte man ihn gemeinsam verkaufen müssen, und dann wäre man immer noch begütert genug gewesen, sich mit einem Kredit den Bungalow zu kaufen.

Bungalows, die damals bestens gelegen waren: Nicht in der Stadt. An der Autobahn! Mobilität! Jederzeit losfahren! Mit Garten! So dachte man damals, 1964. Andererseits gab es noch eine Alternative: Ein Besitzer zahlt den anderen aus und behält den Rest. Das konnte 1964 niemand verstehen, diesen Drang, ein altes Haus zu behalten, wo es doch so schöne Bungalows gibt.

Gab. Heute muss man sagen "gab", denn die Bungalows sind nur noch Belastung für Grundstücke, und wurden während der letzten Jahre abgerissen. Auch wenn die Lage nicht gut ist, weil zu nahe an der Autobahn: Man braucht den Platz. Aber mit Bungalows kann niemand mehr etwas anfangen.

Kein Mensch kann sich heute noch vorstellen, dass ein imposantes Gebäude in der Innenstadt einmal so wenig wert war wie so eine undichte Kaschemme an der Autobahn. so wie sich damals kein Mensch vorstellen konnte, warum man in der Stadt in so einer bruchbude bleiben sollte. Hätte meine Grossmutter weniger auf ihre eigene Grossmutter gehört und mehr auf andere, würde man hier jetzt vielleicht darüber lesen, wie es ist, einen eilig gebauten Bungalow an der Autobahn zu erhalten.

So ist das mit den Menschen und dem, was sie zu wissen glauben. Wenn alle einer Meinung sind, muss etwas falsch sein.

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Dienstag, 15. November 2016

Vorsicht beim Fahren

Neulich schrieb mir jemand, ich sollte beim Öffnen von Post vorsichtig sein, angeblich verschicken da welche weisses Pulver.

Nur damit wir uns richtig verstehen, ich war schon öfters in wenig erbaulichen Situationen, aber der Unterschied zu jetzt ist, dass es besser wurde, wenn man weg ging. Man kann eine Erdbebenregion verlassen, man muss sich nicht in ein Flutgebiet schleichen, statt in die Westbank kann man auch nach Haifa fahren, und ich kenne Strände am Andromeda Hill, da kann man sich nicht vorstellen, dass weiter im Süden der Gazastreifen kommt. Aber ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass ich mich für Bernie Sanders äussere und dann als angeblicher Nazi Morddrohungen lese.

Aber egal, ich hätte mir auch nicht gedacht, dass man hierzulande mal über arrangierte Kinderehen reden muss, und darüber, wieviel Augenmass religiöse Fanatiker verdienen. So als säkularer Atheist bin ich da etwas empfindlich. Ich dachte, das wären wir alle, aber da habe ich mich wohl etwas getäuscht.

Oh, und ich habe ein Rad in Schwarz Rot Gold.



November 77, laut Seriennummer, unter dem Tretlager. Deutscher Herbst. Ob man damit heute noch durch Berlin Kreuzberg fahren könnte, ohne einen Pflasterstein an den Kopf zu bekommen? Die Farben gehören übrigens zu einer englischen Firma. Und es könnten auch die Farben Belgiens sein. Aber wird da noch gefragt?

Ich war eigentlich immer Optimist, aber das letzte Jahr war nicht dazu angetan, so jemand zu bleiben. Schauen Sie, vor ein paar Wochen wurde in Garmisch ein Brandbrief der SPD-Bürgermeisterin wegen Problemen mit Migranten bekannt, und sie wurde dafür scharf kritisiert, Heute war dann in der Asylunterkunft Kontrolle, und bei 7% der Bewohner wurden Papiere mit anderen Aufenthaltstiteln gefunden. Grosso Modo das, was man bei uns in Oberbayern schon ahnen könnte: Personen, die ein Aufenthaltsrecht in Italien haben und dort schon länger sind, entscheiden sich für einen neuen Asylantrag in Deutschland, weil die Sozialleistungen hier besser sind.

Aber die Sprach-Stasi der Neuen Deutschen Medienmacher will, dass man Wörter wie "Wirtschaftsflüchtlinge" nicht verwendet, und kleine Gruppen von Zuwanderern fordern eine Erweiterung des Grundgesetzes für ihr Anliegen. Ich bin gegen die Diskriminierung aufgrund der Herkunft, aber von diesen Medienmachern würde ich keinen einstellen, denn ich habe etwas gegen totalitäre Tendenzen. Grundgesetzänderungen sollten nach meiner Meinung ohnehin durch Volksentscheide bewilligt werden, die Meinung habe ich schon lange, und wer sie will, soll das bitte vorher in Form von Mitgliedschaft bei Parteien so erarbeiten, dass das Volk auch bei allgemeinen Wahlen der Parteien darüber abstimmen kann. Ich habe nichts übrig für Lobbies, die der Staat finanziert und die dann Forderungen erheben, wie es in diesem Staat mitsamt Quoten zu laufen hat. Das ist ziemlich genau das, was im Grundgesetz steht. Bundesweite Volksentscheide stehen leider dort auch nicht drin und ich gehe hier keinem mit meinem Engagement auf die Nerven, aber dafür setze ich mich seit 25 Jahren ein.

Das war mal ein linkes Thema. Da bekam man was von der CSU zu hören, wenn man das wollte. Argumente, die ich jetzt wieder von vielen Linken höre, die wollen, dass die Nation bittschön so bleibt, wie sie gerade in Nebeneingängen zum Grundgesetz offen ist.

Bitte um Nachsicht, wenn ich in so einer Situation wenig Privates berichten kann. Letzthin war hier die 5. Symphonie von Schostakowitsch im Konzertverein - das ist die, in der angeblich Stalins Gesicht beschrieben wird. Musik, der man sich in ihrer düsteren Enge nicht entziehen kann. Wie der Zukunft.

Ich lebe in Bayern, vieles kommt hier im realen Leben nicht durch, und alles in allem geht es mir recht gut. Aber als politisch denkender Mensch wird es schwer, Anknüpfungspunkte zum Zeitgeschehen zu finden. Das geht vielen so. Mein privates Leben ist meine private Freude. Die würde ich mir gern bewahren.

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Mittwoch, 19. Oktober 2016

Nie

Ich komme da nie rauf.

Ich komme da rauf, aber nie unter 3 Stunden.

Ich komme da unter 3 Stunden rauf, aber das ist die Nordseite, die Südseite schaffe ich nie.



Und dann schaffe ich die Südrampe

In gerade mal vier Stunden.

Und die Anfahrt von Meran

Und anch den Brenner.

Und noch die Ellbögenstrecke.

Alles mit 10 Kilo Gepäck an einem Tag.

Und die Treppe hoch zum Zimmer im Grünwalder Hof in Patsch, den ich sehr empfehlen kann.

Und habe am nächsten Tag keinen Muskelkater.

Aber was ich habe, ist eine Idee für einen Beitrag über all die netten Hoteliers, die ich unterwegs kennen gelernt habe. Und wo ich einfach anrufe. Und kein Netz und keine Kreditkarte brauche.

Gut, diesen Beitrag hätte ich an jenem Tag dann doch nicht mehr schreiben können.

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Mittwoch, 12. Oktober 2016

Dreckschleudern im Vergleich

Natürlich verbraucht auch ein Bioradler Energie - und die sollte auf keinen Fall aus der Steckdose kommen!

Nein, ernsthaft, ich habe mich jetzt auch bei der FAZ mal mit dem Wort "emissionsfrei" beschäftigt. Es ist alles sehr kompliziert und wenn es so ist, sollte man misstrauisch gegenüber jenen sein, die mit einer grossen, umfassenden Lösung wie Benzinautoverbote ankommen.

(Es ist nicht so, dass meine Schulzeit in Bayern schön war. Aber sie machte kritisch gegen politisch-mediale Komplexe, die einem erzählen, es wäre alles einfach und in 20 Jahren wäre man technisch, weil Technik!!!! ohnehin viel weiter.)

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Dienstag, 11. Oktober 2016

Wer verrät hier wen?

Es gab mal eine Rockgruppe, die von Deutschland über die Berge nach Südtirol radelte.

Ihr Name: Frei.Wild

Das ist eine Gruppe, die in Deutschland als rechtsextrem versaubeutelt gilt.

Aber sie ist mit ihren Fans und dem Rad über die Berge gefahren. Ich habe gerade an einem Rennen teilgenommen, das eine eigene Gruppe von sehr schnellen Flüchtlingen an den Start brachte - ein Rennen, das, betrachtet man die darin heroisiete Zeit, sehr wohl eine Nähe zu weniger schönen Epochen der italienischen Geschichte hat. Radkultur hat heute viele Gesichter. Viele Körper in Italien waren in die Tricolorefarben gehüllt. Was würde man in Deutschland eigentlich sagen, wenn man hierzulande ein Steyr Waffenrad benutzte?



Schlieslich hat Steyr Mannlicher als Teil der Hermann-Göring-Werke auch seinen Teil zum 2. Weltkrieg beigetragen. Kann man so ein Rad mit einer stilisierten Zielscheibe als Kettenblatt gefahrlos durch Kreuzberg bewegen?

Ich bin viel mit dem Rad unterwegs, und ich mache viel mit Rädern. In der Caritaswerkstatt, in der das Steyr steht, ist einer mit Frei.Wild-Hemd. Und einer, der vor allem diese alten Räder macht, käme kaum in einen Berliner Stadtstrand. Sein Jagdhobby würde ihn da eher deplatziert wirken lassen. Aber er kann diese Räder wieder zum Leben erwecken. Unterwegs auf meinen Radreisen treffe ich viele, die zum Rad auch einen Bezug haben.

Grün sind die wenigsten. Und wenn ich sehe, dass die Grünen zwar Benzinautos verbieten möchten, aber im Bereich der Radkultur so gut wie nicht vertreten sind, egal ob auf Alpenpässen oder bei der Critical Mass - dann frage ich mich schon, was aus denen wurde. Und warum die den Mercedeschef sprechen lassen. Und nicht einen Aerodynamiker, der erklären kann, was heute mit einem Velomobil möglich wäre.

Ich treffe heute alle möglichen Leute auf dem Rad. Die Grünen sind da keine Kraft mehr. Sie verbieten lieber mal ein Auto mit Verbrennungsmotor. Sie rechnen aber nicht durch, wie bei uns entlang der A8/A9 die Landschaft zubetoniert werden müsste, wenn man den Urlaubsautoverkehr mit Ladestationen versorgen müsste.

Wo finde ich die Einladung der Grünen, mit ihnen nach Südtirol zu radeln, um sich dort beispielsweise seltene Apfelsorten anzuschauen, und die Obstwiesen, die man zwischen Bozen und Trient abholzen muss, um ihre E-Autos zu laden? Und wo ist ein Projekt der im Fördergeld schwimmenden Grünen, das den Menschen die Schönheit alter Räder erklärt. die die Umwelt nicht weiter belasten?

Es kommt da nämlich nur so ein Infrastrukturgewese.Als ob es daran läge. Ausgebaute Radreisewege gehen an meinem Haus gleich zwei vorbei, die sind prima und gut gestaltet, finanziert vom Freistaat oder von den Münchner Wasserwerken - die Mehrheit könnte dort jederzeit fahren. Die Mehrheit macht Stau im Auto. Weil das Radeln unbequem ist und das Denken der Menschen die Vorteile nicht sieht.



Das mit dem Radfahren - da gehört eine gewisse Emotionalität dazu. Das können böse Rocker. Das kann ich. Die Grünen...

Die Grünen wollen Benzinmotoren am liebsten wie Männerbünde verbieten. Und E-SUVs fördern, damit ihre Kernwähler auch weiterhin Lea-Charlotte in die Kita bringen können. Mit zweisprachiger Früherziehung und Vergankost. Wenn die Autos doppelt so teuer sind: Super! Dann hat Yussuf keine Chance, den kleinen Mohammed zu ihrer bevorzugten Schule mit geringem Migrantenanteil zu bringen. Denn am schönsten ist Integration, wenn andere sie machen, und das Gewissen ist rein, wenn das Auto ohne Emissionen bleibt.

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Samstag, 8. Oktober 2016

Was immer du als Journalist tust:

Schreib nie bei verschwörungstheoretischen Medien wie der taz ab. Es klingt immer saftig, aber wenn Geschichten zu gut klingen, sind sie meist falsch. Und es gibt oft einen, der dich dann für den Rest deines Daseins blamiert.

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Freitag, 7. Oktober 2016

Ehe

Ich mag die Ehe nicht. Ich glaube weder an die unsterbliche Liebe noch an das dauerhafte Glück einer Beziehung - auch wenn die Verwandten in der Generation meiner Eltern genau das geschlossen vorgelebt haben. Ich weiss, es kann funktionieren, aber ich glaube nicht, dass es eine Option für mich wäre.

Oder für viele Bekante, die es versucht haben, und nun patchworken, allein erziehen und finanziell Probleme haben, neben einigen Schwierigkeiten im Privatleben, die auch bleiben werden. Nein danke. Ausserdem wäre ich ein schauderhafter Vater mit fragwürdigen Erziehungsmethoden, einer Mischung aus brutaler Unterdrückung und verantwortungslosen Freiheiten für Dinge, die das Jugendamt nicht schätzen würde. Ich kann nichts dafür, das war früher so, und mir hat es offensichtlich nicht geschadet - was beim Thema emotionale Zwangsröcke für Jungs nicht erwiesen ist.

Natürlich bin ich für Abtreibung, Pille danach, Kondome und für eine weitgehende Gleichstellung von Schwulen und Lesben. Die Idee, Multigender-Patchworks zu Erziehungsberechtigten zu machen, finde ich weniger schön, und es hängt immer von den Leuten ab, aber man muss auch sagen: Das Kernproblem bei Beziehung und Trennung besteht angesichts der heterosexuellen Orientierung immer noch aus Mann und Frau, und zumeist aus überzogenen Erwartungen und Hoffnungen zum Beginn, und Überforderung bei der Gestaltung einer Beziehung. Manchmal sind Partner auch einfach nur mies und die Trennung ist prima. Man sollte Geschiedene nicht diskriminieren und sich immer vor Augen halten, dass es immer mal schief gehen kann.



Kinder, das ist meine feste Überzeigung, sollten nicht zum Schlachtfeld für Ideologien gemacht werden. Eziehungsberechtigt heisst nicht Indokrinationsverpflichtet. Speziell die Deutschen haben mit sowas ja durchaus nicht die besten Erfahrungen gemacht.

Das ist der Punkt, an dem ich vom linken SZ-ZEIT-SPON-Mainstream und ihren Genderistinnen abzuweichen beginne, der nichts dabei findet, Artikel über angebliche Transkinder und Röcke für Jungen in den Medien zu platzieren, und die letzten Unterschiede zwischen 125396 Geschlechtern gesetzlich einebnen möchte. Es gibt einfach Frauen, die in einem schmucken Einfamilienhaus in Schwaben leben wollen. Mit einem Partner und zwei Kindern und einer Katze. Sonst nichts. Es ist nicht meine Vorstellung und nicht mein Ideal. Der gesellschaftliche Nutzen ist aber fraglos grösser als bei einer transferleistungsbeziehenden Oktoberfestlügnerin oder einer ARD-Gender-Berufspropagandistin, die auf Wunsch der Familienministerin Erfolge von staatlich geförderten Bewegungen hoaxt. Liebe ist super, Totalitarismus nicht. Ohne viele Familien, die Kinder gut und bei allen Freiheiten halbwegs konform aufziehen wollen, würde dieser Staat zusammenbrechen. Dieser Staat ist nicht ganz schlecht, bessere Alternativen sehe ich aktuell kaum, und es war ein hartes Stück Arbeit, so weit zu kommen. Er würde auch zusammenbrechen, wenn Alleinerzehende sich gehen lassen würden. Der Staat sollte daher aus purem Eigeninteresse seine eigenen Leute klar bevorzugen. Nicht jede Fehlentscheidung abpudern, aber helfen, wo es sinnvoll ist. Und er darf da ansetzen, wo er für sich die grössten Vorteile sieht.

Das ist keine Benachteiligung von anderen Gruppen. Wer eigenverantworttich Entscheidungen trifft, muss mit Konsequenzen leben. Der Staat ist nicht dazu da, jede Ungleichheit zu beseitigen, solange er nicht von Pol Pot geführt wird. Wenn dir als Linkem nichts anderen einfällt, als immer nach dem starken Staat zu rufen, der es für dich von der Werbung bis zur Polygamie machen soll, dann ähnelt das nicht dem Naziopa der 60er, der seine Vorteile gesichert haben wollte. Dann bist du mit deinem Kampf vielleicht schon viel brauner und viel mehr Nazi, als du zugeben willst, in deinem politisch gesäuberten Kiez und Freundeskreis. Und wenn du dann denkst, du könntest anderen über Schule und Ministerien einreden, wie sie ihre Beziehung organisieren sollen, obwohl du selbst nicht gerade das Traumbeispiel für gelungenes Partnerschaftsmanagement bei hohem ideologisch bedingten Freundesverschleiss bist, fehlt dir möglicherweise etwas Toleranz, Bescheidenheit und Einsicht.

Was übrigens gar kein so falsches Erziehungsziel ist. Wie gesagt, ich finde Ehe falsch, aber die Förderung des Modells dennoch richtig. Nur weil der eine Weg erkennbar mit Problemen verbunden ist, müssen die anderen Wege noch lange nicht richtig sein.

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Montag, 3. Oktober 2016

Nationale Einheit, soziale Trennung

Ich glaube nicht sonderlich an Nationen. In meinen Augen sind sie vermutlich organisatorisch notwendung und demokratisch sinnvoll, denn eine denokratische globale Regierung - nun, man siejt ja, was schon in der EU daraus wurde. Privat halte ich Kleinstaaten in Bünden für eine ganz gute Idee; ab einer gewissen Grösse fangen bei Nationen die Nachteile an, die Vorteile zu überwiegen. Ich kenne übrigens auch Staatenlose: Manche wollen das so und können es sich in diesem Staat, dessen historisches Versagen sie verfolgt, leisten. Andere sind es zwangsweise, denen macht es wenig Freude, dass es so ist. So betrachtet ist es schon ganz sinnvoll, so einen Staat zu haben.

Ich glaube auch nicht, dass Verschiedenartigkeit ein grosses Problem sein muss, solange man sich auf ein paar Grundsätze einigen kann. Was ich aus all den letzten Jahren mitgenommen habe: Ich kann sehr gut mit Menschen aus meiner Region, unabhängig vom sozialen Status. Und mit Menschen aus meiner Schicht, unabhängig von der Region, aus der sie stammen. Ich kann sehr gut mit fabulierenden Flüchtlingen, weil ich auch ein Fabuierer bin. Ich kann aber überhaupt nicht mit den Guten aus anderen Schichten, die sich benachteiligt fühlen. Das geht recht konsequent schief und reisst da auf, wo man in meiner Schicht und meistens auch in meiner Region sagen würde: Das tut man nicht.

Eines dieser Grundprinzipien ist Diskretion.

Das heisst nicht, dass man über Bekannte nichts sagt -geratscht wird in Bayern immer, insofern denkt man hier automatisch mit und geht mit Informationen lieber sparsam um. Es gibt aber sehr wohl so etwas wie eine wohlmeinende Ratscherei, ein Empfehlungsratschen, ein Vermitteln und Nahebringen, das in eine gewisse Vertraulichkeit einbindet. Man lernt das zuhause, ich mache das vermutlich instinktiv - und es ist vielleicht weder gut noch richtog, aber kulturell halt irgendwie üblich. Ich denke darüber normalerweise nicht nach. Wäre man böse, könnte man darin so etwas wie eine Clanbildung erkennen. Clans sind heute, speziell in Schichten, die wenig Familienbindung haben, ja eher negativ aufgeladen. Je sozialstaatlicher, desto clanfeindlicher.



Ich bin da in den letzten vier Jahren zunehmend vorsichtig geworden. Dass mir manche den Job zerstören wollen - mei. Ich sehe es aber an meinem Posteingang und am Umstand, wie wenig ich mein Telefon nutze: Die Netzwelt, in der sich die Guten und Unprivilegierten bewegen, ist so gar nicht meins. Ich gehöre da nicht hin, und ihnen fehlt auch das Verständnis, warum ich bin, wie ich bin. Warum Dinge wie Diskretion und Zurückhaltung sehr wichtig sind, warum man gewisse Dinge besser nicht tut und anderes schweigend übergeht, selbst wenn man das eher nicht tun will. In Clans ist das wichtig. Gegenüber dem Staat oder Personen, von denen man etwas erwartet, ist das falsche Bescheidenheit. Und natürlich gibt es auch Clanstrukturen, die ganz anders funktionieren. Ein Fussballclub ist kein Konzertverein.

Ich denke, fürchte, dass das Menschen sehr viel mehr als Herkunft oder Lebensort prägt. Es gab während meiner Studienzeit ein paar sehr seltsame Erlebnisse: Etwa, dass Südtiroler hier viel besser reinkaman, als Ostdeutsche. Es gibt bei uns - und bitte, meine Heimat ist wirklich ein beliebtes Migrationsziel - immer wieder Erlebnisse, da weiss ich: Wenn diese Leute diese Art nicht schleunigst ablegen, wird es für sie sehr schwierig. Es wird ihnen niemand lange helfen, wenn sie sich nicht die Kulturtechniken abschauen. Integration setzt Verständigung voraus. Nur dann können Unterschiede nebeneinander und im Vertrauen existieren.

Und dann gint es halt so Fälle wie "die grosse, süsse Maus" Behrends oder Appelbaum, die mich immer weniger überraschen, weil ich inzwischen eigentlich nichts anderes mehr erwarte. Opportunismus, solange es passt, dann hintrücks nach Möglichkeit beschädigen, weil es legitim ist wenn jemand oben ist.

Das führt in meinem Fall zu der nicht ganz unironischen Situation, dass ich dieses Jahr an weit über 100 Tagen gute Gäste begrüssen durfte. Ich bin freudig ausgebucht. Auf der anderen Seite gab es harte Schnitte. In Berlin braut sich was zusammen. Ich gebe aus Prinzip keine Interviews, man sucht also, was man kriegen kann und würde das gern in ein schlüssiges, negatives Bild pressen. Auf der einen Seite bin ich frei und offen. Auf der anderen Seite rede ich über das Wetter.

Nein, ich habe nicht den Eindruck, dass man in diesem Staat gerade noch sagen kann, was man will, wenn man Interesse hat, dass es einem dauerhaft gut geht. Man sollte sich überlegen, wem man was sagt. Ich erlebe in meiner Himat eine Renaissance der kleinen, überschaubaren Strukturen, die genau das erlauben - frei von den Denkvorgaben, die aus einem Verteidiger der Freiheiten wie Prantl einen Gesetzesverschärfungsforderer bei läppschen Beleidigungsdelikten machen. Wenn wir über Hufeisentheorien reden, bittschön, da ist es. Gerade schön ist das alles nicht, denn natürlich habe ich es mir früher auch zu leicht gemacht im Glauben, man müsste die anderen nur ablehnen, dann sei man auf der richtigen Seite. Es gibt sie nicht, diese richtige Seite und den richtigen Umgang. So wenig, wie es auch einen richtigen Staat gibt, und eine richtige Einheit. Ich weiss wenigstens, wie wichtig der Clan in meinem Lebensumfeld ist. Und gegen die Banden hilft, die sich bilden, um mich platt zu machen.

(Wenn sie einem nichts Sexuelles anhängen können, hängen sie einem an, dass es nichts Sexuelles gibt. Was man halt so tut, wenn man zu wenig weiss, aber gern so tut, als wüsste man etwas.)

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