Der zu perfekte Mieter

Man kann es natürlich auf München schieben. Im ersten Moment dachte ich gar, der an die Marmorsäulen vor dem Hintereingang des Unihauptgebäudes geklebte Zettel sei vielleicht sowas wie eine Form des viralen Protestes gegen Wohnungsnot, Mietwucher und den Druck auf Studenten, sich gnadenlos zu verbiegen, wenn sie eine bezahlbare Wohnung suchen. Ist es offensichtlich nicht.



Ich komme aus einem Clan, der seit dem Beginn des dokumentierten Immobilienbesitzes im frühen 18. Jahrhundert vermietet hat. Wir haben immer vermietet, und mit fast allen Mietern der letzten 20 Jahre sehr viel Glück gehabt. Ich meine, in der Hinsicht die uns eigene Menschenkenntnis geerbt zu haben, und deshalb kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, dass ich diesen Herrn ablehnen würde.

Denn das ist ein Drängler. Einer, der für den persönlichen Vorteil viel, zu viel tut. Angefangen vom im Original nicht gebalkten Profilphoto Marke perfekter Schwiegersohn, über die Beschreibung, die Ansprache der Gier des Lesenden - 300! Bar auf die Kralle - bishin zur ungefragten Bereitschaft, einfach so über seine finanziellen Verhältnisse Auskunft zu geben. Das ist jemand, der ohne Notwendigkeit sofort alle noch so üblen Anforderungen zu erfüllen bereit ist, um seine Ziele zu erreichen. Und das auch noch nicht gerade angemessen auf einem Baudenkmal, das keine Litfassäule ist, kundtut.

Er passt sich perfekt und freiwillig dem Markt an. Und ich weiss mit absuluter Sicherheit, dass er die angeboteten 550 Euro warm als Anlass nehmen wird, für jeden lumpigen Cent das Maximum herauszuholen. Ich wette, dass er die Wohnung teurer untervermietet, wenn er mal drei Monate im Ausland ist, er wird das als berechtigung wahrnehmen, zu jeder Tageszeit wegen was auch immer anrufen, die Aufstellung der Mietkosten nach monierbaren Details durchsuchen, und am Ende vorzeitig kündigen, einen Nachmieter anschleppen, den seinen ungewollten Krempel teuer ablösen lassen - so ist das im Markt, es gibt eben immer einen, der für knappen Wohnraum extra zahlt - und sich ausserdem um jede Renovierung drücken. Und davor wird er versuchen, alles, was möglich ist, den Vermietern draufzudrücken. Immer. Bei jeder Gelegenheit. Drängeln ist keine Massnahme, es ist ein Charakterfehler. Besonders bei Leuten, die glauben, sich Vorteile erkaufen zu können.

Das Bestreben von Vermietern jedoch ist es, einmal zu vermieten und dann über Jahre weitgehend Ruhe zu haben. Wenn man wie der Verfasser dieser Zeilen die Kosten der snstehenden Grunderwerbssteuer anders, stressiger erarbeiten muss, möchte man sich in diesem Geschäftsbereich zumindest keine zusätzlichen Schereien aufhalsen, wenn schon die Kundschaft wegen ihrem schönen, falsch investierten Geld jammert.

Mei Ruah mog I. Und keinesfalls solche Mieter.

Sonntag, 4. Mai 2008, 00:28, von donalphons | |comment

 
Ja, da ist was faul
Bauchgefühl

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er fährt wahrscheinlich audi, neueres baujahr. die mit der brutalen fresse.

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Traumberuf Consultant, Change Management, würde ich sagen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Auch solche leute finden Vermieter, die zu ihnen passen. Aber für Privatleute empfiehlt es sich, nach Privatmenschen Ausschau zu halten, und nicht nach öffentlichen Dauersiegern.

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In meine Wohnung würde ich eh keinen BWL-Studenten reinlassen.

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Am Ende fängt man sich noch einen statler oder rayson ein... das kriegt man ja nie mehr sauber

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ich habe ja mit arbeitenden, also richtig arbeitenden Menschen die besten Erfahrungen gemacht.

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Der Typ da oben kennt ja noch nicht mal die Preise. Eine gute halbe Monatsmiete Provision für die Vermittlung von so einer schicken Wohnung? In München? Südbalkon...

Also wirklich

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Der Typ will einfach besonders gute Konditionen zu besonders niedrigen Preisen. Deshalb ja auch der Zettel.

550 warm, für eine schicke Wohnung, mutmasslich weder in Neuperlach noch auf dem Bunnyhill. Vielleicht sollte er sich das Pendeln aus der Region um Moosburg überlegen, da soll es sowas geben.

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Gibt's schon:

Gefunden bei Immobilienscout24

"hübsche Mitbewohnerin gesucht, um auch mal gemeinsam die Wohnung zu fegen"

"Suche eine WG-Partnerin zwischen 18 und 40 Jahren, die witzig und offen ist und die die Wohnung in einem vernünftigen Zustand hält. Bei den 2 zu vermietenden Zimmern ist anzumerken, dass das größte (und schönste) dabei ist und eines zum Hof und eines zur Str. zeigt. Fotos hab ich leider noch keine (liegt nicht daran, dass die Wohnung nicht schön ist) "

Da kann der Junge gleich mal Flexibilität und das Buckeln üben.

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Mein Psychogramm: Der typische Blender. Kein Geld, aber was Nettes muss es sein. Auto würde ich eher auf BMW-Mini Cooper mit zu vielen PS und Vollausstattung tippen. Lebt ständig über seine Verhältnisse, da hilft auch kein Einkommensnachweis, höchstens eine Schufa-Auskunft.

P.S. Ist "Diplom-BWLer" eigentlich ein Beruf?

Sein Job: Strucki bei einem "Finanzoptimierer".

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... na, ja was soll er schon schreiben? BeanCounterTrainee oder was?

anyway ... an Scientologen wuerde ich eh' nicht vermieten, BWL hin BWL her ...

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Ist das...
... einer von den hier beschriebenen Überstudenten ?

http://www.ftd.de/lifestyle/outofoffice/:Out%20Office%20Edel%20Studenten%20Jusos/350244.html

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Das erinnert ein wenig an die Elitessen in einer Uni in einer kleinen Grossstadt im "Greater Munich Area".

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Den hat die Uni Mitten aus dem Leben gegriffen:

"Die EBS hat klare Vorstellungen von den Qualitäten und Kompetenzen einer Führungspersönlichkeit, die im Rahmen des Studiums auch deutlich kommuniziert werden. Beleidigendes Verhalten gehört ganz sicher und in jedem Fall nicht dazu."

Immer arbeite ich für das falsche Unternehmen.

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Besser sein heisst, andere schlechter aussehen zu lassen. Ganz normales Verhalten ganz normaler Übermenschen.

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Trotz Anonymisierung...
...meine ich in dem Bild eine mir bekannte Person zu erkennen, die sich dadurch auszeichnete, dass sie mir für eine fertig geschriebene Doktorarbeit 1000€ zahlen würde. In BWL und bar.

Ich musste leider dankend ablehnen.

Und bei näherer Betrachtung ist das nicht die Person, die ich vermeinte darin zu sehen. Ich habe mich wohl von der Frisur und der schicken Krawatte täuschen lassen. Aber der Typ passt hundertprozentig.

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Ist das nicht der ehemalige Assistent, der wegen seiner überragenden verkäuferischen Fähigkeiten nach seiner Station in einem Callcenter (als Einpeitscher einer Lottolose verkaufenden Truppe) eine befristete "Position" als Verkäufer in einem Kaufhaus, äh, bei "E-Plus" gefunden hat?

Wie auch immer - der Typ ist erkennbar auf eine niedrige Miete angeweisen. Habt Mitleid!

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so etwas wäre in berlin der absolute brüller. wow. bwl-prostitution revisited. gehört nach meinem subjektiven historischen gefühl eigentlich in die 80er. mitsamt der frisur!

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Wie man sieht, bleibt es auch in München nicht unbeachtet. Andererseits habe ich seit der Beschäftigung mit StudiVZ jegliche Verwunderung über studentisches Tun und Lassen abgelegt.

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ja. und dennoch bleibt beständig die verwunderung über solches tun. die modernen möglichkeiten der "kommunikation" eröffenen ja optionen, deren bürgerliches oder anti-prostituierendes stilmittel es gerade wäre, sie zu ignorieren. absurd.

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Naja, immerhin scheint er die Möglichkeit zu haben, mehr zu sein vorzugeben als er ist. Und irgendwie ist er auch zu beneiden, dass er etwas ist.. womit er die Leere in sich kaschieren kann.
(Ich kenne mich in Müncher Gefilden nicht aus - aus den Comments schließe ich, dass 550 Euronen Miete in dem Gebiet eher unüblich wenig ist?)

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Sagen wir so: Für eine wirklich schicke Wohnung sollte man unter 700 Euro erst gar nicht zu denken anfangen. Zumindest nicht in der Maxvorstadt.

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Warm wäre das noch richtig günstig

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Strukki sucht Schließfach
So würde ich den Text interpretieren. Der Typ erinnert an die Möchtegern-Erfolgreichen diverser "Allfinanz-Vermittler", sprich Provisionsnutten für alle Versicherungen, weil keine einzige Versicherung sie fest haben will. Die landen bei so "seriösen" Unternehmen wie AWD und ähnlichen....

Gruß

Alex

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Tolle Überschrift.

Natürlich kann man nicht schreiben, dass man ein unsympathischer, karrieregeiler Mittelmässler auf der Suche nach dem besten Deal ist, aber so ist es übertrieben.

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