Grüne Sosse

Ich denke, eine der härtesten Aufgaben wäre es, einen guten Reisebericht über Frankfurt zu schreiben. Der Anfang - Frankfurt hat auch eine gute Seite, es sind nur 30 Kilometer nach Bayern - ist schnell geschrieben, der Rest wird dann schon etwas schwerer. Es ist nicht wie Berlin, es hat schon ein paar nette Flecken, man kann es aushalten, aber ich habe dort nie das Gefühl, dort ausdrücklich sein zu wollen.



Immerhin, seit gut 5 Jahren bin ich öfters mal dort, und nach all der Zeit habe ich grüne, oder besser grüngesprenkelte Sosse probiert, was mir, da vegetarisch, sehr entgegen kommt. Es ist jetzt nicht gerade eine kulinarische Offenbarung, es ist auch keine Sache, bei der ich sofort nach dem Rezept fragen würde, aber es ist schon in Ordnung. Ich würde es nochmal bestellen. Aber daheim sicher nicht nachkochen. Das ist in Italien und Österreich anders, da schaue ich immer gerne, was die in den Küchen so treiben.



Ansonsten sieht es so aus, als könnte man in Frankfurt einigermassen auf ein Auto im Sommer verzichten, selbst wenn man nur 23 mm breite Reifen zur Verfügung hat. Der Verkehr ist ohnehin eher stockend und träge, Parkplätze sind ein unschönes Thema, und die Wege sind jetzt nicht so arg weit wie in München. Auf dem Weg vom Palmengarten zur FAZ jedenfalls ist das Auto der klare Verlierer. Was mir dennoch fehlt, ist die absolute Fusstauglichkeit, die ich von meiner Heimat her kenne.



Ansonsten ist Frankfurt ziemlich teuer, und das sage ich, der ich selbst zeitweise in einer teuren Ferienregion lebe. Was ich nicht schätze, ist hier vor allem der Umstand, dass Qualität und Preise nicht wirklich im Einklang stehen. Ich war auch in der andernorts vielgelobten Kleinmarkthalle - der Scamorza war ein trockener und geschmacksneutraler Reinfall, die Pasta in etwa so, wie sich ein Hesse vielleicht Pasta vorstellt, wenn er im Fernsehen betrachtet, was es auf italienischen Tellern gibt. Bei uns, wenn ich das so sagen darf, ist das eine Explosion des Geschmacks; die Frankfurter Waren dagegen sind solide, aber unspektakulär.

Ausserdem hatte das Antiquariat geschlossen, und im Staedel baut man gerade um, aber von einer neuen Buchhandlung habe ich nichts gesehen. Das klingt jetzt alles ablehnender, als es gemeint ist, ich fühle mich dort nicht unwohl, und all die südlichen Leidenschaften, die ich mitbringe, tragen mich über die weniger schönen Aspekte hinweg. Aber mit einem Ort zurecht kommen ist eben immer noch etwas anderes, als totale Begeisterung. Oder gar Liebe.

Freitag, 18. Juni 2010, 01:33, von donalphons | |comment

 
Wenigstens hatten Sie dort schönes Wetter, während hier in Bayern wieder Monsoon-Zeit ist !!

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Das schöne Wetter war auch in Frankfurt gestern vorbei, die Bilder sind recht alt.

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Heute scheint hier in der Gegend aber schon wieder die Sonne. War nur gestern olles Wetter.

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Na bitte! Kein Schnee!

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Das war doch von Don für einen Ort, der nördlich der Mainlinie liegt schon mal fast ein Kompliment.

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Ich fand das südliche Holland ja wirklich, wirklich schön!

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Maastricht
hat mich auch schwer begeistert, wobei das Umland noch der Erkundung harrt. Spätestens auf Höhe Roermond oder Venlo ist das dann aber auch nicht mehr soo interessant, will mir scheinen.

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Ich persönlich empfehle in den Niederlanden vor allem das Städtchen Middelburg auf der Halbinsel Walcheren ... in Kürze mein zweiter Wohnsitz ;--))

Auch empfehlenswert: Leyden.

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Dass es in Berlin angeblich gar keine "netten Fleckern" gibt, es aber weit hergeholt. Mir hat es jüngst z.B. in Nikolskoe gut gefallen:

http://www.blockhaus-nikolskoe.de/indexn.html

Speisen kann ich nicht beurteilen, da ich mich auf Kaffee und Kuchen beschränkt habe, aber man saß recht schön mit Blick auf die Havel. Richtung Müggelsee im Osten gibt es auch nette Flecken. Frankfurt kann ich nicht mehr abgewinnen, obwohl ich dort in der Nähe aufgewachsen bin (und gar mit dem Rad mehr als einmal dorthin unterwegs war).

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Trotz der in Frankfurt (Nordend-West) verbrachten 20 Jahre, ist die Frankfurter Grüne Soße (mit hartgekochten Eiern, Dampfkartoffeln, Tafelspitz) das einzige Gericht, welches ich an den Bodensee mitgenommen habe. Und die Zubereitung gestaltet sich wegen der hier nicht immer gleichzeitig zur Verfügung stehenden 7 "Kräutern" etwas aufwendig, nicht weil diese hier unbekannt wären, aber das Gericht als solches, weshalb diese sieben auf einen Streich hier nicht auf dem Wochenmarkt bereits gebündelt feilgeboten werden.

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anderl, ...mal mit der kleinen putzigen Fähre (kommt auf Zuruf) am Havelufer rübersetzen zur kleinen Insel Lindwerder (mit Restaurant). Die Havel gibt's auch da ringsherum kostenlos.

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Richtig, die Bayern haben von Pasta einfach mehr Ahnung:
http://www.youtube.com/watch?v=wrd74MP6QCw&feature=related
(Am besten ab 1:35)
Gruss aus FFM an die Ingolstädter Feinschmecker.

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HAHA!

Wie könnten nun aber die Berliner daran schuld sein?

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Aus Pasta (= Teig) kann man ja vieles machen.
Wenn ich an Frankfurter Kranz denke, so ist diese Teigprodukt ja so schlecht nicht!!

Oder meinte Herr Alphons Nudeln aus Hartweizengries, wollte aber lieber einen trendy Schwabinger/Rottacher / Berlin Mitte Ausdruck verwenden, als das profane Wort Nudeln!

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...DAS (auf dem Bild) soll Grüne Soße sein ??

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Eine waschechte Frankfurterin hat das sogar bestätigt, auch wenn sie selbst eine Bessere macht.

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solide, aber unspektakulär.
Klingt, deutschverhalten, sehr gut.

Aber als Vegetarier ist man ja eh´ ständig auf der Suche.
Scheint es mir.

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Der abgebildeten grünen Soße scheint es an Kräutern zu mangeln - oder sie wurde neumodisch mit Joghurt zugepampt. Unter den von mir in der schönen Stadt Frankfurt gekosteten grünen Soßen waren solche von grüner Farbe und dem Geschmack frischer Kräuter darunter; dahingerotzte gibt's immer mal. Die besseren eine Offenbarung, die ich in dieser Form noch in keiner anderen Region kennen gelernt habe, ohne diese deshalb zwanghaft schlechtreden zu müssen. Die hessische Küche behauptet von sich ja auch nicht, eine große zu sein, warum sollte sie auch? Auch vom Handkäs lässt sich nicht sagen, dass es ein rafiniertes Gericht sei. Einen billigen Sauermilchkäse mit viel Kümmel in ein Essig-Öl-Bad mit Zwiebeln zu werfen, das hört sich nicht nur merkwürdig an, sondern sieht auch so aus. Gleichwohl möchte ich den Handkäs nicht missen, genauso wenig wie die Grie Soß und den Äbbelwoi, der mir zehnmal lieber ist als die gerade im Süddeutschen gehuldigte Bierkultur. Da können mir doch knarzige Bayern, die vom Palmengarten in die Frankenallee mit dem Auto fahren und dort noch einen gemalten Parkplatz erwarten, daselbst verbleiben. Auch wenn der Hesse räumlich von den Fleisch- und Nudeltöpfen Italiens weiter entfernt als alle Nieder-, Ober- und Unterbayern zusammen ist, sein Gaumen durch das ständig konsumierte Essig-Öl-Zwiebelgemisch beeinrächtigt ist, erfreut er sich dennoch der tatkräftigen Entwicklungshilfe unter anderem vieler italienischer Wirte, die sich in dieser lebendigen Metropole niedergelassen und dem Hessen längst beigebracht haben, eine gute von einer schlechten Pasta zu unterscheiden. Frankfurts schöne Seiten zu sehen, ist mitnichten eine schwere Aufgabe.

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Den Handkäs (mit Musik) habe ich tapfer ins Exil gerettet. Mitsamt Ebbelwoi. Allerdings kann mein Umfeld damit wirklich gar nichts anfangen, vor allem mit dem Stöffche nicht. Das geht wohl nur, wenn man damit groß wird, bis hin zur unsäglichen sonnabendlichen Indoktrination durch Lia Wöhr und Heinz Schenk. Obwohl jedoch von allem meine Großmutter eine hervorragende Grie Soß machte, halte ich das Gericht für überbewertet und ich vermisse es wirklich nicht. Es ist so, wie der Don es beschreibt, kann man essen, durchaus auch erneut, aber man muss sie nicht unbedingt haben.

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Der Kuchen im Palmengarten geht doch.
Seien'se mal nicht so deprimiert.
Frankfurt wurde nicht zum Vergnügen gegründet.
Ein Furt halt, für die Franken.

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Frankfurt aber
ist dem Menschen betrüblich.
Das wusste schon Hölderlin, wenn er auch andere Gründe hatte.
Das Siesmayer im Palmengarten sollte man tatsächlich besser zum Biergarten machen, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt einfach hinten und vorn nicht, auch wenn die Kuchentheke freundlich anmutet.
Besser als in der Kleinmarkthalle finde ich die Pasta bei Venos, einem leicht zwielichtigen Großhändler in Rödelheim, bei dem auch Endverbraucher zugelassen sind, und dessen Halle die Kleinmarkthalle an Rumpeligkeit weit übertrifft. Vielleicht kommt die Pasta dort aber auch vom gleichen Hersteller, wer weiß? Und ich freue mich jedesmal nur darüber, dass ich sie dort einkaufe, wo sich alle Möchtegern-Gourmets der Stadt zuhause fühlen?
Vielleicht sollten Sie trotzdem bei ihrem nächsten Besuch mal dort vorbeischauen, falls Sie nach kulinarischen Freuden suchen. Die große Frankfurt-Liebe wird wohl allerdings auch doch nicht ausbrechen, denn wenn Sie dafür anfällig wären, dann wären Sie längst infiziert, denn das geschieht meines Erachtens entweder gleich, urplötzlich und auf unerklärliche Weise. Denen, die es in dieser Angelegenheit mit Hölderlin halten, wird die Liebe zu dieser Stadt immer unerklärlich bleiben. Italien ist hier einfach (zu) weit.

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Grie Soß'
ist schon was Besonderes. Man muss halt einen Bezug dazu haben. Und über die angenehme Frische ihres Geschmacks muss man nicht streiten.

Was Frankfurt angeht, so muss man sagen, dass die Stadt mit ihrer fortschreitenden Attraktivität für junge Leistungsträger und ihre gebärwilligen Ehegattinnen immer unbewohnbarer für Menschen mittlerer und niedriger Einkommen wird. Sprich: die Gentrifizierung ehemaliger Arbeiter- und Kleinbürgerquartiere schreitet voran und leistet der Verschnöselung der Stadt Vorschub.

Aber man kann sich auch durchaus von Orten fernhalten, an denen rosa hochgeschlagene Poloshirtkragen auftauchen.

Noch.

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Don, Du solltest nächstes Mal einen Abstecher "zum grünen Baum" nach Neu-Isenburg machen und dort mal die Grüne Soße probieren ;-) Und die Desserts sind auch nicht von schlechten Eltern...

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So ist das halt mit dem Bub. Nie eine anständige grüne Soße gegessen, in der Markthalle womöglich beim falschen Händler gewesen und den Arsch nicht aus der Karre kriegen, aber sich großzügig generalisierend ein Urteil anmaßen wollen. Auf mich hört er ja nie.

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... und einen Mac hat er auch immer noch nicht. Ich hingegen habe mir jetzt - in einem reinen Windows-Betrieb, wohlgemerkt - fürs Büro ein MacBook 13" geordert, dazu externe Tastatur/MagicMouse und zwei Full-HD-Bildschirme ;-)

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@andreaffm

Danke für die Klarstellung, das Urteil beruhigt mich (und bestätigt meine vorurteilsbelasteten Vermutungen :-)) ).

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@jolly rogers:

"... rosa hochgeschlagene Poloshirtkragen" - um Gottes Willen, das ist ja nun wirklich das w i d e r l i c h s t e was es auf dem ganz Planeten gibt. Druecke beide Daumen, das solcherlei Gesocks FFM nicht gaenzlich unbewohnbar macht.


hochgeschlage Poloshirtkragen - schnell mein Brechkueberl, bitte, bitte.

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@hochgeschlagene Polohemdkragen:
Irgendein Kabarettist hat das mal als "Schuppentrichter" bezeichnet, und das finde ich immer noch die angemessenste Bezeichnung dafür.

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Passend zur "Läuserutsche" (halblange, zurückgegelte Investmentbanker-Frise).

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Man könnte sich natürlich auch kurzerhand aus Frankfurt heraus und kurz hinter der Landesgrenze nach Sailauf (bei Aschaffenburg retten):
Schlosshotel Weyberhöfe, dort durfte ich mit der Holden mal schöne drei Tage verbringen.

http://www.weyberhoefe.de/web/index.php?article_id=1&clang=0

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Was das wohl für ein Rad ist ..?

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