Das Haus hat andere Pläne

Ich dachte schon, ich bin inzwischen zu vergeistigt, um einen Schwimmer imn Wasserkasten zu reparieren. Nach einigen Versuchen - alle brachten nur begrenzt Verbesserungen - verabschiedete sich bei den Arbeiten auch noch das Absperrventil. Bei einem Haus mit Rohren aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg kann das schon mal passieren; trotzdem ist es eine Demütigung, den Klempner rufen zu müssen wegen so einer Petitesse. Wie auch immer: Er war da, während ich in Frankfurt war, und die Probleme hängen wohl zusammen - und zwar mit dem Wasserdruck. Das konnte ich nicht wissen, da ist jetzt einiges zu tun und es ist gut und wichtig, dass ich wieder da bin. Und bleibe.

Wie so oft kommt eine schlechte Nachricht nicht allein; es gab an anderer Stelle böse Überraschungen und folgend gebrochene Herzen. Banal, nichts Besonderes, mich allenfalls am Rand tangierend - ich war ja in Frankfurt und konnte diesmal wirklich, nachweislich, sicher nichts dafür. Aber alles zusammen verdunkelt den Zeithorizont, Pläne zerfallen in Minuten und es ist besser, wenn ich erst mal bleibe, selbst wenn es andernorts fraglos besser wäre. Und da ist es nicht schlecht, wenn man für die kurzen, kalten Tage und die langen Nächte ein paar kleine Aufgaben aus Frankfurt mitgebracht hat, die einen vom Trott und Leitungsversagen ablenken.



Ich mache zu viel mit dem Kopf und am Bildschirm. Ic h habe es schon reduziert - vielleicht ist es auch einfach so, dass man irgendwann wieder aus dem Medium herauswächst - aber ich denke auch: Da geht noch was. Bewusster Online sein, bewusster offline sein. Ich glaube nicht an Internetsucht, man wird sich daran gewöhnen, wie man sich an die dauernde Anwesenheit von Büchern und Telefon gewöhnt, aber tatsächlich ertappe ich mich dabei, hin und wieder einfach nur rumzuhängen und zu trödeln. Idiotisch für jemanden, der sich sein Lüngerl rauspfeift, um gerade noch die grüne Ampel zu schaffen, weil er nicht gerne eine Minute verliert.

Das lag übrigens daran, dass mir das Glück andernorts hold blieb: Bei einer Auktion in Österreich hatte sich jemand um 70 Jahre vertan, und diesen Fehler, der andere Mitbewerber ausschloss, nutzte ich eiskalt aus. Seitdem warte ich. Und als ich aus Frankfurt heimkam, war eine Benachrichtigung am Briefkasten. Endlich. Ich schwang mich also auf mein Rad und raste hinaus zum Bahnhof.

Und es war natürlich kein Gemälde. Eine schwachsinnige Eventagentur schickte eine Publikation dreimal, die ich schon einmal in dreifacher Ausführung bekommen hatte. Und schon damals nicht brauchte. Aber das ist halt wieder typisch für Medien: Immer die Leute einmal mehr als nötig belästigen. Noch mehr Papier, noch mehr Kataloge und Briefings, und wie sehr man dem anderen mit diesem Müll die Zeit stiehlt, fällt jenen nicht auf, für die jedes Mehr an Dreck auch ein Mehr an Dienstwagen und Sekretätin bedeutet.

Ob sie überhaupt verstehen, dass sie nicht nur meine Zeit, sondern auch ihr Leben so sinnlos vergeuden? Vermutlich nicht. Vermutlich klopfen ihnen alle auf die Schulter und finden das prima, denn so eine Broschüre mit dem Namen drin, die macht schon was her. Irgendwas halt. Ihre Hauptstadt ist Frankfurt, wie viele andere Städte auch.



Frankfurt, diese Stadt sieht so aus, als hätte man in Nordkorea die Architekten ein Wochenende europäische Architekturzeitschriften lesen lassen und dann gesagt: Baut das bitte nach. So fühlt sich das auch an.

Samstag, 15. Oktober 2011, 23:43, von donalphons | |comment

 
Reparieren Sie ruhig Ihr Haus. Ich schaue in Südtirol mal nach dem rechten.

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Viel Spass dabei - man hört, das Wetter soll prächtig und warm sein.

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Im November ist es in Südtirol oft auch noch schön

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Absolut!

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Frankfurt
hat offenbar genug eigenen schlechten Geschmack. Den versucht man sogar nach China zu exportieren:
http://www.spiegel.de/reise/staedte/0,1518,783475,00.html
Sicher im Sinne der Energieeinsparverordnung. Nur will das auch da keiner haben - dummes, dummes Volk.

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Na dann tut ihnen ein Daccordi weniger auch nicht weh.

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China hat ausreichend eigenen schlechten Geschmack, auf unseren sind sie gar nicht angewiesen. Der o.a. Artikel bezieht sich auf das Umland von Shanghai. Gerade dort geschieht inzwischen viel über Privatkredite bei Schattenbanken mit unvorstellbaren Zinsen, Spekulationskäufe, ergo absehbare Pleiten, der ganz große Knall wird schon noch kommen. Bauruinen sind wenn man genau hinsieht auch jetzt schon gar nicht mal so selten zwischen all den in die Senkrechte gebauten Giganto-Wohnanlagen. Das Haus, das Sie jetzt vor Ihrem geistigen Auge sehen, nehmen Sie in der Größe mal 10, dann kommt es ungefähr hin. Jede Wohnanlage eine eigene kleine Stadt, von denen immer mehrere Dutzend gleichzeitig im Bau sind, mit hunderten Wohnungen von 100 qm Größe und mit allem Pipapo.

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Protestnote
Die Architektenkammer der KDVR protestiert aufs Entschiedenste gegen die absurden und völlig haltlosen Unterstellungen, die in diesem Blog geäußert wurden.

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Alle gugeln nun nach KDVR, ich auch.
Aha.

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Nehmen Sie ihren Edelfüller und schreiben Sie einen Roman in die Bütten.

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