Man kommt zu gar nichts

Halt, doch. ich habe es mittlerweile - exakt 5 Wochen nach dem Donnerstagsmarkt in Mantua - geschafft, die Posamenten weitgehend unterzubringen. Irgendwo steht immer eine vierschübige Biedermeierkommode, deren Griffe ein wenig nackt sind. Und weil sie in Mantua nicht 8 Stück von der gleichen Farbe haben und die anderen Quasten am Kleiderschrank gegenüber rot und weiss sind, werden sie eben abwechselnd, im Zickzack aufgehängt.

weiss rot
rot weiss
weiss rot
rot weiss



Ja, man kommt zu gar nichts. Das ist angenehm. Dann muss man gar nicht so viel zur Kenntnis nehmen. Zum Beispiel die Planung, den Ratingagenturen das Bewerten europäischer Länder zu verbieten, weil ihnen sonst die Märkte nicht mehr trauen. Ich wette, das war eine Idee von Silvio Berlusconi. Das ist sein Staatsverständnis.

Aber auch diese Idee ist nur geklaut, denn etwas Ähnliches gab es vor drei Jahren schon in Pakistan, als die dortige Börse zusammenbrach. Man behalf sich damit, dass man Veränderungen des Index verboten hat, womit Kursstürze an der Börse ausgeschlossen waren. Alles blieb fest. Das war natürlich nicht der Sinn so einer Börse, aber man kann es machen, und der Index war wie festgenagelt, per Verordnung. Genauso, wie man den Ratingagenturen das Raten verbieten kann in der Hoffnung, dass man nicht weiter abgestuft wird. In Pakistan war das übrigens der Anlass für einen krassen ausserbörslichen Absturz der Aktien, weil ihnen keiner mehr traute. In Europa wird das sicher ganz anders kommen. Kein Rating mehr, keine Ängste der Märkte mehr, keine Spekulationen und keine Gerüchte - was sollten sie auch gerüchten, wenn kein Rating mehr da ist, auf das man sich beziehen kann.

Allenfalls ein Staatsbankrott. Oder ein paar Banken, die an der zu dünnen Eigenkapitaldecke krepieren, die sie unbedingt zwecks Eigenkapitalrendite und gegen die ursprüngliche Meinung der von ihnen bezahlten Politik so dünn lassen wollten. Dafür machte man Stresstests, und es ging und damit war alles Bestens. Bis auf Dexia natürlich.

Wie gesagt: Berlusconi. Der Mann macht das so mit Richtern und Gesetzen und der Polizei, für den ist Moody's nur eine Ruby die nicht Bunga Bunga machen will und deshalb rausfliegt. Sicher, die Banken müssen saniert oder noch besser verstaatlicht und eingestampft werden, aber auch die Politik muss befreit werden von all den fauken Systemkrediten der Dilettanten, die jetzt schon von Expertenregierung, Fiskalunion und Hebeln schwafeln. Falls es noch jemandem nicht aufgefallen sind: Der Weg, auf dem wir gerade demokratisch sind, ist der Weg der Notverordnungen des Kabinetts Schleicher.

Freitag, 21. Oktober 2011, 01:54, von donalphons | |comment

 
Ich würde das alles nicht zu sehr an Silvio festmachen. Viele andere sind doch nur graduell besser.
Schäuble, dem das Parlament zusehens lästig wird, macht mir persönlich mehr Sorge.
Und verstaatlichte Banken, die dann von solchen Leuten gesteuert werden, wären womöglich weitaus fataler als unter der Ägide der jetzigen Gewinnmaximierer!
Ziemlich trostlose Alternativen.

... link  


... comment
 
Die stellen sich das vor einen Bankrun, nur andersrum.
.
Nach Schleicher kam Hitler, aber das wird sich nicht wiederholen.
Unsere politische Kultur wird einfach nur den Vorbildern aus Italien, dem Balkan oder Lateinamerika ein wenig annähern, das ist alles.
Nehmen Sie nur die Ukraine:
Da kommt nach Kutschma eine Timoschenko und dann wieder ein Janukowitsch, es gibt ständig Skandale, mal einen Mord und zwischendurch demonstrieren ein paar Bürgerrechtler, dann muß ein Politiker in den Knast, aber unterm Strich haben alle gut zu essen und den neuesten Hollywoodfilm gibt es um die Ecke für 2,50 Euro.
Das kann immer so weitergehen, und auch unter diesen Umständen kann man im Leben viel Spaß haben. In solchen Ländern liest ja auch keiner Zeitung, und irgendwann kriegt man den ganzen Politzirkus nicht mehr mit. Sondern geht Angeln.

... link  


... comment
 
Die stellen sich das vor einen Bankrun, nur andersrum.
.
Nach Schleicher kam Hitler, aber das wird sich nicht wiederholen.
Unsere politische Kultur wird einfach nur den Vorbildern aus Italien, dem Balkan oder Lateinamerika ein wenig annähern, das ist alles.
Nehmen Sie nur die Ukraine:
Da kommt nach Kutschma eine Timoschenko und dann wieder ein Janukowitsch, es gibt ständig Skandale, mal einen Mord und zwischendurch demonstrieren ein paar Bürgerrechtler, dann muß ein Politiker in den Knast, aber unterm Strich haben alle gut zu essen und den neuesten Hollywoodfilm gibt es um die Ecke für 2,50 Euro.
Das kann immer so weitergehen, und auch unter diesen Umständen kann man im Leben viel Spaß haben. In solchen Ländern liest ja auch keiner Zeitung, und irgendwann kriegt man den ganzen Politzirkus nicht mehr mit. Sondern geht Angeln.

... link  


... comment
 
Was ist das schöne am Don? Tiefgründig, hintergründig und stellenweise wohl unergründlich schreibt er. Wie die Handlungsstränge in einem Film kommen einige Themen immer wieder. Manches scheinbar deutlich, anderes angedeutet. Manches entwickelt sich scheinbar, anderes war immer da. Im Porcamadonna ist der versöhnte Widerspruch von boarischem Gegrumml und Liberalitas bavariae (sine Edmund) als ein Grundton angelegt. Heute schimmert auch die Staatsferne der eigentlich Liberalen durch.
Eine Frage zur Etymologie: maiale oder cinghale?

... link  


... comment
 
Praktisch?
Benutzen Sie die Schübe der Kommode oft? Ich glaube, mich würde es auf Dauer nerven, wenn sich die Quasten des darüberliegenden Kastens ständig einklemmen, wenn man den Kasten darunter wieder zuschieben will.

... link  

 
Genau! Ich stelle mir das als unmöglich vor. Schließlich braucht man für jede Quaste eine Hand. Eigentlich kann man die Kommode nur zu zweit bedienen. Einer hebt mit beiden Händen die Quasten an, der andere zieht die Schublade.

... link  

 
1. muss es nicht immer praktisch sein und 2. ist da die innere Imelda Marcos drin. Man hört auf, 10 Minuten mit dem Farbabgleich zu vertrödeln.

... link  

 
Sehr gute Nutzung der Kommode.
.
Übrigens ist Ihr Imelda-Syndrom ansteckend!

... link  

 
Auf manche schon, wenn ich sie in den Laden mitnehme.

... link  

 
Es genügen schon Ihre Blogbeiträge und Fotos!

... link  

 
Ich darf es vielleicht so sagen: Besser Schuhe als Komasaufen, Glücksspiel und leichte Mädchen, was ja alles andernorts gute Werbung hat.

... link  

 
Posamenten
Da fällt mir ein .. ich habe auf dem Ayinger Bräu Kirwa Markt eine nette ältere Posamentenmacherin gesehen und mußte sofort an Sie denken, bei Bedarf läßt sich die Adresse bestimmt finden, ist im südlichen Umland von München ansässig gewesen.

... link  


... comment
 
Schleicher? Notverordnung? Das ist in Berlin doch schon seit einiger Zeit eingerissen. Es stellt sich nämlich die Frage nach der Legitimation des im Bundestg beschlossenen Gesetze. Denn dessen Arbeitsabläufe entsprechen immer weniger den Geboten des Grundgesetzes und produzieren damit zu gut deutsch verfassungswidrige Gesetze am laufenden Meter.

Artikel 42 Grundgesetz besagt "Der Bundestag verhandelt öffentlich". Tatsächlich wird diese Regel gleich durch einen doppelten Mißbrauch ausgehebelt: zum einen ist da die unselige Sitte, Parlamentsreden nicht mehr vor dem Plenum zu halten, sondern lediglich in Schriftform "zu Protokoll" zu geben und die eigentliche Arbeit sodann in die - nichtöffentlichen! - Ausschüsse zu verlagern. Deren Arbeit ist jeder öffentlichen Kontrolle entzogen. Sodann noch die vielfältige Verschränkung mit Verbands- und Lobbyinteressen, dank derer private Verbandsleute in Ministerien sitzen und Gesetzentwürfe zum Wohle ihrer eigentlichen Herren mitstricken. Dazu kommt schlußendlich noch die bekannte Regelung "das Nähere regelt eine Durchführungsverordnung". Die aber wird von der Verwaltung produziert und unterliegt keinerlei parlamentarischen Kontrolle mehr.

Unser demokratisches System ist in Wirklichkeit zu einem ausgehöhlten, potemkinschen Dorf verkommen, bald bar jeder Legitimation.

... link  

 
Ja, das ist lustig!
.
Die Grauzonen wachsen sich aus zu einem großen rechtlichen Niemandsland, wo zahlreiche Gesetze und Verordnungen war einerseits vom BVG als prinzipiell verfassungswidrig beurteilt wruden, andererseits aber erst einmal weitergelten, wobei sich diese Zeit dann ausdehnen kann.
.
Im Ergebnis verliert das BVG seine Autorität. Das Rudel merkt allmählich, dass man sich an der Verfassung im Einzelfall ziemlich leicht vorbeidrücken kann, mit immer billigeren Begründungen und wird mit der Zeit immer frecher. Unser Innenminister fühlt sich schon jetzt stark genug, den Gesetzesbruch schon vorher anzukündigen: "Wenn die Gerichte solchen Blödsinn entscheiden, brauchen sie sich ja nicht zu wundern, dass wir keine Rücksicht mehr auf sie nehmen."
.
Die SPD hält mucksmäuschen still, weil sie (a) auch Dreck am Stecken hat und sich (b) für sich selbst in Zukunft dieselben Möglichkeiten offen halten will.
.
Das alles ist aber kein Grund zur Panik. REchtsstaat und Demokratie sind globalhistorisch gesehen die überaus seltene Ausnahme. Ich für meinen FAll würde der Gewaltenteilung keine Träne nachweinen, wenn wir zum Ausgleich dafür mal wieder einen Kulturförderer wie August den Starken bekämen.

... link  

 
Ja, August und die Kultur. Eine verlockende Sehnsucht, die uns schmackhaft wird, weil wir uns vorstellen, dass einer wie Meier diese Position ausfüllen könnte. Ein intellektueller Rübezahl mit ganz vielen romantischen Gefühlen.
Uns August war ein Suffkopp, Hurenbock, Kriegstourist, Ehrgeizling, Religionsabwerter und Gebietsverkäufer. Der Beste, den wir Sachsen jemals hatten. Und er hat die Religion als das demaskiert, was sie ist: ein kulturelles Negligé, das man an- und ausziehen kann, wenn der Beruf es erfordert.
Kann eine zukünftige Elite alle diese Laster in sich vereinigen? Hoffentlich. Hans Meier, Sie sind ein Romantiker.

... link  


... comment
 
Staat heißt das kälteste ...
... aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: "Ich, der Staat, bin das Volk!"
(Friedrich Nietzsche, Werke II - Also sprach Zarathustra)

... link  


... comment