Der tote Markt

Themen kommen, Themen gehen.

Eines der Themen, die momentan keine Rolle mehr spielen, ist der Kauf von Silber. Naja, werden manche vielleicht sagen, da wurde doch schon in den letzten 10 Jahren so viel angeschafft. Das verbraucht sich nicht. Das muss nicht mehr sein. Man kann nicht aus acht Kannen gleichzeitig trinken.

Das Problem ist ein anderes: Es ist einfach zu teuer geworden. Nicht nur für mich, sondern allgemein. Silberbesteck ist eine Form des Überflusses und keine Notwendigkeit. Man kauft es, wenn man gern Geld ausgibt und es halbwegs günstig bekommt. Aber momentan wird gespart, und Silberhändler kennen den immer noch hohen Materialwert., Mit dem Ergebnis, dass allein der Materialwert zu hoch ist, um noch Käufer anzusprechen.



Der Händler kann also den Buchwert dieser 120 Gramm Silber nicht durch den Verkauf von Messern erzielen. Aber wenn er es zum Silberschmelzen bringt, verliert er ebenfalls einen Teil dieses Buchwerts. Die Folge ist, dass momentan Silber ziemlich genau zum Materialwert angeboten wird. Das lohnt sich nicht für die Einschmelzer, und für die normale Kundschaft ist es immer noch zu teuer. Und so bleibt es liegen, bis einer kommt, der jemanden kennt, deren Initialen genau passen. Dann - Weihnachten naht - sieht das schon etwas anders aus. Dann sind es in vier Wochen die ersten Silberstücke, die an einen Kunden gehen.

Man sagt gemeinhin, dass Märkte effektiv seien, aber das muss im Kleinen nicht stimmen. Die Suche nach Sicherheiten sorgt nicht für einen Markt, sondern für das Austrocknen desselben. Und der Frage des Händlerrs, ob man die Messer einzuschmelzen gedenke. Das nämlich machen jene, die es billig genug bekommen und auf weitere Wertsteigerungen setzen. Obwohl sie wissen müssten, dass man Buchwerte erst mal realisieren muss.



Ich will lieber gar nicht wissen, was momentan alles so in die Schmelze geht, was Erben bei den Ankäufern abliefern. Es dürfte die nächste grosse Runde der Vernichtung nach den 70er Jahren sein, und dafür gibt es: Geld. Das Zeug, das sie jetzt alle zwei, drei Wochen gerettet haben. Das Zeug, das sie zum Löschen der Griechenkrise brauchen, die plötzlich auch mehr als 400 Milliarden kosten kann. Das Zeug, das im Rettungsschirm steckt und dann weg ist, noch bevor man es hebeln kann. Das Zeug, das sie dann drucken werden. Das Zeug, das bei Banken in den Büchern steht, die man auch diesmal nicht verstaatlichen wird.

Aber wenn es so kommt, sind wenigstens schöne Frühstücksmesser vorhanden. Und vielleicjht auch ein gutes Buch zum Ablegen auf dem Beistelltischchen. Auch die Wohnung am Tegernsee bekommt schliesslich etwas geschenkt.

Montag, 24. Oktober 2011, 01:43, von donalphons | |comment

 
Die abgebildeten 4 Messer
ergeben nie und nimmer 120 g Feinsilber, sonern eher 60 g. Wenn überhaupt. Die Klinge ist aus Stahl, und nur die Griffschalen sind zu 80 % aus Silber, der Griffschaleninhalt besteht aus Sand oder Collophonium. Zum Einschmelzen braucht man schon Richtung 5 kg, denn schon ab dem ersten Gramm berechnet die Schmelze um 150 Euro, die 5 kg kosten aber auch nicht viel mehr. Das ist übrigens der Grund, warum Silberaufkäufer relativ wenig zahlen für Silber, die Gewinnspannen bezogen auf den Tageskurs betragen über 100%: Silber schwankt sehr stark, und eine schmelzbare Menge bekommt der Aufkäufer auch nur alle paar Monate zusammen. Ist der Kurs dann, wie unlängst geschegen, um über 30% gefallen, macht er sonst leicht Verluste.

... link  

 
Geldrucken bewirkt keine Inflation
während einer Depression. Sagt Paul Krugman. (1)
Aber wie erklär ich das den Deutschen?
.
(1) Wollte was mit "Silberkrugmann" kalauern, aber es ging nicht. Vielleicht hat jemand eine Idee?

... link  

 
darum nennt er es ja auch "re-flate". da klingelt nicht gleich wieder 1920 im Ohr ;)

... link  

 
Es sind 6 Messer mit 400 Gramm, und die Klingen sind eher dünn - man sollte also schon auf 100 Gramm plus kommen.

... link  


... comment
 
Man sollte die Generation der Erben nicht generell dümmer machen als sie sind. Ich kenne einige, die das sog. „Tafelsilber“ sehr wohl hüten.

„Die Folge ist, dass momentan Silber ziemlich genau zum Materialwert angeboten wird…“

In Einzelfällen vielleicht, was ich ansonsten so rechts und links von mir beobachten konnte...

http://motorbloeckchen.com/?p=24191

kostet gutes, antikes Silber immer noch richtiges gutes Geld, was auch nach wie vor gezahlt wird (was mir i.ü. ein auf antike Silberwaren spezialisierter Händler aus Wiesbaden grade wieder bestätigte, der u.a. im September in Pfaffenhofen aufgeschlagen und sehr gute Geschäfte gemacht hatte).

... link  


... comment
 
Märkte sind niemals effektiv, weder im Kleinen, noch im Großen, weil es den "vollkommenen Markt", wie er im Lehrbuch (oder hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Vollkommener_Markt) beschrieben wird, nicht gibt.

Weder herrscht zu einem bestimmten Zeitpunkt vollkommene Markttransparenz, noch gibt es eine Homogenität der Güter, noch eine absolute Identität der Präferenzen. Und selbst wenn es all das gäbe, so gibt es keine unendliche Reaktionsgeschwindigkeit der Marktteilnehmer. In einem "vollkommenen Markt" wäre kein Geld zu verdienen. Und dennoch sind Märkte effektiver als alle Alternativen.

... link  

 
Die große Frage ist natürlich, wie groß der Abstand eines konkreten Marktes vom idealen Markt ist, wo genau die Differenzen liegen und wie die sich konkret auswirken.

Mitunter erzeugt auch ein ziemlich inperfekter Markt ganz brauchbare Preissignale. Bei besteckgebundenen Altsilber scheint das der Fall zu sein.

Große Reichtümer wird der Besteckaufkäufer jedenfalls nicht anhäufen. Eher: Große Besteckschubladen...

... link  


... comment