Die Verliesse von Solln

Ich habe da so eine Theorie zum Thema Inflation, Preisentwicklung und Wert, und die sieht in etwa so aus: Alles wird Jahr für Jahr teurer und schneller ersetzbar, also Unterhaltungselektronik, Kleidung, Sportgeräte, Bücher. Nur das, was nicht schnell und einfach ersetzbar ist, wird erheblich schneller teurer. Häuser und Wohnungen in guten Lagen, zum Beispiel. Ist logisch, denn das Geld aus dem ersten Satz muss ja irgendwo hin, und da bieten sich jene Dinge an, die nicht dem dritten Satz entsprechen, der da lautet: Alles Ausgetauschte wird dafür spottbillig. Und im Ergebnis, weil wir alle Mischkäufer sind, merken wir das gar nicht so.





Weil es langsam im "Winter" zu rutschig für den Crosser wird und ich ohnehin mit jemandem in München essen gehen wollte, kam mir diese Idee im schönen Solln. In Solln nämlich bot jemand ein komplett überholtes Sunn Bergrad an. Mit erschien es billig, aber weil ich der einzige Bieter war, mit einem Preis, in etwa doppelt so teuer wie die Kurbel allein, war es wohl immer nicht ganz günstig, obgleich die meisten Teile frisch angeschraubt worden waren, bei 1/10 des Neupreises fangen für mich die Schnäppchen an, aber das reichtals Grenzwert zumindest im Winter nicht mehr. Danach ging ich noch in Solln essen - Empfehlung Da Noi, endlich ein Italiener mit Kronleuchtern und ein Buchgeschäft daneben - und weiter zur Bank, um mir die Immobilienpreise anzuschauen.





Ich mein, man ist ja so einiges gewohnt. Ein Duplexstellplatz für 15000 in Solln, wo es jede Menge Parkplätze gibt - hart, aber irgendwie nachvollziehbar, vielleicht will man seine S-Klasse nicht draussen stehen lassen. Man kann das verstehen. Wie auch die 3500 Euro pro restaurierungbedürftigem Altbauquadratmeter 10 Kilometer vor der Stadt; gut, ich würde dann gleich an den Tegernsee ziehen, aber das muss jeder selbst wissen.

Aber. Zusätzlich.

10.000 Euro

20.000 Mark

für einen modrigen Keller???????





Pardon, aber da hat sich wohl beim Sturz die Kellertreppe hinunter die Gehirnaufhängung gelockert.

Natürlich kann man sagen dass das eine irgendwann platzende Blase ist; vermutlich jedoch wird es so sein, dass bis zu diesem Zeitpunkt erst mal viele Hoffungen platzen, wie die vom bezahlbaren Eigenheim. Bezahlbar ist da nämlich nicht mal der Keller. Und es erklärt vielleicht, warum jeder Münchner versucht, sich am Kaufroulette zu beteiligen: Von hinten kommen die Luussanierer und drohen einen auf die Strasse zu setzen. Und oben - oder hier auch nur zur Seite - sind dann solche Fear by Obscurity Angebote, die zeigen, wo die Reise hingeht.





Interessant wäre es nun zu wissen, ob es denn die dann hoffentlich halbwegs glücklichen Käufer auf Pump auch so machen wie ich, und beim Irrsinn des sonstigen Preisverfalls nicht mitgehen. Es gibt ja noch Irreres als 40 Räder: Man kaufe sich neue Skischuhe und höre sich Sprüche an, dass unter 500 Euro die Selbstverstümmelung beginnt. Man lese "Tests" von unverzichtbaren Skiern, die auch keine andere Erdbeschleunigung als alte Völkl Renntiger und Dynamik VR27 mit Holzkern haben, wenn sie dann mal nicht neben der Jausenstation in den wegschmelzenden Schnee gerammt werden. Oder was sonst noch so ein muss, wenn man in Solln - IN SOLLN! ich wusste gar nicht, dass es das wirklich gibt und etwas anderes als Neuperlach ist - zwangsluxuriös residiert.





Auf einem Keller für 10.000 Euro. Das ist dann die andere Seite vom Einkauf bei Aldi mit dem SUV. Und sie ist elend, denn sie zeigt, dass wir bei der ganzen kapitalistischen Produktion, der Preisgestaltung und der Kultur des Verschrottens in die nächste Krise rauschen werden, fast ohne Banken diesmal. Die Kellerblase ist nur eine Seitenblase der Entwicklung, die unter uns grummelt. Wohl dem, der dann ein rad hat.

Samstag, 22. Dezember 2012, 12:51, von donalphons | |comment

 
Berlin ist jetzt bei 15.000 Euro pro m2 Wfl. angekommen.
Landwirtschaftliche Flächen haben sich in Brandenburg teilweise im Wert verzehnfacht.

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Die fünfstelligen €/qm Preise sind in Berlin noch sehr überschaubar. gut 2 Dutzend Wohungen gingen dieses Jahr davon über den Notarstisch. Trotzdem: Dieses Idiotensegment hat zugelegt und es gibt genug Diwelobber, die dort ihr Klondike sehen und darauf bauen, Südeuropäer um ihr Schwarzgeld zu erleichtern.

Viel schlimmer sind doch Neubauprojekte, wie z.B. ein mir bekanntes in Schöneberg von Hoch-Tief, die billige 08/15-Betonarchitektur für 4000 €/qm an den Mann bringen wollen. Die haben noch nicht mal dwn 50er Jahre Altgebäudeblock abgeräumt, aber schon 65% verkauft. Das ist Blase.

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In Brandenburg-landwirtschaftliche Flächen kann ich nicht beurteilen-ist Eigentum noch sehr günstig zu haben. Vorraussetzung, man ist bereit, selbst zu werkeln. 200qm Wohnfläche plus Stallgebäude mitten in prosperierender Kleinstadt für unter 20 tds, also praktisch geschenkt. Weil im Aufenblick alle nach Berlin wollen. Wenn erst die Berlin riots oder der große Anschlag das Leben dort ungemütlich machen, wollen alle raus und dahin, wo man noch die nächsten Jahrzehnte deutsch leben kann.

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...nicht nur in Brandenburg oder McPomm, auch in Nordhessen oder in Thüringen gibts alles, was das Herz begehrt, für kleines Geld; Leerstände inbegriffen...

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"... die naechsten Jahrzehnte deutsch leben" - aha, das ist dann also da wo wir unsere Hautkoepfe und sonstigen rechten Spinner hin deportieren schicken koennen, ja? Und das auch noch fuer kleines Geld? Klasse!

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Stimmviech lässt mal wieder den inneren Bazir taus und es saugt wirklich. Wie blöd muss man eigentlichg sein zu verstehen, dass hier keinen so einen Scheissdreck lesen will?

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strappato, ich würde sage, das ist der nächste Gipfel der Berlinblase, die wir ja schon in den 90er Jahren gesehen haben, mit genau den gleichen Zutaten, namemtlich im Baugeschehen. Dann wird man sehen, dass man mal wieder am tatsächlichen Bedarf vorbei gebaut hat, und alles geht dann wieder in den Keller.

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Kronleuchter
Nicht nur der Kronleuchter scheint beim Noi interessant zu sein ;-)

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Der Michael, der Sohn von der Frau von Reyher ist wieder zurück !
So tönte es über Weihnachten seitens meiner Mutter durchs Wohnzimmer ( oder war es durch den Marinesaal ? ).

Mag sein, dass es für Zuzügler aus aller Welt normale Preise sind.
Wenn man London, Paris, Tokio und New York gewöhnt ist: So kommt einem das rustikale München ( eine Stadt ohne Bürgerkrieg, ohne freien Waffenzugang und ohne globalem Wetterwahn ) sehr, sehr günstig vor.

Doch, das sind max 3-5 Prozent der Bevölkerung, die in diesen Ausmaßen denken können.

Und es sind vor allem 3- 5 Prozent, die dieses Geld nicht wirklich erarbeitet haben.
Der normal Kleinstadt-Glatzkopp mit Homeoffice, Nervtussi und 2 anspruchsvollen Blagen, er muss leider hier beim Bieten 2013 langsam aus dem Raum gehen und sich eine echt gute Ausrede für seine Peergroup zuhause einfallen lassen.

Obwohl er das Spiel gerne jahrelang gerne von der anderen Seite aus mitgemacht hat.

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Der normale Kleinstadt-Glatzkopp ist die Hoffnung derjenigen, die in eben diesen Kleinstädten wohnen, oder demnächst erben werden.

Ich meine, 15, 20 Jahre noch, dann schlägt die Überalterung der Gesellschaft voll zu, und die ganzen Singles/Patchworks, die stets in prekären Arbeitsverhältnissen lebten, werden die eigene/Papas/Mamas bude verhökern müssen, gleich zu welchem Preis, weil der Staat sich jegliche Pflegeaufwände holen wird. Zuerst holt man sich das Vermögen der Betroffenen, dann die Kinder der Eltern, dann die Geschwister, und Bares muß es sein.

Das Tragische unserer Zeit ist, dass sich heutzutage viele Leute eigentlich ganz OK fühlen, was ihr Vermögen angeht, und man erbt ja auch mal was. Aber sie kapieren nicht, dass sie bei rationeller Betrachtung finanziell kaum besser dran sind als ihre Vorfahren dazumals 1946. Oder 1922.

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Das Tragische daran ist ja, dass es die anscheinend harmlos wirkende Kleinstadt-Glatze mitsamt ihrem internationalen Anhang (Werbetussi aus Amerika oder Verpackungsdesignerin von den Phillipinen) mittlerweile ins Großstadtgetümel gekickt hat.

Diese Gestalten sind zwischen den Jahren zuhause in Böblingen. Hier bekommen Wilfried & Marianne Begriffe zu Ohren, die sie niemals schreiben könnten. Aber den Rest des Jahres verbringen sie schon damit in größeren Stadten den seltsamen Duft von Böblingen zu hinterlassen.

Anfang der 90er. Also. Das, mit der Landflucht, war keine wirklich gute Idee.

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preise und kosten
Zum Thema neu billig bauen lassen und alt teuer vermieten:

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bulgaren-in-deutschland-alles-was-kommt-11716710.html

Frohe Feste dem Hausherr und den Mitgaesten, viel Erfolg beim Nachdenken und Priorisieren, jetzt ist wirklich eine sehr gute Zeit dafuer.

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Es geht auch noch eine Ebene tiefer, in meiner Heimatstadt gibt es eine Ecke, wo man Bulgeren einfach abholen kann. Das gab es schon während des Booms der 90er Jahre in Berlin, die Folgen sieht man jetzt, wenn diese Luxussanierungen saniert werden müssen.

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Diesen "Schwarzarbeiterstrich" oder auch "Tagelöhnerstrich" gibt es schon seit Jahren in jeder größeren Stadt. Nachdem sich der eiserne Vorhang hob, gab es doch überall Parkplätze, auf denen kleine Polski Fiat standen, in denen Männer nächtigten, bis dann zweisprachige Verbotsschilder aufgestellt wurden.

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Jo, in meiner großstädtischen Zeit standen sie tagsüber musizierend unter meinem Büro- und nachts mit laufendem Motor unter meinem Schlafzimmerfenster.
Von der Sowjetunion lernen hieß: arbeite nicht in der Innenstadt und wohne mehr als 500 m von ihrem Rand entfernt.

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