Was ich wirklich gern tun würde

Ich habe während der MM ja so einige Interviews geführt, wenn man das so sagen will, oder anders, ich habe unterwegs mit manchen, die sich nicht wehren konnten, weil sie noch nicht fahren durften, oder vor Rom die Zylinderkopfdichtung verloren hatten, ein wenig geplaudert.







Das würde ich auch gern mit Radfahrern in Oberitalien machen. Es gibt hier ja wirklich schöne Räder, mit geschwungenen Rohren und verchromten Muffen, die heiss geliebt und jeden Tag gefahrn werden, teilweise echte Oldtimer und umgebaute Rennräder und Retromodelle, und hier würde ich einfach gern welche von diesen Rädern ziehen und fragen: Was bedeutet das für Euch? Erzählt mal. Und dazu dann viele, viele Bilder machen, aus dem Strassenleben, und das dann als Buch.







Radeln wie eine italienische Gottheit würde das Buch dann heissen und gnadenlos untergehen, weil ich als Kunden einen ganz bestimmten Typ Münchner im Auge habe, der Hugo trinkt in der Küche eine knallrote Schinkenschneidemaschine stehen hat, und ab Mai nur noch Moccasins in grellen Farben trägt. Solche Leute gibt es natürlich, aber auch nur in München und das ist klein und nicht der Rest der Republik, wo man unter Radkultur das Ruinieren alter Rennräder versteht - und damit wäre das Schicksal des Buches besiegelt.







Kurz, es wäre eine Art Fetischbuch für einen begrenzten Markt. Und weil das nicht geht, und weil niemand die Insiderwitze verstünde, wie diese Supersportler da oben, die gerade Mantuas perversesten Sauereienanbieter Pavesi verlassen, falle ich in Italien einfach so immer in diese Radlablichterstarre, mit Bewunderung für die Natürlichkeit, Gier nach manchem Rad und klammheimlicher Freude, wenn ich irgendwo sitze, und dann kommt jemand und begafft mein knallrotes Umberto Dei, mit dessen Schünheit ich mich bei Mantua bedanke. Was brauche ich, ich, bittschön, Länder mit Wüsten oder Urwäldern? Die amüsantesten Geschichten gedeihen hier.







Und hier ins Blog passt es dann auch her, denn es passiert kostenlos in der Öffentlichkeit, und ich möchte das auch gern zurückgeben. Es ist so ein Glück, gesund zu sein und hier sein zu können, nicht zu japsen und andere Sorgen zu verdrängen, man führt für mich Kontertänze und Sarabenden auf Eisen auf und die alten Hexen sind auch wieder im Venezia: Es muss kein Buch sein. Es muss einfach nur sein, dann ist es gut. Am Lenker hängen die Geschenke, die ich für die Freunde daheim brauche, und für die nächste Tour, nächste Woche: Dann aber in die Schweiz.

Samstag, 25. Mai 2013, 01:38, von donalphons | |comment

 
Cycle Chic Bücher ...
... kommen in letzter Zeit aber relativ viele auf den Markt (oft mit Portraits von Fixie-Hipstern statt normalen Menschen, deren Fahrräder eine Geschichte haben). Ich glaube nicht, dass das komplett floppen würde.

Aber ich sehe die schönen Bilder auch lieber hier im Blog.

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Das ist ja eher eine Modeerscheinung, die erst in den letzten Jahren aufgekommen ist. In Italien ist es so, dass man relativ früh, angesichts der drohenden Verkehrsinfakte, die Innenstädte autofrei gemacht und damit dem Rad eine Chance für das Überleben gegeben hat. Dazu kommt, dass die "Ich fahr mal schnell Semmeln holen"-Touren der Deutschen einfach zu teuer wären. Und weil das GTebrauch ist, ist es letztlich auch ein ganz anderer Stil: Selten Gangschaltungen, breite Reifen, niedrige Geschwindigkeit, gute Laufruhe und trotzdem reaktionsschnelle Lenkung bei aufrechter Sitzposition. Meins ist das übrigens nicht, ich habe ja ein Superleggera-Sportrad mit Ambition, das ist aber in diesen Städten schon fast ein Renner und nicht das, was allgemein als richtig erachtet wird. Und weil alle so langsam fahren, überleben sie auch den Einsatz der Gestängebremsen, die hübsch aussehen (wichtig), unkaputtbar sind (wichtig) und keine Bremsleistung haben (weniger wichtig).

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Ach ja, Fahrräder ohne Federgabel. Sind so etwas wie ein Qualitätszeichen geworden. In der Po-Ebene braucht niemand eine Federgabel, genausowenig wie in Hannover oder München. Nun habe ich eine Frage zu dieser nur in Italien zu sehenden Ausstattungsvariante .. das erste Bild und etwa in der Mitte der Bilderserie ein weiteres schwarzes Rad (Weidenkorb) - bei denen mir das Gestänge zur Hinterradbremse ins Auge fällt. Wo die Deutschen seit gefühlt ewigen Zeiten Rücktrittsbremse in der Nabe haben und Franzosen eifrig Bowdenzüge verlegen, scheint in Italien zu gewisser Zeit dieses Gestänge die bessere Lösung gewesen zu sein?

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Meinen ersten Fahrradunfall hatte ich mit 6 in Italien, weil ich bis dahin nur Rücktrittbremse gewohnt war und plötzlich ins Leere trat und folglich gegen ein Scheunentor raste.

Die Bremse mit Gestänge (freni a bacchetta) wird auch heute noch an klassischen Stadträdern verbaut, da diese eigentlich kaum Bremsleistung benötigen.

Rüchtrittbremse habe ich in Italien selbst noch nie gesehen, obgleich eine Manufaktur in Verona sie bei einem speziellen Rad verbaut hat für eine Veranstaltung in der Lieblingsstadt des hiesigen Bloggers :-)
http://www.chesini.it/it/bici/limited-edition-8/berlin500-181.html

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Man muss fairerweise sagen, dass Chesini zwischenzeitlich die Herstellung von Rahmen aufgegeen hat und heute in Auftrag produzieren lässt. Und es gibt gute Gründe, warum sie sich heute nicht mehr an die alten Spitzenmodelle wie das Innovation herantrauen: Das wäre heute unbezahlbar, schon damals kostet so ein Rahmen 2000 Mark. Heute machen sie mehr Mode, auch und gerade für Deutsche.

Freni a Barchetta haben wie einige andere italienische Konzepte (öffentliche Verwaltung, Politiker, Nudelmaschinen) den Nachteil, dass sie schlecht funktionieren, aber dafür in alle Ewigkeit so verlässlich schlecht. Zudem haben die den Vorteil von breiten, stabilen Felgen, und selbst wenn da mal ein 8er drin ist, ist das nicht so schlimm, drei, vier Millimeter Toleranz machen diesem System nichts aus.

Allerdings hat es zwei graviernde Nachteile:

1. ist es für den deutschen Stadtverkehr m. E. zu riskant. Ich könnte ein Exportgeschäft aufmachen, weil einem diese Kisten hier aus der Hand gerissen werden, aber ich kann nur davon abraten: Was auf der Piazza Sordello geht, geht nicht auf der Leopoldstrasse.

2. Die Anfälligkeit gegen Rost, In Italien gibt es kein Streusalz und so gut wie nie Schnee, und daher sieht man selten verrostete Räder. Es gibt unter Rostbedingungen des deutschen Winters eine gravierende Schwachstelle, und das sind die Führungen der Bremse, die am Vorderrad auf der Gabel angelötet sind. Billiger Stahl, eine Möglichkeit für grössere Mengen Feuchtigkeit, sich da festzusetzen, eine Lötstelle, und dann an dieser Stelle oft unzureichende Lackierung ohne Rostschutz: Dann gammelt an der Stelle, wo die Bremsleistung in den Rahmen übertragen wird, die Gabel weg.

Und so wird ein System, das in Italien Jahrzehnte klaglos läuft, in Deutschland eine Falle. Ich halte Bowdenzüge eigentlich für die beste Lösung, zusammen mit Felgenbremsen.

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In Sachen Nudelmaschinen muss ich widersprechen.
Ich besitze eine Atlas, die meine Eltern in den 1970erJahren für 6500 Lit. gekauft hatten; und die funktioniert seit dem ersten Tag ohne Fehl und Tadel.

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Lasse nie eine gute Gelegenheit für Food Porn aus.

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OK!

Weihnachtstruthahn in meinem Forno a legna!

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oh die knusperhäuschen hexe wäre neidisch ob der größe ;)

da passen ja hensel UND gretel rein...

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Nur falls sich jemand fragt, wie die Leute in Orvieto eigentlich ganze Wildschweine rösten...

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