Auf Augenhöhe.

Vor ziemlich genau einem Jahr sass ich also in der Lobby des Schwarzen Adlers in Sterzing, und draussen regnete es. Angst hatte ich keine, am nächsten Morgen würde es entweder mit dem Rad oder der Bahn nach Meran gehen, und zwar im Tal. Den Jaufenpass kann man schliesslich nicht im Regen befahren. So bin ich dann beruhigt zu Bett. Was sollte schon passieren.



Am nächsten Morgen war der Himmel blaugefegt und ich musste lernen, dass 30 Zähne vorn und 27 Zähne hinten bei den 1150 Metern hoch zum Jaufenpass und einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5 km/h nicht ausreichen. Kaum war ich daheim, baute ich in der Folge einige neue Rentnerkrücken. Zuerst das Fimas, mit dem ich die erste Kriecherei auswetzte. Im Winter dann das Viner für längere Touren, und das Ridley, um auch höchste und steilste Pässe wie den Penegal zu erklimmen. Ein S-Works Roubaix noch, weil man ja nie weiss, wer alles kommen mag. Und so habe ich im folgenden Jahr dann einige harte Alpenpässe genommen, und besonders oft den Jaufenpass.



Ich kenne inzwischen die Strecke und ich weiss, wie ich meine Kräfte einteilen muss. Ich weiss, was es oben gibt, und wie schnell ich fahren muss, um bei Tageslicht anzukommen. Ich habe ein Gefühl für all die Kurven und kenne den Unterschied beim Strassenbelag, und die angst vor einer Abfahrt in der Dämmerung ist schon lange gewichen. Und nach all der Kletterei kommt er mir auch nicht mehr so unendlich lang wie vor einem Jahr vor. Der Pass ist mittlerweile, was seine Herausforderung angeht, anstrengend, aber überschaubar.



Aber wie auch immer, der Jaufenpass ist eine Strasse, die Gott am siebten Tag entworfen hat, und es ist jedes Mal wieder eine neue Sensation, dort hinauf zu fahren und besonders, dort oben anzukommen. Die letzten 20 Meter hinter der finalen Tornate hinaufzukeuchen, abzusteigen und hinunter nach Strezing zu schauen, das man gar nicht erkennen kann, weil es zu tief im Tal verborgen liegt. Will sagen, nach zwei Jahren Training und dafür fünf Jahren Unfähigkeit, so etwas auch nur zu denken, ist der Pass einerseits machbar. Und doch wieder jedes Mal unglaublich.



Es sind nur 15 Kilometer, eine an sich läppische Strecke. Und mit jeder Kurbelumdrehung geht es nur ein paar lumpige Zentimeter nach oben. Mit dem richtigen Rad, mit der richtige Übersetzung ist das alles kein existenzielles Problem - nur eines mit dem eigenen Kopf, der dieses ungetüm von sterzing aus sieht und eigentlich gar nicht will, und dann doch gezwungen ist. Jedes Mal gibt es einen limitierenden Faktor, das Wetter, die Lunge, die Beine, eine Erkrankung - diesmal bin ich mit der typischen kieferpocherei hoch, die ich ganz natürlich wegen der Reise nach Freitag bekam - aber dieser faktor begrenzt nur die Geschwindigkeit. Er verhindert nicht das Ankommen. Und beim Weg hinunter nehme ich das Wissen mit: Es geht. Und wenn nichts dazwischen kommt, wird es auch sehr, sehr lang noch gehen, und wenn ich nun in der lobby sitze, dann ist es egal, ob es regnet, oder nicht. Ich komme da hoch.

Mittwoch, 10. September 2014, 00:30, von donalphons | |comment

 
Ja, das Wissen, dass es geht (und dass es gar nicht mal sooo eine Mörderanstrengung gekostet hat) fühlt sich ziemlich gut an, bei mir glüht das Erlebnis immer noch nach, wenn ich diese Bilder sehe.

Als Du voriges Jahr gegen Ende der Saison losgezogen bist zu alpinen Abenteuern, da nagte in mir natürlich schon auch die Frage, ob ich in der Lage gewesen wäre, da mitzutun und wie viel oder wenig die komfortablere Bergübersetzung dabei ausmacht. Das alles sehe ich nach dieser Tour deutlich klarer - und davon abgesehen hat es einfach einen Riesenspaß gemacht.

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Kompliment die Herren.
2014 war hier ein Jahr des Rückschrittes.
Aber mit solchen Motivationsblogs sollte es bei mir 2015 auch wieder bergauf gehen!

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Bei Ihnen kamen ja auch ein paar Sachen zusammen, aber es werden auch wieder andere Zeiten anbrechen, da bin ich sicher.

Bei mir ist es jetzt ziemlich genau fünf Jahre her, dass ich den Vorsatz fasste, regelmäßig zu radeln. Es ist in dieser Zeit nicht konstant bergauf gegangen, da gab es auch einige Durchhänger und Frustphasen, und wenn man mir damals gesagt hätte, in fünf Jahren wirst Du einen richtigen Alpenpass hochfahren, hätte ich gesagt, tok, tok.

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Regel Nummer 5: Es ist machbar.
Immer vergegenwärtigen: Es ist machbar.

Wann man will.

So genug Tschakka. Aber ich habe die gleich Erfahrung gemacht. Dinge, die unmöglich erscheinen werden machbar, wenn man sie sich vornimmt.

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Klasse!
Auch ich gratuliere noch einmal.

(Und persönlich sehe ich nach der Bezwingung des Vaalserbergs ja auch nur noch den Himmel als Grenze!)

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Es juckt Signal Botrange, stimmt's? Mal gucken, ob wir das in der rasant zusammenschrumpfenden Restsaison noch unterkriegen. Die Tage sind schon recht kurz, man müsste also ziemlich früh in die Puschen kommen. Lassen Sie mich doch mal per Rohrpost wissen, ob und wie Sie an den kommenden Wochenenden verplant sind. Vielleicht kann man es dann auch mit Blick auf die Wetterkarte relativ spontan entscheiden...

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lieber, bester don,
bitte verzeihen sie meine einlassung im weissen salon, denn meine bescheidene wenigkeit muss von schwarzganzem herzen abbitte leisten, leistete sie sich doch - unwissenderweise, sind doch die hiesigen bildchen nicht das vorderste interesse, wenngleich sie aufs trefflichste garnieren - ein letztlich nicht ganz unvergnügtes fauxpas mit ihrer weissen wenn wohl auch zum leidwesen vieler nicht sonderlich durchnässten radlerhose. pardon, und es soll nicht wieder vorkommen.

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*Hihihi* [Hand-vor-den-Mund-haltend]

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mein lieber diktionaftis, sie sind ja ein ganz grosser schlingel vor dem herrn...

(man bemissachte die ersten sekunden seines filmchens...)

nebenbei gesprochen darf man gar nicht daran denken, was wohl mit
auf augenhöhe gemeint sein dürfte, wenn man sich die perspektive der kameraführung vor dieselben hält-
[riechsalz bitte]

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Vielleicht konnte man ein zufällig anwesendes Murmeltier dazu bewegen, die beiden Passbezwinger abzulichten.

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die letzten 5 oder 4 Kommentare sind für Radsportler unverständlich.
Die sonstige Beschreibung durchaus.

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