Waschlappen

Hier freut sich die taz-Mitarbeiterin Margarete Stokowski öffentlich, dass jemand sein Krautreporter-Abo kündigt und zur taz wechselt.

Und hier delektiert sich der Verein "pro Quote" über die angekündigten konsequenzen für Tilo Jung bei Krautreporter, weil er etwas sehr Dummes auf seinem Instagram-Account veröffentlicht hat.

Und hier nun fällt ein Krautreporter-Gründer Tilo Jung in den Rücken, als die deutsche Buzzfeed-Gossenbetreiberin Juliane Leopold aus dem Umfeld des Aufschrei am Shitstorm mitwirkt. Heute ist sie bei Buzzfeed - einer Firma, die das Bild selbst gebracht hat, über das sie sich aufregt.

Ich wasche meine Hände in dreckigem Öl. Ich brauche ehrliche Arbeit, wenn ich sehe, was für Leute heutzutage Journalisten sein wollen. Eine Unterscheidung zum Mob ist da nicht mehr vorhanden, und Gewalt ist immer nur dann beklagenswert, wenn man nicht zu den Tätern gehört. Gab es da nicht mal so Sprüche wie "entschlossen in die Fresse fisten"?



Shitstorms gab es bei mir und der FAZ auch, und zwar gleich mehrfach. Nicht alles, was ich tat, hat Schirrmacher vollumfänglich gefallen, aber wir haben offen darüber geredet und dem Umstand verdanke ich es auch, dass ich heute jede Menge Kompromat habe, an dem ich zeigen kann, wie politische Aktivisten versuchen, einen Journalisten um den Job zu bringen. Schirrmacher, der das alles selbst öfters mitgemacht hat, war da recht cool und wusste, dass eine Zeitung nach 70 Jahren nicht auf Pöbel reagieren muss, der sich nach 7 Stunden ein neues Opfer gesucht hat - und Nachwuchshetzer wären prompt auf der schwarzen Liste gelandet, wo die mspros und Jakubetzes dieser Welt standen. Ich weiss nicht, ob ich so eine Nummer wie die von Tilo Jung unbeschadet überstanden hätte, aber es war nun mal so, dass es eine gewisse Toleranz für Fehler gab, und ein Fehlgriff nicht die restliche Arbeit auf immer verdarb. Einfach, weil ich für das Überschreiten von Grenzen eingestellt wurde. Nach den Regeln kann jeder feige Depp. Ausgereizt habe ich nur die allgemeinen Grenzen, aber nicht die von Schirrmacher, und wenn es Ärger gab, hat er sich eben hingestellt und das im Zweifelsfall verteidigt, weil das Ganze wichtiger war als die bald verpuffende Empörung.

So hat das all die Jahre funktioniert und so hat es gehalten. Natürlich war Schirrmacher eine Ausnahmeerscheinung, und er kam aus einer anderen Welt. Die Krautreporter jedoch, auf die Schirrmacher grosse Stücke hielt, kommen nur aus dem Netz und sind abhängig davon, wie sie im Netz dastehen. Nach meiner Meinung sind das Waschlappen, wenn sie hier schon einknicken - was machen die eigentlich, wenn sie mal keinen Wohlfühljournalismus mehr bringen, sondern sich wirklich mit jemandem anlegen, der einen Anwalt schickt?

Das will ich nach dieser Nummer gar nicht mehr wissen. In dieser Nummer geht es darum, dass ein Haufen mehr oder weniger prekär lebender Aktivistinnen munter mit den wirklich Angesäuerten mitplärren, weil sie ein Medium auf Linie bringen können, und eventuell auch, weil nach einer möglichen Entlassung von Jung die inhaltlichen Löcher gestopft werden müssen - und sowas könnte einer stümpernden H4-Feministin nicht weniger gefallen, als dem Fussvolk von Pro Quote oder den Freundinnen der Frau, die im Auftrag der Bild die sozialen Netzwerke mit Dreck spamt. Jede kann sowas brauchen, zumindest, solange noch Geld da ist. Mit gegenderter Sprache und noch mehr Gewinsel, als bei KR ohnehin schon zu finden ist. Ich kann davon ein Lied singen, ich hatte Mitarbeitsmöglichkeiten bei den Blogs zu vergeben und weiss, was passiert, wenn man mal so einen Müll nicht annimmt. Ich würde auch jedem davon abraten, sich solche Leute ins Haus zu holen.

Ich mochte Tilo Jung und seine Art noch nie. Ich kann mit seinem Stil nichts anfangen, ich mag das Auftreten nicht, ich hasse Distanzlosigkeit, ich lehne Bewegtbild ab und ich bin wirklich voreingenommen. Ich würde so nicht werden wollen und müsste ich es - ich würde den Beruf wechseln. In der Sache kann man wenig zu seiner Verteidigung vorbringen, aber wegen eines dummen Postings den ganzen Frust wegen der mies laufenden Krautreporter auf ihn auskübeln und seinen Kopf fordern und nachtreten, so lange es geht, wenn er sich schon entschuldigt hat - das ist auch nicht meine Vorstellung davon, was sich Medien vom Mob gefallen lassen sollten, schreibe ich in der FAZ.

Ich hätte gern gewusst, was passiert wäre, wenn Schirrmacher sich mit 2 Dutzend guter Leute rangesetzt und was Neues gemacht hätte. Schirrmacher hatte den Charakterer derer, die die Medien vor über hundert Jahren gross gemacht haben, raubtierartig, wenn es nötig war und grossmütig, wenn es ging. Ich sage Charakter. Das kaufe ich gerne. Aber keine Schwörbellapp Waschlappen. Die braucht niemand und ich glaube auch nicht, dass "Die Einknicker" ein Geschäftsmodell ist, das tragen kann.

Montag, 9. März 2015, 12:57, von donalphons | |comment

 
Mob ist Mob ist Mob.
Und der ändert sich über die Jahrhundertetausende nicht. Eines der ganz wenigen Dinge, die ich in der modernen Zeit wirklich bedaure, ist, darauf nicht mehr reagieren zu können und dürfen, wie es meine Vorfahren getan haben.

Gruss,
Thorsten Haupts

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Ick versteh die ganze Aufregung nicht. Egal ob bei den Systemmedien oder bei den Krautreportern ist doch klar, dass bei einem wie auch immer geführten Medienbetrieb, sehr enge Grenzen gesetzt sind. Man ist doch nicht unabhängig nur weil man den Zaun nicht sieht.

Was bei den Systemmedien der Rauswurf ist, ist der Shitstorm im Netz bei den Krautreportern und Bloggern. Da lehnt man sich ganz ruhig zurück, nimmt ein Glas Milch, lässt die fünf Minuten vorbeigehen und lächelt.

"Gefangene Vögel singen von Freiheit, freie Vögel fliegen"

Entweder muss man etwas schreiben, oder man muss es nicht. Wer den Drang nicht spürt, sollte Katzencontent verfassen. Der gefällt auch dem Chef und bringt regelmäßiges Geld.

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(...)Waschlappen. Die braucht niemand und ich glaube auch nicht, dass "Die Einknicker" ein Geschäftsmodell ist, das tragen kann.

Die Frage ist, ob es dem Geschäft dienlicher wäre, die Sache auszusitzen. Die Attitüde, was kratzt es die Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt, kann sich eine alteingesessene FAZ nun mal eher leisten als ein Journalisten-Start-up, welches vom Wohlwollen im WWW in weitaus höherem Maße abhängig ist.

Mit dieser Nummer hat Tilo Jung den Laden in eine missliche No-win-Situation manöveriert.

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Meines Erachtens hätten die Krautreporter selbst am sonntag eine Lösung präsentieren müssen - aber da sind sie alle nicht da gewesen und haben einfach zugeschaut. wie sich das erst zusammenbraute und dann entlud. Ausserdem wäre es nie so gekommen hätte es vorher nicht schon so viel enttäuschung mit dem Projekt gegeben. Wer weiss schon, ob da manche nicht froh sind, jetzt einen Sündenbock zu haben, der das unbedingt machen wollte.

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Weil's wieder einen neuen Artikel vom Richter Fischer in der ZEIT gibt, vielleicht daraus ein auch hier passsendes Zitat: "Die in Raserei verfallene Twitter-Gemeinde..."

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Die Krautreporter haben jetzt doch reagiert, Thilo Jung hat sich entschuldigt, er hat jetzt etwas Pause ... also können sich doch eigentlich alle wieder hinlegen - oder sehe ich das falsch?

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Hat nicht bereits im FAZblog jemand drauf hingewiesen, dass Jung "nur" etwas nachmachte (gar ironisierte? Man denke an den bestimmten Tag, an dem er's veröffentlichte, wohl genau wissend, dass da die Üblichen prompt aufschreien werden, was ja auch eintraf) : https://instagram.com/muradosmann/

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Sowas kann man eben nur machen,
wenn das, was "ironisiert" werden sollte, mehrheitlich bekannt ist, also eine Art Volkserzählung geworden ist. Das ist exakt der Unterschied zwischen privater Bekanntenkreis und unbekannter Öffentlichkeit, den ein Journalist beherrschen sollte. Es war also schlicht unprofessionell, deswegen natürlich noch kein Skandal.

Gruss,
Thorsten Haupts

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Fies, wie man der gezeigten Person ungeprüft andichtet, dass sie eine Frau ist. Wie man ihr diese Zuschreibung aufnötigt.

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Hysterien waren früher besser.

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Andrerseits machen grad so Hetzmobbs doch gut verständlich, warum man zu feudalen Zeiten Pressefreiheit für keine so gute Idee hielt. Wo jedes Pasquil gleich Massen=tumulte auzulösen vermag, da ist die Einführung policeylicher Vorzensur nicht nur legitim, sondern die Christenpflicht jedes guten Herrschers.

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Ich meine: Es muss einem Gentleman doch möglich sein, jemanden mit Fug und Anstand als Rassisten oder Lumpen zu bezeichnen, ohne gleich befürchten zu müssen, dadurch einen Lynchmob auszulösen.

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Häßiche Menschen schreiten an meinem Haus vorbei.
Ich trete zurück!
Wen oder von was auch immer.

PR 3.0 (mindestens)

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"Natürlich war Schirrmacher eine Ausnahmeerscheinung, und er kam aus einer anderen Welt."

Er hat Säue durchs Dorf getrieben.
Nichts wird von ihm bleiben.

Man muss auch nicht gleich niedeknien, wenn einer aus der Spielgel-Bestsellerliste einem ein paar Ratschläge gibt.
Man muß sich über die erhöhen - und das hat mir an diesem Blog bisher so gut gefallen...

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Schirrmacher
jedesmal wenn ich die FAZ aufschlage (ja, noch im ABO, noch) vermisse ich Schirrmacher. Was von Ihm bleibt ist zumindest, dass er fehlt, an allen Ecken und Enden.

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Mir geht es da sehr ähnlich. Finde das Format "jung + naiv" auch oft sehr schwer erträglich. Hab' jetzt nix persönlich gegen Tilo Jung selbst, im Gegenteil. Nur das Format verlangt manchmal schon viel ab von einem als Zuschauer.

Andererseits bringt der Mann auch einen journalistischen Mehrwert, den ich im deutschsprachigen Raum in der Form so sonst nirgendwo finde. Das Interview mit dem ehemaligem Guantanamo-Insassen z.B. war große Klasse, Distanzlosigkeit hin- oder her.

Auch seine Berichte aus Gaza während der letzten Bombardierung waren hochinteressant. Nicht, weil ich alle inhaltlichen Kommentare teile, aber weil mich die Berichte und Interviewpartner immer dazu gebracht haben, meine eigenen Positionen zu reflektieren.

Und seine Finger-in-die-Wunden-legen-Nummer in der BPK ist auch große Klasse. Ist mir immer noch lieber als irgendwelche Deutschlandradio-Fuzzies, deren journalistische Schöpfungshöhe darin besteht, die PR-Statements des Bundespressesprechers unkritisch weiterzuverbreiten...

Was die aktuelle Nummer mit dem Bild der Frau, der in den Rücken getreten wird, angeht: Ist halt derber Humor, typsch für's Internet halt. Infantil, aber vollkommen irrelevant. Sehe da überhaupt kein Problem.

Was ich allerdings sehe ist ein Mob aus Radikalfeministen, Antideutschen (die Tilo schon immer verachtet haben), und dem traurigen Rest von ehemaligen Spackeria-Leuten, die sowieso auf alles und jeden eintreten, der oder die nicht hundert prozentig auf Linie ist. Was für ein trauriges und erbärmliches Schauspiel.

Noch trauriger aber ist dieses Einknicken seitens der Krautreporter vor ausgerechnet diesen niederträchtigen Leuten. Als ob ausgerechnet die jemals am Gelingen von einem Projekt wie Krautreporter interessiert gewesen wären...

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Habe weder von der inneren Struktur der Fatz noch von Krautreporter leiseste Ahnung.
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Aber das mit dem "Waschlappen" würde nur dann zutreffen, wenn dieser Tilo Jung bei Kraut voher so was die das Lieblingskind oder die Marke des Unternehmens gewesen wäre und sein Rausschmiss darum auch für die Unternehmensleitung einen Gesichtsverlust bedeutet.
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Wenn Kraut aber keine straff geführte Familienfirma ist sondern mehr so nach dem Model eines Vereins oder einer nneugegründeten Partei funktioniert und Tilo dort mehr Neider als Freunde hatte, dann gab es auch niemand, der hier die Rolle des schützenden Patrons hätte spielen können, müssen oder sollen. Dann muss die Struktur, innerhalb der die großen Bosse so eine Aufgabe haben (sich vor Mitarbeiter stellen) ja erst geschaffen werden.
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Solange im Laden Anarchie herrscht, stellt man seine Führungsqualitäten durch das genau gegenteilige Verhalten unter Beweis -- in dem man auch begabte Kollegen entschlossen rausekelt, wenn sie sich nicht unterordnen wollen. Die Gefolgschaft, die in Zukunft einmal fest zusammenhalten soll, muss dann ja erst in Kämpfen geschmiedet werden.

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Blosse formale Zugehörigkeit zum selben Laden begründet noch lange kein Loyalitätsverhältnis.
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Wenn aber ein Grande und Superstar wie Schirrmacher sagt: Diese rotzige Rampensau will ich als Blogtrainer und zwar gereade weil er so schön agressiv istt -- dann ist das was ganz anderes.

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Ich erlebe Krautreporter als ein ziemlich langweiliges Vermarktungsvehikel. Nicht für Journalismus, sonder für Journalisten die etwas zu verkaufen haben.

Beispiel: Da hat ein Gründungsmitglied über ein Jahr nach Gründung noch nicht einen Artikel veröffentlicht, und mach auch keine Anstalten. Plötzlich schmeißt er mit fünf Artikeln in etwas über einem Monat um sich, als es gilt das gerade fertiggestellte eigene Buch zu vermarkten. Die Redaktion kümmert es nicht.

Fazit: Bei mir haben die Verschissen. Kein neuer Journalismus, nur Online-Vermarktung der selben alten ranzigen Soße. Da brauche ich keinen Jung-"Skandal" zu um zu dem Punkt zu kommen.

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Alles Sünden, die Fatz und SPON ja auch jeden Tag begehen.
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Ohne dass es eine solche Gehässigkeit auslösen würde. Aus irgendeinem Grund scheint gerade der Präkarier, der ewig am Rand des Existenzminimums, manche Leute ganz besonders unwiderstehlich zur Schmähkritik zu reizen.
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Da könnte man mal darüber nachdenken, woran das eigentlich liegt. Am Frust, dass es heute immer noch so schwer ist, geeignetes Hauspersonal zu finden, das bereit ist, zu Konditionen à la 1840 zu kochen und zu bügeln? Sondern stattdessen auf Teufel komm raus "freiberuflicher Journalist werden will"? Statt Edelnutte?

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Ich stolpere beim Lesen immer über das Freier bei Freier Autor/Freie Autorin. Ich würde lieber Autor heißen.

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freiheit ist ja etwas erstrebenswertes. allerdings liegt zuweilen das elend nicht mehr weit.

ausserdem sollte man lieber eine handfeste berufbezeichnung anstreben; autor, publizist, journalist ist in etwa so fundiert wie moderator, schauspieler oder schmuckdesigner.

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Präkarier leidet besonders unter Schmähkritik
Darauf muss man erst mal kommen. Ich hätte bis dahin vermutet, es ist die Diskrepanz zwischen öffentlichem Auftritt und öffentlich erbrachter l.eistung.

Gruss,
Thorsten Haupts

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Zitat Hm555:
"Aus irgendeinem Grund scheint gerade der Präkarier ... manche Leute ... zur Schmähkritik zu reizen."
Reaktion:
"Präkarier leidet besonders unter Schmähkritik..."
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Kläff kläff kläff

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@donna laura:
Ist die handfeste Berufsbezeichnung "Journalist" nicht inzwischen, nun ja ...
Wie sagten schon unsere klugen Altvorderen: "Er lügt wie gedruckt".

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eben...

so wie die anderen berufszeichnungen auch.

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"Präkarier leidet besonders unter Schmähkritik" ""Aus irgendeinem Grund scheint gerade der Präkarier ... manche Leute ... zur Schmähkritik zu reizen."
Doch, da ist schon was dran. Ich habe mir so meine Gedanken gemacht, als hier neulich irgendso ein armes Hascherl auch nach Tagen noch mit vom oberen Ringseil eingesprungenen Diving Headbutts versorgt wurde.
Ich dachte, in einem anderen Zusammenhang bestand bereits Einigkeit, dass es unwürdig ist, auf z.B. Hartzern herumzuhacken. Schon, weil die Regelung selbst sich darauf zurückzieht, dass Hartzer selbst schuld, oder anders ausgedrückt: schlechte Menschen, sind. Und wer auch nur einen Zentimeter über dem Hartzniveau existiert, oder noch zwölf Monate davon entfernt ist, hat etwas, auf das er herabblicken kann. Gut für die eigene Fassadenhygiene, je nachdem, wie man gestrickt ist. Mir wäre das trotzdem nichts.

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Na gut.

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