: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 16. März 2015

Zynische Spiele

Ich bin nicht wehleidig.

Bei einer chronischen Erkrankung - verharmlosend Heuschnupfen genannt - ist man irgendwann durch mit dem wehleidig sein. Man wird zynisch. Letztes Jahr hatten wir einen perfekten Winter mit langer, wenig intensiver Blütephase von November bis Juni. Da ist die Pollenkonzentration erträglich. Dieses Jahr ist es normal. Unten blüht alles, oben regiert noch der Winter.



Es ist wirklich nur eine Frage von ein paar Höhenmetern, und man kann zynische Spielchen machen, wie etwa: Wie weit komme ich runter, bevor es wieder losgeht. Heuschnupfen ist kein Vergnügen, aber es ist nicht ein Schmerz, der sich sofort einstellt, sondern eine Beklemmung in der Lunge, wie eine leichte Form von Ersticken. Bei der Kanzelkehre - etwa 700 Meter hoch gelegen mit schönem Blick über das Inntal und das Zillertal - geht es los.



Am Tegernsee bin ich hundert Meter weiter oben, vor mir steht ein Gebirge anstelle eines pollenträchtigen Tales, und es ist weiter im Norden. Es sind nur 40 Kilometer, aber wie so oft im Gebirge - die spürt man klimatisch. Zwei, drei Wochen, das lehrt die Erfahrung, wird es am Tegernsee noch sehr gut sein und weitere zwei Wochen erträglich. Da kann man erst mal beruhigt einen Kaiserschmarrn essen und draussen sitzen, bis im Flachland Birke und Hasel fertig sind.



Das ist einer der Gründe, warum die Wohnung am Tegernsee, zumindest für mich, eine der besten Entscheidungen des Lebens war, und wirklich ideal zu meinem Beruf passt - und es beileibe weder billig noch ohne Aufwand, hier zu leben. Natürlich könnte ich woanders mehr arbeiten und mehr verdienen. Und dann drei Monate am Stück komplett ausfallen. Nein, es passt schon so, wie es ist. Und es ist ja auch ganz hübsch hier.

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Frei

Der Radweg nach Italien ist frei. Und wenn er hier am Achensee frei ist, ist er auch in Sterzing frei. Und wenn ich es hier aushalte, halte ich es auch zwischendrin aus.



Nur das Inntal wird die Hölle sein. Alles unter 700 Höhenmeter bis zum Alpenhauptkamm ist voll mit Pollen. Es sind nur 40 Kilometer und dann 400 Höhenmeter nach Lans. Aber die sind nicht zu überwinden.

Kommt schon noch. Ich bin gut durch den Winter gekommen.

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Kaiserschmarrn im Sonnenlicht

Im Flachland wäre das jetzt fast schon selbstmörderisch, hier zwei Stunden draussen zu sitzen und sich mit Pollen zu vergiften.



Am Achensee dagegen herrscht noch Vorfrühling, und was blüht, macht mir nichts aus. Es gibt Kaiserschmarrn mit Apfelkompott und Rosinen. Um mich zufriedene Menschen. Ich beschliesse, mehr über die Fünfziger Jahre zu machen, dieses Jahrzehnt, das man nicht toll finden darf, weil man sich besser für Weltkriege schämen sollte. Da sollte man mal mit den Überlebenden reden - die fanden alle die Fünfziger super. Man konnte wieder in ein Geshäft und musste nicht ,ehr auf den Schwarzmarkt - nur mal ein Beispiel. Diese Generation allerdings ist auch diejenige, die gerade wegstirbt, und man redet so gut wie nie darüber. Es war nicht alles Adenauer. Fünfziger in meiner Familie sind Motorrad kaufen und nach Südfrankreich rasen, ein zweifarbiger VW Käfer Cabrio und Kartoffelstärke für den Petticoat.

Betrachten sie die Stretchjeans der heutigen Schülerinnen. Eben.

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Nieder mit Hartz IV

Her mit iVhartz, das klingt viel besser und passt zum iPhone.

Nachtrag - der Beitrag ist natürlich ein klein wenig eine Reaktion auf das Mimini einer JuPi- und Aufschrei-Funktionärin gewesen, deren Lamento in Ermangelung eines ihr gefallenden Jobs in Verbinung mit Klagen über Hartz IV und struktureller Benachteiligung in der Süddeutschen Zeitung zu finden war. Das ist so die Sorte Beitrag, die ich, der ich auch ein Orchideenfach studiert habe, reichlich daneben finde - wenn man sich schon so entscheidet, muss man halt auch die Konsequenzen tragen und sich anderweitig langmachen. Deshalb bin ich dann bei der FAZ gelandet und andere nicht - oder nach einem Haufen Peinlichkeiten wieder vor die Tür gesetzt worden. Wie auch immer, der Beitrag hat seinen Weg gefunden:



Manchmal glaube ich, die denken wirklich, dass bei der FAZ jemand sitzt und genau notiert, wie solche Figuren reagieren und das alles in mein überschweres Sündenkonto einfüllt. Das ist nicht so, momentan ist in meinem Metier eher der Konsens, solchen Leuten keinen Fussbreit zu überlassen und sie ansonsten zu ignorieren - und die betreffende Person ist nun mal eine der Harten, die auch schon eine erfolglose Blockchallenge für meine Person gemacht haben. Das war mir bekannt - aber was ich jetzt erst lese:



Nun. Das wünscht man natürlich niemandem. Also, ich zumindest nicht. Aber ich bin mal gespannt, was aus all den Leuten wird, die heute Gender Studies belegen. Die Generation der freundlichen Absagen, würde ich vermuten. Nicht wirklich überraschend bei solchen Vorbildern im Netz.

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