Der letzte Tag am alten Standort
Es sind nur 200 Meter mehr, also keine weite Strecke, und wenn sie gut gewählt wird, sieht man nichts ausser alten, perfekt restaurierten Bürgerhäusern und drallen, zufriedenen Menschen, aber doch, es ist eine Veränderung. Für 8 Wochen muss der Wochenmarkt einem fest istallliertem Weihnachtsmarkt mit stereotypen Holzbaracken und Spielzeug aus dem Erzgebirge made in China weichen, dazu nich Fettmacher und Kindergebrüll. Verwaiste Plätze hat das City Management ja nun wirklich genug geschaffen, also geht es hinauf zum Paradeplatz vor dem Neuen Schloss - dass das Neue Schloss inzwischen auch schon 600 Jahre auf dem Buckel hat, sagt einiges über die Zeitbegriffe in dieser Region aus.
Aber noch einmal ist es unten auf der Platte über dem ehemaligen Donauhafen der Stadt, den es nun auch schon seit ein paar Jahrhunderten nicht mehr gibt, und alle Händler fluchen und schimpfen über den Umzug. Das Schlimmste ist wohl, dass die Bäckerin aus einem Kaff namens Karlskron im Donaumoos jetzt nicht mehr kommt, denn der Umzug ist ihr zu bled und das Wetter ist auch nicht mehr so schön, ausser an diesem letzten Tag, natürlich. Kein Zwiebelbaguette mehr und keine Roggensemmeln, kein marmorierter Aprikosenkuchen und was sonst noch aus dem alten Ofen im Moos gemacht wird. Das Olivenbrot von gegenüber aber wird bleiben, neben den fetten, in der Wärme glänzenden, schwitzenden Würsten aus Viechern, die vor Tagen noch die Abfälle vom Markt gefressen haben.
So ist das hier. Niemand will etwas von meinem Internet wissen, sie fragen nach meinem Haus, nach den Mietern und meinen Freunden, ob es ihnen denn gut geht und sie in Frankfort, Hamburg und Berlin denn nicht das hiesige Essen vermissen, und weil der Tete de Moine bei diesen Glashaustemoeraturen kaum gerieben werden kann, gibt es ihn diemal fast umsonst, für die lange, treue Kundschaft. Endlich gibt es wieder Grund, Zitronen zu kaufen, Datteln sowieso und den Feldsalat, ein ständiger Begleiter der kommenden Monate des Nebels, der Kälte und der Finsternis.
Aber noch einmal ist es unten auf der Platte über dem ehemaligen Donauhafen der Stadt, den es nun auch schon seit ein paar Jahrhunderten nicht mehr gibt, und alle Händler fluchen und schimpfen über den Umzug. Das Schlimmste ist wohl, dass die Bäckerin aus einem Kaff namens Karlskron im Donaumoos jetzt nicht mehr kommt, denn der Umzug ist ihr zu bled und das Wetter ist auch nicht mehr so schön, ausser an diesem letzten Tag, natürlich. Kein Zwiebelbaguette mehr und keine Roggensemmeln, kein marmorierter Aprikosenkuchen und was sonst noch aus dem alten Ofen im Moos gemacht wird. Das Olivenbrot von gegenüber aber wird bleiben, neben den fetten, in der Wärme glänzenden, schwitzenden Würsten aus Viechern, die vor Tagen noch die Abfälle vom Markt gefressen haben.
So ist das hier. Niemand will etwas von meinem Internet wissen, sie fragen nach meinem Haus, nach den Mietern und meinen Freunden, ob es ihnen denn gut geht und sie in Frankfort, Hamburg und Berlin denn nicht das hiesige Essen vermissen, und weil der Tete de Moine bei diesen Glashaustemoeraturen kaum gerieben werden kann, gibt es ihn diemal fast umsonst, für die lange, treue Kundschaft. Endlich gibt es wieder Grund, Zitronen zu kaufen, Datteln sowieso und den Feldsalat, ein ständiger Begleiter der kommenden Monate des Nebels, der Kälte und der Finsternis.
donalphons, 13:50h
Donnerstag, 16. November 2006, 13:50, von donalphons |
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el_loco,
Donnerstag, 16. November 2006, 14:11
Willkommen im RL
Heftiger Kontrast, wenn man vor die Türe tritt und über Allerweltsthemen sprechen soll. Du hast bestimmt schon Ränder unter den Augen nach den durchgearbeiteten Nächten. Enjoy!
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donalphons,
Donnerstag, 16. November 2006, 14:20
Nur gestern war es etwas viel, aber eine Stunde ratschen auf dem Wochenmarkt renkt das alles wieder ein - selbst wenn manche Leute dort gerade erst Viecher geschlachtet haben, immer noch besser als braun lackierte Startuplackaffen.
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lem,
Donnerstag, 16. November 2006, 14:12
Momentan sieht man recht wenig von Kälte und Finsternis: die Cafés haben Tische und Stühle wieder draussen und eine Masse an Menschen streckt ihre bleichen Glieder der Sonne entgegen. Man könnte direkt meinen, es sei Frühling.
Musste das Foto der Wursttheke denn sein? Bah... Datteln und Feldsalat, bitte! ;)
Musste das Foto der Wursttheke denn sein? Bah... Datteln und Feldsalat, bitte! ;)
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donalphons,
Donnerstag, 16. November 2006, 14:18
Jo mei des isd Moxvoaschtod. Owa geil is scho.
Im Ernst, München ist absolut bevorzugt, was solche Tage von November bis märz angeht. Woanders frieren sie im sibirischen Wind, in München setzen sie draussen und schauen den Cabrios hinterher - glücklicher Stadtteil, das.
Im Ernst, München ist absolut bevorzugt, was solche Tage von November bis märz angeht. Woanders frieren sie im sibirischen Wind, in München setzen sie draussen und schauen den Cabrios hinterher - glücklicher Stadtteil, das.
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olivero,
Donnerstag, 16. November 2006, 20:10
Was heißt denn "am alten Standort"?
Du wirst doch der Stadt an der braunen Donau nicht den Rücken kehren?
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donalphons,
Donnerstag, 16. November 2006, 20:26
Nein, nur der Wochenmarkt zieht um - ich bleibe. Hey, es hat was, hier, trotz all der alten Geschichten, die auch nicht prima waren.
Ich habe mit der Stadt einen brüchigen Waffenstillstand. Ist doch auch was.
Ich habe mit der Stadt einen brüchigen Waffenstillstand. Ist doch auch was.
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andreaffm,
Donnerstag, 16. November 2006, 22:27
Ja, das tu ich tatsächlich, also: das Essen vermissen. Den Streichkäse, von dem ich nicht weiß, wie er geschrieben wird, hab ich hier noch nicht auftreiben können. Zu allem Unglück hat der Streichkäsehändler meines Vertrauens seit Sommer geschlossen, und allmählich gebe ich die Hoffnung auf, daß die nur in Urlaub sind. Streichkäsekrise auf ganzer Linie also.
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donalphons,
Donnerstag, 16. November 2006, 22:30
Saint Ceols. Und wenn Du mal wieder Zeit hast, und sei´s nur ein Wochenende...
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