Chancenlos
Sie war sehr schnell. Sie hat zielstrebig studiert und ist in einem Alter fertig, in dem ich daran dachte, vielleicht doch mal nach dem Ladenschluss der Wunderbar in so ein Proseminar zu gehen. Trotzdem habe ich mehr Jobangebote, als ich brauchen kann, und sie hat nichts.
Es gibt ein paar tausend wie sie. Allein hier in Berlin, vielleicht sogar nur auf der Strecke von hier bis runter zum Alex, und dann 500 Meter in die tristen Strassenzüge rein. Sie sind keine 25, haben keine Jobs und erklären H&M für Kult, weil sie sich nichts anderes leisten können und es Kult sein muss. Im Sommer wäre es leichter, mit T-Shirts und Slogans, aber jetzt bleibt nur H&M. Und das schwierige Zurechtzimmern der eigenen Lebenswelt, für die es keinen Inbus und Standardschrauben gibt, wie bei Ikea.
Sie ist genau so. Es gibt einen Unterschied: Sie sieht, was passiert, sie erkennt die Probleme, sie kann es erklären, sie spricht ihre Sprache. Sie könnte zumindest die Bauanleitung schreiben. Es gibt einen Markt dafür. In der Krise wollen die Leute Hilfe und Ablenkung. Und die Markteintrittshürden sind niedrig wie nie zuvor. Sie weiss auch, wie das Layout aussehen sollte, sie kennt Typen, die sich eine Weile reinknien würden. Und es wäre besser als das Praktikum bei einer normalen Zeitung, aus dem sie jeden Tag mit dem Gefühl herausgeht, dass man da drin ihren Kopf unter Wasser hält und ihr Talent grausam erstickt.
Etwas besseres als den Tod finden wir überall, sagten die Bremer Stadtmusikanten. Wenn es einen Markt gibt, müssen wir ihn besetzen, bevor das jemand anderes tut, sagten meine Freunde vor 5 Jahren.
Vielleicht studiere ich nochmal und mache Lehramt, sagt sie heute.
Es gibt ein paar tausend wie sie. Allein hier in Berlin, vielleicht sogar nur auf der Strecke von hier bis runter zum Alex, und dann 500 Meter in die tristen Strassenzüge rein. Sie sind keine 25, haben keine Jobs und erklären H&M für Kult, weil sie sich nichts anderes leisten können und es Kult sein muss. Im Sommer wäre es leichter, mit T-Shirts und Slogans, aber jetzt bleibt nur H&M. Und das schwierige Zurechtzimmern der eigenen Lebenswelt, für die es keinen Inbus und Standardschrauben gibt, wie bei Ikea.
Sie ist genau so. Es gibt einen Unterschied: Sie sieht, was passiert, sie erkennt die Probleme, sie kann es erklären, sie spricht ihre Sprache. Sie könnte zumindest die Bauanleitung schreiben. Es gibt einen Markt dafür. In der Krise wollen die Leute Hilfe und Ablenkung. Und die Markteintrittshürden sind niedrig wie nie zuvor. Sie weiss auch, wie das Layout aussehen sollte, sie kennt Typen, die sich eine Weile reinknien würden. Und es wäre besser als das Praktikum bei einer normalen Zeitung, aus dem sie jeden Tag mit dem Gefühl herausgeht, dass man da drin ihren Kopf unter Wasser hält und ihr Talent grausam erstickt.
Etwas besseres als den Tod finden wir überall, sagten die Bremer Stadtmusikanten. Wenn es einen Markt gibt, müssen wir ihn besetzen, bevor das jemand anderes tut, sagten meine Freunde vor 5 Jahren.
Vielleicht studiere ich nochmal und mache Lehramt, sagt sie heute.
donalphons, 01:37h
Mittwoch, 3. März 2004, 01:37, von donalphons |
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genossetabu,
Donnerstag, 4. März 2004, 19:32
Tai-Chi-Kurs
"In der Krise wollen die Leute Hilfe und Ablenkung." Nun, da bleibt ja noch der Esoterik-Markt. Boomt ja, wenn anderes den Bach runter geht.
Hopi-Ohrenkerzen, von denen Hopis nichts wissen und angeblich authentische, in Wahrheit erfundene tibetische Übungen - das bringt Kohle.
Seine bisherige Patchwork-Biographie (und die gewohnten Klamotten) muss man natürlich über Bord werfen. Tai-Chi-Kurs belegen (wegen dem mitreden können) wäre auch nicht schlecht.
Die Selbstachtung ist zwar damit zum Deibel - aber das ist sie doch eh schon, oder?
Hopi-Ohrenkerzen, von denen Hopis nichts wissen und angeblich authentische, in Wahrheit erfundene tibetische Übungen - das bringt Kohle.
Seine bisherige Patchwork-Biographie (und die gewohnten Klamotten) muss man natürlich über Bord werfen. Tai-Chi-Kurs belegen (wegen dem mitreden können) wäre auch nicht schlecht.
Die Selbstachtung ist zwar damit zum Deibel - aber das ist sie doch eh schon, oder?
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