Deutsches Kommerzbloggertum von Aussen betrachtet

Oh Gott. Wenn man die Leute einfach mal zwei Wochen nicht liest und dann den Krempel wieder anschaut, merkt man erst, was da Erbärmliches am Rumwurschteln ist. Gestern in Mantua hat es am Abend eine Stunde geregnet, da habe ich mir den Spass gegönnt und einen Euro rausgeschmissen, und mir die neuesten Einlassungen aus dem Irrenhaus zu geben.

Liebe Leute: Ihr werdet davon bestenfalls vegetieren können, und das auch nur unter Zuhilfenahme von Steuerhinterziehung, Abzocken von Idioten, die Euch den Beratungsscheiss abnehmen, und Extremstrichertum mit allen Mitteln, Linkspamming und Abgreifen aller Möglichkeiten, die so daher kommen: Kostenlose Probeangebote und Chancen auf irgendwelche Gewinnspiele, denen es nur ums linkhuren geht. Und dafür müsst Ihr 24/7 auf der Suche nach Möglichkeiten sein, ihr braucht mit Schamgrenzen erst gar nicht anfangen, denn mittlerweile gibt es nicht nur ein Deutzend, sondern ein paar Hundert Spinner, die glauben, was reissen zu können. Angesichts der mauen Angebote sind das zu viele Anbieter, die es ansonsten zu nichts bringen und sich im Bloggen eine Art Phantasiewelt des Erfolgs zurechtzimmern.

Bloggen nach eurer Facon, das ist virtuelles Strassenmusizieren in der Hoffnung, demnächst an der Met dirigieren zu dürfen. Das ist hündisches Belecken der Stiefel einiger Leute, die wissen, dass sie euch nur einen Brocken vor die Nase halten müssen, damit ihr springt. Ein modernen Callot würde keine Landstreicher mehr stechen, sondern Problogger. Und wenn ihr dann den nächsten Scheiss mitgemacht habt, entblödet ihr euch nicht zu schreien, wir alle wären doch irgendwo käuflich, und Mainstream sei super, und das ganze eine Revolution. Sobald einer was aufmacht, klatscht ihr eure Fresse rein, genauso strunzdumm wie das Partygirl bei StudiVZ. Aber Hauptsache, ihr seid dabei, beim heiteren Berufsbloggen, dem neuen digitalen Lumpenproletariat, dem lustigen Pyramidenspiel für Pudel und solche, die es werden wollen. Irgendjemand wird schon dran verdienen, irgendein in Festanstellung befindlicher PR-olet, der einen Haufen willige Blogger im Portfolio haben will. Und insgeheim hoft ihr alle, so einer da oben zu werden und auch Blogger abzuzocken, oder sich mal wenigstens mit einem Urlaub schmieren zu lassen.

Geht mal kellnern. Und leistet Euch vom Trinkgeld eine Woche Gardasee. Und den Euro am Ende, um die kranke Scheisse mal zu lesen. Vielleicht hilft es ja.

Disclosure: Abreise aus Italien und übertriebene Toleranz passen nicht zusammen.

Sonntag, 6. Mai 2007, 13:29, von donalphons | |comment

 
Vor allen Dingen: kalter Kaffee
Und außerdem ist die Idee ja nun auch schon ewig alt. Ciao.com gibt's seit '99 - inkl. der Trittbrettfahrer. Geld verdienen mit Blogs funktioniert, soviel ist sicher. Vom Erlös kann man schon das ein oder andere Gimmick kaufen. Aber dazu muß man doch nicht dem Betreiber eines solchen Portals zuarbeiten. *Damit* kommt definitiv nichts rein.

... link  


... comment
 
Ich bin jetzt nicht grade ein Fan Deines Stils, aber dieser Beitrag trifft es schon irgendwie :)

"Aber Hauptsache, ihr seid dabei, beim heiteren Berufsbloggen, dem neuen digitalen Lumpenproletariat"

Wie fies.

... link  


... comment