Ich mache Robert Basic den Christoph Keese

Heute hat sich der erste Journalist der von mir nicht geschätzten "Welt", Christoph Keese, in der Süddeutschen zeitung lächerlich gemacht, mit einem Spruch über den Gegensatz von Blogbeiträgen und Zeitungsartikeln, dem man ihm und seiner schreibenden Heuchlertruppe hoffentlich noch oft reinreiben wird:

Gute Redaktionen lesen Texte in drei, vier oder fünf unterschiedlichen Stufen gegen, bevor diese veröffentlicht werden. Was am Ende in der Zeitung oder online erscheint, ist Teamarbeit. Genau das erwarten Leser von uns: ein sorgsam begründetes Urteil aufgrund sachlich korrekter Informationen. Blogs arbeiten völlig anders - es sind subjektive Tagebücher. Beide Konzepte markieren Gegensätze.

Ich glaube, dass die Welt genauso schlampt wie alle anderen Medien. Wer glaubt, dass bei einem Beitrag gross nachrecherchiert wird, hat noch keine Redaktion von innen gesehen. Die Textproduktionsbedingungen in Deutschland sind nicht anders als das Turnschuhnähen in Zentralchina: Billig, schnell, landet morgen ohnehin alles auf dem Müll. Nur so macht man Profite, Qualität kostet mehr, als sie einbringt.

Aber machen wir uns doch mal den Spass. Was würde es bedeuten, ein Blog zu redigieren? Ich habe lange Zeit die Schreiberei anderer Leute geprüft und verbessert, ich könnte wohl auch so sein, wie Keese das gerne hätte. Was also liegt näher, sich einfach mal einen wehrlosen Blogger herauszugreifen und über seinen Text den Keese zu machen, und gucken, was dabei rauskommt (ACHTUNG SATIRE) - heute im Programm Rober Basic, der da schreibt:

"Blog.de mit Burda verheiratet

ist eine Scheissüberschrift, Mann. Es sei denn, Du stehst auf Polygamie, und Burda ist ein Pascha. In unserem Kulturkreis, Robert, ist eine Ehe ein gleichberechtigte Partnerschaft und keine Erlaubnis für einen Grosskonzern, die Öffnungen eines Startups zu benutzen. Entweder Du schreibst, um im Bild zu bleiben: "Darf Blog.de für Burda und Geld nutten?", oder aber, wir sind ja eher bei der Welt und nicht bei der Bild, würde ich zu dem hier raten:

Burda beteiligt sich an Blog.de

Ist auch besser so. Denn wenn Du nach Deiner Heirat so weiter machst:

Blog.de ist das Baby von Vasco Sommer und Florian Wilken.,

wären Sommer und Wilken des Burda Schwiegermütter. Und wenn Du das behauptest, kriegste nie wieder beim Ditschidäl Leif Däh Fingerfood, sondern nur noch auf die Bratzen. Und wir keine Werbung von denen. Also schreibe:

Blog.de wurde 2005 von Vasco Sommer und Florian Wilken gegründet.

Das Blog Deutsche-Startups berichtet, dass man sich mit Burda wie auch immer geeinigt hätte.

HAT! Man HAT sich geeinigt! Wieso Konditional? Es steht da, also HAT! Zefix! Und wieso "wie auch immer"? Wenn Du es nicht weisst, Du Pfeife, dann halte gefälligst den Rand und geh den Lesern nicht auf den Sack!

Offensichtlich soll es um eine Beteiligung, nicht aber um eine Übernahme gehen.

Herrgott, da steht drin, dass es um Beteiligungen geht, also schreib einfach:

Nach einem Bericht des Blogs deutsche-startups.de beteiligt sich jetzt Burda an der Berliner Firma. Weitere Details sind noch nicht bekannt.

Ob Geld helfen wird, dass meinem Eindruck nach funktional stehengebliebene Blog.de nach vorne zu bringen? Ich habe bei allen Blog-Hostern noch nie so recht verstanden, ob man sich nun als Hoster oder what ever betrachtet. Dementsprechend haben sich die meisten Blog-Hoster auch nie so recht hinsichtlich der Userzahlen so gut entwickelt, dass man von einem Erfolg sprechen könnte.

Ob? OB? Ob Du was ins Maul kriegst, wenn Du nicht mal das Wort "dass" an der richtigen Stelle bringst? Egal, pass auf, Mann, das wird jetzt voll Springermässig vollobjektiviert, scheiss auf Deine Fragerei, Du musst wissen, was Du sagst. Also:

Blog.de wurde seit seinem Start technisch und funktional kaum weiter entwickelt. Wie bei anderen Anbietern ist es nie gelungen, sich mit einer klaren Strategie auf dem Markt zu positionieren. In der Folge ist die Szene der Bloghoster in Deutschland stark fragmentiert und von vielen kleinen Anbietern geprägt.

So geht das, wenn man bayerisches Abitur hat, Du.. Du Hesse, Du vogelbergerischer! Knie nieder und vergiss auch den Rest, das KANN MAN SO NICHT SCHREIBEN! Allein schon wegen dem ersten KOMMA!

Denn, wer nicht weiß, was er verkaufen soll, kann auch nix verkaufen (tolle Tautologie:).

Schlüssige Konzepte zur Generierung von Einnahmen sind diese Firmen bislang schuldig geblieben.

So geht das auch ohne "tolle Tautologie". Und verdammt, denke mal an Deine Leser, die wollen Qualität und Leistung und kein Meinungsgefasel und Allgemeinplätze im Wechsel. So lesen das nur die Pickelnerds, für die hochklassige Zielgruppe Deines Blogs musst Du auf den Punkt kommen. Klar, verständlich, deutlich. Da geht dann auch sowas gar nicht, Freundchen:

Ich bin gespannt, ob Burda nachhelfen kann. Bezweifle das aber, da deren Business das Verlagsgeschäft ist, weniger das innovative Entwickeln von neuen Services.

Du kannst den ollen Burda nicht so ins Gesicht sagen, dass sein Laden ein Haufen stinkendes Klopapier ist, das sich nur noch an Waschweiber und Vorstadtmuttis verticken lässt! Es mag ja so sein, aber der Mann ist unser Partner. Da könnte ja auch einer kommen und sagen, wir von der Welt wären ein fast insolventer Drecksladen, der sich nur auf das Tätscheln altbrauner Pseudoeliten versteht und von der Kohle der Bild lebt, und sollten im Netz mit unseren 68er-Renegaten besser die Klappe halten, das wird eh nichts. Bleib bei den FAKTEN!

Burda hat in den letzten Monaten stark im Internet expandiert und neue Märkte erschlossen. Mit Blog.de erweitert der Konzern sein Portfolio im Bereich innovativer Internetdienstleistungen, die bislang noch nicht zum Kerngeschäft gehörten.

So, umschreiben, online stellen, und wenn Du nur einen Buchstaben änderst, wirst Du 4 Wochen aus der Apocalypse der BAMS-Toilette berichten! Mit der Klobürste!"

Ahem. Vielleicht versteht man jetzt, wieso mir Blogs bei allen stilistischen Schwächen lieber sind als das, was Medien aus Texten machen. Mach weiter, Robert, lieber ein paar ordentliche Fehler als Gülle im Blog.

Dienstag, 15. Mai 2007, 17:10, von donalphons | |comment

 
"das KANN MAN SO NICHT SCHREIBEN! Allein schon wegen dem ersten KOMMA!"

Das kann man nicht so schreiben! Es heißt "wegen des Kommas".

Immer nochmal drüber gucken vor dem Post-Button drücken ;-)

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Es ist gesprochenes, erregtes Deutsch. Da passiert so etwas.

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Oder "zwengs dem"

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Klugscheissmodus:
"Schlüssige Konzepte zur Generierung von Einnahmen sind diese Firmen bislang schuldig geblieben."
Es heißt Unternehmen, nicht Firma. Bitte nochmals genauer nachrecherchieren. Und gegenlesen lassen :-)

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Am Anfang fehlte eindeutig die Ansprache an Robert (motivationstechnisch und so): ob er denn Mover oder Shaker sei. :)

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"HAT! Man HAT sich geeinigt! Wieso Konditional? Es steht da, also HAT!"

Meines Wissens müsste es heißen: "Das Blog Deutsche-Startups berichtet, dass man sich mit Burda wie auch immer geeinigt habe." Der Indikativ wird nur im alltäglichem Gebrauch vorgezogen.

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jepp. Ist indirekte Rede. Nämlich.

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Das Leviten lesen
hat mir ausgeprochen gut gefallen; das war stellenweise enorm komisch, durchaus um ein Vielfaches informativer als der redigierte Bettvorleger, äh als die Vorlage und insgesamt absolut lesenswert. Wenn jetzt auch noch ein paar einschlägig investigative Worte zu den möglichen Beweggründen gefallen wären, die diesen so genannten Robert zu seinem Wischiwaschi kommen ließen, könnte ich die schöne alte Frage "Sind wir jetzt glücklich, Vincent?" nur mit einem – aber das wäre ja nun wieder eine andere Geschichte und sozusagen ein ganz anderer Film.

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Hach, göttlich!

Wenn man fürs Grinsen zahlen müsste, müsste ich jetzt ein paar Wochen hungern.

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"sachlich korrekte Informationen"

Das bei der Ansage da noch keiner am eigenen Lachen erstickt ist kann man ja kaum nachvollziehen. Jedesmal wenn ein Zeitungsartikel ein Thema abhandelte, von dem ich zufällig mal Ahnung hatte, war zumindest jede zweite genannte Zahl falsch. Ich war meistens schon begeistert wenn es sich dabei "nur" um eine Zehnerpotenz handelte.

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Mammi, Mammi - der Don Alphonso haut den Robert Basic immer und schimpft ihn 'Hesse' und streicht ihm alles durch ...

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schon mal an ein boot-camp zur journaillisten-weiterbildung gedacht? so als aussenstelle der henri-nannen-schule im bergichten bayern?

jahre später:

osterhase, wat, osterhase. klar war ick über ostern innet kämp alfonzo. steht ja so in friede springerns testament, wa, also jeda, der zur welt will, muss mal dorten jewesen sein. ja, wat soll ick denn nu vonnen osterhasen schreiben, den habb ick doch jefressen, bei die seppels, gab ja nix anners, wa.

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"ein sorgsam begründetes Urteil aufgrund sachlich korrekter Informationen"

Danke für den guten Witz nach einem langen Tag. Vielleicht sollte ich die Ergebnisse meiner Magisterarbeit doch mal veröffentlichen. In einer linguistischen Untersuchung vierer Tageszeitungen, u.a. die Welt und die Süddeutsche, waren die Ergebnisse vor allem für die Welt mehr als eindeutig. Tendenziös, fremdenfeindlich auch in scheinbar unbedarften Ressorts. Zum Schluß war es eine Qual sich in dieser Intensität mit dem Geschreibsel auseinanderzu setzen.

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<< Ob? OB? Ob du was ins Maul kriegst...>>

Wunderbar, vielen Dank, sehr gelacht :)
Wuensche mir in allen Redaktionen einen Korrektur!Don

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Käse!
"ACHTUNG SATIRE" ist immer ein schlechter Einstieg. Und schreien sollte man dabei eher nicht.

Entweder *ist* es Satire, dann merkt's der Leser - oder aber: geschenkt.

Ein paar Peinlichkeiten in den Korrekturen, aber immerhin ein versöhnlicher Schluss.

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Großes Tennis!
Das lange Wochenende kann kommen.

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@ajku
Finde schon, dass der Satire-Hinweis angezeigt ist, weil die Korrekturen am Ende fast einer Gegendarstellung nahe kommen – so ausschließlich lustig finde ich diese Richtigstellung falscher Berichterstattung nämlich nicht.
Um so weniger verstehe ich, was Sie freilich gut finden, nämlich den immerhin versöhnlichen Schluss.
Zuerst diesem so genannten Robert zeigen, dass und wie dezidiert falsch er berichtet und irrefühenden Infomüll als Sachverhalte verkauft, und ihm dann mit einem kurzen "Weiter so! Hauptsache, du bist keine Redaktion" auf die Schulter klopfen – also das passt für mich nicht wirklich zusammen.

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Da hat
"the great gate" natürlich recht. Einerseits. Andererseits war für mich nach der ganzen Abwatscherei inklusive Alliterationsverbots diese versöhnliche Schlussnote doch irgendwie des Erwähnens wert ...

Das Wort "immerhin" war ironisch gemeint. Vielleicht ist es sogar makaber.

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Ach bitte, Robert ist ok, keine Vendetta.

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Tolle Debatte
Nur: Robert lebt hier nicht mehr
Re:Publika
(Witz, nix für ugut)

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