Montag, 30. Januar 2012
Wer wird denn gleich
Es ist Winter. Es ist vollkommen normal, dass hier Schnee liegt, und die Temperaturen nicht zum Baden einladen.
Früher hatten die Menschen in dieser Zeit Eisblumen an den Fenstern und Erfrierungen an den Zehen. Das war halt so. Dagegen ist so ein wenig Zwischenkälte bedeutungslos.
Es ist trotz allem möglich, nach draussen zu gehen, und den Müttern, die mir meine Einfahrt zuparken, sei gesagt: Die Kinder können auch mal etwas laufen. Sie werden sich nicht gleich die Füsse brechen. Früher waren Winter hier sehr viel härter, und wir sind trotzdem mit dem Rad gefahren.
Die Strecken sind nicht weit und die Zeit auf dem Rad ist kurz, und danach ist man in der Wärme fern aller Bedrängnis. Wir werden dabei nicht aussterben. Zumindest ist das nicht sehr wahrscheinlich, Ein paar von uns werden durchkommen.
Wenn sie daheim nur ein etwas Sinnvolles tun, wie die Katze streicheln, und nicht den Vanity Fair Ersatz namens Interview, der versucht, Gesellschaft so zu definieren, dass unsereins gar nicht mehr vorkommt. Statt dessen besser die FAZ und einen Verriss lesen, oder gleich ein gutes Buch.

Früher hatten die Menschen in dieser Zeit Eisblumen an den Fenstern und Erfrierungen an den Zehen. Das war halt so. Dagegen ist so ein wenig Zwischenkälte bedeutungslos.

Es ist trotz allem möglich, nach draussen zu gehen, und den Müttern, die mir meine Einfahrt zuparken, sei gesagt: Die Kinder können auch mal etwas laufen. Sie werden sich nicht gleich die Füsse brechen. Früher waren Winter hier sehr viel härter, und wir sind trotzdem mit dem Rad gefahren.

Die Strecken sind nicht weit und die Zeit auf dem Rad ist kurz, und danach ist man in der Wärme fern aller Bedrängnis. Wir werden dabei nicht aussterben. Zumindest ist das nicht sehr wahrscheinlich, Ein paar von uns werden durchkommen.

Wenn sie daheim nur ein etwas Sinnvolles tun, wie die Katze streicheln, und nicht den Vanity Fair Ersatz namens Interview, der versucht, Gesellschaft so zu definieren, dass unsereins gar nicht mehr vorkommt. Statt dessen besser die FAZ und einen Verriss lesen, oder gleich ein gutes Buch.
donalphons, 00:50h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 27. Januar 2012
Zahlenspiele
Ich denke, ein Grund für die Mentalitätsunterschiede der Menschen in den neueren Zeitläufen ist der Alkohol: Früher wurde einfach sehr viel unmässiger und gleichzeitig gewöhnlicher gesoffen. Glaich am Morgen ein Flascherl Sekt war irgendwie so normal wie die immer geöffnete Flasche Eierlikör im Schrank, und über einen Pfarrer hier sagte man, er könnte erst ab 1 Promille sauber predigen. Ein mir bekannter Unternehmer arbeitete in einer Bar mit EDV-Anschluss, so muss man das wohl sehen. Glaubt man den Erzählungen und historischen Berichten, waren die Leute früher den ganzen Tag mal mehr, mal weniger unter Alkoholeinfluss.

Heute sind die Menschen entweder schwerst betrunken oder - meistens - nüchtern. Und können deshalb auch dauernd messerscharf rechnen, ohne Beschwipsung und Beschwingung. Ich trinke zwar nicht, aber trotzdem fängt für mich die höhere Mathematik dort an, wo die Finger aufhören. Da kann es nicht überraschen, wenn ich beim Durchrechnen von Partnerschaften einen anderen Nichtzugang habe, wie manche Bekannte. Und über dieses Gegensatz habe ich in der FAZ geschrieben.Nur unter Teeineinfluss.

Heute sind die Menschen entweder schwerst betrunken oder - meistens - nüchtern. Und können deshalb auch dauernd messerscharf rechnen, ohne Beschwipsung und Beschwingung. Ich trinke zwar nicht, aber trotzdem fängt für mich die höhere Mathematik dort an, wo die Finger aufhören. Da kann es nicht überraschen, wenn ich beim Durchrechnen von Partnerschaften einen anderen Nichtzugang habe, wie manche Bekannte. Und über dieses Gegensatz habe ich in der FAZ geschrieben.Nur unter Teeineinfluss.
donalphons, 00:28h
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Montag, 23. Januar 2012
3
Jubiläen sind eigentlich nicht so meine Sache. Geburtstage halte ich für verzichtbar, denn was heisst das schon. Altern ist kein Verdienst, das kommt von selbst.
Bei der FAZ ist das ein klein wenig anders.
Im letzten Jahr wurde offensichtlich, dass dort nicht jeder über mein Wirken restlos glücklich ist, um es höflich zu formulieren, und mitunter bekomme ich auch mit, wie Kommentare in diesem Blog hier gerne auch zu meinen Ungunsten weitergetragen werden. Die lesen hier spätestens seit dem Exzess des ohne Rücksprache gelöschten Beitrags mit. Ich sehe sie ab und zu in der FAZ und muss mir immer auf die Lippen beissen, um nicht gönnerhaft zu fragen: Na? Kann ich was schreiben, das Ihnen gefällt? Das letzte Jahr war durchaus eines, in dem ich dort ernsthaft gekündigt habe, allein, man wollte mich dort an der entscheidenden Stelle weiterhin ernsthaft halten. Es ist also keine Selbstverstänlichkeit, dass das Blog nach drei Jahren immer noch existiert. Es ist eher der Willen, diesen besagten Leuten jeden Tag zu zeigen, wie es geht. Und dafür bin ich der entscheidenden Stelle in der FAZ auch enorm dankbar.
Noch weniger selbstverständlich ist es, dass es trotz verschlechternder Eingriffe immer noch prima läuft. Der Relaunch war und ist kein Anlass zur Freude. Und das alles vor dem Hintergrund des Medienwandels, während die Printauflage allerorten bröckelt und im Internet nicht nur Gewinner wie die Zeit sind, sondern eben auch Angebote, die Marktanteile verlieren. Positiv formuliert: Es gibt schon Gründe, warum es sinnvoll ist, sich dort weiter reinzuhängen, und zwar nicht nur, weil die Stützen speziell dafür entwickelt wurden und woanders nicht passen. Genauso, wie es sinnvoll ist, sich einen klaren Blick auf das Ganze zu bewahren. Wenn man schon ein Jubiläum feiert, sollte man es ehrlich tun: Es geht voran für die Medien, immer weiter in die Sackgasse. Print ist nicht tot, aber es wird irgendwann unwirtschaftlich. Und dann braucht man wirtschaftliche Alternativen.

Nun, als 1-Mann-Einheit, die nicht mehr als ein Notebook, eine Kamera, ein Auto, Internetzugang und eine kostenlose Software braucht, sieht es für mich vielleicht noch recht gut aus; das sollte immer irgendwie funktionieren. Ich kann etwas, was viele nicht können, ich bin nicht nur Schreiber, sondern Schreiber im Kontext, es bleibt nicht ungelesen und undebattiert, es ist - das liegt vielleicht an meiner Vorgeschichte in der New Economy und bei Dotcomtod - one eye to the customer, also mehr für die Leser denn für mich geschrieben. Ich weiss gar nicht, ob ich das, was ich selbst schreibe, immer gerne lesen würde. Leute wie mich wird man immer brauchen können, und wenn die Medien tot sind, dann eben bei den Corporate Publishern, die sich Medien nebenbei als Hobby oder Line Extension halten.
Die grosse Frage ist in meinen Augen, ob die Medien den Wandel so schnell erkennen und begreifen, dass diese Konkurrenz nicht zu gross wird. Nach meinem Dafürhalten sind alle Onlinemedien, und zwar wirklich alle, eigentlich nur am Leben, weil Google zu viele Zukunftsfelder zum Beackern hat, als dass sie sich mit Medien auseinander setzen wollten. Aber wer weiss... vielleicht kommt der Neuanfang auch von Aussen. Vor ein paar Wochen wollte mich so ein Medienfremder abwerben. Mein Eindruck ist, dass die weitaus mehr Gefühl dafür haben, was die Leser wirklich wollen, und überhaupt keine Sentimentalitäten für einen Themenmix haben, in dem arrogante Langweiler mitgeschleift werden, weil das angeblich irgendwie dazu gehört und die Leute nun schon seit 30 Jahren nichts anderes machen und das Internet und die Leser hassen. Die fragen nicht, was SZ, Zeit oder FAZ machen, die überlegen sich, was man für ihre Zwecke und Kunden am besten macht. Das tun sie. Und sonst nichts. Und deshalb ist das auch nicht wirklich meine Welt. Ich kann das, was ich tue, nur richtig machen, wenn ich mir darüber keinen Kopf machen muss.
Nun - man wird sehen, wie das ausgeht. Für den dritten Geburtstag habe ich mir jedenfalls einen stützenkritischen Beitrag von einem meiner Lieblingskommentaristen bei der FAZ gewünscht, und ich habe über seine gebildeten Frechheiten sehr viel und sehr laut dröhnend gelacht.
Immer wieder mal was Neues. Nur keine Routine. Alles ändert sich, und ich muss weiter lernen.
Bei der FAZ ist das ein klein wenig anders.
Im letzten Jahr wurde offensichtlich, dass dort nicht jeder über mein Wirken restlos glücklich ist, um es höflich zu formulieren, und mitunter bekomme ich auch mit, wie Kommentare in diesem Blog hier gerne auch zu meinen Ungunsten weitergetragen werden. Die lesen hier spätestens seit dem Exzess des ohne Rücksprache gelöschten Beitrags mit. Ich sehe sie ab und zu in der FAZ und muss mir immer auf die Lippen beissen, um nicht gönnerhaft zu fragen: Na? Kann ich was schreiben, das Ihnen gefällt? Das letzte Jahr war durchaus eines, in dem ich dort ernsthaft gekündigt habe, allein, man wollte mich dort an der entscheidenden Stelle weiterhin ernsthaft halten. Es ist also keine Selbstverstänlichkeit, dass das Blog nach drei Jahren immer noch existiert. Es ist eher der Willen, diesen besagten Leuten jeden Tag zu zeigen, wie es geht. Und dafür bin ich der entscheidenden Stelle in der FAZ auch enorm dankbar.
Noch weniger selbstverständlich ist es, dass es trotz verschlechternder Eingriffe immer noch prima läuft. Der Relaunch war und ist kein Anlass zur Freude. Und das alles vor dem Hintergrund des Medienwandels, während die Printauflage allerorten bröckelt und im Internet nicht nur Gewinner wie die Zeit sind, sondern eben auch Angebote, die Marktanteile verlieren. Positiv formuliert: Es gibt schon Gründe, warum es sinnvoll ist, sich dort weiter reinzuhängen, und zwar nicht nur, weil die Stützen speziell dafür entwickelt wurden und woanders nicht passen. Genauso, wie es sinnvoll ist, sich einen klaren Blick auf das Ganze zu bewahren. Wenn man schon ein Jubiläum feiert, sollte man es ehrlich tun: Es geht voran für die Medien, immer weiter in die Sackgasse. Print ist nicht tot, aber es wird irgendwann unwirtschaftlich. Und dann braucht man wirtschaftliche Alternativen.

Nun, als 1-Mann-Einheit, die nicht mehr als ein Notebook, eine Kamera, ein Auto, Internetzugang und eine kostenlose Software braucht, sieht es für mich vielleicht noch recht gut aus; das sollte immer irgendwie funktionieren. Ich kann etwas, was viele nicht können, ich bin nicht nur Schreiber, sondern Schreiber im Kontext, es bleibt nicht ungelesen und undebattiert, es ist - das liegt vielleicht an meiner Vorgeschichte in der New Economy und bei Dotcomtod - one eye to the customer, also mehr für die Leser denn für mich geschrieben. Ich weiss gar nicht, ob ich das, was ich selbst schreibe, immer gerne lesen würde. Leute wie mich wird man immer brauchen können, und wenn die Medien tot sind, dann eben bei den Corporate Publishern, die sich Medien nebenbei als Hobby oder Line Extension halten.
Die grosse Frage ist in meinen Augen, ob die Medien den Wandel so schnell erkennen und begreifen, dass diese Konkurrenz nicht zu gross wird. Nach meinem Dafürhalten sind alle Onlinemedien, und zwar wirklich alle, eigentlich nur am Leben, weil Google zu viele Zukunftsfelder zum Beackern hat, als dass sie sich mit Medien auseinander setzen wollten. Aber wer weiss... vielleicht kommt der Neuanfang auch von Aussen. Vor ein paar Wochen wollte mich so ein Medienfremder abwerben. Mein Eindruck ist, dass die weitaus mehr Gefühl dafür haben, was die Leser wirklich wollen, und überhaupt keine Sentimentalitäten für einen Themenmix haben, in dem arrogante Langweiler mitgeschleift werden, weil das angeblich irgendwie dazu gehört und die Leute nun schon seit 30 Jahren nichts anderes machen und das Internet und die Leser hassen. Die fragen nicht, was SZ, Zeit oder FAZ machen, die überlegen sich, was man für ihre Zwecke und Kunden am besten macht. Das tun sie. Und sonst nichts. Und deshalb ist das auch nicht wirklich meine Welt. Ich kann das, was ich tue, nur richtig machen, wenn ich mir darüber keinen Kopf machen muss.
Nun - man wird sehen, wie das ausgeht. Für den dritten Geburtstag habe ich mir jedenfalls einen stützenkritischen Beitrag von einem meiner Lieblingskommentaristen bei der FAZ gewünscht, und ich habe über seine gebildeten Frechheiten sehr viel und sehr laut dröhnend gelacht.
Immer wieder mal was Neues. Nur keine Routine. Alles ändert sich, und ich muss weiter lernen.
donalphons, 23:31h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 20. Januar 2012
Eigentlich wollte ich über Suizid schreiben
Aber am Tegernsee kommt man irgendwie nicht dazu, Ständig gaffen sie einen an und dagen: Ui, da arbeitet ja einer! Ja sowas! Und ihre Hunde kommen und schnüffeln, und dann fragen sie, wie zum Teufel man an einem Tag wie heute und an einem Ort wie diesem - arbeiten? - kann.

Und so kommt man ins Scherzen und lachen und nicht weiter als 6000 Zeichen und fragt sich, ob man das wirklich hier und jetzt schreiben sollte. Sicher schon, weil man dafür ein leichtes Herz für leichte Worte haben sollte, aber dann kommt einem eine andere Idee, und die geht dann viel schneller und leichter in den Rechner.
Und ausserdem haben die Stützen der Gesellschaft Geburtstag, 3 Jahre werden sie alt, und da kann man auch mal was anderes, Hübscheres schreiben. Über diesen Ort und was diese Frage - arbeiten? Was? Hier? Get a fucking life! - bedeutet.
Zu meiner Entschuldigung hätte ich natürlich anführen können, dass meine Marmeladenherstellerin nicht Zentis heisst und mir zwar die beste Konfitüre, aber keine Reisen gibt, was ich in Ordnung finde, und ich auch nicht einfach bei einer Hochschule anrufen kann, wenn ich mal ein paar Dutzend Leihdiener brauche. Ich will nicht, dass sowas wie der Schnorri-Wulff im Bundestag über den Holocaust spricht.

Und so kommt man ins Scherzen und lachen und nicht weiter als 6000 Zeichen und fragt sich, ob man das wirklich hier und jetzt schreiben sollte. Sicher schon, weil man dafür ein leichtes Herz für leichte Worte haben sollte, aber dann kommt einem eine andere Idee, und die geht dann viel schneller und leichter in den Rechner.
Und ausserdem haben die Stützen der Gesellschaft Geburtstag, 3 Jahre werden sie alt, und da kann man auch mal was anderes, Hübscheres schreiben. Über diesen Ort und was diese Frage - arbeiten? Was? Hier? Get a fucking life! - bedeutet.
Zu meiner Entschuldigung hätte ich natürlich anführen können, dass meine Marmeladenherstellerin nicht Zentis heisst und mir zwar die beste Konfitüre, aber keine Reisen gibt, was ich in Ordnung finde, und ich auch nicht einfach bei einer Hochschule anrufen kann, wenn ich mal ein paar Dutzend Leihdiener brauche. Ich will nicht, dass sowas wie der Schnorri-Wulff im Bundestag über den Holocaust spricht.
donalphons, 18:11h
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Dienstag, 17. Januar 2012
Der Teufel hat Schnaps und Rinderwahn gemacht
Mit dem Fleisch und generell mit den Tierprodukten - da tue ich mir seit ein paar Tagen noch schwerer als sonst. Erläuterungen folgen bald. Der früher verteufelte Gin und andere Getränke sind dagegen a) vergan und b) vermutlich auch sorgenreduzierend, was sie zu einem erstklassigen Material für einen Gastbeitrag bei den Stützen der Gesellschaft macht., selbst wenn ich persönlich natürlich nicht trinke.
Ausserdem sind, da weiss man seit Goethe, Sorgen erstlasige Themen zum Schreiben von Texten, die gern gelesen werden. Nur Zyniker würden sagen, die Welt stünde besser da, wenn die Literaten nicht über Suizid schrieben, sondern ihn auch ausprobierten. Nein, die Rollenverteilung passt schon, wie sie ist.
Ausserdem sind, da weiss man seit Goethe, Sorgen erstlasige Themen zum Schreiben von Texten, die gern gelesen werden. Nur Zyniker würden sagen, die Welt stünde besser da, wenn die Literaten nicht über Suizid schrieben, sondern ihn auch ausprobierten. Nein, die Rollenverteilung passt schon, wie sie ist.
donalphons, 12:36h
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Sonntag, 15. Januar 2012
Grenzen der Zukunft
So beliebt waren Blocks, so modern und fortschrittlich erschienen Appartments, dass selbst in der dummen, kleinen Stadt an der Donau bekannte Leute dort einzogen. Architekten. Politiker. Ärzte. Das galt als die Zukunft, was heute gemeinhin als das schlechte Viertel gilt. An einer anderen Schule war eine Arzttochter, bei der ein Freund eines Nachts fensterln gehen wollte. Das ist im Oberland bei den niedrigen Kaschemmen der Mägde vermutlich kein Problem, aber die Holde wohnte im brutalistischen Vorzeigeobjekt von 1968 im 7. Stock hinter einem Überhang, da ist alkoholisiertes Fensterln auch mit Baugerüst keine gute Idee. Nun ja, ich konnte ihn davon abhalten, und so wurde er kein weiterer Selbstmord im falschen Bauen, das bei der FAZ beschrieben wird.

Das Haus, in dem ich wohne, verhinderte bei uns die Teilnahme an diesem teuren Herdentrieb, denn es ist gross, und die Wohnung war vorhanden, und warum sollte man woanders zahlen, was es hier im Überfluss gab. Nicht neu natürlich, nicht mit riesigen Glasflächen und ohne Tiefgarage und Lift, aber damals gab es, man mag es kaum glauben, keinerlei Parkverbot in der Altstadt, und auch keinen Vandalismus. Aber viele zogen weg, die erste Welle in die Blocks und die zweite dann ins Westviertel, in nur selten dichte Bungalows, und in der Stadt blieben nur Bäcker, Handwerker, Metzger und einige schrullige Typen. Als ich hierher zurück gezogen bin, vor nunmehr auch schon über 20 Jahren, galt das noch als sehr seltsam. Aber alles ändert sich, heute ist es scbick, und gleichzeitig käme auch keiner mehr auf die Idee, geschmacklose Bonzen mit normalen Gewerbetreibenden gleichzusetzen, wie ich in der FAZ blogge.

Die blieben in den alten Häusern und starben aus, und deshalb brauchen wir dringend neue Vorverurteilungen und Vorurteile, wir, die wir wieder dort sitzen, wo wir schon immer sassen. Wir brauchen Grenzen des Wachstums und Stacheldraht für jene, die darüber hinaus wollen. Neue Feinde für alte Fronten. So schaut es aus.

Das Haus, in dem ich wohne, verhinderte bei uns die Teilnahme an diesem teuren Herdentrieb, denn es ist gross, und die Wohnung war vorhanden, und warum sollte man woanders zahlen, was es hier im Überfluss gab. Nicht neu natürlich, nicht mit riesigen Glasflächen und ohne Tiefgarage und Lift, aber damals gab es, man mag es kaum glauben, keinerlei Parkverbot in der Altstadt, und auch keinen Vandalismus. Aber viele zogen weg, die erste Welle in die Blocks und die zweite dann ins Westviertel, in nur selten dichte Bungalows, und in der Stadt blieben nur Bäcker, Handwerker, Metzger und einige schrullige Typen. Als ich hierher zurück gezogen bin, vor nunmehr auch schon über 20 Jahren, galt das noch als sehr seltsam. Aber alles ändert sich, heute ist es scbick, und gleichzeitig käme auch keiner mehr auf die Idee, geschmacklose Bonzen mit normalen Gewerbetreibenden gleichzusetzen, wie ich in der FAZ blogge.

Die blieben in den alten Häusern und starben aus, und deshalb brauchen wir dringend neue Vorverurteilungen und Vorurteile, wir, die wir wieder dort sitzen, wo wir schon immer sassen. Wir brauchen Grenzen des Wachstums und Stacheldraht für jene, die darüber hinaus wollen. Neue Feinde für alte Fronten. So schaut es aus.
donalphons, 23:41h
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Mittwoch, 11. Januar 2012
Systemvergleich
Ich bin durchaus tolerant und aufgeklärt, was alte Formensprachen angeht, und ich blicke darauf mit dem Auge der Vergebung durch die Zeitumstände. In vielem könnte ich wohnen, in vielem würde ich sogar wohnen wollen, und ich finde es legitim, wenn das Lebensumfeld wie ein Museum wirkt. Aber es gibt Grenzen. Ich weiss, manche sind angetan von Potsdam, aber ich finde an vielen Orten etwas auszusetzen. Das frderizianische Rokoko trieb Blüten, gegen die ich allergisch bin:

Mit so etwas kann man vielleicht Werbung für Berliner Bier machen (man kennt das, die Überhöhung von Plörre zu Kulturgut), aber der angeblich so bescheidene Auftraggeber dieser wirklich scheusslich-humorlosen Fehlleistung wollte nicht nur TV-Zuschauern imponieren, sondern auch Personen, die durchaus eine gewisse Ausbildung in künstlerischen Dingen genossen hatten. Leider hat sich das peinlich betretene Geflüster aus diesen Zeiten nicht erhalten, und so schwelgt man jetzt wieder in diesem grotesken Meer der Scheusslichkeiten und denkt an den Massenmörder, der das alles schuf, wenn er nicht gerade mal wieder dem Bataillieren nachging - was ihm als Laster übrigens auch von engsten Beratern vorgeworfen wurde. Nur hat die bundesrepublikanische Führungsebene vermutlich zu wenig Bildung und Geschmack, hinter die peinlichen Kulissen zu schauen, und dort den Abschaum zu sehen. So einer wie der wäre heute ein Fall für Den Haag, und schon damals galt er vielen als höchst fragwürdig.

Das hier ist Bayreuth. Dort würde ich sofort einziehen, das sind die hübschesten Rokokoräume, die ich kenne, und weil sie von der Schwester dieser Unperson entworfen wurden, die bei gleich schlimmer Erziehung so anders, freundlich und friedliebend wurde, habe ich es mir bei der FAZ erlaubt zu fragen, ob denn all das Elend dieser Epoche jenseits von Bayreuth wirklich unvermeidlich war, ob man den Typen entschuldigen kann und ob es irgendeine Möglichkeit gibt, einen Staatsakt für diesen Massenmörder nicht für eine hirnverbrannte Angelegenheit zu halten.
Und die Antwort ist: Nein.

Mit so etwas kann man vielleicht Werbung für Berliner Bier machen (man kennt das, die Überhöhung von Plörre zu Kulturgut), aber der angeblich so bescheidene Auftraggeber dieser wirklich scheusslich-humorlosen Fehlleistung wollte nicht nur TV-Zuschauern imponieren, sondern auch Personen, die durchaus eine gewisse Ausbildung in künstlerischen Dingen genossen hatten. Leider hat sich das peinlich betretene Geflüster aus diesen Zeiten nicht erhalten, und so schwelgt man jetzt wieder in diesem grotesken Meer der Scheusslichkeiten und denkt an den Massenmörder, der das alles schuf, wenn er nicht gerade mal wieder dem Bataillieren nachging - was ihm als Laster übrigens auch von engsten Beratern vorgeworfen wurde. Nur hat die bundesrepublikanische Führungsebene vermutlich zu wenig Bildung und Geschmack, hinter die peinlichen Kulissen zu schauen, und dort den Abschaum zu sehen. So einer wie der wäre heute ein Fall für Den Haag, und schon damals galt er vielen als höchst fragwürdig.

Das hier ist Bayreuth. Dort würde ich sofort einziehen, das sind die hübschesten Rokokoräume, die ich kenne, und weil sie von der Schwester dieser Unperson entworfen wurden, die bei gleich schlimmer Erziehung so anders, freundlich und friedliebend wurde, habe ich es mir bei der FAZ erlaubt zu fragen, ob denn all das Elend dieser Epoche jenseits von Bayreuth wirklich unvermeidlich war, ob man den Typen entschuldigen kann und ob es irgendeine Möglichkeit gibt, einen Staatsakt für diesen Massenmörder nicht für eine hirnverbrannte Angelegenheit zu halten.
Und die Antwort ist: Nein.
donalphons, 00:37h
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Donnerstag, 5. Januar 2012
Was ich will
Ich will eigentlich kein Land, in dem ein Bundespräsident das Freiwild von Dieckmann ist. Ich hätte lieber ein Land, in dem es weder so einen Bundespräsidenten noch so einen Dieckmann gibt.

Nachdem sich das nicht realisieren lässt, denke ich auch öfters an ein Land, in dem ich die Sprache so schlecht verstehe, dass ich vieles einfach nicht mitbekomme. Dafür brauche ich Geld, ich will es mir aber nicht bei Freunden leihen, sondern verdienen - und bei der FAZ habe ich auch eine gute Idee, wie ich an 250.000 britische Peseten komme.

Nachdem sich das nicht realisieren lässt, denke ich auch öfters an ein Land, in dem ich die Sprache so schlecht verstehe, dass ich vieles einfach nicht mitbekomme. Dafür brauche ich Geld, ich will es mir aber nicht bei Freunden leihen, sondern verdienen - und bei der FAZ habe ich auch eine gute Idee, wie ich an 250.000 britische Peseten komme.
donalphons, 13:38h
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Montag, 2. Januar 2012
Was noch zu tun ist
Ich finde es unerträglich, wie jene, die ansonsten dauernd bevorzugt werden, in den Weihnachts- und Neujahrsansprachen mit allen anderen in einen Topf geworfen werden, als lebten wir nicht in einer Klassengesellschaft. Deshalb habe ich das, wozu andere zu feige sind, obwohl ihnen unsereins die Backsteinbude finanziert und den Dienstwagen bezahlt, bei der FAZ aufgeschrieben.
Und dann habe ich noch eine Frage an die graphisch Versierten: Kann mir jemand sagen, wie die Schrift auf diesem Rad ("Neri") heisst, und wer solche Buchstaben als Aufkleber machen könnte?
Und dann habe ich noch eine Frage an die graphisch Versierten: Kann mir jemand sagen, wie die Schrift auf diesem Rad ("Neri") heisst, und wer solche Buchstaben als Aufkleber machen könnte?
donalphons, 00:22h
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Freitag, 30. Dezember 2011
Mit einem Rodel kann man keinen Berg antreiben
Diese letzte Rodeltour des Jahres hat mitunter nicht ganz wenig Ähnlichkeit zu manchen beruflichen Ereignissen von 2011.

2011 war in Kommentaren und Leserbeteiligung gerechnet das erfolgreichste Jahr bislang. In absoluten Zahlen, aber auch in relativen Zahlen.

Nie wurden mehr Kommentare pro Besuche abgegeben. Das ist das, was man so gemeinhion als "Awareness" und "Stickyness" bezeichnet. Ich sehe darin eher so etwas wie ein gewisses Wohlbefinden. Für den Text werde ich bezahlt, die Kommentare sind Privatvergnügen.

Klingt gut, ist es aber nicht. Deshalb: Die Gesamtleistung relativ zum wachsenden Markt war eher nicht so toll, um es vorsichtig zu sagen. Und das, obwohl das Wachstum im Internet auch durch die Erschliessung neuer, zumeist älterer Leserschichten entsteht.

Das müsste sich eigentlich positiv bei jenen Angeboten niederschlagen, die gute Angebote für diese Zielgruppe haben - oder was man gemeinhin davon hält. Wie man sieht, hat das aber nicht wirklich funktioniert. Die Rolle im Gedruckten kommt im Internet nicht zur Geltung. Ausnahmen gibt es, ich betreibe eine dieser Ausnahmen. Aber die haben insgesamt keine Bedeutung. Man kann natürlich auch die Methodik dieser Untersuchung angreifen, und es gibt Parameter, die darin nicht auftauchen, wie etwa die Verweildauer, oder die sinnlosen, nicht lesenden Besucher über Google - das Ergebnis ist trotzdem eindeutig.

Was ich sehr oft höre ist: Dich lese ich da gern. Medientheoretiker würden sagen, dass meine Leser selektiv vorgehen. Ich merke das vor allen an den Zahlen, die ich erreiche, wenn der Beitrag längst von der Hauptseite verschwunden ist. Es gibt eine relativ grosse Zahl an Lesern, die das Blog suchen. Das Blog. Und nicht das, was dort auch angeboten wird.

Eine gewisse Selektion ist normal, aber in gesättigten Märkten wäre es dann eigentlich die Kunst, darüber hinaus den gewollten Angeboten weitere Objekte zur Seite zu stellen, die diese Selektion aufweichen, damit die Sympathie auf den Rest überspringt, hin zu einer Informations- und Erfahrungswelt. Die Süddeutsche ist in dieser Strategie inzwischen Marktführer, klüger macht es meines Erachtens die Zeit, weil es dort dezenter abläuft.

Die spannende Geschichte wäre, marktwirtschaftlich gesagt, wie man aus den Kunden, die freiwillig kommen, Kunden macht, die noch mehr mitnehmen. Das verlangt natürlich ein ganz anderes Denken als das Schachterlfüllen von Ressorts einer Zeitung, bei der das egal ist, denn gekauft ist gekauft, egal ob die Zeitung gelesen oder weggeworfen wird, ob jemand, der den Politikkommentar gelesen hat, auch noch die Opernrezension liest.

Im Internet dagegen entscheidet alleine der Leser, wie lange er bleibt, was er liest und wann er glaubt, dass sich eine Wiederkehr lohnt. Am Kiosk entscheidet die erste Seite. Im Internet entscheidet die langfristige Qualität, das Interesse und die Verständlichkeit. Es ist dann nicht mehr egal, ob der Leser vergrätzt ist. Der Leser muss das nicht nur kaufen, er muss es auch mögen.

Das Medium muss, grob gesagt, von einer respektierten Instanz zu einem geschätzten Begleiter gewandelt werden. Die Instanz besucht man mit etwas Pech, wie man den Opa zum 80. Geburtstag besucht, oder das Gericht auf Ladung oder den Supermarkt, weil man einkaufen muss, oder das Amt, weil man einen Pass braucht. Vielleicht so, wie man eine gewisse Zeitung kauft, um etwas ausdrücken zu wollen. Im Internet ist die Entscheidung dagegen sehr viel freier. Es gibt kein Gericht mehr, keine Urteile und kein Definitionsmonopol. Man muss anders überzeugen.

Und zwar dort, wo sich die Leser rumtreiben. Das verlinkte Debakel nach Zahlen weiter oben kann man eigentlich auch recht schön damit erklären, dass keine Ansätze erkennbar sind, dem Leser irgendwie nachzukriechen, wie das die meisten inzwischen durchaus machen. Oder anders gesagt: Dem Leser nicht mehr wie einem Hund den Textknochen hinwerfen. Statt dessen gibt es mehr Unübersichtlichkeit, kleinere Bilder und ein paar Klickschindereien, die bei den Kommentaren bei normalen Beiträgen deutlich zeigen, dass sie wirklich enorm unwichtig sind.

Wenn man dort die Kommentare aufruft, sieht man, dass sie komplett geladen werden. Man kann sie frei im Quelltext lesen. Einen Moment sind sie auch in HTML sichtbar, und dann schnappt das Layout die Texte wieder weg, und es bleiben nur die Überschriften. Wer lesen will, muss klicken.

Und das im Jahr 2011. Sicher, es bringt "Klicks" von denen, die man noch hat. Es ist eine Art Mausdrück-Optimierung der Bestandskunden. Aber es sind keine neuen Leser und kein Einfluss und vor allem: Keine Zukunft. Ein PI-Deckmantel vor einer Entwicklung, die sich eben nicht in steigenden Marktanteilen niederschlägt. Das wäre vielleicht anders, wenn der Bestandskunde statt des verbarrikadierten Threads weitere gute Themen fände, die dort sind, weil er dort ist.

Ich halte meinen Kommetarschnitt von 2011 mit über 200 pro Beitrag nicht für aussergewöhnlich. Ich denke, das ist eher so etwas wie ein guter Durchschnitt, den man auch realisieren könnte, wenn woanders die Leserbetreuung nicht daraus bestehen würde, Kommentare zu verstecken. Ich lese auch an anderen Stellen die Blogs - ich kenne kein angenehmeres Publikum als bei der FAZ, und es ist eine Freude, mit ihnen zu reden.

Aber ich sehe auch, ich weiss es, ich höre es, dass sie abwandern. Nicht weg von mir, aber in anderen Bereichen zu anderen Angeboten, die mit den Lesern nicht umgehen, als hätten sie in einem Lager noch ein paar Millionen andere, die später klicken, wenn die aktuellen Leser weg sind. Mitunter höre ich ein leises Grummeln, wenn sich meine Kommentatoren bei mir über andere Texte beschweren, bei denen ihre Kommentare nicht durchkommen würden: Das mag für die einen eine Beleidigung sein, für mich ist es Ausdruck einer scheiternden Kundenbeziehung.Und da hat der Kunde nun mal recht, denn er muss kaufen.

Es werden nicht mehr kommen. Die Epoche der Marktentwicklung ist vorbei, was jetzt kommt, ist die Epoche des Kampfes um Marktanteile. SPON? Stellt ein wie blöd. Welt Online? Stellt ein. Süddeutsche.de? Sucht. Zeit? Her mit den neuen Leuten. Bis 2011 konnte man wenigstens noch sagen: OK, wir haben verloren, schauen wir, dass wir 2012 wieder durchstarten. Heute muss man eher sagen: 2012 sind da draussen genug andere, die ihre ganze Kraft darauf ausrichten, die Schwächeren weiter absacken zu lassen.

Das alles sind keine Geschäftsgeheimnisse, es ist offensichtlich, und mir - nun, mir könnte es egal sein. Ich bin wie ein Rodler, ich finde meinen Weg, ich kämpfe mich hoch und weiss, wie ich schnell durch die Kurven der Diskurse eile. Aber es treibt den Berg nicht an. Dem Berg kann und soll das natürlich egal sein. So gesehen sind der Berg und ich in Einklang.

In der realen Welt... nun, die Medienkrise ist ein wenig so wie die Klimakatastrophe, es gibt Winter wie 2010, wo man nicht daran glauben mag, und Winter wie diesen, wo Ende Dezember noch nicht mal die ersten Berge richtig voller Schnee sind. Nie mehr aber wird es so sein wie vor 100 Jahren, als der See regelmässig zugefroren ist. Man muss sich dazu etwas einfallen lassen, sonst kann man den Winter als touristische Saison vergessen. Wer meint, dass er den Dauergästen drei grüne Winter präsentieren kann, ohne dass es Ersatzangebote gibt, während zwei Täler weiter die Bergwege vom Schnee funkeln, wird schnell am Ende sein, denn die Gäste ziehen weiter, wo die Schneeversprechen schöner sind. Für Print ist das Internet, und im Internet wiederum die interessantesten Onlineangebote, die inzwischen durchaus der Dauerbespassung in Skiarenen ähneln. Auch dort gibt es solche und solche, es gibt grandiose Destinationen für Ballermänner und andere für Ehrenmänner.

Aber die Berge sind auch voll von verfallenen und umgebauten Grandhotels, die nicht mal mehr als Dorfdico herhalten. Das alles dauerte auch Jahre und Jahrzehnte, aber wer im einst mondänen Brennerbad schwimmen möchte, findet an der Stelle nur ein Umspannwerk, und das erste legendäre Haus in Meran ist heute eine Schule.
Und vor jedem Verfall war früher auch die Überzeugung, man könnte bestehen, wenn man immer so weiter macht. Jedesmal, wenn ich so etwas sehe, sage ich mir: So schade. Das ist auch das, was ich sage, wenn ich an 2011 zurückdenken werde. Es war ein gutes, erfolgreiches Jahr, und es hat nichts geholfen.

2011 war in Kommentaren und Leserbeteiligung gerechnet das erfolgreichste Jahr bislang. In absoluten Zahlen, aber auch in relativen Zahlen.

Nie wurden mehr Kommentare pro Besuche abgegeben. Das ist das, was man so gemeinhion als "Awareness" und "Stickyness" bezeichnet. Ich sehe darin eher so etwas wie ein gewisses Wohlbefinden. Für den Text werde ich bezahlt, die Kommentare sind Privatvergnügen.

Klingt gut, ist es aber nicht. Deshalb: Die Gesamtleistung relativ zum wachsenden Markt war eher nicht so toll, um es vorsichtig zu sagen. Und das, obwohl das Wachstum im Internet auch durch die Erschliessung neuer, zumeist älterer Leserschichten entsteht.

Das müsste sich eigentlich positiv bei jenen Angeboten niederschlagen, die gute Angebote für diese Zielgruppe haben - oder was man gemeinhin davon hält. Wie man sieht, hat das aber nicht wirklich funktioniert. Die Rolle im Gedruckten kommt im Internet nicht zur Geltung. Ausnahmen gibt es, ich betreibe eine dieser Ausnahmen. Aber die haben insgesamt keine Bedeutung. Man kann natürlich auch die Methodik dieser Untersuchung angreifen, und es gibt Parameter, die darin nicht auftauchen, wie etwa die Verweildauer, oder die sinnlosen, nicht lesenden Besucher über Google - das Ergebnis ist trotzdem eindeutig.

Was ich sehr oft höre ist: Dich lese ich da gern. Medientheoretiker würden sagen, dass meine Leser selektiv vorgehen. Ich merke das vor allen an den Zahlen, die ich erreiche, wenn der Beitrag längst von der Hauptseite verschwunden ist. Es gibt eine relativ grosse Zahl an Lesern, die das Blog suchen. Das Blog. Und nicht das, was dort auch angeboten wird.

Eine gewisse Selektion ist normal, aber in gesättigten Märkten wäre es dann eigentlich die Kunst, darüber hinaus den gewollten Angeboten weitere Objekte zur Seite zu stellen, die diese Selektion aufweichen, damit die Sympathie auf den Rest überspringt, hin zu einer Informations- und Erfahrungswelt. Die Süddeutsche ist in dieser Strategie inzwischen Marktführer, klüger macht es meines Erachtens die Zeit, weil es dort dezenter abläuft.

Die spannende Geschichte wäre, marktwirtschaftlich gesagt, wie man aus den Kunden, die freiwillig kommen, Kunden macht, die noch mehr mitnehmen. Das verlangt natürlich ein ganz anderes Denken als das Schachterlfüllen von Ressorts einer Zeitung, bei der das egal ist, denn gekauft ist gekauft, egal ob die Zeitung gelesen oder weggeworfen wird, ob jemand, der den Politikkommentar gelesen hat, auch noch die Opernrezension liest.

Im Internet dagegen entscheidet alleine der Leser, wie lange er bleibt, was er liest und wann er glaubt, dass sich eine Wiederkehr lohnt. Am Kiosk entscheidet die erste Seite. Im Internet entscheidet die langfristige Qualität, das Interesse und die Verständlichkeit. Es ist dann nicht mehr egal, ob der Leser vergrätzt ist. Der Leser muss das nicht nur kaufen, er muss es auch mögen.

Das Medium muss, grob gesagt, von einer respektierten Instanz zu einem geschätzten Begleiter gewandelt werden. Die Instanz besucht man mit etwas Pech, wie man den Opa zum 80. Geburtstag besucht, oder das Gericht auf Ladung oder den Supermarkt, weil man einkaufen muss, oder das Amt, weil man einen Pass braucht. Vielleicht so, wie man eine gewisse Zeitung kauft, um etwas ausdrücken zu wollen. Im Internet ist die Entscheidung dagegen sehr viel freier. Es gibt kein Gericht mehr, keine Urteile und kein Definitionsmonopol. Man muss anders überzeugen.

Und zwar dort, wo sich die Leser rumtreiben. Das verlinkte Debakel nach Zahlen weiter oben kann man eigentlich auch recht schön damit erklären, dass keine Ansätze erkennbar sind, dem Leser irgendwie nachzukriechen, wie das die meisten inzwischen durchaus machen. Oder anders gesagt: Dem Leser nicht mehr wie einem Hund den Textknochen hinwerfen. Statt dessen gibt es mehr Unübersichtlichkeit, kleinere Bilder und ein paar Klickschindereien, die bei den Kommentaren bei normalen Beiträgen deutlich zeigen, dass sie wirklich enorm unwichtig sind.

Wenn man dort die Kommentare aufruft, sieht man, dass sie komplett geladen werden. Man kann sie frei im Quelltext lesen. Einen Moment sind sie auch in HTML sichtbar, und dann schnappt das Layout die Texte wieder weg, und es bleiben nur die Überschriften. Wer lesen will, muss klicken.

Und das im Jahr 2011. Sicher, es bringt "Klicks" von denen, die man noch hat. Es ist eine Art Mausdrück-Optimierung der Bestandskunden. Aber es sind keine neuen Leser und kein Einfluss und vor allem: Keine Zukunft. Ein PI-Deckmantel vor einer Entwicklung, die sich eben nicht in steigenden Marktanteilen niederschlägt. Das wäre vielleicht anders, wenn der Bestandskunde statt des verbarrikadierten Threads weitere gute Themen fände, die dort sind, weil er dort ist.

Ich halte meinen Kommetarschnitt von 2011 mit über 200 pro Beitrag nicht für aussergewöhnlich. Ich denke, das ist eher so etwas wie ein guter Durchschnitt, den man auch realisieren könnte, wenn woanders die Leserbetreuung nicht daraus bestehen würde, Kommentare zu verstecken. Ich lese auch an anderen Stellen die Blogs - ich kenne kein angenehmeres Publikum als bei der FAZ, und es ist eine Freude, mit ihnen zu reden.

Aber ich sehe auch, ich weiss es, ich höre es, dass sie abwandern. Nicht weg von mir, aber in anderen Bereichen zu anderen Angeboten, die mit den Lesern nicht umgehen, als hätten sie in einem Lager noch ein paar Millionen andere, die später klicken, wenn die aktuellen Leser weg sind. Mitunter höre ich ein leises Grummeln, wenn sich meine Kommentatoren bei mir über andere Texte beschweren, bei denen ihre Kommentare nicht durchkommen würden: Das mag für die einen eine Beleidigung sein, für mich ist es Ausdruck einer scheiternden Kundenbeziehung.Und da hat der Kunde nun mal recht, denn er muss kaufen.

Es werden nicht mehr kommen. Die Epoche der Marktentwicklung ist vorbei, was jetzt kommt, ist die Epoche des Kampfes um Marktanteile. SPON? Stellt ein wie blöd. Welt Online? Stellt ein. Süddeutsche.de? Sucht. Zeit? Her mit den neuen Leuten. Bis 2011 konnte man wenigstens noch sagen: OK, wir haben verloren, schauen wir, dass wir 2012 wieder durchstarten. Heute muss man eher sagen: 2012 sind da draussen genug andere, die ihre ganze Kraft darauf ausrichten, die Schwächeren weiter absacken zu lassen.

Das alles sind keine Geschäftsgeheimnisse, es ist offensichtlich, und mir - nun, mir könnte es egal sein. Ich bin wie ein Rodler, ich finde meinen Weg, ich kämpfe mich hoch und weiss, wie ich schnell durch die Kurven der Diskurse eile. Aber es treibt den Berg nicht an. Dem Berg kann und soll das natürlich egal sein. So gesehen sind der Berg und ich in Einklang.

In der realen Welt... nun, die Medienkrise ist ein wenig so wie die Klimakatastrophe, es gibt Winter wie 2010, wo man nicht daran glauben mag, und Winter wie diesen, wo Ende Dezember noch nicht mal die ersten Berge richtig voller Schnee sind. Nie mehr aber wird es so sein wie vor 100 Jahren, als der See regelmässig zugefroren ist. Man muss sich dazu etwas einfallen lassen, sonst kann man den Winter als touristische Saison vergessen. Wer meint, dass er den Dauergästen drei grüne Winter präsentieren kann, ohne dass es Ersatzangebote gibt, während zwei Täler weiter die Bergwege vom Schnee funkeln, wird schnell am Ende sein, denn die Gäste ziehen weiter, wo die Schneeversprechen schöner sind. Für Print ist das Internet, und im Internet wiederum die interessantesten Onlineangebote, die inzwischen durchaus der Dauerbespassung in Skiarenen ähneln. Auch dort gibt es solche und solche, es gibt grandiose Destinationen für Ballermänner und andere für Ehrenmänner.

Aber die Berge sind auch voll von verfallenen und umgebauten Grandhotels, die nicht mal mehr als Dorfdico herhalten. Das alles dauerte auch Jahre und Jahrzehnte, aber wer im einst mondänen Brennerbad schwimmen möchte, findet an der Stelle nur ein Umspannwerk, und das erste legendäre Haus in Meran ist heute eine Schule.
Und vor jedem Verfall war früher auch die Überzeugung, man könnte bestehen, wenn man immer so weiter macht. Jedesmal, wenn ich so etwas sehe, sage ich mir: So schade. Das ist auch das, was ich sage, wenn ich an 2011 zurückdenken werde. Es war ein gutes, erfolgreiches Jahr, und es hat nichts geholfen.
donalphons, 00:44h
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