Grenzen der Zukunft

So beliebt waren Blocks, so modern und fortschrittlich erschienen Appartments, dass selbst in der dummen, kleinen Stadt an der Donau bekannte Leute dort einzogen. Architekten. Politiker. Ärzte. Das galt als die Zukunft, was heute gemeinhin als das schlechte Viertel gilt. An einer anderen Schule war eine Arzttochter, bei der ein Freund eines Nachts fensterln gehen wollte. Das ist im Oberland bei den niedrigen Kaschemmen der Mägde vermutlich kein Problem, aber die Holde wohnte im brutalistischen Vorzeigeobjekt von 1968 im 7. Stock hinter einem Überhang, da ist alkoholisiertes Fensterln auch mit Baugerüst keine gute Idee. Nun ja, ich konnte ihn davon abhalten, und so wurde er kein weiterer Selbstmord im falschen Bauen, das bei der FAZ beschrieben wird.



Das Haus, in dem ich wohne, verhinderte bei uns die Teilnahme an diesem teuren Herdentrieb, denn es ist gross, und die Wohnung war vorhanden, und warum sollte man woanders zahlen, was es hier im Überfluss gab. Nicht neu natürlich, nicht mit riesigen Glasflächen und ohne Tiefgarage und Lift, aber damals gab es, man mag es kaum glauben, keinerlei Parkverbot in der Altstadt, und auch keinen Vandalismus. Aber viele zogen weg, die erste Welle in die Blocks und die zweite dann ins Westviertel, in nur selten dichte Bungalows, und in der Stadt blieben nur Bäcker, Handwerker, Metzger und einige schrullige Typen. Als ich hierher zurück gezogen bin, vor nunmehr auch schon über 20 Jahren, galt das noch als sehr seltsam. Aber alles ändert sich, heute ist es scbick, und gleichzeitig käme auch keiner mehr auf die Idee, geschmacklose Bonzen mit normalen Gewerbetreibenden gleichzusetzen, wie ich in der FAZ blogge.



Die blieben in den alten Häusern und starben aus, und deshalb brauchen wir dringend neue Vorverurteilungen und Vorurteile, wir, die wir wieder dort sitzen, wo wir schon immer sassen. Wir brauchen Grenzen des Wachstums und Stacheldraht für jene, die darüber hinaus wollen. Neue Feinde für alte Fronten. So schaut es aus.

Sonntag, 15. Januar 2012, 23:41, von donalphons | |comment

 
Stacheldraht wird nicht genügen ...

... link  


... comment
 
Der Herr im unteren Bild gefällt mir sehr gut. Eine Neuerwerbung? Passt tonal auch gut zum Tisch daneben.

... link  

 
Ich dachte schon, es sei Balzac nach einer rigorosen Diät !

... link  

 
Nikolai Gogol fiel mir spontan ein.
Nach dem Bilder-Gugeln war ich baff erstaunt: diese Ähnlichkeit!

... link  

 
Also der mit Schnurres... frappierende Ähnlichkeit... vielleicht ja ein früher Verwandter?

http://cdn3.spiegel.de/images/image-291416-panoV9free-behl.jpg

:-)

... link  

 
Irgend ein Berliner Akademiker/Jurist aus der Zeit um 1830...

... link  


... comment