: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 24. Januar 2011

Tu felix Italia

Politisch betrachtet ist Berlusconi natürlich eine blanke Katastrophe. Grauenvoll, dass sowas an der Macht ist.

Aber jetzt mal als reine nationale Skandalnudel gesehen, finde ich das Gespann "Berlusconi und sein Bunga Bunga Club" gar nicht so schlimm. Klar, Harem, Sexismus, Erpressung, perverse Spiele - aber immerhin, kann man sagen: Der Mann hat seinen Spass und zahlt dafür.

Ich will Berlusconi auch gar nicht verteidigen oder relativieren, und wenn es nicht gerade jetzt, hier und heute wäre, würde ich mich auch mehr empören.

Aber wenn man das italienische Skandalgespann mit dem deutschen Äquivalent vergleicht: Ein weiter rechts als Berlusconi stehender, auch nicht gerade übermässig gebildeter Eugenikvertreter, Rassentheoriehaber, Klassengesellschaftsforderer und Systemapparatschik namens Sarrazin zusammen mit einer Frau, deren Unterrichtsmethoden wohl ebenso ungewöhlich waren wie die Behauptung, sie werde nun wegen des Erfolgs ihres Mannes gemobbt - und das, obwohl schon seit 10 Jahren oder länger Klagen über sie anhalten...

Also, jetzt mal so direkt im Vergleich... Berlusconi ist halt ein alter, chauvinistischer Lustgreis, aber mit einem gewissen Unterhaltungswert der Commedia dell'Arte. Sarrazin und Frau sehen mir eher aus, wie eine unerwünschte Neuinszenierung der Tragödie der Deutschen in der Bild-Version.

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Mittwoch, 19. Januar 2011

Man nenne sie nur noch

Bundesfamilienministeriumswölbbauch.

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Montag, 17. Januar 2011

Die Marktwirtschaft hat immer recht

Ich persönlich glaube nicht so richtig an die Fähigkeit der Märkte, vernünftig Preise festzusetzen. Nur mal zwei Beispiele: Jeder Facebooknutzer ist angeblich 100 Dollar wert. Man muss sich nur vergegenwärtigen, wie die Leistung zur Schaffung so einen Accounts aussieht. 100 Dollar? Aber bitte. Oder Apple. Ein riesiger Technologiekonzern, so profitabel wie Drogenhandel und für seine überzeugten Kunden auch genau das. Kaum geht der Chef mal eine Weile ins Krankenhaus, ist die Firma einige Milliarden weniger wert.



Momentan fahre ich für jemanden, der nicht gerade reich ist, ein Pinarello ein. Das stand bei Ebay drin, und bis 300 Euro haben wir mitgeboten. Danach lieferten sich noch vier andere ein hitziges Bietergefecht bis knapp auf 600 Euro. Der Gewinner konnte oder wollte nicht bezahlen. Nur aus Interesse gab ich bei der Wiedereinstellung des Rades einen niedrigen Betrag ein, weniger als mein Verdienst für einen FAZ-Beitrag. Es hat problemlos gereicht, die anderen wollten nicht. Wie erklärt man bei ein und demselben Ding weit mehr als 100% Preisunterschied auf der gleichen Plattform?



Natürlich wäre es sehr viel teurer gewesen, wenn nicht die ein oder andere Kleinigkeit gefehlt hätte. Auch das ist so etwas, das ich nicht verstehe: Wie ein Mangel im Wert von ein paar Euro oder ein paar Minuten Schrauberei den Preis nach unten drücken kann. Man darf nicht vergessen: Dieses kaum gefahrene Pinarello kostete 2001 um die 2800 Euro. Kein Sattel? Keine neue Kette? Gleich ein, zwei hundert Euro billiger. Was die dadurch aussteigenden Marktteilnehmer raustreibt? Unfähigkeit? Desinteresse? Unwillen, sich die Hände schmutzig zu machen? Ein mir bekannter Radmechaniker erzählt, dass von Jahr zu Jahr die Geschäfte mit den Reparaturen besser laufen, und die Lebenszyklen der Räder kürzer werden. 10 Jahre sei schon ein recht hohes Alter für ein heutiges Rad.



Und dabei sind die Fortschritte seitdem minimal. Die Kettenblätter wurden etwas kleiner, aber das hat der Vorbesitzer ändern lassen - übrigens auch zu einem Preis, der höher als der Verkaufspreis war, die Rechnung lag bei. Statt 20 kann man heute 22 Gänge haben. Die Rahmen wiegen in dieser Preisklasse 100, 200 Gramm weniger. Wer jetzt nicht laufend die technisch-optische Entwicklung verfolgt, könnte denken, dass es ein modernes Rad ist. Auf den originalen Reifen sind etwas mehr als 1000 Kilometer, und nach Aussage des Marktes ist es am Ende seines Lebenszyklus angekommen. Der Markt hat es geschafft, dass ein Fahrrad höhere Kilometerkosten als eine hochmotorisierte S-Klasse hat. Ganz ehrlich: Ich bin nicht marktkompatibel. Ich begreife das nicht. Zumal es sich schön fährt, vielleicht ein wenig hart, wegen der flachen Carbongabel, aber wenn man nicht wüsste, was der Markt wollte, könnte man es kaum von einem 10 mal so teuren Neurad unterscheiden.



Es ist noch empfindlich kalt in der Januarsonne, 20 Kilometer müssen genugen, alles funktioniert, alles läuft rund. Auf der ersten Juraanhöhe erkennt man im Südwesten, zartrosa im Sonnenuntergang, die Berge des Allgäu. Über München versperrt die übliche Wolke aus Abgasen die Sicht.Von den drei totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts haben Faschismus und Kommunismus nicht überlebt, aber die Marktwirtschaft bestimmt immer noch alles, daran kann auch ich nichts ändern. Man darf nicht zu viel drüber nachdenken. Es macht einen nur krank. Aber selbst das ist vielleicht besser als einer der Wegwerfer, dieser SA-Mann der Marktwirtschaft.

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Samstag, 15. Januar 2011

Leben ohne Google

Heute Abend habe ich schnell begriffen, dass es mit mir und Google irgendwann vorbei sein wird. Ich ging einfach spazieren und las plötzlich das, was die Agentur vermutlich für einen schicken Claim hält:



Google Chrome ist etwas für Leute, die ihre Schleimpizza im Internet bestellen. Normale Leute rufen wenn dann entweder an oder gehen hin und tragen ihre Wünsche vor.Aber diese Datenspionagemaschine namens Chrome biedert sich Leuten an, die sogar das noch im Internet machen. In meinem Kopf entstehen Bilder von ungepflegten Vollbartträgern, die Karton für Geschirr und ihre ungewaschenen Dreckpfoten für Besteck halten, während in der Tasse daneben die Ablagerungen bis in das Perm zurückreichen.



Es gibt auch noch andere Anforderungen, die ich an Firmen stelle, und gutes Benehmen ist - siehe den netten Herrn Pierer von Siemens und den freundlichen Roland Berger - sicher nicht alles. Aber von so einer Klitsche möchte ich nicht dauerhaft abhängig sein. Ich bekomme richtig Lust, neues Goldrandgeschirr zu kaufen.

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Donnerstag, 13. Januar 2011

Transabsurdic

Es gehört zu den Gründungsmythen der USA, dass die Bewaffnung der Bürger erst den erfolgreichen Aufstand gegen die Briten erlaubt hätte. Daraus wird über 200 Jahre später das Recht abgeleitet, dass sich so ziemlich jeder eine Waffe kaufen kann, wie man bei uns eine Kirchweihnudel kauft.

Und wenn ich dann lese, dass selbst Medien wie die New York Times schreiben, Waffen seien ein Teil der "national culture", tendiere ich dazu zu glauben, dass es letztlich doch nicht so arg weit her ist mit dem Westen. In Italien ist das Jagen auch Volkssport, bei uns in der Familie gab es früher jede Menge Waffen für das Viecherabknallen - aber die Zeiten, da Waffen Teil der Alltagskultur waren, sind in Mitteleuropa einfach vorbei. Vorbei wie das Verbot der Scheidung, der Kuppelparagraph und die Leibeigenschaft. Am Hirschberg gibt es einen Förster, den ich ab und zu beim Aufstieg treffe - der hat sein Gewehr dabei. Netter Mann. Aber irgendwie fühlt man sich hierzulande blöd, wenn welche mit Waffen rumrennen. Dass ich vom täglichen "Training" sexuell frustrierter Psychokrüppel bei der virtuellen Ballerei zum Frustabbau auch nicht angetan bin, wird vom Wissen erleichtert, dass es nicht so leicht ist, hier an eine echte Waffe zu kommen.



Bei den Amerikanern habe ich dagegen den leisen Verdacht, dass die Sache mit dem Unabhängigkeitskrieg nur die eine halbwegs positive Sache ist, die man nach vorne stellt (wobei noch zu klären wäre, ob ein Verbleib unter britischer Herrschaft nicht dauerhaft die bessere Lösung gewesen wäre). Weniger laut wird man sagen, dass das gleiche Recht auch zum Lynchen half, oder zum amerikanischen Bürgerkrieg, oder für den Ku Klux Clan und zu allem anderen, wozu Waffen gut sind. Und ich frage mich, ob man das wirklich nur kleinredet, weil es einem peinlich ist.

Oder ob man das durchaus weiss und im Falle eines Falles durchaus bereit ist, so etwas nochmal zu tun. Vielleicht gibt es ja nicht nur eine national culture des Waffenbesitzes, sondern auch eine national culture des Bürgerkrieges und des Massakers. Nicht nur bei den Militias, sondern latent auch bei vielen anderen. Wenn bei uns ein Waffenlager gefunden wird, überlegt die Staatsanwaltschaft, ob es einen terroristischen Hintergrund hat; in den USA ist das legal, da muss man nicht nachdenken, das ist in Ordnung so.

Rein rechtlich, zufolge der national culture.

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Mittwoch, 12. Januar 2011

Trost und Zuspruch

Natürlich geht es in den Medien recht eng zu. Es gehört wenig dazu, etwa dem Focus mit seiner schwindenden Leserschaft schwere Tage vorherzusagen: Da werden sicher welche andere Arbeitsmöglichkeiten suchen müssen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, einen stramm konservativen und bildlastigen Kurs zu fahren, wenn die Kundschaft doch lieber lange Texte und neue Ideen wünscht.

Aber auch in schweren Zeiten kann man sich sagen: Hey, immerhin geht auch das Myspace-Team über die Wupper! Wer sagt denn, dass nur Zeitschriften krepieren.

Und wenn in zwei Jahren die FTD dann doch endlich die Grätsche macht, können sie vielleicht auf die verrammelten Türen bei StudiVZ verweisen, bei denen es auch steil nach unten geht. Sie gehen nie allein.

Und weil sich früher auch keiner vorstellen konnte, wie man friendster, myspace, werkenntwen und facebook aufhalten sollte, weil man früher den braunen Socken Murdoch als Genie rühmte, da er myspace "billig" kaufte - wäre ich gar nicht überrascht, wenn sich Mediengekriselte in fünf Jahren am Leid von Exfacebookern erfreuen könnten.

Hilft zwar nicht den Medien, aber es ist angenehm zu wissen, dass die Konkurrenz auch krepiert.

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Sonntag, 9. Januar 2011

Die Einzeltäter und ihre Mittäter

Solche Attentate und ihre Vorgeschichte wie in Arizona sind es, warum es mir zunehmend schwer fällt, von "Westen" zu sprechen. Mal ehrlich: Was ist an Broder, Palin, PI-News, Fox, Gingrich, fanatischen Abtreibungsgegnern, die Tea Party, Antideutschen, Lobbyisten in Brüssel, käuflichen Politikern, der BayernLB und der Bildzeitung noch "westlich" im klassischen Sinne? Für ewas stehen diese Leute, und warum gibt es nicht mehr Mittel, sie an die Wand zu quetschen? Was die darstellen, entspricht nicht mal den Anforderungen des Sozialkundeunterrichts eines bayerischen Gymnasiums.

Vieles von dem, was in Amerika gerade Furore macht, muss früher irgendwie versteckt gewesen sein; es gab zwar irre Politiker und Staatskriminelle, aber was da heute hochkommt, macht das nicht aus Machtgeilheit, sondern weil sie es einfach für richtig halten. Und der Dreck ist längst unter uns: Man muss nicht auf white supremacists zeigen, wenn ein Parteikarrierist mit rassistischen Codes und Lügen einen Bestseller schreiben kann, aber seine Partei nicht in der Lage ist, sich schneller von diesem erbärmlichen Fehler zu trennen. Für den Westen wollen Leute wie Strache in Österreich und Wilders in den Niederlanden stehen, und ich habe keinen Zweifel, dass sie und ihre braunen Horden irgendwann anfangen werden, ihren Westen notfalls auch mit Gewalt durchzusetzen. Es sind dann natürlich immer nur verwirrte Einzeltäter, in Arizona, bei den Ortstafelanschlägen in Österreich, beim jüngsten Brandanschlag in Berlin. Immer diese verwirrten Einzeltäter. Nie der stichwortgebende Mob.

Und ich frage mich, wie man diesen Dreck wieder aus der politischen Agenda bekommt. Ein anderer Präsident als Obama hätte vielleicht jetzt die Möglichkeit genutzt, einmal kräftig aufzuräumen und die Tea Party und ihre Mordaufrufer klein zu machen. Aber nachdem er nicht mal Wikileaks strategisch genutzt hat, um sich von Bush und seinem Versagen abzusetzen, sondern auch noch solchen Leuten in die Hände spielt, ist da nichts zu erwarten. Da passiert nichts mehr. Da ist kein Wille, das Pack zu stellen und zu vertreiben. Noch nicht mal jetzt.

Die einen okkupieren den Westen, die anderen sind zu schwach, ihn zu behaupten. Sie nennen sich nicht mehr Faschisten, aber ihre Einzeltäter sind immer noch tödlich.

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Donnerstag, 6. Januar 2011

Finger weg von Social Media

Früher war die FDP die Partei der Mittelständler, der Rechtsanwälte, Apotheker, Notare und Steuerberater. Inzwischen verkommt sie zur Partei der Pressesprecher und Hilfslobbyisten, und Hamburg macht da keine Ausnahme: Dort hat man eine gewisse Frau Suding, freischaffende Kommunikationsberaterin, dazu gewählt, die FDP in der Bedeutungslosigkeit zu belassen. Vermutlich dachte man: Was bei der Koch-Mehrin geht, klappt sicher auch in Altona. Es gibt enorm viele, sehr schöne Bilder von Frau Suding im Netz. Da haben die Zahnaufweisser mindestens so viel geleistet, wie die Diäteinhaltung.

Und dann gibt es noch einen Flickr-Stream der FDP Hamburg mit Suding/Chimp/GWBush-Lookalike Contest. Normelerweise landen solche Bilder in den Giftschränken der Medien, um beim Sturz der Person ausgegraben zu werden.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sich die Kommunikationsberaterinnen seit der New Economy einfach nicht geändert haben. Irgendwer sagte da sicher: Ey wir brauchen Social Media! Digicam rulez! Und so kommt das dann. Übrigens ist auch der Rest des Streams nicht gerade, äh, Wahlwerbung. Sondern wenig hilfreich ehrlich.

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Dienstag, 4. Januar 2011

Deppen4Deppen

Also, ich finde es ja super, dass der Westerwelle Chef der FDP bleibt - erstens passen der und die Partei wirklich gut zusammen, und zweitens ist die Kombination von diesen Unerträglichkeiten auch gut für die Erkenntnisfindung des blöden Wahlvolks.

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Freitag, 31. Dezember 2010

Das beschleunigende Ende der EU

Nicht als Staatengemeinschaft, das ist wirklich nicht zu stoppen, aber als Projekt, dem ich Interesse entgegenbringe.

Da hatten wir erst mal die Aufnahme von Griechenland in einen Euroraum mit Stabilitätskriterien, den die Wirtschaft wollte, und bei dem niemand auch nur einen Moment daran geglaubt hat, man meine es ernst mit der Umsetzung der Kriterien.

Da war das Einknicken vor dem braunschwarzen Regime in Österreich.

Da war das Versagen und die Mitschuld bei den Balkankriegen.

Da war die Arschkriecherei nach dem 11. September gegenüber Bush.

Da war die Unfähigkeit, Pack wie Berlusconi an die Wand zu drücken, bis es politisch verendet.

Da war die Förderung oder zumindest Duldung eines EU-Liechtensteins mit den irischen Steuergesetzen.

Da war die Liebedienerei vor "den Märkten" seit der Krise.

Da waren Rettungsschirme, die schnell wieder gerettet werden mussten.

Da waren "Vertreter" wie die PR-Tante Koch-Mehrin.

Da muss man sich nicht wundern, wenn die ungarischen Totalitaristen in die Europäische Volkspartei statt zum Zusammenschluss der Nazis gehen, und der Rest zu feige ist, denen ihre Unterdrückungsgesetze um den Schädel zu schlagen.

Mit Estland wird ein neuer Pleitekandidat Mitglied des Euroraumes.

Ich glaube, dass man, um Europa zu retten, erst mal diese EU zertrümmern und dann nochmal neu aufbauen sollte. Mit klaren Regeln und Kompetenzen für seine Bewohner, und nicht als Selbstbedienungsladen für den Dreck aus PR, Lobbyisten, Wirtschaft, Politik und externen Interessensgruppen wie dem State Department. Diese EU ist nicht Europa, sie ist einfach nichts, von dem ich regiert werden möchte.

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