Sonntag, 30. Mai 2010
Versager im Vergleich
Ich glaube nicht, dass das Urteil er Geschichte über Hugo Chavez allzu positiv ausfallen wird. Chavez hat unterwegs zu viele Fehler gemacht, und nicht alles ist nur die traditionell schlechte PR marxistischer Herrscher in den westlichen Medien. Ich will aber keinen Hehl daraus machen, dass ich Chavez weit, weit vor George Bush jr. sehe.
Aber der ist ja nun nicht mehr im Amt, und statt dessen haben wir Herrn Obama, dem gegenüber ich vor früher Zeit an eher kritisch eingestellt war, da zu visionär und zu wenig konkret, was bei einem Politiker immer ein schlechtes Zeichen ist. Die Ergebnisse - eine die Pharmalobby begünstigende Gesundheistreform, wachsweiche und sehr späte Gesetze fürgegen die organisierten Kriminellen der Wall Street, das Aufkommen rechtsextremer Bewegungen, Niedergang einer auf den Wechsel hoffenden Mehrheit - sieht man auch ohne Blick auf das Bohrloch der Deepwater Horizon, jenes braune Suppe auskotzende Debakel, das sehr zu Amerrika passt. Jenes Drama, das letztlich nur einen Teil der Ölstrategie genau dieses Präsidenten darstellt, der Genehmigungen für ähnliche Projekte ohne mit der Wimper zu zucken erteilt hat.

Und angesichts des gigantischen Skandals und des auf allen Ebenen sichtbaren Versagens inclusive korrupter Machenschaften kann man natürlich jetzt schon eine Frage stellen: Was ist besser - die Verstaatlichung solcher Konstrukte oder das Vertrauen auf eine sogenannte Marktwirtschaft, die das alles besser kann, weil sie den vernünftigen Regeln des Marktes unterworfen ist. The Chavez way oder the American way. Im Prinzip müsste es nach meinem Empfinden die Möglichkeit geben, im Notfall nicht nur Banken, sondern auch Firmen zu enteignen und unter Staatskontrolle zu stellen. Aber dazu wird es nicht kommen - Obama wird nicht einmal versuchen, das Desaster als Anlass zu einer echten Wende in Sachen Umweltschutz zu nehmen. Diese Präsidentschaft ist angesichts der Möglichkeiten ein wirkliches Debakel, viel schlimmer als alles, was Chavez anstellen konnte. Der hat den Typen wenigstens mal gezeigt, dass er auch anders kann.
Unabhängig davon frage ich mich natürlich auch, ob die deutsche Atomaufsicht und die Versorger genauso arbeiten wie BP und die verantwortlichen US-Stellen.
Aber der ist ja nun nicht mehr im Amt, und statt dessen haben wir Herrn Obama, dem gegenüber ich vor früher Zeit an eher kritisch eingestellt war, da zu visionär und zu wenig konkret, was bei einem Politiker immer ein schlechtes Zeichen ist. Die Ergebnisse - eine die Pharmalobby begünstigende Gesundheistreform, wachsweiche und sehr späte Gesetze fürgegen die organisierten Kriminellen der Wall Street, das Aufkommen rechtsextremer Bewegungen, Niedergang einer auf den Wechsel hoffenden Mehrheit - sieht man auch ohne Blick auf das Bohrloch der Deepwater Horizon, jenes braune Suppe auskotzende Debakel, das sehr zu Amerrika passt. Jenes Drama, das letztlich nur einen Teil der Ölstrategie genau dieses Präsidenten darstellt, der Genehmigungen für ähnliche Projekte ohne mit der Wimper zu zucken erteilt hat.

Und angesichts des gigantischen Skandals und des auf allen Ebenen sichtbaren Versagens inclusive korrupter Machenschaften kann man natürlich jetzt schon eine Frage stellen: Was ist besser - die Verstaatlichung solcher Konstrukte oder das Vertrauen auf eine sogenannte Marktwirtschaft, die das alles besser kann, weil sie den vernünftigen Regeln des Marktes unterworfen ist. The Chavez way oder the American way. Im Prinzip müsste es nach meinem Empfinden die Möglichkeit geben, im Notfall nicht nur Banken, sondern auch Firmen zu enteignen und unter Staatskontrolle zu stellen. Aber dazu wird es nicht kommen - Obama wird nicht einmal versuchen, das Desaster als Anlass zu einer echten Wende in Sachen Umweltschutz zu nehmen. Diese Präsidentschaft ist angesichts der Möglichkeiten ein wirkliches Debakel, viel schlimmer als alles, was Chavez anstellen konnte. Der hat den Typen wenigstens mal gezeigt, dass er auch anders kann.
Unabhängig davon frage ich mich natürlich auch, ob die deutsche Atomaufsicht und die Versorger genauso arbeiten wie BP und die verantwortlichen US-Stellen.
donalphons, 00:06h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 21. Mai 2010
Welche Kursstürze?
Krisenzeiten sind Käuferzeiten, heisst es, aber nach meiner Beobachtung sieht es so aus:
Eine englische Silberkanne genau wie die drittletzte, die ich vor einem halben Jahr kaufte, ging gestern bei Ebay für das Doppelte weg. Nicht an mich.
Sunbeams: Wenn man sie bekommt, kosten sie 40, 50% mehr als zu jenem Zeitpunkt, als ich meinen kaufte. Aber in erheblich schlechterem Zustand.
Malerei des Rokoko: Ich habe hier noch etwas durch nicht eingelöste Schecks angespart, es ist nicht wenig - aber heute morgen wurde ich bei einer Auktion für eine wirklich kleine Dame vollkommen versägt. Bei 1200 gab ich auf, bei 4500 war Schluss. Und ich frage mich, warum ich nicht vor zwei Jahren in Nürnberg...
Gipsabgüsse klassicher Bildhauerei: Es gibt offensichtlich immer noch genug Zahnärzte mit Platz in ihrer Wohnung.
Alles, was billiger wird, sind blöde Aktien, auch heute wieder, blöde Rohstoffe, blöde Politiker, blöde Technik und Staaten, die kein Mensch braucht. Prima Zeiten, wenn man dumm und in Frankfurt Bankster ist, aber für einen Menschen wie mich sind das wirklich schlechte Zeiten.
Eine englische Silberkanne genau wie die drittletzte, die ich vor einem halben Jahr kaufte, ging gestern bei Ebay für das Doppelte weg. Nicht an mich.
Sunbeams: Wenn man sie bekommt, kosten sie 40, 50% mehr als zu jenem Zeitpunkt, als ich meinen kaufte. Aber in erheblich schlechterem Zustand.
Malerei des Rokoko: Ich habe hier noch etwas durch nicht eingelöste Schecks angespart, es ist nicht wenig - aber heute morgen wurde ich bei einer Auktion für eine wirklich kleine Dame vollkommen versägt. Bei 1200 gab ich auf, bei 4500 war Schluss. Und ich frage mich, warum ich nicht vor zwei Jahren in Nürnberg...
Gipsabgüsse klassicher Bildhauerei: Es gibt offensichtlich immer noch genug Zahnärzte mit Platz in ihrer Wohnung.
Alles, was billiger wird, sind blöde Aktien, auch heute wieder, blöde Rohstoffe, blöde Politiker, blöde Technik und Staaten, die kein Mensch braucht. Prima Zeiten, wenn man dumm und in Frankfurt Bankster ist, aber für einen Menschen wie mich sind das wirklich schlechte Zeiten.
donalphons, 15:41h
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Mittwoch, 19. Mai 2010
Ach, was, Dollar, Pfund...
Der wichtige Indikator, auf den man jetzt (mal wieder) achten sollte, ist der Schweizer Franken. Ich sehe offen gesagt nur noch wenig Spielraum für eine Aufwertung, insofern ist das jetzt sicher kein Aufruf mehr, noch schnell Euro zu verkaufen und in Graubünden ein Konto anzulegen, aber man weiss ja nie: Es gibt zwei meines Erachtens plausible Erklärungen für das Verbot von nackten Leerverkäufen, die eine ist das Ärgern der Spekulanten und das Vorzeigen der Foltermittel, die andere, dass man EU-intern mit der Möglichkeit eines Staatsbankrotts immer noch rechnet, Stichwort Spanien. Ich tendiere zur ersten Erklärung, aber falls ich nicht recht haben sollte, wird es eine massive Flucht in den Schweizer Franken geben, der jetzt schon auf Höhen ist, die der Schweiz nicht mehr gut tun. Vor zwei Jahren galt 1,45 CHF für den Euro noch als undenkbar, inzwischen sind wir bei 1,40, und das trotz Interventionen der Schweizer Nationalbank.
Was das für all die Carry Trades in Osteuropa bedeutet, ist eines der vegessenen Themen der aktuellen Bankenkrise; besonders Österreich steht da im Feuer, aber auch der ganze restliche Balkan und einige deutsche Banken. Es kann eigentlich niemanden geben, der einen noch stärkeren Franken haben will, und wenn der Euro doch weiter fallen sollte - dauerhaft auf Kurse von unter 1,35 Franken für den Euro - ist eine Kraft am Markt, die dort stärker reindrängt, als es eigentlich allen anderen recht sein kann. Und das sind dann sicher nicht nur die Deutschen, die panikartig in der Schweiz die letzten Goldvreneli kaufen gehen.
Was das für all die Carry Trades in Osteuropa bedeutet, ist eines der vegessenen Themen der aktuellen Bankenkrise; besonders Österreich steht da im Feuer, aber auch der ganze restliche Balkan und einige deutsche Banken. Es kann eigentlich niemanden geben, der einen noch stärkeren Franken haben will, und wenn der Euro doch weiter fallen sollte - dauerhaft auf Kurse von unter 1,35 Franken für den Euro - ist eine Kraft am Markt, die dort stärker reindrängt, als es eigentlich allen anderen recht sein kann. Und das sind dann sicher nicht nur die Deutschen, die panikartig in der Schweiz die letzten Goldvreneli kaufen gehen.
donalphons, 16:51h
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Freitag, 7. Mai 2010
Die unsterbliche Griechenlandkrise
Wie schon gesagt - das wird alles noch sehr spassig, mehr oder weniger. Spätestens übernächstes Wochenende werden sie wieder die Welt retten müssen, in Politik und Marktwirtschaft. Krise ist die neue Normalität. Und ich bin in Rom. Letztes Jahr gab es ein Erdbeben, als ich dort war. Vielleicht diesmal ein Staatsbankrott?
donalphons, 15:01h
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Dienstag, 4. Mai 2010
Der Beginn der griechischen Krise
Heute war ein bemerkenswerter Tag: Etwas überraschend hat sich die europäische Zentralbank bereiterklärt, griechische Staatsanleihen unabhängig von der Bewertung von Ratingagenturen anzunehmen, und dafür gute Euro zu bezahlen. Ausgedeutscht bedeutet das, dass die EZB von einer weiteren und unverbrüchlichen Stützung Griechenlands durch die Länder der EU ausgeht. Und damit ist man nicht alleine, schliesslich macht das auf Bildniveau vollverblödende Handelsblatt unter seinem kampagnenerprobten Chefredakteur auch gleich mit.
Wenn wir das mit der Subprimekrise in den USA vergleichen, sind die Staaten quasi die kreditgebenden Banken, die Griechen der Scheldner schlechter Bonität, und die EZB ist in der Rolle von Fannie Mae und Freddie Mac, die derartige Kredite absicherten und in der Krise auch zu Preisen weit über dem Marktwert kauften. Und alle scheinen zu glauben, dass die Griechen bis 201 2 tatsächlich ihr Defizit auf 3% herunterfahren können und zum Musterschüler werden, selbst wenn die Folge der Einsparungen erst mal ein herber Konjunktureinbruch sein wird. Nun ja, ich glaube es nicht, und nicht nur wegen der Punkte, die Egghat bringt.
Ich glaube es nicht, weil Griechenland eine Demokratie ist. Die bisherigen Versprechen sind von einer Regierung abgegeben, die momentan im Parlament eine Mehrheit hat. Diese mehrheit braucht das Geld jetzt, hier und heute, um die nächsten paar Wochen zu überleben, mitsamt dem Staat. Und deshalb ist die Regierung jetzt so gefügig. Sie braucht das Geld. Aber wenn sie es erst mal hat, braucht sie zum Überleben auch die Mehrheit im eigenen Land. jeder Abgeordnete braucht eine Mehrheit. Ob man nun Staatsbankrott macht, oder abgewählt wird, macht keinen Unterschied. Also wird man den Wählern etwas anbieten müssen. Und wenn die EU schon bezahlt hat, kann sie es sich leisten, in einem halben Jahr, wenn die Regierung auseinander fliegt, weil alle Angst um ihre Posten haben, nicht mehr zu bezahlen?

Falls nein - hat die EZB ein Subprimeproblem in den Büchern, denn dann geht die Verschwendung weiter. Falls ja, hat die EZB auch ein Subprimeproblem, denn dann geht Griechenland pleite. So oder so wird es unschön. Schön wäre es nur, wenn die Griechen ein Einsehen hätten und wirklich ihre Staatsverschuldung zurückfahren könnten. So, wie das Irland gerade erfolglos verucht. So, wie das in Island gerade mit einem Referendum gekippt wurde.
Und dann wird irgendwas passieren, vielleicht auch konzertiert zusammen mit anderen Nationen, in einer Welt, in der es zu viele Schulden gibt. Ich tippe ja immer noch auf einen "weichen" Staatsbankrott mit Währungsschnitt. Man wird sehen. Und beim Zurückblicken merken, dass es im April 2010 erst richtig losgegangen ist.
Wenn wir das mit der Subprimekrise in den USA vergleichen, sind die Staaten quasi die kreditgebenden Banken, die Griechen der Scheldner schlechter Bonität, und die EZB ist in der Rolle von Fannie Mae und Freddie Mac, die derartige Kredite absicherten und in der Krise auch zu Preisen weit über dem Marktwert kauften. Und alle scheinen zu glauben, dass die Griechen bis 201 2 tatsächlich ihr Defizit auf 3% herunterfahren können und zum Musterschüler werden, selbst wenn die Folge der Einsparungen erst mal ein herber Konjunktureinbruch sein wird. Nun ja, ich glaube es nicht, und nicht nur wegen der Punkte, die Egghat bringt.
Ich glaube es nicht, weil Griechenland eine Demokratie ist. Die bisherigen Versprechen sind von einer Regierung abgegeben, die momentan im Parlament eine Mehrheit hat. Diese mehrheit braucht das Geld jetzt, hier und heute, um die nächsten paar Wochen zu überleben, mitsamt dem Staat. Und deshalb ist die Regierung jetzt so gefügig. Sie braucht das Geld. Aber wenn sie es erst mal hat, braucht sie zum Überleben auch die Mehrheit im eigenen Land. jeder Abgeordnete braucht eine Mehrheit. Ob man nun Staatsbankrott macht, oder abgewählt wird, macht keinen Unterschied. Also wird man den Wählern etwas anbieten müssen. Und wenn die EU schon bezahlt hat, kann sie es sich leisten, in einem halben Jahr, wenn die Regierung auseinander fliegt, weil alle Angst um ihre Posten haben, nicht mehr zu bezahlen?

Falls nein - hat die EZB ein Subprimeproblem in den Büchern, denn dann geht die Verschwendung weiter. Falls ja, hat die EZB auch ein Subprimeproblem, denn dann geht Griechenland pleite. So oder so wird es unschön. Schön wäre es nur, wenn die Griechen ein Einsehen hätten und wirklich ihre Staatsverschuldung zurückfahren könnten. So, wie das Irland gerade erfolglos verucht. So, wie das in Island gerade mit einem Referendum gekippt wurde.
Und dann wird irgendwas passieren, vielleicht auch konzertiert zusammen mit anderen Nationen, in einer Welt, in der es zu viele Schulden gibt. Ich tippe ja immer noch auf einen "weichen" Staatsbankrott mit Währungsschnitt. Man wird sehen. Und beim Zurückblicken merken, dass es im April 2010 erst richtig losgegangen ist.
donalphons, 01:25h
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Mittwoch, 21. April 2010
Dumm, inkompetent, dreist: DPD
Früher gab es die Post. Da bekam man, was man brauchte.
Heute gibt es einen angeblichen Wettbewerb. Und mit schöner Regelmässigkeit ist gerade der DPD offensichtlich nicht mal in der Lage, auf meine Klingel zu drücken. Da sitzt man also da und wartet dringend auf ein Packerl, und unten klebt der %/(/%$$%TI von einem Ausfahrer schlecht haltende Aufkleber an die Klingel. Weil er entweder nicht weiss, wie man klingelt, oder nicht lesen kann. Es ist absolut unfassbar. Die Hotline ist immer immer immer belegt, und im Internet gibt es kein Formular, mit dem man diesen Typen irgendwie unbiegen könnte, wenn man es braucht. Es wären sogar die Nachbarn da. Aber nein: Aufkleber. Kleben kann man dort. Das ist aber auch schon wieder alles. und dafür sitzt man im angegebenen Zeitraum dann vier Stunden wie auf Kohlen. Wegen dieser $Z&/&%$$$%/ von DPD.
Ich wünsche ja niemandem den Tod, aber nach einigen dieser Nummern: Zum Teufel mit DPD.
Heute gibt es einen angeblichen Wettbewerb. Und mit schöner Regelmässigkeit ist gerade der DPD offensichtlich nicht mal in der Lage, auf meine Klingel zu drücken. Da sitzt man also da und wartet dringend auf ein Packerl, und unten klebt der %/(/%$$%TI von einem Ausfahrer schlecht haltende Aufkleber an die Klingel. Weil er entweder nicht weiss, wie man klingelt, oder nicht lesen kann. Es ist absolut unfassbar. Die Hotline ist immer immer immer belegt, und im Internet gibt es kein Formular, mit dem man diesen Typen irgendwie unbiegen könnte, wenn man es braucht. Es wären sogar die Nachbarn da. Aber nein: Aufkleber. Kleben kann man dort. Das ist aber auch schon wieder alles. und dafür sitzt man im angegebenen Zeitraum dann vier Stunden wie auf Kohlen. Wegen dieser $Z&/&%$$$%/ von DPD.
Ich wünsche ja niemandem den Tod, aber nach einigen dieser Nummern: Zum Teufel mit DPD.
donalphons, 16:48h
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Mittwoch, 14. April 2010
Das schnelle Ende der langsamen Wirtschaftspresse
Im englischen Sprachraum gibt es eine Vielzahl professioneller Quellen zu Wortschaftsthemen. Es gibt natürlich auch den Dreck des Investorenfernsehens, und der Weg, den das Wall Street Journal genommen hat, ist auch kein guter. Aber es gibt die FT, es gibt Bloomberg, es gibt die NYT und riesige Mengen erstklassiger Blogs.
In Deutschland gab es die unseriöse FTD und das langweilige, alte Handelsblatt, und beide hatten das Glück, dass ihnen niemand ein gutes Blog entgegen setzte. Was da sonst noch bei Manager Magazin, Gruner + Jahr und Holtzbrinck Magazine voller PR-Material der neoliberalen Journaillekauferei produzierte, ging ohnehin von selbst den Bach runter; ich sehe nicht, wie die langfristig überleben wollen. Und nun hat auch das Handelsblatt einen neuen Chef. Jemand, den ich persönlich nicht als Journalisten bezeichnen würde, sondern eher als Niederschreiber trendiger Meinungsstücke.

Ich habe mir das Handelsblatt jetzt mal eine Weile angeschaut, und muss sagen: Es hat nicht gewonnen. Es hatte immer noch, trotz aller dummdreisten Modernisierungsversuche des Vorgängers, die gute, alte Anmutung eines Blattes, das der Schraubenhersteller und der Sparkassenvorstand mit Informationsgewinn lesen konnte. Wenn man sich jetzt anschaut, was daraus wurde, welche Themen vor allem gefahren werden, bleibt eigentlich nur politische Meinungsmache, Kriecherei für das System und speichelleckerische Börsensabberei übrig. Man sieht dort keine Tiefe mehr, niemand geht richtig in eine Bilanz rein, es zählt der Augenblick und nicht die in Tagen wie diesen sicher nicht einfache Analyse. Ich möchte nicht sagen, dass das Handelsblatt erst seit gestern auf diesem Weg ist, aber in den letzten Tagen war dieser Trend mehr als nur penetrant. Ich meine, da so etwas wie eine gestaltende Hand zu erkennen, die den Laden sauber in eine Richtung schaltet.
Dass man sich gestern noch Cartoons eines Onlineportals für eine Klickstrecke zog, ist auch nicht gerade ein Zeichen von Seriosität. Eine neue, jüngere Zielgruppe, scheint es, soll da angesprochen werden, Infotainment ist das Stichwort, an das ich denke, das richtige Blatt für diese Zeit, wo die Statements von drei Ökonomen zusammen jede Krise beenden können, wo man einfach nicht mehr nachschaut (auch heute Nachmittag nicht, bei den neuen Quartalsberichten), wie es denn mit Level 3 aussieht. Dafür jede Menge Meinung, Zahlen braucht doch keiner mehr.
Nun bin ich ja nur ein ahnungsloser Blogger, aber ich denke, man kann und sollte sich als Wirtschaftsjournalist bei diesen Trends sehr warm anziehen - die alten Leser sterben oder wenden sich ab, und für den austauschbaren Dreck der Wirtschafts-PR braucht es keine Schlachtschiffe der Wirtschaftsberichte auf Papier mehr. Ich glaube nicht, dass diese Medien in 10 Jahren komplett verschwunden sind, aber es wird ein sehr kleiner Markt sein. Und das Zukunftskonzept ist sicher nicht die Anpassung an neoliberale Zeitgeister, sondern eher das, was man in den USA gerade erleben kann. Aber dafür bräuchte man freie Geister, den Mut zum anders sein, und unbequeme Wahrheiten. Nichts, was ich in den kommenden Jahren von der deutschen Wirtschaftspresse erwarten würde.
In Deutschland gab es die unseriöse FTD und das langweilige, alte Handelsblatt, und beide hatten das Glück, dass ihnen niemand ein gutes Blog entgegen setzte. Was da sonst noch bei Manager Magazin, Gruner + Jahr und Holtzbrinck Magazine voller PR-Material der neoliberalen Journaillekauferei produzierte, ging ohnehin von selbst den Bach runter; ich sehe nicht, wie die langfristig überleben wollen. Und nun hat auch das Handelsblatt einen neuen Chef. Jemand, den ich persönlich nicht als Journalisten bezeichnen würde, sondern eher als Niederschreiber trendiger Meinungsstücke.

Ich habe mir das Handelsblatt jetzt mal eine Weile angeschaut, und muss sagen: Es hat nicht gewonnen. Es hatte immer noch, trotz aller dummdreisten Modernisierungsversuche des Vorgängers, die gute, alte Anmutung eines Blattes, das der Schraubenhersteller und der Sparkassenvorstand mit Informationsgewinn lesen konnte. Wenn man sich jetzt anschaut, was daraus wurde, welche Themen vor allem gefahren werden, bleibt eigentlich nur politische Meinungsmache, Kriecherei für das System und speichelleckerische Börsensabberei übrig. Man sieht dort keine Tiefe mehr, niemand geht richtig in eine Bilanz rein, es zählt der Augenblick und nicht die in Tagen wie diesen sicher nicht einfache Analyse. Ich möchte nicht sagen, dass das Handelsblatt erst seit gestern auf diesem Weg ist, aber in den letzten Tagen war dieser Trend mehr als nur penetrant. Ich meine, da so etwas wie eine gestaltende Hand zu erkennen, die den Laden sauber in eine Richtung schaltet.
Dass man sich gestern noch Cartoons eines Onlineportals für eine Klickstrecke zog, ist auch nicht gerade ein Zeichen von Seriosität. Eine neue, jüngere Zielgruppe, scheint es, soll da angesprochen werden, Infotainment ist das Stichwort, an das ich denke, das richtige Blatt für diese Zeit, wo die Statements von drei Ökonomen zusammen jede Krise beenden können, wo man einfach nicht mehr nachschaut (auch heute Nachmittag nicht, bei den neuen Quartalsberichten), wie es denn mit Level 3 aussieht. Dafür jede Menge Meinung, Zahlen braucht doch keiner mehr.
Nun bin ich ja nur ein ahnungsloser Blogger, aber ich denke, man kann und sollte sich als Wirtschaftsjournalist bei diesen Trends sehr warm anziehen - die alten Leser sterben oder wenden sich ab, und für den austauschbaren Dreck der Wirtschafts-PR braucht es keine Schlachtschiffe der Wirtschaftsberichte auf Papier mehr. Ich glaube nicht, dass diese Medien in 10 Jahren komplett verschwunden sind, aber es wird ein sehr kleiner Markt sein. Und das Zukunftskonzept ist sicher nicht die Anpassung an neoliberale Zeitgeister, sondern eher das, was man in den USA gerade erleben kann. Aber dafür bräuchte man freie Geister, den Mut zum anders sein, und unbequeme Wahrheiten. Nichts, was ich in den kommenden Jahren von der deutschen Wirtschaftspresse erwarten würde.
donalphons, 00:49h
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Dienstag, 6. April 2010
Dummes Deutsches Geld
Ich hatte ja mal beruflich ein wenig mit dieser absurden Idee zu tun, in Berlin ein Riesenrad zu bauen. Gewisse Geldinstitute boten das vermögenden Kunden als dezidiert risikostreuende Anlageform an. Im Gegensatz zu den berüchtigten Lehman-Papieren wurden dabei aber eher nicht Kleinrentner angesprochen, sondern durchaus Leute, die mehr als nur ein paar Zehntausend Euro zu verwalten hatten. Damals habe ich massiv abgeraten, und jetzt ist das Ergebnis - wie zu erwarten war.
Berlin, wir erinnern uns vielleicht an das berüchtigte Goya und seinen Tod auf Ansage, hat eine enorme Tradition als Pleitenort für solche Projekte. Gerade merken das wieder die Investoren beim Adlon. Nicht nur, dass Berlin zu arm für reiche Gaudi ist, und die dortige zur Elite hochgeschwappte Gosse aus Provinzpolitikern, Zeitungsschmierern und Event-PRlern so selten wie möglich zahlt. Der Berliner würde das Ding noch seltener nutzen, als der Münchner in die alte Pinakothek geht. Es ist auch völlig absurd anzunehmen, jemand würde von aussen kommen und einen erklecklichen Betrag zahlen, um in ein Riesenrad zu steigen und sich den Müllhaufen deutscher Geschichte von oben ansehen. Konkret: Dort oben gäbe es nichts zu sehen, was ein vernunftbegabtes Wesen sehen möchte. Da unten ist noch nicht mal Rottach-Egern, sondern nur Berlin.
Wer so viel Geld zum sinnlosen Verprassen hat, geht einfach nicht nach Berlin, und wer dennoch den Krempel sehen will, hat bereits den Fernsehturm. Das ist schon etwas. Ganz im Gegensatz zum dummen, deutschen Geld, das sich dort an irgendwen verteilen liess. Wobei, wenn das Geld weg ist, muss es ja jemand haben, und die Vertriebler in den Banken sind da nur ein Teil des Problems.
Berlin, wir erinnern uns vielleicht an das berüchtigte Goya und seinen Tod auf Ansage, hat eine enorme Tradition als Pleitenort für solche Projekte. Gerade merken das wieder die Investoren beim Adlon. Nicht nur, dass Berlin zu arm für reiche Gaudi ist, und die dortige zur Elite hochgeschwappte Gosse aus Provinzpolitikern, Zeitungsschmierern und Event-PRlern so selten wie möglich zahlt. Der Berliner würde das Ding noch seltener nutzen, als der Münchner in die alte Pinakothek geht. Es ist auch völlig absurd anzunehmen, jemand würde von aussen kommen und einen erklecklichen Betrag zahlen, um in ein Riesenrad zu steigen und sich den Müllhaufen deutscher Geschichte von oben ansehen. Konkret: Dort oben gäbe es nichts zu sehen, was ein vernunftbegabtes Wesen sehen möchte. Da unten ist noch nicht mal Rottach-Egern, sondern nur Berlin.
Wer so viel Geld zum sinnlosen Verprassen hat, geht einfach nicht nach Berlin, und wer dennoch den Krempel sehen will, hat bereits den Fernsehturm. Das ist schon etwas. Ganz im Gegensatz zum dummen, deutschen Geld, das sich dort an irgendwen verteilen liess. Wobei, wenn das Geld weg ist, muss es ja jemand haben, und die Vertriebler in den Banken sind da nur ein Teil des Problems.
donalphons, 00:29h
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Sonntag, 4. April 2010
Hegemann & Helfershelfer Killshow
Vielleicht sollte man einfach aufhören, die Plagiatorenperson (oder wer immer das Machwerk geschrieben hat) als Bestsellerautorin zu bezeichnen. Bei Amazon geht es brutal mit den Verkäufen auf Platz 286 (aktuell) runter. Da wird der Verlag noch etwas länger an der letzten, grossen Auflage zu knabbern haben. Ohnehin ist die Hegemann ja ziemlich von der Bildfläche verschwunden, und die Spiessgesellen des Fäuletons lecken still ihre Wunden.
Es ist halt doch nicht so einfach, die Leserschaft zu verarschen, wie sich das manches Stammhirn vorstellt.
Es ist halt doch nicht so einfach, die Leserschaft zu verarschen, wie sich das manches Stammhirn vorstellt.
donalphons, 06:33h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 29. März 2010
PIIGS ein wenig mehr geschlachtet
Schon gehört? Es gibt Neues aus Euopas Tollhäusern der Ökonomie!

Eine Weile waren ja die Griechen die neuen Iren, und nun schicken sich die Iren schon wieder an, die neuen Griechen zu werden, diesmal mit einer ordentlichen Teilverstaatlichung des Bankensektors unter Hinterlassung von angeblich 22 Milliarden Euro Abschreibungen bei den betroffenen Banken. Die das Geld natürlich brauchen. Für einen Grossteil der Summe - was nicht durch Verkäufe gedeckt wird - stehen die Iren selbst ein. Angesichts der Marktsituation, die immer noch mies ist, wird das eine spassige feilscherei eines quasi bankrotten Staates mit quasi bankrotten Banken bei den potenziellen Käufern. Es gehört wenig Phantasie dazu zu vermuten, dass die Iren noch auf Jahre ein fieser Brandherd in der EU bleiben werden.
Aber das ist alles vergessen, wenn in ein paar Wochen Spanien den Bach runtergeht. Immerhin hält der Euro gegen die britischen Peseten. Was immer das für die Insel bedeutet.

Eine Weile waren ja die Griechen die neuen Iren, und nun schicken sich die Iren schon wieder an, die neuen Griechen zu werden, diesmal mit einer ordentlichen Teilverstaatlichung des Bankensektors unter Hinterlassung von angeblich 22 Milliarden Euro Abschreibungen bei den betroffenen Banken. Die das Geld natürlich brauchen. Für einen Grossteil der Summe - was nicht durch Verkäufe gedeckt wird - stehen die Iren selbst ein. Angesichts der Marktsituation, die immer noch mies ist, wird das eine spassige feilscherei eines quasi bankrotten Staates mit quasi bankrotten Banken bei den potenziellen Käufern. Es gehört wenig Phantasie dazu zu vermuten, dass die Iren noch auf Jahre ein fieser Brandherd in der EU bleiben werden.
Aber das ist alles vergessen, wenn in ein paar Wochen Spanien den Bach runtergeht. Immerhin hält der Euro gegen die britischen Peseten. Was immer das für die Insel bedeutet.
donalphons, 22:59h
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