: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Weltnichtretter

"Wenn du die Welt retten könntest für ein einziges deiner Haare - gib es nicht her"
Dino Segre


Manchmal bin ich gewillt, Bewohner der UdSSA tatsächlich für so dumm zu halten, wie man es ihnen oft nachsagt. Und zwar nicht nur die Rednecks, die beim Küheficken in Arizona vermutlich noch relativ locker durch die Krise kommen, sondern alle bis zu den Idioten, die sich mit Hilfe von Lobbyisten und Schmiergeldern die Sitze in den Parlamenten erkauft haben. Ich bin kein Feind der USA, ich finde es toll, dass es dieses Land gibt, aber es wäre auch nett, wenn es nicht so himmelschreiend dumm, dumm, dumm wäre. Nehmen wir nur mal die Autoindustrie, die mit 15 Milliarden Dollar nur die Hälfte von dem bekommt, was sie haben wollte, aber das immerhin nur für die nächsten paar Monate. Um die Zahl mal in eine reale Grösse umzuwandeln: Das sind ungefähr die Kosten von 600.000 fabrikneuen Durchnittsautos. 600.000 praktisch unverkäufliche Dreckschleudern.



Es ist lächerlich zu glauben, irgendeiner der drei Hersteller wäre in der Lage, in den nächsten 10 Jahren ein konkurrenzfähiges Auto bauen. Aus einer ganzen Reihe von Gründen. Zuerst ist da der Vorlauf der Autoindustrie. Neue Baureihen brauchen in Europa zwischen 6 und 10 Jahren Entwicklungszeit, und es ist aufgrund der hohen Entwicklungskosten wirtschaftlich nicht möglich, eine Generation zu überspringen, selbst wenn man die übernächste Generation mit den Zielen schon entwickelt hätte, auf sich die Autohersteller verpflichten lassen wollen. Und die Hersteller in diesem Land sind schon heute weit, weit zurück: Der aktuelle Chrysler 300 basiert auf der nun schon 12 Jahre alten und seit 2002 ausgelaufenen E-Klasse von Mercedes. Das war kein schlechtes Auto, ist aber meilenweit von den Anforderungen von 2009 entfernt. Was passieren würde, wenn das lächerliche amerikanische Stromnetz mit seinen lumpigen 1800-Watt-Steckdosen plötzlich Autoakkus aufladen müsste, ist noch eine andere Frage, deren Beantwortung dort keinem einfällt.



Denn darum geht es nicht. Es geht um den ersten Schuss Geld, es ist ein Spektakel für die blöden Bürger, das zeigen soll: Wir geben denen nur die Hälfte, aber krepieren lassen wir sie auch nicht. Der zweite Teil stimmt, der erste ist eine blanke Lüge. Man wird der Autoindustrie alles geben, was sie fordert, da ist es auch egal, dass bei Chrysler mit Cerberus ein vermögender Hedge Fonds profitiert. Sobald man damit angefangen hat, wird stückweise mit der Wahrheit herausgerückt, denn die unerreichbaren Ziele sind der beste Anlass, Nachforderungen zu stellen und dabei zu betonen, dass es nur noch um die paar Milliarden geht, dann wird alles gut. Die knallharte Wahrheit ist: Amerika hat keinen einzigen Hersteller, der ohne Staatshilfen überleben kann, und die einzige logische Antwort wäre eine Verschmelzung der Firmen zu einem Konglomerat, um wenigstens im Überbau und der Entwicklung massiv Kosten zu sparen - so würde man das zumindest in Europa machen. In Amerika hat der Staat mit seinen Bailouts brandgefährliche Präzedenzfälle und moralisch abgefuckte Firmen geschaffen, gegen die die Risiken der Subprimekredite und bankrotter Hauseigentümer lächerliche Peanuts waren. Die Bailouts sind die Blase nach der Blase, und wenn die platzt, Gute Nacht, Freunde. Dann gibt es niemanden mehr, der den Krempel retten kann - es sei denn, man macht eine Hyperinflation zur Schuldenbeseitigung.



Wie das jetzt schon in die Katastrophe knallt, sieht man beim Versicherungskonzern AIG, der 90 Milliarden Bailout-Gelder so schnell verbrannte, dass er vor ein paar Wochen weitere 67 Milliarden brauchte. Jetzt hat AIG gleich nochmal 10 Millarden mit Wetten auf Hausmarktderivate verzockt. Und weil Bonuszahlungen für Manager nicht mehr en Vogue sind, gibt es eben retention payments - ein Begriff, den man sich wird merken müssen. Der Staat wird zahlen, um seine ersten 157 Milliarden nicht in einer Pleite zu versenken, und die Schuldner - allesamt Wall Street Elite - auch in Bedrängnis geraten zu lassen. Sie werden zahlen, selbst wenn man für die AIG-Zahlungen inzwischen 7 Millionen amerikanische Autos hätte kaufen können. Und nochmal. Und nochmal. Das gleiche Spiel wie bei der deutschen Hypo Real Estate, und ob deutsche Sicherheiten am Ende etwas anderes als Bezahlen bedeutet, muss sich auch erst mal zeigen. In Tegernsee, wohin der obige Rodel deutet, ist übrigens gerade ein Hotelprojekt geplatzt. Reiche Russen, die plötzlich kein Geld mehr haben, so kann es gehen. Die Krise ist überall.

Am liebsten würde ich mich hinlegen und 2009 verschlafen. 2009 ist das Jahr, das wir alle werden sauber knicken können. Wäre ich abhängig von Medien, Werbung und ähnlichem verzichtbaren Zeug, würde ich mir jetzt eine Alternative suchen. Jetzt heisst 10. Dezember, 22.07 Uhr.

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Donnerstag, 4. Dezember 2008

Ski und Rodel gut, Medien und Obama schlecht

Den Schnee, auf dem wir alle talwärts fahren, kennt heute jedes Kind.
Falco, der Komissar


Hätte man mich gefragt: Wie willst du deinen 4. Dezember und die folgenden Wintertage, dann hätte ich in etwa an sowas gedacht:



Ich bin, schneller als ich dachte und eine Gelegenheit am Schopfe greifend, wieder am Tegernsee. Hinten auf dem Wagen ist mein Rodel drauf, ein alt-neuer Sportrodel aus Eschenholz übrigens, den ich am Wochenende auf einem Antikmarkt erstand, mit der Typbezeichnung "Davos". Ich mein, Davos, aber hallo, wir sind schliesslich alle Graubündener. Davoser haben den grossen Vorteil. dass man beim Sturz nicht mit dem männlichen Hörnchen in die Hörner des Hörnerschlittens knallt. Ausserdem hat er einen harten Brettsitz für harte Männer. Mit dem werde ich jetzt dann den Berg runterrasen, der im Hintergrund des Frühstücks zu sehen ist.



Man kann hier draussen frühstücken, denn auf der geschützten Terrasse ist es wirklich warm und angenehm. Während die Kürbistarte auskühlt, gibt es heisse Zitrone und eine Semmel mit Tete de moine und Feldsalat, danach Tee und zum Abschluss Mandarinen. Sport ist zwar bekanntlich Mord und die Rodelstrecke die Neureuth runter ganz besonders, aber wenn schon, dann mit einem vollen Magen, der ausserdem gut für die Geschwindigkeit ist. Schnell sein durch essen. Ein toller Sport.

Es gibt sie also noch, die schönen Ecken des Bayernlandes. Eine unschäne Ecke beginnen die Medien gerade erst zu entdecken - die Milliardenrisiken der Hypo Alpe Adria, einer Tochter der BayernLB. Die Medien entdecken das jetzt, weil die Bank aus Kärnten gerade das öffentlich zugibt, was man schon vor sieben Wochen hat lesen können - auf diesem Blog hier, als die Medien teils zu dumm, teils einfach zu feige waren, das Thema aufzugreifen. Man wird verstehen, warum mein Mitleid mit den sog. "Kollegen" der gerupften Wirtschaftspresse nur mässig ausgeprägt ist, wenn sie jetzt das übliche Schicksal feiger Schweine erleben - und ich hier als freier Wildeber weiter grunzend durch die Schneisen fege.

Und dabei auch eine Obama und seine Leute angrunze - denn von denen ist nicht zu erwarten, dass die Finanzkrise irgendwie gelöst wird. Gestern wurde bekannt, dass parteiübergreifend und mit dem ausdrücklichen Wunsch Obamas an billigen Krediten für Hauskäufe gearbeitet wird, mit sagenhaft niedrigen 4,5% Zinsen. Da hat man also eine Kreditkrise, weil zu viele Häuser für Leute gebaut wurden, die es sich nicht leisten können. Und nun sollen Leute diese in Probleme geratenen Häuser aufkaufen - welche Leute eigentlich? Die, die sich kein Haus leisten können? Die, die schon pleite sind? Die, die Probleme haben, ihre Kredite zu bezahlen? Und das alles nur, um die Hauspreise auf einem Niveau zu halten, auf dem sie überbewertet sind.

Auf den ersten Blick ist das die nächste Blasew, aber auf dem zweiten Blick ein Spiel mit der Hyperinflation. Es gibt genau zwei Methoden, um eine Immobilienblase abzubauen: Entweder die Preise fallen - das hatten wir bisher. Oder, wie es jetzt versucht wird, die Preise bleiben. Formal. Aber aufgrund der nachgedruckten Geldscheine für jeden, der ein Haus kaufen will, ist das Geld weniger wert. Natürlich ist das eine Option für den Verschwenderstaat UdSSA, so macht man seine Schulden klein, das Geld ist billig, die Leute werden wieder zuversichtlich, und wer ohnehin nur Schulden hat, kann gut lachen. Vorerst. Obama und Freunde verschieben das Problem auf irgendwann, wenn die Währung zusammenbricht, zum Schaden aller, die amerikanische Schulden gekauft haben, und eines ohnehin schon labilen Weltwirtschaftssystems. Während der Börsencretin und seine Medien jubeln und die Kurse nach oben schnellen, findet man die richtige Analyse mal wieder in den Blogs.

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Dienstag, 2. Dezember 2008

Christbaumkugeln, die mir gefallen könnten

von der Idee her schon vorhanden und auch in der richtigen Tradition, aber leider noch nicht in Produktion sind:



Gerade Weihnachten 2009, das dem hoffnungsfrohen Wort "Jahresendrally" eine neue Bedeutung und vielen Menschen die Chance einer beruflichen Veränderung gibt, um es mal sozialverträglich zu sagen, böte sich für dieses Sujet am Baum wirklich an.

Übrigens hört man von mit der Thematik vertrauter Seite, dass die diesjährigen Weihnachtsauktionen üppige Angebote vorweisen - so mancher Münchner atellt gerade fest, dass, wie man hier sagt, nix gwies is, und trennt sich so von Teilen seiner künstlerischen Habe. Ein letzthin unfreiwillig bekannt gewordenes Bankhaus in der schönen Isarstadt etwa hatte ein Aktienprogramm für Mitarbeiter, das man nicht wirklich ablehnen konnte, und so legte man brav einen Teil des Lohns in den Geschäften des eigenen Hauses an. Und die haben mit die schlechtesten Ergebnisse dieses ohnehin schon schlechten Jahres. Wenn man dann noch Schulden abbezahlen muss, gobt man vielleicht doch etwas moderne Kunst in einen Kreislauf, der gerade zu verstopfen droht. Besitzer alter Meister stehen da noch relativ gut da. Noch.

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Montag, 1. Dezember 2008

BayernND

In München steht ein Bankenhaus...

Es gibt so Beiträge, da braucht man etwas Zeit. Die Vorgänge um die bayerische Landesbank jedenfalls versetzen auch mich, der ich einige Zeit in der Landespolitik gearbeitet habe, in Erstaunen. Man hat sich ja einiges vorstellen können, 3 bis 5 Milliarden Verluste wurden schon im Frühjahr vermunkelt, aber das, was jetzt kommt, sprengt doch alles Vorstellbare: Die Sparkassen scheiden aus und müssen vermutlich 1,4 Milliarden weitgehend abschreiben, und der Freistaat - und damit wir alle - zahlt drauf. Weit mehr als das, was die Bank in den letzten Jahrzehnten als Gewinn eingefahren hat. Und dann gibt es noch mindestens einen grossen Komplex, der in der Öffentlichkeit nicht gross besprochen wird - die Süddeutsche Zeitung etwa hat aus unerfindlichen Gründen beide Augen fest zugedrückt - der noch böse ins Kontor schlagen kann.



In der CSU-Fraktion sammelt man vermutlich für Kerzen und die Rutschwahlfahrt nach Altötting, denn diese Krise ist nichts, für das diese Herren sowas wie eine Lösung hätten. Wie auch. Die BayernLB ist ein Vehikel der Grossmannssucht, mit der man im Osten und weltweit Gewinne und auch Politik machen wollte. Das Ding hat offensichtlich weder Bremse noch Rückwärtsgang, und die Lenkung funktioniert auch dann nicht, wenn man Teile der Besatzung über Bord wirft. Und das, obwohl die Lohnkosten das allerkleinste Problem der Bank sind. Der gemeine CSU-Parlamentarier versteht davon so viel wie der Halbaffe von Raumfahrt, und die besten Kräfte der Partei sind relativ dazu vor dem Neandertaler* hängengeblieben.

Die Bank werden sie schrumpfen, die Auslandstöchter für kleinstes Geld verkaufen - aber die Schulden, die Verpflichtungen und die miesen Papiere werden bleiben. Zusammen mit den politisch gewollten und verantworteten Altlasten könnte eine Lösung eine Bad Bank sein, wie das Vehikel der Schweizer für die maroden Papiere der UBS. Damit könnte man die alten Geschichten auch etwas der Kontrolle entziehen, und den schmerzhaften Prozess der Refinanzierung der Bank etwas strecken. Aber ich fresse einen Besen, wenn die Geschichte weniger als 15 Milliarden tatsächlichen Finanzbedarf jenseits von Sicherungen bis Mitte 2009 eingespielt hat. Wenn schon die Sparkassen Angst haben, in den Untergang gerissen zu werden, muss es schlimm sein, viel schlimmer als bislang zugegeben.

Andererseits wird der Sparkurs auch ein paar Projekte begrenzen, die weniger schön sind. Manches Luxushotel, viele Shoppingcenter und vielleicht auch die neue Startbahn am Münchner Flughafen werden nicht mehr so leicht realisiert werden können. Die CSU wird nicht mehr nach Gusto in Osteuropa konservative Parteien päppeln. Und vielleicht kommt es auch mal zu einer Abrechnung mit der Ära Stoiber, die die CSU anpacken sollte, bevor die Wähler sie in die Bedeutungslosigkeit treten. Es gibt in diesem Land ein paar Faktoren, die den Crash der Landesbank nicht so hart durchschlagen lassen wird, wie der Niedergang ihrer Schwestern in Sachsen oder NRW. Trotzdem ist es in höchstem Masse nervend, nach einem ganzen Leben unter diesem verkommenen Regime jetzt, da es teilweise abgewählt ist, auch noch dafür zahlen zu müssen. Ein höhnisches Lachen bleibt da nur für die karrieregeilen FDPler, die eine Beteiligung an der Macht wollten und einen Anteil am grossen Jauchekrug Urinator Financialis bekommen.

1, 2, 3, gsuffa.

*Der Neandertaler (Homo sapiens neanderthalensis) ist der erste Mensch, dem ein dauerhaftes Überleben in Bayern zumindest in den ersten Phasen der letzten Eiszeit gelang, und der vor dem Kältemaximum die Intelligenz besass, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen. Man sieht: Soweit ist die CSU definitiv nicht. Vielleicht Homo Heidelbergensis (Schwaben. Naja. Hätte man sich denken können. Man führe sich den Waigel vor Augen.)

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Montag, 24. November 2008

Hauspflicht

Zum ersten Mal in diesem Jahr in der Nacht Schnee geräumt. Viel Schnee. 20 Zentimeter. Man sagt ja, das soll jung halten. Eigentlich ist es gar nicht so hässlich, da draussen



Ausserdem habe ich Zeit. Ich warte auf das Ergebnis in Saschen Citibank, die wegen ihrer offensichtlich wohl doch nicht so guten Lage das Wochenende über Geheimverhandlungen mit der US-regierung geführt hat. Offensichtlich plant das Regime, seine Bürger ein letztes Mal ganz gross zu verarschen und der Citigroup und deren Aktionären einen riesigen Haufen schlechter Kredite abzunehmen. Klingt für mich nach letzter Kugel im Lauf. Für Citi reicht das Geld des Rettungsfonds gerade noch. Beim nächsten Anklopfenden wird es eng.

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Freitag, 21. November 2008

Death to the Citi

Uh-oh, leider bin ich heute den ganzen Tag beschäftigt, und das verhindert, dass ich mir den Fortgang um die Ereignisse rund um die Citibank antun kann. Es ist Freitag, bank closing friday, und die Citibank (2,1 Billionen Dollar Assets, aber gleich 40 Billionen Derivate, von denen manche genz schnell wertlos werden könnten) verspricht, die neue Washington Mutual zu werden. Wenn eine Bank wie Citi überlegt, sich ganz schnell teilweise oder komplett zu verkaufen, muss man sich um deren Zukunft keine grossen Gedanken mehr machen. Das wird nochmal ein lustiges Wochenende für die Vollversager Bernanke und Paulson in Washington, wenn sie vor Eröffnung der asiatischen Börsen eine Lösung vorweisen wollen.



Blöderweise haben die meisten Banken schon andere Banken übernommen. Aber vielleicht können die Büttel des Bush ja Goldman Sachs überzeugen, das Ding mit ein paar Milliarden Morgengabe zu heiraten. Was an der ganzen Geschichte positiv sein soll, um deutsche Risikobanken wie die hypo Real estate nach oben zu treiben, verstehen allenfalls die Irren an der Deutschen Börse. Vielleicht sollte man einfach eine amerikanische Bank machen, die dem Staat gehört, und die Idioten in die Geschlossene einweisen.

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Freitag, 21. November 2008

Dümmer als die Bayern, mieser als die CSU

Ist es nicht prima? Man fährt am Tegernsee los, und als man glaubt, man wäre in München um die Ecke der BayernLB in den tiefsten Niederungen des schwarzen Filzes angekommen -


genau dann schnappt einem Stuttgart den Titel der Schande weg; es gewährt der Herr Öttinger aus Baden-Württemberg mit seiner schwäbischen Landesbank doch tatsächlich dem steuervermeidenden Milliardär Merckle einen Überbrückungskredit nach seiner gescheiterten Privatzockerei. Aber wer einen Filbinger zum Widerständler stilisiert, glaubt sicher auch an den ehrenwerten Geschäftsmann und dessen lautere Absichten.

Ganz ehrlich: Mit so einem Regime im Westen und der drohenden, von hessischen Idioten gewählten Stahlhelmunterdrückung im Nordwesten bin ich inzwischen wirklich froh, im relativ normalen Bayern zu wohnen.



(Ausserdem hatten wir hier am Alpenrand ganz phantastisches Wetter am Nachmittag - im Gegensatz zu Restdeutschland)

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Mittwoch, 19. November 2008

Die chinesische Option.

Ach, herlich! November, Sonne, eine freie Bergstrasse und satte 7 Grad! Da muss man einfach das Verdeck aufmachen und fahren, in den Sonnenuntergang hinein.



Gut, zugegeben, der Sonnenuntergang hinter dem Karwendel ist da oben momentan mit 14.40 Uhr vergleichsweise früh, und die sieben Grad lagen leider unterhalb des Gefrierpunktes. Das Ufer am Achensee ist schon gefroren, und die Sonne ist auch nur ein heller Fleck in grauen Wolken. Aber dafür gibt es daheim dann heissen Tee und eine warme Heizung, die den Namen auch verdient.



Bitterkalt dürfte es dagegen für die amerikanischen Autobauer und ihre deutschen Töchter werden. Gestern Abend war ich in München aus und danach noch kurz bei jemandem, um etwas vorbeizubringen, und da hörte ich eine gar nicht so unspannende Sache:

Dass man in China prüft, General Motors zu kaufen, wenn es in Amerika mittelprächtige Staatsgarantien gibt. Das Spiel kennt man bereits von der Übernahme von Rovermodellen durch die Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC), die jetzt einen Roewe 75 auf Basis des alten Rover 75 baut. SAIC ist gleichzeitig Joint Venture Partner von General Motors in China und bietet dort bislang veralteteVersionen obsoleter Cadillacs und Chevrolets an, deren Produktionsstrassen inzwischen in Shanghai stehen - wie übrigens auch den alten VW Santana und andere VW-Modelle. Denn SAIC ist auch Partner von Volkswagen und eine der Firmen, die den Wachstumskurs in China auf kleines Gedeih und grosses Verderb vorantreiben.

Der Plan sieht nun so aus: Amerika lässt GM pleite gehen, die Chinesen übernehmen die Firma, nutzen sie, um ihre eigene Zulieferindustrie zu päppeln, lassen aber weiterhin mit staatlichen Hilfen auch in den USA bauen. Gleichzeitig bekommen sie Zugriff auf die Technik und Entwicklungen, die sie bislang nicht haben. Eine Zwischenfinanzierung über den chinesischen Staatsfonds wäre kein Problem, und nebenbei hätte man auch einen hübschen Schwung für die Konsolidierung der chinesischen Autobranche. Angesichts der künstlich niedrig gehaltenen Benzinpreise und der vielen alten Dreckschleudern in China wäre sogar der GM-Flottenverbrauch akzeptabel. VW würde dabei vielleicht etwas in die Röhre schauen, und Porsche als Profiteur derer chinesischer Geschäfte natürlich auch.

Ich weiss nicht, ob da wirklich was dran ist, aber wenn man davon ausgeht, dass GM weder von einem Finanzinvestor noch vom Staat wegen zu hoher Kosten gerettet werden kann, ist SAIC, denen mit einer Insolvenz ein grosser Teil des Geschäfts wegbrechen würde, der logische Käufer. Man kann sich schlecht vorstellen, dass die grösste Marke der freien Welt chinesisch wird, aber auch die Briten haben es überlebt, dass Bentleys auf VWs basieren, Rover und MG den Chinesen gehören und Jaguar in der indischen Kronkolonie beherrscht wird. Das gehört dazu, wenn man als Weltmacht abwirtschaftet.

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Montag, 17. November 2008

Conde Nasty oder Eat the rich interior

In gewissen Kreisen, denen ab und zu beizuwohnen mir vergönnt, ist, hatte man letztes Jahr eine ganz bestimmte Vorstellung von der kommenden Krise: Ein paar Neureiche werde es erwischen, über deren Schicksal man sich trefflich amüsieren könnte, den Amerikanern, Russen, Briten und Spaniern werde es schlecht gehen, Reisen würden billiger werden, und ein paar Umschichtungen im Portfolio könnten ganz nett sein. Dann würde man im Winter 08/09 in der neuen Immobilie sein, irgendwo an einer Grenze mit Bergen, auf dem Seidenteppich liegen und hinausschauen auf die angeschneiten Gipfel vor dem Fenster, die nur jene belästigen, die es nicht so gut getroffen haben und somit nicht zu den Happy Few gehören, die schlechtes Wetter als wagnereskes Gipfeldrama erleben dürfen.



Man würde leicht seufzen - hätte man nicht doch besser in Meran gekauft? in Riviera Gardone vielleicht? - sich dann aber versichern, dass es nirgendwo in der Summe so schön, angenehm und gewohnt wie hier ist; man würde überlegen, ob man nicht Karten für das erste Akademiekonzert in der Staatsoper orderte, dann aber bedenkt mab, dass dass Bruckners Symphonie in c-Moll vielleicht etwas schwere Kost ist, und die Heimfahrt über verschneite Strassen führen kann, man sich also zum Bleiben entschliesst und am Abend Frau S. mit einer Kürbistarte besucht, um ein wenig zu ratschen. Der Teig muss zwei Stunden ruhen, genug, um in der neuen World of Interiors zu blättern, die bekanntlich im Dezember immer extrem dick zu sein beliebt, wegen all der Anzeigen für das grosse Fest. Man greift also auf den antiken Rosenholztisch -



und sieht sich den brutalen Sturm der Wirtschaftskrise ausgesetzt. Das Exemplar oben ist die Dezemberausgabe, mit dem Weihnachtssondergeschäft - 242 Seiten, davon 132 Seiten Serviceteil, der mit Werbung gut gefüllt ist. Darunter noch der Oktober, 402 Seiten und 282 Seiten dickst mit Werbung gefüllter Serviceteil. Ohne Weihnachtsgeschäft. Aber noch mit vor der Lehman-Pleite gebuchten Anzeigenseiten. Verloren sind Patek und die Doppelseiter mit kronbeleuchteten Prunkküchen, sechs Seiten Lauren Home, die Doppelseite für das bei Bankerbädern so beliebte Bisazzamosaik, verschwunden auch der 911er und die schüchterne Frau im durchsichtigen Nachthemd, die erstaunlich trocken die Dusche des Nobelherstellers Matki verlässt und schamhaft - ach, das Küsschen gestern mit Robert von der der Kauphtingbank - lächelt. Was es noch gibt, ist eine Doppelseite von Audi - denen geht es noch gut - und eine
Seite mit Uhren von Seiko. Vermutllich müssen die meisten Leser erst mal nachschauen um zu begreifen, dass Seiko so etwas ordinär-exotisches wie Uhren mit Quarzwerken baut, die ein Bruchteil der durchschnittlichen Vorhangquastenersatzschnur kosten.

Kalt ist es draussen, und plötzlich sind die Wolken doch sehr nah, und man fragt sich, ob man nicht mehr hätte tun sollen. Nach Österreich sind es nur 30 Kilometer, aber auch die haben Probleme. Vielleicht wird es sogar schwerer, in Rottach feine Stoffe zu kaufen. Oder Wagner nimmt eine Schokostreussel aus dem Programm. Ja, die Krise. Sie kratzt tiefe Spuren in das Bewusstsein derer, die alles haben und noch mehr brauchen. An das Drama bei Conde Nast, die dieses Juwel nun vermutlich mit Verlusten produzieren, und all die armen Kronleuchterkristallschleifer drüben im Inntal bei Swarowski gar nicht zu denken. Es wird hart.

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Sonntag, 16. November 2008

Nicht gedacht

Ich hätte nicht gedacht, dass ich doch so schnell wieder am See bin. Heim, im Nebel aufwachen, im Nebel auf den Wochenmarkt, Anruf bekommen, wie es am See wohl sei, Webcam angeschaut, eingepackt, losgefahren.



Ich hätte nicht gedacht, dass unter all den Regierungsdeppen, die jetzt unbedingt eine Klitsche wie General Motors und ihre ebenfalls unrettbare Tochter Opel mit Geld zuscheissen wollen, ein einziger Vernünftiger ist, und der noch dazu Michael Glos heisst und von der CSU kommt. Vermutlich hat Glos ein wenig Ahnung vom Geschäft mit Automobilen und weiss, dass man Produkte mit siebenjährigen Entwicklungszyklen nicht einfach mal die zwei verkrüppelten Zyklen durchfüttern kann, die Opel noch vor sich hat. Schon gar nicht, wenn die Mama GM pleite macht und ihre Forderungen an die Adam Opel AG eintreibt, während sie selbst durch amerikanische Gesetze vor Gegenforderungen geschützt wird. Pleite gehen lassen, Investoren suchen, irgendwo anbinden. An besten an die Reste von Ford, die sicher nächste Woche die gleiche Winselplatte auflegen.



Ich hätte auch nie gedacht, dass ich irgendwann zu einer kleinen Gruppe von Leuten gehöre, die freie Märkte noch befürworten, während sich von Rot bis Kackbraun alle einen Vulgärmarxismus zur Rettung der Reichen vor dem Markt und der Arbeitnehmer vor notwendigen Veränderungen zulegen. Insolvenz gehört zum Firmenleben dazu, und es ist noch nicht mal das Ende, wenn es klug durchgeführt wird. Klug heisst: Die Firma muss lernen, besser zu werden. Was Opel lernen wird ist, dass es leichter ist, vom Staat für Worte Geld zu bekommen, als vom Kunden durch gute Produkte. Und in Washington werden sich die G20 durchgehend einigen, die Probleme in Geld zu ersaufen, für alle, die wollen. Kostet am Ende ja nur einen Währungsschnitt.



Ich hätte nie gedacht, dass ich mir überlege, doch irgendwann mal Gold zu kaufen. Nie. Glücklicherweise ist mein Vermögen grösstenteils in einem Ort mit schöner Aussicht investiert, ich kann also gar nicht meinen Prinzipien untreu werden. Allerdings gibt es in Müstair die sogenannten Goldvreneli. Vielleicht, wenn ich mal wieder dort bin.

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