BayernND

In München steht ein Bankenhaus...

Es gibt so Beiträge, da braucht man etwas Zeit. Die Vorgänge um die bayerische Landesbank jedenfalls versetzen auch mich, der ich einige Zeit in der Landespolitik gearbeitet habe, in Erstaunen. Man hat sich ja einiges vorstellen können, 3 bis 5 Milliarden Verluste wurden schon im Frühjahr vermunkelt, aber das, was jetzt kommt, sprengt doch alles Vorstellbare: Die Sparkassen scheiden aus und müssen vermutlich 1,4 Milliarden weitgehend abschreiben, und der Freistaat - und damit wir alle - zahlt drauf. Weit mehr als das, was die Bank in den letzten Jahrzehnten als Gewinn eingefahren hat. Und dann gibt es noch mindestens einen grossen Komplex, der in der Öffentlichkeit nicht gross besprochen wird - die Süddeutsche Zeitung etwa hat aus unerfindlichen Gründen beide Augen fest zugedrückt - der noch böse ins Kontor schlagen kann.



In der CSU-Fraktion sammelt man vermutlich für Kerzen und die Rutschwahlfahrt nach Altötting, denn diese Krise ist nichts, für das diese Herren sowas wie eine Lösung hätten. Wie auch. Die BayernLB ist ein Vehikel der Grossmannssucht, mit der man im Osten und weltweit Gewinne und auch Politik machen wollte. Das Ding hat offensichtlich weder Bremse noch Rückwärtsgang, und die Lenkung funktioniert auch dann nicht, wenn man Teile der Besatzung über Bord wirft. Und das, obwohl die Lohnkosten das allerkleinste Problem der Bank sind. Der gemeine CSU-Parlamentarier versteht davon so viel wie der Halbaffe von Raumfahrt, und die besten Kräfte der Partei sind relativ dazu vor dem Neandertaler* hängengeblieben.

Die Bank werden sie schrumpfen, die Auslandstöchter für kleinstes Geld verkaufen - aber die Schulden, die Verpflichtungen und die miesen Papiere werden bleiben. Zusammen mit den politisch gewollten und verantworteten Altlasten könnte eine Lösung eine Bad Bank sein, wie das Vehikel der Schweizer für die maroden Papiere der UBS. Damit könnte man die alten Geschichten auch etwas der Kontrolle entziehen, und den schmerzhaften Prozess der Refinanzierung der Bank etwas strecken. Aber ich fresse einen Besen, wenn die Geschichte weniger als 15 Milliarden tatsächlichen Finanzbedarf jenseits von Sicherungen bis Mitte 2009 eingespielt hat. Wenn schon die Sparkassen Angst haben, in den Untergang gerissen zu werden, muss es schlimm sein, viel schlimmer als bislang zugegeben.

Andererseits wird der Sparkurs auch ein paar Projekte begrenzen, die weniger schön sind. Manches Luxushotel, viele Shoppingcenter und vielleicht auch die neue Startbahn am Münchner Flughafen werden nicht mehr so leicht realisiert werden können. Die CSU wird nicht mehr nach Gusto in Osteuropa konservative Parteien päppeln. Und vielleicht kommt es auch mal zu einer Abrechnung mit der Ära Stoiber, die die CSU anpacken sollte, bevor die Wähler sie in die Bedeutungslosigkeit treten. Es gibt in diesem Land ein paar Faktoren, die den Crash der Landesbank nicht so hart durchschlagen lassen wird, wie der Niedergang ihrer Schwestern in Sachsen oder NRW. Trotzdem ist es in höchstem Masse nervend, nach einem ganzen Leben unter diesem verkommenen Regime jetzt, da es teilweise abgewählt ist, auch noch dafür zahlen zu müssen. Ein höhnisches Lachen bleibt da nur für die karrieregeilen FDPler, die eine Beteiligung an der Macht wollten und einen Anteil am grossen Jauchekrug Urinator Financialis bekommen.

1, 2, 3, gsuffa.

*Der Neandertaler (Homo sapiens neanderthalensis) ist der erste Mensch, dem ein dauerhaftes Überleben in Bayern zumindest in den ersten Phasen der letzten Eiszeit gelang, und der vor dem Kältemaximum die Intelligenz besass, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen. Man sieht: Soweit ist die CSU definitiv nicht. Vielleicht Homo Heidelbergensis (Schwaben. Naja. Hätte man sich denken können. Man führe sich den Waigel vor Augen.)

Montag, 1. Dezember 2008, 00:55, von donalphons | |comment

 
Startbahn? Da fällt mir doch was ein ... Dass die Landesbank Hessen-Thüringen auch Geld wolle, las ich neulich mal irgendwo, die Summe habe ich aber vergessen. Ob sich deren Probleme auf den Bau der Startbahn Nordwest des Frankfurter Flughafens auswirken?

... link  

 
heidelberg: schwaben?! naja, der horizont des neandertalers reichte immerhin bis ins badische.

... link  

 
Badener gab und gibt es nicht, volkzugehörigkeitsmäßig waren das entweder Schwaben oder Franken, soweit gebe ich dem Don natürlich recht ... aber ein "bayrischer" Schwabe (wie Waigel) ist weder Fisch noch Fleisch!

... link  

 
Auch der Münchner Flughafen hat gerade seinen neuen Startbahnkrieg.

Badener kennt man in Bayern nicht. In Bayern ist alles zwischen Augsburg und Elsass Schwaben.

... link  

 
.

... link  

 
Mit Hüttendorf und Sonntags-Protestspaziergängen?

... link  

 
Darum ist für uns Norddeutsche, die keine Preußen sind, sondern Welfen, Hanseaten und Friesen auch alles südlich von Frankfurt Bayern. Auch Kaiserstühler und Österreicher.

... link  

 
Vergiss die Oldenburger nicht.

... link  

 
Oldenburg
gehoert jetzt zu Bayern? Niemals, das sind doch auch Skandinavier.

... link  

 
Jedenfalls ärgern die sich, wenn man sie Ostfriesen nennt.

... link  

 
Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit.

--
Zur Erklärung. Der Freistaat Oldenburg war ab 1918 ein eigenes Land des Deutschen Reiches. Nach dem Krieg hatten die Oldenburger für fast ein Jahr bis November 1946 einen eigenen Landtag. In einem Volksentscheid am 19. Januar 1975 stimmten die Bürger gegen den Verbleib Oldenburgs im Land Niedersachsen und für die Eigenständigkeit. Der Bundestag lehnte es mit dem Gesetz vom 9. Januar 1976 ab, das Land Oldenburg wiederherzustellen.

Es gibt auch eine Oldenburgische Landesbank. Ist jedoch eine private Regionalbank. Die Einzige Bank, die noch im Besitz der Allianz Group ist.

... link  

 
Ah, deshalb! Meine Schwester studierte 1975/76 in Oldenburg und bekam damals allenthalben "Wir sind keine Ostfriesen, wir sind in Oldenburg in Oldenburg" zu hören, worauf sie sich keinen Reim machen konnte.

... link  

 
Man wundert sich, wie lange sich sowas hält. Hier bedauern immer noch einige den Verlust des Königsreiches Hannover vor über 140 Jahren. Und dann verlangen wir z.B. von den Balkanstaaten, dass sie die Geschichte schnell vergessen.

... link  

 
Das war aber auch ein Verlust, da lasse ich nicht mit mir scherzen ;-)

... link  

 
seit hannibals niederlage hat sich in europa vieles zum schlechteren verändert.

... link  

 
Ja, man stelle sich vor, Rom wäre karthagisch geworden, und statt Kirchen stünden überall Baalstempel oder auch Mithreen.....

... link  

 
Strappato,
niemand hat von den Balkanesen verlangt, ihre Geschichte zu vergessen. Die Geschichte sollte aber kein Hinderungsgrund sein, sich mit den Gegebenheiten im hier und jetzt zu arrangieren. Die Kurpfalz ist als politisches Gebilde nun auch schon über 200 Jahre lang nicht mehr existent, und trotzdem verspüren die Leute dort immer noch ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl. Was auch ok ist, solange keiner mehr vom Franzmann Revanche will für den Pfälzischen Erbfolgekrieg und dergleichen.

... link  

 
Schwierige Diskussion. Das Kosovo würde ich als völkerrechtlich souveräne Geldwaschanlage der Drogenmafia bezeichnen. Man muss kein nationalistischer Serbe sein, um das Scheiße zu finden. Und das Fatale an der Ethnisierung des Sozialen ist ja, dass die Gräuel nicht einem Regime, sondern einer Volksgruppe zugeschrieben werden. Obwohl ich das in Dubrovnik und Montenegro anders erlebt habe - da waren für Kroaten, Muslime und Albaner nicht die Serben die Bösen, sondern der Verbrecher Milosevic, oder zum Teil auch die Kommunisten.

... link  

 
Was ist dieses Oldenburg?

... link  

 
Die Uhren da unten ticken schon noch etwas anders.
Meine Tante aus Zagreb hat z.b.ein nPavelic Bild zentral im Wohnzimmer aufgehängt. Das sagt schon alles.

... link  


... comment
 
Es gibt in diesem Land ein paar Faktoren, die den Crash der Landesbank nicht so hart durchschlagen lassen wird, wie der Niedergang ihrer Schwestern in Sachsen oder NRW. Trotzdem ist es in höchstem Masse nervend, nach einem ganzen Leben unter diesem verkommenen Regime jetzt, da es teilweise abgewählt ist, auch noch dafür zahlen zu müssen. Ein höhnisches Lachen bleibt da nur für die karrieregeilen FDPler, die eine Beteiligung an der Macht wollten und einen Anteil am grossen Jauchekrug Urinator Financialis bekommen.

geschieht denen (den postengeilen FDPlern) nur recht.
was toben die noch immer rum von wegen ihrem wirtschaftlichen sachverstand. die wollen auch nur an den trog. ich war einen augenblick versucht, die für wählbar zu halten. ist nicht, die spielen noch immer beachvolleyball/herren.

was die cdu in sachsen angeht, die schaffen es noch, den abverkauf an die bad.württ. lb als neueste manifestation ihrer arbeiter- und bauernschläue zu verkaufen, wessis bringens eben nicht.

die haben andere probleme in der cdu sachsen.

erst treten die bürgerrechtler eine diskussion über die ddr los, dann meinen die blockpfeifen, es war doch schön in unserer ddr.

dann weiss auf einmal der herr tillich nicht, wie er seine vergangenheit bewältigen soll: erst kann er sich gar nicht erinnern, dann ein bisschen. wenn einer schon nicht gut beraten ist, muss er sich selber helfen können. die situation ist nicht eben neu, aber herr tillich ist wohl schon dann überfordert, wenn ihm kein sed-kreissekretär anweisungen flüstert.

vielleicht denkt er, die anderen haben im augenblick andere probleme. ist nicht abwegig, auf das kurze gedächtnis zu spekulieren. der herr innenminister, auch schon einem anderen staat dienend, will heute auch nichts mehr davon wissen, dass er den schreistaat faxen in der hand der mafiosi uas italien, russland und sonstwo gesehen hat. hinterher hat er gesagt, er hat sich wohl geirrt, und das wars dann.

stell dir vor, 2009 sind in sachsen landtagswahlen und die cdu schafft eben mal 30%. die hatten mal die absolute mehrheit, das tut weh.

die fdp / die grünen schaffen je 7%., die spd gratuliert sich, mit 5% überhaut noch im landtag vertreten zu sein.

stell dir weiter vor, die linke kommt wg. wirtschaftskrise und kreisreform (ja, das kostet arbeitsplätze im öffentlichen dienst, dort sitzen doch die, die aus alter anhänglichkeit die linke wählen) auf 35 %

dann kann herr pofalla mal zeigen, wie er die neue koalition rechfertigt. so wächst zusammen, was schon einmal bei einander war, der herr tillich war schon früher willig.

... link  


... comment
 
was die ubs angeht, weiss der sonntag betrübliches zu berichten: papiere, die zum stichtag des rettungspakets ende september mit 20 milliarden franken bewertet wurden, sind heute wertlos. fazit: faktisch wäre die ubs heute pleite.

nicht viel besser steht es, laut sonntagszeitung, um credit suisse: hier erreichen die wertberichtigungen ebenfalls 20 milliarden franken. "bekannt ist, dass die bank auf klassische hedge-fund-strategien (convertible arbitrage) setzte und viel geld verspekulierte." die von cs übernommenen lehman-banker haben wieder einmal ganze arbeit geleistet. fazit: "die credit suisse hat ihren vorsprung auf banken, die mit grossen subprime-positionen in die krise schlitterten, leichtfertig an der wallstreet verspielt."

in der nacht auf donnerstag nahm sich der konzernchef der vermögensverwaltungsbank julius bär das leben. mit dem geschäftsverlauf soll das, laut tages-anzeiger, nichts zu tun haben. dazu die nzz am sonntag. finis finanzplatz schweiz.

new york times setzt ihre serie the reckoning mit einem beitrag über die ratingagentur moody's fort. new york times bringt zudem einen lesenswerten artikel über die private equity firma apollo group.

10% aller kredite, schätzt moody's inzwischen, sind faul, 10% der hypotheken ebenfalls, laut mortgage bankers association. die reserven für kreditausfälle betragen bei ge capital 1%, bei jpmorgan chase 2,9% und bei citigroup 3,5%. was sich heute bank nennt, ist faktisch ein von fiktivem staatskapital scheinbelebter zombie.

... link  

 
Ja, da geht es rund. Aber wie schon gesagt: Ein Crash der UBS und CS wäre für die Schweiz vermutlich weniger schlimm als für London, Belfast oder New York. Es wird spannend, keine Frage.

Und falls es doch eng werden sollte: Ich müsste nicht mal in die Schweiz fahren, ich könnte das Geld per Internet mit einem Knopfdruck zurückholen.

... link  

 
Dadurch wäre das Publikum um einen spannenden Reisebericht ärmer. Wie Don A. in Mustair die Bankangestellte X. mitten in der Nacht dazu bringt, den Tresor zu öffnen.

Während sich die Lage für den Franken eintrübt, hat das britische Pfund noch viel Platz nach unten.

... link  


... comment