: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 18. Februar 2006

Spon mal wieder.

Mindestens elf Menschen sind bei Protesten vor dem italienischen Konsulat im libyschen Benghasi getötet worden. [...] Libyens Regierung erklärte, es habe elf Opfer gegeben, darunter auch Tote.

Und das alles gerade mal innerhalb von fünf Sätzen. Ja, es ist schwer, Agenturmeldungen für die grösste Schlagzeile des Tages zusammenzuschreiben und dann noch zu begreifen, was damit eigentlich gemeint ist. Bei einem IQ unter 95 und dem für den Spon typischen Niveau.

http: //ww w. spiegel.de/ politik/ausland/0,1518,401610,00.html

Pfeifen.

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Dienstag, 14. Februar 2006

Berlinbashing

ist mir heute quasi zweimal angeboten worden. Erstklassige Vorlagen, serviert auf dem silbernen Tablett. Aber es lohnt sich nicht, denn es ist Februar. Also der Monat, wo auch der eingefleischte Slumbewohner die Stadt am liebsten unter den Bombenteppich kehren will. Und es wäre nicht fair, den Leuten in dieser traurigen Zeit nochmal vor Augen zu führen, in welcher Situation sie sind.

Ausserdem ist heute Valentinstag. Der Tag, an dem man nett sein muss, wenn man ficken will. Also kein Bashing.

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Donnerstag, 9. Februar 2006

Ciao La Boheme, addio Chiaroscuro,

willkommen in der neuen internationalen Ungemütlichkeit. Es gab so viele Geschichten in diesem dunklen Restaurant mit seinen alten Sofas, der geschnitzten Anrichte und all den Bildern an der Wand, den weissen Tischdecken und den Kerzen, dem Klavier, auf dem nie gespielt wurde, und dem Salat, bei dem der Vegetarier den Käse und die Fleischfresserin den Schinken bekam. Das La Boheme war eine der Konstanten in der Maxvorstadt, und sein Verschwinden ist wie das Knacken einer zu dünnen Eisschicht unter dem Gewicht eines Unvorsichtigen - das Schwabing, das ich vor zwei Jahren noch als Heimat empfand, ist heute weitgehend verschwunden, und mit dem La Boheme, seinem Dunkel und den wenigen hellen Reflexen auf den Gesichtern ist auch sein Grundpfeiler gefallen. Das war´s mit den Lichtspielen, der Ästethik der Maniera, der Küche der Prinzessin.

In den letzten fünf Jahren hat sich das ganze Viertel gewandelt, überall erscheinen neue Coffee Shops und Bagelläden, räumen die gewachsenen Strukturen beiseite, klammern sich ans Dasein, und gehen dann wegen des Überangebots wieder unter. Es gibt viel mehr Läden, aber kaum noch was, wo man hingehen kann, was nicht so aussieht wie der immer gleiche Stil zwischen Ballermann und Kastanienallee. Und mit dem letzten Biotopen des Ursprünglichen verschwindet der spezifische Charme der Vorstadt, sie wird austauschbar, eine schale Blaupause eines Lebensstils, bei dem man immer überall sein kann, es gibt dann eben diese Meile, an der jedes Lokal und Geschäft, alle Leute und jedes Gespräch genauso ist wie am Tag zuvor, in einer anderen Stadt, einem anderen Land, oder in einem anderen Leben.



Im neuen Lokal sind alle Tische und Stühle gleich, es ist perfekt auf maximale Kundenzahl zugeschnitten, statt der Bilder gibt es die immer gleichen Lampen in der Wand, und für einen Moment fragt man sich, wie das wohl aussehen mag, wenn sie an der Wand sitzt und man sie nicht richtig anschauen kann, weil rechts und links von ihrem Gesicht das hässliche Licht der hellen Flecke den Raum verschmutzt. In diesem Lokal kann man sicher veritable Businesspläne entwerfen und über globale Strategien sprechen. Und natürlich findet sich dann einer, der bei OpenBC schreibt, wie toll er das neue Lokal findet.

Komischerweise habe ich es noch nie voll gesehen, wie das La Boheme. Das wird nicht wiederkommen, aber es ist nicht vergessen. Und der Nachfolger hoffentlich bald tot, vorbei, verreckt, ohne jede Möglichkeit einer Wiederkehr, die all die nie beendeten Geschichten haben, die hier ihren Anfang nahmen.

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Montag, 6. Februar 2006

Gewinner und Verlierer

Ich bin bei allem, was von der Bertelmann-Stiftung kommt, grundsätzlich erst mal kritisch eingestellt, von ihren sinnlosen Filtern über ihr wachsweiches Engagement gegen Rechts bishin zu den Veranstaltungen, die in Berlin zu erleben ich das Vergnügen hatte. Und besonders, weil das Kratzen am B´mann-Lack schnell christlich-traditionelle Werte zum Vorschein bringt, die ich nicht teile.

Trotzdem sei hier auf dieses praktische System verwiesen, mit dem man deutschlandweit schauen kann, wo es wie weitergeht. Wichtig für Immobilienbesitzer, aber auch für alle, die 2020 nicht in irgendwelchen Slums sitzen wollen, die 2005 eigentlich noch ganz gut ausgesehen haben. Man beachte, wenn man nach einer Stadt gesucht hat, auch die wirklich idiotisch gemachten Menus auf der linken Seite, die zum Themen wie Soziales und Wohnen führen.

Im Fall meiner Heimatstädte ist das Ergebnis teilweise schon fast erschreckend gut - im Fall der Kleinstadt im Donautal, die kein eigenes Umland hat und heute schon übersiedelt ist, explodieren die Umlandgemeinden in den nächsten 15 Jahren um teilweise mehr als 20%. Berlin überaltet, der Osten wird entvölkert, was kein Boomzentrum hat, hat keine Zukunft. Wer nicht grösser wird, wird zum Altenheim. Wenn man der Studie glauben will.

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Dienstag, 31. Januar 2006

5 Millionen Arbeitslose

Es wäre irgendwie fair, wenn die CDU sich jetzt mal den Realitäten stellen würde und, wie nach den überraschend gesunkenen Arbeitslosenzahlen im Spätherbst, auch diesmal laut sagen würde: "Das ist der Merkel-Effekt!"

Nicht, dass es stimmen würde. Aber einfach mal so. Aus Gründen der Gerechtigkeit und Fairness.

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Sonntag, 29. Januar 2006

Giftschrank

Eifrige Besucher echter Antiquariate - also nicht irgendwelcher Ramschpalettenverkäufer - kennen das vielleicht: Ich komme, oft an einem glasig kalten Wintermorgen, in eines dieser leicht verstaubten Geschäfte in der Maxvorstadt, und der Besitzer, Berater, Verkäufer und Ordnungshasser in Personalunion hat gerade wieder frische Umzugskartons gebracht, voll mit Büchern aus Wohnungsauflösungen. Da sind die Bibliotheken noch im Urzustand, vielleicht über 2, 3 Generationen zusammengeerbt, mit unterschiedslos allem, was man früher gelesen hat in den besseren Kreisen: Kein Brecht, kaum Heine, aber dafür Wagners Wesendonkbriefe, Gustav Frenssen, der Bestseller Wilhelm Raabe, und von da an geht es hinab in die Niederungen dessen, was heute noch gute Preise erzielt - die Rosenbergs und ähnliche Volkstumsbewahrer finden immer noch ihre alten und neuen Liebhaber.

Erzähle mir keiner, dass man sich die Herrschaften erzwungenerweise in die Bücherschränke gepackt hat. Desto dümmer, desto gemeiner und marktschreierischer, desto lieber wurde das braune Dreck gekauft und gehortet, so dass er auch noch jahrzehnte später intakt in den Antiquariaten ankommt, laut Exlibris oder Besitzervermerk gekauft von der Funktionselite des Landes; Professoren, leitende Angestellte, über gar nicht so wenige findet man heute im Internet noch Spuren dessen, was sie dann später in Feldgrau oder SS-Schwarz taten.



Bunt statt halbledern, modern typographiert und dennoch nicht differenzierter in Inhalt und Ideologie, stehen sie heute wieder Seit an Seit in den Flughafenbuchhandlungen und warten auf die gelangweilte Elite, die sich beim Business-City-Hopping mentalitätsmässig auf den neuesten Stand bringen will. Hier ist demokratisches Ausnahmegebiet, hier triumphiert der Starke qua Definition über den Schwachen, man schreit nach Revolution und fetten Würsten für die Elite, nach einem Ende des Mitleids und dem Anbruch eines neuen Systems. Die neuen Parteibücher geben Aufschluss über den richtigen Weg, beim Lesen so wenig herausfordernd wie die Mao-Bibel, so einfach wie alles, was meint recht haben zu müssen, egal wie komplex die Realität ist, die es unterzupflügen gilt, schon im Executive Summary, das früher vielleicht Parole hiess. Das Blabla-Prinzip, die Kotzbrech-Methode, der endgültige Drecksack in 100 Tagen, 10 Millionen in 10 Schritten, Small talk for jerks, Career für mobbende Sachbearbeiter, Power Business Success Awareness Strategy 4 complete assholes in emerging improved markets like web2.0.

Es sind die Bücher, von denen man hofft, dass sie aus der Gutenberg-Galaxis hinausgeschleudert werden in die schwarzen Löcher der E-Books und ihrer DRMs und ever changing Format which means you can buy the shit again each time you get one of those brand new fuzzy reading gadgets, auf dass in Zukunft die Antiquariate nicht versaut werden durch diesen Dreck, der vielleicht die wirtschftlichen Entscheidungen, nicht aber den Geist dieser Epoche bestimmt.

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Besser als jede Medizin

Auch Typepad geht jetzt - endlich, wie schon Twoday.net - gegen rechtsradikale Schreiberlinge vor und mahnt sie ab. Kein Wunder, dass solche Gestalten Myblog.de bevorzugen. Und ich weiss wieder, dass krank im Kopf viel schlimmer ist als krank im Bauch.

höhö

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Samstag, 28. Januar 2006

Nach Süden

Vor mir quengelt ein Balg lauter als das Triebwerk, als die Boeing zum Flug entlang des Alpemhauptkammes in die Kurve geht.



Erst in der Provinz manifestiert sich dann das Befürchtete. Kartoffelgratin ist böse. Dieses Blog wird in den nächsten Tagen wahrscheinlich nur sporadisch befüllt werden. But hey, auch das böseste Düsseldorfer Kartoffelgratin wird gegen den bayuwarisch-nahöstlichen Panzermagen nur kurz bestehen können. Weiter jetzt mit Magen-Darm-Tee.

Offline. Das Ddorfer Antville-Zeug, das zu feige für das "Dorf" ist, bashe ich später.

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Donnerstag, 19. Januar 2006

Jean-Remy und die Scheisshäuser

- das sind die Dinger, wo im Werbeumfeld das weisse Pulver konsumiert wird - Jean-Remy von Matt also, Kopf der Agentur Jung v. Matt, die hinter der unsäglichen "Du bist Deutschland"-Kampagne steckt, hat noch nicht ganz begriffen, dass es gefährlich ist, gewisse problematische Dinge per Mail zu verschicken. Wie schnell wird so eine Anklage gegen Blogger geforwarded und landet dann, so sie kein Fake ist, bei einem Blogger wie Jens Scholz:

Meine Mutter hat mir beigebracht, dass man sich für ein Geschenk bedankt, selbst wenn man damit nichts anfangen kann. Wie Recht sie hatte, ist mir gerade wieder klar geworden. Vor zwei Wochen startete "Du bist Deutschland", die größte gemeinnützige Kampagne aller Zeiten und ein riesiges Geschenk.

Die großen Verlage haben Zeit und Raum im Wert von 35 Millionen Euro geschenkt. 30 Promis der ersten Liga haben Zeit und ihr Gesicht geschenkt. Wir und kempertrautmann haben Zeit und Herzblut geschenkt. [...]

2. Von den Weblogs, den Klowänden des Internets. (Was berechtigt eigentlich jeden Computerbesitzer, ungefragt seine Meinung abzusondern? Und die meisten Blogger sondern einfach nur ab. Dieser neue Tiefststand der Meinungsbildung wird deutlich, wenn man unter www.technorati.com eingibt: Du bist Deutschland.)


Zeit und Herzblut von unterbezahlten Praktikanten, die sonst nur rumgestanden wären. Und das kommt von einem Berufsstand, gegen den Politiker, Journalisten und ukrainische Autoschieber ein Muster an Rechtschaffenheit sind, ein alles mitnehmender Berufsstand, der allenfalls noch von Blogüberwachern und Serienabmahnern an Verkommenheit überboten wird - oder auch nicht, sondern selbst mitmacht. Es muss Jean-Remy sehr weh getan haben, dass wir aus dankbarkeit für sein "Geschenk" nicht die Unterseiten seiner rahmengenähten Eduard-Meyer-Schuhe abgeleckt haben, nehme ich an.

+++UPDATE+++: Oh wie ist das schön! Jung von Matt macht den Jamba und trollt bei Jens Scholz in den Kommentaren rum!

+++UPDATE 2+++: Thomas Knüwer meldet:Nachtrag: Beim Versuch herauszufinden, ob der Text authentisch ist, verweist JvM erstmal an Fischer-Appelt, die PR-Agentur von "Du bist Deutschland". Auf meine Zweifel, ob ein Dienstleister die Echtheit eines internen Newsletters bestätigen kann, heißt es: "Die wissen sicher schon, dass da was im Internet steht." Der zuständige Ansprechpartner meldet sich um kurz nach 14 Uhr und bestätigt, dass der Text authentisch ist.

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Dienstag, 17. Januar 2006

Erst rechts, dann links

Wenn ich mich nicht ganz täusche, dann verflachen im Moment alle Unterschiede in der grossen Koalition bei einer Charme-Offensive, nach dem anbgedeuteten Rechtsschwenk der Union wird jetzt auf SPD gemacht, und die SPD vertritt familiäre Werte, und zusammen sind sie die langweiligste, konsequente Fortsetzung von Rot-Grün mit erheblich hässlicherem Personaldurchschnitt und nochmal gesunkener Kompetenz. Allein Schäuble als Foltermonster im Rollstuhl verleiht dem Regime eine gewisse diabolische Note, der Rest zieht von einer Entscheidung weg auf die Mitte, die Mitte, die Mitte, brüllt es aus den Gazetten, dröhnt es aus dem Autoradio auf dem Weg zurück in die Provinz.



Bloss nichts sagen, bloss den Machterhalt nicht gefährden, im Prinzip ist es der Union ganz recht so, mit den Sozis kann man besser klüngeln als mit den liberalen Schreihälsen und ihrem Unsympathen an der Spitze, mit dem man sich nur die Umfragewerte versaut. Sie sind erst mal wieder an der Macht, wer hätte nach der Pleite das gedacht, jetzt geht´s erst mal an das Büffäh, mag noch jemand was von dem Kuväh? So feiert die Uckermark...

Man sagt, es soll Redakteure bei Stern, Spiegel und FTD geben, die jeden Morgen erst mal kotzen möchten. Und die noch mehr kotzen werden, wenn sie begreifen, dass ihre ganze Rektalakrobatik und Spindoktorei die fetten Hinterteile an und unter den Linden keinen Millimeter in Richtung ihres neoliberalen Wunschtraumes bringt. Den armen Glos, den hassen sie jetzt schon, und machen aus einem der fähigsten Köpfe der CSU eine Witzfigur. Was man halt als Hauptstadtjohurnaille so macht, wenn man den Wähler nicht komplett verarschen konnte. Irgendjemand muss dafür büssen, wenn die schon nicht so wählen, wie von den Werbekunden verlangt. Vielleicht sollte der Glos auch für 3 Millionen Werbung schalten, wie das Merkel - das könnte helfen.

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