Dienstag, 26. Oktober 2004
Real Life 25.10.04 - Spurlos
Meine Lieblings-Elitesse, die nie begriffen hat, wer dieser glatte Typ aus München und später Berlin in Wirklichkeit ist, mit dem sie immer mal wieder ein paar nette Belanglosigkeiten über die sinnentleerte Business Welt ausgetauscht hat, die sie anstrebt - meine Lieblings-Elitesse also hat doch noch den Rappel bekommen, und schmeisst hin. Verlässt die Stadt und die kleine Elite-Uni, und geht in die grosse Stadt im Süden. Obwohl dort die Qualifikation, die Skills des Personals und die Career Opportunities nicht im Mindesten so gut sind, wie in der tiefsten Provinz, wo sie in einem engen, auf den success ausgerichteten Microcosmos leben, fernab von der kaputten Realität, in der Abschlüsse wenig und banale Dreistigkeiten viel gelten.
Sie wird die Ursachen ihrer Entscheidung nie klar aussprechen, denn dafür fehlen in ihrer Welt die Begriffe, die dieses aus Sicht des Systems "Scheitern" einerseits menschlich und andererseits nach Erfolg aussehen lassen könnten. Wahrscheinlich hat einfach die Chemie nicht gepasst, das Fehlen der Anonymität, der Anpassungsdruck und die Wagenburgmentalität, mit der man sich dort gegen die Umwelt abschottet. Von einem Moment zum nächsten ist sie keine Elitesse mehr, sondern nur noch eine Studentin unter vielen, mit etlichen neuen Nebenfächern und einem neuen Umfeld, das die Dummheiten des Faches sicher nicht mehr so geschliffen und gut begründet als die einzige Wahrheit präsentieren kann.
Angedeutet hat sich das schon lange. Eigentlich vom ersten Tag an. Da war die Zurückhaltung, die Unentschlossenheit, die Suche nach Alternativen. Eigentlich hätte sie viel machen können, aber dann hat sie sich eben mal hier beworben, und wollte dann, als sie genommen wurde, auch nicht mehr absagen. Also hat sie sich treiben lassen, einerseits den studienbegleitenden Unsinn auf den Parties nachgeplappert und auch nicht protestiert, wenn ich vom Schlachtfeld der Munich Area erzählte, als ich mal wieder um 3 Uhr Nachts nach Hause kam und sie gerade noch eine Schachtel Fluppen aus dem Automat geschmissen hatte. Es war ein Limbus für sie, kein Ja und Nein, und erst jetzt zieht sie die Konsequenzen, und weg aus dem System.
Immerhin, sie hat eine Nachmieterin gefunden, die ganz begierig auf ihre Wohnung ist. Das Spiel endet nicht, es geht in eine neue Runde.
Sie wird die Ursachen ihrer Entscheidung nie klar aussprechen, denn dafür fehlen in ihrer Welt die Begriffe, die dieses aus Sicht des Systems "Scheitern" einerseits menschlich und andererseits nach Erfolg aussehen lassen könnten. Wahrscheinlich hat einfach die Chemie nicht gepasst, das Fehlen der Anonymität, der Anpassungsdruck und die Wagenburgmentalität, mit der man sich dort gegen die Umwelt abschottet. Von einem Moment zum nächsten ist sie keine Elitesse mehr, sondern nur noch eine Studentin unter vielen, mit etlichen neuen Nebenfächern und einem neuen Umfeld, das die Dummheiten des Faches sicher nicht mehr so geschliffen und gut begründet als die einzige Wahrheit präsentieren kann.
Angedeutet hat sich das schon lange. Eigentlich vom ersten Tag an. Da war die Zurückhaltung, die Unentschlossenheit, die Suche nach Alternativen. Eigentlich hätte sie viel machen können, aber dann hat sie sich eben mal hier beworben, und wollte dann, als sie genommen wurde, auch nicht mehr absagen. Also hat sie sich treiben lassen, einerseits den studienbegleitenden Unsinn auf den Parties nachgeplappert und auch nicht protestiert, wenn ich vom Schlachtfeld der Munich Area erzählte, als ich mal wieder um 3 Uhr Nachts nach Hause kam und sie gerade noch eine Schachtel Fluppen aus dem Automat geschmissen hatte. Es war ein Limbus für sie, kein Ja und Nein, und erst jetzt zieht sie die Konsequenzen, und weg aus dem System.
Immerhin, sie hat eine Nachmieterin gefunden, die ganz begierig auf ihre Wohnung ist. Das Spiel endet nicht, es geht in eine neue Runde.
donalphons, 02:36h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 18. Oktober 2004
Real Life 18.10.04 - C+P
Das Leiden der Meldungsschreiber, heute bei der Qualitätsseite Manager-Magazin in einem ansonsten lesenswerten Artikel über die Werbeflaute bei Pro7/Sat1:
Nach diesen Äußerungen fiel die Aktie ProSiebenSat.1 am Montagvormittag zeitweise um mehr als 4 Prozent auf 14,50 Euro. Es gehörte damit zu den schwächsten schwächsten M-Dax-Werten.
Es? Da stand früher davor vielleicht mal "Papier", das würde das "es" rechtfertigen. Und dass Pro7/Sat1 schwächer als schwach ist, wissen wir doch schon lange. Was wir nicht wissen ist, was im Kopf, Abteilung Satzstellung des Autoren vorging, der dieses Zitat so niederschrieb:
"Wir sehen dennoch auch, dass sich die leicht positiven Zuwächse des ersten Halbjahrs nicht fortsetzen werden bis zum Jahresende."
Naja, vielleicht verdient MM-Online bis zum Jahresende wieder so gut, dass sie sich eine Schlusskorrektur leisten können.
Nach diesen Äußerungen fiel die Aktie ProSiebenSat.1 am Montagvormittag zeitweise um mehr als 4 Prozent auf 14,50 Euro. Es gehörte damit zu den schwächsten schwächsten M-Dax-Werten.
Es? Da stand früher davor vielleicht mal "Papier", das würde das "es" rechtfertigen. Und dass Pro7/Sat1 schwächer als schwach ist, wissen wir doch schon lange. Was wir nicht wissen ist, was im Kopf, Abteilung Satzstellung des Autoren vorging, der dieses Zitat so niederschrieb:
"Wir sehen dennoch auch, dass sich die leicht positiven Zuwächse des ersten Halbjahrs nicht fortsetzen werden bis zum Jahresende."
Naja, vielleicht verdient MM-Online bis zum Jahresende wieder so gut, dass sie sich eine Schlusskorrektur leisten können.
donalphons, 15:58h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 17. Oktober 2004
Real Life 17.10.04 - Kampf um die Plätze
Platz ist genug da. Für eine kurze Liste von Autoren. 1, 2, 3, 4, 5 Namen neben meinem. Davon lebt das Produkt, die geben ihm ein klares Gesicht, eine Richtung.
Für die anderen 7 bis zum Schluss ist nicht so viel Platz da. Die müssen sich dann eben darum prügeln, Konkurrenz belebt das Geschäft. Es ist wie immer: Ein paar kommen problemlos rein, der Rest muss auf die Gnade der Türsteher warten. Ein paar haben den Ruf, es einfach drauf zu haben, und können tun, was sie wollen. Die anderen haben Scheine, Noten und Arbeitszeugnisse, die keiner lesen mag. Ich sage jedes Mal, dass ich keine Ahnung habe, weder von den Themen noch vom Schreiben, dass ich es nie gelernt habe und auch nie in der Lage sein werde, einen schlichten, faktenorientierten Artikel zu schreiben, und sie sagen, das ist Koketterie und mal wieder typisch für die Creme der Hausautoren, aber egal, was möchte man denn das nächste Mal machen? Eine Photoreportage über 4 Monate? Aber gern. Die Frage, ob ich überhaupt Ahnung vom Photographieren habe, kommt nicht.
Diejenigen, die es laut Diplom können und laut Arbeitsamt unvermittelbar sind und besser noch eine Bäckerlehre machen sollten, werden das nie verstehen. Ich auch nicht. Die ganze Welt ist aus den Fugen, für jeden Gewinner gibt es zehn Verlierer, und die sind zu sehr mit dem Krieg gegeneinander beschäftigt, als dass sie ein System hinterfragen würden, in dem sie jahrelanges Verweilen auf Praktika-Ebene als gottgegeben ansehen. Nur, wenn sie dann die geschichten der Lucky Few hören, kommt der neid hoch, aber nie länger als bis zum nächsten Kampf ums Dasein, der ihre volle Aufmerksamkeit verlangt.
Für die anderen 7 bis zum Schluss ist nicht so viel Platz da. Die müssen sich dann eben darum prügeln, Konkurrenz belebt das Geschäft. Es ist wie immer: Ein paar kommen problemlos rein, der Rest muss auf die Gnade der Türsteher warten. Ein paar haben den Ruf, es einfach drauf zu haben, und können tun, was sie wollen. Die anderen haben Scheine, Noten und Arbeitszeugnisse, die keiner lesen mag. Ich sage jedes Mal, dass ich keine Ahnung habe, weder von den Themen noch vom Schreiben, dass ich es nie gelernt habe und auch nie in der Lage sein werde, einen schlichten, faktenorientierten Artikel zu schreiben, und sie sagen, das ist Koketterie und mal wieder typisch für die Creme der Hausautoren, aber egal, was möchte man denn das nächste Mal machen? Eine Photoreportage über 4 Monate? Aber gern. Die Frage, ob ich überhaupt Ahnung vom Photographieren habe, kommt nicht.
Diejenigen, die es laut Diplom können und laut Arbeitsamt unvermittelbar sind und besser noch eine Bäckerlehre machen sollten, werden das nie verstehen. Ich auch nicht. Die ganze Welt ist aus den Fugen, für jeden Gewinner gibt es zehn Verlierer, und die sind zu sehr mit dem Krieg gegeneinander beschäftigt, als dass sie ein System hinterfragen würden, in dem sie jahrelanges Verweilen auf Praktika-Ebene als gottgegeben ansehen. Nur, wenn sie dann die geschichten der Lucky Few hören, kommt der neid hoch, aber nie länger als bis zum nächsten Kampf ums Dasein, der ihre volle Aufmerksamkeit verlangt.
donalphons, 19:32h
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Samstag, 16. Oktober 2004
Real Life 16.10.04 - Du weisst es wird Herbst
und auch sonst wird es nicht gut, mit der Wirtschaft, der Zukunft, mit Wasauchimmer, wenn das Fernsehteam von dir herbstliche Texte haben will, traurig, depri, nasskalt.

Denn sie haben heute schon ein paar Einstellungen gedreht, zu denen das passen soll. Läuft dann auch am 30. Oktober, quasi schon November und eigentlich definitiv Winter, vom Empfinden her. Und eigentlich sollte ich mich ins Auto setzen und abhauen. Das wird nicht gut, hier.

Denn sie haben heute schon ein paar Einstellungen gedreht, zu denen das passen soll. Läuft dann auch am 30. Oktober, quasi schon November und eigentlich definitiv Winter, vom Empfinden her. Und eigentlich sollte ich mich ins Auto setzen und abhauen. Das wird nicht gut, hier.
donalphons, 22:46h
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Dienstag, 12. Oktober 2004
Real Life 10.10.04 - Ein Buch gekauft.
Das hier: Frühwerkiges Gonzo. Und kommen Sie ja nicht auf die Idee, beim gleichen Verlag das komische Buch da von dieser komischen Zielke da von dieser komischen FAZ da zu kaufen. Die übelste Zeilenschinderei seit den Bizzplänen der New Economy. Praktisch Grossdruck, also das, was blinde Fäuletonopas so lieben. Wenn die Autorin eine persönliche Freundin oder die Freundin eines Freundes oder FAZ-Redakteurs ist.
donalphons, 00:49h
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Sonntag, 3. Oktober 2004
Real Life 03.10.04 - Das Rudel sammelt sich
Sie gehen nicht sofort hin. Sie treffen sich erst mal irgendwo im südlichen Schwabing, praktisch vor meiner Haustür. Um die Zeit ist in ihrem Zielgebiet noch nicht viel los, also klatschen sie sich mit Dirndl und Haferlschuhen in die überteuerten Lokale, aber trinken schon mal ein Bier. Erst wenn es etwas dunkel wird, ziehen sie um, und dann, nachts auf dem Weg zurück ins eigene 2drunk2fuck-Bett, entleeren sie sich durch so ziemlich jede Öffnung in den Grünanlagen.
Doch, meinte jemand, der das sonst nie tun würde, ab zwei Bier ist es wirklich lustig. Endlich mal nicht gezwungen sein. Gleichheit auf dem Niveau der Rinnsteine. Was, Koks, echt, wo war das nochmal, da müssen sie unbedingt hin.
Nachts bringe eine Bekannte nach Hause, die momentan nicht mit der U-Bahn fahren will. An der Auffahrt zum Strassenstrich stauen sich die Autos.
Doch, meinte jemand, der das sonst nie tun würde, ab zwei Bier ist es wirklich lustig. Endlich mal nicht gezwungen sein. Gleichheit auf dem Niveau der Rinnsteine. Was, Koks, echt, wo war das nochmal, da müssen sie unbedingt hin.
Nachts bringe eine Bekannte nach Hause, die momentan nicht mit der U-Bahn fahren will. An der Auffahrt zum Strassenstrich stauen sich die Autos.
donalphons, 16:53h
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Donnerstag, 30. September 2004
Real Life 30.9.04 - Referrer Spammer aus Deutschland?
Da gebe ich mir alle Mühe, als verbitterter alter Sack zu erscheinen - und dann werden mir die Referrer doch glatt mit hunderten netter Angebote a la Thai Trans, gay sex oder sonstige Pornodinger. Nervt natürlich. Beim Durchschauen war aber auch noch ein anderer, kleiner Spammer dabei: Die Beauty-Site Cosmoty.de. Im Impressum steht eine gewisse Stefanie Dabrowski aus Wernigerode.
Googelt man Stefanie, findet man im Schatten der mittlerweile abgeschalteten Website awm-gewinne.net dieses Fragment hier: "Ihr nudemedia-Team. stefanie dabrowski email: dabrowski|@|nudemedia.de tel: 0 39 43 - 55 32 56 bürozeit: ca. 15.00 - 02.00 Uhr, ... "
Abgesehen von den ziemlich spassigen Bürozeiten ist die Telefonnummer absolut identisch mit der bei Cosmoty angegebenen Nummer. Und die Domain wird zu Nudemedia weiterverbunden....
Und was sehen unsere Äuglein? Nudemedia - Ihrem Partner für Adultdesign! Anders gesagt, die Firma macht und bewirbt Pornoseiten. Da steht Stefanie im Impressum. Den ebenfalls verantwortlichen Ingo Wiederhold findet man auch noch ganz woanders: Als Programmierer der Tagungsstätte Kloster Drübeck. Hm. Dabei ist aber auch noch eine, hoppla! WRonline GbR unter der schon bekannten Adresse in Wernigerode. Da ist vieles nicht verfügbar, aber eine weitere Abfrage bei Google findet dann noch Adult minus Spider punkt de, die wohl auch zum Imperium in Wernigerode gehört.
Das wäre dann auch der Punkt, wo mir ein gewisser verdacht käme, von wegen, wer mir denn da ausser dem Cosmoty-Spam noch die anderen Teile verpasst haben könnte - wenn ich nicht noch das hier gefunden hätte; Ingo Wiederhold soll nämlich mit Fördermitteln des Landes Sachsen Anhalt den "Prozess der Etablierung der Unternehmen und Unternehmerinnen, insbesondere alle 21 Kleinprojekte am Markt[...] unterstützen". 21 Kleinprojekte, hm, vielleicht wie die, die Nudemedia anbietet? ;-)
Edit: Inzwischen wurden die Seiten des Klosters und von WRonline weggeleitet, wenn man von hier kommt. Hat da jemand Angst vor Öffentlichkeit? Zum Glück gibt es den Google-Cache... hier und hier.
Googelt man Stefanie, findet man im Schatten der mittlerweile abgeschalteten Website awm-gewinne.net dieses Fragment hier: "Ihr nudemedia-Team. stefanie dabrowski email: dabrowski|@|nudemedia.de tel: 0 39 43 - 55 32 56 bürozeit: ca. 15.00 - 02.00 Uhr, ... "
Abgesehen von den ziemlich spassigen Bürozeiten ist die Telefonnummer absolut identisch mit der bei Cosmoty angegebenen Nummer. Und die Domain wird zu Nudemedia weiterverbunden....
Und was sehen unsere Äuglein? Nudemedia - Ihrem Partner für Adultdesign! Anders gesagt, die Firma macht und bewirbt Pornoseiten. Da steht Stefanie im Impressum. Den ebenfalls verantwortlichen Ingo Wiederhold findet man auch noch ganz woanders: Als Programmierer der Tagungsstätte Kloster Drübeck. Hm. Dabei ist aber auch noch eine, hoppla! WRonline GbR unter der schon bekannten Adresse in Wernigerode. Da ist vieles nicht verfügbar, aber eine weitere Abfrage bei Google findet dann noch Adult minus Spider punkt de, die wohl auch zum Imperium in Wernigerode gehört.
Das wäre dann auch der Punkt, wo mir ein gewisser verdacht käme, von wegen, wer mir denn da ausser dem Cosmoty-Spam noch die anderen Teile verpasst haben könnte - wenn ich nicht noch das hier gefunden hätte; Ingo Wiederhold soll nämlich mit Fördermitteln des Landes Sachsen Anhalt den "Prozess der Etablierung der Unternehmen und Unternehmerinnen, insbesondere alle 21 Kleinprojekte am Markt[...] unterstützen". 21 Kleinprojekte, hm, vielleicht wie die, die Nudemedia anbietet? ;-)
Edit: Inzwischen wurden die Seiten des Klosters und von WRonline weggeleitet, wenn man von hier kommt. Hat da jemand Angst vor Öffentlichkeit? Zum Glück gibt es den Google-Cache... hier und hier.
donalphons, 03:56h
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Montag, 27. September 2004
Real Life 27.09.04 - Wenn sie mich fragen,
im Vorgespräch, warum ich denn das tue, dieses Blog, von dem sie bis letzte Woche noch keine Ahnung hatten, dass es das gibt, und ich sage, dass ich all die Geschgichten erzählen will, die Schnipsel und die Trümmer, die das Umfeld meiner Existenz ausmachen, nicht nur meiner, sondern auch ihrer, denn sie haben ja einen festen Job auf Lebenszeit bei den Öffentlichen, unkündbar, das heisst, dass irgendwo grad einer sein altes Notebook auf Ebay verscherbelt, um seine Telefonmrechnung zu bezahlen, und dass die einen im Licht stehen, im gleissenden Licht der Neonröhren in ihren Gebührenbunkern mit Stahllamellen gegen die Aussenwelt, über sie sie mal wirklich schreiben müssten, und dass die anderen eben im Dunkeln sind und da auch bleiben werden, denn mit jedem erfolgreichen Studienabsolventen kommt noch eine erfolglose Geschichte dazu, und das wird auch so bleiben für die nächsten drei jahre, dann ist da keine Betroffenheit, zumindest höre ich das nicht, obwohl ich, glaub ich, dafür inzwischen ziemlich feine Sensoren habe. Aber bei denen ist das da draussen eine andere Welt, von der sie nichts wissen wollen in ihren langen Gängen,

wo sie mit den dünnen Absätzen auf dem Marmor knallen und nach Escada riechen, und so tun, als hätten sie hier drinnen nicht alle Zeit der Welt, wo man sich die Zeit nimmt für Qualität und für einen 12-Minuten-Kommentar für ein Thema, das sehr wichtig ist für die 0,3% Hirnficker, die da noch hinterhersteigen hinter dem Versuch, die FAZ und die SZ jetzt mal volle kanne intellektsmässig auszubooten, weil es ja mit so was Schnödem wie Journalismus nichts mehr zu tun hat und auch nicht haben soll, sondern mehr ist, nämlich die Erfüllung eines gesellschaftlichen und verfassungsmässigen Auftrags.
Das hat mir mal eine öffentlichrechtliche Volontariatskarrierensau so ins Gesicht gesagt, im Interview, und ich habe mit dem schweren, stahlarmierten Sennheiser MD 421 Mikrophon nichts getan, ausser es weiterhin ganz ruhig weiterhin vor den Rüssel der Sau zu halten.
WDR war nett, heute, hab leider kein passenderes Bild. Aber die Anfrage danach war, brrrrr, wäh, ne.

wo sie mit den dünnen Absätzen auf dem Marmor knallen und nach Escada riechen, und so tun, als hätten sie hier drinnen nicht alle Zeit der Welt, wo man sich die Zeit nimmt für Qualität und für einen 12-Minuten-Kommentar für ein Thema, das sehr wichtig ist für die 0,3% Hirnficker, die da noch hinterhersteigen hinter dem Versuch, die FAZ und die SZ jetzt mal volle kanne intellektsmässig auszubooten, weil es ja mit so was Schnödem wie Journalismus nichts mehr zu tun hat und auch nicht haben soll, sondern mehr ist, nämlich die Erfüllung eines gesellschaftlichen und verfassungsmässigen Auftrags.
Das hat mir mal eine öffentlichrechtliche Volontariatskarrierensau so ins Gesicht gesagt, im Interview, und ich habe mit dem schweren, stahlarmierten Sennheiser MD 421 Mikrophon nichts getan, ausser es weiterhin ganz ruhig weiterhin vor den Rüssel der Sau zu halten.
WDR war nett, heute, hab leider kein passenderes Bild. Aber die Anfrage danach war, brrrrr, wäh, ne.
donalphons, 15:37h
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Sonntag, 26. September 2004
Real Life 26.09.04 - BoD (Breit on Demand)
Das Oktoberfest macht aus München einen beschissenen Ort. Um auf der nach oben offenen Unerträglichkeitsskala was entgegensetzen zu können, veranstaltet Berlin ein Literaturfestival, während dessen Laufzeit man am besten verreisen sollte. Nach Cottbus zum Beispiel. Irgendwer meinte, dass auch Gelsenkirchen Ende September im Regen und Nebel sehr reizvoll sein soll.
Ein Ex-Münchner Bekannter aus der Verlagsszene hatte in seinem Haus die Arschlochkarte gezogen und musste einen stotternden, äh-lallenden Hirnfickpornographen (HFP) durch ein Programm schleusen, das drei Dutzend Geriatrieinsassen begeistert hatte. Der HFP unterschrieb säuerlich die Taschenbuchausgaben seiner Werke aus den späten 70ies, die sein Klüngel unter den Kukidentgläsern hervorgezogen und mitgebracht hatten, verschwand im Hotel, und am nächsten Morgen im Zug Richtung Westen. Mein Bekannter, der mir von dieser Pleite erzählte, bleibt noch bis Montag, und so trafen wir uns kurzentschlossen im Ein Euro Cafe, so heisst das glaub ich, in der Veteranenstrasse.
Nicht zum Aufreissen, natürlich. Verlagsmitarbeiter und Autoren lernen schnel und blutig, dass es nichts Grauenvolleres gibt als potenzielle Bettgeschichten, die sich im Vorfeld präventiv als eine Kreuzung der literarisch unterdrückten Frauen von Brecht, Sartre und Fitzgerald aufführen. Nur falls sich das werte Publikum wundern sollte, warum Schriftsteller so oft Stammgäste in Bordellen sind und so viele Dialer auf dem Rechner haben.

Jedenfalls, mein Freund hatte schon erheblich den ein oder anderen sitzen, als ich ihn traf. Der HFP hatte auf zwei Mahlzeiten verzichtet, was hier für einen ordentlichen Affen auf Spesen für ihn und die beiden Mädchen, die neben ihm sassen, gereicht hätte. Er konnte meine beiden Namen halbwegs korrekt aussprechen, die Namen seiner Begleiterinnen hatte er schon wieder vergessen. Auf den ersten Blick buchinteressierte Germanistikirgendwasse im 12-x. Semester, und zwar aus der handfesten Creative-Writing Ecke, irgendwie ziemlich prägnant im Ausdruck, was meinereins im normalen Gespräch nur dann hinbekommt, wenn er schnöselig ist.
Trotz Alohohl war mein Freund noch so zurechnungsfähig, sich keine Möchtegern-Autorin mit 40 unveröffentlichten Kurzgeschichten über Berlin Mitte und einem ihres Erachtens bestsellerverdächtigen Romanfragment rausgesucht zu haben. Er hatte eine, wie sie sich später nannte, Kollegin von mir aufgetan, und ihre Bewunderin, sprich, eine Schriftstellerin mitsamt Privatgroupie. Das Privatgroupie soff die Spesen meines Freundes weg, und meine Kollegin machte das, was alle Kollegen tun, wenn sie nicht gerade auf meinen Verleger schimpfen, der im übrigen ein wunderbarer Verleger ist: Sie zog über den Betrieb her, den sie mit ihrem Debutband jetzt rocken würde. Hey, in Frankfurt ist sie auch, am Stand, gibt Interviews und so, und ich begann mich zu fragen, ob ich in den letzten Wochen was verpasst hatte, irgendwie kenne beruflich ich die meisten Verlagsprogramme, die Debutanten schaue ich mir meistens an, komisch das.
Sie macht Kuzgeschichten. Ah ja. Weil das die wahre Kunst ist, etwas zu sagen, ohne es zu schreiben, und das in so knapper Form, dass die Geschichte einen Roman enthält, und das ist das Leben. Darauf kommt es an. Ah ja, sagte ich und dachte mir, hey, die muss heute eine ganze Radisch gesfrühstückt haben, oder zumindest einen ergrauten Lietraturprof.
Und wenn das jetzt erst mal in den nächsten Tagen kommt, bewirbt sie sich damit auf Stipendien, und ich fragte sie ganz unschuldig, wie denn da die Unterstützung vom Verlag ist, weil, soweit mir bekannt, dessen Netzwerk da wohl ziemlich wichtig ist, aber sie meinte, das braucht sie nicht. Dazu ist der Verlag nicht da, der soll das Buch machen, Rest macht sie, das will sie so und nicht anders, deshalb hat sie auch gar nicht lang gesucht sondern ist gleich zu BoD (book on Demand).
Ich schaute meinen Freund an, aber der schaute nur sein Glas an. Das 5. oder 6. Bier, da wird einem so ziemlich alles egal, vermutlich, aber sie plapperte schon weiter, dass das mit der Pressearbeit auch locker allein geht, sie kennt ja so viele Leute hier in Berlin, die sind alle schon ganz gespannt auf das Buch, und dann drehte sie Richtung Inhaltsangabe und präsentiert mir tiefgehendes Gedankenwerk hinter ihren Geschichten, irgendwo zwischen von Kürthy, SATC und Judith Hermann angesiedelt, aber eben alles zusammen und doch weitaus mehr. Ich machte ein paar leicht sarkastische Bemerkungen, und sie ging über mit dem Zartgefühl eines Abrahm-Panzers darüber hinweg.
Wie sieht das eigentlich mit den Vorbestellern in den Buchhandlungen aus, versuchte ich es nochmal. Irgenwo musste da doch ein Stecker sein, irgendwas, das so einen minimalen Zweifel erweckte...
Das wird schon, meinte sie mit dem Selbstbewusstsein eines zugekoksten Art Directors, weil ja inzwischen BoD von den Händlern zurückgeschickt werden kann, dann nehmen die das auch.
Irgendwie muss mir heute ganz mieses Karma aus den Knopflöchern gespritzt sein, denn sie stand ziemlich unvermittelt auf und verkündete, dass sie jetzt ginge, und ob die anderen noch mitkommen. Mein Freund rappelte sich auf, meinte was, dass wir morgen, ne heute nochmal telefonieren, und übersah meinen fragenden Blick. Ab nach draussen, sie Richtung Hotel, ich Richtung nach Hause. Allein. In dieser bitterkalten Frühwinternacht.
Das kann ja heiter werden, in Frankfurt.
Ein Ex-Münchner Bekannter aus der Verlagsszene hatte in seinem Haus die Arschlochkarte gezogen und musste einen stotternden, äh-lallenden Hirnfickpornographen (HFP) durch ein Programm schleusen, das drei Dutzend Geriatrieinsassen begeistert hatte. Der HFP unterschrieb säuerlich die Taschenbuchausgaben seiner Werke aus den späten 70ies, die sein Klüngel unter den Kukidentgläsern hervorgezogen und mitgebracht hatten, verschwand im Hotel, und am nächsten Morgen im Zug Richtung Westen. Mein Bekannter, der mir von dieser Pleite erzählte, bleibt noch bis Montag, und so trafen wir uns kurzentschlossen im Ein Euro Cafe, so heisst das glaub ich, in der Veteranenstrasse.
Nicht zum Aufreissen, natürlich. Verlagsmitarbeiter und Autoren lernen schnel und blutig, dass es nichts Grauenvolleres gibt als potenzielle Bettgeschichten, die sich im Vorfeld präventiv als eine Kreuzung der literarisch unterdrückten Frauen von Brecht, Sartre und Fitzgerald aufführen. Nur falls sich das werte Publikum wundern sollte, warum Schriftsteller so oft Stammgäste in Bordellen sind und so viele Dialer auf dem Rechner haben.

Jedenfalls, mein Freund hatte schon erheblich den ein oder anderen sitzen, als ich ihn traf. Der HFP hatte auf zwei Mahlzeiten verzichtet, was hier für einen ordentlichen Affen auf Spesen für ihn und die beiden Mädchen, die neben ihm sassen, gereicht hätte. Er konnte meine beiden Namen halbwegs korrekt aussprechen, die Namen seiner Begleiterinnen hatte er schon wieder vergessen. Auf den ersten Blick buchinteressierte Germanistikirgendwasse im 12-x. Semester, und zwar aus der handfesten Creative-Writing Ecke, irgendwie ziemlich prägnant im Ausdruck, was meinereins im normalen Gespräch nur dann hinbekommt, wenn er schnöselig ist.
Trotz Alohohl war mein Freund noch so zurechnungsfähig, sich keine Möchtegern-Autorin mit 40 unveröffentlichten Kurzgeschichten über Berlin Mitte und einem ihres Erachtens bestsellerverdächtigen Romanfragment rausgesucht zu haben. Er hatte eine, wie sie sich später nannte, Kollegin von mir aufgetan, und ihre Bewunderin, sprich, eine Schriftstellerin mitsamt Privatgroupie. Das Privatgroupie soff die Spesen meines Freundes weg, und meine Kollegin machte das, was alle Kollegen tun, wenn sie nicht gerade auf meinen Verleger schimpfen, der im übrigen ein wunderbarer Verleger ist: Sie zog über den Betrieb her, den sie mit ihrem Debutband jetzt rocken würde. Hey, in Frankfurt ist sie auch, am Stand, gibt Interviews und so, und ich begann mich zu fragen, ob ich in den letzten Wochen was verpasst hatte, irgendwie kenne beruflich ich die meisten Verlagsprogramme, die Debutanten schaue ich mir meistens an, komisch das.
Sie macht Kuzgeschichten. Ah ja. Weil das die wahre Kunst ist, etwas zu sagen, ohne es zu schreiben, und das in so knapper Form, dass die Geschichte einen Roman enthält, und das ist das Leben. Darauf kommt es an. Ah ja, sagte ich und dachte mir, hey, die muss heute eine ganze Radisch gesfrühstückt haben, oder zumindest einen ergrauten Lietraturprof.
Und wenn das jetzt erst mal in den nächsten Tagen kommt, bewirbt sie sich damit auf Stipendien, und ich fragte sie ganz unschuldig, wie denn da die Unterstützung vom Verlag ist, weil, soweit mir bekannt, dessen Netzwerk da wohl ziemlich wichtig ist, aber sie meinte, das braucht sie nicht. Dazu ist der Verlag nicht da, der soll das Buch machen, Rest macht sie, das will sie so und nicht anders, deshalb hat sie auch gar nicht lang gesucht sondern ist gleich zu BoD (book on Demand).
Ich schaute meinen Freund an, aber der schaute nur sein Glas an. Das 5. oder 6. Bier, da wird einem so ziemlich alles egal, vermutlich, aber sie plapperte schon weiter, dass das mit der Pressearbeit auch locker allein geht, sie kennt ja so viele Leute hier in Berlin, die sind alle schon ganz gespannt auf das Buch, und dann drehte sie Richtung Inhaltsangabe und präsentiert mir tiefgehendes Gedankenwerk hinter ihren Geschichten, irgendwo zwischen von Kürthy, SATC und Judith Hermann angesiedelt, aber eben alles zusammen und doch weitaus mehr. Ich machte ein paar leicht sarkastische Bemerkungen, und sie ging über mit dem Zartgefühl eines Abrahm-Panzers darüber hinweg.
Wie sieht das eigentlich mit den Vorbestellern in den Buchhandlungen aus, versuchte ich es nochmal. Irgenwo musste da doch ein Stecker sein, irgendwas, das so einen minimalen Zweifel erweckte...
Das wird schon, meinte sie mit dem Selbstbewusstsein eines zugekoksten Art Directors, weil ja inzwischen BoD von den Händlern zurückgeschickt werden kann, dann nehmen die das auch.
Irgendwie muss mir heute ganz mieses Karma aus den Knopflöchern gespritzt sein, denn sie stand ziemlich unvermittelt auf und verkündete, dass sie jetzt ginge, und ob die anderen noch mitkommen. Mein Freund rappelte sich auf, meinte was, dass wir morgen, ne heute nochmal telefonieren, und übersah meinen fragenden Blick. Ab nach draussen, sie Richtung Hotel, ich Richtung nach Hause. Allein. In dieser bitterkalten Frühwinternacht.
Das kann ja heiter werden, in Frankfurt.
donalphons, 07:01h
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Donnerstag, 23. September 2004
Real Life 22.0904 - Ich bin pünktlich.
Pünktlichkeit ist die elementare Höflichkeit des Gastes. Ohne Höflichkeit keine Freundschaft, sagt Castiglione, aber den hat hier wohl kaum einer gelesen. In den 19. Stock geht es mit einer sehr schönen Frau, nach Massstäben eines BWL-Studenten. Sie trägt ein dunkles Kostüm, hat eine Perlenkette um das Handgelenk geschlungen und eine unpassende Digitaluhr darunter. Ich hätte es eigentlich wissen müssen wegen der Uhr, aber die paar Sekunden hatte ich irgendwie so eine Hoffnung. Sie klingt sehr nett, wie jemand, die man küssen kann, im Aufzug nachher auf dem Weg nach unten. Jedenfalls merke ich oben, als ich ihr den Vortritt lassen will, dass man sie als Liftgirl missbraucht, für das Management-Volk des Lügenhauses, in dem ich bin.
Ich trete nach draussen, gehe zur Garderobe und lege ab. Ich trage einen schmalen, schwarzschlammgrünen Anzug und Krawatte von Armani. Es ist 19.29 Uhr, und die Räume sind fast leer. Ich finde das sehr unangenehm, denn es zeigt, dass die Gäste wenig mit den Idealen anfangen können, um die es hier heute Abend geht. Ideale deshalb, weil das Produkt garantiert nicht die Kosten dieses Abends einspielen wird, was ihm etwas wunderbar Antiquiertes verleiht. Es ist fast wie eine Erinnerung an die Ära der Dotcoms.
Ich treffe Frau S. aus meiner Heimat. Ich sage ihr, dass ich von diesem Haus wenig bis gar nichts halte. Sie stellt mich trotzdem K. vor, der hier das aktzeptablere Produkt leitet. Der von der Gossenabteilung ist auch da, wie befürchtet. Wir reden über Blogs und Transatlantisches und über Zürich, wo angeblich inzwischen fast jeder Deutsche ist, wie auch in Berlin, nur ich nicht, denn ich bin in beiden Orten. Dann hält er eine Ansprache, in der es vor allem um die Probleme des Verlagshauses mit seinem Produkt geht.
Ich meine, das ist wirklich nicht wichtig. Es ist Abend, und ich habe genug von Wirtschaft und Geld gehört. Geld ist sowieso peinlich, weil im Moment kaum jemand was hat und man sich schon fast schämen muss, wenn man einer geregelten Arbeit nachgeht, die auch noch Spass macht, während die schönen Frauen hässliche mittelalte Managertypen im Lift kutschieren müssen, statt mit mir zu plaudern, und alles nur wegen Geld, ich kann es nicht mehr hören. Dann kommen der Chefredakteur und der Herausgeber und sagen wenig Zusammenhängendes, wie immer eigentlich. Beim Ernst-Jünger-Zitat grinsen die Manager des Hauses, ist ihre Magenlektüre jeden Morgen. Sie mögen Jünger. Ich kann ihn nicht leiden, ich denke, er muss gerochen haben wie eine Schützengrabenlatrine, und seine Texte sind eigentlich nur für den Wandkalender badischer Bauern gut. Über das Produkt selbst haben sie eigentlich nichts gesagt. Aber das wird gerade verteilt, in zu geringen Stückzahlen natürlich.
Dann wird das Buffet eröffnet. Ich gehe herum, und schaue mir die nachgemachten Antiquitäten an. Die Teppiche sind, wenn man genau hinschaut, verschlissen und abgetreten, die Club Chairs sehen aus, als hätte man sie in der britischen Botschaft in Nairobi Anfang der 60er jahre ausgemustert. Metallvasen sind nur vesilbert und verbeult. Das Holz ist entweder Zirbelstübchen oder reichskanzleibraun. Ich setze mich auf einen Chair, bei dem ich einen guten Blick auf den Rücken von E. habe.
Im Produkt ist auch eine Geschichte von E.. Ich finde, E. sollte mehr Geschichten schreiben, und zwar in dem schwarzen Top, in dem ihr Rücken mit den beiden Leberflecken so gut zur Geltung kommt. Wenn E. nicht die ganze Zeit in Bangkok wäre, sondern hier mehr schreiben würde, hätten wir uns die ganzen schlechten Popliteraten sparen können. E. ist eine Frau, die alle lieben würden, glaube ich. Doch, ja. E. raucht, wie C., Salem-Zigaretten, und ich könnte sie mir gut in der Halle unseres Hauses in Bayern vorstellen, unter den Kronleuchtern, die nicht so billiges neues Zeug sind wie die Pressglasdinger hier oben. Ich mein, wenn es schon billig sein soll, aber egal, da sag ich woanders was dazu.
Ungefragt setzt sich mittleres Management zu mir. Die Teller sind mit Fleisch überfüllt, vor allem mit Riesengarnelen, die sie zu Hause nie bekommen, nur wenn sie schnell eine Garnelen-TK-Pizza schaufeln, und dazu Boeuf, und die Sauce schwappt in die Garnelen. Einer stellt seinen Teller auf das Produkt. Ich bin der höflichste Mensch von der Welt, aber hier geht es nicht anders. Ich sage Pardon und ziehe das Produkt unter seinem Teller weg. Er sagt Äh, und beginnt, die Garnelen zwei Handbreit über dem Teller in seinen Mund zu stopfen. Dabei redet er mit den anderen über Marktentwicklung für das Gossenpapier des Hauses. Ich blicke demonstrativ zum Fenster hinaus. Nach einer Weile wird es zu unangenehm. Als ich aufstehe, sehe ich, dass mindestens drei von ihnen Rolex-Uhren tragen.

In der Ecke sitzt der älteste Autor des Produkts und hat niemand zum reden. Ein Fossil, werden die Manager des Hauses denken, und würden lieber mit dem D. reden, der übrigens das Bildblog hasst. Ich hoffe, dass die ihm die Pomade vom Kopf pusten, und bringe später C. die Bücher, die die Post nicht zu ihm nach Nepal bringen wollte, und dann noch eines für I. I. ist sich sicher, dass SD in Wirklichkeit J. ist, oder J. zumindest ganz tief mit drin steckt. Ich habe beim Verlag von SD angerufen, und ein Interview wurde mir verwehrt. Wahrscheinlich haben sie Angst vor dem Skandal. J. ist nicht gekommen, sonst hätten wir ihn fragen können.
Langsam verschwinden die Manager des Lügenhauses, die müssen ja auch zu geregelten Zeiten arbeiten gehen. Die Räume werden leer. Es bleibt das Destilat der Freigeister, der Kreativen und Arbeitslosen. Es wird Zeit für die Afterpartyparty in einem Club, der woanders ist.
E. kommt und sagt, dass ich auch noch mitkomme. Aber als ich im Auto sitze, bin ich schon etwas müde, und an der Location laufe ich erst mal vorbei, weil sie gut versteckt ist. Angeblich nobel. Ich bin schon ziemlich weit weg, als zwei Paare rauskommen, das Produkt unter dem Arm, und sich laut anschreien. Ich denke, dass es dort unten nicht wirklich angenehm ist, dass ich eine Kanne Tee brauche, und so verpasse ich das, was man bei Jens Thiel lesen kann. Er hat leider nichts über den Rücken von E. zu berichten, aber ich finde, er sollte doch schreiben. Unbedingt. Und auf die Bedenken pfeifen.
Danach bin ich zu Hause und stelle nicht ohne Ironie fest, dass ich aus genau dem Silbergeschirr Tee trinke, dessen Benutzung K. in seiner Ansprache C. unterstellt hat. Tee und Silber sind exquisit, wie auch Produkt. Aber die Kritiker werden es hassen.
Edit: "Was das Heft geistig zusammenhält, ist allein die Eitelkeit, die wir alle besitzen, die hier aber dem Leser in ungewohnter Radikalität entgegentritt." resumiert der Tagesspiegel, dessen Autor allen Ernstes von einem "popliterarischen Quartett" in Bezug auf Tristesse Royal phantasiert. Damals sassen allerdings 5 Herren im Adlon, nicht 4.
Der Freund von Herrn Kracht, Dr. Nickel und Frau Obladen und leider auch Springer ist übrigens hier erhältlich.
Ich trete nach draussen, gehe zur Garderobe und lege ab. Ich trage einen schmalen, schwarzschlammgrünen Anzug und Krawatte von Armani. Es ist 19.29 Uhr, und die Räume sind fast leer. Ich finde das sehr unangenehm, denn es zeigt, dass die Gäste wenig mit den Idealen anfangen können, um die es hier heute Abend geht. Ideale deshalb, weil das Produkt garantiert nicht die Kosten dieses Abends einspielen wird, was ihm etwas wunderbar Antiquiertes verleiht. Es ist fast wie eine Erinnerung an die Ära der Dotcoms.
Ich treffe Frau S. aus meiner Heimat. Ich sage ihr, dass ich von diesem Haus wenig bis gar nichts halte. Sie stellt mich trotzdem K. vor, der hier das aktzeptablere Produkt leitet. Der von der Gossenabteilung ist auch da, wie befürchtet. Wir reden über Blogs und Transatlantisches und über Zürich, wo angeblich inzwischen fast jeder Deutsche ist, wie auch in Berlin, nur ich nicht, denn ich bin in beiden Orten. Dann hält er eine Ansprache, in der es vor allem um die Probleme des Verlagshauses mit seinem Produkt geht.
Ich meine, das ist wirklich nicht wichtig. Es ist Abend, und ich habe genug von Wirtschaft und Geld gehört. Geld ist sowieso peinlich, weil im Moment kaum jemand was hat und man sich schon fast schämen muss, wenn man einer geregelten Arbeit nachgeht, die auch noch Spass macht, während die schönen Frauen hässliche mittelalte Managertypen im Lift kutschieren müssen, statt mit mir zu plaudern, und alles nur wegen Geld, ich kann es nicht mehr hören. Dann kommen der Chefredakteur und der Herausgeber und sagen wenig Zusammenhängendes, wie immer eigentlich. Beim Ernst-Jünger-Zitat grinsen die Manager des Hauses, ist ihre Magenlektüre jeden Morgen. Sie mögen Jünger. Ich kann ihn nicht leiden, ich denke, er muss gerochen haben wie eine Schützengrabenlatrine, und seine Texte sind eigentlich nur für den Wandkalender badischer Bauern gut. Über das Produkt selbst haben sie eigentlich nichts gesagt. Aber das wird gerade verteilt, in zu geringen Stückzahlen natürlich.
Dann wird das Buffet eröffnet. Ich gehe herum, und schaue mir die nachgemachten Antiquitäten an. Die Teppiche sind, wenn man genau hinschaut, verschlissen und abgetreten, die Club Chairs sehen aus, als hätte man sie in der britischen Botschaft in Nairobi Anfang der 60er jahre ausgemustert. Metallvasen sind nur vesilbert und verbeult. Das Holz ist entweder Zirbelstübchen oder reichskanzleibraun. Ich setze mich auf einen Chair, bei dem ich einen guten Blick auf den Rücken von E. habe.
Im Produkt ist auch eine Geschichte von E.. Ich finde, E. sollte mehr Geschichten schreiben, und zwar in dem schwarzen Top, in dem ihr Rücken mit den beiden Leberflecken so gut zur Geltung kommt. Wenn E. nicht die ganze Zeit in Bangkok wäre, sondern hier mehr schreiben würde, hätten wir uns die ganzen schlechten Popliteraten sparen können. E. ist eine Frau, die alle lieben würden, glaube ich. Doch, ja. E. raucht, wie C., Salem-Zigaretten, und ich könnte sie mir gut in der Halle unseres Hauses in Bayern vorstellen, unter den Kronleuchtern, die nicht so billiges neues Zeug sind wie die Pressglasdinger hier oben. Ich mein, wenn es schon billig sein soll, aber egal, da sag ich woanders was dazu.
Ungefragt setzt sich mittleres Management zu mir. Die Teller sind mit Fleisch überfüllt, vor allem mit Riesengarnelen, die sie zu Hause nie bekommen, nur wenn sie schnell eine Garnelen-TK-Pizza schaufeln, und dazu Boeuf, und die Sauce schwappt in die Garnelen. Einer stellt seinen Teller auf das Produkt. Ich bin der höflichste Mensch von der Welt, aber hier geht es nicht anders. Ich sage Pardon und ziehe das Produkt unter seinem Teller weg. Er sagt Äh, und beginnt, die Garnelen zwei Handbreit über dem Teller in seinen Mund zu stopfen. Dabei redet er mit den anderen über Marktentwicklung für das Gossenpapier des Hauses. Ich blicke demonstrativ zum Fenster hinaus. Nach einer Weile wird es zu unangenehm. Als ich aufstehe, sehe ich, dass mindestens drei von ihnen Rolex-Uhren tragen.

In der Ecke sitzt der älteste Autor des Produkts und hat niemand zum reden. Ein Fossil, werden die Manager des Hauses denken, und würden lieber mit dem D. reden, der übrigens das Bildblog hasst. Ich hoffe, dass die ihm die Pomade vom Kopf pusten, und bringe später C. die Bücher, die die Post nicht zu ihm nach Nepal bringen wollte, und dann noch eines für I. I. ist sich sicher, dass SD in Wirklichkeit J. ist, oder J. zumindest ganz tief mit drin steckt. Ich habe beim Verlag von SD angerufen, und ein Interview wurde mir verwehrt. Wahrscheinlich haben sie Angst vor dem Skandal. J. ist nicht gekommen, sonst hätten wir ihn fragen können.
Langsam verschwinden die Manager des Lügenhauses, die müssen ja auch zu geregelten Zeiten arbeiten gehen. Die Räume werden leer. Es bleibt das Destilat der Freigeister, der Kreativen und Arbeitslosen. Es wird Zeit für die Afterpartyparty in einem Club, der woanders ist.
E. kommt und sagt, dass ich auch noch mitkomme. Aber als ich im Auto sitze, bin ich schon etwas müde, und an der Location laufe ich erst mal vorbei, weil sie gut versteckt ist. Angeblich nobel. Ich bin schon ziemlich weit weg, als zwei Paare rauskommen, das Produkt unter dem Arm, und sich laut anschreien. Ich denke, dass es dort unten nicht wirklich angenehm ist, dass ich eine Kanne Tee brauche, und so verpasse ich das, was man bei Jens Thiel lesen kann. Er hat leider nichts über den Rücken von E. zu berichten, aber ich finde, er sollte doch schreiben. Unbedingt. Und auf die Bedenken pfeifen.
Danach bin ich zu Hause und stelle nicht ohne Ironie fest, dass ich aus genau dem Silbergeschirr Tee trinke, dessen Benutzung K. in seiner Ansprache C. unterstellt hat. Tee und Silber sind exquisit, wie auch Produkt. Aber die Kritiker werden es hassen.
Edit: "Was das Heft geistig zusammenhält, ist allein die Eitelkeit, die wir alle besitzen, die hier aber dem Leser in ungewohnter Radikalität entgegentritt." resumiert der Tagesspiegel, dessen Autor allen Ernstes von einem "popliterarischen Quartett" in Bezug auf Tristesse Royal phantasiert. Damals sassen allerdings 5 Herren im Adlon, nicht 4.
Der Freund von Herrn Kracht, Dr. Nickel und Frau Obladen und leider auch Springer ist übrigens hier erhältlich.
donalphons, 21:33h
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