: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Ein <3 für Norddeutsche

Ich weiss nicht, ob Niedersachsen so etwas wie einen Claim hat; ein Land im Osten etwa nennt sich peinlicherweise Land der Frühaufsteher. Aber falls es keinen Claim hat, würde ich einen vorschlagen:

Niedersachsen: wie Bayern unter Strauss und Streibl, nur ärmer und ohne Berge.

In sofern ist es dann eigentlich schon wieder passend, dass neben der politischen Kultur auch der Atommüll dieser Zeit dorthin geht.

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Montag, 19. Dezember 2011

7 mal Urlaub bei Freunden

Wahrscheinlich hören wir in der kommenden Woche, dass Herr Wulff nur deshalb immer zu seinen reichen Freunden in Urlaub gefahren ist, weil er seine armen Freunde nicht belasten wollte, und bei dem Stress seiner Dienstes an Partei und Vaterland die Bucherei von Reisen immer nie rechtzeitig geklappt hat.

Ausserdem sei dies ein freies Land, und es könnte sich doch jeder reiche Freunde suchen und sich von denen einladen lassen, man verstehe gar nicht, was das eigentlich soll.

Das macht doch jeder so, oder?

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Sonntag, 11. Dezember 2011

Die alte Schule

Die alte Schule von Bologna ist seit 12 Tagen unterwegs, und mittlerweile erreichen wir Zeitspannen, die in jener Epoche als schnell gegolten hätten. 50 Kilometer am Tag waren damals durchaus möglich, und so weit weg ist Belgien nun auch nicht. Aber heute dauert es eben. Ich bin gespannt, ob es in einem Stück ankommt. Solange kann ich aber nichts von dem tun, was ich eigentlich dieses Wochenende tun wollte. Zum Glück gibt es als Alternative auch noch die alte Schule des Dezembers in dieser Region, auch wenn hier sonst nichts mehr so ist wie früher.



Der Vorschlag, den man hier zur Gewinnung von Zweigen zu hören bekommt, lautet: Einen Baum kaufen und entzweigen. Allerdings war es hier früher so, dass jemand mit Jagd einfach ein paar Bäume mitbrachte. Nun sind Jagdpächter eigentlich nur befugt, Tiere darnieder zu fällen, und nicht Bäume, aber daran hat sich früher einfach keiner gehalten, und man griff eben zur Säge, statt zur Büchse. Heute hält man Bäume in Kübeln, die hereingeholt werden, und die Äste, die man für das Abdecken der Pflanzen braucht, holt man immer noch im Wald.



Eine Art letzte Referenz vor den Zeiten, da man nicht kaufte, sondern nahm, selbst wenn dem Nehmen hier nichts entgegen steht. Es ist ja nur Abfall, den man mitnimmt, wo die Stämme an der Strasse geschlichtet sind: Da muss man rein in den Wald.











Und wenn das alles vorbei ist und der Frühling naht, geht es in den Kachelofen. Einen Baum kaufen und dann entasten und das am Ende vielleicht auch noch wegwerfen - niemals. Wenn das die neue Schule ist, bleiben wir bei der alten.

Ausserdem war es eine nette Wanderung.

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Dienstag, 6. Dezember 2011

Und nun zu Euch, liebe Piraten.

(Statt Tage des Rodels aufgrund von zu wenig Schnee Tage des Rants.)

Und ich meine Piraten. Nicht das übliche Problem aller neugegründeten Parteien, dass sofort alle möglichen Partikularinteressen dort andocken. Das Problem kennt man von den Rechten, wo die Nazis einlaufen, aber Totalitarismus ist ja keine rechte Denke, das gibt es links mit dem Stalinismus, in Grün mit PETA und in der Mitte mit den Chicago Boys.



Ihr, die Ihr ja so viel von Schiffs- und Freibeuterwortspielen haltet. Ihr seid ein kleiner Haufen, schlecht organisiert, teilweise reichlich inkompetent und schon frühzeitig durch nicht ideales Personal geplagprägt. Das finde ich noch relativ in Ordnung, es dauert etwas, bis man begriffen hat, was gut ist und was schwerstens schadet. Mit wem man spricht und wann man besser doch das blöde Maul hält. Kann ja alles mal passieren, nimmt keiner krumm, das alles kommt schon in die Bahnen, dann passt es. Und vielleicht werden dann auch mehr Leute dazustossen, die auch wissen, was sie tun.

Generell fände ich ja eine Partei gut, die ein paar Kernpunkte hat, für die sie sich gnadenlos einsetzt. So wie der Pirat halt Schiffe kapert und zuerst mal nicht zwingend Lampenschirme herstellt. Das kann er immer noch machen. Was aber völlig bescheuert ist, ist die Idee, ein paar Lampenschirmmacher nicht nur an Bord zu haben, sondern sie auch glich noch zu bestimmen lassen, dass der Pirat neben dem Schiffe kapern daraus die Pflicht hat, auch noch ganz bestimmte Lampenschirme zu fertigen. Dafür braucht man eigentlich keine Piraten, würde ich meinen.



Ich kann mir noch irgendwie vorstellen, dass man beim bedingungslosen Grundeinkommen sowas wie Substanz in die Forderung bekommt. Ob die dann den eigentlichen Zielen noch zuträglich sind, steht auf einem anderen Blatt. Aber vielleicht findet man ja in Gespächen ein paar kluge Ideen. Und ein paar Volkswirtschaftler, die sich mit Modellen auskennen und sowas auch mal durchrechnen können. Da ist nicht zwingend aller Tage Abend, selbst wenn es schon ziemlich weit weg ist von einer digitalen Bürgerrechtspartei, die sich effektiv gegen Benachteiligung im Internet wehrt. Mag der BGE-Extremist auch kotzen, wenn das in die "Gremien" geht und er nicht auch gleich noch 100% Erbschaftssteuer durchsetzen kann: Das haut zumindest nicht gleich jedem Andersdenkenden in einem ganz zentralen Punkt des allgemeinen Gesellschaftsverständnisses die Tür ins Gesicht.

So wie zwei andere Punkte, die ich persönlich als Unterwanderung der Deppen auf Deck durch kleine Extremistengruppen sehe: Equalismus und Drogen. Oh, nichts gegen Gleichberechtigung. Aber das ist etwas anderes als die Ideologie der Zwangsgleichstellung, die sich mit Equalismus verbindet. Da haben die Piraten das Pech, eine kleine Sekte von InternetspinnerInnen an Bord gezogen zu haben, die im Spannungsfeld zwischen geringem Frauenanteil und ihren Extrempositionen die ganze Flanke aufrollen. Ich denke, man wählt gerne Utopisten und Weltverbesserer. Aber nicht Seilschaften, die bei den Piraten sind, weil sie woanders keine Chance hätten. Und zwar nicht, weil die anderen Parteien frauenfeindlich sind. Sondern weil da schon Frauen sind, die sich ihre Strategien nicht durch die Gendernervtröten aus dem Netz, wo jede_r fast ungestraft auch den grössten Schmarrn verbreiten kann, kaputt machen lassen will. Weil diese Positionen mit diesem Personal noch nicht mal in jenen Kreisen vertretbar sind, die man so landläufig als feminsitisch bezeichnet. Ich kenne da ein paar: Die haben wenig schmeichelhafte Worte für den Equalismus, der als Piratenideologie installiert werden soll.



Und dann die Sache mit den Drogen, die einerseits mit Equalismus sehr stimmig ist, andererseits: Schon klar, dass wir hier nicht über eine Flasche Rum reden? Und dass "Bürgerrechte" irgendwo auch "Bürgerpflichten" nach sich ziehen? Drogen neigen dazu, Menschen süchtig zu machen, mit entsprechenden Folgekosten, die durch das BGE nicht abgedeckt werden - selbst wenn man mit H vielleicht anfangen sollte, den Equalismusscheiss zu verstehen.Klar, die Hanfrebellen wurden bei anderen Parteien nicht glücklich, und jetzt sind sie bei Euch: Glückwunsch! Jeder, der das Vergnügen hat, in der Nähe einer Disco zu wohnen, weiss leider auch, dass Drogenkonsum bis runter zum Alkohol die Welt nicht schöner macht. Die freiheitlichen Drogenfreunde sind gerne eingeladen, ihre Theorien zu diesem Thema bei uns in der Altstadt Nachts um 4 den Marodeuren zu erklären, oder den Drogenhändlern. Aus dem Recht auf Genuss leitet sich noch lange nicht das Recht ab, mir vor die Haustür zu kotzen. Oder als Wrack die Allgemeinheit für den Zustand und die Folgen bezahlen zu lassen.

Und das sind so Punkte, da werden die Piraten wie die CSU: Die könnte ich wegen einiger Punkte natürlich auch wählen. So wie ich die Bewahrung der Heimat wichtig finde, finde ich auch die Freiheit im Netz wichtig. Aber dazu brauche ich weder die Cliquenwirtschaft bayerischer Bonzen und arbeitsscheuer Berliner zur Ausbeutung der Gesellschaft, ich brauche als Ausdruck dieser Haltung weder Koks noch Bierzelte, und ich brauche auch keine Ideologie, um passende Weltbilder den Menschen aufzuzwingen: Der Volksfestnazi, für den jeder Ausländer qua Existenz und Herkunft ein potenzieller Krimineller ist, denkt genauso kurz wie die Gendertröte, für die jeder Mann für den jeder Mann qua Existenz und Herkunft ein Unterdrücker ist.



Nichts, wie gesagt, gegen den Kern. Aber an den Flügeln marschiert genau das intolerante und selbstbereichernde Zeug durch, das viel schlimmer ist, als die Frage von wer mit wem schläft und dafür welchen Posten und Antrag machen darf. Dass man das Zeug irgendwie über den Freiheitsbegriff herleiten kann - geschenkt. In Bayern sind auch Leute rumgelaufen, die Atomkraft als Umweltrettung bezeichnet haben. Es gibt eigentlich nur einen Begriff, der sich wirklich aus Freiheit ableitet, und das ist

DIE VERANTWORTUNG.

Und da sehe ich bei den Piratenforderungen jetzt nicht wirklich viel.

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Sonntag, 4. Dezember 2011

Inne Fresse

Wie viele vermutlich schon wissen, hat sich nach dem grünparteilichen Wurmfortsatz der Digitalen Gesellschaft nun auch eine Art Internetgruppierung an den Sozialdemokraten furunkelt, deren Parteimitglied ich bin. Das ist nach dem Erfolg der Piraten sicher kein Zufall; alle anderen Parteien suchen derweil händeringend nach irgendwelchen Umarmungsstrategien, und da laufen ihnen halt die in die Arme, die sowieso gern irgendwo umarmt werden möchten. Systemlinge in Richtung der Parteien, die darauf hoffen dürfen, eine neue politische Ecke zu besetzen, Deckmäntelchen für das Netz, und sicher auch bald auf dem einen oder anderen bezahlten Podium. Netzwerken in eigener Sache. Bei den Sozis heisst das D64, und es sind die üblichen Verdächtigen, falls sich noch jemand an den zurückgetretenen "Internetbeirat" und dessen auch ökonomisch interessiertes Umfeld erinnert. Und natürlich wahrt man eine Scheindistanz zur Partei, die ihre eigenen, langjährigen Mitglieder wie mich tierisch ankotzt.

Nach meiner bescheidenen Meinung als "einfaches Parteimitglied" (noch einfacher als der Namenserfinder Jörg Haider) ist es vollkommen unmöglich, dieser Partei von Aussen so etwas wie ein taugliches Netzprofil zu geben. Versucht wurde es schon oft, und die Ergebnisse - nun, ich war mal mit Schäfer-Gümbel auf einem Podium, da konnte ich nur den Kopf schptteln angesichts der inhaltelosen Technikhuberei. Ja Twitter, aber Grundrechte naja da muss man mal in die Gremien. Das ist schon die verständigere Ecke dieser Partei. Allenfalls sehe ich Möglichkeiten, der Partei irgendwelche später verzichtbare Verhandlungsmasse aufzuschwatzen, wenn die nächste grosse Koalition kommt. Aber wer diese Partei und ihre Strukturen kennt, macht sich darüber vermutlich wenig Illusionen: Die Partei hat keine Anknüpfungspunkte für ein wie auch immer geartetes Netzprofil. Sie wird nie in der Lage sein, auch nur ansatzweise mit den Piraten zu konkurrieren.

Aber es wird fraglos ein lauschiges Plätzchen für die Beteiligten. Die Politik mit ihren Stiftungen und Arbeitskreisen ist voll davon, jetzt ist da eben noch einer, aber die echte politische Arbeit sieht ein wenig anders aus, gerade bei einer Fussgängerzonenprospektpartei wie der SPD. Die einzigen Profiteure sind auch diesmal wieder die Piraten, denen eine Unterwanderung durch alteingesessene Adabeis, Netzfilzokraten und Buffetschnorrer erspart bleibt. Ich würde auch mal vermuten, dass die bei D64 gehandelten Softiepuschen bei den doch eher etwas härter auftretenden Piraten wenig Chancen hätten (Und wer jetzt den Ex-FDP-Person Julia Schramm erwähnt: Ich glaube nicht, dass die noch lange bei den Piraten ubootet). Da sucht man sich eben andere Weidegründe.

Inzwischen bin ich durchaus der Meinung, dass es der SPD gar nicht schadet, wenn sie auf die harte Tour aus den Fehlern lernt und statt Pickel und Mitesser ein Bewusstsein entwickelt, oder eben absinkt und Spezialbereiche anderen überlassen muss. Das hat in München bei der Rosa Liste nicht geschadet, das wird ihr auch im Bund bei den Piraten nicht weh tun. Ich kann mir ohnehin nicht vorstellen, dass sie nach den Schilyjahren und deren Nachwirkungen viel reissen wird. Da wäre sehr, sehr viel noch aufzuarbeiten, da müsste die SPD in den Staub und Kreide fressen, und das wird sie nicht tun. Nur ein Lätzchen wie D64 umhängen, wenn sie den nächsten Grundrechteknochen abnagt, das würde zu ihr passen.

Das einzige Gute daran ist: Vor diesen dreckigen Sifflatz knallt man denen doch wirklich mit Vergnügen.

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Donnerstag, 24. November 2011

Andersrum wird ein Schuh zum Treten draus

Es ist nämlich a so in Bayern: Man hat hier nichts zu verschenken. Was zu verteilen war ist in kleiner werdendem Staat und Partei, ist bereits verteilt. Da könnte ja ein jeder kommen. Man muss schon die Liberalen an die Fleischtöpfe lassen. Der Söder hat sich positioniert, der Seehofer darf noch ein wenig. Alles passt, auch wenn nichts mehr wirklich passt. Was will da noch einer.



Weil das a so ist in Bayern, werde ich diesmal nicht grantig sein auf die CSU. Gott weiss, ich mag sie nicht, aber dieses eine Mal wird sie eine historische Mission haben. Ganz entscheidend an ihr wird es liegen, ob es eine weitere konservative Partei geben wird, oder nicht. Ich sage, sie werden einem Gefallenen, einem Lügner und Strafezahler ein Angebot machen, wie es immer gemacht wird: Friss oder stirb. Es wird gerade so gut sein, dass sie sich die Hände in Unschuld werden waschen können, wenn es nicht angenommen wird. Und sie werden deshalb treten können, falls es da welche wirklich wagen sollten, noch eine Konkurrenz zu machen. Weil dann geht es auch um die Ehre.



So eine hauseigene schwarze Gegnerschaft muss gar nicht schlimm sein, ganz im Gegenteil, da wird die CSU sicher welche los, die gar keinen Charme nicht haben und die Neuen beschweren werden. So die Neuen dann absaufen, bleibt mehr für die Treuen und Braven. Das wird Ansporn geben, und man darf die Partei nicht unterschätzen: Die Leute wählen nicht nur Gesichter in diesem Land, sondern Netzwerke. Was soll so ein Netzwerk mit Preissen, Hundsfotten der Wirtschaft und einem blöden Gschau vorn dran schon bewirken? Die Leute sind zwar dumm, aber nicht blöd. Und der Konservative mag Sicherheit, sonst könnte er ja gleich die Piraten wählen.



Da müsste man schon viel zusammenbringen, um gegen die CSU zu bestehen, und das wird nicht leicht, denn wer es wagt und verliert, ist fertig. Den lassen sie nicht mehr hoch kommen. Das ist gut für die Disziplin. Natürlich wird es unschön ah wos es wird gscheid greislich, wenn langjährige Freunde und Kupferstecher plötzlich Dolchstecher bei den anderen werden, und da ist auch immer die Angst, dass die vielleicht etwas zu viel über einen wissen. Man weiss es ja nicht. Aber wenn es so kommt, dann bleibt einem nur der Kampf. Und nichts ist brutaler als der Bruderkampf. Wer es in Bayern damit nicht schafft, schafft es auch im Rest nicht. Hier spielt die Musik.



Aber vielleicht traut sich auch keiner, die deutsche SVP/FPÖ/Lega Nord zu gründen, weil so eine Partei ja auch irgendwohin muss, auch als Bewegung, die man vermutlich macht, mit Orange wie der b'suffa Haider noamal. Und da ist auch nicht viel zu sehen, weil die Regierungsbeteiligung auch nicht weiter hilft in Zeiten wie diesen. Dann lassen sie es und sind sie alle Freunde und Bewahrer des Abendlandes. Aber irgendwie glaube ich auch, dass die Chancen gegen die CSU nie besser als im Moment sind. Und wer einmal ein aufgeblasener Gimpel ist, bleibt es auch. Und dann muss die CSU zeigen, ob sie es noch kann. Die kann ruhig was tun für ihr Geld. Da kann es nur Gewinner geben.

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Dienstag, 15. November 2011

Zu dieser Sache da.

Zu dieser.

Ich glaube, das Prinzip "Don't fuck in the company" war eine gute Idee, als in aller Regel ein Mann oben mit einer Frau weiter unten in der Hierarchie geschlafen hat. Gibt es heute, was man so hört, immer noch recht oft. Und ist auch nicht wirklich erbaulich, wenn "unten" dann auch nach "oben" kommen will, egal was andere vielleicht besser können und tun.

Aber in meinen Augen verliert dieses Prinzip in eher lockeren Bindungen und Anstellungsverhältnissen viel von seiner Richtigkeit. Gerade die Bloggerei ist doch ein Paradebeispiel dafür, wie hinterfotzigste Geschichten über Ecken und Banden gespielt werden, wo der eine Cretin halt ein geldgeiler Abzocker ist und dann für die moralische Komponente den bigotten Lügner vorschickt, wo die eine Hand die andere wäscht und jeder seine Claims unter sich und seinen Spezis aufteilt. Erinnert sich noch jemand an Adnation? Internet-Manifest? Digitale Gesellschaft? Twitter-Akademie? Cola WG? Düsseldorfer und Berliner Klüngel? Man muss nicht mit Leuten Sex haben, um fies zu sein. Für ein Auskommen als "Profiblogger" oder "Social Media Berater" tun manche erheblich mehr als eine nicht unpassende Chance nutzen, die de facto niemanden stören wird, wenn der Job gut gemacht wird.



Ich bin weit weg davon weg (Sozi, Grundeinkommenablehner, Parteimitspackenwieschrammundaaronkönigdooffinder), den Piraten politisch irgendwas zu schenken, aber hin und wieder komme ich auch dazu, Empfehlungen abzugeben. Mitunter werde ich gefragt, ob ich jemanden für den ein oder anderen Job kenne oder den ein oder anderen vermitteln kann. Das ist dann immer eine Frage des Vertrauens. Ich frage dann nie nach, ob da noch mehr als Freundschaft dahinter steckt; irgendwie möchte ich vertrauen können und glauben, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt ist. Und wenn da jemand mit jemand Sex hat? Auch egal. Das ist meines Erachtens Menschenrecht genauso wie die Diskretion darüber. Am Ende wird mir auch vertraut, also muss es gut sein. Und da passe ich dann schon auf. Wenn das Ergebnis stimmt, ist alles andere egal.

Erstaunlicherweise habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass, wenn wirklich mal Beziehungen im Spiel waren, die Betreffenden sich extra reingehängt haben. Damit genau nicht die Rede davon sein kann, dass es nur wegen der Beziehung ist. Ich denke, gerade bei Frauen gibt es einen ganz starken Trieb, nicht als dummes Hascherl dastehen zu wollen. Und bei meinen Freunden einen Trieb, alles bloss kein dummes Hascherl zu wollen. Mal ehrlich: Soll man nur noch mit unattraktiven Putzlumpen mit niedriger Intelligenz verkehren, damit man nur ja keinen klugen Menschen aus seinem Umfeld irgendwie fördert? Und wieso glauben die Menschen, dass in einer derartig übersexualisierten und bindungsprekären Welt wie der unseren so etwas Inflationäres wie Sex da eine grosse Rolle spielen würde?



Die andere Erfahrung ist, dass jenes Verhalten, das man gemeinhin bei Company-Sex fürchtet, auch prima ohne denselben praktiziert werden kann. Im Journalismus tun Menschen ganz schön üble Dinge für Vorteile, die draussen kein Mensch begreift. Wen interessiert schon die erste Seite? Wer hält den schäbigen, korrupten Luxus einer Mazda- oder Wasauchimmerfahrt, den man diesem Pack offeriert, für etwas Tolles? Eine bescheuerte, altbackene Langweilerkolumne mit Studienrathumor? Wer will ernsthaft seine Abende auf langen Nächten der Medien vergeuden? Aber dafür sind Leute bereit, viel zu tun. Das läuft dann natürlich diskret ab, hinterfotzig, idealerweise so, dass man sich auch nochmal treffen kann, aber dann halt mit aller gebotenen Vorsicht. Schein waren, auch wenn dahinter dann etwas ganz anderes ist als eie wie auch immer geartete Freundschaft.

Das Problem ist nicht die Beziehung an sich oder ihre Beschaffenheit, sondern wie sie die Arbeit tangiert. Wir leben im 21. Jahrhundert. Ich möchte gute Ergebnisse sehen, und keine Moral des 19. Jahrhunderts in der Hintertür. Wer das anders sieht, soll halt die Klugen und Guten meiden.

(Ich weiss schon, warum ich hier nichts Konkretes über meine Beziehungsstatute sage)

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Montag, 14. November 2011

Gesetze verschärfen jetzt!

Ich bin übrigens vollkommen und eindeutig für die knallharte Umsetzung von

- Vorratsdatenspeicherung
- Bundestrojaner
- erleichtere Hausdurchsuchungen
- Isolationshaft
- Sicherheitsverwahrung
- Grundrechtsanpassung

bei Verfassungsschützern aus Hessen und Thüringen.

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Freitag, 4. November 2011

Der Altherrenclub geht auf den Berg

Weil es unten trüb wird, über dem See und auch in manchen Hirnen. Ich mag das Netz gerne, aber andererseits bin ich auch ganz froh, dass ich mir mein tatsächliches Leben davon nicht sozial erobern lasse.



Ich gehe allein. Ich habe einen Stock dabei, denn ganz traue ich einem Kniegelenk noch nicht, das mit etwas Pech, mit mir dran, jetzt auch in einer Klinik sein könnte. Zum Glück haben drei Wochen Mocassintragen in Italien auch gereicht.



Einen Hut habe ich auch auf. Nicht wegen der Sonne, nur falls doch etwas sein sollte. Der Stock schützt das Bein, der Hut das Gesicht. Muss ja nicht jeder sehen, wie ich dann mit schmerzverzerrten Gesicht den Berg runterhumple. Oder bei einer Hütte verkrieche.



Oder was man sonst so bei einem Sehnenschaden am Berg macht. Am Berg, der mich lange höhnisch gerufen hat. Jetzt ist er dran, der Berg. Und weil es ja keiner sieht, wenn es weh tut, machen wir es auch gleich sportlich. Nicht am Mittag, wo es keine Rolle spielt, wie lang man braucht. Sondern wieder einen Wettlauf mit der Sonne.



Sie geht unter. Ich komme hoch. Idealerweise sollte es sich die Waage halten. Bei 1000 Höhenmetern ist ein Gatter. Bei 1000 Höhenmetern ist die Sonne noch da, und es hat noch nicht im Knie geknackt. An dieser Stelle fange ich an zu glauben, dass es der Altherrenclub schaffen wird. Nicht in Rekordzeit. Aber nicht langsamer als die Sonne.



Am Hohlweg über dem Abgrund sind ein paar Bäume aus dem Fels gebrochen, und haben Teile des Pfades mit hinunter gerissen. Überall Geröll und Brocken, und eine von Wurzeln durchdrungene Felswunde in der Vegetation. Einen Stein, nach Jahrmillionen zum ersten mal am Tageslicht, nehme ich mit.



Andere Steine bleiben da. Oben, am letzten Anstieg, der mir auf nicht gerade freundliche Weise in etwa die Grenzen des Wohlbehagens aufzeigt, haben Leute Steinmanderl errichtet. Es ist der richtige Weg, und vielleicht auch das richtige Verhalten: Langsam kommt man sicher auf den Berg. Man soll sich Zeit lassen, nichts überstürzen.



Und es ist hell, oben, zwischen den Bäümen, wölbt sich der blaue Himmel. Das letzte Stück ist hässlich, aber auch das letzte Stück, und hier gibt der Altherrenclub nicht mehr auf: Es geht voran. Schritt für Schritt. Keine Rekordzeit. Nicht mal eine gute Zeit. Aber angesichts der Realiäten eine akzeptable Zeit. Andere liegen in der Klinik. Nochmal andere sind tot. Und weitere sind einfach nur bescheuert. Ich komme oben an.



Mit Vorsprung, aber die Sonne will sich gerade hinter einer Wolkenwand vorzeitig wegschummeln. Langsam kommt man sicher auf den Berg, aber es muss jetzt sehr schnell gehen, denn es wird hier oben schnell windig und kalt. Und finster. Dunkel. Schwarz.



Grossbild

Drüben Richtung Benediktenwand, drei, vier Bergketten weiter, ist dann auch der Winter schon da. Und wird wohl nicht mehr gehen. Die Natur hat ihre Ruhe von den Menschen, monatelang wird sich kaum einer dort hinauf verirren, und ich selbst werde nur diesen Hügel hier hochklettern und runterrutschen - dass es geht, weiss ich jetzt.



Es wäre also gar nicht nötug gewesen, hier wie ein alter Mann bekleidet hochzusteigen. Na, frage ich den Berg. Aber der Berg mag gerade nicht mehr rufen, er tut so, als würde er mich nicht hören. Er macht es wieder, wenn ich unten bin, und irgendwann wird er rufen und ich werde nicht mehr antworten können, aber das dauert noch lange, da werden noch viele Wodkastöme durch Säufer fliessen.



Ich bleibe noch, solange es geht, runter geht es ja immer etwas schneller und den Weg kenne ich auswendig. Es reicht, wenn ich im letzten Licht ankomme, und im ersten Nebel, der sich aus dem Flachland langsam ins Tal über den See schiebt. Oben sieht man hunderte von Kilometern weit. Und dass man unten nicht besonders weit sieht.



Dann einigen sich Wolken und blauer Himmel auf ein Unentschieden, weiter kommt das schlechtere Wetter nicht aus dem Westen, der See ist die Grenze, und mit der Ahnung, dass auch morgen wieder alles gut sein wird, heisst es Abschied nehmen. Man soll es nicht übertreiben, morgen dann Arbeit und anderes, wir sehen uns wieder mit dem Rodel an der Leine.



Den Steilweg hinunter, nicht zu schnell, der ist gefährlich, und dann über die Waldautobahn zurück in die Finternis. Am Rand gefällte Bäume, im Winter wird man sie ins Tal schleifen und dabei auch gleich die Rodelbahn planieren.



Daheim dann: Tomatensuppe, Dusche, Tee, und zeitig zu Bett, so gegen 11 Uhr.



Und eine lange Nacht, in der kein Ruf des Berges an mein Ohr dringt.

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Dienstag, 27. September 2011

Nennt es doch gleich EVSV statt EFSF

EVSV stünde dann für Europäische Versicherung für Schweinebankensysteme und Volksverarschung.

Und wenn man schon dabei ist, den Irrsinn gleich noch einmal zu verdoppeln, oder genauer, doppelt so viele Schulden aufzunhemen, zu hebeln, wie ein Subprimeramschhändler, sollte man das Vehikel gleich mit zweierlei ausstatten: Notenpressen und grenzenloser Geldausschüttungsberechtigung. Dann kann man sich das scheibchenweise Lügen und Quälen auch ganz sparen - so diese neuen Ideen nicht ein Trick sind, um den kriminellen Akt der Eurobonds als kleineres Übel erscheinen zu lassen.

In der FAZ war übrigens ein Beitrag von zwei führenden Vorallembanksterwirtschaftvertretern, es doch staatlicherseits mit inflationsgeschützten Anleieh zu probieren: Die Banken bekämen dann ihr Geld, egal wie es ausgeht. Und die anderen würden es verlieren. Das ist zwar unterirdisch, aber ein Szenario, an das man denkt, in diesen Kreisen der Bankputschisten gegen die Staaten.

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